Mexiko verkauft sich teuer und scheitert doch verdient
Geduldiges Brasilien dankt Superstar Neymar
Bei Temperaturen um die 34 Grad Celsius in der Kosmos-Arena zu Samara begegneten sich im fünften Achtelfinale der Weltmeisterschaft 2018 Brasilien und Mexiko. Klar, dass die Seleçao dabei turmhoher Favorit war. Allerdings zauberten die Südamerikaner im futuristischen Stadion nicht groß auf - im Gegenteil: Gegen ein freches "El Tri" brauchten die Südamerikaner einen langen Atem, um zu einem 2:0 zu kommen.
Tite wollte es nach dem insgesamt souveränen 2:0 gegen Serbien, das gleichbedeutend mit dem Gruppensieg gewesen war, bei derselben Startelf belassen. Allerdings musste Brasiliens Trainer einmal umbauen: Filipe Luis startete anstelle von Außenverteidiger Marcelo (mit Hexenschuss nur auf der Bank).
Mexikos Coach Juan Carlos Osorio indes nahm im Vergleich zur klaren 0:3-Pleite gegen Schweden, die letztlich Rang eins in der "deutschen" Staffel bedeutet hatte, zwei Veränderungen vor: Ayala und Routinier Marquez, der bei seiner fünften WM-Teilnahme als Führungskraft gegen das Star-Ensemble der Brasilianer aufgeboten wurde, spielten für Layun (Bank) und Moreno (Gelb-Sperre).
Mexiko begehrt mächtig auf
Außerdem durfte direkt nach Spielbeginn festgestellt werden: Trainer Osorio hielt mit seinem Team, was er versprochen hatte. Denn Chicharito & Co. liefen die Brasilianer sehr früh an, zeigten sich gallig in den Zweikämpfen, spielten saubere wie raumgewinnende Zuspiele und kamen direkt in der 2. Minute zu einer Chance. Dort war allerdings Keeper Alisson sowie dessen Abwehr blockend zur Stelle (2.). Von der Seleçao sah man indes bis auf einen Distanzschuss von Neymar, den Schlussmann Ochoa sicher parierte, wenig nach vorn (6.).
Das Feuer von "El Tri" brachte Brasilien im Grunde erst ab der 25. Minute etwas zum Abkühlen - und erst, nachdem Herrera nochmals richtig Gefahr erzeugte (22.).
Neymar und Coutinho melden ihre Farben an
Mit fortschreitender Zeit allerdings stellte sich Mexiko tiefer auf - und überließ dem turmhohen Favoriten das Feld. Wohl auch, um selbst etwas die Kräfte zu schonen. Wenig verwunderlich nutzte dies die Seleçao aber zu einer ersten Sturm- und Drangphase: Neymar prüfte nach einem edlen Trickt Torwart Ochoa (25.), ehe Gabriel Jesus geblockt wurde (26.), Coutinho einen Distanzschuss drüberzog (26.), Alvarez in höchster Not gegen Neymar via Grätsche rettete (30.) und der Superstar von Paris Saint-Germain einen Freistoß aus weiter Entfernung übers Tor jagte (40.)
Die letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit plätscherten dann eher so vor sich hin. Mexiko stand defensiv sicher, Brasiliens Offensive begnügte sich mit dem 0:0 nach 45 Minuten.
Coutinho: Feuer frei!
Aus der Pause kam vor allem Coutinho mit frischem Elan: Der Mann vom FC Barcelona zog nach einer kurz ausgeführten Ecke meterweit nach innen, täuschte zweimal einen Schuss an, ehe der hammerharte Abschluss folgte. Doch abermals war der an diesem Tag höchst aufmerksame Ochoa auf dem Posten (48.). Auf der anderen Seite verzog indes Gallardo aus der Distanz nach einem sehenswerten Sprint (50.).
Neymar lauert, springt und drückt ihn rein
Eine Minute später war der brasilianische Bann schließlich gebrochen: Willian tankte sich aus dem Zentrum heraus links in den Sechzehner, ehe er die Kugel scharf nach innen spielte. Dort kam Keeper Ochoa nicht ran - und Neymar hechtete sich kurz vor der Torlinie in den Ball (51.). Der Jubel fiel einige Augenblicke ausgelassen aus. Allerdings stachelte er in Verbindung mit dem Rückstand auch Mexiko, das direkt aufs 1:1 abzielte, an. Trotz einiger vielversprechender Ansätze sprang dabei aber keine allzu gute Chance heraus.
Auf der gegenüberliegenden Seite ließ derweil Paulinho aus nächster Nähe das vorentscheidende 2:0 liegen - wieder parierte Ochoa dabei stark (59.). Somit lebte die Hoffnung von "El Tri" weiter: Vela prüfte Alisson aus der Distanz (61.), Trainer Osorio zog zwischenzeitlich mit Raul Jimenez (kam für Chicharito, 60.) bereits seinen dritten Joker - und Ochoa rettete in dieser Phase erneut bärenstark, dieses Mal gegen Willian (63.).
Joker Roberto Firmino setzt den Deckel drauf
Die Schlussphase brach an - unter anderem mit einer unübersichtlichen Situation, in der Layun Neymar an der Auslinie etwas auf dem Fuß stieg (71.). Der Superstar schrie im Anschluss lautstark auf - und Referee Gianluca Rocchi (Italien) regelte das Ganze ohne Verwarnung.
Sportlich ging es indes weiter mit teils verzweifelten Maßnahmen der Mexikaner, denen sichtlich die Kraft fehlte, um Brasilien doch noch gefährlich werden zu können. Die logische Folge war letztlich das 0:2, das den siebten WM-Viertelfinal-Einzug der Brasilianer in Folge unter Dach und Fach brachte: Neymar startete über links durch, blickte auf und fand mit seinem Querpass den mitspielenden Joker Roberto Firmino im Zentrum (88.).
Während die Seleçao weiter vom Titel träumen darf und in der Runde der letzten Acht am Freitag (20 Uhr) in Kasan auf Belgien oder Japan trifft, kam Mexiko nach 1950, 1954, 1962 und 2014 bereits im fünften WM-Duell mit Brasilien abermals nicht einmal zu einem eigenen Tor (0:4, 0:5, 0:2, 0:0, 0:2).
Quelle:
http://www.kicker.de/news/fussball/weltm...exiko.html