Achtelfinale 4. Spieltag :
Überhartes Achtelfinale geht an die Südamerikanerinnen
Erstes Gegentor: Überraschungsteam Jamaika scheitert an Kolumbien
Ohne Gegentor war Jamaika ins Achtelfinale eingezogen, dort fand das Überraschungsteam aber kein Mittel gegen Kolumbien. Von der 0:1-Niederlage werden eher die Fouls als die gelungenen Aktionen in Erinnerung bleiben.
Spielbericht
Klassenunterschied im Achtelfinale
Diani und Le Sommer nicht einzufangen: Frankreich überwindet Marokkos Bollwerk früh
Marokko war in der Vorrunde vor Deutschland gelandet, nun ist das Turnier für die Nordafrikanerinnen aber beendet. Frankreich war beim 4:0-Sieg im Achtelfinale eine Klasse besser - auch dank Diani und Le Sommer.
Zwei entscheidende Frauen in Adelaide: Eugenie Le Sommer (li). und Kadidiatou Diani.
Spielbericht
WM Splitter :
08.08.2023 - 16:49 Uhr | News | Quelle: dpa
Fehlende Gelder: Gewerkschaft unterstützt Nigerias Fußballerinnen
Die Spielergewerkschaft Fifpro unterstützt die nigerianischen Fußballerinnen im Streit mit dem eigenen Verband wegen der Zahlung ausstehender Gelder. Das gaben Gewerkschaft und Mannschaft nach dem Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der WM in Australien und Neuseeland in einer Mitteilung am Dienstag bekannt. Demnach warte man vergeblich auf Bonuszahlungen, Camp-Zulagen und auch Spesen, die teilweise seit dem Jahr 2021 fällig seien.
Die «Super Falcons» seien frustriert darüber, dass sie den nigerianischen Fußballverband vor und während des Turniers um diese Zahlungen hätten bitten müssen und dies möglicherweise auch danach weiter tun müssten, hieß es weiter. Auf Wunsch der Spielerinnen habe man sich gegen eine öffentliche Erklärung während des WM-Turniers entschieden, um sich vollends auf die Spiele konzentrieren zu können. Nun fordern die Spielerinnen, dass der nigerianische Fußballverband seinen Verpflichtungen nachkommt und die ausstehenden Beträge zahlt.
Die Spielergewerkschaft Fifpro werde weiterhin mit den Spielerinnen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass ihre vertraglichen Rechte gewahrt und die ausstehenden Zahlungen beglichen würden. Nigeria war bei der WM am Montag im Elfmeterschießen gegen England ausgeschieden.
Quelle
Favoritensterben bei der Frauen-WM 2023: Nicht nur Deutschland enttäuscht
Titelverteidiger USA verabschiedet sich im Elfmeterschießen
Marta ohne Erfolg bei letzter WM-Teilnahme
Zu hoch gesteckte Ziele für Deutschland?
Von Adriana Wehrens | 8:50 AM GMT+2
Das favorisierte US-Team um Alex Morgan blieb bei dieser WM weit hinter den Erwartungen zurück / Visionhaus/GettyImages
Mit den USA verabschiedete sich im Achtelfinale der Titelverteidiger und größte Favorit auf den WM-Titel. Deutschland, Brasilien und Kanada waren zuvor bereits in der Gruppenphase gescheitert. Beinahe traf es auch Europameister England am Montag. Doch warum verzweifelten so viele Top-Teams schon früh im Turnier?
Favoritensterben bei der WM
USA: Titelverteidiger verabschiedet sich früh
Brasilien: Der letzte Auftritt einer Legende
Kanada: Olympiasieger ohne Glanz
Deutschland: Hilflos mit zu hohen Ansprüchen
Wer ist nun Favorit?
USA: Titelverteidiger verabschiedet sich früh
Es sollte eigentlich der historische dritte WM-Titel in Folge für das USWNT werden, doch stattdessen wurde es historisch in der Hinsicht, dass die Mannschaft von Vlatko Andonovski es als erste nicht mindestens bis ins Halbfinale geschafft hat. Bereits im Achtelfinale war Schluss für Team USA. Dementsprechend groß war die Enttäuschung bei Spielerinnen und Fans. Allerdings hätte es die US-Amerikanerinnen beinahe schon in der Gruppenphase erwischt, als man sich nur mit einem knappen Unentschieden gegen Portugal auf den zweiten Platz in Gruppe E gerettet hatte.
Die WM in diesem Jahr stand für die USA symbolisch für einen Umbruch für die Frauen-Nationalmannschaft. Denn viele Spielerinnen, die bei den vergangenen zwei Erfolgen mitgewirkt hatten, waren nun nicht mehr dabei - allen voran die ehemalige Kapitänin Carli Lloyd. Mit von der Partie waren unter anderem noch Alex Morgan und Megan Rapinoe, die das Team mit ihrer Erfahrung leiten sollten. Daneben rückten viele neue und jüngere Spielerinnen in die Mannschaft. Gerade von Portland-Thorns-Star Sophia Smith, welche die neue Generation verkörpert, erhoffte man sich Großes.
Zwar startete das USWNT mit einem 3:0-Sieg über Vietnam in das Turnier, doch bereits hier offenbarten sich die ersten Schwächen. Die wurden anschließend im Spiel gegen die Niederlande umso deutlicher. Die Mannschaft harmonierte insgesamt nicht gut zusammen, Morgan schien nicht ideal in das von Andonovski gewählte System zu passen und der so typische Siegeswille, für den die US-Amerikanerinnen normalerweise bekannt sind, wurde oftmals vermisst.
Nachdem die USA gerade so die Qualifikation für das Achtelfinale klargemacht hatten, stolperte das Team schließlich an Schweden. Wie schon bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio konnten die Skandinavierinnen die US-Amerikanerinnen im Elfmeterschießen bezwingen. Für das Team gilt es nun, den Umbruch voranzutreiben, um bestmöglich für das nächste große Turnier vorbereitet zu sein.
Brasilien: Der letzte Auftritt einer Legende
Sie galt über viele Jahre hinweg als die beste Fußballerin der Welt - womöglich auch aller Zeiten: Brasiliens Marta hatte bereits früh klar gemacht, dass es sich bei dieser WM um ihre letzte handeln würde. Ähnlich wie bei Lionel Messi bei der argentinischen Männer-Nationalmannschaft wollte die Mannschaft die Stürmerin von Orlando Pride gebührend verabschieden - bestenfalls mit dem Titel. Dieser Traum zerplatzte bereits in der Gruppenphase.
Zunächst war die Seleção vielversprechend gegen Panama in das Turnier gestartet. Mit Spielzügen wie aus dem Lehrbuch und kreativem Fußball war die Hoffnung nach dem ersten Gruppenspiel weiter groß. Dies sollte sich allerdings in der darauf folgenden Partie ändern, als sich die Brasilianerinnen Frankreich knapp mit 1:2 geschlagen geben mussten. Demnach hätte das Team von Pia Sundhage gegen Jamaika einen Sieg benötigt, um das Weiterkommen zu sichern. Der Großteil des Spiels ereignete sich schließlich auch in der gegnerischen Hälfte, trotzdem verzweifelte die Seleção vergeblich an der jamaikanischen Abwehr.
Für Marta war es der letzte Auftritt auf der ganz großen Bühne, doch sie hinterlässt ihrem Team und all denjenigen, die in der brasilianischen Nationalmannschaft folgen werden, ein wichtiges Vermächtnis. "Es ist erst der Anfang", verkündete Marta nach dem Spiel. Für ihre Mitspielerinnen gebe es nun eine neue Möglichkeit, wieder vorne mit anzugreifen.
Kanada: Olympiasieger ohne Glanz
So hatte sich das der Olympiasieger von 2021 überhaupt nicht vorgestellt. Auch Kanada musste den WM-Traum schon nach der Gruppenphase aufgeben und schaffte es nicht zu überzeugen. Ein Sieg und eine Niederlage reichten nicht für ein Weiterkommen, verdient wäre es auch nicht gewesen.
Stellt man mit Christine Sinclair eine 40-Jährige im entscheidenden Spiel gegen Gastgeber Australien von Beginn an auf, muss bei der Personalentscheidung auch ein Quäntchen Verzweiflung mit im Spiel gewesen sein. Denn auch wenn es sich mit Sinclair um die weltweit führende internationale Torschützin handelt und sie immer noch große Qualitäten besitzt, wäre eine dynamischere Variante gegen die starke Abwehr der Matildas die bessere Option gewesen. Doch nicht nur dieser Aspekt besiegelte das frühe Turnier-Aus für Kanada, die Probleme zogen sich durch die ganze Mannschaft.
Mit einer der Gründe für die enttäuschende Leistung ist mit Sicherheit auch der Streit mit dem kanadischen Verband, der erst vor kurzem einen Höhepunkt erreicht hatte. Es werde zu wenig Geld in die Nationalmannschaft gesteckt, auch die Finanzierung der Jugendmannschaften sei ein ernst zu nehmendes Problem. Zudem haben die Mittel gefehlt, um ausreichend Lehrgänge abzuhalten, damit sich die Teammitglieder einspielen und zusammen weiterentwickeln können. Will Kanada wieder die internationale Spitze ansteuern, müssen erst die Grundgegebenheiten stimmen.
Deutschland: Hilflos mit zu hohen Ansprüchen
Schon lange vor dem Start der Weltmeisterschaft hatte die deutsche Mannschaft um Martina Voss-Tecklenburg klargemacht, dass das klare Ziel der Titel und somit der dritte Stern auf dem Trikot ist. Waren diese Erwartungen im Nachhinein etwas zu hoch gesteckt? Vermutlich ja, denn im Vergleich zur Europameisterschaft im letzten Jahr lastete dieses Mal deutlich mehr Druck auf den deutschen Spielerinnen. Dies spiegelte sich folglich in deren Spielweise wider.
Doch nicht nur der Druck spielte beim Ausscheiden des DFB-Teams eine tragende Rolle. Hinzu kam eine Reihe an verletzten Spielerinnen, auf deren Fehlen man nicht rechtzeitig eine passende Antwort finden konnte. Besonders auf den Außenverteidiger-Positionen gab es Probleme bei der Besetzung, denn beide hier eingesetzten Spielerinnen sind normal im Mittelfeld unterwegs. Nicht nur in der Abwehr kam es zu Schwierigkeiten, auch in der Offensive gab es Defizite: mangelnde Kreativität, zu viele hohe Bälle in den Strafraum und vor allem die Abhängigkeit von Alexandra Popp.
Nach dem erfolgreichen Start mit sechs Toren gegen Marokko fiel die deutsche Mannschaft in sich zusammen. Zuerst kassierte man in der Nachspielzeit des zweiten Gruppenspiels gegen Kolumbien den spielentscheidenden Gegentreffer, dann fand die Mannschaft keine Mittel, um die Defensive von Südkorea zu knacken.
Mittlerweile scheint sicher, dass Bundestrainerin Voss-Tecklenburg weiter für das Team verantwortlich sein wird. Um wieder gegen die stärksten Mannschaften der Welt wettbewerbsfähig zu sein, müssen allerdings viele Fehler aufgearbeitet werden und die ein oder andere Taktik- sowie Personaländerung in Betracht gezogen werden.
Wer ist nun Favorit?
Mit dem Ausscheiden vieler Favoriten stellt sich nun natürlich die Frage, welche Mannschaft diesen Platz ab sofort einnehmen wird. Europameister England konnte bisher im Turnier noch nicht auf ganzer Linie überzeugen. Im Achtelfinale setzten sich die Lionesses gegen Nigeria nur knapp im Elfmeterschießen durch.
Bisher hat sich nur Japan in jeder Partie von der besten Seite zeigen können. Die Nadeshiko Japan konnten bisher alle vier Turnierspiele gewinnen und mussten dabei nur ein einziges Gegentor hinnehmen. Mit einer spielerisch wie taktisch starken Herangehensweise kann Japan mittlerweile als einer der Top-Favoriten gehandelt werden.
Blickt man jedoch auf die aktuelle FIFA Weltrangliste, so müsste man die drittplatzierten Schwedinnen als vielversprechende Kandidatinenn auf den Titel sehen. Unter dem Strich kann man festhalten, dass durch das Ausscheiden vieler Favoriten das Feld neu gemischt ist und Fans somit umso mehr Spannung im restlichen Turnierverlauf erwarten können.
Geschichten der WM: Damaris Egurrola und das besondere Wiedersehen mit Spanien und Jorge Vilda
Von Helene Altgelt | 11:00 AM GMT+2
Damaris Egurrola im Oranje-Trikot / Soccrates Images/GettyImages
Damaris Egurrola spielte bereits für das spanische Nationalteam, doch wenn La Roja im WM-Viertelfinale gegen die Niederlande spielt, wird die 23-Jährige das Oranje-Trikot tragen. Das liegt auch an Spaniens umstrittenen Trainer Jorge Vilda. Bisher ist Egurrola bei den Niederlanden Ersatzspielerin, gegen Spanien könnte sie zum ersten Mal in der Startelf stehen.
Damaris Egurrola: Nicht eine oder zwei, sondern drei Nationalitäten
Egurrola hatte die Qual der Wahl: Als Tochter eines spanischen Vaters und einer niederländischen Mutter, in Florida geboren, könnte sie für gleich drei Nationalteams auflaufen. Aber eigentlich war die Sache für Egurrola klar, denn sie verbrachte den Großteil ihrer Kindheit im Baskenland, der Heimat ihres Vaters. Von ihm hat sie wohl auch ihre sportliche Begabung geerbt: Pablo Egurrola war professioneller Pelota-Spieler, ein baskisches Ballspiel.
Egurrola war auch im Pelota und Tennis talentiert, entschied sich aber für den Fußball. Vor der Schule, in der Pause, nach der Schule war sie mit dem Ball am Fuß anzutreffen - eine klassische Fußball-Kindheit. Mit zwölf Jahren wurde sie von Athletic Bilbao entdeckt und reifte dort zu einem der größten Talente und zur Jugend-Nationalspielerin. Egurrola spielte früher fast überall - auf dem Flügel, in der Innenverteidigung, im offensiven Mittelfeld- , aber fand ihre ideale Position schließlich auf der Sechs.
Für Spanien aufzulaufen, war für Egurrola keine Frage. Mit den U17, U19 und U20-Teams gewann sie Medaille um Medaille, darunter auch Silber bei der U20-WM. An diese Medaille hat sie aber weniger gute Erinnerungen, verbunden mit dem jetzigen Spanien-Trainer Jorge Vilda:
"Es war im Finale der U20-Weltmeisterschaft, als er in der Halbzeitpause zu mir kam und mir sagte, dass ihm meine Spielweise nicht gefalle. Zu diesem Zeitpunkt spielten wir im Mittelfeld sehr gut und hatten viel Spaß. Ich erinnere mich, dass ich in der zweiten Halbzeit unter Tränen rauskam."
- Damaris Egurrola
Jorge Vilda ist auch der wesentliche Grund, warum Egurrola nun nicht für das Land ihres Vaters aufläuft. Trotz ihrer späteren Kritik an dem Trainer wollte sie für Spanien spielen und rechnete mit einer Einladung ins Nationalteam. Denn wenn einige der besten Klubs Europas hinter ihr her waren, warum dann nicht auch das Nationalteam?
Vilda will Egurrola nicht im Nationalteam - trotz großem Talent
Egurrola verließ mit 20 Jahren ihren ersten Klub Athletic Bilbao, um sich dem FC Everton anzuschließen. Schon nach wenigen Wochen war klar, dass dies eher ein Zwischenstopp bleiben würde. Die großen Klubs klopften an. Kein Wunder - defensive Mittelfeldspielerinnen werden immer gesucht, und Egurrola hat mit ihrer Übersicht, Zweikampfstärke und Ruhe am Ball alle Qualitäten für den Job. Ihre Kopfballstärke macht sie dazu zu einer gefährlichen Waffe bei Standards.
Ihr Wechsel zu Olympique Lyon kam 2021 daher nicht überraschend. Egurrola wurde als langfristige Nachfolgerin von Amandine Henry, einer der besten defensiven Mittelfeldspielerinnen überhaupt, geholt. Sie brauchte nicht lange, um sich auch bei Lyon durchzusetzen. Mit ihren 23 Jahren ist sie inzwischen Stammspielerin bei dem dominierenden Klub der letzten Dekade.
Selbst nach ihrem Wechsel zu Lyon wurde sie nicht zum spanischen Nationalteam eingeladen. Mit Patri Guijarro hatte Vilda bereits eine Weltklasse-Spielerin auf der gleichen Position zur Verfügung. Aber warum er ein Backup wie Egurrola ausschlug, ist weiterhin schleierhaft. 2019 durfte sie bei einem Freundschaftsspiel ihr Debüt für Spanien geben, danach hörte sie aber nie wieder etwas von Vilda.
Egurrola sah keine Zukunft für sich im spanischen Nationalteam, zumindest solange Vilda Trainer war. Da er den unterschütterlichen Rückhalt des Verbandes hat, würde sich das auch so bald nicht ändern. Profitieren wollten davon die USA und die Niederlande, die beide Egurrolas Talent gut gebrauchen konnten. Egurrola hatte die Qual der Wahl, und im Frühling 2022 entschied sie sich dann für die Niederlande. "Ich bin Niederländerin. Früher, heute, und - noch wichtiger - in Zukunft", schrieb sie zu ihrer Entscheidung.
Schwieriges Verhältnis mit Vilda - Trainer trotz Kritik weiter im Amt
Als klar wurde, dass Egurrola nicht mehr für Spanien spielen würde, zeigte Jorge Vilda plötzlich eine andere Seite. Nachfragen zu ihr hatte er sonst immer mit dem gewöhnlichen "großes Talent, aber noch nicht ganz bereit" abmoderiert. Aber nun behauptete der Spanien-Trainer, dass er mehrmals versucht habe, Egurrola einzuladen. Sie bestritt das: Die Einladungen seien nur für das U23-Team gewesen, Vilda habe sie nie angerufen. Da Egurrola mehrmals betont hat, dass es ein großer Traum gewesen wäre, für Spanien aufzulaufen, scheint das die wahrscheinlichere Version der Geschichte.
Nur für die U23 wollte er sie dabeihaben, das aber um jeden Preis. Später erzählte Egurrola, Vilda habe eine Absage von ihr von der U23-Mannschaft mit Unverständnis zur Kenntnis genommen - obwohl Egurrolas Team zu dem Zeitpunkt 15 Corona-Fälle hatte und sie gerade erst aus der Quarantäne zurückgekommen war. Egurrola wollte also kein Risiko eingehen, woraufhin Vilda drohte, mit Anwälten gegen sie und den Klub vorzugehen.
Über Vildas Umgang mit den Spielerinnen sind über die Jahre neben Egurrolas Erinnerungen viele weitere Vorwürfe ans Licht gekommen: Herablassende Behandlung einiger Spielerinnen, exzessive Kontrollen, keine Belastungssteuerung, Mangel an Kritikfähigkeit... Nach der EM im letzten Sommer wurde all das öffentlich, Vilda blieb aber im Amt.
Diese Kritik begleitet das spanische Team ständig bei der WM, trotz aller Versuche, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Ein Teil von Las 15, die im letzten Jahr zurückgetreten waren, ist zurück, aber zwei wichtige Spielerinnen - Patri Guijarro und Mapi Leon - fehlen aus Protest weiterhin. Es scheint wahrscheinlich, dass Egurrola ohne ihn schon längst für Spanien spielen würde.
Besonderes Wiedersehen für Egurrola
Bei den Niederlanden ist die 23-Jährige bisher noch nicht Stammspielerin, trotz einiger überzeugender Leistungen. Zu groß ist die Konkurrenz im Mittelfeld mit Jackie Groenen, Sherida Spitse und Danielle van de Donk. Letztere ist für das Spiel gegen Spanien aber mit einer Gelbsperre raus - das macht den ersten Startelf-Einsatz von Egurrola wahrscheinlich. Im Training hat sie sich eine kleine Blessur zugezogen, wird aber vermutlich rechtzeitig fit sein.
In vielerlei Hinsicht ist es ein besonderes Spiel für Egurrola, die auf viele ehemalige Teamkolleginnen aus den Juniorenteams trifft. Ona Battle, Torhüterin Misa Rodriguez und Aitana Bonmatí waren zusammen mit Egurrola bei der U20-WM 2018 dabei.
Auch aus Spanien bekommt sie Unterstützung: In der Heimat ihres Vaters, im Baskenland, drücken sie den Oranje Leeuwinnen die Daumen. Egurrolas Mutter sagte in einem Interview: "Die ganze Zeit hängt hier draußen die niederländische Flagge. Das ganze Dorf steht hinter den Niederlanden. Wir sind hier im Baskenland - klar, dort würden sie lieber ein anderes Land gewinnen sehen als Spanien."
Quelle
Überhartes Achtelfinale geht an die Südamerikanerinnen
Erstes Gegentor: Überraschungsteam Jamaika scheitert an Kolumbien
Ohne Gegentor war Jamaika ins Achtelfinale eingezogen, dort fand das Überraschungsteam aber kein Mittel gegen Kolumbien. Von der 0:1-Niederlage werden eher die Fouls als die gelungenen Aktionen in Erinnerung bleiben.
Spielbericht
Klassenunterschied im Achtelfinale
Diani und Le Sommer nicht einzufangen: Frankreich überwindet Marokkos Bollwerk früh
Marokko war in der Vorrunde vor Deutschland gelandet, nun ist das Turnier für die Nordafrikanerinnen aber beendet. Frankreich war beim 4:0-Sieg im Achtelfinale eine Klasse besser - auch dank Diani und Le Sommer.
Zwei entscheidende Frauen in Adelaide: Eugenie Le Sommer (li). und Kadidiatou Diani.
Spielbericht
WM Splitter :
08.08.2023 - 16:49 Uhr | News | Quelle: dpa
Fehlende Gelder: Gewerkschaft unterstützt Nigerias Fußballerinnen
Die Spielergewerkschaft Fifpro unterstützt die nigerianischen Fußballerinnen im Streit mit dem eigenen Verband wegen der Zahlung ausstehender Gelder. Das gaben Gewerkschaft und Mannschaft nach dem Ausscheiden der Nationalmannschaft bei der WM in Australien und Neuseeland in einer Mitteilung am Dienstag bekannt. Demnach warte man vergeblich auf Bonuszahlungen, Camp-Zulagen und auch Spesen, die teilweise seit dem Jahr 2021 fällig seien.
Die «Super Falcons» seien frustriert darüber, dass sie den nigerianischen Fußballverband vor und während des Turniers um diese Zahlungen hätten bitten müssen und dies möglicherweise auch danach weiter tun müssten, hieß es weiter. Auf Wunsch der Spielerinnen habe man sich gegen eine öffentliche Erklärung während des WM-Turniers entschieden, um sich vollends auf die Spiele konzentrieren zu können. Nun fordern die Spielerinnen, dass der nigerianische Fußballverband seinen Verpflichtungen nachkommt und die ausstehenden Beträge zahlt.
Die Spielergewerkschaft Fifpro werde weiterhin mit den Spielerinnen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass ihre vertraglichen Rechte gewahrt und die ausstehenden Zahlungen beglichen würden. Nigeria war bei der WM am Montag im Elfmeterschießen gegen England ausgeschieden.
Quelle
Favoritensterben bei der Frauen-WM 2023: Nicht nur Deutschland enttäuscht
Titelverteidiger USA verabschiedet sich im Elfmeterschießen
Marta ohne Erfolg bei letzter WM-Teilnahme
Zu hoch gesteckte Ziele für Deutschland?
Von Adriana Wehrens | 8:50 AM GMT+2
Das favorisierte US-Team um Alex Morgan blieb bei dieser WM weit hinter den Erwartungen zurück / Visionhaus/GettyImages
Mit den USA verabschiedete sich im Achtelfinale der Titelverteidiger und größte Favorit auf den WM-Titel. Deutschland, Brasilien und Kanada waren zuvor bereits in der Gruppenphase gescheitert. Beinahe traf es auch Europameister England am Montag. Doch warum verzweifelten so viele Top-Teams schon früh im Turnier?
Favoritensterben bei der WM
USA: Titelverteidiger verabschiedet sich früh
Brasilien: Der letzte Auftritt einer Legende
Kanada: Olympiasieger ohne Glanz
Deutschland: Hilflos mit zu hohen Ansprüchen
Wer ist nun Favorit?
USA: Titelverteidiger verabschiedet sich früh
Es sollte eigentlich der historische dritte WM-Titel in Folge für das USWNT werden, doch stattdessen wurde es historisch in der Hinsicht, dass die Mannschaft von Vlatko Andonovski es als erste nicht mindestens bis ins Halbfinale geschafft hat. Bereits im Achtelfinale war Schluss für Team USA. Dementsprechend groß war die Enttäuschung bei Spielerinnen und Fans. Allerdings hätte es die US-Amerikanerinnen beinahe schon in der Gruppenphase erwischt, als man sich nur mit einem knappen Unentschieden gegen Portugal auf den zweiten Platz in Gruppe E gerettet hatte.
Die WM in diesem Jahr stand für die USA symbolisch für einen Umbruch für die Frauen-Nationalmannschaft. Denn viele Spielerinnen, die bei den vergangenen zwei Erfolgen mitgewirkt hatten, waren nun nicht mehr dabei - allen voran die ehemalige Kapitänin Carli Lloyd. Mit von der Partie waren unter anderem noch Alex Morgan und Megan Rapinoe, die das Team mit ihrer Erfahrung leiten sollten. Daneben rückten viele neue und jüngere Spielerinnen in die Mannschaft. Gerade von Portland-Thorns-Star Sophia Smith, welche die neue Generation verkörpert, erhoffte man sich Großes.
Zwar startete das USWNT mit einem 3:0-Sieg über Vietnam in das Turnier, doch bereits hier offenbarten sich die ersten Schwächen. Die wurden anschließend im Spiel gegen die Niederlande umso deutlicher. Die Mannschaft harmonierte insgesamt nicht gut zusammen, Morgan schien nicht ideal in das von Andonovski gewählte System zu passen und der so typische Siegeswille, für den die US-Amerikanerinnen normalerweise bekannt sind, wurde oftmals vermisst.
Nachdem die USA gerade so die Qualifikation für das Achtelfinale klargemacht hatten, stolperte das Team schließlich an Schweden. Wie schon bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio konnten die Skandinavierinnen die US-Amerikanerinnen im Elfmeterschießen bezwingen. Für das Team gilt es nun, den Umbruch voranzutreiben, um bestmöglich für das nächste große Turnier vorbereitet zu sein.
Brasilien: Der letzte Auftritt einer Legende
Sie galt über viele Jahre hinweg als die beste Fußballerin der Welt - womöglich auch aller Zeiten: Brasiliens Marta hatte bereits früh klar gemacht, dass es sich bei dieser WM um ihre letzte handeln würde. Ähnlich wie bei Lionel Messi bei der argentinischen Männer-Nationalmannschaft wollte die Mannschaft die Stürmerin von Orlando Pride gebührend verabschieden - bestenfalls mit dem Titel. Dieser Traum zerplatzte bereits in der Gruppenphase.
Zunächst war die Seleção vielversprechend gegen Panama in das Turnier gestartet. Mit Spielzügen wie aus dem Lehrbuch und kreativem Fußball war die Hoffnung nach dem ersten Gruppenspiel weiter groß. Dies sollte sich allerdings in der darauf folgenden Partie ändern, als sich die Brasilianerinnen Frankreich knapp mit 1:2 geschlagen geben mussten. Demnach hätte das Team von Pia Sundhage gegen Jamaika einen Sieg benötigt, um das Weiterkommen zu sichern. Der Großteil des Spiels ereignete sich schließlich auch in der gegnerischen Hälfte, trotzdem verzweifelte die Seleção vergeblich an der jamaikanischen Abwehr.
Für Marta war es der letzte Auftritt auf der ganz großen Bühne, doch sie hinterlässt ihrem Team und all denjenigen, die in der brasilianischen Nationalmannschaft folgen werden, ein wichtiges Vermächtnis. "Es ist erst der Anfang", verkündete Marta nach dem Spiel. Für ihre Mitspielerinnen gebe es nun eine neue Möglichkeit, wieder vorne mit anzugreifen.
Kanada: Olympiasieger ohne Glanz
So hatte sich das der Olympiasieger von 2021 überhaupt nicht vorgestellt. Auch Kanada musste den WM-Traum schon nach der Gruppenphase aufgeben und schaffte es nicht zu überzeugen. Ein Sieg und eine Niederlage reichten nicht für ein Weiterkommen, verdient wäre es auch nicht gewesen.
Stellt man mit Christine Sinclair eine 40-Jährige im entscheidenden Spiel gegen Gastgeber Australien von Beginn an auf, muss bei der Personalentscheidung auch ein Quäntchen Verzweiflung mit im Spiel gewesen sein. Denn auch wenn es sich mit Sinclair um die weltweit führende internationale Torschützin handelt und sie immer noch große Qualitäten besitzt, wäre eine dynamischere Variante gegen die starke Abwehr der Matildas die bessere Option gewesen. Doch nicht nur dieser Aspekt besiegelte das frühe Turnier-Aus für Kanada, die Probleme zogen sich durch die ganze Mannschaft.
Mit einer der Gründe für die enttäuschende Leistung ist mit Sicherheit auch der Streit mit dem kanadischen Verband, der erst vor kurzem einen Höhepunkt erreicht hatte. Es werde zu wenig Geld in die Nationalmannschaft gesteckt, auch die Finanzierung der Jugendmannschaften sei ein ernst zu nehmendes Problem. Zudem haben die Mittel gefehlt, um ausreichend Lehrgänge abzuhalten, damit sich die Teammitglieder einspielen und zusammen weiterentwickeln können. Will Kanada wieder die internationale Spitze ansteuern, müssen erst die Grundgegebenheiten stimmen.
Deutschland: Hilflos mit zu hohen Ansprüchen
Schon lange vor dem Start der Weltmeisterschaft hatte die deutsche Mannschaft um Martina Voss-Tecklenburg klargemacht, dass das klare Ziel der Titel und somit der dritte Stern auf dem Trikot ist. Waren diese Erwartungen im Nachhinein etwas zu hoch gesteckt? Vermutlich ja, denn im Vergleich zur Europameisterschaft im letzten Jahr lastete dieses Mal deutlich mehr Druck auf den deutschen Spielerinnen. Dies spiegelte sich folglich in deren Spielweise wider.
Doch nicht nur der Druck spielte beim Ausscheiden des DFB-Teams eine tragende Rolle. Hinzu kam eine Reihe an verletzten Spielerinnen, auf deren Fehlen man nicht rechtzeitig eine passende Antwort finden konnte. Besonders auf den Außenverteidiger-Positionen gab es Probleme bei der Besetzung, denn beide hier eingesetzten Spielerinnen sind normal im Mittelfeld unterwegs. Nicht nur in der Abwehr kam es zu Schwierigkeiten, auch in der Offensive gab es Defizite: mangelnde Kreativität, zu viele hohe Bälle in den Strafraum und vor allem die Abhängigkeit von Alexandra Popp.
Nach dem erfolgreichen Start mit sechs Toren gegen Marokko fiel die deutsche Mannschaft in sich zusammen. Zuerst kassierte man in der Nachspielzeit des zweiten Gruppenspiels gegen Kolumbien den spielentscheidenden Gegentreffer, dann fand die Mannschaft keine Mittel, um die Defensive von Südkorea zu knacken.
Mittlerweile scheint sicher, dass Bundestrainerin Voss-Tecklenburg weiter für das Team verantwortlich sein wird. Um wieder gegen die stärksten Mannschaften der Welt wettbewerbsfähig zu sein, müssen allerdings viele Fehler aufgearbeitet werden und die ein oder andere Taktik- sowie Personaländerung in Betracht gezogen werden.
Wer ist nun Favorit?
Mit dem Ausscheiden vieler Favoriten stellt sich nun natürlich die Frage, welche Mannschaft diesen Platz ab sofort einnehmen wird. Europameister England konnte bisher im Turnier noch nicht auf ganzer Linie überzeugen. Im Achtelfinale setzten sich die Lionesses gegen Nigeria nur knapp im Elfmeterschießen durch.
Bisher hat sich nur Japan in jeder Partie von der besten Seite zeigen können. Die Nadeshiko Japan konnten bisher alle vier Turnierspiele gewinnen und mussten dabei nur ein einziges Gegentor hinnehmen. Mit einer spielerisch wie taktisch starken Herangehensweise kann Japan mittlerweile als einer der Top-Favoriten gehandelt werden.
Blickt man jedoch auf die aktuelle FIFA Weltrangliste, so müsste man die drittplatzierten Schwedinnen als vielversprechende Kandidatinenn auf den Titel sehen. Unter dem Strich kann man festhalten, dass durch das Ausscheiden vieler Favoriten das Feld neu gemischt ist und Fans somit umso mehr Spannung im restlichen Turnierverlauf erwarten können.
Geschichten der WM: Damaris Egurrola und das besondere Wiedersehen mit Spanien und Jorge Vilda
Von Helene Altgelt | 11:00 AM GMT+2
Damaris Egurrola im Oranje-Trikot / Soccrates Images/GettyImages
Damaris Egurrola spielte bereits für das spanische Nationalteam, doch wenn La Roja im WM-Viertelfinale gegen die Niederlande spielt, wird die 23-Jährige das Oranje-Trikot tragen. Das liegt auch an Spaniens umstrittenen Trainer Jorge Vilda. Bisher ist Egurrola bei den Niederlanden Ersatzspielerin, gegen Spanien könnte sie zum ersten Mal in der Startelf stehen.
Damaris Egurrola: Nicht eine oder zwei, sondern drei Nationalitäten
Egurrola hatte die Qual der Wahl: Als Tochter eines spanischen Vaters und einer niederländischen Mutter, in Florida geboren, könnte sie für gleich drei Nationalteams auflaufen. Aber eigentlich war die Sache für Egurrola klar, denn sie verbrachte den Großteil ihrer Kindheit im Baskenland, der Heimat ihres Vaters. Von ihm hat sie wohl auch ihre sportliche Begabung geerbt: Pablo Egurrola war professioneller Pelota-Spieler, ein baskisches Ballspiel.
Egurrola war auch im Pelota und Tennis talentiert, entschied sich aber für den Fußball. Vor der Schule, in der Pause, nach der Schule war sie mit dem Ball am Fuß anzutreffen - eine klassische Fußball-Kindheit. Mit zwölf Jahren wurde sie von Athletic Bilbao entdeckt und reifte dort zu einem der größten Talente und zur Jugend-Nationalspielerin. Egurrola spielte früher fast überall - auf dem Flügel, in der Innenverteidigung, im offensiven Mittelfeld- , aber fand ihre ideale Position schließlich auf der Sechs.
Für Spanien aufzulaufen, war für Egurrola keine Frage. Mit den U17, U19 und U20-Teams gewann sie Medaille um Medaille, darunter auch Silber bei der U20-WM. An diese Medaille hat sie aber weniger gute Erinnerungen, verbunden mit dem jetzigen Spanien-Trainer Jorge Vilda:
"Es war im Finale der U20-Weltmeisterschaft, als er in der Halbzeitpause zu mir kam und mir sagte, dass ihm meine Spielweise nicht gefalle. Zu diesem Zeitpunkt spielten wir im Mittelfeld sehr gut und hatten viel Spaß. Ich erinnere mich, dass ich in der zweiten Halbzeit unter Tränen rauskam."
- Damaris Egurrola
Jorge Vilda ist auch der wesentliche Grund, warum Egurrola nun nicht für das Land ihres Vaters aufläuft. Trotz ihrer späteren Kritik an dem Trainer wollte sie für Spanien spielen und rechnete mit einer Einladung ins Nationalteam. Denn wenn einige der besten Klubs Europas hinter ihr her waren, warum dann nicht auch das Nationalteam?
Vilda will Egurrola nicht im Nationalteam - trotz großem Talent
Egurrola verließ mit 20 Jahren ihren ersten Klub Athletic Bilbao, um sich dem FC Everton anzuschließen. Schon nach wenigen Wochen war klar, dass dies eher ein Zwischenstopp bleiben würde. Die großen Klubs klopften an. Kein Wunder - defensive Mittelfeldspielerinnen werden immer gesucht, und Egurrola hat mit ihrer Übersicht, Zweikampfstärke und Ruhe am Ball alle Qualitäten für den Job. Ihre Kopfballstärke macht sie dazu zu einer gefährlichen Waffe bei Standards.
Ihr Wechsel zu Olympique Lyon kam 2021 daher nicht überraschend. Egurrola wurde als langfristige Nachfolgerin von Amandine Henry, einer der besten defensiven Mittelfeldspielerinnen überhaupt, geholt. Sie brauchte nicht lange, um sich auch bei Lyon durchzusetzen. Mit ihren 23 Jahren ist sie inzwischen Stammspielerin bei dem dominierenden Klub der letzten Dekade.
Selbst nach ihrem Wechsel zu Lyon wurde sie nicht zum spanischen Nationalteam eingeladen. Mit Patri Guijarro hatte Vilda bereits eine Weltklasse-Spielerin auf der gleichen Position zur Verfügung. Aber warum er ein Backup wie Egurrola ausschlug, ist weiterhin schleierhaft. 2019 durfte sie bei einem Freundschaftsspiel ihr Debüt für Spanien geben, danach hörte sie aber nie wieder etwas von Vilda.
Egurrola sah keine Zukunft für sich im spanischen Nationalteam, zumindest solange Vilda Trainer war. Da er den unterschütterlichen Rückhalt des Verbandes hat, würde sich das auch so bald nicht ändern. Profitieren wollten davon die USA und die Niederlande, die beide Egurrolas Talent gut gebrauchen konnten. Egurrola hatte die Qual der Wahl, und im Frühling 2022 entschied sie sich dann für die Niederlande. "Ich bin Niederländerin. Früher, heute, und - noch wichtiger - in Zukunft", schrieb sie zu ihrer Entscheidung.
Schwieriges Verhältnis mit Vilda - Trainer trotz Kritik weiter im Amt
Als klar wurde, dass Egurrola nicht mehr für Spanien spielen würde, zeigte Jorge Vilda plötzlich eine andere Seite. Nachfragen zu ihr hatte er sonst immer mit dem gewöhnlichen "großes Talent, aber noch nicht ganz bereit" abmoderiert. Aber nun behauptete der Spanien-Trainer, dass er mehrmals versucht habe, Egurrola einzuladen. Sie bestritt das: Die Einladungen seien nur für das U23-Team gewesen, Vilda habe sie nie angerufen. Da Egurrola mehrmals betont hat, dass es ein großer Traum gewesen wäre, für Spanien aufzulaufen, scheint das die wahrscheinlichere Version der Geschichte.
Nur für die U23 wollte er sie dabeihaben, das aber um jeden Preis. Später erzählte Egurrola, Vilda habe eine Absage von ihr von der U23-Mannschaft mit Unverständnis zur Kenntnis genommen - obwohl Egurrolas Team zu dem Zeitpunkt 15 Corona-Fälle hatte und sie gerade erst aus der Quarantäne zurückgekommen war. Egurrola wollte also kein Risiko eingehen, woraufhin Vilda drohte, mit Anwälten gegen sie und den Klub vorzugehen.
Über Vildas Umgang mit den Spielerinnen sind über die Jahre neben Egurrolas Erinnerungen viele weitere Vorwürfe ans Licht gekommen: Herablassende Behandlung einiger Spielerinnen, exzessive Kontrollen, keine Belastungssteuerung, Mangel an Kritikfähigkeit... Nach der EM im letzten Sommer wurde all das öffentlich, Vilda blieb aber im Amt.
Diese Kritik begleitet das spanische Team ständig bei der WM, trotz aller Versuche, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. Ein Teil von Las 15, die im letzten Jahr zurückgetreten waren, ist zurück, aber zwei wichtige Spielerinnen - Patri Guijarro und Mapi Leon - fehlen aus Protest weiterhin. Es scheint wahrscheinlich, dass Egurrola ohne ihn schon längst für Spanien spielen würde.
Besonderes Wiedersehen für Egurrola
Bei den Niederlanden ist die 23-Jährige bisher noch nicht Stammspielerin, trotz einiger überzeugender Leistungen. Zu groß ist die Konkurrenz im Mittelfeld mit Jackie Groenen, Sherida Spitse und Danielle van de Donk. Letztere ist für das Spiel gegen Spanien aber mit einer Gelbsperre raus - das macht den ersten Startelf-Einsatz von Egurrola wahrscheinlich. Im Training hat sie sich eine kleine Blessur zugezogen, wird aber vermutlich rechtzeitig fit sein.
In vielerlei Hinsicht ist es ein besonderes Spiel für Egurrola, die auf viele ehemalige Teamkolleginnen aus den Juniorenteams trifft. Ona Battle, Torhüterin Misa Rodriguez und Aitana Bonmatí waren zusammen mit Egurrola bei der U20-WM 2018 dabei.
Auch aus Spanien bekommt sie Unterstützung: In der Heimat ihres Vaters, im Baskenland, drücken sie den Oranje Leeuwinnen die Daumen. Egurrolas Mutter sagte in einem Interview: "Die ganze Zeit hängt hier draußen die niederländische Flagge. Das ganze Dorf steht hinter den Niederlanden. Wir sind hier im Baskenland - klar, dort würden sie lieber ein anderes Land gewinnen sehen als Spanien."
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Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
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