11.08.2023 - 18:50
Viertelfinale 1. Spieltag :
Frappart im Fokus - Niederländerinnen erwachen spät
Salma in der 111. Minute: Spanien steht erstmals im Halbfinale
In Wellington setzte sich Spanien im ersten Viertelfinale durchaus verdient mit 2:1 nach Verlängerung gegen die Niederlande durch und zog erstmals in ein WM-Halbfinale ein.
Jubel in der Verlängerung: Salma (#18) freut sich mit den spanischen Kolleginnen nach ihrem 2:1.
Spielbericht
Trotz wackliger Schlussphase
Japan vergibt Elfmeter: Schweden siegt 2:1 und steht im Halbfinale
Japan, das überzeugendste Team der bisherigen WM, ist aus dem Turnier ausgeschieden. Die lange Zeit dominierenden Schwedinnen siegen mit 2:1 und überstehen eine knifflige Schlussphase.
Die große Erleichterung nach einer wackligen Schlussphase: Schweden steht im Halbfinale.
Spielbericht
WM Splitter Teil 1 :
WM-Kolumne der Ex-Nationalspielerin
"Das Ausscheiden ist nicht zufällig geschehen": Was Schweers jetzt vom DFB fordert
Ex-Nationalspielerin Verena Schweers beschreibt in ihrer vierten WM-Kolumne die Gründe aus ihrer Sicht für das deutsche Debakel. Für die vorzeitige Verlängerung mit der Bundestrainerin sieht sie rückblickend keinen konkreten Anlass.
Sie ist nun gefordert: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (re.) braucht eine klare Aufarbeitung. AFP via Getty Images
Der Schock über das Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der WM in Australien und Neuseeland sitzt immer noch tief. Auch eine Woche nach der Blamage gegen Südkorea bin ich enttäuscht und frage mich, wie es dazu kommen konnte.
Jetzt darf kein Blatt mehr vor den Mund genommen werden. Ich fordere keine personellen Veränderungen auf den wichtigsten Positionen, aber ich erhoffe mir fortan eine klarere Strategie und eine erheblich höhere Konstanz. Denn das Ausscheiden ist in seiner Entstehung ja eben kein Betriebsunfall oder gerade zufällig geschehen. Es ist die fehlende Entwicklung, die seit längerem zu beobachten ist. Wer sich die Spiele der vergangenen zwei, drei Jahre anschaut, der weiß, was ich meine. Das Team entwickelt sich spielerisch nicht konstant weiter, obwohl es alles mitbringt.
Denn ja, es gab die herausragende EM in England mit einer völlig losgelösten Mannschaft, die es verdient gehabt hätte, den Titel zu gewinnen. Sie war im letzten Sommer eine der beiden besten Mannschaften Europas. Aber zur Wahrheit gehört auch: Das war sie vor der EM nicht und nach der EM nicht mehr.
Die defensiven Außenbahnen sind unsere große Schwachstelle
Die Vorbereitung auf das Kräftemessen in Down Under lief mehr als holprig ab. Jeder konnte spüren, dass sich dieser überstrapazierte "Flow" nicht einstellen wollte. Verletzungssorgen machten das Unterfangen dann kompliziert, aber ich würde auch diesen Fakt nicht als Ausrede gelten lassen. Gerade unsere europäischen Konkurrenten aus England und Frankreich kämpfen mit ähnlichen Verletzungssorgen, stehen aber im Viertelfinale.
Der deutsche Turnierauftakt war vielversprechend, nicht spielerisch, aber vom Ergebnis. Was danach folgte, hatte leider wenig mit der Leichtigkeit, dem Spielwitz und dem Spaß aus dem Vorjahr zutun. Es war eher mutlos, ideenlos, oft auch kopflos. Aber es ist nahezu die gleiche Mannschaft in Australien aufgetreten, die uns letztes Jahr so begeistert hat. Woran könnte es also gelegen haben?
Bei der WM 2019 in Frankreich stand ich selbst noch auf dem Platz, meine Position war immer hinten links. Ich weiß sehr genau, wie komplex es ist, die Außenbahnen zu bespielen, gerade in der heutigen Zeit. Es braucht Zeit, Vertrauen und Automatismen. Deutschland hat bei dieser WM auf beiden Außenbahnen nie zu der nötigen Sicherheit und Stabilität gefunden. Ich habe die Positionierung von Svenja Huth von Anfang an kritisch gesehen. Vor allem, weil uns Huth in der Offensive extrem gefehlt hat. Aber auch der Rest der Kette war durch die ständigen Wechsel und kleinen taktischen Veränderungen nie eingespielt. Das führt dann von hinten heraus zu einer Unsicherheit, die sich in die gesamte Mannschaft weiterträgt.
Eindimensionaler Matchplan
Ja, Deutschland hat Alex Popp: eine Leaderin, die auch in diesem Turnier jederzeit vorangegangen ist. Aber nur Flanken auf Popp, das ist in der Weltspitze zu wenig.
Ich kenne Martina Voss-Tecklenburg gut, ich bin mir sicher, es wird nicht ihre einzige Idee gewesen sein. Aber die anderen Möglichkeiten, zum Beispiel das schnelle, variable Kombinationsspiel aus dem hochveranlagten Mittelfeld heraus, haben nie richtig funktioniert. Die Gründe sind zu eruieren, denn hier hat das Team ein wahnsinniges Potenzial, was zu selten auf dem Platz zu sehen ist.
Auch in diesem Mannschaftsteil sind permanente Rochaden ein Ansatz für fehlende Automatismen. Die Spielerinnen sind aber auch zu wenig widerstandsfähig und scheinen ihren Qualitäten nicht immer zu vertrauen. Zu schwankend sind die Leistungen über einen längeren Zeitraum, zu unterschiedlich ihre Performance zwischen Klub- und Nationalmannschafts-Einsätzen.
Lohmann fiel positiv auf, der Rest hat sich versteckt
Die Erwartungshaltung hat sich fundamental geändert. Ich war als junge Spielerin bei der Heim-WM in Deutschland 2011 im Kader. Eventuell gibt es eine vergleichbare Ausgangslage der medialen Beachtung zwischen damals und diesem Mal.
Heute haben wir aber ein nachhaltiges Interesse, es ist über mehrere Jahre gewachsen und nicht mehr künstlich herbeigeführt. Konkret bedeutet das für das Team und das Drumherum eine neue Aufmerksamkeit, aber auch einen ganz andere Erwartungsdruck. Es wird genau zugehört und hingeschaut. Wir erlebten es im Viertelfinale 2011 gegen Japan: Es gab keine Energie mehr im Team. Angst und Respekt vor dem Ausscheiden im eigenen Land lähmten unsere Mannschaft.
Ähnliches habe ich beim Spiel gegen Südkorea wiedererkannt. Die Mannschaft hat sprichwörtlich gezittert, es gab kein kollektives Aufbäumen gegen diese Widerstände. Einzig Sydney Lohmann fiel in den letzten Minuten positiv auf. Der Rest hat sich versteckt und die Verantwortung weitergeschoben, so scheidet ein Team am Ende allerdings dann auch verdient aus.
Für die vorzeitige Verlängerung mit "MVT" gab es keinen konkreten Anlass
Ich habe mich nach der Vertragsverlängerung von Martina Voss-Tecklenburg und ihrem Trainerteam gefragt, ob es das richtige Zeichen ist und der richtige Zeitpunkt war. Wenn rückwirkend nur die EM betrachtet wird: ja. Wenn wir über Vertrauen für ein Trainerteam vor einem Turnier sprechen: auch ja. Aber hat es nach den nicht sehr überzeugenden Spielen in der Saison 2022/23 einen konkreten Anlass gegeben, die Verträge vorzeitig zu verlängern? Ich finde nicht.
Und nicht falsch verstehen: Ich bin kein Freund davon, die Schuld jetzt allein dem Trainerteam in die Schuhe zu schieben. Es ist immer ein Mix aus Mannschaft, Trainerteam und Verantwortlichen. Ich habe die Hoffnung, dass nun der Scheitelpunkt der Ergebniskrise erreicht ist. Und dann wünsche ich mir, dass der DFB nun fokussiert und klar die nächsten Herausforderungen angeht - ohne Angst vor schwierigen, auch unpopulären Entscheidungen.
Es gilt nun etwas gutzumachen
Im Fußball geht es immer weiter, eine Floskel, die aber gerade so sehr guttut. Es ist auf den sozialen Kanälen der Spielerinnen zu lesen: Der Fokus geht bereits wieder auf das nächste Event: Das olympische Fußballturnier im nächsten Sommer wird bekanntermaßen in Paris ausgetragen.
Es ist das erklärte Ziel und es muss unser Anspruch sein, dort als eine von drei Nationen aus Europa teilzunehmen. Der Weg führt über die schwierige Nations League, denn es werden nur zwei Startplätze vergeben. Eine riesige Herausforderung für das Team, aber es gilt jetzt, keine Ausreden mehr zu suchen, sondern Automatismen zu finden. Und, es gilt nun auch, etwas gutzumachen.
Verena Schweers
Verena Schweers hat in der Bundesliga für den SC Freiburg und die Top-Klubs VfL Wolfsburg und Bayern München gespielt. Unter anderem gewann sie je zweimal die Champions League und die deutsche Meisterschaft. Die Verteidigerin absolvierte zudem 47 Länderspiele für die DFB-Auswahl. Im Sommer 2020 beendete sie ihre aktive Laufbahn.
Quelle
Nach Comeback der Starstürmerin
Kerr sorgt für Euphorie in Australien: "Wir träumen vom Titel"
Noch zwei Plätze sind für das WM-Halbfinale zu vergeben. Am Samstag kommt es zum Duell der Titelfavoriten Frankreich und Australien. Im Fokus stehen die Stürmerinnen beider Nationen.
Gute Laune in Down Under - auch dank Sam Kerr (li.). IMAGO/AAP
Die Anspannung war den Spielerinnen auf dem Weg ins Stadion spürbar anzumerken, Rekord-Kulisse im Marvel-Stadium zu Melbourne: Die 50.629 Zuschauern bedeuteten damals das bestbesuchte Frauen-Fußballspiel in der Geschichte Australiens. Die Titelfavoriten Australien und Frankreich spielen kurz vor der Weltmeisterschaft gegeneinander. Ob die beiden Teams allerdings viele Schlüsse aus dem 1:0-Sieg der Matildas gegen Les Bleues gezogen haben, lässt sich vier Wochen später vor dem erneuten Wiedersehen im WM-Viertelfinale am Samstagmorgen (9 Uhr, LIVE! bei kicker) bezweifeln.
Seit der WM-Generalprobe hat sich für beide Teams viel verändert - zum Beispiel für Australiens Superstar Sam Kerr. Die Kapitänin der Matildas hat sich seitdem an der Wade verletzt, drei Spiele verpasst und ihr viel umjubeltes Comeback gefeiert - in einem Zeitraum von nicht einmal drei Wochen.
Bei den Französinnen haben sich besonders die zwei Stürmerinnen Kadidiatou Diani und Eugenie Le Sommer ins Rampenlicht gespielt. Diani (PSG) macht - wie bei der Europameisterschaft - mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Mit vier Treffern und drei Vorlagen führt die 28-Jährige die Scorer-Liste des Turniers an. Und Routinierin Le Sommer, vom großen Pariser Konkurrenten Olympique Lyon, findet nach durchwachsenem Start immer besser ins Turnier und überzeugte mit einem Doppelpack vor allem im Achtelfinale gegen Marokko.
Nach dem zehnminütigen Comeback von Kerr im Achtelfinale gegen Dänemark liegt somit vor dem Viertelfinale der Fokus auf den Top-Stürmerinnen - aus etwas unterschiedlichen Gründen. Während die sportlichen Leistungen im Sturmzentrum der Französinnen für Aufmerksamkeit sorgen, versprüht die Rückkehr der 29-Jährigen große Euphorie in Down Under. Schon nach dem Achtelfinale verkündete die Chelsea-Stürmerin das weitere Ziel: "Wir träumen vom Titel."
Große Euphorie in Australien - Premierminister kündigt Extra-Feiertag an
Die Stimmung im eigenen Land ist derweil euphorisch. Im Achtelfinale schauten durchschnittlich mehr Menschen zu als bei den großen Finals der Australien Football League (AFL) und dem "State of Origin"-Spiel im Rugby. Bereits im anstehenden Viertelfinale gegen Frankreich könnte die 3,6-Millionen-Marke, aufgestellt von Tennisspielerin Ashleigh Barty beim ersten Heimsieg nach 44 Jahren bei den Australian Open 2022, geknackt werden. Derweil kündigte Premierminister Anthony Albanese bereits dem Radiosender Triple M einen Extra-Feiertag an: "Wenn sie am Samstag durchkommen, wird das mit Sicherheit auf der Tagesordnung stehen", sagte er.
Die einzige Leidtragende vom Comeback Kerrs ist womöglich die erst 20-jährige Mary Fowler - vor knapp einem Monat noch 1:0-Siegtorschützin im Duell gegen Les Bleues. Im Zusammenspiel mit den beiden Offensivkräften Hayley Raso und Caitlin Foord kompensierte das Trio den Ausfall von Kerr mit überzeugenden Leistungen. Insbesondere die junge Australierin würde dafür von ihrem Trainer Gustavsson gelobt: "Ich denke, Mary war das ganze Turnier über klasse. Wenn sie am Ball ist, sorgt sie für Torgefahr oder schießt ein Tor."
Jedoch könnte sie positionsgetreu für Kerr ausgetauscht werden, die australischen Anhänger hoffen auf ein Startelf-Debüt des Fanlieblings nach einem beschwerdefreiem Training am Freitag. Ein Opfer, dass die Spielerin von Manchester City womöglich gerne bringt - besonders dann, wenn ein Sieg gegen Frankreich und der Extra-Feiertag Realität werden.
kon, dpa
Quelle
Frappart im Fokus - Niederländerinnen erwachen spät
Salma in der 111. Minute: Spanien steht erstmals im Halbfinale
In Wellington setzte sich Spanien im ersten Viertelfinale durchaus verdient mit 2:1 nach Verlängerung gegen die Niederlande durch und zog erstmals in ein WM-Halbfinale ein.
Jubel in der Verlängerung: Salma (#18) freut sich mit den spanischen Kolleginnen nach ihrem 2:1.
Spielbericht
Trotz wackliger Schlussphase
Japan vergibt Elfmeter: Schweden siegt 2:1 und steht im Halbfinale
Japan, das überzeugendste Team der bisherigen WM, ist aus dem Turnier ausgeschieden. Die lange Zeit dominierenden Schwedinnen siegen mit 2:1 und überstehen eine knifflige Schlussphase.
Die große Erleichterung nach einer wackligen Schlussphase: Schweden steht im Halbfinale.
Spielbericht
WM Splitter Teil 1 :
WM-Kolumne der Ex-Nationalspielerin
"Das Ausscheiden ist nicht zufällig geschehen": Was Schweers jetzt vom DFB fordert
Ex-Nationalspielerin Verena Schweers beschreibt in ihrer vierten WM-Kolumne die Gründe aus ihrer Sicht für das deutsche Debakel. Für die vorzeitige Verlängerung mit der Bundestrainerin sieht sie rückblickend keinen konkreten Anlass.
Sie ist nun gefordert: Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (re.) braucht eine klare Aufarbeitung. AFP via Getty Images
Der Schock über das Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der WM in Australien und Neuseeland sitzt immer noch tief. Auch eine Woche nach der Blamage gegen Südkorea bin ich enttäuscht und frage mich, wie es dazu kommen konnte.
Jetzt darf kein Blatt mehr vor den Mund genommen werden. Ich fordere keine personellen Veränderungen auf den wichtigsten Positionen, aber ich erhoffe mir fortan eine klarere Strategie und eine erheblich höhere Konstanz. Denn das Ausscheiden ist in seiner Entstehung ja eben kein Betriebsunfall oder gerade zufällig geschehen. Es ist die fehlende Entwicklung, die seit längerem zu beobachten ist. Wer sich die Spiele der vergangenen zwei, drei Jahre anschaut, der weiß, was ich meine. Das Team entwickelt sich spielerisch nicht konstant weiter, obwohl es alles mitbringt.
Denn ja, es gab die herausragende EM in England mit einer völlig losgelösten Mannschaft, die es verdient gehabt hätte, den Titel zu gewinnen. Sie war im letzten Sommer eine der beiden besten Mannschaften Europas. Aber zur Wahrheit gehört auch: Das war sie vor der EM nicht und nach der EM nicht mehr.
Die defensiven Außenbahnen sind unsere große Schwachstelle
Die Vorbereitung auf das Kräftemessen in Down Under lief mehr als holprig ab. Jeder konnte spüren, dass sich dieser überstrapazierte "Flow" nicht einstellen wollte. Verletzungssorgen machten das Unterfangen dann kompliziert, aber ich würde auch diesen Fakt nicht als Ausrede gelten lassen. Gerade unsere europäischen Konkurrenten aus England und Frankreich kämpfen mit ähnlichen Verletzungssorgen, stehen aber im Viertelfinale.
Der deutsche Turnierauftakt war vielversprechend, nicht spielerisch, aber vom Ergebnis. Was danach folgte, hatte leider wenig mit der Leichtigkeit, dem Spielwitz und dem Spaß aus dem Vorjahr zutun. Es war eher mutlos, ideenlos, oft auch kopflos. Aber es ist nahezu die gleiche Mannschaft in Australien aufgetreten, die uns letztes Jahr so begeistert hat. Woran könnte es also gelegen haben?
Bei der WM 2019 in Frankreich stand ich selbst noch auf dem Platz, meine Position war immer hinten links. Ich weiß sehr genau, wie komplex es ist, die Außenbahnen zu bespielen, gerade in der heutigen Zeit. Es braucht Zeit, Vertrauen und Automatismen. Deutschland hat bei dieser WM auf beiden Außenbahnen nie zu der nötigen Sicherheit und Stabilität gefunden. Ich habe die Positionierung von Svenja Huth von Anfang an kritisch gesehen. Vor allem, weil uns Huth in der Offensive extrem gefehlt hat. Aber auch der Rest der Kette war durch die ständigen Wechsel und kleinen taktischen Veränderungen nie eingespielt. Das führt dann von hinten heraus zu einer Unsicherheit, die sich in die gesamte Mannschaft weiterträgt.
Eindimensionaler Matchplan
Ja, Deutschland hat Alex Popp: eine Leaderin, die auch in diesem Turnier jederzeit vorangegangen ist. Aber nur Flanken auf Popp, das ist in der Weltspitze zu wenig.
Ich kenne Martina Voss-Tecklenburg gut, ich bin mir sicher, es wird nicht ihre einzige Idee gewesen sein. Aber die anderen Möglichkeiten, zum Beispiel das schnelle, variable Kombinationsspiel aus dem hochveranlagten Mittelfeld heraus, haben nie richtig funktioniert. Die Gründe sind zu eruieren, denn hier hat das Team ein wahnsinniges Potenzial, was zu selten auf dem Platz zu sehen ist.
Auch in diesem Mannschaftsteil sind permanente Rochaden ein Ansatz für fehlende Automatismen. Die Spielerinnen sind aber auch zu wenig widerstandsfähig und scheinen ihren Qualitäten nicht immer zu vertrauen. Zu schwankend sind die Leistungen über einen längeren Zeitraum, zu unterschiedlich ihre Performance zwischen Klub- und Nationalmannschafts-Einsätzen.
Lohmann fiel positiv auf, der Rest hat sich versteckt
Die Erwartungshaltung hat sich fundamental geändert. Ich war als junge Spielerin bei der Heim-WM in Deutschland 2011 im Kader. Eventuell gibt es eine vergleichbare Ausgangslage der medialen Beachtung zwischen damals und diesem Mal.
Heute haben wir aber ein nachhaltiges Interesse, es ist über mehrere Jahre gewachsen und nicht mehr künstlich herbeigeführt. Konkret bedeutet das für das Team und das Drumherum eine neue Aufmerksamkeit, aber auch einen ganz andere Erwartungsdruck. Es wird genau zugehört und hingeschaut. Wir erlebten es im Viertelfinale 2011 gegen Japan: Es gab keine Energie mehr im Team. Angst und Respekt vor dem Ausscheiden im eigenen Land lähmten unsere Mannschaft.
Ähnliches habe ich beim Spiel gegen Südkorea wiedererkannt. Die Mannschaft hat sprichwörtlich gezittert, es gab kein kollektives Aufbäumen gegen diese Widerstände. Einzig Sydney Lohmann fiel in den letzten Minuten positiv auf. Der Rest hat sich versteckt und die Verantwortung weitergeschoben, so scheidet ein Team am Ende allerdings dann auch verdient aus.
Für die vorzeitige Verlängerung mit "MVT" gab es keinen konkreten Anlass
Ich habe mich nach der Vertragsverlängerung von Martina Voss-Tecklenburg und ihrem Trainerteam gefragt, ob es das richtige Zeichen ist und der richtige Zeitpunkt war. Wenn rückwirkend nur die EM betrachtet wird: ja. Wenn wir über Vertrauen für ein Trainerteam vor einem Turnier sprechen: auch ja. Aber hat es nach den nicht sehr überzeugenden Spielen in der Saison 2022/23 einen konkreten Anlass gegeben, die Verträge vorzeitig zu verlängern? Ich finde nicht.
Und nicht falsch verstehen: Ich bin kein Freund davon, die Schuld jetzt allein dem Trainerteam in die Schuhe zu schieben. Es ist immer ein Mix aus Mannschaft, Trainerteam und Verantwortlichen. Ich habe die Hoffnung, dass nun der Scheitelpunkt der Ergebniskrise erreicht ist. Und dann wünsche ich mir, dass der DFB nun fokussiert und klar die nächsten Herausforderungen angeht - ohne Angst vor schwierigen, auch unpopulären Entscheidungen.
Es gilt nun etwas gutzumachen
Im Fußball geht es immer weiter, eine Floskel, die aber gerade so sehr guttut. Es ist auf den sozialen Kanälen der Spielerinnen zu lesen: Der Fokus geht bereits wieder auf das nächste Event: Das olympische Fußballturnier im nächsten Sommer wird bekanntermaßen in Paris ausgetragen.
Es ist das erklärte Ziel und es muss unser Anspruch sein, dort als eine von drei Nationen aus Europa teilzunehmen. Der Weg führt über die schwierige Nations League, denn es werden nur zwei Startplätze vergeben. Eine riesige Herausforderung für das Team, aber es gilt jetzt, keine Ausreden mehr zu suchen, sondern Automatismen zu finden. Und, es gilt nun auch, etwas gutzumachen.
Verena Schweers
Verena Schweers hat in der Bundesliga für den SC Freiburg und die Top-Klubs VfL Wolfsburg und Bayern München gespielt. Unter anderem gewann sie je zweimal die Champions League und die deutsche Meisterschaft. Die Verteidigerin absolvierte zudem 47 Länderspiele für die DFB-Auswahl. Im Sommer 2020 beendete sie ihre aktive Laufbahn.
Quelle
Nach Comeback der Starstürmerin
Kerr sorgt für Euphorie in Australien: "Wir träumen vom Titel"
Noch zwei Plätze sind für das WM-Halbfinale zu vergeben. Am Samstag kommt es zum Duell der Titelfavoriten Frankreich und Australien. Im Fokus stehen die Stürmerinnen beider Nationen.
Gute Laune in Down Under - auch dank Sam Kerr (li.). IMAGO/AAP
Die Anspannung war den Spielerinnen auf dem Weg ins Stadion spürbar anzumerken, Rekord-Kulisse im Marvel-Stadium zu Melbourne: Die 50.629 Zuschauern bedeuteten damals das bestbesuchte Frauen-Fußballspiel in der Geschichte Australiens. Die Titelfavoriten Australien und Frankreich spielen kurz vor der Weltmeisterschaft gegeneinander. Ob die beiden Teams allerdings viele Schlüsse aus dem 1:0-Sieg der Matildas gegen Les Bleues gezogen haben, lässt sich vier Wochen später vor dem erneuten Wiedersehen im WM-Viertelfinale am Samstagmorgen (9 Uhr, LIVE! bei kicker) bezweifeln.
Seit der WM-Generalprobe hat sich für beide Teams viel verändert - zum Beispiel für Australiens Superstar Sam Kerr. Die Kapitänin der Matildas hat sich seitdem an der Wade verletzt, drei Spiele verpasst und ihr viel umjubeltes Comeback gefeiert - in einem Zeitraum von nicht einmal drei Wochen.
Bei den Französinnen haben sich besonders die zwei Stürmerinnen Kadidiatou Diani und Eugenie Le Sommer ins Rampenlicht gespielt. Diani (PSG) macht - wie bei der Europameisterschaft - mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Mit vier Treffern und drei Vorlagen führt die 28-Jährige die Scorer-Liste des Turniers an. Und Routinierin Le Sommer, vom großen Pariser Konkurrenten Olympique Lyon, findet nach durchwachsenem Start immer besser ins Turnier und überzeugte mit einem Doppelpack vor allem im Achtelfinale gegen Marokko.
Nach dem zehnminütigen Comeback von Kerr im Achtelfinale gegen Dänemark liegt somit vor dem Viertelfinale der Fokus auf den Top-Stürmerinnen - aus etwas unterschiedlichen Gründen. Während die sportlichen Leistungen im Sturmzentrum der Französinnen für Aufmerksamkeit sorgen, versprüht die Rückkehr der 29-Jährigen große Euphorie in Down Under. Schon nach dem Achtelfinale verkündete die Chelsea-Stürmerin das weitere Ziel: "Wir träumen vom Titel."
Große Euphorie in Australien - Premierminister kündigt Extra-Feiertag an
Die Stimmung im eigenen Land ist derweil euphorisch. Im Achtelfinale schauten durchschnittlich mehr Menschen zu als bei den großen Finals der Australien Football League (AFL) und dem "State of Origin"-Spiel im Rugby. Bereits im anstehenden Viertelfinale gegen Frankreich könnte die 3,6-Millionen-Marke, aufgestellt von Tennisspielerin Ashleigh Barty beim ersten Heimsieg nach 44 Jahren bei den Australian Open 2022, geknackt werden. Derweil kündigte Premierminister Anthony Albanese bereits dem Radiosender Triple M einen Extra-Feiertag an: "Wenn sie am Samstag durchkommen, wird das mit Sicherheit auf der Tagesordnung stehen", sagte er.
Die einzige Leidtragende vom Comeback Kerrs ist womöglich die erst 20-jährige Mary Fowler - vor knapp einem Monat noch 1:0-Siegtorschützin im Duell gegen Les Bleues. Im Zusammenspiel mit den beiden Offensivkräften Hayley Raso und Caitlin Foord kompensierte das Trio den Ausfall von Kerr mit überzeugenden Leistungen. Insbesondere die junge Australierin würde dafür von ihrem Trainer Gustavsson gelobt: "Ich denke, Mary war das ganze Turnier über klasse. Wenn sie am Ball ist, sorgt sie für Torgefahr oder schießt ein Tor."
Jedoch könnte sie positionsgetreu für Kerr ausgetauscht werden, die australischen Anhänger hoffen auf ein Startelf-Debüt des Fanlieblings nach einem beschwerdefreiem Training am Freitag. Ein Opfer, dass die Spielerin von Manchester City womöglich gerne bringt - besonders dann, wenn ein Sieg gegen Frankreich und der Extra-Feiertag Realität werden.
kon, dpa
Quelle
Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!