20.08.2023 - 09:26
WM Splitter :
Engländerin hat Sperre abgegessen - Bleibt die Spanierin Joker?
Tempo oder Technik? Der Final-Fokus liegt auf Salma und James
Zwei der talentiertesten jungen Fußballerinnen der Welt stehen im WM-Finale besonders im Fokus - vielleicht aber gar nicht in der Startelf.
Mit fairen Mitteln kaum zu verteidigen: Spaniens Salma Paralluelo (li.) und Englands Lauren James. imago images (2)
Sowohl die Engländerinnen als auch die Spanierinnen werden im WM-Finale auf eine Spielerin hoffen, die im Halbfinale gar nicht in der Startaufstellung stand.
England begrüßt Lauren James zurück, die im Achtelfinale gegen Nigeria für einen Tritt die Rote Karte gesehen hatte und seither gesperrt zuschauen musste. In Spanien erwartet man inzwischen Wunderdinge von Teenager Salma Paralluelo, die sich zur Super-Jokerin gemausert hat.
James: Fünf Torbeteiligungen in einem Spiel
Die 21 Jahre alte James hat sich durch ihren Blackout samt folgender Sperre wohl um ein statistisches Fabel-Turnier gebracht, allein beim 6:1-Sieg in der Gruppenphase gegen China traf die Angreiferin des FC Chelsea zweimal selbst und bereitete drei weitere Tore vor.
James, deren Bruder Reece die rechte Außenbahn bei Chelseas Männern beackert, kam im Turnierverlauf bisher hinter den Spitzen zum Einsatz und tat von dort aus eigentlich das, wonach ihr gerade war. Eine absolute Offensiv-Allrounderin, über die Bruder Reece behauptet: "Sie hat eine bessere Technik als so mancher Premier-League-Spieler."
Während James besonders durch ihre Ballfertigkeit überzeugen kann, stellt Barca-Angreiferin Salma ihre Gegnerinnen mit ihrer irrsinnigen Geschwindigkeit vor schier unlösbare Aufgaben. Die 19-Jährige war früher Leichtathletin - eine herausragende 400-Meter-Läuferin. "Wenn sie sich für die Leichtathletik entschieden hätte, wäre sie mit Sicherheit in ein Olympia-Finale gekommen", war sich ihr ehemaliger Trainer Felix Laguna im "The Athletic"-Interview sicher.
Ein Startelf-Einsatz könnte Salma weniger wirkungsvoll machen
Nun spielt Champions-League-Siegerin Salma aber nur noch Fußball, wurde mit der spanischen U 17 und U 20 bereits Weltmeister und hat - jeweils von der Bank - in Viertelfinale und Halbfinale beim aktuellen Turnier je einen wichtigen Treffer für die Spanierinnen erzielt.
Es ist - neben dem Abschluss, worin beide stark sind - vor allem eine besonders herausragende Fähigkeit, durch die zwei der spannendsten jungen Fußballerinnen derzeit das WM-Finale in Sydney am Sonntag (12 Uhr, LIVE! bei kicker) prägen und sogar entscheiden könnten. Weil sich das englische Team in den vergangenen Spielen aber immer mehr gefunden hat und Salmas Dynamik als Jokerin womöglich wertvoller ist als von Beginn an, könnten beide im wichtigsten aller Spiele erneut zuschauen müssen. Vorerst.
nba, dpa
Quelle
Claudia Neumann vor Finale
"Natürlich war das ein Schock"
Interview
Von
Noah Platschko
Kommentatorin und Expertin Claudia Neumann (Archivbild). (Quelle: Roland Krivec/DeFodi.eu)
Am Sonntag duellieren sich England und Spanien im rein europäischen Finale. Am Mikrofon wird dann ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann sitzen.
Aus Sydney berichtet Noah Platschko
Die Reisestrapazen sind auch an Claudia Neumann nicht spurlos vorbeigegangen. Von Australien nach Neuseeland, hin und her ging es für die Kommentatorin bei dieser Weltmeisterschaft, die was die Flugstrecken aller Beteiligten angeht, sicherlich keinen Preis für umweltfreundliche Zustände erhalten wird.
Rein sportlich gesehen wird diese Fußball-WM der Frauen allerdings als die wohl beste aller Zeiten in die Geschichte eingehen – trotz der großen vor Turnierbeginn geäußerten Skepsis, die Ausweitung auf 32 Mannschaften könnte dem spielerischen Niveau schaden.
Auch Claudia Neumann hatte diese Sorge zu Beginn. Sie musste allerdings feststellen, dass sich diese nicht bewahrheitete, sondern die vermeintlich kleinen Teams Paroli boten und als Top-Favoriten eingeschätzte Länder frühzeitig abreisen mussten. Ein Gespräch über aufmüpfige Außenseiter, die enttäuschende deutsche Mannschaft und eine eigenwillige Fehlerkultur.
t-online: Frau Neumann, England trifft im WM-Endspiel auf Spanien. Das in Ihren Augen logische Endspiel?
Claudia Neumann: Ob es DAS logische ist, weiß ich nicht. Aber es ist auf jeden Fall eines, das ich mir vor Turnierbeginn sehr gut hätte vorstellen können. Was Spanien am Ball kann, ist bekannt. England kennen wir auch noch gut von der EM. Da ist Sarina Wiegman ein ganz entscheidender Faktor. Für mich ist sie die beste Trainerin der Welt. Was sie mit ihrem Team erreicht hat, trotz der verletzungsbedingten Ausfälle während, aber vor allem vor der WM, das war und ist außergewöhnlich. Sie scheint – von außen betrachtet – das ideale Paket in Bezug auf Methodik und Didaktik mitzubringen.
Cheftrainerin von Englands Fußballerinnen: Sarina Wiegman. (Quelle: Dan Himbrechts/AAP/dpa/dpa-bilder)
Für Sie wird es am Sonntag das zweite WM-Finale, das Sie kommentieren. Wie groß ist die Vorfreude?
Für mich ist es und wird es ein Fußballspiel wie jedes andere auch – außer, dass der Rahmen natürlich ein deutlich größerer und festlicher ist. Ich freue mich riesig auf das Finale, aber handhabe es wie immer: Wir Kommentatorinnen und Kommentatoren sind Beiwerk. Im Kern geht es um die Teams auf dem Platz, die sich auf das Spiel ihres Lebens freuen.
Nach Ihrem letzten Endspiel, das Champions-League-Finale der Männer zwischen Manchester City und Inter Mailand, prasselte viel Kritik auf sie ein. Beschäftigt Sie dieses Thema noch?
Nein. Für mich ist das ohnehin ein vom Sport loszulösendes Thema unserer Gesellschaft, was ich an dieser Stelle allerdings nicht weiter besprechen möchte. Zu all den klassischen Impulsen, die nach so einem Spiel kommen, beziehe ich seit vielen Jahren Stellung, quasi in einer Dauerschleife. An dieser Stelle ist jeder weitere Kommentar sinnlos, denn es geht um eine ganz andere gesellschaftliche Dimension, die ich an anderer Stelle gerne wieder aufgreife.
Kommen wir zurück zur Weltmeisterschaft: Wie wichtig war es für dieses Turnier, dass der Gastgeber so weit gekommen ist?
Es war ein absolutes Highlight, die Stimmung rund um die "Matildas" vor Ort mitzuerleben. Die Atmosphäre bei diesen Heimspielen war eine besondere. Das ganze Land hat dieses Team getragen – auch weil sie natürlich so eine tolle Mannschaft haben. Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn Sam Kerr von Anfang an komplett fit gewesen wäre.
Die letzte WM wurde noch mit 24 Mannschaften ausgetragen. Vor Turnierbeginn waren die Zweifel groß, ob mit 32 Ländern das Niveau sinken würde.
Der erste Impuls war bei mir damals auch der, dass die Qualität der Matches darunter leiden könnte und wir in der Gruppenphase wieder 10:0-Spiele sehen würden. Aber je mehr ich mich im Vorfeld mit den Teams beschäftigt habe, desto klarer wurde mir, dass dem nicht so sein würde. Die kleineren Nationen haben beim Thema Technik und Athletik unfassbar aufgeholt. Auch auf der Bank hatten diese Teams deutlich mehr erfahrene Trainer und Trainerinnen, die ihre Mannschaften sehr gut auf die vermeintlich großen Teams eingestellt haben.
Teams wie Australien, Nigeria oder Kolumbien überzeugten, andere wie Brasilien oder die USA enttäuschten. Was hat diesen vermeintlichen Top-Nationen gefehlt?
Das Auftreten der Brasilianerinnen hat mich sehr überrascht. Das war zu wenig, zu uninspiriert. Vielleicht hat Pia Sundhage (Trainerin Brasiliens, Anm. d. Red.) ihre Mannschaft zu "europäisch" eingestellt, sodass ihre eigentlich vorhandene kreative Brillanz weniger zur Geltung kommen konnte. Bei den USA war der Abwärtstrend schon länger erkennbar. Und diese Physis, diese Wucht, das Tempo, das diese Mannschaft sonst immer ausgezeichnet hat, war bei diesem Turnier überhaupt nicht zu sehen. Aber dass man nach zwei WM-Titeln mal in eine Talsohle abgleitet, ist völlig normal. Da kann Deutschland auch ein Lied von singen.
Das Abschneiden der DFB-Frauen gehörte zu den größten Enttäuschungen dieser WM. Sie haben das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea für das ZDF live kommentiert. Was waren Ihre Gedanken unmittelbar nach Abpfiff?
Natürlich war der Moment, als sie dann wirklich ausgeschieden waren, ein Schock. So was hat es ja noch nie gegeben. Aber das Aus war ja ein schleichender Prozess. Das DFB-Team hat sich bei dieser WM komplett nackig gemacht, was seine Problemzonen anbelangt. Bei der EM konnten sie mit ihrem Teamgeist noch die Defizite kaschieren. Die Leistung in Australien hat nun aber gezeigt, dass die DFB-Frauen verglichen mit den anderen Nationen in diversen Bereichen rückständig waren und sind.
Welche Bereiche meinen Sie?
Die Generation Däbritz, Magull oder Huth, sie ist, was technische Fähigkeiten angeht, ganz vorne in der Weltspitze mit dabei. Aber ich glaube, es wurde in den vergangenen sechs, sieben Jahren verpasst, diese Qualitäten auf einem Level des gestiegenen Tempos, der gestiegenen Athletik und der gestiegenen Handlungsschnelligkeit der Gegnerinnen auszubauen. Sobald zwei gegnerische Spielerinnen angerannt kamen, war der Ball weg. Wenn ich das mit Japan vergleiche, war das eine andere Welt.
Bereits in den Testspielen hatte sich aber doch abgezeichnet, dass die Mannschaft Probleme hat.
Ja, die Leistungen waren in den Monaten vor dem Turnier nicht gut. Und ich verstehe nicht, warum so oft nach Ausreden gesucht wurde. Ich hatte das Gefühl, man wollte sich irgendwie durchwurschteln. Eine Spielfreude war nicht zu erkennen. Man wusste, dass es im Achtelfinale möglicherweise schon zu einem schwierigen Spiel hätte kommen können. Aber ein Aus in der Gruppenphase: Sorry, das hätte nicht passieren dürfen.
Dazu kommt, dass sich der Verband nicht unbedingt von seiner transparentesten Seite zeigt.
Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal ein komplettes DFB-Training in voller Länge verfolgen konnte. Das muss irgendwann weit vor der Corona-Pandemie gewesen sein. Zu früheren Zeiten hatte ich öfter die Möglichkeit, mir im Training selbst ein Bild machen zu können. Natürlich schauen wir alle die Spiele, aber dann fehlt uns der Vergleichswert. Kann das Team es besser oder nicht? Und da bin ich mir nach dem, was ich in den vergangenen zwölf Monaten gesehen habe, eben nicht mehr so sicher.
Welchen Anteil hat die Bundestrainerin am historischen Scheitern von Brisbane?
Dass Martina Voss-Tecklenburg inhaltlich eine gute Trainerin ist, davon bin ich überzeugt. Aber das, was ich auf dem Feld gesehen habe, war mir zu wenig variabel und inspirationslos. Mein Eindruck war, dass die Spielerinnen sehr in Schablonen gepackt wurden. Wie ihre Laufwege sein sollen, was Vorwärts- und Rückwärtsbewegung angeht. Die Individualität und Kreativität hat gefehlt, wobei wir da nicht bei der Bundestrainerin, sondern in der Ausbildung ansetzen müssen. Aber auch Martina wirkte bei der WM in den Momenten, in denen es nicht lief und komplizierte Widerstände aufkamen, ratlos. Ich habe nicht gemerkt, dass von außen korrigierend eingegriffen wurde.
Einen Tag nach dem Südkorea-Spiel hatten Sie die Möglichkeit, kurz mit Kapitänin Alexandra Popp zu sprechen. Was hat sie Ihnen gesagt?
Bei ihr war noch eine große Leere und Ratlosigkeit. Und sie hat einfach nur noch mal betont, dass sie ja nicht sagen würde, dass es die Mannschaft besser kann, wenn es in ihren Augen nicht so wäre. Sie war selbst konsterniert, dass es so früh zu Ende ging.
Auf den DFB prasselte bereits vor dem Turnier viel ein. Die Prämien-Diskussion, die Auswahl des Teamquartiers, der Abstellungsstreit mit dem FC Bayern. Nun folgte das sportliche Debakel bei der WM. Ist der Verband zukunftsfähig aufgestellt?
Die Struktur des DFB ist nach wie vor sehr tradiert. Diese Struktur gibt nicht vor, sich permanent mit Expertinnen oder Experten von außen auszutauschen. Ich würde vorschlagen, dass sich der DFB deutlich mehr öffnet und Kritik zulässt. Dazu gehört auch der Umgang mit Fehlern. Wir haben ein furchtbares Fehlermanagement in unseren Strukturen drin. Es wird immer so getan, als ob ein Fehler eine Katastrophe ist. Aber das ist Quatsch. Gerade aus Fehlern entstehen neue, positive Dinge.
Ex-Nationalspielerin Nadine Kessler wird nun aller Voraussicht nach neue Geschäftsführerin beim DFB. Eine gute Wahl?
Das, was Nadine Kessler nach ihrer Karriere auf die Beine gestellt hat, das spricht für sie. Ich finde die Personalie sehr spannend. Sie ist jung, hat Ideen und ist hoffentlich nicht zu sehr von den überkommenen Verbandsstrukturen, die die Uefa ja genauso hat, eingenommen. Ganz wichtig wird sein, dass sie offen ist für Vorschläge und für Expertise von außen. Und sie den Mut mitbringt, Diskussionen nicht nur hinter verschlossenen Türen zu führen.
Quelle
Bruder ermordet
Schicksalsschlag für deutschen WM-Schreck
Von t-online,
Kgl
Jorelyn Carabalí (links) gegen Jule Brand: Nach der WM ereilte die Kolumbianerin eine Tragödie. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler)
Bei der WM in Australien und Neuseeland zeigte sie starke Leistungen. Doch noch auf dem Rückweg musste Kolumbiens Jorelyn Carabalí einen schweren Schlag einstecken.
Als Bollwerk in der Defensive machte Jorelyn Carabalí bei der Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland auch gegen Deutschland auf sich aufmerksam. Den deutschen Fans dürfte sie vor allem mit dem Zusammenprall mit Alexandra Popp in Erinnerung geblieben sein, nachdem Carabalí in der Schlussphase minutenlang liegengeblieben und schließlich mit einer Trage vom Platz getragen worden war.
Zwar erholte sich die Kolumbianerin schnell wieder und kam auch in den Folgespielen noch zum Einsatz. Nach dem Aus Kolumbiens im Viertelfinale gegen England (1:2) musste die 26-Jährige jedoch einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen.
Spekulationen um Motiv
Denn Carabalís Bruder Andrés wurde am Montag in einem Nachtclub nahe der Gemeinde Cali im Südwesten Kolumbiens ermordet. Das bestätigte die kolumbianische Polizei sowie die Familie. Seine Partnerin soll bei der Tat anwesend gewesen sein. Nach kolumbianischen Medienberichten soll ein bewaffneter Mann das Lokal gestürmt und das Feuer eröffnet haben.
Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Spekuliert wird über einen Bandenhintergrund und Andrés Carabalís könnte in nebulöse Kreditgeschäfte verwickelt gewesen sein. Bestätigt ist das aber nicht.
Für Jorelyn Carabalís ist es unterdessen nicht die erste Tragödie. Schon im Jahr 2017 musste sie den gewaltsamen Tod ihres damals 14-jährigen Bruders verkraften. Auch dabei sollen kriminelle Machenschaften der Hintergrund gewesen sein.
Quelle
Engländerin hat Sperre abgegessen - Bleibt die Spanierin Joker?
Tempo oder Technik? Der Final-Fokus liegt auf Salma und James
Zwei der talentiertesten jungen Fußballerinnen der Welt stehen im WM-Finale besonders im Fokus - vielleicht aber gar nicht in der Startelf.
Mit fairen Mitteln kaum zu verteidigen: Spaniens Salma Paralluelo (li.) und Englands Lauren James. imago images (2)
Sowohl die Engländerinnen als auch die Spanierinnen werden im WM-Finale auf eine Spielerin hoffen, die im Halbfinale gar nicht in der Startaufstellung stand.
England begrüßt Lauren James zurück, die im Achtelfinale gegen Nigeria für einen Tritt die Rote Karte gesehen hatte und seither gesperrt zuschauen musste. In Spanien erwartet man inzwischen Wunderdinge von Teenager Salma Paralluelo, die sich zur Super-Jokerin gemausert hat.
James: Fünf Torbeteiligungen in einem Spiel
Die 21 Jahre alte James hat sich durch ihren Blackout samt folgender Sperre wohl um ein statistisches Fabel-Turnier gebracht, allein beim 6:1-Sieg in der Gruppenphase gegen China traf die Angreiferin des FC Chelsea zweimal selbst und bereitete drei weitere Tore vor.
James, deren Bruder Reece die rechte Außenbahn bei Chelseas Männern beackert, kam im Turnierverlauf bisher hinter den Spitzen zum Einsatz und tat von dort aus eigentlich das, wonach ihr gerade war. Eine absolute Offensiv-Allrounderin, über die Bruder Reece behauptet: "Sie hat eine bessere Technik als so mancher Premier-League-Spieler."
Während James besonders durch ihre Ballfertigkeit überzeugen kann, stellt Barca-Angreiferin Salma ihre Gegnerinnen mit ihrer irrsinnigen Geschwindigkeit vor schier unlösbare Aufgaben. Die 19-Jährige war früher Leichtathletin - eine herausragende 400-Meter-Läuferin. "Wenn sie sich für die Leichtathletik entschieden hätte, wäre sie mit Sicherheit in ein Olympia-Finale gekommen", war sich ihr ehemaliger Trainer Felix Laguna im "The Athletic"-Interview sicher.
Ein Startelf-Einsatz könnte Salma weniger wirkungsvoll machen
Nun spielt Champions-League-Siegerin Salma aber nur noch Fußball, wurde mit der spanischen U 17 und U 20 bereits Weltmeister und hat - jeweils von der Bank - in Viertelfinale und Halbfinale beim aktuellen Turnier je einen wichtigen Treffer für die Spanierinnen erzielt.
Es ist - neben dem Abschluss, worin beide stark sind - vor allem eine besonders herausragende Fähigkeit, durch die zwei der spannendsten jungen Fußballerinnen derzeit das WM-Finale in Sydney am Sonntag (12 Uhr, LIVE! bei kicker) prägen und sogar entscheiden könnten. Weil sich das englische Team in den vergangenen Spielen aber immer mehr gefunden hat und Salmas Dynamik als Jokerin womöglich wertvoller ist als von Beginn an, könnten beide im wichtigsten aller Spiele erneut zuschauen müssen. Vorerst.
nba, dpa
Quelle
Claudia Neumann vor Finale
"Natürlich war das ein Schock"
Interview
Von
Noah Platschko
Kommentatorin und Expertin Claudia Neumann (Archivbild). (Quelle: Roland Krivec/DeFodi.eu)
Am Sonntag duellieren sich England und Spanien im rein europäischen Finale. Am Mikrofon wird dann ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann sitzen.
Aus Sydney berichtet Noah Platschko
Die Reisestrapazen sind auch an Claudia Neumann nicht spurlos vorbeigegangen. Von Australien nach Neuseeland, hin und her ging es für die Kommentatorin bei dieser Weltmeisterschaft, die was die Flugstrecken aller Beteiligten angeht, sicherlich keinen Preis für umweltfreundliche Zustände erhalten wird.
Rein sportlich gesehen wird diese Fußball-WM der Frauen allerdings als die wohl beste aller Zeiten in die Geschichte eingehen – trotz der großen vor Turnierbeginn geäußerten Skepsis, die Ausweitung auf 32 Mannschaften könnte dem spielerischen Niveau schaden.
Auch Claudia Neumann hatte diese Sorge zu Beginn. Sie musste allerdings feststellen, dass sich diese nicht bewahrheitete, sondern die vermeintlich kleinen Teams Paroli boten und als Top-Favoriten eingeschätzte Länder frühzeitig abreisen mussten. Ein Gespräch über aufmüpfige Außenseiter, die enttäuschende deutsche Mannschaft und eine eigenwillige Fehlerkultur.
t-online: Frau Neumann, England trifft im WM-Endspiel auf Spanien. Das in Ihren Augen logische Endspiel?
Claudia Neumann: Ob es DAS logische ist, weiß ich nicht. Aber es ist auf jeden Fall eines, das ich mir vor Turnierbeginn sehr gut hätte vorstellen können. Was Spanien am Ball kann, ist bekannt. England kennen wir auch noch gut von der EM. Da ist Sarina Wiegman ein ganz entscheidender Faktor. Für mich ist sie die beste Trainerin der Welt. Was sie mit ihrem Team erreicht hat, trotz der verletzungsbedingten Ausfälle während, aber vor allem vor der WM, das war und ist außergewöhnlich. Sie scheint – von außen betrachtet – das ideale Paket in Bezug auf Methodik und Didaktik mitzubringen.
Cheftrainerin von Englands Fußballerinnen: Sarina Wiegman. (Quelle: Dan Himbrechts/AAP/dpa/dpa-bilder)
Für Sie wird es am Sonntag das zweite WM-Finale, das Sie kommentieren. Wie groß ist die Vorfreude?
Für mich ist es und wird es ein Fußballspiel wie jedes andere auch – außer, dass der Rahmen natürlich ein deutlich größerer und festlicher ist. Ich freue mich riesig auf das Finale, aber handhabe es wie immer: Wir Kommentatorinnen und Kommentatoren sind Beiwerk. Im Kern geht es um die Teams auf dem Platz, die sich auf das Spiel ihres Lebens freuen.
Nach Ihrem letzten Endspiel, das Champions-League-Finale der Männer zwischen Manchester City und Inter Mailand, prasselte viel Kritik auf sie ein. Beschäftigt Sie dieses Thema noch?
Nein. Für mich ist das ohnehin ein vom Sport loszulösendes Thema unserer Gesellschaft, was ich an dieser Stelle allerdings nicht weiter besprechen möchte. Zu all den klassischen Impulsen, die nach so einem Spiel kommen, beziehe ich seit vielen Jahren Stellung, quasi in einer Dauerschleife. An dieser Stelle ist jeder weitere Kommentar sinnlos, denn es geht um eine ganz andere gesellschaftliche Dimension, die ich an anderer Stelle gerne wieder aufgreife.
Kommen wir zurück zur Weltmeisterschaft: Wie wichtig war es für dieses Turnier, dass der Gastgeber so weit gekommen ist?
Es war ein absolutes Highlight, die Stimmung rund um die "Matildas" vor Ort mitzuerleben. Die Atmosphäre bei diesen Heimspielen war eine besondere. Das ganze Land hat dieses Team getragen – auch weil sie natürlich so eine tolle Mannschaft haben. Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn Sam Kerr von Anfang an komplett fit gewesen wäre.
Die letzte WM wurde noch mit 24 Mannschaften ausgetragen. Vor Turnierbeginn waren die Zweifel groß, ob mit 32 Ländern das Niveau sinken würde.
Der erste Impuls war bei mir damals auch der, dass die Qualität der Matches darunter leiden könnte und wir in der Gruppenphase wieder 10:0-Spiele sehen würden. Aber je mehr ich mich im Vorfeld mit den Teams beschäftigt habe, desto klarer wurde mir, dass dem nicht so sein würde. Die kleineren Nationen haben beim Thema Technik und Athletik unfassbar aufgeholt. Auch auf der Bank hatten diese Teams deutlich mehr erfahrene Trainer und Trainerinnen, die ihre Mannschaften sehr gut auf die vermeintlich großen Teams eingestellt haben.
Teams wie Australien, Nigeria oder Kolumbien überzeugten, andere wie Brasilien oder die USA enttäuschten. Was hat diesen vermeintlichen Top-Nationen gefehlt?
Das Auftreten der Brasilianerinnen hat mich sehr überrascht. Das war zu wenig, zu uninspiriert. Vielleicht hat Pia Sundhage (Trainerin Brasiliens, Anm. d. Red.) ihre Mannschaft zu "europäisch" eingestellt, sodass ihre eigentlich vorhandene kreative Brillanz weniger zur Geltung kommen konnte. Bei den USA war der Abwärtstrend schon länger erkennbar. Und diese Physis, diese Wucht, das Tempo, das diese Mannschaft sonst immer ausgezeichnet hat, war bei diesem Turnier überhaupt nicht zu sehen. Aber dass man nach zwei WM-Titeln mal in eine Talsohle abgleitet, ist völlig normal. Da kann Deutschland auch ein Lied von singen.
Das Abschneiden der DFB-Frauen gehörte zu den größten Enttäuschungen dieser WM. Sie haben das letzte Gruppenspiel gegen Südkorea für das ZDF live kommentiert. Was waren Ihre Gedanken unmittelbar nach Abpfiff?
Natürlich war der Moment, als sie dann wirklich ausgeschieden waren, ein Schock. So was hat es ja noch nie gegeben. Aber das Aus war ja ein schleichender Prozess. Das DFB-Team hat sich bei dieser WM komplett nackig gemacht, was seine Problemzonen anbelangt. Bei der EM konnten sie mit ihrem Teamgeist noch die Defizite kaschieren. Die Leistung in Australien hat nun aber gezeigt, dass die DFB-Frauen verglichen mit den anderen Nationen in diversen Bereichen rückständig waren und sind.
Welche Bereiche meinen Sie?
Die Generation Däbritz, Magull oder Huth, sie ist, was technische Fähigkeiten angeht, ganz vorne in der Weltspitze mit dabei. Aber ich glaube, es wurde in den vergangenen sechs, sieben Jahren verpasst, diese Qualitäten auf einem Level des gestiegenen Tempos, der gestiegenen Athletik und der gestiegenen Handlungsschnelligkeit der Gegnerinnen auszubauen. Sobald zwei gegnerische Spielerinnen angerannt kamen, war der Ball weg. Wenn ich das mit Japan vergleiche, war das eine andere Welt.
Bereits in den Testspielen hatte sich aber doch abgezeichnet, dass die Mannschaft Probleme hat.
Ja, die Leistungen waren in den Monaten vor dem Turnier nicht gut. Und ich verstehe nicht, warum so oft nach Ausreden gesucht wurde. Ich hatte das Gefühl, man wollte sich irgendwie durchwurschteln. Eine Spielfreude war nicht zu erkennen. Man wusste, dass es im Achtelfinale möglicherweise schon zu einem schwierigen Spiel hätte kommen können. Aber ein Aus in der Gruppenphase: Sorry, das hätte nicht passieren dürfen.
Dazu kommt, dass sich der Verband nicht unbedingt von seiner transparentesten Seite zeigt.
Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal ein komplettes DFB-Training in voller Länge verfolgen konnte. Das muss irgendwann weit vor der Corona-Pandemie gewesen sein. Zu früheren Zeiten hatte ich öfter die Möglichkeit, mir im Training selbst ein Bild machen zu können. Natürlich schauen wir alle die Spiele, aber dann fehlt uns der Vergleichswert. Kann das Team es besser oder nicht? Und da bin ich mir nach dem, was ich in den vergangenen zwölf Monaten gesehen habe, eben nicht mehr so sicher.
Welchen Anteil hat die Bundestrainerin am historischen Scheitern von Brisbane?
Dass Martina Voss-Tecklenburg inhaltlich eine gute Trainerin ist, davon bin ich überzeugt. Aber das, was ich auf dem Feld gesehen habe, war mir zu wenig variabel und inspirationslos. Mein Eindruck war, dass die Spielerinnen sehr in Schablonen gepackt wurden. Wie ihre Laufwege sein sollen, was Vorwärts- und Rückwärtsbewegung angeht. Die Individualität und Kreativität hat gefehlt, wobei wir da nicht bei der Bundestrainerin, sondern in der Ausbildung ansetzen müssen. Aber auch Martina wirkte bei der WM in den Momenten, in denen es nicht lief und komplizierte Widerstände aufkamen, ratlos. Ich habe nicht gemerkt, dass von außen korrigierend eingegriffen wurde.
Einen Tag nach dem Südkorea-Spiel hatten Sie die Möglichkeit, kurz mit Kapitänin Alexandra Popp zu sprechen. Was hat sie Ihnen gesagt?
Bei ihr war noch eine große Leere und Ratlosigkeit. Und sie hat einfach nur noch mal betont, dass sie ja nicht sagen würde, dass es die Mannschaft besser kann, wenn es in ihren Augen nicht so wäre. Sie war selbst konsterniert, dass es so früh zu Ende ging.
Auf den DFB prasselte bereits vor dem Turnier viel ein. Die Prämien-Diskussion, die Auswahl des Teamquartiers, der Abstellungsstreit mit dem FC Bayern. Nun folgte das sportliche Debakel bei der WM. Ist der Verband zukunftsfähig aufgestellt?
Die Struktur des DFB ist nach wie vor sehr tradiert. Diese Struktur gibt nicht vor, sich permanent mit Expertinnen oder Experten von außen auszutauschen. Ich würde vorschlagen, dass sich der DFB deutlich mehr öffnet und Kritik zulässt. Dazu gehört auch der Umgang mit Fehlern. Wir haben ein furchtbares Fehlermanagement in unseren Strukturen drin. Es wird immer so getan, als ob ein Fehler eine Katastrophe ist. Aber das ist Quatsch. Gerade aus Fehlern entstehen neue, positive Dinge.
Ex-Nationalspielerin Nadine Kessler wird nun aller Voraussicht nach neue Geschäftsführerin beim DFB. Eine gute Wahl?
Das, was Nadine Kessler nach ihrer Karriere auf die Beine gestellt hat, das spricht für sie. Ich finde die Personalie sehr spannend. Sie ist jung, hat Ideen und ist hoffentlich nicht zu sehr von den überkommenen Verbandsstrukturen, die die Uefa ja genauso hat, eingenommen. Ganz wichtig wird sein, dass sie offen ist für Vorschläge und für Expertise von außen. Und sie den Mut mitbringt, Diskussionen nicht nur hinter verschlossenen Türen zu führen.
Quelle
Bruder ermordet
Schicksalsschlag für deutschen WM-Schreck
Von t-online,
Kgl
Jorelyn Carabalí (links) gegen Jule Brand: Nach der WM ereilte die Kolumbianerin eine Tragödie. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler)
Bei der WM in Australien und Neuseeland zeigte sie starke Leistungen. Doch noch auf dem Rückweg musste Kolumbiens Jorelyn Carabalí einen schweren Schlag einstecken.
Als Bollwerk in der Defensive machte Jorelyn Carabalí bei der Fußball-WM der Frauen in Australien und Neuseeland auch gegen Deutschland auf sich aufmerksam. Den deutschen Fans dürfte sie vor allem mit dem Zusammenprall mit Alexandra Popp in Erinnerung geblieben sein, nachdem Carabalí in der Schlussphase minutenlang liegengeblieben und schließlich mit einer Trage vom Platz getragen worden war.
Zwar erholte sich die Kolumbianerin schnell wieder und kam auch in den Folgespielen noch zum Einsatz. Nach dem Aus Kolumbiens im Viertelfinale gegen England (1:2) musste die 26-Jährige jedoch einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen.
Spekulationen um Motiv
Denn Carabalís Bruder Andrés wurde am Montag in einem Nachtclub nahe der Gemeinde Cali im Südwesten Kolumbiens ermordet. Das bestätigte die kolumbianische Polizei sowie die Familie. Seine Partnerin soll bei der Tat anwesend gewesen sein. Nach kolumbianischen Medienberichten soll ein bewaffneter Mann das Lokal gestürmt und das Feuer eröffnet haben.
Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Spekuliert wird über einen Bandenhintergrund und Andrés Carabalís könnte in nebulöse Kreditgeschäfte verwickelt gewesen sein. Bestätigt ist das aber nicht.
Für Jorelyn Carabalís ist es unterdessen nicht die erste Tragödie. Schon im Jahr 2017 musste sie den gewaltsamen Tod ihres damals 14-jährigen Bruders verkraften. Auch dabei sollen kriminelle Machenschaften der Hintergrund gewesen sein.
Quelle
Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!