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29.07.2023 - 18:38
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.07.2023 - 18:55 von KLAUS.)
WM Splitter :
Abwehr-Not vor dem Spiel gegen Kolumbien
Experiment mit Risiken: Was ein Einsatz von Hagel bedeuten würde
Ohne die verletzte Felicitas Rauch muss mal wieder die Abwehr umgebaut werden. Die Bundestrainerin glaubt, den Ausfall auffangen zu können. Die Auswirkungen könnten aber das gesamte Team betreffen.
Chantal Hagel beim DFB-Training in Wyong. picture alliance / Eibner-Pressefoto
Von der WM aus Australien berichtet Jim Decker
In Melbourne hielt sich das Interesse an Chantal Hagel noch in Grenzen. Ob einer der Journalisten etwas von ihr brauche, fragte die 25 Jahre alte Nationalspielerin nach dem 6:0-Sieg in der Mixed Zone des Rectangular Stadiums. Nein danke, lautete die Antwort. Für Hagel interessierte sich da noch niemand so richtig. Doch das hat sich inzwischen geändert.
Am Freitag verstauchte sich Felicitas Rauch im Training das Knie. Ein geblockter Schuss, bei dem das Knie der Wolfsburgerin etwas abbekam. Und plötzlich steht die deutsche Nationalelf bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland ohne gelernte Linksverteidigerin da. "Trotzdem sind wir froh, dass es keine noch schlimmere Diagnose gegeben hat", verkündete Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Samstag, so kurz vor dem Spiel am Sonntag in Sydney gegen Kolumbien (11.30 Uhr, LIVE! bei kicker).
Außenverteidigerinnen sind Mangelware
"Das ist die dritte Außenverteidigerin, die uns verletzungsbedingt wegbricht", klagte Voss-Tecklenburg. Carolin Simon, ebenfalls links zu Hause, hatte sich im Sambia-Test (2:3) kurz vor der Abreise nach Australien einen Kreuzbandriss zugezogen. Giulia Gwinn, rechts unterwegs, war nach der gleichen Verletzung nicht rechtzeitig vollständig fit geworden. Außenverteidigerinnen sind beim DFB derzeit Mangelware.
"Das fangen wir als Team auf, und das schweißt uns zusammen", sagte die Bundestrainerin, die sich als Gwinn-Ersatz für die etatmäßige Offensivspielerin Svenja Huth entschied. Nun könnte sie auf der linken Seite ein ähnliches Experiment eingehen: Hagel, die für die TSG Hoffenheim zuletzt als offensive Mittelfeldspielerin auflief, ist als Back-up für Rauch mit nach Australien geflogen.
Flexibel mit dem linken Fuß
Angesprochen auf ihre Rolle im DFB-Kader antwortete Hagel in der Vorbereitung trocken: "Hinten links." Sie ordnete selbst gleich darauf ein: "Es ist natürlich eine Position, die ich vielleicht noch nicht so oft gespielt habe, aber auf der ich auf jeden Fall meine Stärken einbringen kann." Dazu gehört der Zug nach vorn. In der vergangenen Saison netzte Hagel dreimal ein, in der Spielzeit 2021/22 sogar zwölfmal.
Die Linksfüßerin spielte in Hoffenheim aber auch fünfmal den linken Part in der Innenverteidigung. Im Test gegen Vietnam (2:1) in der WM-Vorbereitung agierte sie bereits auf Rauchs angestammter Position in der Viererkette, wurde auch gegen Brasilien (2:1) und die Niederlande (1:0) nach etwas mehr als 60 Minuten für ihre zukünftige Teamkollegin eingewechselt.
Eine Umstellung, die das gesamte Team betrifft
Nun könnte Hagel in ihrem zwölften Länderspiel erstmals bei einer WM von Beginn an auf dem Platz stehen. "Wir haben volles Vertrauen in jede unserer Spielerinnen", betont Voss-Tecklenburg und erklärt: "Wir helfen uns jetzt erst recht gegenseitig. Man muss dann ein bisschen anpassen, auch in der Ausrichtung, welche Position man dann mit welchen Spielerinnen in welchen Räumen besetzt."
Die Anpassungen könnten nicht nur die linke Seite, sondern das gesamte Team betreffen. Gegen Marokko baute Deutschland oftmals stark asymmetrich das Spiel auf, weil sich Huth sehr offensiv postierte und hinten mit Rauch, Kathrin Hendrich und Sara Doorsoun drei Verteidigerinnen den Spielaufbau organisierten. Nun fällt mit Rauch, die Klara Bühl auf der Angriffsseite vor ihr vorbildlich den Rücken freihielt, eine defensiv sehr stabile Akteurin weg. Gleich zwei Offensivspielerinnen in die Abwehr zu stellen ist ein Experiment mit Risiken.
Oberdorf ist als Lückenfüllerin gefordert
Womöglich muss sich also auch Huth gegen Kolumbien defensiver orientieren, um das Gleichgewicht nicht zu gefährden. Auch Bühl dürfte mehr Unterstützung in der Rückwärtsbewegung leisten müssen. Einfach ist die Umstellung auf die ungewohnte Position nicht, selbst gegen die harmlosen Vietnamesinnen war immer mal wieder kurz zu sehen, dass die Konterabsicherung gegen schnelle Gegenstöße durchaus kompliziert funktioniert.
Da kommt es immerhin recht, dass mit Lena Oberdorf wieder eine echte Defensiv-Spezialistin mitmischt. Auch von der Sechserin-Position aus weiß sie mögliche Lücken im Abwehrverbund zu stopfen. Womöglich entscheidet sich Voss-Tecklenburg aber auch für Sophia Kleinherne, eine deutlich defensivere Fußballerin, oder gar Sjoeke Nüsken als Rauch-Ersatz. " Wir wollen eine Haltung haben, dass wir sagen: Es ist egal, wer auf dem Platz steht", betonte die Bundestrainerin mit Blick auf ihre Auswahlmöglichkeiten hinten links. Gegen Kolumbien wird sich dann zeigen, ob das funktioniert hat.
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29.07.2023 - 10:55 Uhr | News | Quelle: dpa
Australiens Star-Fußballerin Kerr: Fit für Partie gegen Kanada
©IMAGO
Sam Kerr, die Kapitänin der australischen Fußball-Nationalmannschaft, hat sich rechtzeitig vor dem entscheidenden WM-Spiel ihrer Mannschaft gegen Kanada am Montag für fit erklärt. «Ich fühle mich gut» sagte die 29-Jährige am Samstag auf einer Pressekonferenz in Brisbane. «Ich war heute auf dem Platz. So gut, wie ich sein kann».
WM-Gastgeber Australien braucht einen Sieg gegen Kanada, um das erste Ausscheiden aus der Gruppenphase seit 2003 zu verhindern. Eine Wadenverletzung hatte Kerr beim Eröffnungsspiel Australiens gegen Irland und der 2:3-Niederlage gegen Nigeria zum Zuschauen verdammt.
Kerr ist Australiens beste Torschützin mit 63 Toren in 121 Spielen.Wie lange und auf welcher Position sie am Montag spielen werde, wollte Kerr nicht beantworten. «Ich werde auf jeden Fall zur Verfügung stehen», sagte sie.
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29.07.2023 - 16:35 Uhr | News | Quelle: dpa
Kein Kreuzbandriss bei Englands Schlüsselspielerin Walsh
©IMAGO
Die englische Fußball-Nationalmannschaft kann bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland womöglich noch auf die Rückkehr ihrer Schlüsselspielerin Keira Walsh hoffen. Walsh habe sich beim 1:0-Sieg am Freitag gegen Dänemark keinen Riss des äußeren Kreuzbandes zugezogen, teilte das Nationalteam am Samstag nach einer Untersuchung mit. Die 26-Jährige falle allerdings für das letzte Gruppenspiel am Dienstag gegen China aus und werde weiter im Teamquartier behandelt.
Damit schloss der Europameister zumindest einen Ausfall von Walsh für die komplette weitere WM vorerst aus. Die beim FC Barcelona unter Vertrag stehende Mittelfeldspielerin musste in der Partie gegen Dänemark mit einer Trage vom Platz gebracht werden, nachdem sie sich in der ersten Halbzeit ohne Fremdeinwirkung am Knie verletzt hatte. Ihr erstes Spiel hatten die Engländerinnen gegen Haiti ebenfalls 1:0 gewonnen.
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28.07.2023 - 18:33 Uhr | News | Quelle: dpa
FIFA-Präsident Infantino unterbricht WM-Besuch
Bei der WM der Männer war FIFA-Präsident Gianni Infantino im Ausrichterland Katar allgegenwärtig. Bei der WM der Frauen ist das anders. Der Schweizer bricht zu einer geplanten Reise auf.
FIFA-Präsident Gianni Infantino hat seinen Besuch der Fußball-WM der Frauen in Neuseeland und Australien unterbrochen. Der Schweizer reist aktuell in die Mitgliedsstaaten des ozeanischen Kontinentalverbands OFC. Am Freitag veröffentlichte der 53-Jährige ein Video von einem Besuch auf Tahiti. Die WM sei auch das Turnier von ganz Ozeanien, sagte Infantino. Während der WM der Männer Ende 2022 war der Schweizer im Ausrichterland Katar, wo er auch einen Wohnsitz hat, allgegenwärtig.
Vor dem Turnier der Frauen war der 53-Jährige während der Eröffnungspressekonferenz öffentlich aufgetreten, er besuchte nach dem Eröffnungsspiel in Auckland noch weitere Partien in den weiteren drei Gastgeberstädten in Neuseeland. Dem Vernehmen nach wird Infantino bald in Australien erwartet, um dort weitere Gruppenspiele zu besuchen.
Die Reise zu den OFC-Mitgliedern hatte die FIFA angekündigt. Allerdings war Mitte Juli in einer Mitteilung noch vom «nächsten Monat» die Rede.
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Gruppe A 3. Spieltag :
Trotz Überlegenheit der Ferns
0:0 gegen Neuseeland reicht: Die Schweiz zittert sich ins Achtelfinale
Vor der Partie hatten beide Teams noch Chancen auf das Weiterkommen. Am Ende reicht der Schweiz ein torloses Remis, um das Achtelfinalticket zu buchen. Neuseeland zeigte einen starken Kampf, scheidet aufgrund des Ergebnisses im Parallelspiel aber aus.
Spielbericht
Hansen spielt stark auf - Haug markiert Dreierpack
6:0 gegen die Philippinen: Norwegen erreicht das Achtelfinale
Beim 6:0 gegen überforderte Philippinas überzeugten die bislang enttäuschende Norwegerinnen vollends und sicherten sich auf den letzten Drücker doch noch das Achtelfinale.
Spielbericht
Gruppe H 2. Spieltag :
Frauen-WM - 2. Spieltag
Vanegas schockt die DFB-Elf: Deutschland unterliegt Kolumbien spät mit 1:2
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat den vorzeitigen Achtelfinal-Einzug verpasst. Gegen Kolumbien kam die DFB-Elf zwar dank Popp zurück, tief in der Nachspielzeit hatte Vanegas jedoch das letzte Wort.
Spielbericht
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WM Splitter :
Vom Talent zur festen Größe: Jule Brand als neue deutsche Offensiv-Hoffnung
Brand mittlerweile über Talentstatus hinaus
Golden Girl und Fritz-Walter-Medaille zeugen von großem Potenzial
Ab sofort fester Bestandteil der DFB-Startelf?
Von Adriana Wehrens | Jul 27, 2023
Jule Brand lieferte in ihrem ersten WM-Spiel gegen Marokko eine herausragende Leistung ab / Visionhaus/GettyImages
Jule Brand hat bei ihrem ersten WM-Einsatz am Montag gegen Marokko einen durchweg positiven Eindruck hinterlassen können. Bei der deutschen Nationalmannschaft scheint die 20-jährige Mittelfeldspielerin mittlerweile ihren Platz gefunden zu haben, während das mit dem VfL Wolfsburg in der Frauen-Bundesliga bisher noch nicht ganz der Fall gewesen war. Wir blicken auf den fußballerischen Werdegang der neuen deutschen Hoffnung von Beginn bis zu ihrem bisherigen Karriere-Highlight.
Jule Brand
Mehr als ein Talent
Die bisherige Laufbahn
Stärken: Schnell, dribbelstark und fleißig
Schwächen: Torgefahr und Timing
Mehr als ein Talent
"Ich bin jetzt kein Talent mehr", hatte Deutschlands Mittelfeldspielerin Jule Brand in einem Interview vor dem Beginn der Weltmeisterschaft festgestellt. Blickt man nur auf die vergangene Saison mit dem VfL Wolfsburg scheint dies eine doch eher gewagtere These, da die junge Spielerin nicht zur festen Startelf gehört hatte und sicherlich auf nicht so viele Einsatzminuten gekommen ist wie erwartet. Sieht man allerdings das Auftreten Brands bei ihrem WM-Startelfdebüt, wird schnell klar, dass sie das Potenzial zu einer der festen Größen im DFB-Team hat.
Im Oktober letzten Jahres wurde Brand von der italienischen SportzeitungTuttosport als Golden Girl ausgezeichnet - ein Award für die beste U21-Spielerin Europas. Bereits ein Jahr zuvor hatte sich die Mittelfeldspielerin zudem die Fritz-Walter-Medaille in Gold verdient. Spätestens mit der letztjährigen EM hatte Brand auf der internationalen Bühne auf sich aufmerksam gemacht und mit dem anschließenden Wechsel zu den Wölfinnen den nächsten großen Karriereschritt gewagt.
Die bisherige Laufbahn
Doch erst noch einmal ganz von vorne - Brand kam in Germersheim in Rheinland-Pfalz zur Welt und fing beim FV Dudenhofen mit dem Fußballspielen an. Im Winter 2018 schloss sie sich schließlich den U17-Juniorinnen der TSG 1899 Hoffenheim an. Zwei Jahre später machte sie dann schon ihr erstes Spiel für die erste Mannschaft, wo sie auf insgesamt 44 Einsätze kam, bevor sich die schnelle Mittelfeldspielerin dem VfL Wolfsburg anschloss im Sommer 2022 anschloss. Hier kam sie auf insgesamt 21 Einsätze in der Liga sowie 10 Spiele in der Champions League. Allerdings startete sie den Großteil der Partien nur auf der Bank.
Zudem durchlief Brand sämtliche Juniorinnen-Teams des DFB, begonnen mit der U16-Nationalmannschaft. Mit der deutschen U17 feierte sie im Mai 2019 den Europameister-Titel, wo sie zumeist auf der linken Angriffsseite zum Einsatz gekommen war. Mit den U19-Juniorinnen musste Brand aufgrund der Corona-Pandemie auf Spiele bei den großen Turniere verzichten, stattdessen wurde die damals 18-Jährige im April 2021 erstmals in den Kader der A-Nationalmannschaft berufen.
Ihr Länderspiel-Debüt feierte Brand nur kurze Zeit später, als sie im Test gegen Australien in der 60. Minute für Tabea Sellner eingewechselt worden war. Dabei gelang ihr auch gleich der erste Treffer sowie die erste Vorlage im Trikot der Nationalmannschaft - ein Einstand ganz nach Maß. Spätestens seit der EM 2022, bei der Brand bei allen sechs Spielen zum Einsatz gekommen war, gehört die 20-Jährige fest zum deutschen Kader.
Stärken: Schnell, dribbelstark und fleißig
Was zuallererst auffällt, wenn man Brand beim Fußballspielen zusieht, sind ihre Schnelligkeit und Agilität, die sie besonders gut im Angriffsspiel auf den Flügeln ausnutzen kann. Gepaart mit ihrer Dribbelstärke macht das die 20-Jährige zum Alptraum jeder Verteidigerin, die sich ihr in den Weg stellen will.
Bestens demonstrierte sie das gleich bei ihrem ersten WM-Einsatz gegen Marokko. Immer wieder ging sie auf den Außen ins Dribbling und zog anschließend das Tempo in den Sechzehner an. In einem Solo, das darauf online sogar viral ging, ließ Brand zunächst eine Verteidigerin per Übersteiger aussteigen, an der nächsten legte sie den Ball vorbei und umkurvte diese anschließend - schon befand sie vor dem gegnerischen Tor.
In diesem Spiel konnte man zudem beobachten, wie mannschaftsdienlich Brand aufgetreten war. Nicht nur wusste sie, ihre Mitspielerinnen in der Offensive mit Bällen zu füttern und in Szene zu setzen, auch nach hinten arbeitete sie immer wieder mit und legte weite Wege zurück, um Rechtsverteidigerin Svenja Huth zu unterstützen.
Schwächen: Torgefahr und Timing
Auf der anderen Seite hat Brand in Zukunft an einem präziseren Abschluss zu pfeilen. Denn auch wenn die Fügelspielerin häufig durch ein erfolgreiches Dribbling frei zum Schuss kommen kann, ist die Trefferquote doch noch verbesserungsfähig. Um zu einer kompletten Offensivspielerin zu werden, darf dieser Aspekt nicht vernachlässigt werden.
Ebenso gilt das dafür, ein einigen Situationen die richtige Entscheidung zu treffen, wann in der Nähe des Strafraums der richtige Abspiel-Zeitpunkt auftritt. Einige Male hatte die 20-Jährige alle Mühe aufgewendet, um in das letzte Drittel zu gelangen, nur um dann einen etwas zu ungenauen Pass Richtung Mitspielerin zu schicken.
Viele der aufgezählten Schwächen können normalerweise vor allem durch das Sammeln von mehr Erfahrung relativiert werden. Demnach wird es in nächster Zeit für Brand essentiell sein, viel Spielzeit auf möglichst hohem Niveau zu erhalten und gleichzeitig verletzungsfrei zu bleiben. Denn das Golden Girl möchte mit Sicherheit in ihrer Karriere noch viel erreichen sowie viele Trophäen sammeln.
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Strukturelle Probleme im Frauenfußball: Warum wir bei der WM nicht nur über die schönen Geschichten reden sollten
Von Helene Altgelt | Jul 28, 2023
Vor Kolumbiens Gruppenspiel wird gerne über die schönen Geschichten geredet - und wenig über die Konflikte mit dem Verband. / Andy Cheung/GettyImages
Wenn es um den deutschen Gruppengegner Kolumbien bei dieser Frauen-WM geht, gibt es eine Geschichte, die gerne erzählt wird. Warum auch nicht, sie ist schließlich zu schön, um sie nicht zu erzählen. Eine Geschichte, "wie sie nur der Fußball schreibt", wie man so gerne sagt. Eine Wohlfühl-Geschichte, mit einer klaren Protagonistin im Mittelpunkt, und einem Happy End. "That's what it's all about!"
Die Geschichte ist die von Kolumbiens Supertalent Linda Caicedo: Caicedo wurde bereits früh eine große Karriere vorhergesagt, mit nur 14 Jahren gab sie ihr Debüt für das kolumbianische Nationalteam. Ein Jahr später folgte die Diagnose Eierstockkrebs. Die Zukunft von Caicedo stand in den Sternen, plötzlich ging es um viel mehr als Fußball.
Die 18-Jährige besiegte den Krebs nach einer Chemotherapie und entwickelte sich danach zu einer der besten Jugendspielerinnen der Welt. Caicedo brillierte bei der U17 und der U20-WM, schoss bei ihrem WM-Debüt gegen Südkorea prompt ein Tor. Dutzende Klubs klopften an, aber ihre Eltern wollten nicht, dass sie vor ihrem 18. Geburtstag nach Europa ging, und so wechselte sie erst vor Kurzem zu Real Madrid.
Kolumbiens Supertalent Linda Caicedo / Visionhaus/GettyImages
Bei vielen Teams liegt der Fokus auf einer einzigen Spielerin
Caicedos Geschichte ist außergewöhnlich, ihr Talent und ihre Reife trotz des jungen Alters beachtlich. Trotzdem ist es schade, dass der Fokus auf Kolumbiens Superstar andere Themen in den Hintergrund rücken lässt. Erstens ist Caicedo nicht die einzige Spielerin der Cafeteras - in der Offensive sind Rekordtorschützin Catalina Usme und Mayra Ramirez, die mit ihren Läufen in die Tiefe Raum für Caicedo kreiert, ebenfalls wichtige Spielerinnen.
Das Phänomen beschränkt sich natürlich nicht auf Kolumbien: Das Narrativ eines großen, alles überstrahlenden Superstars, fast immer eine Stürmerin, findet man bei sehr vielen Teams. In Deutschland wird viel mehr über Alexandra Popp gesprochen als über diejenigen, die sie mit Flanken füttern. In Australien prangt Sam Kerrs Gesicht überall, bei Brasilien dreht sich alles um Marta, obwohl sie selbst geschrieben hat, dass es bei dieser WM nicht um sie geht.
Natürlich sind das bemerkenswerte Spielerinnen, die nicht umsonst das Gesicht ihres Teams geworden sind, aber man macht es sich mit dem Fokus auf eine einzige Akteurin doch etwas leicht. Besonders schade ist das in Fällen wie dem von Kolumbien, wenn eine märchenhafte Geschichte wie die von Caicedo die Konflikte des Teams mit dem Verband überschattet.
Probleme mit den Verbänden betreffen viele Teams - aber in der Berichterstattung wenig präsent
Bei dieser WM müssen viele Teams trotz hoher Zuschauerzahlen und Millionen-Einnahmen der FIFA noch um Anerkennung, gerechte Bezahlung und faire Behandlung kämpfen. Der Ansatz, Fußball sei unpolitisch, wird hier ins Absurde geführt. Über die WM und ihre Protagonisten kann man nicht berichten, ohne die grassierenden Probleme zu erwähnen. Der Erfolg der WM sollte nicht nur an TV-Quoten gemessen werden, sondern auch daran, ob sich langfristig wirklich etwas an den strukturellen Problemen ändert.
Also: Ja, man kann und sollte die tollen Leistungen von Teams wie Kolumbien anerkennen und feiern. Für sie ist die WM schließlich auch eine Chance, sich auf der größten Bühne zu zeigen. Aber auch wenn Kolumbien das Achtelfinale erreichen sollte und Linda Caicedo ein Traumtor nach dem anderen erzielt, läuft noch lange nicht alles glatt. Die Probleme mit dem Verband werden detailliert in einem Artikel von Global Sports Matters beschrieben.
Die Probleme klar zu adressieren, ist genauso wichtig, wie über überragende Einzelspielerinnen oder Taktik zu sprechen. Allzu oft werden diese schwerwiegenden Probleme aber in der Berichterstattung ignoriert oder beschönigt. Statt von sexuellem Missbrauch ist dann von einer "vermeintlichen Sex-Affäre" die Rede, beliebt ist auch der Euphemismus der "Meinungsverschiedenheit" zwischen Spielerinnen und Trainer. Und wenn man einen Underdog wie Haiti für tolle Leistungen feiert, sollte dabei unbedingt klargestellt werden, dass diese Erfolge eher nicht dank, sondern trotz des Verbandes gefeiert werden konnten.
Haiti schlug sich gegen England gut, und jeder liebt eine Underdog-Geschichte. Aber man muss auch die Konflikte mit dem Verband erwähnen. / Bradley Kanaris/GettyImages
In verschiedenen Abstufungen hat mindestens ein Drittel aller WM-Teams massive Probleme mit dem Verband und seinen Akteuren erlebt, von fehlendem Respekt über ausbleibende Zahlungen bis hin zu sexualisierter Gewalt. Dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, zeigt sich klar an der Regelmäßigkeit der Muster.
Fast könnte man einen How-to-be-a-shitty-federation-Guide erstellen, so sehr ähneln sich die Probleme, auch wenn die Gegebenheiten des jeweiligen Landes natürlich beachtet werden müssen. Und sie hängen eng miteinander zusammen, so eng, dass man oft nicht klar sagen kann, was die Wurzel ist.
Von ausbleibenden Zahlungen bis hin zur sexualisierten Gewalt - Probleme ähneln sich oft
Erstes Problem: Teufelskreis des Geldmangels. Egal ob im Jahr 1955 oder 2023, gerne wird von den Verbänden behauptet: Der Fußball der Frauen habe ja in den letzten Jahren kaum Geld eingenommen, denn er sei physisch und naturgemäß dem Männerfußball unterlegen. Sprich, es gebe keinen Grund, mehr Geld zu investieren, denn an dieser Unterlegenheit würde das ja sowieso nichts ändern.
Das führt zu einem Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist: Wenig Geld führt zu schlechten Bedingungen und dazu, dass viele Spielerinnen den Fußball aufgeben, was wiederum zur Folge hat, dass die Liga unattraktiver wird, keine Sponsoren gewinnen kann und wenig Aufmerksamkeit entsteht. Und wenn die nationale Liga schwächelt, wird das gerne als Argument genommen, um den Fußball der Frauen wieder als unveränderlich unterlegen darzustellen.
Das wirkt sich auch auf das Nationalteam aus. Sie haben keine Forderungen zu stellen, heißt es oft, sondern sollten sich zufriedengeben mit dem, was es gibt. Oft wurde der organisierte Fußball der Frauen zwischenzeitlich vom Verband verboten oder auch komplett ignoriert. Dadurch wird den Spielerinnen des Nationalteams das Gefühl gegeben, sie müssten sich glücklich schätzen, überhaupt spielen zu dürfen.
Zweites Problem: Schlechte Bedingungen und ausbleibende Prämien. Die Bedingungen sind durch die fehlende Unterstützung oft katastrophal. Die Spielerinnen müssen in Bussen oder am Flughafen schlafen, Freundschaftsspiele werden nicht organisiert und Rechnungen nicht bezahlt. Nationalspielerin zu sein, ist ein Luxus, den viele Spielerinnen auch 2023 noch aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. Prämien und Entschädigungen bleiben aus, wie im Falle von Kanada, oder werden viel zu spät gezahlt.
Drittes Problem: (Sexualisierter) Missbrauch. All das ist der perfekte Nährboden für Missbrauch: Spielerinnen, die wenige Rechte haben, auf den Verband angewiesen sind, der sie im besten Fall stiefmütterlich behandelt und im schlimmsten Fall aktiv die Täter schützt. Von Sambia über Argentinien und Haiti ist auch das ein wiederkehrendes Thema, egal ob die Gewalt von Trainern oder Verbands-Offiziellen ausgeht.
Viertes Problem: Seilschaften und Machtgefälle. Konsequenzen gibt es für die Täter in vielen Fällen nicht. Die Verbände drücken ein Auge zu oder schützen die Täter aktiv, weil diese oft gute Verbindungen zu der Chef-Etage haben. Den Spielerinnen wird nicht geglaubt, wenn sie denn überhaupt den Mut aufbringen, Vorwürfe ans Licht zu bringen. Sie sind schließlich ersetzbar und in einer vulnerablen Position, während die Täter geschützt werden und Macht haben. Macht über die Karrieren der Spielerinnen, über Plätze im Nationalteam, über Stipendien in anderen Ligen.
Vetternwirtschaft ist in vielen Verbänden ein großes Problem. Der Vater vom spanischen Trainer Jorge Vilda ist zum Beispiel ebenfalls eine wichtige Figur im Verband, und sein Sohn ist nicht nur Coach, sondern auch Direktor der Frauenteams und damit dafür verantwortlich, sich selbst zu kontrollieren.
Trotz Kritik weiter im Amt: Spaniens Trainer Jorge Vilda / Eurasia Sport Images/GettyImages
Fünftes Problem: Ohnmacht der Spielerinnen und Mandats-Doppelungen. Sich über den Missbrauch zu äußern und Gehör zu finden, ist oft sehr schwer. Das liegt an den informellen Kumpelschaften in den Verbänden, aber auch außerhalb der Verbände, bei FIFA und Co., können die Spielerinnen nicht auf viel Schutz hoffen.
Das Prinzip bei vielen regionalen Organisationen ist ja, dass Vertreter der verschiedenen Verbände entsendet werden. So ist Ramón Jesurún zum Beispiel Präsident des kolumbianischen Verbandes, aber auch Vize-Präsident der südamerikanischen CONMEBOL und im Exekutivkomitee der FIFA. Wenn Jesurún und Co. in ihrem eigenen Verband jegliche Kritik unterdrücken, ist es unwahrscheinlich, dass die CONMEBOL eine andere Haltung einnimmt - abgesehen davon, dass sie solche Themen gerne als Ländersache abstempeln.
Sechstes Problem: Umgang mit Kritik. Auf dieser Ebene kommt man bei dem Problem an, das in der Öffentlichkeit sichtbar ist: Wenn Spielerinnen, die den Verband oder den Trainer kritisiert haben, plötzlich nicht mehr nominiert werden. Aus rein sportlichen Gründen natürlich. So erging es etwa Argentiniens Estefanía Banini oder Frankreichs Amandine Henry.
Kolumbien: Viele komplexe Probleme kommen zusammen
Das Gleiche gilt für Kolumbiens Yoreli Rincon und Daniela Montoya, beides Leistungsträgerinnen, die sich öffentlich zu den Problemen mit dem Verband äußerten. In dem Fall von Montoya wurde dem Trainer vom Vize-Präsidenten sogar gedroht, er würde seinen Job verlieren, falls er sie wieder ins Team aufnehme. Inzwischen ist Montoya wieder im Team - auch das ist eine Geschichte, die man erzählen könnte.
Daniela Montoya konnte nach langer Auszeit zurückkehren / ATPImages/GettyImages
Die Sanktionierung von öffentlicher Kritik erregt oft am meisten Aufmerksamkeit, aber ist in vielen Fällen nur die Spitze vom Eisberg. Zu den aufgezählten Problemen könnte man noch viele weitere hinzufügen. In Kolumbiens Fall findet sich alles wieder: Sexueller Missbrauch durch einen ehemaligen U17-Trainer - er steht immer noch in engem Kontakt zum Verband und darf die Meetings besuchen. Nicht gezahlte Prämien, Beleidigungen, Homophobie, Korruption, Vetternwirtschaft, ein Klima der Angst.
Kurz vor der WM scheint es etwas besser geworden zu sein, aber das kann auch nur der Eindruck sein, den der Verband erwecken will. Noch immer liegt viel im Argen, das zeigt allein das Fehlen einer einzigen Entschuldigung. Wenn Deutschland im zweiten Gruppenspiel gegen Kolumbien antritt, kann man daher über die schönen Geschichten des Fußballs reden. Aber wenn sich der Diskurs auf Taktik und Superstars beschränkt, ist diese WM eine verpasste Chance.
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Gruppe C 3.Spieltag :
Enorm viel Ballbesitz hilft La Roja nicht
Konterspiel aus dem Lehrbuch: Furioses Japan entzaubert Spanien
In Gruppe C hat Japan den Showdown um Platz 1 mit einem beeindruckenden 4:0 über Spanien für sich entschieden. Mit Kontern und einem Traumtor zurrten die Asiatinnen eine perfekte Gruppenphase mit 11:0 Toren fest.
Spielbericht
Erste WM-Tore und erster Sieg für Sambia
Fußball-WM 2023 | Costa Rica - Sambia 1:3 | Highlights
von Klaus Veltman
Im Duell der beiden bereits ausgeschiedenen Teams gelingt Sambia ein 3:1-Erfolg gegen Costa Rica. Für die Debütantinnen aus Afrika ist das ein historischer Erfolg.
Videolänge:
4 min
Datum:
31.07.2023
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 19.09.2023, in Deutschland
In ihrem letzten Gruppenspiel konnten die Fußballerinnen aus Sambia ihren ersten WM-Sieg feiern. Bereits nach drei Minuten brachte Lushomo Mweemba ihre Mannschaft in Führung, ehe Kapitänin Barbara Banda per Strafstoß auf 2:0 erhöhte (31.). Nach der Pause kam Costa Rica besser in die Partie und erzielte direkt nach Wiederbegin den Anschlusstreffer (Herrera/47.). In der Folge drängte Costa Rica auf den Ausgleich, wurde jedoch nicht mehr belohnt und kassierte stattdessen kurz vor Schluss ein weiteres Gegentor (Kundananji/90. +3).
Sambia geht früh in Führung
Das Team aus Sambia erwischte einen Blitzstart. Nach einer Ecke stand Lushomo Mweemba richtig und lupfte den Ball zur frühen 1:0-Führung über Costa Ricas Schlussfrau (3.). Costa Rica zeigte sich jedoch keineswegs geschockt und versuchte, sich über Ballbesitz Sicherheit zu holen. Sambia dagegen versuchte immer wieder ihre schnelle Kapitänin Barbara Banda einzusetzen. Bis auf einige Kontergelegenheiten konnte aber kein Team wirklich gefährlich werden.
Nach einer halben Stunde kam Banda dann im Strafraum zu Fall. Die Schiedsrichterin entschied auf Strafstoß – die Kapitänin trat selbst an und verwandelte sicher zur 2:0-Führung (31.). Sambia erarbeitete sich immer wieder gefährliche Freistöße in Tornähe, Belemus direkter Versuch landete aber knapp neben dem Pfosten (39.). Die besten Chancen auf den Anschlusstreffer hatte Costa Rica kurz vor der Pause. Zunächst setzte Coto die Kugel nach scharf getretenem Freistoß an die Latte (41.) und nur wenig später köpfte Fabiola Villalobos am zweiten Pfosten völlig unbedrängt über das Tor.
Costa Rica schnuppert am Ausgleich
Nach Wiederanpfiff war Costa Rica sofort hellwach: Nach einer Ecke patzte Sambias Torfrau Musonda, sodass Herrera vor dem Tor freistand und den Ball über die Linie drückte (47.). Costa Rica drängte nun auf den Ausgleich. Nach einem Missverständnis in der sambischen Hintermannschaft kam Chinchilla vor Sambias Torfrau an den Ball. Trotz eines Kontakts der beiden Spielerinnen ließ Karboubi das Spiel nach Rücksprache mit dem VAR weiterlaufen (53.). Auch in der Folge drückte Costa Rica weiter aufs Tempo und erzielte in der 69. Minute den vermeintlichen Ausgleich.
Der Treffer von Herrera wurde jedoch zurückgenommen, da die Flügelspielerin beim Zuspiel knapp im Abseits gestanden hatte. Auch über Standards waren die Costa-Ricanerinnen immer wieder gefährlich: Nach einer Hereingabe von Alavarado kam Rodriguez zum Kopfball, setzte die Kugel aber knapp neben das Tor (75.). Drei Minuten später verfehlte del Campo den Kasten Sambias aus kurzer Distanz. Kurz vor Schluss wurde auch Sambia nochmal gefährlich: Nach Vorarbeit von Banda kam Kundananji am Fünfmeterraum zum Abschluss und traf sicher ins lange Eck (90. +3).
Die Aufstellungen:
COSTA RICA: Solera – Benavides, F. Villalobos, del Campo – Coto, G. Villalobos (72. Salas), Alvarado (90 +1. Pinell), Rodriguez – Herrera, Chinchilla, Scott (85. Valenciano)
Trainer: Amelia Valverde
SAMBIA: Musonda – Tembo, Mweemba, Musesa, Belemu – S. Banda – Chitundu (85. Mapepa), Katongo (74. Wilombe), H. Chanda (90.+9 Mubanga), Kundananji – B. Banda
Trainerin: Bruce Mwape
Schiedsrichterin: Bouchra Karboubi (Marokko)
Quelle mit Highligtvideo
Gruppe B 3. Spieltag :
Raso trifft doppelt - Kanada zu harmlos
Ekstase in Melbourne: Australien schlägt Kanada und zieht ins Achtelfinale ein
Die Ausgangslage war für die australischen Gastgeberinnen nicht optimal, doch gegen Mitfavorit Kanada zeigten sich die Matildas von Beginn an zielstrebig und ließen dem Gegner nicht den Hauch einer Chance. Der Lohn: Die WM-Reise geht weiter.
Spielbericht
WM 2023, 3. Spieltag
Torloses Remis gegen Irland reicht Nigeria zum Achtelfinaleinzug
Nigeria steht im Achtelfinale der WM 2023. Am letzten Spieltag der Gruppe B reichte gegen Irland ein torloses 0:0. Wegen des Erfolges der Australierinnen im Parallelspiel rutschten die Super Falcons jedoch auf Rang zwei ab.
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31.07.2023 - 16:06
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31.07.2023 - 16:10 von KLAUS.)
WM Splitter :
Huth und Hagel mit Fokus auf die Defensive
Wieso zwei Offensivspielerinnen in der Abwehr das deutsche Angriffsspiel bremsen
Aus Mangel an Alternativen baute Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg beim 1:2 gegen Kolumbien in der Viererkette auf zwei etatmäßige Offensivspielerinnen. Das sorgte aber für weniger Offensivdruck, nicht für mehr.
Svenja Huth im Zweikampf mit Kolumbiens Torschützin Linda Caicedo. picture alliance / ZUMAPRESS.com
Von der WM aus Australien berichtet Jim Decker
Svenja Huth ließ dem Offensiv-Gen freien Lauf. Immer wieder tauchte die Rechtsverteidigerin an der gegnerischen Grundlinie auf, dribbelte, flankte, presste, was das Zeug hielt. Nur war das beim 6:0 im ersten WM-Vorrundenspiel in Melbourne gegen Marokko.
Am Sonntagabend beim 1:2 gegen Kolumbien in Sydney dagegen war eine ganz andere Svenja Huth zu sehen: 67 Prozent ihrer Zweikämpfe gewann die 32-Jährige zwar und ackerte in der Abwehr, konnte die Klasse-Dribblerin Linda Caicedo beim Führungstreffer aber auch nicht aufhalten. Und nach vorne hielt sich Huth zurück: Anders noch als gegen Marokko beschränkte sie ihre Ausflüge in Richtung Tor auf das Nötigste.
Das Huth-Pendel zwischen den Extremen
Zwei Flanken schlug Huth, ins Dribbeln kam sie nicht. "Klar hatte sie eine andere Aufgabe als gegen Marokko. Sicherlich ist sie da in der Defensive mehr gebunden", sagt die deutsche Co-Trainerin Britta Carlson über Huths Aufgabe gegen Caicedo. "In der Defensive hat sie ja nichts zugelassen", urteilt Carlson, sieht aber auch das liegen gelassene Potenzial im Angriffsspiel: "Insofern hat sie ja eher das Offensivere vermissen lassen, was sie auszeichnet."
Eine stabile Deckungsleistung, dafür weniger Impulse nach vorn: Das Huth-Pendel schwang in den ersten beiden WM-Spielen von einem Extrem ins andere. Die Maßnahme von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, auf der Rechtsverteidiger-Position auf die etatmäßige Angreiferin zu setzen, ging bislang auf. Huth macht sich auf der altbekannten Position, die sie einst vor acht Jahren bereits in Frankfurt spielte. Und doch muss das Team auf den Flügeln noch die perfekte Balance finden.
Hagel als Faktor für Huth
Denn auch Carlson erkennt: "Wir haben es nicht immer geschafft, es über die rechte Seite zu drehen." Jule Brand, die mit Huths Unterstützung gegen Marokko hatte glänzen können, konnte gegen aggressive Kolumbianerinnen alleine nicht durchkommen. "Viele Situationen am Flügel, die wir einfach nicht gut genutzt haben", hat Carlsson erkannt und findet: "Wir haben genügend Eins-gegen-eins-Situationen herausgespielt, die wir nicht genutzt haben."
Huths zurückgezogenere Rolle hatte aber nicht nur mit Caicedo, sondern auch mit der anderen Außenverteidigerin zu tun: Chantal Hagel. Die 25-Jährige hat zuletzt bei der TSG Hoffenheim ebenfalls nicht auf der Position gespielt, auf der sie nun beim DFB gebraucht wird. Als Linksverteidigerin machte sie für die am Knie verletzte Felicitas Rauch nun aber ein solides Spiel und machte ihre Seite dicht. Das Heil im Angriff suchte aber auch sie nicht.
Leidenschaft und Herz, aber kein Sieg
Noch gegen Marokko hatte Huth auch so weit vorschieben können, weil hinten mit Rauch, Sara Doorsoun und Kathrin Hendrich drei routinierte Verteidigerinnen absicherten. Deutschland baute dann hinten meist zu dritt auf. Nun aber hätte die in dieser neuen Rolle unerfahrene Hagel Rauchs komplizierte Aufgabe übernehmen müssen. Das asymmetrische Verschieben bedarf viel Abstimmung, sodass Huth und Hagel auf Sicherheit spielten. Obwohl zwei nominelle Offensivspielerinnen in der Abwehr aufliefen, fehlte plötzlich der Druck nach vorne.
"Wir haben mit viel Leidenschaft und Herz gespielt, uns das Leben aber selbst schwer gemacht, weil wir viel durch die Mitte gekommen sind, anstatt über die Flanken zu kommen", fand auch Huth. Alexandra Popp, die perfekte Verwerterin im Strafraum, hing so oftmals in der Luft.
Am Donnerstag in Brisbane gegen Südkorea wird es auch darauf ankommen, dass die Flügelzange aus Brand und Klara Bühl wieder stärker ins Zupacken kommt. Huth und Hagel dürften dann erneut in der Startelf stehen. Vielleicht finden sie dann die richtige Balance zwischen den beiden Extremen.
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Frauen-WM 2023: Erneut starke TV-Quoten bei Pleite der DFB-Frauen gegen Kolumbien
Von Simon Zimmermann | 4:43 PM GMT+2
Lena Oberdorf & Co. hatten mit der Zweikampfführung der Kolumbianerinnen zu kämpfen / Eurasia Sport Images/GettyImages
Sportlich setzte es im zweiten Gruppenspiel für das DFB-Team einen Dämpfer. Am TV-Bildschirm wurde am Sonntag dagegen eine Schallmauer durchbrochen.
Im zweiten WM-Spiel mussten die DFB-Frauen gegen Kolumbien in letzter Minute eine 1:2-Pleite hinnehmen. Die erste Niederlage in einer WM-Gruppenphase seit 1995.
Am TV-Bildschirm sorgte das Spiel am Sonntag (Anpfiff 11.30 Uhr) erneut für starke Quoten. Im Schnatt sahen 10,36 Millionen Menschen am Bildschirm zu. Der ARD bescherte die Partie damit einen Marktanteil von 61,6 Prozent.
Beim letzten Testspiel der DFB-Männer hatten bei RTL im Schnitt 6,35 Millionen Menschen und damit deutlich weniger am Fernseher zugeschaut. Selbst das WM-Finale 2022 zwischen Frankreich und Argentinien lockte im Schnitt nur 3,5 Millionen Zuschauer mehr vor den TV.
Schon beim ersten Gruppenspiel hatte die deutsche Partie (6:0 gegen Marokko) einen Marktanteil von über 60 Prozent zu verzeichnen.
Die Unterstützung aus Deutschland ist für das Team in Australien und Neuseeland also da. Am kommenden Donnerstag geht es für die DFB-Frauen nun darum, das Achtelfinal-Ticket zu lösen - am besten mit einem klaren Sieg gegen Südkorea, das nach zwei Pleiten auf dem letzten Platz liegt.
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Die WM-Kolumne mit Eintracht-Kapitänin Tanja Pawollek
Frauen-WM 2023: Wer ist bereits für das Achtelfinale qualifiziert - Wer ist schon ausgeschieden?
Sieben Teams haben das Achtelfinale schon erreicht
Acht Nationen sind schon ausgeschieden
Deutschland kämpft noch um Achtelfinal-Ticket
Von Dominik Hager | 3:39 PM GMT+2
Spanien und Japan stehen im Achtelfinale / Anadolu Agency/GettyImages
Die Gruppenphase der Frauen-WM befindet sich in den letzten Zügen. Aktuell läuft der dritte Gruppenspieltag, weshalb einige Achtelfinal-Tickets bereits gelöst worden sind. Auf der anderen Seite haben aber auch schon die ersten Nationen die Segel gestrichen. Wir geben einen kurzen Überblick.
Diese Teams sind bereits qualifiziert:
Gruppe A: Schweiz und Neuseeland
Die Gruppe A ist bereis beendet. In einer äußerst spannenden Gruppenphase hat sich die Schweiz mit fünf und Norwegen mit vier Zählern durchgesetzt.
Gruppe B: Australien und Nigeria
Gruppe B ist ebenfalls beendet. Die Gastgeberinnen aus Australien haben sich als Gruppenerster qualifiziert. Zudem steht Nigeria im Achtelfinale.
Gruppe C: Japan und Spanien
Die favorisierten Teams aus Japan und Spanien haben sich erwartungsgemäß in Gruppe C durchgesetzt. Japan konnte am letzten Gruppenspieltag gegen Spanien ein 4:0-Ausrufezeichen setzen und hat die Gruppe dadurch gewonnen.
Gruppe D: /
In Gruppe D ist noch keine Entscheidung gefallen. England hat aber nach zwei Siegen beste Chancen.
Gruppe: E: /
In Gruppe E ist ebenfalls noch kein Team durch. Die USA und die Niederlande sind jedoch auf einem guten Weg.
Gruppe F: /
In Gruppe F ist die Entscheidung auch auf den finalen Spieltag vertagt. Frankreich führt die Tabelle an, kann aber noch ausscheiden. Brasilien muss nach der Pleite gegen Les Bleus um die K.o.-Runde bangen.
Gruppe G: Schweden
Schweden steht nach zwei überzeugenden Siegen bereits nach zwei Spieltagen als Achtelfinalist fest. Dahinter rangiert Italien mit drei Punkten auf Platz zwei. Südafrika und Argentinien liegen mit erst einem Zähler dahinter.
Gruppe H: /
Kolumbien hat zwar nach dem Sieg gegen Deutschland beste Chancen, ist aber auch noch nicht sicher weiter. Dies gilt natürlich auch für die anderen Teams. Die DFB-Frauen liegen hinter den Südamerikanerinnen auf Rang zwei, punktgleich mit Marokko, das man zuvor 6:0 schlagen konnte. Ein Remis braucht es am letzten Spieltag gegen Südkorea mindestens, um das Achtelfinal-Ticket zu lösen.
Diese Teams sind bereits ausgeschieden:
Gruppe A: Neuseeland, Philippinen
Für Gastgeber Neuseeland ist die Heim-WM schon gelaufen. Nach dem 1:0-Sieg gegen Norwegen und der bitteren Pleite gegen die Philippinen reichte ein 0:0 gegen die Schweiz nicht. Angesichts der Regelung, dass das Torverhältnis vor dem direkten Vergleich zählt, hat man gegen punktgleiche Norweger das Nachsehen. Ebenfalls ausgeschieden sind die Philippinen, die aber gegen Neuseeland einen Achtungserfolg landen konnten.
Gruppe B: Kanada, Irland
In Gruppe B sind bereits alle Partien ausgetragen. Die Kanadierinnen sind nach einer deutlichen Niederlage gegen Australien trotz eines guten Turnier-Starts ausgeschieden. Zudem erwischte es Irland, die lediglich einen Punkt holen konnten.
Gruppe C: Sambia, Costa Rica
Bereits vor dem letzten Gruppenspieltag stand fest, dass Sambia und Costa Rica in der Gruppe mit Spanien und Japan nicht weiterkommen können. Sambia gelang immerhin noch der erste WM-Triumph der Geschichte gegen Costa Rica. Nach Hause fahren müssen allerdings beide.
Gruppe D: /
Alle Teams haben Chancen, wenngleich Haiti als Tabellen-Schlusslicht mit null Punkten schlechte Karten hat.
Gruppe E: Vietnam
Vietnam hatte gegen die Niederlande und die USA keine Chance und ist demnach vorzeitig ausgeschieden.
Gruppe F: Panama
Panama zog gegen Jamaika und Brasilien den Kürzeren und ist ebenfalls vorzeitig draußen.
Gruppe G: /
Südafrika und Argentinien hinken mit einem Punkt hinterher, könnten Italien aber noch überholen.
Gruppe H: /
In der deutschen Gruppe ist rechnerisch auch noch für alle das Achtelfinale möglich. Südkorea müsste gegen Deutschland aber mit mindestens fünf Toren Abstand gewinnen, was schon sehr unwahrscheinlich ist.
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31.07.2023 - 11:35 Uhr | News | Quelle: dpa
Sara Doorsoun fällt bei DFB-Frauen gegen Südkorea aus
©VfL Wolfsburg
Die Verletzungssorgen in der Abwehr bleiben den DFB-Frauen treu: Sara Doorsoun fehlt erst mal. Dafür ist die ursprüngliche Abwehrchefin fit für ihr erstes WM-Spiel.
Die deutschen Fußballerinnen müssen in ihrer letzten Gruppenbegegnung bei der WM in Australien und Neuseeland gegen Südkorea auf Innenverteidigerin Sara Doorsoun verzichten. «Für das nächste Spiel wird sie auf jeden Fall nicht zur Verfügung stehen», sagte Co-Trainerin Britta Carlson bei einer DFB-Pressekonferenz am Montag in Wyong über die 31-Jährige von Eintracht Frankfurt. Dafür sind Abwehrchefin Marina Hegering und Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann nach Angaben Carlsons «komplett einsatzfähig».
Doorsoun war bei der 1:2-Niederlage gegen Kolumbien am Sonntag in Sydney mit einer Muskelblessur im Oberschenkel zur Pause ausgewechselt worden. Die 31-Jährige vertrat die Wolfsburgerin Hegering, die nach einer Fersenprellung noch kein WM-Spiel bestritten hat. Eine MRT-Untersuchung soll genauere Aufschlüsse über die Verletzung Doorsouns bringen.
Zudem fehlt Außenverteidigerin Felicitas Rauch (Wolfsburg) wegen einer im Training erlittenen Knie-Stauchung für unbestimmte Zeit. Bereits seit dem vergangenen Jahr fehlt in der Abwehr von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg Vize-Europameisterin Giulia Gwinn nach ihrem Kreuzbandriss. Zudem zog sich Carolin Simon (beide FC Bayern) dieselbe Verletzung unmittelbar vor der WM zu.
Lohmann könnte eine mögliche Alternative im Mittelfeld am Donnerstag (12.00 Uhr MESZ/ZDF) gegen Südkorea sein, wenn es für die DFB-Frauen in Brisbane um den Achtfinaleinzug geht. Die Münchnerin bestritt am Montag ebenso wie Hegering das Training der Ersatzspielerinnen und hat ihre Adduktorenprobleme offensichtlich überwunden.
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31.07.2023 - 13:46 Uhr | News | Quelle: dpa
Gwinn tippt auf 3:0-Sieg der DFB-Elf gegen Südkorea
©FC Bayern München
Giulia Gwinn geht davon aus, dass die deutschen Fußballerinnen bei der WM problemlos ins Achtelfinale einziehen. «Ich tippe auf 3:0, ich bin weiterhin zuversichtlich», sagte die 24 Jahre alte Abwehrspielerin des FC Bayern am Montagmittag im ZDF mit Blick auf das dritte Gruppenspiel der deutschen Elf am Donnerstag gegen Südkorea (12.00 MESZ/ZDF). Gwinn fehlt bei der WM wegen eines im vergangenen Oktober erlittenen Kreuzbandrisses.
Die Spielerinnen seien selbstkritisch und wüssten selbst, dass das 1:2 im zweiten Gruppenspiel am Sonntag gegen Kolumbien «nicht der Anspruch der deutschen Nationalmannschaft ist». Offensiv habe die Effektivität gefehlt, monierte Gwinn, betonte aber, dass man noch alles in der eigenen Hand habe.
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01.08.2023 - 21:43
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.08.2023 - 21:53 von KLAUS.)
Gruppe E 3. Spieltag :
Weltmeister wieder enttäuschend
Torloses Remis gegen Portugal: USA mühen sich ins Achtelfinale
Die Titelverteidigung war vor Turnierbeginn als klares Ziel ausgeschrieben. Nach dem dritten Spieltag steht fest: Die USA zittern sich als Gruppenzweiter ins Achtelfinale, Portugal ist trotz eines starken WM-Debüts raus.
Spielbericht
Vietnam verabschiedet sich ohne Punkt und Tor
Traumtor-Doppelpack Brugts: Niederlande sichern sich mit Kantersieg gegen Vietnam Platz eins
Die Niederländerinnen ziehen als Gruppensieger in das WM-Achtelfinale ein. Gegen ein klar unterlegenes Vietnam setzten sich die "Oranje Leeuwinnen" souverän mit 7:0 durch.
Spielbericht
Gruppe D 3. Spieltag :
James überragt beim 6:1 mit fünf Scorerpunkten
England überrollt passive Chinesinnen und sichert sich den Gruppensieg
Die englische Frauen-Nationalmannschaft hat am letzten Gruppenspieltag eine deutliche Steigerung gezeigt und China mit 6:1 (3:0) geschlagen. Die Chinesinnen, die durch die Niederlage als Gruppendritter ausscheiden, agierten zu verhalten und ungefährlich.
Spielbericht
Ohne den ganz großen Aufwand gegen Haiti
Harder führt Dänemark ins Achtelfinale
Dank eines 2:0-Erfolgs (1:0) über Haiti steht Dänemark nach 16-jähriger WM-Abstinenz im Achtelfinale. Die Däninnen machten zwar wenig fürs Spiel, dafür aber die Tore. WM-Debütant Haiti ist dagegen trotz großer Bemühungen punkt- und torlos ausgeschieden.
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WM Splitter :
Vor dem Duell des DFB mit Südkorea
Mehr Druck, Witz und Risiko: Die Optionen für das DFB-Mittelfeld
Beim 1:2 gegen Kolumbien fehlte Deutschland die Durschlagskraft nach vorne. Das liegt auch am Mittelfeldtrio um Lina Magull. Vor dem Spiel gegen Südkorea ist das Problem erkannt.
Das war nicht so gut: Alexandra Popp (links), Lina Magull (Mi.) und Lena Oberdorf gegen Kolumbien. IMAGO/Sports Press Photo
Von der WM aus Australien berichtet Jim Decker
Im schnelllebigen Geschäft Fußball schwanken die Stimmungen manchmal ganz schön heftig. Vor allem während einer Weltmeisterschaft, wenn alle paar Tage entscheidende Spiele anstehen. Die deutschen Nationalspielerinnen versuchen, einen Mittelweg zu finden: Irgendwo zwischen vernichtender Kritik und Schönrederei.
"Stand jetzt ist die Stimmung gut im Team", bekräftigt etwa Mittelfeldspielerin Melanie Leupolz, die beim 6:0 gegen Marokko von Beginn an spielte und beim 1:2 gegen Kolumbien auf der Bank blieb. "Der Druck ist da", weiß Leupolz. Das DFB-Team bangt in Australien plötzlich um den Gruppensieg. Gegen Südkorea am Donnerstag in Brisbane muss ein Sieg her, wenn Deutschland nicht auf ein passendes Ergebnis im Duell zwischen Marokko und Kolumbien pokern will. "Aber das", sagt Leupolz, "haben wir uns selbst zuzuschreiben."
Dass der Vize-Europameister plötzlich zittern muss, liegt auch am lahmenden Offensivspiel. Nach dem Spektakel gegen Marokko brachte die Elf von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gegen Kolumbien nur noch drei klare Chancen zustande. "Wir haben hinten wenig zugelassen, aber offensiv wenig im letzten Drittel gestaltet", moniert auch Co-Trainerin Britta Carlson.
Damit gegen Südkorea mehr Chancen zustande kommen als zuletzt, muss auch mehr Druck aus dem Mittelfeld kommen. "Wir haben das schon im Training aufgegriffen, weil uns bekannt ist, dass wir da noch einige Probleme haben", berichtet Leupolz.
Zu wenige Impulse nach vorn
Mit Lina Magull, Sara Däbritz und Lena Oberdorf konnte Voss-Tecklenburg wieder auf das bei der EM eingespielte Trio im Zentrum bauen, doch während die Absicherung und Zweikampfhärte passte, fehlten nach vorne die Impulse. Über die Münchnerin Magull (kicker-Note 5) sagt Leupolz, "sie ist sehr spielstark, liebt es zu zocken, die kleinen kurzen und die finalen Pässe zu spielen".
Doch von alldem war nichts zu sehen. Auch Däbritz, die den Pendelverkehr zwischen beiden Strafräumen regelt, schaffte es selten nach vorn. Oberdorf holte immerhin den Elfmeter zum zwischenzeitlichen Ausgleich raus, war aber vor allem damit beschäftigt, gegen die Spielhärte Kolumbiens gegenzuhalten.
Brand und Bühl: Allein gegen die Übermacht
Damit es gegen Südkorea keine Blamage und ein vorzeitiges WM-Aus gibt, braucht er wieder mehr Spielwitz, mehr Druck und auch mehr Risiko. Magull, die gegen den Ball oftmals als zweite Spitze neben Alexandra Popp rückt, ist als echte Spielmacherin hinter den Spitzen deutlich besser aufgehoben als in der ersten Reihe. Und vor allem ist sie, ebenso wie Däbritz, wichtig als Spielpartnerin der beiden Außenstürmerinnen Klara Bühl und Jule Brand.
Das gegen Marokko noch so überragende Außen-Duo blieb in Sydney blass - und vor allem oftmals allein. Ohne Unterstützung der beiden Außernverteidigerinnen oder von Magull sah sich vor allem Brand immer wieder einer Übermacht von Gegenspielerinnen gegenüber. Da war dann spätestens nach dem zweiten Übersteiger stets Schluss.
"Für uns im Mittelfeld ist immer wichtig, dass wir das Spiel von einer Seite auf die andere verlagern", erklärt Leupolz. Das schafft Räume und Platz, den Bühl und Brand zu nutzen wissen. "Das hätten wir öfters und besser machen können. Es hat aber auch viel Abstimmung gefehlt", kritisiert die Mittelfeldspielerin. Woran nun gearbeitet wurde, erklärt Leupolz so: "Was möchte die Spielerin von uns: Möchte sie den Ball in den Fuß oder in den Lauf? Das ist kein Mittelfeldproblem, sondern ein Gesamtproblem."
Problem erkannt - und auch gebannt? Schon in den Tests gegen Vietnam und Sambia in der Vorbereitung hatte es vor allem am Kreativspiel gehakt. Leupolz ist optimistisch und glaubt fest an einen Erfolg gegen Südkorea: "Wir haben darüber aber gesprochen und daran gearbeitet."
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01.08.2023 - 10:55 Uhr | News | Quelle: dpa
Australischer Sieg bei Fußball-WM sorgt für TV-Rekordquote
Der überzeugende 4:0-Sieg der australischen Fußballerinnen gegen Kanada hat im Land des WM-Co-Gastgebers für eine Rekordeinschaltquote gesorgt. In der Spitze verfolgten 2,68 Millionen Zuschauer beim frei empfangbaren Fernsehsender Channel 7, wie Australien im letzten Gruppenspiel am Montag ins Achtelfinale stürmte. Der Marktanteil lag bei 52 Prozent, teilte der TV-Sender mit, für den es bisher die erfolgreichste Sendung des Jahres war. Auch der Streaming-Dienst Optus Sport, der keine Nutzerzahlen herausgibt, überträgt die WM-Spiele der Australierinnen.
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01.08.2023 - 14:18 Uhr | News | Quelle: dpa
Millionster Fußball-Fan bei der WM begrüßt
Mehr als eine Million Fußballfans haben bislang die Spiele der Frauenfußball-WM in Neuseeland und Australien in den Stadien besucht. Das gab der Weltverband FIFA am Dienstag bekannt. Als einmillionster Fan passierte eine Amerikanerin beim Spiel zwischen Portugal und den USA in Auckland den Eingang. Die Mutter und ihre Tochter waren bereits bei den vergangenen drei Turnieren als Fans der Frauen-Nationalmannschaft der USA dabei und erhielten Geschenke vom Maskottchen des Turniers. Titelverteidiger USA erreichte in der Partie durch ein mühsames 0:0 das Achtelfinale.
Das Interesse an der Frauen-WM übertrifft laut FIFA bereits die meisten Prognosen: Mit fast 1,7 Millionen verkauften Eintrittskarten wurde das vor dem Turnier gesetzte Ziel von 1,5 Millionen Tickets weit überboten. Insgesamt waren am Dienstag 42 der 64 Partien absolviert.
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Gruppe G 3. Spieltag :
Eine Chance und ein Elfmeter reichen - Argentinien scheidet aus
Ohne zu glänzen: Schweden gewinnt auch das dritte Spiel
Bereits vor dem abschließenden Spiel stand der Achtelfinaleinzug Schwedens fest, doch auch gegen die Argentinierinnen erfüllten die Favoritinnen ihre Hausaufgaben. Ohne zu glänzen gewann man 2:0 und erwartet nun USA im Achtelfinale.
Spielbericht
Siegtreffer in der Nachspielzeit
Orsis fataler Rückpass ins eigene Tor: Südafrika wirft Italien raus
Zum ersten Mal hat Südafrika die K.-o.-Runde bei einer WM erreicht. Beim 3:2-Sieg über Italien halfen viel Kampf, tolle Kombinationen und ein sehenswertes Eigentor.
Spielbericht
Gruppe F 3. Spieltag :
Trotz panamaischem Traumtor
6:3 gegen Panama: Frankreich holt sich den Gruppensieg
In einem torreichen Spiel sicherte sich Frankreich mit einem 6:3 (4:1) den Gruppensieg, offenbarte aber eine defensive Anfälligkeit, die vor dem Achtelfinale noch in den Griff bekommen werden muss. Panama ist dagegen ausgeschieden.
Spielbericht
Jamaika steht nach 0:0 im Achtelfinale
Harmlose Brasilianerinnen scheiden nach der Vorrunde aus
Brasilien ist überraschend früh bei der WM in Australien und Neuseeland ausgeschieden. Marta & Co. fanden nicht an Jamaikas Defensive vorbei - auch, weil die Canarinhas kaum Durchschlagskraft entwickelten.
Spielbericht
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03.08.2023 - 22:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.08.2023 - 22:14 von KLAUS.)
Gruppe H 3. Spieltag :
Marokko besiegt Kolumbien im Parallelspiel
Popps Ausgleich kann die Verkrampfung nicht lösen: DFB-Auswahl ist nach der WM-Vorrunde raus
Für die DFB-Elf ist die WM frühzeitig beendet. Mit einem 1:1 gegen Südkorea schied das Team von Martina Voss-Tecklenburg nach einer schwachen Vorstellung schon nach der Vorrunde aus.
Spielbericht
Dank Deutschlands Unentschieden gegen Südkorea
Marokko feiert 1:0 gegen Kolumbien - und den Einzug ins Achtelfinale
Die marokkanischen Chancen aufs Weiterkommen waren vor dem letzten Spieltag gering. Am Ende ist die Sensation perfekt: Durch den 1:0-Erfolg über Kolumbien und das gleichzeitige Remis der deutschen Mannschaft buchen die WM-Debütantinnen ihr Ticket fürs Achtelfinale. Kolumbien ist trotz der knappen Niederlage als Gruppenerster weiter.
Spielbericht
WM Splitter Teil 1:
Stürmerin lässt DFB-Zukunft offen
Sprachlose Popp: "Es ist noch gar nicht zu begreifen"
Alexandra Popp lieferte auch beim 1:1 gegen Südkorea - letztlich war das nicht genug, um das deutsche Vorrunden-Aus zu verhindern. Dementsprechend frustriert war die Kapitänin nach dem Spiel.
Einfach nur frustriert: Alexandra Popp braucht erstmal Zeit zur Reflexion. Getty Images
"Es ist noch gar nicht zu begreifen", sagte Alexandra Popp im Interview mit dem ZDF. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich kann es nicht so ganz verstehen", kommentierte die Torschützin zum 1:1-Endstand gegen Südkorea das Ausscheiden.
Auch die Frage nach einer ersten Nachbetrachtung konnte oder wollte die 32-Jährige nicht beantworten: "Es ist mehr als schwierig, eine komplette WM-Analyse zu liefern", sagte sie mit leerem Blick. "Grundsätzlich war es holprig, und das ist natürlich nicht unser Anspruch. Klar zu sagen, woran es gelegen hat, kann ich noch gar nicht."
Ob die Stürmerin nach der WM in der Nationalmannschaft weitermacht, ließ sie kurz nach Spielschluss offen. "Da habe ich keine Antwort zu", sagte Popp auf die entsprechende Frage. "Natürlich bin ich traurig, dass es jetzt so gekommen ist. Um ehrlich zu sein, ist bei mir gerade eine absolute Leere." Sie müsse nach dem Ausscheiden "das alles erstmal sammeln, verarbeiten und sortieren".
Auch Jule Brand suchte nach Erklärungen. "Mir fehlen die Worte. Wir sind sehr enttäuscht, es hat nicht gereicht. Wir haben es nicht auf den Platz bekommen und waren nicht effektiv genug." Den Inhalt der ersten Ansprache von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg im Spielerkreis konnte die Angreiferin nicht wiedergeben: "Ich weiß es gar nicht."
jch
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Sportlicher Leiter erklärt die Lage rund ums WM-Aus
Chatzialexiou sieht "blockierte Füße" und vermisst die Basics
Nach WM-Aus der DFB-Frauen schildert Joti Chatzialexiou die Lage rund um das Frauen-Team. Für den Sportlichen Leiter war es "ein gebrauchter Sommer".
Muss viel Trost spenden und dann analysieren: Joti Chatzialexiou, hier mit Lea Schüller. IMAGO/Beautiful Sports
Das Ausscheiden nach der Vorrunde durch ein ernüchterndes 1:1 gegen Südkorea wirkt wie ein Schock, die DFB-Spielerinnen rangen mit der Fassung und suchten nach Erklärungen, die direkt nach dem Spiel nur schwerlich zu finden sind. Rede und Antwort stand dafür Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter Nationalmannschaften beim DFB.
Joti Chatzialexiou über …
… die Lage nach dem Vorrunden-Aus: Es ist ein gebrauchter Sommer für mich persönlich und für den gesamten DFB und den gesamten deutschen Fußball. Es ist auch ein Rückschlag für den Frauenfußball, weil wir uns viel mehr vorgenommen haben. Wir wollten eigentlich um den Titel spielen. Mit diesem Selbstbewusstsein sind wir in das Turnier gegangen. Schlussendlich haben die Leistungen aber nicht für uns gesprochen. Einige Spielerinnen sind unter ihrem Leistungs-Niveau geblieben bei diesem Turnier. Das ist sehr, sehr schade. Mich beschäftigt auch die Tatsache, dass es mit Sicherheit Spielerinnen gibt, die hier ihr letztes Turnier gespielt haben.
Nach WM-Aus der DFB-Frauen schildert Joti Chatzialexiou die Lage rund um das Frauen-Team. Für den Sportlichen Leiter war es "ein gebrauchter Sommer".
Muss viel Trost spenden und dann analysieren: Joti Chatzialexiou, hier mit Lea Schüller.
Muss viel Trost spenden und dann analysieren: Joti Chatzialexiou, hier mit Lea Schüller. IMAGO/Beautiful Sports
Das Ausscheiden nach der Vorrunde durch ein ernüchterndes 1:1 gegen Südkorea wirkt wie ein Schock, die DFB-Spielerinnen rangen mit der Fassung und suchten nach Erklärungen, die direkt nach dem Spiel nur schwerlich zu finden sind. Rede und Antwort stand dafür Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter Nationalmannschaften beim DFB.
Joti Chatzialexiou über …
… die Lage nach dem Vorrunden-Aus: Es ist ein gebrauchter Sommer für mich persönlich und für den gesamten DFB und den gesamten deutschen Fußball. Es ist auch ein Rückschlag für den Frauenfußball, weil wir uns viel mehr vorgenommen haben. Wir wollten eigentlich um den Titel spielen. Mit diesem Selbstbewusstsein sind wir in das Turnier gegangen. Schlussendlich haben die Leistungen aber nicht für uns gesprochen. Einige Spielerinnen sind unter ihrem Leistungs-Niveau geblieben bei diesem Turnier. Das ist sehr, sehr schade. Mich beschäftigt auch die Tatsache, dass es mit Sicherheit Spielerinnen gibt, die hier ihr letztes Turnier gespielt haben.
Es ist ein gebrauchter Sommer für mich persönlich und den gesamten DFB und den gesamten deutschen Fußball. Es ist auch ein Rückschlag für den Frauenfußball.
Joti Chatzialexiou
… die Stimmung in der Kabine: Natürlich kann man sich vorstellen, dass es in der Kabine sehr leise war und viele Tränen geflossen sind. Das nimmt auch mich persönlich mit, weil es für uns alle unerwartet war.
… die Gründe für das sportliche Desaster: Diesmal als Favorit in das Turnier zu gehen, hat möglicherweise auch etwas im Kopf gemacht. Dadurch hatte die Mannschaft nicht die Lockerheit und Sicherheit wie bei der EM in England, als keiner etwas erwartet hat. Jetzt kommt man als Vize-Europameister in so ein Turnier. Im Spielaufbau hat es an Basics und Details gefehlt. Wir haben uns selbst immer wieder in die Bredouille gebracht durch einzelne Aktionen und den Gegnern Möglichkeiten gegeben, Tore zu schießen. Wir hatten auch zu wenig Durchschlagskraft. Am Ende ist es ein verdientes Aus. Wir wollten mit einer ganz anderen Intensität in dieses Spiel gehen, aber irgendwie waren die Füße blockiert. Und dann kommst Du nicht in dieses Spiel. Es haben viele Nationen aufgeholt und es ist keine Selbstverständlichkeit, diese Mannschaften zu schlagen.
Analyse in den nächsten Tagen
… die Zusammenstellung des Kaders: Man muss schauen, welche Alternativen man hat. Die vielen Verletzungen und Umstellungen haben dazu geführt, dass sich die Mannschaft nicht einspielen kann. Das war nach einer harten Saison, die unsere Spielerinnen hatten, ein ganz wesentlicher Punkt. Wir haben uns sehr viele Gedanken gemacht über die Nominierungen. Wir werden jetzt in die Analyse gehen und uns in den nächsten Tagen zusammensetzen. Letztes Jahr haben wir uns alle feiern lassen. Man muss mit Rückschlägen umgehen und sehen, dass man es in Zukunft besser macht.
… Konsequenzen auf der Trainerposition: Ich werde jetzt niemanden in Frage stellen. Das ist eine Thematik, über die wir in Ruhe sprechen werden. Es ist wichtig, Ruhe zu bewahren und für die Zukunft die richtigen Schlüsse zu ziehen, denn wir müssen zurückkommen. Das steht außer Frage.
Gunnar Meggers
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WM Splitter Teil 2 :
Kommentar zum DFB-Team
Wenig Weltklasse, keine Kadertiefe, falsche Entscheidungen: Die Gründe für das WM-Aus
Das unvorhersehbare WM-Aus der DFB-Elf war auf gewisse Weise doch vorherzusehen. Zu viel ging es ums Koalastreicheln, zu wenig wurden taktische Neubesetzungen getestet. Und die Reiseplanung zeugt von Arroganz. Ein Kommentar von kicker-Reporter Jim Decker.
Fassungslosigkeit in Brisbane - auch bei Merle Frohms, Sara Däbritz, Marina Hegering und Klara Bühl (v. li.). imago images
Der schlimmste Fall ist eingetreten: Deutschland ist durch das 1:1 gegen Südkorea in der leichtesten Vorrunden-Gruppe des gesamten Turniers ausgeschieden. Damit war nicht im Ansatz zu rechnen. Der DFB hatte bis vor wenigen Tagen nicht einmal eine konkrete Reiseplanung für das Szenario entwickelt, Gruppenzweiter zu werden. So fest hatte man mit dem Gruppensieg gerechnet.
Im Nachhinein zeugt das von Arroganz. Denn die deutsche Mannschaft hat im kurzen Turnierverlauf eine ganze Reihe von Problemen offenbart. Da wäre zum einen die Dysbalance im Kader: Auf einigen Positionen wie im Sturm (Alexandra Popp), im defensiven Mittelfeld (Lena Oberdorf) und im Tor (Merle Frohms) hat er Weltklasse - auf vielen anderen aber eben nicht.
Südkorea gewann mehr Bodenzweikämpfe - das darf nicht der Anspruch sein
Die Frage nach den richtigen Außenverteidigerinnen in Abwesenheit von Giulia Gwinn und Felicitas Rauch hat Martina Voss-Tecklenburg nicht ansatzweise beantworten können. Zwar war es eine Idee, Svenja Huth rechts hinten zu platzieren. Das machte aber neue Baustellen auf, und geprobt wurde diese Variante nur in einem einzigen Testspiel. Auch Chantal Hagel links hinten stellte nur eine Notlösung dar.
Das sagt einiges über die fehlende Tiefe im Kader aus - auch in der Innenverteidigung. Dort klammerte sich das Trainerteam an die Genesung der angeschlagenen Marina Hegering. Man möge sich ausmalen, was gewesen wäre, wenn sich Popp oder Oberdorf verletzt hätte.
Ein weiteres Problem betrifft die Durchsetzungsfähigkeit, die Widerstandsfähigkeit. Südkorea gewann mehr Bodenzweikämpfe als Deutschland - das darf nicht der Anspruch des DFB sein. Erst Sydney Lohmanns Einwechslung zeigte, wie man sich gegen die Defensive der Asiatinnen auch mal durchsetzen könnte.
Voss-Tecklenburg traf fußballerisch einige falsche Entscheidungen
Das Dreier-Mittelfeld, das bei der EM noch so glänzte, überzeugte in keinem Spiel. Das gegen Marokko ließe sich dabei noch ausklammern, doch vor allem Sara Däbritz und Lina Magull blieben weit unter ihren Möglichkeiten.
Ohnehin lässt sich Anfang August festhalten: Der Sieg über die Marokkanerinnen war der bisher einzige gute Auftritt des ganzen Jahres. Nicht nur gegen Kolumbien und Südkorea ging es schief, auch die letzten Tests gegen Vietnam und Sambia liefen alles andere als nach Plan.
Voss-Tecklenburg traf fußballerisch einige falsche Entscheidungen, nicht nur rechts und links in ihrer Abwehr. Laura Freigang, die beim Bundesliga-Dritten Eintracht Frankfurt die Fäden in der Offensive zieht, blieb wie gegen Kolumbien auch gegen Südkorea die kompletten 90 Minuten auf der Bank. Es bleibt die Frage, warum sie überhaupt mitgeflogen ist nach Australien.
Lagerkoller bekämpfen statt Zusatztraining
Die Nationalelf wies zudem eine Grundnervosität auf, die auch der 6:0-Auftaktsieg über Marokko nicht wegwischen konnte. Mit dem Druck kam sie nicht zurecht - auch wenn Spielerinnen und Trainerin in Interviews stets anders klangen. Hinter den Kulissen ging es wohl nicht so locker zu, wie die Verantwortlichen es darstellen wollten. Es herrschte offenbar große Angst davor, was passieren konnte - und am Ende auch passierte. Oder die noch schlimmere Alternative: Der DFB hat die Situation unterschätzt und nicht ernstgenommen.
Auch wenn man stets betonte, genügend zu trainieren, ging es in Wyong doch vor allem darum, den Lagerkoller zu bekämpfen: Koalas streicheln, Kängurus füttern, Wale beobachten, am Strand spazieren gehen. Im Nachhinein - da ist man immer schlauer - hätte eine zusätzliche Einheit zur asymmetrischen Viererkette wohl mehr gebracht.
Dem gewissen Hype, den die deutschen Frauen mit einer begeisternden EM in England entfacht haben, droht jedenfalls erst einmal ein Abbruch. Persönliche Konsequenzen wollte Voss-Tecklenburg am Donnerstag zunächst nicht ziehen. Abzuwarten bleibt, wie das bei anderen Akteurinnen und Akteuren aussieht.
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Neuendorf muss die Koffer wieder auspacken
DFB-Präsident spricht Bundestrainerin Vertrauen aus
Bernd Neuendorf saß schon auf gepackten Koffern, schließlich war der Achtelfinaleinzug fest eingeplant. Doch statt des WM-Besuchs beim deutschen Team muss der Verbandschef jetzt schon in die Analyse gehen.
Saß auf gepackten Koffern: DFB-Präsident Bernd Neuendorf. IMAGO/Schüler
Er habe schon auf gepackten Koffern gesessen, weil er die Mannschaft durch die K.-o.-Phase begleiten wollte, berichtete Bernd Neuendorf im ZDF heute journal. "Dazu wird es nun leider nicht kommen", sagte der sichtlich enttäuschte DFB-Präsident: "Das Vorrunden-Aus der Fußballfrauen-Nationalmannschaft schmerzt außerordentlich."
Gleichzeitig sprach er der Bundestrainerin das Vertrauen aus. Er könne klar sagen, "wir haben den Vertrag mit ihr erst vor wenigen Monaten verlängert nach dieser überaus erfolgreichen Europameisterschaft im vergangenen Jahr und haben ihr das Vertrauen ausgesprochen, das sie nach wie vor auch genießt", sagte Neuendorf.
Das erste Vorrunden-Aus einer deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft will Neuendorf gemeinsam mit Martina Voss-Tecklenburg analysieren. "Ich habe direkt nach dem Spiel gegen Südkorea mit der Bundestrainerin telefoniert. Gemeinsam werden wir diese Enttäuschung aufarbeiten", wurde Neuendorf in einer DFB-Mitteilung am Donnerstag zitiert.
Der 62 Jahre alte Fußball-Funktionär äußerte sich genau wie der Leiter Nationalmannschaften, Joti Chatzialexiou, in der Mitteilung nicht konkret zur Zukunft der Bundestrainerin. Er sagte aber: "Zur Erreichung langfristiger Ziele gehören aber auch Rückschläge dazu. Wir hatten alle den Achtelfinaleinzug fest eingeplant."
Voss-Tecklenburg selbst hatte unmittelbar nach dem Turnier-Aus ihre Zukunft als Bundestrainerin offen gelassen.
cfl
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Nach dem historischen Vorrunden-Aus der DFB-Frauen
Weiter mit Voss-Tecklenburg? "Muss mich in die Verantwortung nehmen lassen"
Die Bundestrainerin hält sich nach dem historischen Ausscheiden in der WM-Vorrunde bedeckt, was ihre eigene Zukunft angeht.
Steht im Fokus: Martina Voss-Tecklenburg. IMAGO/Eibner
Von der WM aus Australien berichtet Jim Decker
Bietet sie ihren Rücktritt an? Schließt sie es aus? Gibt es anderweitige Konsequenzen? Die deutschen Journalisten waren sich nach dem 1:1 am Donnerstag gegen Südkorea in Brisbane und dem damit verbundenen historischen Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft höchst uneinig darüber, wie Martina Voss-Tecklenburg auf die sportliche Katastrophe reagieren würde. Eine zufriedenstellende Anwort erhielten die Journalisten jedenfalls nicht - noch nicht.
"Gebt uns bitte die Möglichkeit, Dinge in aller Sachlichkeit zu analysieren und aufzuarbeiten", appellierte die Bundestrainerin auf der Pressekonferenz im Suncorp Stadium. Die 55-Jährige sprach leise, aber halbwegs gefasst. Ganz anders, als manch eine ihrer Spielerinnen.
Erst kürzlich den Vertrag verlängert
"Ich muss die Dinge auch erstmal Sacken lassen", sagte Voss-Tecklenburg und vermied damit jeden Hinweis auf die Gefühlswelt in ihrem Innenleben. Klar ist aber: "Dass wir in Gespräche gehen müssen, steht außer Frage."
Im Gespräch mit dem ZDF hatte die Bundestrainerin, deren Vertrag erst im April bis 2025 verlängert wurde, die Kritik am Auftraten der deutschen Elf noch stärker auf sich bezogen. "Wir haben jetzt zweimal ein Ergebnis erzielt, das nicht ausreicht. Dem müssen wir uns jetzt stellen, und das in erster Linie auch meine Person", hatte Voss-Tecklenburg zugegeben.
Keine Ausreden der Bundestrainerin
Neben dem aktuellen Ausscheiden dürfte damit auch das Viertelfinal-Aus 2019 in Frankreich gemeint sein. Die Vize-Europameisterschaft im vergangenen Jahr in England ließ "MVT" dagegen unerwähnt.
"Wir suchen keine Ausreden, sondern haben nach bestem Wissen und Gewissen aufgestellt", analysierte Voss-Tecklenburg weiter das eigene Handeln. Und deutete an: "Wenn das Ergebnis nicht stimmt, muss man sich natürlich in die Verantwortung nehmen lassen."
Wie sie das Ergebnis beurteilt, machte sie außerdem klar: "Wenn man das Turnier sportlich als Desaster oder Debakel sehen möchte, kann ich das nicht widerlegen." Geht es also weiter mit Voss-Tecklenburg oder nicht? Die Antwort auf diese Frage ist derzeit unbefriedigend: Vermutlich wissen es die Beteiligten einfach selbst noch nicht.
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