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Soccerdonna Legenden des Frauenfußballs

#1
Wink 
01.12.2025 - 12:45 Uhr | News | Quelle: sd | von: Emilie Bitsch
Türchen Nummer 1: Die Führungsfigur Ada Hegerberg auf und neben dem Platz
[Bild: s_6124_247_2012_2.jpg]
©IMAGO
Ada Hegerberg  ist eine der Fußballerinnen, die polarisiert. Sie ist auf dem Spielfeld durch Rekorde, die sie bereits aufgestellt hat, aber auch neben dem Platz aufgefallen: Seit Jahren setzt sie sich für Gleichberechtigung im Sport ein und trat zwischenzeitlich auch dafür aus der norwegischen Nationalmannschaft aus. Nicht jedem hat diese Aktion gefallen.

Eine EM zum Vergessen

Zwischen Pfiffen und Buhrufe musste sie einen kühlen Kopf bewahren. Ein platzierter Elfmeter hätte Norwegen dem EM-Halbfinale ein Stück nähergebracht. Das Stadion war gefüllt von vielen italienischen Fans, die darauf hofften, dass der Superstar verschießt. Ein tiefes Ausatmen, ein langsamer Anlauf Richtung Ball. Doch der Schuss, der den 1:1-Ausgleich gebracht hätte, ging klar rechts vorbei. Lautes Höhnen von den Rängen war gegenüber der Weltfußballerin von 2018 Ada Hegerberg zu hören. Es war immerhin der zweite Elfmeter, den die 30-Jährige bei der Europameisterschaft in der Schweiz verschossen hat. Das befeuerte die Kritik, die es bereits von Medien und Fans vor der EM gab.


Man sprach von einer “Verbannung auf die Bank”, da Hegerberg für Zuschauer:innen des norwegischen Senders NRK nicht gut genug war. Ihr Alter und ihre körperliche Form sollten die Gründe sein. Für sie sollte die sechs Jahre jüngere Elisabeth Terland  auf dem Platz stehen, forderte der Sender. Immerhin spielte Terland eine überragende Saison bei Manchester United. Auch die fehlende Bindung zu ihren Mitspielerinnen kam zur Sprache (DW) . Trotz aller Kritik entschied sich aber die norwegische Nationaltrainerin Gemma Grainger dazu, die Stürmerin zur Kapitänin zu machen. “Für mich ist sie in allem, was sie tut, eine Führungsfigur. Sie lässt ihren Worten Taten folgen (...) Die Leidenschaft und der Ehrgeiz, mit denen sie ihr Land vertritt, sind wirklich beeindruckend(Sportschau) . Dass Hegerberg selbstbewusst ist und als Führungsfigur voranschreitet, ist bekannt. Denn das war schon immer so.

Gleichberechtigung vor Eigensinn

Die internationale Karriere begann für Hegerberg mit gerade mal 16 Jahren. 2011 debütierte sie bei einem Freundschaftsspiel gegen Nordirland in der 73. Minute und war seitdem nicht mehr aus dem Kader wegzudenken. Mit ihrer robusten Art, ihrer Kopfballstärke sowie auch dem sehr starken rechten Fuß, konnte sie die Abwehr und die Torhüterinnen ausspielen. Große Erfolge mit Norwegen konnte sie aber nie feiern: Von Gruppenphasen- bis hin zum Viertelfinal-Aus, wie in diesem Jahr, war alles dabei. Bei allen Spielen stand die Norwegerin in der Startelf, außer bei der WM 2023, als sie von einer schweren Verletzung zurückkam. Einen etwas größeren Erfolg konnte die damals 18-Jährige Hegerberg dennoch feiern. Bei der EM 2013 stand sie bei allen Spielen in der Startelf. Im Finale mussten sie sich dem späteren Sieger Deutschland mit einer knappen 0:1-Niederlage geschlagen geben.

Nach der EM 2017, als die Norwegerin punkt- und torlos in der Gruppenphase ausschieden, entschied sich die damals 21-Jährige für einen überraschenden Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Gründe seien die ungleichen Chancen der Jungs und Mädchen, sowie das große Ungleichgewicht bei den Verbandsprämien zwischen den beiden Geschlechtern. Das sorgte für einen großen Aufruhr, eine talentierte junge Spielerin entschied sich gegen eine Karriere im norwegischen Nationaltrikot, um sich für Gleichberechtigung einzusetzen. Sie selbst sagte, dass sie in einem Haushalt aufgewachsen sei, in dem Gleichberechtigung wichtig war. Auch ihre Mutter habe sie ermutigt, ihre Stimme politisch zu nutzen (taz) . Mit Erfolg: Einige Monate später beschloss der norwegische Verband, als erstes Land weltweit die Prämien anzugleichen. Durch den Verzicht der Werbeeinnahmen der männlichen Spieler, die sich ebenfalls lautstark dafür einsetzen, konnte diese Angleichung möglich gemacht werden. Doch trotz dieser Entwicklungen entschied sich Hegerberg gegen eine Rückkehr und richtete ihren Fokus weiterhin ausschließlich auf den Vereinsfußball.

Lyons Rekordspielerin ist nicht zu bremsen

Angefangen hat ihre Karriere in ihrem Heimatland bei Kolbotn IL und Stabæk Fotball, bis sie 2013 zum damals Drittplatzierten der Bundesliga, dem 1. FFC Turbine Potsdam, wechselte. Bei Turbine erzielte sie wettbewerbsübergreifend als 18-Jährige 14 Tore in 33 Spielen. So wurde Olympique Lyonnais (heute: OL Lyonnes) auf die große Stürmerin aufmerksam. Seitdem ist Hegerberg nicht mehr aus dem Trikot des französischen Topklubs wegzudenken. Mit ihnen gewann sie sechsmal die Champions League, sechsmal den französischen Pokal und wurde zehnmal Meisterin. Mit 239 Spielen für den französischen Rekordmeister belegt sie Platz 6 der Rekordhalterinnen. Doch ohne sie kämen diese ganzen Erfolge für Lyon nicht zustande: Sie allein schoss 231 Tore! Damit erzielte sie nahezu ein Tor pro Spiel – eine außergewöhnliche Quote. Auch in der Champions League hält sie einen Rekord: 69 Tore erzielte sie im europäischen Wettbewerb, keine andere erzielte mehr Tore. Zweite ist Anja Mittag mit 51 Toren, die bereits seit einigen Jahren im Ruhestand ist. Nicht ohne Grund wurde sie als allererste Frau beim Ballon d’Or 2018 als Weltfußballerin ausgezeichnet.

2022: Die Rückkehr für eine glücklose EM

Nach fünf Jahren Abwesenheit entschied sich Hegerberg für die EM 2022 in England wieder im norwegischen Trikot aufzulaufen. Sie habe “viel Zeit zum Nachdenken gehabt”, teilte sie in einer Pressemitteilung mit und hat ihren Teil dazu beigetragen, eines der vielen Ziele der Gleichberechtigung zu erreichen. Dennoch sucht sie weiterhin die Gespräche, um dies weiter zu fördern (taz) .

Mit ihr sollte es nun endlich klappen – ein Erfolg bei einem großen Turnier. Das Rampenlicht galt allein Hegerberg. Doch bei der EM war weder was von dem Aufschwung noch der starken Hegerberg zu sehen: Eine 0:8-Machtdemonstration des späteren Europameisters England zeigte alle Probleme auf. Das Team wirkte in allen Mannschaftsteilen überfordert. So schieden sie wieder einmal in der Gruppenphase aus. Für diesen Misserfolg gab man auch der polarisierenden Hegerberg die Schuld, die sich eher mit anderen Themen auseinandersetzen würde, als Fußball zu spielen, so der Vorwurf. Sie wollte jedoch immer für “ihre Werte einstehen” und die Möglichkeit haben “Gehör zu finden, um Missstände zu kritisieren”.

Klar ist, dass es ohne Hegerberg keine Diskussionen über Gleichberechtigung im norwegischen Fußball gegeben hätte, da sie die Thematik ins Rollen brachte. Sie stand immer für ihre Werte ein und steht es auch noch. Über ihre fußballerische Person lässt sich viel diskutieren, dennoch: Sie gehört zu den prägenden und erfolgreichsten Spielerinnen, die es in Norwegen und im Weltfußball jemals gab. Und das sowohl auf als auch neben dem Platz.

Quelle 
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#2
02.12.2025 - 12:20 Uhr | News | Quelle: sd | von: Emilie Bitsch
Türchen Nummer 2: Alex Scott – Die Frau, die Grenzen verschiebt
[Bild: s_1751_36_2010_1.jpg]
©arsenal.com
Wenn Alex Scott  heute in einem TV-Studio sitzt, souverän, klar und leuchtend vor Selbstbewusstsein, ist kaum vorstellbar, wie weit der Weg war, der sie dorthin geführt hat. Man sieht die Expertin, die England durch große Turniere begleitet, die Stimme, die Tausende ernst nehmen. Was man weniger sieht: das Mädchen aus dem East End, das auf Betonplätzen Fußball spielte, weil es in ihrer Welt kaum etwas anderes gab, das ihr so viel Halt versprach.

Alex Scott ist jemand, der Veränderung nicht predigt, sondern verkörpert. Sie trägt sie in ihrer Stimme, in ihrem Blick, in der Art, wie sie in jedem Satz zeigt: Ich bin hier und ich habe mir das Recht, hier zu sein, hart erkämpft.


Eine Spielerin mit Aura und Wirkung

Schon als junge Spielerin bei Arsenal war Scott mehr als nur eine Innenverteidigerin. Sie war die, die man spürte, bevor man sie sah. Eine, die das Spiel lesen konnte wie ein offenes Buch, die eine Ruhe ausstrahlte, die Mitspielerinnen anhob und Gegnerinnen verunsicherte. Aus der Arsenal-Jugend stammend, spielte sie über zwölf Jahre bei den Gunners und konnte mit ihnen wichtige Erfolge feiern. Unter Anderem wurde sie fünfmal englische Meisterin und gewann mehrfach den Pokal. Der wichtigste Erfolg ihrer Karriere war der Gewinn des UEFA Women’s Cup, dem Vorgänger der heutigen Champions League. Durch ihr Tor zum 1:0-Sieg holte sich Arsenal den Titel und zugleich das Quadruple in der Saison 2006/07. Diese Errungenschaft war mehr als ein sportlicher Moment: es wurde zu einem Symbol dafür, dass Frauenfußball große Geschichten erzählen kann. Man musste ihnen nur eine Bühne geben. Scott nutzte jede Minute auf dem Platz, um zu zeigen, wie kraftvoll der Frauenfußball sein kann, wenn man ihn nur lässt.

Auch für England lief die heute 41-Jährige dreizehn Jahre in 140 Spielen auf und reiht sich nun auf Platz 5 der meist eingesetzten Spielerinnen der “Lionesses” ein. Auch im englischen Trikot prägte sie das Spiel auf ihre Art und galt als wichtiger Rückhalt in der Abwehr. Sie wurde 2015 WM-Dritte, gewann bei der EM 2009 die Silbermedaille und führte die Mannschaft zwei Jahre lang als Kapitänin an. 2017 erklärte sie ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft, nachdem sie bei den vergangenen Turnieren überwiegend nur noch als Ersatzspielerin eingesetzt worden war.

Der mutige Schritt ins Studio

Doch die Bühne, die Scott später wirklich verändern sollte, war nicht der Rasen, sondern das Studio. Als sie 2018 als erste Frau bei einer Männer-Weltmeisterschaft für die BBC analysierte, saßen im Publikum Menschen, die nicht an sie glaubten. Manche zweifelten ihre Kompetenz an, andere fragten offen, warum eine Frau hier sitze.

Scott tat, was sie immer getan hatte: Sie lieferte. Klar, präzise, fachlich unerbittlich. Ohne Aufgeregtheit, aber mit der Entschlossenheit einer Frau, die weiß, dass sie sich ihren Platz verdient hat. Mit jedem Auftritt verschob sie Erwartungen, Normen und Türen, die bis dahin verschlossen waren.

Es war für sie aber nie ein leichter Weg, wie sie zugab: Sexistische Angriffe, Diskriminierungen und Morddrohungen standen auf der täglichen Agenda. Etwas, was sie aber noch mehr bestärkt hatte, weiter zu machen.

Ihre Präsenz im Fernsehen inspirierte eine neue Generation. Mädchen, die zuvor dachten, Fußball sei ein Ort, der ihnen nur bis zur Eckfahne offensteht, sahen plötzlich Möglichkeiten hinter der Kamera, im Studio, in der Analyse. Scott wurde zu einer Lichtgestalt, nicht, weil sie perfekt ist, sondern weil sie ihre Stärke aus ihrer Verletzlichkeit bezieht. Ihr Schritt brach Barrieren, denn auch Frauen konnten diese Rollen ausfüllen.

Engagement, das weiterreicht als der Fußballplatz

Die Londonerin setzt sich für ihre Werte ein, wie auch bei der Männer-WM 2022: Als offen lebende homosexuelle Frau trug sie im TV bei ihrer Moderation die “One-Love”-Armbinde, die zuvor in Katar verboten wurde. Sie wollte sich vor Ort für die Gastarbeiter:innen, die LGBTQ+- sowie Frauenrechte einsetzen und das so sichtbar wie möglich.

Mit der Alex Scott Academy gründete sie außerdem die erste reine Fußballakademie für junge Frauen in Großbritannien. Für Scott ist Fußball mehr als ein Sport: Er ist ein Schlüssel. Ein Weg raus aus engen Verhältnissen, ein Werkzeug für Bildung, Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung.

Auch ihr Engagement gegen Gewalt an Frauen und Kindern zeigt, wie ernst sie ihre Rolle als öffentliche Person nimmt. Sie selbst erfuhr häusliche Gewalt, wie sie in ihrer in 2022 erschienenen Biographie erzählte. Scott nutzt ihre Stimme dort, wo andere schweigen würden und genau das macht sie so bedeutend.

Die Kraft des Sichtbarseins

Vielleicht ist das Beeindruckendste an Alex Scott, wie ehrlich sie über ihre eigenen Verletzungen spricht. Über Zweifel, über Diskriminierung, über mentale Belastung. Sie zeigt sich nahbar in einer Welt, die oft Distanz fordert. Diese Offenheit macht sie glaubwürdig und zu einer Fürsprecherin für jene, die zu selten gehört werden.

Alex Scott ist nicht nur eine frühere Nationalspielerin, nicht nur eine Expertin, nicht nur eine Aktivistin. Sie ist eine Grenzverschieberin. Eine Frau, die Räume betritt, in denen sie früher nicht willkommen war und sie so verändert, dass andere ihnen ohne Angst folgen können. Ihre Geschichte ist keine lineare Erfolgserzählung. Sie ist eine Erinnerung daran, wie viel Mut es braucht, sichtbar zu sein. Und wie viel Kraft darin liegt, es trotzdem zu tun.

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#3
03.12.2025 - 11:30 Uhr | News | Quelle: DFB | von: lb
Türchen Nummer 3: Birgit Prinz – Immer mehr als das, was zählte
[Bild: s_1523_18_2010_1.jpg]
©TSG Hoffenheim
Kaum eine andere Figur steht so sehr für den erfolgreichen deutschen Frauenfußball wie Birgit Prinz . Ihre Vereins- und DFB-Rekorde hallen bis heute nach sei es bei einer EM-, WM- oder Champions-League. Dabei war sie immer mehr als ihre Tore und Zahlen.

Luciano Gaucci war eine jener italienischen Fußballfiguren, bei denen man nie genau wusste, wo die Extravaganz endete und der reine Wahn begann: Unternehmer, Selbstdarsteller, Klubpräsident. Gemeine Zungen würden gar sagen: ein Mini-Berlusconi. 2003 kam Gaucci auf eine seiner schillerndsten Ideen als Besitzer des Serie-A-Klubs AC Perugia: Er wollte Birgit Prinz verpflichten. Für das Männerteam. In der höchsten italienischen Spielklasse.


Prinz neben dem Diktatoren-Sohn

Tatsächlich traf sich die damalige DFB-Starstürmerin mit dem Präsidenten, der kurz zuvor den Sohn des libyschen Staatschefs Gaddafi ins Team geholt hatte. Und Gaucci blieb sich treu, als er über die Stärken der Stürmerin sprach: „Sie sieht gut aus, hat einen tollen Körper, und als Fußballerin ist sie sehr tüchtig“, sagte er der Presse. Ein Satz, der sein Fußballverständnis womöglich präziser beschrieb als jede Tabellenplatzierung.

Prinz durchschaute alsbald den PR-Coup. Und blieb sich, wie so oft in ihrer Karriere, dem treu, was wirklich zählte: dem 1. FFC Frankfurt, der Stadt am Main, in der sie eigentlich fast ihr ganzes Fußballleben verbrachte.

Rekord über Rekord

Wer verstehen will, welche Bedeutung Birgit Prinz für den deutschen Fußball hatte, kann sich natürlich ihre Erfolge ansehen. Eine Anzahl, die schon beim Aufzählen erschlägt: Dreimal FIFA-Weltfußballerin. Zweimal Weltmeisterin. Fünfmal Europameisterin. Achtmal Deutschlands Fußballerin des Jahres. Rekordtorschützin bei Weltmeisterschaften – und das lange mit weitem Vorsprung. Drei Olympische Medaillen. 128 Treffer im Nationaltrikot, 214 Länderspiele – beides DFB-Rekorde zum Zeitpunkt ihres Rücktritts, geschlechterübergreifend. Viermal Torschützenkönigin der Bundesliga, neunmal deutsche Meisterin, zehnmal DFB-Pokalsiegerin, dreimal Siegerin im UEFA Women’s Cup. Und selbst das ist nur eine Auswahl.

Doch Prinz lässt sich nicht über Zahlen begreifen. Wenn die gebürtige Frankfurterin für den 1. FFC Frankfurt oder das DFB-Team auflief, bedeutete das mehr als prognostizierbare Tore. Es war diese unerschütterliche Ruhe, die Selbstverständlichkeit des Siegens, die körperliche Präsenz ohne Attitüde. Ein Gefühl von: „Es wird schon gutgehen.“ Nicht, weil Deutschland traditionell stark war, sondern weil Birgit Prinz auf dem Platz stand. Nur wenige Spielerinnen haben im DFB-Trikot jemals ein ganzes Team, manchmal ein ganzes Turnier, so getragen. Ja, sie wurde zum Synonym für den Frauenfußball eines Landes.

Endlich Ruhe

Mit ihrem Karriereende 2013 kehrte um Birgit Prinz eine Stille ein, die ihr offenkundig lieber war als das grelle Scheinwerferlicht, das in den Monaten vor der Heim-WM 2011 unerbittlich auf sie einbrach. Nach dem frühen Ausscheiden und dem „unrühmlichen“ Ende ihrer DFB-Karriere wurde Prinz noch einmal zur Projektionsfläche für Erwartungen, Enttäuschungen und Spekulationen. Kameras, Interviews, Fototermine – ein Dauerfeuer, das sie bereits da mit einer „Hetzjagd“ verglich.

Prinz war nie die Spielerin, die das Rampenlicht suchte. Sie wollte über fast zwei Jahrzehnte eigentlich nur das Offensichtliche: einfach Fußball spielen.

Entsprechend verschwand sie nach dem letzten Profi-Spiel nicht aus dem Sport, aber aus der Öffentlichkeit. Sie machte ihren Abschluss in Psychologie, arbeitete ab 2012 bei der TSG Hoffenheim – ihrem letzten kurzen Karrierehalt – und begleitete später DFB-Teams bei der WM 2019 und der EM 2022. Sie blieb dem Fußball also erhalten, allerdings in einer Rolle, die ihr näherkommt: als Vorbild eher durch das, was sie war, als durch das, was sie sagte.

Ein Vorbild, das bleibt

Birgit Prinz’ Einfluss zeigt sich vor allem daran, was nach ihr kam. Als sie Mitte der 90er ins Nationalteam rückte, war der Frauenfußball in Deutschland zwar existent, aber kaum mehr als eine Randnotiz. Prinz gab ihm ein Gesicht, das man nicht mehr übersehen konnte – ohne selbst großen Wert auf Rückblicke zu legen. Auf die Frage, wie ihr Leben ohne Fußball verlaufen wäre, sagte sie einmal schlicht: „Ich bin niemand, der in ‘Hätte’, ‘Wenn’ und ‘Aber’ denkt.“

Andere formulierten es deutlicher. Abby Wambach bewunderte sie „seit ich mich mit Profi-Fußball beschäftige“. Christine Sinclair nannte sie eine „Pionierin des Frauenfußballs“. Svenja Huth verfolgte ihre Karriere „seit ich etwa zwölf war“.

Prinz stand für einen Stil, der bis heute wirkt: kraftvoll, schnörkellos, ohne Show. Eine Haltung, die half, den Frauenfußball in Europa als echten Hochleistungssport sichtbar zu machen – nicht als Nebenprogramm. Und manchmal brachte sie es selbst am klarsten auf den Punkt: „Wir diskutieren nicht ewig über Schiedsrichterentscheidungen oder machen lange Schwalben.“ 

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#4
04.12.2025 - 12:35 Uhr | News | Quelle: sd
Türchen Nummer 4: Sherida Spitse – Von Sneek bis zur internationalen Legende
[Bild: s_1838_4566_2012_1.jpg]
©IMAGO
Sherida Spitse  ist ein großer Name im Fußball, insbesondere im niederländischen. Ihre Laufbahn ist geprägt von Mut, Ausdauer und konstanten Höchstleistungen. Zahlreiche Vereinsstationen, internationale Erfolge und Rekorde machten sie zu einer prägenden Figur des Sports.

Wie alles begann

Die Karriere von Sherida Spitse begann 2004 beim VV Sneek. Dort spielte sie in der männlichen Jugend ihres friesischen Heimatvereins. Bereits 2006 wurde sie von der damaligen niederländischen Cheftrainerin Vera Pauw zu einem Lehrgang der Nationalmannschaft eingeladen. Zu dieser Zeit arbeitete Spitse in einem Supermarkt, bis ihre Mutter ihr die Nachricht überbrachte, dass sie die Chance erhalten hatte, zu einem Trainingslager nach Frankreich zu reisen. Nach nur zwei Wochen entschied sie sich, alles auf eine Karte zu setzen und kündigte ihren Job. Am 31. August 2006 gab Spitse ihr Debüt für die niederländische Nationalmannschaft. Von diesem Tag an war sie aus dem Team nicht mehr wegzudenken. Zuvor hatte sie bereits für die U15- und U17-Auswahl der Niederlande gespielt.


Mit der Einführung der Eredivisie wechselte die junge Mittelfeldspielerin 2007 zum SC Heerenveen und unterschrieb dort ihren ersten Profivertrag. Für Heerenveen absolvierte sie 100 Spiele und erzielte dreizehn Tore.

2012 folgte der nächste Karriereschritt: der Wechsel zum FC Twente. Dort präsentierte sich Spitse besonders torgefährlich und erzielte in nur 38 Spielen 26 Treffer.

Die BeNE League

Mit dem FC Twente spielte Spitse in der BeNe League. Die 2007 eingeführte Eredivisie wurde vorübergehend durch eine grenzüberschreitende Liga ersetzt. Zur Saison 2012/2013 entstand damit die erste gemeinsame Liga zweier nationaler europäischer Verbände, bestehend aus Belgien und den Niederlanden. Ziel war es, die sportliche Qualität beider Länder zu steigern und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

In der zweiten Saison kam es jedoch zu erheblichen finanziellen Problemen. Im Januar 2013 ging der FC Utrecht insolvent, mehrere weitere Vereine kämpften mit finanziellen Schwierigkeiten. Mit Beginn der Saison 2015/2016 stieg der niederländische Verband KNVB aus dem Projekt aus. Die niederländischen Vereine kehrten in die Eredivisie zurück, während Belgien die neu gegründete Super League einführte.

Übergang ins Ausland

2014 entschied sich Spitse ihre Heimat zu verlassen und wechselte nach Norwegen zu Lillestrøm SK Kvinner. Dort lief sie bis 2016 in der norwegischen Liga auf und gewann mehrfach das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg.

2016 folgte die Rückkehr zum FC Twente. Bis 2018 absolvierte sie dort weitere 23 Spiele und erzielte acht Tore.

Anfang 2018 wechselte Spitse erneut nach Norwegen, diesmal zu Vålerenga Oslo. Am 6. Dezember 2020 gewann sie mit dem Klub durch einen 4:0-Sieg gegen Arna-Bjørnar den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Bereits in der vierten Minute erzielte sie einen Treffer. Insgesamt absolvierte sie für Vålerenga 75 Spiele und erzielte 18 Tore. Noch im Jahr 2020 verließ sie den Verein.

Rückkehr in die Heimat

Zum 1. Januar 2021 wechselte Sherida Spitse zu Ajax Amsterdam. Dort steht sie bis heute unter Vertrag. Für Ajax absolvierte sie bislang 149 Spiele, erzielte 21 Tore und bereitete 22 weitere Treffer vor. Mit Ajax gewann sie 2021 den Eredivisie Cup, 2022 und 2024 den niederländischen Pokal (KNVB-Beker) sowie 2023 die niederländische Meisterschaft.

Die Nationalmannschaftskarriere von Sherida Spitse

Sherida Spitse absolvierte insgesamt 248 Länderspiele. Ihr letztes Spiel für die niederländische Nationalmannschaft bestritt sie am 28. Oktober 2025 gegen Kanada in Nijmegen. Dabei wurde sie in der 48. Minute ausgewechselt.

Zu ihren größten Erfolgen zählt der Europameistertitel 2017 im Heimatland. Im Finale gegen Dänemark erzielte sie beim 4:2-Sieg ein Tor und legte eins vor. 2019 führte sie ihr Team bis ins Finale der Weltmeisterschaft. 2022 bestritt sie ihr sechstes großes Turnier bei einer Europameisterschaft, 2023 folgte mit der Weltmeisterschaft ihr siebtes großes Turnier.

Darüber hinaus stand sie in Partien der UEFA Nations League sowie deren Qualifikation auf dem Platz. Während ihrer aktiven Karriere war sie zeitweise alleinige Rekordhalterin für die meisten Länderspiele, sowohl bei Spielerinnen als auch Spielern, und übertraf zwischenzeitlich sogar Cristiano Ronaldo (jetzt 226 Länderspiele).

"Weil du mich siehst"

Roxeanne Hazes veröffentlichte gemeinsam mit ABN AMRO den Song „Omdat je me ziet“ („Weil du mich siehst“). Der Song ist ein Zeichen der Wertschätzung an Sherida Spitse und soll eine neue Generation von Mädchen und jungen Sportlerinnen dazu inspirieren, ihre Träume zu verfolgen. Dabei geht es vor allem um die Bedeutung von Vorbildern. Zwar sind heute mehr Frauen im Spitzensport präsent als noch vor einigen Jahren, doch bei der Repräsentation gibt es weiterhin erheblichen Nachholbedarf. Eine frühere Studie zeigte, dass in England 91 Prozent der übertragenen Spiele aus der Premier League der Männer stammen. Mehr Sichtbarkeit ist entscheidend, um junge Mädchen zu inspirieren und sie zu motivieren, ihren Traum von einer Karriere im Spitzensport zu verwirklichen.

Spitse selbst sagt: „Wenn man sich die Fußballwelt und die Chancen für Frauen damals und heute ansieht, sind die Unterschiede enorm. Als Kind konnte ich zwar mit den Jungen trainieren, durfte aber keine Spiele bestreiten. Auch in Bezug auf Investitionen in den Frauenfußball, angemessene Bezahlung, faire Arbeitsbedingungen und natürlich Sendezeit hat sich über die Jahre viel verändert. Mein Verein schneidet in diesen Punkten gut ab, aber nicht alle Mädchen haben dieses Glück, und das frustriert mich.“

Gleichzeitig zeigt sich Spitse zuversichtlich: „Es inspiriert mich, für unseren Wert zu kämpfen und diese Themen weiterhin anzusprechen. Das bin ich mir selbst und allen Mädchen schuldig, die davon träumen, ein Fußballstar zu werden.“

Roxeanne Hazes nannte Sherida Spitse eine große Inspiration beim Schreiben ihres Songs: „Sie steht wirklich für das ein, was sie will“, sagte Hazes. 

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