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FIFA Frauen WM in Australien und Neuseeland 2023

#42
WM Splitter :

Revolte gegen Nationalcoach endgültig ad acta gelegt
Spanien-Coach Vilda über Putellas: "Alexia ist für alles bereit"

Erstmals in der Geschichte steht Spanien in einem Halbfinale einer Frauen-WM. Die Hoffnungen gegen Schweden liegen auch auf den Schultern der Weltfußballerin.

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Spanien-Coach Jorge Vilda und Superstar Alexia Putellas. Getty Images

Noch im vergangenen Jahr galt das Verhältnis zwischen Spaniens Nationalcoach Jorge Vilda und seinen Spielerinnen als zerrüttet, etliche Aktive hatten ihren vorläufigen Rücktritt erklärt. Der Erfolg bei der WM in Australien und Neuseeland hat die Gräben nun endgültig zugeschüttet: "An alles, was in der Vergangenheit passiert ist, will ich mich nicht erinnern", sagte Jennifer "Jenni" Hermosi auf der Pressekonferenz vor dem Halbfinale am Dienstag (10 Uhr, MESZ, LIVE! auf kicker) gegen Schweden. "Ich will nur diesen Sport genießen, mit dieser Mannschaft unser Land inspirieren."

Noch nie stand Spanien in einem WM-Halbfinale. Überhaupt erst einmal erreichten die Ibererinnen bei einem großen Turnier die Runde der letzten vier: 1997 unterlagen sie bei der EM mit 1:2 gegen Italien. Nun soll erstmals der Schritt in ein großes Finale gelingen.

Die Hoffnungen liegen bei dem Vorhaben immer mehr auf den Schultern von Alexia Putellas. Die aktuelle Weltfußballerin erlitt im Sommer 2022 einen Kreuzbandriss und wurde erst kurz vor dem WM-Start wieder fit. Zwar kam sie bisher in allen fünf bisherigen Partien Spaniens zum Einsatz, aber kein einziges Mal davon über die komplette Distanz. Insgesamt absolvierte sie 155 Minuten, ein persönliches Erfolgserlebnis war ihr noch nicht vergönnt. Doch mehr und mehr nähert sie sich ihrer alten Form. "Wir sind alle sehr glücklich, welches Level Alexia erreicht hat", sagte Vilda. "Alexia ist für alles bereit."
Jenni: "Wir wissen, dass sie schnell, stark und durchschlagskräftig sind"

Das Selbstvertrauen bei den Spanierinnen ist jedenfalls groß, in den fünf Spielen gestatteten sie den Gegnern nur zwei Tore aus dem Spiel heraus. "Wir werden alles in die Waagschale werfen", kündigte Jenni an. Die Barcelona-Spielerin, die aus ihrer bisherigen Vereinskarriere einige Schwedinnen genau kennt, sieht eine schwere Aufgabe auf Spanien zukommen: "Wir wissen, dass sie schnell, stark und durchschlagskräftig sind", sagte die 33-Jährige. "Da müssen wir dagegenhalten."

Quelle 


Schwedens Angreiferin trifft im Halbfinale auf viele ihrer Barça-Kolleginnen
Rolfö vor Duell mit Spanien: "Sie sind jetzt weit genug gekommen"

Sie spielt in Spanien, hat mit dem FC Barcelona alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt und bisher den Ibererinnen bei der WM die Daumen gedrückt: Nun trifft Fridolina Rolfö mit Schweden auf viele ihrer Kolleginnen.

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Fridolina Rolfö (oben) jubelt mit ihren Barça-Kolleginnen. Im WM-Halbfinale werden viele von ihnen Rolfö gegenüberstehen. IMAGO/Bildbyran

Wobei Kolleginnen eigentlich noch untertrieben ist, wie sie in einem Interview mit der FIFA sagte: "Sie sind wirklich gute Freundinnen", sagte die 29-Jährige. "Wir haben bei Barcelona eine ziemlich besondere Bindung. Es ist schwer zu erklären."

Seit zwei Jahren spielt die ehemalige Wolfsburgerin (2019 bis 2021) nun bei Barça, gleich neun Spielerinnen der Katalaninnen stehen im Aufgebot Spaniens, das am Dienstag (10 Uhr MESZ, LIVE! bei kicker) der Gegner im Halbfinale sein wird. Weshalb Rolfö den Spanierinnen bisher auch die Daumen gedrückt hat. "Ich habe in jedem Spiel hinter Spanien gestanden", gestand Rolfö, die sich eigentlich wünscht, dass Spanien "bei diesem Turnier so weit wie möglich kommt". Jedenfalls bis hier hin: "Ich finde, jetzt sind sie weit genug gekommen."

Allerdings weiß Rolfö ganz genau, welch schwere Aufgabe in der Runde der letzten Vier auf Schweden wartet: "Spanien hat herausragende Spielerinnen. Und zwar nicht nur drei oder vier wie andere Spitzenteams, sondern noch viel mehr", lobt sie den Gegner. "Sie lieben es, in Ballbesitz zu sein, den Ball flach zu halten, ihn kreisen zu lassen - und das können sie wirklich sehr gut."
Selbstvertrauen nach Siegen über USA und Japan gewachsen

Doch die Schwedinnen fühlen sich bereit, erstmals seit 2003 wieder ein WM-Finale zu erreichen. Immerhin haben sie in der K.-o.-Runde bereit den Weltranglistenersten USA ( 5:4 i.E.) und den Geheimfavoriten Japan (2:1) aus dem Turnier gekegelt. "Das gibt uns eine Menge Selbstvertrauen. Jetzt müssen wir gegen ein weiteres herausragendes Team antreten, aber wir vertrauen auf unsere Stärke", kündigte Rolfö an.

jer

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Engländerinnen winkt erstes WM-Finale
Greift nun auch Plan A? Wiegman arbeitet am Endspiel-Dauerabo

Am Mittwoch trifft England bei der Frauen-WM auf euphorisierte Gastgeberinnen. Mit einem Trumpf im Ärmel: die dreifache Welttrainerin Sarina Wiegman.

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Auch mit England in der Erfolgsspur: Sarina Wiegman. IMAGO/Sports Press Photo

Die Kulisse in Sydney von über 80.000 Zuschauern wird imposant, der Großteil wird aber sicherlich nicht für die Europameisterinnen aus England sein. Schafft Australien angetrieben von den Heim-Fans erstmals den Einzug in ein WM-Finale? Oder doch England? Zumindest spricht auch die jüngste Bilanz für die Matildas, vor vier Monaten gab es in einem Testspiel einen 2:0-Erfolg.

Wäre da nur nicht Sarina Wiegmann. Für die Trainerin der Engländerinnen war zwar die Niederlage gegen Australien die einzige in den 37 Länderspielen seit ihrem Amtsantritt im September 2021, sonst aber pflastern Erfolge ihren Weg. Der dreifachen "Welttrainerin des Jahres" winkt die vierte Endspiel-Teilnahme bei großen Turnieren in Folge - praktisch ein Dauerabo.

Mit ihrem Geburtsland Niederlande feierte Wiegman 2017 mit einem 4:2 gegen Dänemark den Europameister-Titel, 2019 wurde sie mit Oranje nach einem 0:2 gegen die USA Vize-Weltmeister und mit den Lionesses holte sie 2022 mit einem Sieg im Finale gegen die DFB-Frauen (2:1 n.V.) erneut den EM-Titel. Ist die 53-Jährige auf dem Weg zu ihrem vierten Finale von den Australierinnen zu stoppen?
Zwölf Trainerinnen - nur noch Wiegman ist im Turnier

Zumal eine weitere Bilanz für Wiegman spricht. Sie ist als einzige von ursprünglich zwölf Trainerinnen noch mit ihrem Team im Wettbewerb - und seit 2012 gingen alle Titel bei großen Veranstaltungen an Mannschaften, die von einer Frau trainiert wurden. 2012 schnappte sich die USA mit Pia Sundhage Olympia-Gold, 2013 bejubelte Deutschland mit Silvia Neid den EM-Titel und 2016 Gold bei Olympia, Jill Ellis feierte 2015 und 2019 mit dem US-Team jeweils die Weltmeisterschaft und Platz eins bei den Olympischen Spielen 2021 ging an Kanada mit Beverly Priestman.
Gutes Omen?

Ein gutes Omen also für England vor dem Gang nach Sydney. Doch darauf verlassen will sich Wiegman sicherlich nicht. "Ich mag die Menschen hier sehr, aber das bedeutet nicht, dass es keine Rivalität gibt. Das werden wir am Mittwoch erleben", warnt die Fußballlehrerin ihr Team vor Australien. "Wir wissen, dass es ein Auswärtsspiel ist. Lasst uns versuchen, es als Inspiration zu nehmen."

Auch für England wäre es die erste Teilnahme an einem WM-Finale, die Lionesses haben auf ihrem Weg in die Runde der letzten vier schon allen Widrigkeiten getrotzt. Kapitänin Leah Williamson, EM-Torschützenkönigin Beth Mead und Spielmacherin Fran Kirby waren verletzungsbedingt in Down Under erst gar nicht dabei, Lauren James, die schon dreimal getroffen hat, sah zudem im Achtelfinale gegen Nigeria (4:2 i.E.) die Rote Karte und wäre erst im Finale wieder spielberechtigt.

Wiegman hatte auf die personellen Rückschläge aber immer Lösungen, sie sei bei dieser WM bereits bei "ihrem Plan F oder G", wie die inzwischen zurückgetretene Europameisterin Ellen White bei BBC erklärte. Nun soll Plan A greifen: das vierte Finale in Folge für Wiegman und damit das erste WM-Endspiel für England.

nik

Quelle 


WM-Kolumne der Ex-Nationalspielerin
Schweers' Zwischenfazit: Neue Qualitätsstandards mit heftigen Fehlern

Ex-Nationalspielerin Verena Schweers zieht in ihrer fünften WM-Kolumne ein Zwischenfazit. Was sie stört, was sie begeistert - und ein Ausblick aufs Halbfinale ...
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ie Schwedinnen bedanken sich nach einem Elfmeter-Fehlschuss von Japan bei ihrer Torhüterin Zecira Musovic. AFP via Getty Images

In Deutschland spielt die WM in Australien und Neuseeland leider nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Verständlich auf der einen Seite, da unser Team bereits in der Vorrunde die Segel streichen musste: verdient. Schade auf der anderen Seite, denn es sind hochklassige Partien. Die meisten Spiele sind auf Augenhöhe, im Ausgang eng, und Prognosen lassen sich kaum treffen.

Aber wie läuft das weitere Turnier, welche Erkenntnisse lassen sich treffen und wie ist die Bewertung der Teams vor den Halbfinal- und Finalspielen in den nächsten sechs Tagen?

Insgesamt sehen wir ein starkes Turnier, die Qualität steigert sich weiterhin enorm, vergleicht man die vergangenen großen Turniere mit den aktuellen Wettkämpfen. Die Athletik besticht, der Fußball wird schneller und hochklassiger. Viele Teams sind spielerisch und physisch der etablierten Weltspitze große Schritte nähergekommen. Die meisten Mannschaften können intensive Spiele über die gesamten 90 Minuten plus langer Nachspielzeiten liefern. Wer hätte vor dem Turnier auf die afrikanischen Teams getippt: Nigeria, Südafrika oder auch Marokko haben uns alle überrascht.

Die Viertelfinals

Japan und Kolumbien hätte ich bei dem Turnier viel zugetraut, beide haben ihre Viertelfinals denkbar knapp mit 1:2 verloren.

Japan war für mich bis zum eher überraschenden Ausscheiden am Freitag gegen Schweden der Favorit. Weil sie vor allem spielerisch allen überlegen schienen. Technisch waren sie für mich das beste Team neben Spanien, die weiterhin im Turnier sind und jetzt ebenfalls gegen Schweden ihr Halbfinale als Favorit bestreiten. Wird es der erste große Titel für "La Roja"?

Oder sind es wieder die Schwedinnen, die mit ihrer Teamstärke und Kompaktheit ein unberechenbares Spiel aufziehen können? Vor dem Turnier hatte ich das Gefühl, dass ihnen ein frischer Wind von der Seitenlinie guttun würde. Während des Turniers überzeugte mich die Mannschaft vom Gegenteil. Nach einer überzeugenden Vorrunde steigerte sich das Team von Peter Gerhardsson mit jedem Spiel und schaltete mit Amerika und Japan zwei meiner Titelfavoriten aus.

Eine gewichtige Rolle um den Titel mitreden wird England, das nun auf den Gastgeber trifft. Der Europameister ist wieder stark, ohne groß zu brillieren. Aber die Automatismen greifen, die Mannschaft wirkt total gefestigt und selbstbewusst. Aus meiner Sicht haben sie mit Trainerin Sarina Wiegman die erfahrenste und erfolgreichste Trainerin an der Seitenlinie. Es wird ein elektrisierendes Commonwealth-Duell mit Australien im Halbfinale.

Apropos Australien: Welche Leidenschaft, Leidenswillen und Mut dieses Team im eigenen Land anbietet, ist beeindruckend. Nervenstärke inklusive, denn diese brauchte das Team beim wilden Elfmeterschießen gegen Frankreich. Nach der 18. Schützin war die Entscheidung erst gefallen, inklusive Drama durch zu wiederholende Elfmeter und die australische Torhüterin, die Verantwortung übernahm, aber am Pfosten scheiterte. Sie haben zudem mit Tony Gustavsson einen Trainer, der eine enorme Energie und Power auf sein Team übertragen kann.

Fehler en masse

Was mich stört, ist die Vielzahl an kapitalen Fehlern, speziell in der Verteidigung. Rückpässe, die im Tor landen, Torhüterinnen die einfachste Bälle nicht fangen oder beim Herauslaufen die Bälle falsch einschätzen. Aber auch krasse Abstimmungsprobleme bei der Ballklärung im eigenen Strafraum sind immer wieder zu beobachten. Es hemmt die Begeisterung, es gibt zu viel Angriffsfläche für Kritik, und es mindert die wahrgenommene Qualität der Spiele. Einzelne Slapstick-Aktionen ziehen das sonst sehr hohe Niveau immer wieder herunter.

Ich dachte wirklich, dass der Frauenfußball bei dieser WM hier einen Schritt weitergekommen wäre. Fehler können passieren, aber aus meiner Sicht nicht in dieser Häufung.

Starke Teams und Attraktionen

Was mich begeistert, ist die Qualität der Spielstätten. Die Übertragungen und Bilder werden in einem nie dagewesenen Niveau transportiert. Ekstatische Fans aus allen Nationen begeistern die Spielerinnen und pushen das Turnier. Die Aufwertung von 24 auf 32 teilnehmende Mannschaften hat sich meiner Meinung nach nicht nur aus sportlicher Sicht bewährt. Auffällig für mich ist, dass sich Teams ohne die großen Stars durchsetzen bzw. dass sich die Stars durch ein starkes Kollektiv auszeichnen. Ich könnte jetzt aus jedem Team ein paar Spielerinnen aufzählen, die mich beeindrucken. Viel bemerkenswerter finde ich aber die kollektive Stärke der einzelnen Teams - eine tolle Entwicklung für den Fußball.

Verena Schweers

Quelle 
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Cs10 Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit! Cs10
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