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FIFA Frauen WM in Australien und Neuseeland 2023

#38
WM Splitter :

Rachel Rinast zu Gast bei "FE:male view on football"
"An Rapinoes Stelle hätte ich den Elfmeter gar nicht geschossen"

Die Karriere von Megan Rapinoe in der amerikanischen Nationalmannschaft ist bei der WM unglücklich zu Ende gegangen. Hätte sie im Elfmeterschießen überhaupt antreten sollen?

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Wollte einfach nur noch weg: Megan Rapinoe. IMAGO/ZUMA Wire

Ihr Gesicht hatte sie in ihrer Trainingsjacke vergraben, als sie den Platz verließ. Megan Rapinoes lange und ruhmreiche Karriere in der US-amerikanischen Nationalmannschaft hätte bitterer kaum enden können als mit diesem verschossenen Elfmeter am Sonntag in Melbourne. Mit einem Treffer bei ihrem letzten großen Turnier hätte die 38-Jährige ihr Team im Elfmeterschießen gegen Schweden mit 4:2 in Führung bringen können. Stattdessen flog ihr Versuch über den Kasten - und ihr Team zog letztlich mit 4:5 den Kürzeren.

"An ihrer Stelle hätte ich den Elfmeter gar nicht geschossen", sagt die langjährige Bundesligaspielerin Rachel Rinast in der neuen Folge von "FE:male view on football". Rinast absolvierte 100 Spiele in der deutschen Bundesliga, nahm an zwei Europameisterschaften für die Schweiz teil und arbeitet bei der WM in Australien und Neuseeland als Expertin für das Schweizer Fernsehen. "Sie hat davor schon drei Eckbälle und einen Freistoß auf gut Deutsch komplett verkackt, eigentlich hat man schon gespürt: Nimm jetzt nicht noch den Elfmeter."

Rapinoe war erst in der Verlängerung der Partie eingewechselt worden, konnte ihrem Ruf als Standardspezialistin aber nicht mehr gerecht werden - auch nicht im Elfmeterschießen. "Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal verschossen habe", hatte sie im Anschluss an die Partie gesagt. Tatsächlich war es fünf Jahre her, seit sie vom Punkt vergeben hatte. In den letzten zehn Jahren standen bei 18 Versuchen 17 Treffer zu Buche. Dass sie mit ihrem seltenen Fehlschuss nun das Ende ihrer 201 Länderspiele langen Nationalmannschafts-Karriere mit verantwortete, nannte sie im Anschluss "einen kranken Scherz".

Nach Saisonschluss der US-Profiliga NWSL wird Rapinoe endgültig ihre Karriere beenden, die nicht nur für sportliche Großtaten stand. "Ich finde es toll, dass sie sich immer klar positioniert hat, immer ihre eigene Meinung hatte und das durchgezogen hat", sagt Rinast im Podcast über die Spielerin, die sich unter anderem für Gleichberechtigung und gegen Rassismus einsetzt. "Fußballerisch müssen wir nicht darüber sprechen, dass sie eine überragende Spielerin ist - trotz des unglücklichen Endes."

Dennoch sei sie rein sportlich gar nicht die größte Spielerin, deren letztes großes Turnier im Weltfußball überraschend früh zu Ende ging. "Marta will ich nicht schmälern wollen", sagt Rinast über die sechsmalige Weltfußballerin, die mit Brasilien bereits in der Gruppenphase ausschied. "Sie hatte eine fast noch wichtigere Rolle für Frauen aus Ländern, die weniger emanzipiert sind als die USA." Auch die ehemalige deutsche Nationalspielerin Turid Knaak, Co-Host des Podcasts, sagt: "Rapinoe hat über den Fußball hinaus mehr bewirkt, aber für den Fußball an sich hat Marta eine noch größere Rolle gespielt."

Welche junge Spielerin in die Fußstapfen der beiden Stars treten könnte, warum die kolumbianische Mannschaft sie "richtig angekotzt" hat und wer für sie der Favorit auf den Titel ist, erklärt Rinast ebenfalls bei "FE:male view on football". Der ganze Podcast ist jetzt auf allen digitalen kicker-Kanälen und bei Spotify, Deezer, Google Podcasts, Podimo und iTunes verfügbar.

mib

Quelle 


Frauen-WM 2023 - Aitana Bonmatí im Portrait: Von der Schülerin zu Spaniens Anführerin
Von Helene Altgelt | Aug 9, 2023

[Bild: images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_...7ebnbs.jpg]
Aitana Bonmatí glänzt in ihrer neuen Rolle / Visionhaus/GettyImages

Aitana Bonmatí ist aktuell die wohl beste Mittelfeldspielerin der Welt. Bei der WM glänzt sie in ihrer neuen Rolle als Anführerin und Ankurblerin mit Übersicht, Torgefahr und Technik. Bonmatí hat nicht die Kapitänsbinde am Arm, aber sie ist auch so das Herz des spanischen Teams.

Aitana Bonmatí ist Spaniens Dreh- und Angelpunkt
Nach vielen Monaten Protest zum Nationalteam zurückgekehrt
Ihre Karriere: Ein Barça-Lebenslauf wie aus dem Lehrbuch
Aitana Bonmatí tritt aus dem großen Schatten von Alexia Putellas
Bonmatí ist in die Rolle als Leaderin hereingewachsen und glänzt
Auch neben dem Platz eine Anführerin

Aitana Bonmatí ist Spaniens Dreh- und Angelpunkt

Aitana Bonmatí kommt an den Ball, vier Gegenspielerinnen und die Torhüterin vor ihr. Bonmatí lässt sich davon nicht beirren, zieht nach rechts, eine Drehung, sie legt sich den Ball auf den linken Fuß, Schuss, Tor. 3:1 für Spanien im Achtelfinale gegen die Schweiz, das Spiel ist entschieden. Die Szene ist charakteristisch für den Spielstil von Bonmatí: die Ballkontrolle, die Ruhe, die Torgefahr.

Auch neben dem Tor war es eine herausragende Leistung von Bonmatí, die endgültig zum Dreh- und Angelpunkt dieses spanischen Teams avanciert ist. Drehpunkt, das passt auch gut, weil Bonmatí sich mit dem Ball so unglaublich geschmeidig bewegt. Schon als Jugendliche wurde ihr eine unglaubliche Eleganz bescheinigt.

Wie schon bei den anderen WM-Spielen wurden nach dem Achtelfinale viele "Aitana Bonmatí ballon d'or"-Rufe laut. Nach einer starken Saison für Barcelona inklusive Auszeichnung als beste Champions-League-Spielerin ist die 25-Jährige erste Anwärterin auf die prestigeträchtige Trophäe, bei der WM hat sie diesen Status nochmal untermauert.

Nach vielen Monaten Protest zum Nationalteam zurückgekehrt

Bonmatí weiß, wie wichtig diese WM für ihre Karriere sein könnte, denn ihre Anwesenheit in Australien ist nicht selbstverständlich. Sie war Teil von Las 15, der Gruppe von Spielerinnen, die im letzten Herbst zurücktraten, um gegen die Bedingungen beim Nationalteam und den umstrittenen Trainer Jorge Vilda zu protestieren.

Aber die genauen Forderungen der Gruppe waren nicht klar, gemeinsame Verhandlungen mit dem Verband liefen ins Leere. Die Perspektive fehlte: Wenn selbst der Ausfall von 15 der besten Spielerinnen den Verband nicht dazu bringt, die nötigen Veränderungen durchzuführen, wie soll es dann weitergehen?

So entschied sich Bonmatí, gemeinsam mit Ona Battle und Mariona Caldentey, zurückzukehren - obwohl die Ziele des Protests nicht erreicht wurden. Dafür musste die 25-Jährige viel Kritik einstecken, denn ihre Mitspielerinnen Mapi Leon und Patri Guijarro entschieden sich, selbst die WM für den Protest zu opfern. Hätte Bonmatí, die aktuell beste Spielerin des Teams, gefehlt, dann wäre es nochmal ein ganz anderes Zeichen gewesen.

Sie verteidigte ihre Entscheidung in einem Text auf The Players' Tribune: Bonmatí erklärte, dass sie sich persönlich mit dem Verband getroffen habe und ihr bestimmte Veränderungen für die Zukunft zugesichert wurden. Und sie erzählte, wie schwierig der Streik für sie und die anderen war: Ein Verzicht auf sehr viel Geld und Anerkennung, ohne viel Aussicht auf Erfolg. "You get killed in the press", schreibt sie über das Medienecho in Spanien. Bonmatí ist es kaum zu verübeln, dass sie die WM spielt, mit 25 ist sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und hat gerade die beste Saison ihres Lebens hinter sich.

Ihre Karriere: Ein Barça-Lebenslauf wie aus dem Lehrbuch

Bonmatí ist eine typische Barça-Spielerin. Ihre Vorbilder? Xavi und Iniesta. Ihre Ausbildung? In La Masia. Ihre Stärken? Ballbehandlung, Übersicht, Passspiel. Bonmatí ist in der katalanischen Stadt Vilanova i la Geltrú aufgewachsen und schloss sich mit 13 Jahren Barcelona an. Ihr Talent war früh zu erkennen, sie spielte in allen Jugend-Nationalteams von Spanien und war oft Kapitänin und beste Spielerin.

Fast hätte Bonmatí als Jugendliche ihren Herzensklub in Richtung USA verlassen: Zu gering schienen ihr die Chancen, es ins erste Team zu schaffen und vor allem, dort professionell Fußball zu spielen. Heute ist Barça Femini für die Rekorde im Camp Nou und die unglaubliche Begeisterung der Fans bekannt, vor nicht allzu langer Zeit spielten sie aber noch auf Parkplätzen und miserablem Rasen. Für Bonmatí kam die Professionalisierung des ersten Teams genau zum richtigen Zeitpunkt, sodass sie in Spanien blieb.

Es wurde eine Barça-Karriere wie aus dem Bilderbuch, die mit dem Champions-League-Finale 2021 gekrönt wurde. Barcelona gewann mit dem dominanten 4:1 gegen Chelsea zum ersten Mal das Turnier, angeführt von einer überragenden Aitana Bonmatí, die zur Spielerin des Spiels gekürt wurde. Mit 23 Jahren stand Bonmatí ganz oben - und dennoch ein wenig im Schatten einer zweiten überragenden Mittelfeldspielerin: Alexia Putellas.

Aitana Bonmatí tritt aus dem großen Schatten von Alexia Putellas

[Bild: images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_...pwmjx9.jpg]
Alexia Putellas überstrahlte lange alles - jetzt konkurriert sie mit Bonmatí um einen Stammplatz / Buda Mendes/GettyImages

Alexia Putellas, meist nur "La Reina" - die Königin - genannt, ist der Kopf hinter Barcelonas rasantem Aufstieg in die Weltspitze und auf den Fußball-Olymp. Ihre Rolle als Nummer 10 interpretierte sie in den Saisons 2020/21 und 2021/22 so genial, dass sie zweimal als Weltfußballerin ausgezeichnet wurde. Mit ihrer Torgefahr, Spielintelligenz und Technik wurde sie schnell zum Star und Gesicht des Teams.

Bonmatí spielte meist etwas hinter ihr, auf der Achterposition. Obwohl sie mit 1,62 recht klein ist, kann Bonmatí sich im Mittelfeld durchaus behaupten und arbeitet defensiv viel. An ihrer Physis hat sie sehr gearbeitet, besonders nach Barças traumatischer Niederlage im Champions-League-Finale 2019 gegen Lyon, wo sie chancenlos unterlagen. Bonmatí und Alexia Putellas harmonierten im Mittelfeld sehr gut und Bonmatí, in der Rolle der Schülerin, war offensiv etwas weniger involviert, aber glänzte mit Pässen in die Schnittstelle.

Dann kam zun unglücklichsten Zeitpunkt, der EM 2022, der Kreuzbandriss von Alexia Putellas, der alles veränderte. Barcelonas Mittelfeld musste sich umstellen, und Bonmatí nahm eine offensivere Rolle ein - früher Alexias Rolle. Sie machte ihre Sache exzellent, mit ähnlichen Qualitäten wie ihre verletzte Teamkollegin: Brillante Technik und Ballbehandlung in engen Räumen, Übersicht, präziser Schuss. Was Bonmatí aber auch auszeichnet, sind ihre Läufe in den offenen Raum, mit denen sie sich ständig in gefährliche Positionen bringt.

Bonmatí ist in die Rolle als Leaderin hereingewachsen und glänzt

Jetzt ist Alexia von ihrer Verletzung zurück, aber noch nicht in Top-Form. Für Jorge Vilda ist es eine schwierige Entscheidung: Die beiden Spielerinnen sind sich sehr ähnlich, was ein Vorteil sein kann, denn sie verstehen sich blind. Gegen Japan funktionierte das Zusammenspiel aber gar nicht, zu oft wollten beide in denselben Raum laufen und standen zu nah beieinander.

Gegen die Schweiz saß Alexia, eigentlich Star des Teams, also auf der Bank, und Bonmatí lieferte in der Startelf eine Glanzleistung ab. Besonders ihr Zusammenspiel mit Alba Redondo in der Sturmspitze funktionierte perfekt und gab Jorge Vilda wenig Anlass, etwas zu ändern. Ob diese Konkurrenz langfristig zu Spannungen führt, wird sich zeigen - aktuell blüht Bonmatí in ihrer Rolle aber voll auf.

Bonmatí war aber auch schon in den vorherigen Spielen klar die Anführerin auf dem Platz, sie setzt das Tempo und leitet ihre Mitspielerinnen an. Von Jorge Vilda, so berichtet es das spanische Medium Relevo, fühlen sich die Spielerinnen auf dem Platz teils alleingelassen, besonders bei dem herben 0:4 gegen Japan. Bonmatí treibt ihre Mitspielerinnen dagegen immer wieder an, gibt dem spanischen Spiel Struktur. Nach dem Achtelfinale gegen Spanien sagte sie: "Ich habe versucht, manchmal nach vorne zu gehen, manchmal das Spiel zu verlangsamen, das war vor allem wichtig."

Auch neben dem Platz eine Anführerin

Bonmatí ist aber auch neben dem Platz längst aus ihrer Rolle als Schülerin von Alexia Putellas herausgewachsen. Sie stellt sich nach den Spielen den Fragen der Medien, während La Reina bisher immer schweigt.

Und sie setzt sich mit ihrer Stimme für vieles ein: Bonmatí engagiert sich bei einem UN-Programm für Flüchtlinge, das ihnen hilft, sich durch Fußballtraining zu integrieren. Sie setzt sich stark für Frauenrechte und bessere Bedingungen im Fußball ein, das Engagement wurde ihr in die Wiege gelegt: Ihre Eltern setzten sich dafür ein, dass sie den Nachnamen ihrer Mutter - Bonmatí - an erster Stelle tragen kann, was vorher nicht möglich war. Auch ohne die Kapitänsbinde am Arm ist sie längst die wahre Anführerin des spanischen Teams.

Quelle 


Frauen-WM 2023: Schweden gegen Japan im Viertelfinale - ein Duell der Gegensätze
Von Helene Altgelt | 11:04 AM GMT+2

[Bild: images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_...r4f6q1.jpg]
Japan feiert den Sieg über Norwegen - jetzt wartet das nächste skandinavische Team / Eurasia Sport Images/GettyImages

Schweden hat in der regulären Spielzeit bei der Frauen-WM 2023 bisher erst ein Tor kassiert, Japan dagegen schon 14 geschossen. Im Viertelfinale (11.8., 9.30 Uhr) treffen die stabilste Defensive und das gefährlichste Angriffsspiel aufeinander. Für Japans junges Team ist es ein Härtetest, der sie zum endgültigen Top-Favoriten machen könnte, für Schwedens goldene Generation ein weiterer Anlauf auf einen Titel.

Schweden: Die Hassliebe mit dem Elfmeterschießen geht weiter

An das Elfmeterschießen hatte Schweden keine guten Erinnerungen, zumindest keine neueren. Bei Olympia 2021 waren die Skandinavierinnen das überragende Team, sie zerlegten die USA mit 3:0 und zeigten kaum Schwächen. Sie schienen wie die sicheren Olympiasiegerinnen, die Krönung für eine goldene Generation um Fridolina Rolfö, Magdalena Eriksson und Amanda Ilestedt.

Die Krönung blieb jedoch aus, Schweden verlor das Finale im Elfmeterschießen gegen Kanada. Und das Warten ging weiter, bei der EM im letzten Jahr war das Team im Halbfinale chancenlos gegen England. Schweden wirkte ideenlos, zu berechenbar, langsam. War der Höhepunkt vorbei, die einmalige Chance aus der Distanz von elf Metern vergeben worden?

Vielleicht gingen diese Erinnerungen durch die Köpfe der Schwedinnen, als die 120 Minuten des Achtelfinales gegen die USA torlos endeten. Vielleicht gingen ihnen aber auch positivere Erinnerungen durch den Kopf. An ein Elfmeterschießen gegen die USA erinnert sich Schweden gerne, bei Olympia 2016 schlugen sie die Amerikanerinnen so im Viertelfinale.

Sieben Jahre später trat Schweden wieder an den Elfmeterpunkt, aber keine der Schützinnen war bereits 2016 angetreten. Damals schossen Rekordschützin Lotta Schelin, Caroline Seger, Linda Sembrant, Kosovare Asllani und Lisa Dahlkvist. Drei von ihnen sind auch bei der WM dabei, aber nur Asllani spielte gegen die USA, und überließ den Vortritt beim Elfmeterschießen ihren jüngeren Kolleginnen.

Die 20-jährige Hanna Bennison trat zum fünften Elfmeter an, ein Fehlschuss hätte das Aus bedeutet. Lina Hurtig schoss Schweden schließlich ins Achtelfinale, der Ball war gerade so über die Linie gesegelt, bevor Torhüterin Naeher ihn abfing. Eine Millimeter-Entscheidung, die Fußball-Geschichte bleiben wird, nicht mal ein Blatt Papier hätte zwischen die Linie und den Ball gepasst.

Ecken sind Schwedens große Stärke

Erst waren die Ecken Schwedens Freund, jetzt die Elfmeter. Standards sind die große Stärke des Teams von Peter Gerhardsson, der als akribischer Analyst gilt. Linksverteidigerin Jonna Andersson serviert eine perfekte Flanke, Amanda Ilestedt köpft ein - das ist, mit verschiedenen Varianten, bisher ein Erfolgsrezept der Schwedinnen. Aus Ecken kreierten die Skandinavierinnen allein in der Gruppenphase einen Expected-Goals-Wert von 3,3. Zum Vergleich: In den 22 Spielen der englischen Liga diese Saison schaffte es kein Team, diesen Wert zu überbieten.

Japan wird also wortwörtlich auf der Höhe sein müssen, um nicht Schwedens Lieblingstor zu kassieren. Saki Kumagai ist mit ihren 1,73m noch die Größte im japanischen Team, aber selbst sie überragen vier Spielerinnen von Schweden. Japan ist also gut beraten, diese gefährlichen Standardsituationen gar nicht erst zuzulassen.

Auch das Gegentor bei Japans 3:1-Sieg gegen Norwegen war ein Kopfball. Abgesehen davon ließ Japan aber sehr wenige solcher Chancen zu, Norwegen kam nur zu einer Ecke. Den ersten Test in der K.o.-Phase hat das bisher beste Team der WM mit Bravour bestanden, zeigte wie schon in der Gruppenphase fantastische Kombinationen und eiskalte Präzision.

Kann Japans eiskalte Offensive auch Schweden knacken?

Schweden wird aber nochmal eine ganz andere Nummer als der Nachbar Norwegen, der schon seit Jahren für chronische Instabilität in der Defensive bekannt ist. Japan hat bisher taktische Flexibilität bewiesen und gegen verschiedene Gegner auf beeindruckende Art und Weise gewonnen: Gegen Spanien mit perfekt ausgeführtem Konterfußball, 23% Ballbesitz und vier Toren. Gegen Sambia und Costa Rica mit Flügelspiel in die Tiefe, immer in die Lücken.

Aber gegen eine wirklich stabile Defensive ist Japan bei allem berechtigtem Lob noch nicht angetreten. Japans Killerwaffe sind die grandios gespielten Steilpässe, millimetergenau - Lina Hurtig gefällt das - und exakt in den Lauf gespielt. Aber was passiert, wenn diese Steilpässe nicht möglich sind, weil die Gegnerinnen tief stehen? Schweden wird sich nicht aus der Reserve locken lassen oder wie Spanien riesige Lücken hinter den Außenverteidigerinnen bieten.

Stattdessen könnte sich ein ähnliches Spiel wie Japan gegen Spanien bieten, nur mit anderen Vorzeichen: Japan wird vermutlich über weite Strecken des Spiels im Ballbesitz sein, gegen ein gut koordiniertes Team. Werden sie, anders als Spanien, zu klaren Chancen kommen und sich dabei gegen Konter absichern? Oder wird diese ungewohnte Konstellation zu Verunsicherung führen?

Bisher hat Japan alle Erwartungen übertroffen. Trainer Fukoshi Ikeda hatte nach seinem Amtsantritt im Oktober 2021 einiges umgekrempelt und unter anderem auf eine Dreierkette umgestellt und das Team verjüngt. Nur eine Spielerin, Saki Kumagai, ist über 30 Jahre alt, viele Leistungsträgerinnen Anfang bis Mitte 20.

Japans junge Spielerinnen berauschen - jetzt kommt ein Härtetest

Die 23-Jährige Hinata Miyazawa führt mit fünf Treffern die Torschützenliste an, Aoba Fujino ist mit ihren 19 Jahren eine der Entdeckungen der WM und das vielleicht größte Talent, Maika Hamano konnte wegen einer Verletzung noch nicht einmal spielen. Hamano hat die Saison in Schweden bei Hammarby verbracht, von Chelsea ausgeliehen, und dort überzeugen können - es wäre ein passender erster Einsatz. Jun Endo von Angel City FC spielt traumhafte Pässe in die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr.

All diese jungen Spielerinnen harmonieren bisher perfekt, zeigen keinerlei Anzeichen von Nervosität und sind vor allem unglaublich effizient. Gegen Spanien machten sie aus sieben Schüssen vier Tore, eine beängstigende Statistik. Irgendwann geht Japan vielleicht das Zielwasser etwas aus, diese außergewöhnliche Präzision kann sich eigentlich nicht über ein ganzes Turnier halten. Am gefährlichsten ist Japan auch über Konter, Schweden wird es aber vermutlich den Gegnerinnen überlassen, das Spiel zu machen.

Und dann ist natürlich die Frage: Falls Japan ein paar Chancen vergibt und auch noch ein Gegentor kassiert, wie reagiert Nadeshiko? Denn Japan lag bei dieser WM noch nie zurück, es wäre eine neue Herausforderung für Ikedas Team - besonders gegen die defensivstarken Schwedinnen. Gegen Norwegen wirkte Japan nach dem 1:1-Ausgleich auch etwas verunsichert, brauchte Zeit und eine Halbzeitpause, um wieder gefährlich zu werden. Falls sie sich durchsetzen, kann Japan den Favoritenstatus aber trotz allem Understatement endgültig nicht mehr abstreiten.

Duell der Gegensätze mit einem gemeinsamen Nenner

Schweden gegen Japan, es ist ein Duell der Gegensätze: Ein Team, das über seine Blütezeit etwas hinweg scheint und nun einen letzten Anlauf nimmt, gegen eines, das gerade aufblüht. Ein Team, das im ersten Spiel gegen Südafrika Probleme hatte und spät gewann, gegen eines, das von Minute eins an wie im Rausch spielte. Ein Team, das sich auf Standards und das Verteidigen verlässt, gegen eines, das Chance um Chance kreiert.

Gemeinsam haben Schweden und Japan aber doch eins, nämlich die exzellente Organisation. Anders als Teams wie Spanien ist bei beiden nicht die individuelle Klasse entscheidend, obwohl Talent durchaus vorhanden ist. Japan lässt den Spielerinnen ihren Freiraum, aber die Vorgaben sind klar zu erkennen. Und für Schweden sind eingeübte Schemas bei den Standards ein Schlüssel zum Erfolg. Wer sich auf den gegnerischen Gegensatz besser eingestellt hat, wird sich dann zeigen.

Quelle 


08.08.2023 - 15:27 Uhr | News | Quelle: dpa
Englands Rot-Sünderin James bittet um Entschuldigung

[Bild: s_33810_87_2012_1.jpg]
©IMAGO

Ihre Tätlichkeit im WM-Achtelfinale hat in England für Erregung gesorgt. Nun bittet Jungstar Lauren James nach ihrer Roten Karte um Entschuldigung - und antwortet ihrer Gegenspielerin.

Englands Rot-Sünderin Lauren James hat sich nach ihrer Tätlichkeit im Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft gegen Nigerias Michelle Alozie versöhnlich gezeigt. «Meine ganze Liebe und mein Respekt für dich. Es tut mir leid, was passiert ist», antwortete sie am Dienstag bei Twitter auf einen Alozie-Beitrag. Diese hatte die 21 Jahre alte James in Schutz genommen. «Wir spielen auf der Bühne der Welt. Dieses Spiel ist ein Spiel der Leidenschaft, der unüberwindbaren Emotionen und der Momente», schrieb die 26-Jährige, man solle James respektieren.

Englands mit drei Treffern beste Turniertorschützin wurde von Fans und Experten für ihr Nachtreten beim 4:2-Sieg im Elfmeterschießen gegen die am Boden liegende Alozie hart kritisiert. Sie fehlt dem Europameister und WM-Mitfavoriten mindestens im Viertelfinale am Samstag gegen Kolumbien (12.30 Uhr MESZ/ZDF). Auch für die englischen Fans und ihre Mitspielerinnen tue es ihr Leid, teilte James mit. «Es ist die größte Ehre für mich, mit und für euch zu spielen, und ich verspreche, aus meinen Erfahrungen zu lernen.»

James` Rote Karte in der 87. Minute führte auf der Insel sogar zu Vergleichen mit David Beckham. Für einen «Beckham`schen Moment des Wahnsinns» habe James gesorgt, twitterte etwa Gary Lineker. Die Fußballlegende bezog sich auf die WM der Männer 1998, als Beckham - ebenfalls im Achtelfinale - gegen Argentiniens Diego Simeone nachgetreten und die Rote Karte erhalten hatte. England schied damals im Elfmeterschießen aus, Fans und Presse machten Beckham als Schuldigen aus.

Der Verband nahm James in Schutz. Sie sei «voller Reue» und ihre Aktion sei «ganz und gar nicht typisch für sie», twitterten die Lionesses am Dienstag. Man werde James unterstützen und respektiere das Disziplinarverfahren des Weltverbandes FIFA in «vollem Umfang». Bis zur Verkündung der Strafe für James werde man keine weiteren Kommentare abgeben.

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Oranje-Coach rührt die Werbetrommel
"Ihre Schwächen? Werden Sie morgen sehen": Jonkers spezieller Kniff gegen Spanien

Mit Spanien wartet ein Gegner im WM-Viertelfinale, den einige niederländische Spielerinnen bestens kennen. Auch deshalb rührte Trainer Andries Jonker vor dem Spiel in der Nacht auf Freitag die Werbetrommel.

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Andries Jonker setzt auf die Spanien-Erfahrung in seinem Kader. IMAGO/ANP

Drei Zu-Null-Siege gegen Portugal, Vietnam und Südafrika, dazu ein 1:1 gegen den gestürzten Titelverteidiger USA - die Niederlande können mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen den Blick Richtung WM-Viertelfinale richten, in dem man in der Nacht auf Freitag auf die Auswahl Spaniens trifft.

Die Zuversicht macht sich auch bei Oranje-Coach Andries Jonker breit: "In den Spitzenduellen mit Deutschland (0:1 im Testspiel im April, Anm. d. Red.) und den USA haben wir bereits gezeigt, dass wir diese Lücke geschlossen haben. Aber wir wollen die Bestätigung. Wir glauben, dass wir gewinnen können."
Viel Spanien-Erfahrung im Oranje-Kader

Diese Zuversicht kommt nicht von ungefähr. Mit Spanien wartet ein Gegner, der den "Leeuwinnen" nicht ungelegen kommt: "Wir haben vier Spielerinnen in unserer Mannschaft, die in Spanien gespielt haben oder noch spielen" - und das gegnerische Team somit bestens kennen.

"Merel van Dongen spielt schon seit fünf Jahren dort. Sie weiß alles über jeden. Stefanie van der Gragt hat zwei Jahre in Barcelona gespielt, Lieke Martens fünf Jahre. Und Damaris Egurrola ist dort geboren", verriet Jonker seinen speziellen Kniff, seine Spielerinnen explizit in die Vorbereitung mit einzubeziehen. "Wir haben viel darüber gesprochen", so Jonker, der dann anfügte: "Ihre Schwächen? Die werden Sie morgen sehen".
Egurrola als verlängerter Arm Jonkers

Erwartungsgemäß wird der Trainer wieder auf sein bewährtes 3-5-2-System setzen, muss allerdings auf die Gelb-gesperrte Danielle van de Donk verzichten. Doch Glück im Unglück: Für die Spielerin von Olympique Lyon wird aller Vorraussicht nach Egurrola in die erste Elf rücken. Die Mittelfeldspielerin ist zwar, anders als von Jonker behauptet, im US-amerikanischen Orlando geboren, zog mit sieben Jahren aber in das Geburtsland ihres baskischen Vaters (für dessen Nationalteam sie 2019 sogar in einem Freundschaftsspiel debütierte) - und ist damit wohl die ideale Besetzung als verlängerter Arm des Trainers im zentralen Mittelfeld.

All die Informationen, die Jonker und sein Team zusammentragen konnten, liegen ihm gebündelt vor. "Wir haben ein kleines Buch über Spanien herumliegen", verriet der 60-Jährige, der den Gegner trotzdem nicht unterschätzen wird. Auch das überraschend deutliche 0:4 der Furia Roja gegen Japan ließ Jonkers Wahrnehmung nicht trüben. "Gegen Japan habe ich ein tolles Spanien gesehen. Sie hatten den Ball und sie hatten die Chancen. Aber Fußball ist ein verrücktes Spiel. Manchmal gewinnt nicht die bessere Mannschaft. Japan ist dreimal nach vorne gekommen und hat drei Tore geschossen. Auch das ist Fußball."
Jonker rührt die Werbetrommel

Was bei dieser WM auch zum Fußball dazugehört, sind die in Europa ungewöhnlichen Anstoßzeiten - der Zeitverschiebung nach Australien und Neuseeland geschuldet. So spielten die Niederlande um 4 Uhr morgens gegen Südafrika, um 3 Uhr morgens gegen die Vereinigten Staaten und nun erneut in den frühen Morgenstunden gegen Spanien, was Jonker sauer aufstößt. "Es ist lächerlich, dass die Fans der beiden betroffenen Länder das Spiel mitten in der Nacht verfolgen müssen. Aber das ist eben die Konsequenz, wenn man ein Turnier auf diesem Kontinent organisiert. Daran können wir nichts ändern", so der Trainer.

Nichtsdestotrotz hofft Jonker auf zahlreiche Unterstützung aus der Heimat - und rührte noch einmal kräftig die Werbetrommel: "Es ist ein Spitzenspiel. Wenn Sie also guten Fußball, Kampf und Spannung mögen, würde ich es mir auf jeden Fall ansehen. Ich würde also sagen: stellt euch den Wecker." Um 3 Uhr mitteleuropäischer Zeit rollt der Ball gegen Spanien (LIVE! bei kicker).

kmx

Quelle 
Big Grin Ich glaub ich bin eine Signatur Tongue
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