Nachfolge noch nicht geregelt
Am Saisonende: Freiburg und Merk gehen getrennte Wege
Der SC Freiburg und Trainerin Theresa Merk werden am Saisonende getrennte Wege gehen. Dies teilte der Frauen-Bundesligist am Montagvormittag mit.
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Theresa Merk wird über den Sommer hinaus nicht mehr den SC Freiburg trainieren. picture alliance / Eibner-Pressefoto
Die angekündigte Trennung sei einvernehmlich erfolgt, teilte der SCF mit : "In gemeinsamen Gesprächen haben wir uns dazu entschieden, dass wir unsere Zusammenarbeit nach dieser Saison nicht fortsetzen werden", heißt es in einer Pressemitteilung. "In offenen und vertrauensvollen Gesprächen haben wir gemeinsam entschieden, nach dieser Saison neue Wege zu gehen", sagte
Merk .
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Der SC Freiburg rühmt sich in seiner Außendarstellung gerne damit, dass man in den letzten 30 Jahren insgesamt nur fünf Trainer hatte und erzeugt so das Bild von Kontinuität auf dem Trainerstuhl. Das mag auf die Bundesligaprofis zutreffen, das ist aber nur die halbe Wahrheit. Bei den Frauen trifft diese viel gelobte Kontinuität auf dem Trainerstuhl nicht zu. Dort laufen dem SC Freiburg die Trainer der Frauen- und Mädchenabteilung scharenweise davon.
Um ehrlich zu sein kommt für mich diese Meldung auch nicht überraschend. Theresa Merk ist nun schon der/die dritte Cheftrainer/in hintereinander die ihren Vertrag nicht verlängert. Vor ihr verliessen schon Jens Scheuer und danach sein Nachfolger Daniel Kraus den Verein nach ablauf ihrer Verträge. Offiziel konnte man sich nicht auf eine weitere Zusammenarbeit einigen, obwol man von Vereinsseite gerne die Verträge verlängert hätte. Die Trennungen liefen dann mehr oder weniger geräuschlos ab. Inoffiziell sickerte immer wieder durch, dass die ehemaligen Trainer bei ihren Verhandlungen mehr Unterstützung vom Verein einforderten, sei es bei Verbesserungen der Infrastruktur oder auch adäquate Verstärkungen für den Kader, um ihn sportlich weiterzuentwickeln und abgewanderte Leistungsträgerinnen zu ersetzen. Der Verein ging auf die Forderungen aber nicht ein und die Trainer suchten sich daraufhin andere Herausforderungen.
Die einzige Konstante im Freiburger Frauenfußball heißt Brigit Bauer Schick, die die Abteilung nun schon im 33.Jahr leitet. Sie ist unter anderem auch dafür mitverantwortlich, dass die genannten Trainer ihre Verträge nicht verlängerten.
Um den Frauenfußball beim SC Freiburg wirklich voranzubringen und zu fördern bedarf es daher aus meiner Sicht massiver Veränderungen, wovon auch die aktuelle Vorstandschaft um Oliver Leki und Jochen Saier nicht ausgenommen sein darf. Denn ein wirklicher Wille, die eigene Frauenabteilung mit den zur Verfügung stehenden Mitteln entsprechend zu fördern, ist bei den handelnden Personen nicht erkennbar.
Im allgemeinen müsste die Führungsriege der Frauen mit innovativen, sportlich ehrgeizigen Personen ausgetauscht werden. Auch wenn das für Freiburger Verhältnisse utopisch und unrealistisch ist, habe ich mal ein paar Gedanken über eine neue, zukunftsorientierte Abteilungsleitung gemacht.
Als Abteilungsleiterin könnte ich mir
Melanie Behringer oder
Myriam Krüger, ehemals beim SSV Ulm für die sportliche Entwicklung zuständig, vorstellen. Beide kennen den Verein als Spielerin und Melanie Behringer begann ihre Trainerkarriere beim SC Freiburg. Beide verfügen auf Grund ihrer Ausbildung neben dem Fußball über die nötigen Kenntnisse in der Leitung und Entwicklung eines Fußballvereins und verfügen über ein Netzwerk, dass dem SC Freiburg nützlich sein könnte. Aber warum nicht beide, unabhängig vom Namen, die eine als Ressortleiterin und die andere als Sportdirektorin. Um das Resorrt der administrtiven Leitung zu professionlisieren, könnte man auch noch eine Scoutingabteilung gründen, die regional und überregional, auch über die Landesgrenze hinaus im Ausland nach Talenten und Verstärkungen scoutet.Was die Verpflichtung von Spielerinnen betrifft scheint man in Freiburg nur den österreichischen und sschweizer Markt zu kennen. Transfermärkte wie z.B. das vor der eigenen Haustür liegende Frankreich, oder die Beneluxländer, den osteuropäischen und den skandinavischen Spieler- und Talentmarkt lässt man sträflich links liegen.
Oder ein ganz verrückter Gedanke, man überzeugt
Almuth Schult von einer Funktionärstätigkeit beim SC Freiburg. Die Vorstände hätten dann zwar nicht allzuviel zu lachen, weil Schult gerne den Finger in die offenen Wunden legt, und als meinungsstarke Persönlichkeit ihre Meinung auch Öffentlichkeitswirksam vertritt. Aber das sollen sie auch nicht, sondern den Frauenfußball im Verin zukunftsfähig strukturieren.
Als neue Cheftrainer, die man dann dann aber auch den finanziellen Mitteln entsprechend vollumfänglich unterstützen sollte, kämen für mich mehrere Personen in Frage, sowohl männliche als weibliche Kandidaten:
Daniel Kraus: Eine Rückkehr von Daniel Kraus ist eher unwahrscheinlich. Trotzdem gehört er für mich zu den Wunschkandidaten. Er hat vor Freiburg seine Qualitäten bereits über mehrere Jahre in Jena und in Essen bewiesen. In Freiburg konnte er jedoch seine Wünsche und Vorstellungen bei der Vorstandschaft nicht durchsetzen, war aber bei den Spielrinnen beliebt und konnte die anfänglich anfällige Defensive stabiliesieren. Eine deutliche sportliche Weiterentwicklung war unter ihm zu erkennen.
Thomas Wörle: Auch wenn er schon längere Zeit raus aus dem Frauenfußball ist, kennt er den Frauenfußball durch seine Tätigkeit als langjähriger Cheftrainer der FCB Frauen aus dem FF. In München musste er zwar gehen, weil man ihm keine sportliche Weiterentwicklung der Mannschaft mehr zutraute. Aber er hat die FCB Frauen nach eher mageren Jahren in der Bundesliga etabliert und an die Spitze geführt. Zu guter Letzt konnte er mit den FCB Frauen eine Meisterschaft feiern und das trotz des großen Titelsammlers Wolfsburg als Konkurrent. Seinen letzten Verein SSV Ulm führte er nach langen und schwierigen Jahren zurück in den Profifußball. Durch seine Erfahrungen und erfolge im Männerbereich sollte sich auch Wörle als Trainer weiterentwickelt haben.
Stephan Lerch: Derzeit noch sportlicher Leiter bei den TSG Frauen, hat aber seinen Abschied breits verkündet und verlängert den auslaufenden Vertrag mit der TSG Hoffenheim nicht, weil er wieder als Trainer arbeiten will. Wurde seinerzeit als Cheftrainer bei Wolfsburg Meister und Pokalsieger und erreichte das CL Finale in dem man nach 2:0 Führung noch mit 2:3 gegen Barcelona unterlag.
Wenn es wieder eine Frau sein soll, fallen mir mehrere Namen ein, die der Qualifikation entsprechen und die man auf der Liste haben sollte:
Martina Voss Teklenburg: Über ihren Charakter mag man nach den Vorfällen während und unmittelbar nach der WM 23 geteilter Meinung sein, aber ihre sportliche Qualikation ist über jeden Zweifel erhaben. Als Vereinstrainerin war sie damals mit dem FCR 2001 Duisburg und mit dem USV Jena erfolgreich. Als schweizer Nationaltrainerin schaffte sie beim SFV neue Strukturen im Frauenfußball und legte den Grundstein für die heutigen Erfolge. Als DFB Trainerin stablisierte sie nach dem Scheitern von Steffi Jones eine völlig verunsicherte Mannschaft und führte sie zum Vizeeuropameister. Derzeit auf Jobsuche und daher ablösefrei zu haben
Irene Fuhrmann: Wenn man schon fast die halbe österreichische Nationalmannschaft unter Vertrag hat, warum nicht mal bei der ehemaligen ÖFB Cheftrainerin anfragen? Fuhrmann ist die bisher erste und einzige österreichische Trainerin mit der vom DFB geforderten UEFA Pro Lizenz. Durch ihre jahrelange Verbandstätigkeit, zuerst im U Bereich und dann bei der Nationalmannschaft, kennt sie auch den internationalen Fußball bestens. Immerhin gelang es ihr, die OFB Frauen unter die Top 20 der Weltrangliste zu führen. Derzeit ohne Trainerjob und daher auch ablösefrei
Sabrina Wittmann: Die erste und auch einzige Fau im deutschen Profiußball die als Cheftrainerin eines Profivereins unter Vertrag steht. Mit ihrem FCI belegt sie derzeit mit drei Punkten Rückstand auf den Aufstiegsrelegationsplatz den fünften Tabellenplatz der 3.Liga. Und das trotz Doppeölbelastung für sie, weil sie noch den Lehrgang zur vom DFB erforderlichen UEFA Pro Lizenz absolvieren muss. Beim FCI war man so überzeugt von ihr, dass man auch eine Strafe von 25.000 Euro wegen fehlender Lizenz zahlte.
Marie-Louise Eta: Erste Frau die, wenn auch nur interimsweise, als CoTrainerin eines Bundesligisten bei Union Berlin fungierte, derzeit wieder Co Trainerin der U19 Junioren bei Union Berlin. Ist im Besitz der UEFA Pro Lizenz und hat als Trainerin Erfahrung im Frauen- und Mädchenbereich so wie im Männerbereich.
Kim Kulig: Musste als Spielerin wegen Verletzung ihre Karriere frühzeitig beenden. Stieg dann zunächst als Co Trainerin bei der U20 bei Eintracht Frankfurt ein, bevor sie zur U20 Cheftrainer befördert wurde. Absolvierte den Lehrgang zur UEFA Pro Lizenz und wechselte dann als Co Trainerin zum VfL Wolfsburg. Arbeitet seit Sommer 2023 als Cheftrainerin der Frauen beim FC Basel und hat im Winter ihren auslaufenden Vertrag verlängert. Wie sie selbst sagt, geniesst sie in Basel vom Verein volles Vertrauen und wird von ihm in ihrer Tätigkeit auch unterstützt.
Außer dem Trainerwechsel steht in der Mannschaft wieder einmal ein größerer Umbruch bevor. Fest steht bis jetzt, dass mehrere Leistungsträgerinnen den Verein verlassen werden. Offiziell bestätigt ist bisher nur der Wechsel von Annabel Schasching zu RB Leipzig. Cora Zicai soll bereits in Wolfsburg unterschrieben haben und Stammtorhüterin Rafaela Borggräfe soll vor einem Wechsel nach England stehen. Für sie liegen laut Medien Angebote von Westham United und dem FC Liverpool vor.
Noch keine Verlautbarungen gab es vom Verein über die im Sommer auslaufenden Verträge von den Verteidigerinnen Julia Stierli und Samantha Steuerwald sowie der aus den USA stammenden Annie Karich. Über die Zukunft von Torhüterin
Julia Kassen gab es auch noch keine Infos von Vereinsseite, auch ihr Vertrag läuft aus. Sicher ist jedoch, dass Hasret Kayikci und Lena Nuding ihre Karriere nach der Saison beenden.
Offiziell stehen noch keine Neuzugänge fest. Aus der Gerüchteküche ist jedoch zu vernehmen, dass die ehemalige Spielerin Laura Bnkarth zum SCF zurückkehren soll und ein interesse an Wolfsburgs Ersatztorhüterin Anneke Borbe besteht.
Nach langen Gesprächen investiert der SC Freiburg nun zwar kolportierte 6,5 Millionen für Umbaumaßnahmen am Dreisamstadion. So soll ein Kunstrasenplatz angelegt werden und der trainingsplatz soll endlich mit Flutlicht ausgestattet werden, damit man auch den Frauen Nachwuchs als Trainings- und Spielort ins Dresamstadion verlegen kann. Über den Aus- und Umbau wird schon seit 2019 geprochen, passiert ist bisher noch nichts. Die Nutzungsfrage für das Dreisamstdion ist schon seit zwei Jahren geklärt, die Baugenehmigung wurde aber erst im Februar dieses Jahres erteilt.
Egal wie der neue Trainer heissen wird, sicher ist, dass er eine ganz neue Mannschaft aufbauen und formen muss. Aber auch bei ihm stellt sich die Frage, kann er sich gegenüber der Vorstandschaft und der Abteilungsleitung durchsetzen oder ergreift auch er nach Vertragsende freiwillig die Flucht?