18.06.2023 - 19:55
Es hat sich gelohnt
Spiel der Saison VII: Pokalfinale der Frauen
17.06.2023
EL-Achtelfinale, DFB-Pokal-Halbfinale, Punkterekorde, Pokalfinale der Frauen, Qualifikation für Europa. In der Serie „Mein Spiel der Saison“ berichten zehn Autor/innen von ihren einprägsamsten Erlebnissen 2022/23. Heute: Pokalfinale der Frauen.
Ich beginne diese Kolumne dort, wo sie eigentlich endet. Donnerstag, 18. Mai 2023, so gegen 20.30 Uhr im Kölner Rhein-Energie-Stadion. Vor etwas mehr als einer Stunde wurde das DFB-Pokalfinale der Frauen abgepfiffen. Von jetzt auf gleich ist alles vorbei: Wochenlange Arbeit und Organisation im Vorfeld, die 90 Minuten auf dem Platz, die Koordination der Medien nach Abpfiff. Ich sitze alleine auf der Ersatzbank, auf dem Rasen laufen noch die letzten Ordner, die mir mit Laubbläsern das längst verstreute Konfetti um den Kopf pusten. Und dann passiert etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Ich sitze da, blicke in die Leere des Stadions – und fange an zu weinen. Minutenlang kullern mir die Tränen über das Gesicht, ehe ein paar vereinzelte Kolleg/innen, denen es ähnlich geht, mich dort finden.
Und eigentlich gibt es in diesem Moment gar keinen Grund für diese Tränen. Wir haben vor wenigen Stunden das größte Frauenfußballspiel in Deutschland, das es jemals gab, erleben dürfen. 44.808 Zuschauerinnen und Zuschauer haben das Endspiel in Köln gesehen. Noch nie zuvor war ein DFB-Pokalfinale ausverkauft. Bis fünf Minuten vor Ende waren wir an der großen Sensation dran, die auf dem Papier haushoch überlegenen Wölfinnen zum Zittern zu bekommen. Vor der Pause schoss Jani Minge das wohl emotionalste Tor der Frauenabteilungsgeschichte. Gut 3.000 Freiburger Fans haben diesen Tag zu etwas Unvergesslichem gemacht. Und schließlich konnten wir den zweitgrößten Erfolg feiern, den man in diesem Wettbewerb erreichen kann: Silber!
In diesem Moment auf der Bank wusste ich selbst nicht einmal, weshalb mir die Tränen gekommen sind. Vielleicht hatte die bittere und am Ende doch auch schmerzhafte Niederlage ihren Anteil. Sicherlich lag es auch daran, dass ich unserer Mannschaft einfach so viel mehr gegönnt hätte. Vermutlich kam aber auch einfach hinzu, dass in diesem Augenblick eine unfassbare Last abgefallen ist.
Ich habe nachgerechnet: Zwischen diesen ganz besonderen Momenten nach Spielende auf der Bank und dem Finaleinzug in Leipzig lagen 32 Tage. Das sind 2.764.800 Sekunden. Und in jeder dieser Sekunden stand nichts anderes im Mittelpunkt, als die Vorbereitung auf dieses Endspiel. Bezeichnend für diese Arbeit war sicherlich die Nacht vor dem Spieltag, als ich um 01.35 Uhr meinen Laptop zuklappte und mir sagte: „Jetzt reicht es für heute.“ Überhaupt nicht wissend, dass „heute“ in diesem Moment ja schon Spieltag bedeutete – und die Arbeit somit nicht durch war, sondern später einfach nur zu einem Höhepunkt kam.
Doch das soll gar nicht falsch klingen: Es geht in dieser Kolumne nämlich vor allem darum, dass sich all die Arbeit, die Leidenschaft und das Herzblut aller Kolleg/innen ausgezahlt haben. Vielleicht nicht für das sportliche Ergebnis, das wir uns alle so sehr gewünscht hätten. Aber zumindest für einen Quantensprung im deutschen Frauenfußball. Die Aufmerksamkeit, das Erlebnis, der Tag in Köln – das war groß. Und es könnte erst der Anfang von etwas noch viel Größerem sein, wenn wir in Zukunft genau so viel und noch ein bisschen mehr in den Frauenfußball investieren. Dass es sich lohnt, hat der 18. Mai eindrucksvoll bewiesen.
Und dann sind es vielleicht auch keine Tränen der Trauer, des Schmerzes und der Enttäuschung. Sondern vielmehr des Stolzes und der Vorfreude auf das, was da noch kommen mag.
Der Autor: Niklas Batsch (25) verantwortet seit zwei Jahren als Pressesprecher den Medienauftritt der SC-Frauen.
Foto: Tobias Mühlsteff
Quelle
Saisonhighlights der SC-Frauen
Die Spielerinnen der Bundesliga-Frauen blicken auf ihre ganz persönlichen Momente aus dieser Spielzeit zurück. Viel Spaß mit dem Saisonrückblick 2022/23.
Saisonhighligths
Spiel der Saison VII: Pokalfinale der Frauen
17.06.2023
EL-Achtelfinale, DFB-Pokal-Halbfinale, Punkterekorde, Pokalfinale der Frauen, Qualifikation für Europa. In der Serie „Mein Spiel der Saison“ berichten zehn Autor/innen von ihren einprägsamsten Erlebnissen 2022/23. Heute: Pokalfinale der Frauen.
Ich beginne diese Kolumne dort, wo sie eigentlich endet. Donnerstag, 18. Mai 2023, so gegen 20.30 Uhr im Kölner Rhein-Energie-Stadion. Vor etwas mehr als einer Stunde wurde das DFB-Pokalfinale der Frauen abgepfiffen. Von jetzt auf gleich ist alles vorbei: Wochenlange Arbeit und Organisation im Vorfeld, die 90 Minuten auf dem Platz, die Koordination der Medien nach Abpfiff. Ich sitze alleine auf der Ersatzbank, auf dem Rasen laufen noch die letzten Ordner, die mir mit Laubbläsern das längst verstreute Konfetti um den Kopf pusten. Und dann passiert etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Ich sitze da, blicke in die Leere des Stadions – und fange an zu weinen. Minutenlang kullern mir die Tränen über das Gesicht, ehe ein paar vereinzelte Kolleg/innen, denen es ähnlich geht, mich dort finden.
Und eigentlich gibt es in diesem Moment gar keinen Grund für diese Tränen. Wir haben vor wenigen Stunden das größte Frauenfußballspiel in Deutschland, das es jemals gab, erleben dürfen. 44.808 Zuschauerinnen und Zuschauer haben das Endspiel in Köln gesehen. Noch nie zuvor war ein DFB-Pokalfinale ausverkauft. Bis fünf Minuten vor Ende waren wir an der großen Sensation dran, die auf dem Papier haushoch überlegenen Wölfinnen zum Zittern zu bekommen. Vor der Pause schoss Jani Minge das wohl emotionalste Tor der Frauenabteilungsgeschichte. Gut 3.000 Freiburger Fans haben diesen Tag zu etwas Unvergesslichem gemacht. Und schließlich konnten wir den zweitgrößten Erfolg feiern, den man in diesem Wettbewerb erreichen kann: Silber!
In diesem Moment auf der Bank wusste ich selbst nicht einmal, weshalb mir die Tränen gekommen sind. Vielleicht hatte die bittere und am Ende doch auch schmerzhafte Niederlage ihren Anteil. Sicherlich lag es auch daran, dass ich unserer Mannschaft einfach so viel mehr gegönnt hätte. Vermutlich kam aber auch einfach hinzu, dass in diesem Augenblick eine unfassbare Last abgefallen ist.
Ich habe nachgerechnet: Zwischen diesen ganz besonderen Momenten nach Spielende auf der Bank und dem Finaleinzug in Leipzig lagen 32 Tage. Das sind 2.764.800 Sekunden. Und in jeder dieser Sekunden stand nichts anderes im Mittelpunkt, als die Vorbereitung auf dieses Endspiel. Bezeichnend für diese Arbeit war sicherlich die Nacht vor dem Spieltag, als ich um 01.35 Uhr meinen Laptop zuklappte und mir sagte: „Jetzt reicht es für heute.“ Überhaupt nicht wissend, dass „heute“ in diesem Moment ja schon Spieltag bedeutete – und die Arbeit somit nicht durch war, sondern später einfach nur zu einem Höhepunkt kam.
Doch das soll gar nicht falsch klingen: Es geht in dieser Kolumne nämlich vor allem darum, dass sich all die Arbeit, die Leidenschaft und das Herzblut aller Kolleg/innen ausgezahlt haben. Vielleicht nicht für das sportliche Ergebnis, das wir uns alle so sehr gewünscht hätten. Aber zumindest für einen Quantensprung im deutschen Frauenfußball. Die Aufmerksamkeit, das Erlebnis, der Tag in Köln – das war groß. Und es könnte erst der Anfang von etwas noch viel Größerem sein, wenn wir in Zukunft genau so viel und noch ein bisschen mehr in den Frauenfußball investieren. Dass es sich lohnt, hat der 18. Mai eindrucksvoll bewiesen.
Und dann sind es vielleicht auch keine Tränen der Trauer, des Schmerzes und der Enttäuschung. Sondern vielmehr des Stolzes und der Vorfreude auf das, was da noch kommen mag.
Der Autor: Niklas Batsch (25) verantwortet seit zwei Jahren als Pressesprecher den Medienauftritt der SC-Frauen.
Foto: Tobias Mühlsteff
Quelle
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Die Spielerinnen der Bundesliga-Frauen blicken auf ihre ganz persönlichen Momente aus dieser Spielzeit zurück. Viel Spaß mit dem Saisonrückblick 2022/23.
Saisonhighligths
Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
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