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Das ist der Schlachtplan der Frauen des SC Freiburg für die nächste Saison
Von Eyüp Ertan
Do, 10. Juni 2021 um 20:17 Uhr
SC Freiburg
Zum dritten Mal in Folge haben die Erstliga-Fußballerinnen des SC Freiburg ihre Saison auf dem siebten Platz beendet. Zeit, die aktuelle Entwicklung näher zu betrachten. Eine Analyse.
Die Erstliga-Fußballerinnen des SC Freiburg haben ihre Saison zum dritten Mal in Folge auf dem siebten Platz beendet. Gleichzeitig gelang dem Team von Daniel Kraus der Halbfinaleinzug im DFB-Pokal. Zeit, die aktuelle Entwicklung des Freiburger Frauenfußballstandortes näher zu betrachten.
Zum dritten Mal in Folge also ein siebter Platz, wieder verlässt eine Stammspielerin den SC gen Spitzenklub – Nationalspielerin Sandra Starke bricht ihre Zelte in Freiburg nach acht Jahren ab, sie spielt nächste Saison beim VfL Wolfsburg. Alles beim Alten also bei den Freiburger Frauen? Man könnte es meinen – und doch sprechen einige Dinge dafür, dass die Freiburger Frauenabteilung in der kommenden Saison wahrscheinlich ein anderes Resultat erzielen wird.
Birgit Bauer zeigt sich optimistisch für 2021/2022
Der Anruf bei Birgit Bauer, der langjährigen Managerin der SC-Frauen, verstärkt diesen Eindruck. Face-to-Face-Gespräche sind beim Sportclub pandemiebedingt nicht möglich, doch auch durch das Telefon hindurch versprüht Bauer eine Vorfreude, die sich von der üblichen Freude auf eine kommende Saison unterscheidet. "Man hat gesehen, was möglich sein kann", sagt Bauer retrospektiv über die abgelaufene Spielzeit und betont: "Wenn man junge Spielerinnen hochholt, muss man Geduld haben."
Junge Spielerinnen ins kalte Wasser der Bundesliga zu werfen ist auch weiterhin die Herangehensweise des Vereins. Birgit Bauer wird auch zum Saisonabschluss nicht müde zu betonen, welche strukturellen Vorteile es für ihre Abteilung hätte, ins Schwarzwaldstadion umzuziehen. Schließlich könnten dadurch die Trainings- und insbesondere Rahmenbedingungen entscheidend professionalisiert werden. Aber: Ihren Wunsch nach verbesserten Bedingungen möchte sie ausdrücklich nicht als Kritik am jetzigen Standort, am SV Blau-Weiß Wiehre, verstanden wissen.
Daniel Kraus sieht viel individuelle Qualität
Für das Sportliche ist beim Sportclub seit Sommer 2019 Daniel Kraus zuständig. Unter Kraus wurden beide Spielzeiten auf Platz sieben beendet, in der abgelaufenen Saison scheiterte man im Pokalhalbfinale an Eintracht Frankfurt. "Im Pokalspiel hat man gesehen, dass es vor allem Erfahrung ist, die uns noch fehlt", sagt Kraus – individuelle Qualität sei vorhanden.
Diese fehlende Erfahrung hat auch damit zu tun, dass Kraus aus unterschiedlichen Gründen mehr als eine Saison gebraucht hat, um in Freiburg ein Spielsystem zu finden, mit dem sowohl Trainer als auch Spielerinnen sich identifizieren können. Kraus hebt das letzte Spiel vor der Winterpause hervor, eine 1:2-Niederlage gegen Leverkusen, bei der er festgestellt habe: "Das ist es nicht. Dafür möchte ich auf Dauer keine Verantwortung übernehmen, das fühlt sich nicht gut an."
Die anschließende Spielunterbrechung haben die Freiburgerinnen für eine Systemänderung genutzt – ein Umstand, der sich auch in Zahlen bemerkbar macht: Mit mehr Esprit und Elan im Spiel haben die SC-Frauen in der Rückrunde doppelt so viele Tore geschossen (20), gleichzeitig aber auch deutlich mehr Gegentore kassiert (22 statt 13). Es sind die Konstanz und die Stabilität, die im Spiel des Sportclubs fehlen.
"Ich kann jetzt sagen, es ist meine Mannschaft – da ist eine Identität. Jetzt geht es um die Konstanz", so Daniel Kraus. Nach der Umstellung auf eine 4-3-3-Grundformation – mit hoch stehenden Außenverteidigerinnen, einer variabel agierenden und enorm stabilisierenden Janina Minge auf der Sechs, zwei Achter-Positionen, die ebenfalls (oft in Person von Sandra Starke und Hasret Kayikci) als Bindeglied zwischen Offensive und Spielaufbau fungieren und drei Stürmerinnen, von denen vor allem Erleta Memeti mit ihren quirligen und oft erfolgreichen Tempodribblings in Erinnerung geblieben ist – hatten die Freiburgerinnen anfänglich Probleme, in der Arbeit gegen den Ball und nach Ballverlusten als Team handlungsschnell und zielgerichtet zu agieren. Dies gilt es für die kommende Saison weiter auszumerzen, um langfristig den Abstand zum Tabellenvierten aus Potsdam (neun Punkte) zu verkleinern.
Starke trug zur Balance zwischen jung und alt bei
Und nun? Neben Naomi Megroz, Luisa Palmen und Elvira Herzog geht in Sandra Starke jene Spielerin, die nach Janina Minge die zweitmeisten Einsatzminuten gesammelt hat. In ihr geht eine erfahrene Spielerin, die im Freiburger Ensemble zur Balance zwischen jung und alt beitragen und immer wieder Stabilität mit einbringen konnte.
"Ich glaube, es gibt viele Möglichkeiten im System", sagt Fußballlehrer Kraus. "Mit Riola (Xhemaili, d. Red.) kommt eine Spielerin, die diese Position spielen kann, mit offensiven Akzenten, die aber auch defensiv spielen kann – das wäre eine logische Variante. Wir haben aber auch bewusst gesagt, dass wir eine Mia Büchele haben, die talentiert ist, aber als junge Spielerin auch an ihrer Konstanz arbeiten muss, oder eine Hasret (Kayikci, d. Red.), die in der Hinrunde auf der Acht gespielt hat."
Und: Mit Giovanna Hoffmann arbeitet eine weitere Spielerin ihrem Comeback entgegen, auch eine Kim Fellhauer, die nach langer Verletzungspause und bereits gefeiertem Comeback noch Zeit braucht, stellt in der Offensive und im Mittelfeld Optionen dar. Birgit Bauers Optimismus rührt also nicht von ungefähr, wenn sie sagt: "Wir haben die Mannschaft größtenteils zusammenhalten können. Es ist eine tolle junge Mannschaft, mit jungen und erfahrenen Spielerinnen. Ich hab’ Lust auf die kommende Saison und freue mich."
Das ist der Schlachtplan der Frauen des SC Freiburg für die nächste Saison