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Nächste "gravierende Fehlentscheidung"
Club-Frauen prangern "strukturelle DFB-Defizite" an - und fordern männliche Referees
In der Frauen-Bundesliga kämpft Aufsteiger Nürnberg gegen den Abstieg. Spätestens nach dem 0:4 in Bremen am vergangenen Samstag beschäftigt den Club allerdings vor allem das Schiedsrichter-Thema.
Verschiedene Gefühlswelten: Michelle Ulbrich lässt sich feiern, die Nürnbergerinnen sind bedient. imago images
In der Fremde ist Liga-Neuling Nürnberg eigentlich sehr solide unterwegs, die Fränkinnen holten sieben ihrer acht Punkte auswärts. Am vergangenen Samstag allerdings geriet die Mannschaft von Trainer Thomas Oostendorp mit 0:4 bei Werder Bremen unter die Räder.
Im Nachgang beschäftigte die Verantwortlichen allerdings weniger die eigene Leistung, vielmehr stand die der Unparteiischen im Blickpunkt. In einer Pressemitteilung schrieb der FCN von "einer gravierenden Fehlentscheidung des Schiedsrichterinnen-Gespanns". Längst kein Einzelfall, wie der Verein unterstreicht. "Auch Entscheidungen in anderen Liga-Partien ohne Club-Beteiligung rufen Unverständnis hervor."
Die Situation vor dem von Michelle Ulbrich verwandelten Elfmeter zum 1:0 erhitzte die Gemüter. Die Nürnbergerin Lara Schmidt hatte den Ball mit voller Wucht ins Gesicht bekommen - das Team um Schiedsrichterin Nadine Westerhoff, deren Assistentin klare Sicht auf die Situation hatte, entschied auf Strafstoß. Die Partie kippte anschließend endgültig in Richtung der Bremerinnen.
"Wir sind an einem Punkt, in der die jetzige Situation im Schiedsrichterinnen-Bereich der Google Pixel Frauen-Bundesliga nicht mehr hinzunehmen ist und an dem wir auch bewusst öffentlich auf qualitative Missstände und strukturelle Defizite beim DFB hinweisen müssen und möchten", wird Osman Cankaya, Sportlicher Leiter der Club-Frauen, zitiert: "Wir sprechen hier von einer vereinsübergreifenden, ligaweiten Problematik. Mir ist wichtig zu betonen, dass nicht wir als 1. FC Nürnberg alleine unter der Situation leiden, sondern sämtliche Vereine in der Liga betroffen sind. Unabhängig von Abstiegs- oder Meisterschaftskampf."
"Kurzfristige, akute Lösung" gefordert
Dass Schiedsrichterinnen "durch offensichtliche und nicht nachvollziehbare Fehlentscheidungen" Spiele entscheiden würden, komme laut Cankaya regelmäßig vor: "Alarmierend empfinden wir dabei sowohl die Qualität als auch die Quantität der Fehler, unter der in unseren Augen nicht nur der Wettkampf, sondern auch die Attraktivität der Google Pixel Frauen-Bundesliga massiv leidet."
Der Bundesliga-Aufsteiger sei bereit, "bei der Entwicklung eines nachhaltigen und optimierten Ausbildungskonzeptes zur Förderung der Schiedsrichterinnen" zu unterstützen. Dies könne aber "bestenfalls mittelfristig Abhilfe leisten". Es brauche aber eine "kurzfristige, akute Lösung", so Cankaya, der anfügt: "Das sehen wir nur in der Abschaffung der bisherigen Linie, die Spiele der 1. und 2. Frauen-Bundesliga ausschließlich von weiblichen Unparteiischen leiten zu lassen und den Fokus bei den Ansetzungen geschlechterübergreifend auf Qualität und Kompetenz aller DFB-Schiedsrichter*innen zu legen."
msc
Quelle
Kommentar
Männliche Referees bei den Frauen? Der DFB sollte auf die Klubs hören
Nicht erst seit dem Vorstoß des 1. FC Nürnberg läuft eine Diskussion über die Qualität der Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga. Der DFB sollte nun reagieren und männliche Unparteiische möglichst bald einbinden. Ein Kommentar von kicker-Redakteur Paul Bartmuß.
Sie ist gefordert: Christine Baitinger (li.), Sportliche Leiterin der DFB-Schiedsrichterinnen. imago images
Die Art und Weise der Pressemitteilung des 1. FC Nürnberg am Montagabend überraschte. Der Inhalt allerdings nicht: Die Frauen-Bundesliga hat ein Schiedsrichterinnen-Problem, das steht nicht erst seit dem vergangenen Wochenende fest.
Da hatten die stark abstiegsgefährdeten Fränkinnen im Spiel gegen Werder Bremen (0:4) einen Handelfmeter gegen sich hinnehmen müssen, obwohl Lara Schmidt den Ball ins Gesicht bekommen und die Arme angelegt hatte.
Weitere klare Fehlentscheidungen brachten die Partien der Top-Teams München und Wolfsburg: Weder Pernille Harder gegen Freiburg noch Alexandra Popp in Leverkusen erhielt einen Strafstoß, der jeweils fällig gewesen wäre. Einen VAR gibt es in der Frauen-Bundesliga bislang nicht.
Baitinger blieb im kicker-Interview vage
Schon Ende Dezember hatten Bianca Rech, Sportliche Leiterin der FCB-Frauen, und Ralf Kellermann, Sport-Geschäftsführer der Wölfinnen, im kicker-Interview offensiv dafür geworben, die Tore für männliche Schiedsrichter zu öffnen: "Wir würden uns wünschen, dass der DFB dieses Thema stärker priorisiert", hatte Rech gesagt. "Wir sind die einzige Top-Nation in Europa, die es sich leistet, die Schiedsrichterinnen-Teams nicht mit Männern aufzufüllen", meinte Kellermann.
Beide Funktionäre haben recht, und auch dem DFB ist das Problem längst bekannt. Von einem "komplexeren Thema, welches sich nicht ganz leicht beantworten lässt", sprach Christine Baitinger, die Sportliche Leiterin der Schiedsrichterinnen beim DFB, Mitte Dezember vage im kicker. Voraussetzung müsse sein, dass männliche Schiedsrichter Teil der Frauen-Bundesliga seien. Dann sei der DFB "grundsätzlich offen dafür".
Die besten Schiedsrichterinnen werden oft bei den Männern gebraucht
Baitinger gab "zweifelsohne einige Fehlentscheidungen in dieser Saison" zu. Worauf also warten? Auch wenn die Nürnberger eine "kurzfristige, akute Lösung" fordern: Mitten in der laufenden Saison wäre ein Kurswechsel kaum machbar. Im Sommer aber muss der DFB handeln.
Dass es in Deutschland sowohl an Qualität als auch Quantität bei den Schiedsrichterinnen mangelt, zeigte die WM 2023: Keine deutsche Schiedsrichterin war damals dabei - nur Assistentin Katrin Rafalski. Dazu kommt national: Einige der besten Schiedsrichterinnen fallen regelmäßig weg, weil sie am Wochenende zeitgleich in den Männerligen eingesetzt werden.
Bis eine neue Generation ausgebildet ist, sollte der DFB auf die Klubs hören. Ehe er die 12er-Liga verfrüht um Klubs erweitert oder andere Punkte vorantreibt, muss zunächst die Qualität im Spiel stimmen. Die der Spielerinnen - aber eben auch die der Unparteiischen.
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Reaktion zur Forderung nach männlichen Unparteiischen bei den Frauen
"Das hat mit Fairplay nichts zu tun": DFB kritisiert die Schiedsrichter-Kritik
Nachdem sich der 1. FC Nürnberg erbittert über schwache Leistungen von Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga beklagt und gefordert hat, auch männliche Unparteiischen zuzulassen, reagierte nun der DFB - wenig verständnisvoll.
Kritisierte die Kritik des 1. FCN: DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. IMAGO/Sven Simon
"Wir sind überzeugt, dass die Leistung einer Person nicht mit dem Geschlecht zusammenhängt", sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann dem SID auf Anfrage und betonte, dass "Männer nicht automatisch die besseren Unparteiischen" seien. Die Aussage bezieht sich auch auf Forderungen nach männlichen Unparteiischen in der Frauen-Bundesliga - eine Debatte darüber war entflammt, in der zuletzt der 1. FCN die Leistungen der Schiedsrichterinnen scharf kritisierte. Die Franken sprachen dabei "von einer vereinsübergreifenden, ligaweiten Problematik", von der "sämtliche Vereine" betroffen seien und forderten auch eine Öffnung der Liga für männliche Schiedsrichter.
Es ist keine neue Diskussion. So hatte Bianca Rech vom Meister Bayern München bereits Anfang des Jahres im kicker gefragt, "warum wir nicht in der Lage sind, die Tore für männliche Schiedsrichter zu öffnen?" Ralf Kellermann, Sportlicher Leiter beim Pokalsieger VfL Wolfsburg, assistierte: "Wir sind die einzige Top-Nation in Europa, die es sich leistet, die Schiedsrichterinnen-Teams nicht mit Männern aufzufüllen." Bundestrainer Horst Hrubesch brachte es auf den Punkt, als er sagte: "Ob ich einen Mann oder eine Frau hinstelle, ist egal. Da muss Qualität entscheiden."
Auslöser für das neuerliche Aufflammen der Diskussion war ein Strafstoß gegen Nürnberg beim 0:4 in Bremen. Zur Leistung der Schiedsrichterin sagte Zimmermann aber nichts, dafür attackierte er den Club scharf. "Bei allem Verständnis über den Unmut über Fehlentscheidungen ist es nicht in Ordnung, wie unsere Schiris öffentlich unter Druck gesetzt werden", klagte der 62-Jährige und ging weiter: "Das hat mit Fairplay nichts zu tun. Gerade auch nach dem Jahr der Schiris, in dem ein zentrales Thema die Respekt- und Wertschätzungskultur gegenüber den Unparteiischen war, verwundern mich diese Aussagen aus Nürnberg schon sehr."
Ähnlich äußerte sich DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch, die betonte, dass es generell "immer besser ist, miteinander statt übereinander zu reden. Der gemeinsame Austausch mit den Vereinen hat sich in den letzten Jahren bewährt. Es ist schon sehr befremdlich, wie unsere Schiedsrichterinnen auf diese Art und Weise öffentlich an den Pranger gestellt werden."
Immerhin deutete sie auch an, dass man sich bewusst sei, dass nicht alles gut laufe. So kündigte sie an, Strukturen überarbeiten zu wollen. "Für uns steht außer Frage, dass an den Bedingungen und Voraussetzungen für die Schiedsrichterinnen strukturell gearbeitet werden muss. Das gilt für alle Bereiche der Liga", stellte Mammitzsch klar und betonte, dass dafür ein "gemeinsamer Weg" zwischen Verband und Vereinen unabdingbar sei.
drm, sid
Quelle
07.02.2024 - 14:53 Uhr | News | Quelle: dpa | von: Ulrike John und David Joram
DFB verärgert nach Kritik an Schiedsrichterinnen
©1. FC Nürnberg
Warum pfeifen keine Männer in der Frauen-Bundesliga, die über ihre Spielleiterinnen klagt? Die Debatte um Referees offenbart ein Kernproblem. Auslöser 1. FC Nürnberg muss allerdings auch einstecken.
Der 1. FC Nürnberg hat mit seiner Kritik an den Schiedsrichterinnen der Frauen-Bundesliga und damit am DFB eine schwelende Debatte publik gemacht. Der Deutsche Fußball-Bund reagiert verärgert. Die Probleme sind vielschichtig - aber es gäbe einen
vielversprechenden Lösungsansatz.
Was sind die grundsätzlichen Probleme?
Der rasanten Entwicklung im Frauenfußball kann das Schiedsrichter-Wesen teilweise nicht folgen. Selbst weibliche Spitzenreferees arbeiten teilweise noch in Vollzeit. Zudem hat der DFB-Nachwuchsprobleme. Eine wie Bibiana Steinhaus, die 2017 als erste Frau ein Spiel der Männer-Bundesliga pfiff, ist nicht in Sicht. In der Frauen-Bundesliga gibt es auch noch keinen Videobeweis, der Fehler der Spielleiterinnen korrigieren könnte. Dafür fehlen die Voraussetzungen in den Stadien, Geld und Personal.
Was sagt der 1. FC Nürnberg?
Der Bundesliga-Aufsteiger hat sich bitterlich über die Leistungen von Schiedsrichterinnen beklagt. «Wir sind an einem Punkt, in der die jetzige Situation im Schiedsrichterinnen-Bereich (...) nicht mehr hinzunehmen ist und an dem wir auch bewusst öffentlich auf qualitative Missstände und strukturelle Defizite beim DFB hinweisen müssen und möchten», sagt Osman Cankaya, Sportlicher Leiter der Club-Frauen, und betonte in einer Pressemitteilung: «Wir sprechen hier von einer vereinsübergreifenden, ligaweiten Problematik.»
Wie reagiert der DFB?
«Für uns steht außer Frage, dass an den Bedingungen und Voraussetzungen für die Schiedsrichterinnen strukturell gearbeitet werden muss. Das gilt für alle Bereiche der Liga», räumt DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch ein. Sie und ihr Kollege Ronny Zimmermann haben aber auch verärgert auf die Kritik aus Nürnberg reagiert. «Bei allem Verständnis über den Unmut über Fehlentscheidungen ist es nicht in Ordnung, wie unsere Schiris öffentlich unter Druck gesetzt werden. Das hat mit Fair Play nichts zu tun», sagt Zimmermann, beim Deutschen Fußball-Bund als Vizepräsident unter anderem für das Schiedsrichter-Wesen verantwortlich.
«Es ist schon sehr befremdlich, wie unsere Schiedsrichterinnen auf diese Art und Weise öffentlich an den Pranger gestellt werden», meint Mammitzsch, beim Verband zuständig für Frauen- und Mädchenfußball.
Sie sprach damit indirekt auch ein Instagram-Video an, das die Nürnberger auf ihrem offiziellen Kanal veröffentlicht haben: Dort wird Schiedsrichterin Nadine Westerhoff bei einer Fehlentscheidung beim 0:4 der Club-Frauen in Bremen mit Figuren einer kanadischen Kinderfernsehserie abgebildet. Auch in der Liga kam dieser Post nicht gut an.
Wie reagiert die Liga?
Der FC Bayern und Wolfsburg verweisen auf frühere Aussagen ihrer Verantwortlichen und wollen sich aktuell nicht äußern. Ähnliches gilt für den Tabellendritten Eintracht Frankfurt. Mammitzsch mahnt, dass «es ein gemeinsamer Weg zwischen Verband und Vereinen unabdingbar» sei.
Was ist das spezielle DFB-Problem - und vielleicht ein Lösungsansatz?
Verantwortliche wie Bianca Rech vom deutschen Meister FC Bayern München und Ralf Kellermann vom VfL Wolfsburg haben schon vor Wochen beklagt, dass beim DFB die Unparteiischen im Spitzenbereich getrennt sind. «Wir sind die einzige Top-Nation in Europa, die es sich leistet, die Schiedsrichterinnen-Teams nicht mit Männern aufzufüllen», sagte Kellermann. Referees aus den Männer-Profi-Ligen dürfen nicht im Frauen-Oberhaus pfeifen, weil es getrennte Kader für die Schiedsrichter beim DFB gibt. In der Frauen-Bundesliga pfeifen nur Frauen.
Als ranghöchste Schiedsrichter im Männerfußball gehören Riem Hussein, Fabienne Michel und Franziska Wildfeuer jedoch zu den insgesamt 25 Unparteiischen der 3. Liga. Zu der Möglichkeit, künftig auch männliche Spielleiter in der Frauen-Bundesliga pfeifen zu lassen, äußerte sich der DFB am Mittwoch zumindest mit Blick auf die aktuelle Runde klar: Die Kader jeder Spielklasse würden auch bei den Unparteiischen vor der Saison festgelegt, «eine Veränderung in der laufenden Saison ist hier nicht möglich».
«Fehlentscheidungen sind immer ärgerlich, darüber ärgern sich unsere Schiedsrichterinnen am meisten. Unabhängig davon sind wir überzeugt, dass die Leistung einer Person nicht mit dem Geschlecht zusammenhängt», sagt Zimmermann. «Männer sind nicht automatisch die besseren Unparteiischen.»
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Oberdorf-Transfer mit Symbolwirkung: Bayern-Frauen laufen Wolfsburg den Rang ab
Lena Oberdorf geht im Sommer wohl zu Bayern
Nächste Topspielerin verlässt Wolfsburg
VfL bald nur zweite Geige?
Von Helene Altgelt | 11:13 AM GMT+1
Lena Oberdorf bald im Bayern-Trikot: Ein Transfer mit Symbolwirkung / Simon Hofmann/GettyImages
Lena Oberdorf geht wohl zum FC Bayern - ein Transfer mit Symbolwirkung. Der VfL Wolfsburg steht vor einem Umbruch. Schlüsselspielerinnen werden den Verein im Sommer verlassen. Die Zeichen verdichten sich, dass die Hegemonie der Wölfinnen im Frauenfußball bald passé ist.
Lena Oberdorf: Transfer mit Symbolwirkung
Wolfsburgs Transfers zuletzt mehr gutes Mittelmaß als Weltklasse
Den eigenen Untergang herbeigeredet?
Wolfsburg mit strukturellen Schwächen
Lena Oberdorf: Transfer mit Symbolwirkung
Lena Oberdorf wird sich nach übereinstimmenden Medienberichten im Sommer dem FC Bayern anschließen. Ein Transfer, dessen Symbolkraft gar nicht hoch genug bewertet werden kann. Dessen ist sich ohne Zweifel auch der FC Bayern bewusst: Die wohl beste deutsche Jungspielerin - trotz der jüngsten Formschwächen - geht vom Dominator der letzten Dekade, vom Serien-Pokalsieger, vom letztjährigen Champions-League-Finalisten, zur Konkurrenz.
Zu eben der Konkurrenz, gegen die sie sich noch entschieden hatte, als sie mit 18 Jahren nach Wolfsburg wechselte. Nach vier Jahren folgt also nun der Transfer zu Bayern. Es ist ein großer Verdienst für die Münchnerinnen, dass das inzwischen kein Rückschritt in der Karriere mehr ist, sondern ein verständlicher Wechsel. Längst sind die Bayern nicht mehr die "new kids on the block", sondern auf dem besten Weg, Wolfsburg langfristig den Rang abzulaufen.
Unabhängig von den sportlichen Resultaten dieser Saison und davon, ob Wolfsburg das Double holt: Der Trend spricht für Bayern. Schon der Wechsel von Pernille Harder zu Bayern war ähnlich zu bewerten. Eine internationale Topspielerin, die der Bundesliga eigentlich den Rücken kehren wollte, kommt nach Deutschland zurück. Die Bayern können mit internationalen Topadressen wie Chelsea und Paris mithalten, die ebenfalls um Oberdorf geworben hatten. Das gilt sportlich wie finanziell - die Sportbild spricht von einem Jahresgehalt von 240.000 Euro, das Oberdorf an der Isar verdienen werde.
Der VfL hingegen muss sich Sorgen machen, dass im Sommer weitere Leistungsträgerinnen den Verein verlassen. Davon berichtet die Wolfsburger Allgemeine Zeitung. Unter anderem Abwehrchefin Dominique Janssen (Vertrag läuft aus) wird sich wohl eine neue Herausforderung suchen.
Wolfsburgs Transfers zuletzt mehr gutes Mittelmaß als Weltklasse
Während bei Bayern also Topstars wie Oberdorf, Harder und Eriksson kommen, lesen sich die letzten Wolfsburger Neuzugänge bescheidener. Das muss zunächst nicht schlecht sein, bei der Kaderzusammenstellung kommt es schließlich mehr auf das Ensemble an als auf die großen Namen. Aber auffällig ist es doch, dass Wolfsburg gerade international zuletzt wenig tätig war - oder wenig Erfolg hatte.
Das Beuteschema des VfL waren eher die Top-Spielerinnen der Bundesliga, die auf dem Radar des Nationalteams waren, aber noch nicht komplett etabliert: Chantal Hagel, Vivien Endemann oder zuletzt die Freiburgerin Janina Minge. Dazu einige Spielerinnen aus der niederländischen Liga.
Freiburgs Janina Minge soll Lena Oberdorf beim VfL ersetzen / Boris Streubel/GettyImages
Reicht das? Die jüngsten Wolfsburger Transfers müssen nicht unbedingt eine Strategie sein, vielleicht sind sie schlicht der Realität geschuldet. Für die besten Spielerinnen der Bundesliga, die bei Mittelfeldklubs spielen, ist der VfL natürlich eine sehr attraktive Adresse: Gute finanzielle Möglichkeiten, professionelle Infrastruktur, Ambition und die Chance auf drei Titel (meistens).
Aber im internationalen Vergleich reicht das nicht mehr: Diese Aspekte bieten inzwischen alle Top-Klubs. Im Rennen um die besten Talente aus Skandinavien etwa hat Wolfsburg inzwischen oft das Nachsehen gegenüber den Vereinen der englischen Women's Super League.
Dazu kommt, dass nicht alle Transfers des VfL verständlich wirken. Eine weitere Mittelstürmerin wie Fenna Kalma hätte es angesichts der Offensivstärke mit Popp und Pajor vielleicht nicht unbedingt gebraucht. Andere, wie Riola Xhemaili oder Anneke Borbe, konnten sich nicht durchsetzen - was durchaus abzusehen war. Zu den Hochzeiten der Dominanz konnte sich Wolfsburg Fehler erlauben, jetzt nicht mehr. Inzwischen braucht der VfL eine kluge Transferpolitik, um überhaupt noch vorne mitzureden.
Den eigenen Untergang herbeigeredet?
Das gibt der Klub erstaunlich offen zu. Der sportliche Leiter, Ralf Kellermann, betont oft die geringeren finanziellen Möglichkeiten im Vergleich zur Konkurrenz. Sein Verein muss sich wohl bald mit einer neuen Rolle abfinden: Vielleicht nicht mehr die Nummer 1 in Deutschland, nicht mehr im Champions-League-Finale, sondern als talentiertes Team, das die Großen ärgern kann.
Diese Rollenänderung wird zu einigen Konflikten führen: Die Diskrepanz zwischen historischen Erfolgen, Selbstwahrnehmung und Ambition auf der einen Seite und der Realität auf der anderen Seite wird nicht leicht zu schlucken sein - für den Verein und die erfolgsverwöhnten Fans.
Andererseits mutet es schon fast bizarr an, wie oft Wolfsburg selbst den künftigen Underdog-Status öffentlich betont. Tut man sich damit wirklich einen Gefallen? Die Gefahr besteht, dass Wolfsburgs Degradierung zur Nummer 2 in Deutschland - man muss es nicht gleich dramatisch als Untergang bezeichnen - eine selbsterfüllende Prophezeiung wird. Durch das Understatement nach außen wird das Image schlechter, als es hätte sein müssen, und das Zeichen für Spielerinnen und Konkurrenz ist, dass Wolfsburg sich längst damit abgefunden hat.
Ralf Kellermann versprüht aktuell wenig Optimismus / Selim Sudheimer/GettyImages
Dabei geht es dem Verein nicht so schlecht. Auch aktuell könnte Wolfsburg vielleicht noch mehr aus seinen Möglichkeiten machen. Jill Roord ging im letzten Sommer für 400.000 Euro, für Lena Oberdorf kassiert der Klub laut WAZ mindestens genauso viel. Genug finanzieller Spielraum eigentlich, um sich ebenfalls hochklassig zu verstärken, würde man meinen - auch wenn die Preise für Spielerinnen aktuell inflationär steigen.
Wolfsburg mit strukturellen Schwächen
Wolfsburgs Problem sind nicht nur die Finanzen, sondern auch das Image. Nach außen und auch von den Beteiligten wird Bayern eben als aufstrebend empfunden, Wolfsburg dagegen als Altmeister, dessen Zeit sich dem Ende zuneigt. Diese Wahrnehmung mag verzerrt sein oder nicht, aber sie beeinflusst in jedem Fall die Entscheidungen der Spielerinnen.
Bayern ist als Klub und als Marke zudem deutlich attraktiver als Wolfsburg. Trotz des Images als "Autoklub", der bei den Männern weit weniger bekannt ist als die Konkurrenz, konnte der VfL lange mithalten. Aufgrund der finanziellen Möglichkeiten, aber auch weil die Verantwortlichen glaubhaft versprechen konnten, dass in Wolfsburg etwas wächst, und aufgrund der klugen Transfers wie dem von Pajor oder damals von Harder.
Weil alle Vereine heute aufstrebend sind und noch größeren finanziellen Spielraum haben, zählt das inzwischen wenig. Die "soft power", das Image des Vereins, wird wichtiger. Da steht Wolfsburg schlecht da - aus dem Umfeld des Vereins ist zu hören, dass der Klub das Frauenteam vor allem als teures Marketing-Projekt betrachtet.
Das heißt nicht, dass in Wolfsburg keine gute Arbeit geleistet wird, aber die Außenwirkung ist eine ganz andere. Wolfsburg befindet sich in einer schwierigen Umbruch-Phase, die zum Teil selbst verschuldet ist und zum Teil unvermeidlich war. Um durch diese schwierigen Gewässer souverän zu navigieren, wird der Klub sich auf seine kluge Transferpolitik zurückbesinnen müssen - und sollte sich nicht scheuen, die Ablösesummen wieder zu investieren.
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15.02.2024 - 12:30 Uhr | News | Quelle: dpa
Lena Goeßling: Bald Millionentransfers im Frauenfußball
©Thomas Böcker/DFB
Die frühere Nationalspielerin Lena Goeßling rechnet bald auch mit Millionentransfers im Frauenfußball. "Vielleicht noch nicht in diesem Jahr, aber mittelfristig auf jeden Fall", sagte die Olympiasiegerin von 2016 der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). Die 37 Jahre alte Goeßling bestritt 106 Länderspiele für Deutschland, spielte zehn Jahre lang für den VfL Wolfsburg und arbeitet mittlerweile als Spielerberaterin.
Am Donnerstag wurde bekannt, dass die deutsche Nationalspielerin Lena Oberdorf im Sommer dank einer Ausstiegsklausel für eine sechsstellige Summe vom VfL Wolfsburg zum großen Rivalen FC Bayern München wechseln wird. Zeitgleich arbeitet der US-Club Bay FC aus San Francisco laut spanischen Medienberichten an einem Ablöserekord im Frauenfußball, weil er die sambische Nationalspielerin Racheal Kundananji für mehr als 700.000 Euro vom spanischen Club Madrid CFF verpflichten will.
Gerade die amerikanische Liga NWSL sorge dank eines neuen Fernsehvertrags "für weitere Dynamik" auf dem Transfermarkt, sagte Goeßling. "Deutschland muss aufpassen, da den Anschluss nicht zu verlieren."
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Mindestgehalt, VAR, Stadien: So will der DFB die Frauen-Bundesliga reformieren
Von Helene Altgelt | Feb 19, 2024
DFB-Geschäftsführer Holger Blask hat große Pläne für die Liga / Boris Streubel/GettyImages
Laut der Sportschau will der DFB das seit Langem diskutierte Mindestgehalt in der Frauen-Bundesliga bald einführen - die Klubs sind sich darüber uneinig. Auch darüber hinaus soll es weitreichende Änderungen geben. Die Liga soll professioneller werden, der Anschluss an England und die USA wieder hergestellt werden.
Mindestgehalt in der Frauen-Bundesliga geplant
Rahmenbedingungen sollen deutlich besser werden
Größere Bundesliga geplant
Ambitionierte Pläne: Bundesliga soll beste Liga der Welt sein
Abspaltung vom DFB wird abgelehnt
Einen Beschluss gibt es laut der Sportschau noch nicht. Jedoch liegt ein "Wachstums- und Professionalisierungsplan" vor, wie DFB-Geschäftsführer Holger Blask sagt. Darin sind vielfältige Maßnahmen enthalten, es geht vor allem um die Rahmenbedingungen der Liga.
Mindestgehalt in der Frauen-Bundesliga geplant
Einer der wichtigsten Punkte: ein Mindestgehalt in der Frauen-Bundesliga. Die Forderung dazu gibt es schon seit Langem, Lina Magull etwa forderte schon bei der EM 2022 einen Mindestlohn von 2.000-3.000 Euro. Dieser Wunsch könnte bald zur Realität werden.
Laut der Sportschau soll es ein Mindestgehalt zwischen 2.190 und 3.650 Euro geben, das an 22 Kaderspielerinnen bezahlt werden soll. Aktuell verdient noch die Mehrheit der Spielerinnen, nämlich 62 Prozent, weniger als 2.920 Euro. 35 Prozent der Spielerinnen verdienen weniger als 2.000 Euro. Vier Prozent der Spielerinnen bekommen ein Monatsgehalt von über 10.000 Euro.
Über das Mindestgehalt gibt es innerhalb der Liga aber Uneinigkeiten. 50 Prozent der Klubs sprechen sich für ein Mindestgehalt von 3.000 Euro aus, aber es gibt auch Widerspruch. Vermutlich kommt der vor allem von Klubs wie Essen und Nürnberg, die vor allem junge Spielerinnen haben.
Aber auch für Vereine wie Freiburg, Bremen, Köln oder Leverkusen hätte ein solches Grundgehalt erhebliche Folgen. Das Budget würde stark steigen. Aktuell ist der Frauenfußball für diese Vereine bereits ein Geschäft, das mit Zuschüssen funktioniert. Die lagen 2021/22 bei im Schnitt 1,5 Millionen Euro.
Ob das Mindestgehalt am Ende wirklich so hoch wäre, wie aus dem Papier hervorgeht, ist noch fraglich. "Ein Mindestgrundgehalt zur Förderung der Professionalisierung ist Bestandteil der Überlegungen. Die adäquate Höhe und Mechanik ist jedoch - wie viele andere Aspekte auch - Gegenstand unserer aktuellen Diskussionen mit den Klubs und keineswegs schon festgelegt", sagt Blask dazu.
Rahmenbedingungen sollen deutlich besser werden
Nicht nur das Gehalt soll in der Frauen-Bundesliga steigen. Auch die Rahmenbedingungen könnten sich komplett verändern, wenn es nach dem DFB geht. Das ginge mit weiteren Investitionen für die Vereine einher. Die konkreten Vorschläge sind:
Ab der Saison 2025/26 nur noch Stadien mit mindestens 5.000 Plätzen, davon 2.000 Sitzplätze
Nur Stadien mit Rasenheizung und Flutlicht (mindestens 1.200 Lux)
Light-Version des VAR ab 2026/27
Größere Mitarbeiterstäbe: Cheftrainer, Assistenz- Torwart- und Athletiktrainer, Physiotherapeut und Videoanalyst in Vollzeit verpflichtend
Vereine wie Essen, Nürnberg, Duisburg oder Freiburg spielen bereits in einem Stadion, das diese Anforderungen erfüllt. Bayern und Wolfsburg haben jedoch Kapazitäten unter 5.000 Plätzen, ebenso wie Bremen oder Frankfurt.
Der Münchner Bayern-Campus: Zu klein für die Liga? / Sebastian Widmann/GettyImages
Größere Bundesliga geplant
Der DFB setzt sich auch mit der vieldiskutierten Aufstockung der Liga auseinander. Der Plan sieht vor, dass ab 2027 zwei Vereine dazukommen sollen. Ab 2031 sollen 16 Klubs in der Frauen-Bundesliga spielen.
Allerdings sagt Blask, dass das noch angepasst werden könnte, die Qualität müsse zunächst steigen: "Sonst führt die Aufstockung zu einer noch weiter auseinanderdriftenden Mehrklassengesellschaft. Aktuell stehen unseres Erachtens keine vier weiteren Klubs vor der Tür, die entsprechende Strukturen und sportliche Qualität mitbringen."
Außerdem soll es bald einen Supercup geben, ein Spiel zwischen dem Meister und dem Pokalsieger. Der Supercup soll bereits zur Saison 2024/25 eingeführt werden.
Ambitionierte Pläne: Bundesliga soll beste Liga der Welt sein
Der DFB gibt sich in dem Papier überaus ambitioniert. Der Verband wird gerne als zu langsam kritisiert, etwa von der Initiative "Fußball kann mehr". Die jetzt vorgeschlagenen Veränderungen sind allerdings radikal.
Die Frauen-Bundesliga soll damit (wieder) zur besten Liga der Welt werden. Das war sie schließlich schon einmal, aber das ist inzwischen lange passé. Vor allem die USA und England haben Deutschland in allen Bereichen überholt.
Um jetzt wieder aufzuholen, soll schnell gehandelt werden. Und vor allem Geld ausgegeben werden: Der DFB hat einen Finanzierungs- und Investitionsbedarf von 135,8 Millionen Euro bis 2031 errechnet.
Ursprünglich wollte der DFB das Papier schon Ende 2023 mit den Klubs abstimmen, sodass die Entscheidungen im Mai diese Jahres verkündet worden wären. Der Prozess hat sich jetzt aber verzögert, der DFB warnt vor "Perspektivverlust" und will so schnell wie möglich die Einigung mit den Klubs erzielen. Angesichts des Umfangs der Pläne dürfte das keine einfache Aufgabe sein.
Abspaltung vom DFB wird abgelehnt
Zuletzt wurde vermehrt auch eine Ausgliederung der Liga aus dem DFB diskutiert, ähnlich wie es bei der Männer-Bundesliga der Fall ist. Das schlug die Initiative "Fußball kann mehr" von Axel Hellmann und Katja Kraus vor, weil der DFB zu wenig für die Liga tue.
Mit den geplanten Maßnahmen will der DFB wohl auch bei diesen Tendenzen entgegensteuern und sich als geeignetes Dach für die Liga zeigen. Blask sagt: "Eine Ausgliederung ist per se kein Allheilmittel."
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23.02.2024 - 09:59 Uhr | News | Quelle: dpa
Unions Co-Trainerin Eta kein Fan der Frauen-Quote
Marie-Louise Eta hat Fußball-Geschichte geschrieben. Als erste Frau wird sie Co-Trainerin in der Männer-Bundesliga. Der Fußball entwickle sich langsam, aber eine Quote will Eta nicht.
Union Berlins Co-Trainerin Marie-Louise Eta ist kein Fan von Frauen-Quoten - auch nicht im Profi-Fußball. «In der Wirtschaft wird teilweise mit Quoten gearbeitet, aber darum geht es mir nicht. Wir sollten nicht auf Zwang Frauen in bestimmte Positionen bringen. Ich verstehe zwar die Denkweise, die dahintersteckt. Aber ich möchte nie irgendwo hinkommen, um eine Quote zu erfüllen», sagte die 32-Jährige in einem Interview dem Berliner «Tagesspiegel».
Die ehemalige deutsche Meisterin und Champions-League-Siegerin war im November nach dem Abschied von Langzeit-Coach Urs Fischer von der U19-Trainerin zur Assistenztrainerin für das Männer-Team in der Bundesliga bei den Eisernen ernannt worden. Nach der Interimstätigkeit mit Marco Grote wurde sie auch in den Stab von Nenad Bjelica übernommen. Als dieser nach seiner Roten Karte im Spiel bei Bayern München gesperrt war, übernahm Eta zusätzlich kommunikative und repräsentative Aufgaben für ihren Chef.
«Ich will eingestellt werden - auch wenn es länger dauert oder man sich vielleicht mehr beweisen muss - weil man überzeugt ist, dass ich geeignet bin, dass ich die Qualitäten habe und die nötige Leistung erbringe», sagte Eta. Ob sie eines Tages die erste Chef-Trainerin bei den Profis werde, sei für sie nicht maßgeblich.
«Ich bin gerade glücklich, dass ich hier sein darf. Ich glaube schon, dass irgendwann eine Cheftrainerin-Position möglich sein wird, aber es ist schwer, das an einer Zeit festzumachen. Ob ich das bin oder jemand anders, spielt keine Rolle», sagte Eta.
Der Fußball habe sich beim Thema Gleichberechtigung durchaus entwickelt, wenn auch langsam. «Grundsätzlich ist die Gesellschaft in gewissen Bereichen schon weiter. Der Fußball hat aber auch an Offenheit gewonnen. Auch wenn ich manchmal nicht wusste, was mich erwartet, wurde ich überall mit offenen Armen empfangen. Wenn du einfach du selbst bist und die Spieler und der Staff merken, dass du weißt, wovon du sprichst, wirst du schnell akzeptiert», berichtete sie von ihren Erfahrungen. «Ich hoffe, dass es bei Frauen, die nach mir kommen, gar nicht mehr so etwas Besonderes ist», fügte sie an.
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"Respektlos" - Bundesliga-Schiedsrichterin Breier reagiert auf Kritik
Die Schiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga stehen seit geraumer Zeit in der Kritik. Der 1. FC Nürnberg prangerte die vermeintlichen "qualitativen Missstände" sogar in Form einer öffentlichen Stellungnahme an. Mit Naemi Breier bezieht nun eine der betroffenen Unparteiischen Stellung.
Von Daniel Holfelder | 11:43 AM GMT+1
Naemi Breier / Juergen Schwarz/GettyImages
Gegenüber dem SWR gibt Breier an, von der Kritik aus Nürnberg "wie aus dem Nichts" getroffen worden zu sein. Die Franken und ihr Sportlicher Leiter Osman Cankaya hatten Anfang Februar ein Statement auf ihrer Vereinshomepage veröffentlicht , in dem es unter anderem hieß: "Wir sind an einem Punkt, in der die jetzige Situation im Schiedsrichterinnen-Bereich der Google Pixel Frauen-Bundesliga nicht mehr hinzunehmen ist und an dem wir auch bewusst öffentlich auf qualitative Missstände und strukturelle Defizite beim DFB hinweisen müssen und möchten."
Es sei vollkommen in Ordnung, dass der Verein Kritik äußert, findet Breier. Gleichzeitig sagt die 30 Jahre alte Schiedsrichterin, die in ihrer Karriere bislang 16 Partien in der Frauen-Bundesliga geleitet hat: "Aber die Frage ist, wie äußere ich sie, und das war respektlos uns gegenüber."
Bessere Bezahlung für die Schiedsrichterinnen
Ebenso wie die Nürnberger fordert Breier eine Professionalisierung des Schiedsrichterwesens im deutschen Frauenfußball. Dabei befänden sich allerdings auch die Vereine in der Verantwortung, etwa wenn es um eine bessere Bezahlung für die weiblichen Unparteiischen gehe. Gegenwärtig erhalten die Schiedsrichterinnen pro Spiel 700 Euro, ein Schiedsrichter in der Bundesliga der Männer hingegen 5.000 Euro plus mindestens 62.000 Euro Grundgehalt pro Saison.
"Wir müssen eine gewisse Absicherung haben. Dafür muss aber nicht nur der DFB sorgen, sondern auch die Vereine müssen mit ins Boot geholt werden. Wenn sich die Vereine mehr Professionalität wünschen, müssen wir dann überlegen, wie wir das gestemmt kriegen", erklärt die Schiedsrichterin vom SV 1947 Ayl in Rheinland-Pfalz.
Männliche Schiedsrichter in der Frauen-Bundesliga?
Der häufig, auch vom 1. FC Nürnberg, vorgebrachten Forderung, neben den weiblichen auch männliche Schiedsrichter in der Frauen-Bundesliga einzusetzen, steht Breier grundsätzlich positiv gegenüber und befindet sich damit auf einer Linie mit Christine Beitinger, der Sportlichen Leiterin der Schiedsrichterinnen beim DFB. Beitinger betont allerdings, dass die männlichen Schiedsrichter fester Bestandteil der Frauen-Bundesliga sein, "also dem Kader der Frauen-Bundesliga angehören" müssten.
Die Schiedsrichterinnen-Leiterin räumt zwar ein, dass es in der laufenden Saison "zweifelsohne einige Fehlentscheidungen" gegeben habe, sieht aber kein Qualitätsproblem und wirbt für mehr Verständnis gegenüber den Schiedsrichterinnen. Man dürfe nicht vergessen, "dass unsere Schiedsrichterinnen fast alle noch voll im Berufsleben stehen und teilweise Kinder zu Hause haben. Das verlangt ziemlich viel. Wir wollen die Gegebenheiten verbessern, damit sie mehr Freiräume haben", so Beitinger.
Breier: "Das prägt die Persönlichkeit"
Mehr Freiräume würden auch Naemi Breier helfen, die dem SWR zufolge gerade eine Ausbildung absolviert und zusätzlich viel Zeit in ihre Arbeit als Schiedsrichterin investiert.
Breier pfeife am Wochenende in der Frauen-Bundesliga oder der Oberliga der Männer und trainiere unter der Woche fünf Mal. "Es passiert oft, dass wir von der Arbeit direkt zum Spiel fahren", berichtet sie von ihrem und dem Alltag ihrer Kolleginnen.
Trotzdem liebe sie den Job als Schiedsrichterin. "Natürlich ist es schwierig, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen", betont sie. "Aber genau das prägt die Persönlichkeit: Dass man aus Fehlern lernt und immer positiv denkt, um in Zukunft die Dinge besser zu machen."
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Saisonreport 2022/23 veröffentlicht
Frauen-Bundesliga: Zuschauerrekord und finanzielle Verluste
Nach der erfolgreichen EM 2022 stieg der Zuschauerschnitt in der Frauen-Bundesliga massiv. Doch trotz der Rekorde weisen die Klubs ein negatives Ergebnis auf.
Der DFB hat den Saisonreport 2022/23 veröffentlicht. IMAGO/Nico Herbertz
In der Fußball-Bundesliga der Frauen hat die erfolgreiche EM der Deutschen 2022 ( 1:2 n. V. im Finale gegen England ) zu Bestmarken in Hinblick auf Zuschauer, Erträge und Medienreichweite geführt. Dies berichtete der DFB am Donnerstag bei der Vorstellung seines Saisonreports für die Spielzeit 2022/23 .
Demnach erreichten die Erträge aller Klubs mit in Summe knapp 25 Millionen Euro einen Höchstwert. Erstmals sei die Zwei-Millionen-Grenze im Durchschnitt pro Verein geknackt worden. Zudem habe sich der Wert innerhalb der vergangenen fünf Spielzeiten mehr als verdoppelt.
Allerdings sind auch die Verluste der Vereine gestiegen. In besagter Spielzeit weisen die Klubs im Durchschnitt ein negatives Saisonergebnis von 1,78 Millionen Euro (Vorjahr 1,52 Millionen Euro) auf. Dies sei laut DFB aber kein Anzeichen für eine wirtschaftliche Schieflage, sondern "Ausdruck des stetig steigenden und immer intensiveren Engagements der Lizenzklubs im Frauenfußball und als Investition zu verstehen". Denn Gegenleistungen seien unter anderem Imagegewinne und Marketingnutzen.
Deutlich mehr Zuschauerinnen und Zuschauer
Massiv war der Anstieg bei den Fans. 359.404 Zuschauerinnen und Zuschauer waren 2022/23 dabei, das sind durchschnittlich 2723 pro Partie. Es ist eine Steigerung von über 300 Prozent im Vergleich zur Vorsaison (insgesamt 106.420 Besucherinnen und Besucher). Damit reiht sich die Frauen-Bundesliga im europäischen Vergleich hinter der englischen Super League (710.257 gesamt/5381 im Schnitt) ein.
Den neuen Spitzenwert für ein Spiel stellte mit 38.365 Fans der 1. FC Köln bei der Partie gegen Eintracht Frankfurt im Rhein-Energie-Stadion auf. Apropos Frankfurt: Die Heimspiele der SGE-Frauen waren mit im Durchschnitt 5827 Zuschauerinnen und Zuschauern die am besten besuchten. Glatte 5000 weniger waren es in Leverkusen - die Schere klafft also weit auseinander.
Auch die TV-Reichweiten stiegen. Zwei ARD-Übertragungen knackten dabei die Millionenmarke. "Seit der laufenden Saison 2023/24 greift der neue Medienrechtevertrag, den wir in puncto Sichtbarkeit weiter für die Vereine und Spielerinnen nutzen können. Und das wird sich auch positiv auf die wirtschaftliche Grundlage der Liga auswirken", meinte DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch.
cfl
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Schwanger und Karriere - noch immer unvereinbar?
Amanda Ilestedt verkündete vor wenigen Tagen ihre Schwangerschaft. Immer mehr Fußballerinnen bekommen während ihrer aktiven Karriere ein Kind, doch immer noch müssen Spielerinnen für ihre Rechte als Mütter im Profisport kämpfen.
Von Theresa Alexander | 9:48 AM GMT+1
US-Star Alex Morgan mit ihrer Tochter. / Joe Puetz/GettyImages
Freudige Nachrichten aus Nord-LondonUnter der Woche wurde bekannt, dass Amanda Ilestedt ihr erstes Kind erwartet. Bei einer Team-Besprechung verkündete Trainer Jonas Eidevall der Mannschaft aus London die schöne Nachricht. Die Mitspielerinnen freuten sich sichtlich für ihre Innenverteidigerin und gratulierten ihr herzlich. Illestedt war gerührt von der Anteilnahme ihres Teams. Nach Bekanntgabe reagierten auch die Fans mit viel Zuspruch. Viele hatten sich gefragt, was mit der schwedischen Nationalspielerin sei, da sie dem Team seit mehreren Wochen nicht mehr zur Verfügung stand. Nun steht fest, dass dies auch in den nächsten Monaten so bleiben wird - aus einem besonderen Grund.
Ungewissheit bei Schwangerschaft
Für die schwedische Nationalspielerin beginnt nun eine neuer, aufregender Lebensabschnitt. Eine Schwangerschaft ist üblicherweise ein freudiger Anlass. Bei Frauen im Profifußball ist sie aber auch mit vielen Fragen und einer großen Ungewissheit verbunden: Werde ich die richtige oder werde ich überhaupt Hilfe erhalten? Wie wird sich die Schwangerschaft auf meine Karriere auswirken? Wie wird mein Verein reagieren?
Der FC Arsenal hat seiner Spielerin größtmögliche Unterstützung zugesichert und dies auch öffentlich über die sozialen Medien verbreitet. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das System Profifußball schwangere Frauen oftmals alleine lässt. Viele Clubs begleiten ihre Spielerinnen weder richtig noch unterstützen sie sie optimal, die Vereine scheinen oft komplett unvorbereitet auf diese Situation.
Isländische Nationalspielerin teilt ihre Geschichte
Vor einem Jahr sprach die isländische Nationalspielerin Sara Björk Gunnarsdóttir über ihre negativen Erfahrungen. Sie schrieb bei X (damals Twitter): "Diese Geschichte ist größer als ich." Die Nationalspielerin war 2020 vom VFL Wolfsburg zu Olympique Lyon gewechselt. Nach Bekanntwerden ihrer Schwangerschaft hatte ihr neuer französischer Verein ihren Lohn teilweise einfach einbehalten.
Nach einem langen Rechtsstreit entschied der Weltfußballverband, dass Lyon das Geld nachzahlen muss. Sportlich bezahlte Gunnarsdóttir dennoch: Ihr Vertrag wurde nicht verlängert. Sie wechselte schließlich zu Juventus Turin. Diese Geschichte ist ein Beispiel, was schwangeren Fußballerinnen passieren kann: Sie werden von ihren Vereinen im Stich gelassen. Und um ihre Rechte müssen sie kämpfen.
Sara Björk Gunnarsdóttir bei der EM in England / BSR Agency/GettyImages
Bessere Rechtslage seit 2021
Dass sich der Schutz werdender Mütter verbessern muss, hat die FIFA immerhin erkannt. Anfang 2021 traten neue Verordnungen in Kraft. Jede professionelle Spielerin hat Anspruch auf mindestens 14 Wochen Mutterschaftsurlaub unter Erhalt von mindestens zwei Dritteln ihres vertraglich festgelegten Gehalts. Zudem sind Spielerinnen vor Vertragskündigungen aufgrund einer Schwangerschaft geschützt.
Eine Nichteinhaltung dieser Regeln wird von der FIFA verfolgt und bestraft. Auch der Geschäftsführer der Spielergewerkschaft VDV Ulf Baranowsky hat sich für größere Sicherheiten der Mütter im Fußball ausgesprochen. Er wies besonders auf den finanziellen Aspekt hin. Dass Mütter ihre Fußballkarrieren trotz eines geregelten Mutterschutzes selten auf hohem Niveau fortsetzten, liege an der relativ geringen Ertragssituation der Profifußballerinnen, sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Bessere Gehälter seien nötig.
Karriere oder Kind? Beides ist möglich
Fußballerinnen standen lange vor der Entscheidung "Karriere oder Kind". Dass Frauen nach einer Geburt nicht mehr fit werden, weniger leistungsfähig sind oder über weniger Konzentration auf den Sport verfügen, ist unbewiesen. Immer mehr Spielerinnen entscheiden sich dafür, beides gleichermaßen zu versuchen. Bei der Europameisterschaft in England vor knapp zwei Jahren gab es allein im isländischen Team fünf Spielerinnen, die auch Mütter waren. Gunnarsdóttir erzählte in der ARD-Sportschau: "Mutter und Profifußballerin zu sein, ist - ehrlich gesagt - der beste Job überhaupt." Sie wies darauf hin, dass es möglich sei, beides gut zu verbinden. Ohne die Unterstützung von Verein und Nationalteam gehe es für die Spielerinnen aber nicht.
Melanie Leupolz ist ein Beispiel dafür, dass es möglich ist, Familie und Karriere im Sport zu vereinbaren. Die 29-Jährige war Teil der deutschen Nationalmannschaft bei der WM im vergangenen Jahr. Neun Monate zuvor hatte sie einen Sohn zur Welt gebracht, der in Australien samt Babysitter dabei war. Der DFB akzeptierte und förderte diese besondere Situation.
Die Spielerin des FC Chelsea sagte damals in einem Interview: "Es ist wunderschön, dass wir es zusammen erleben können, auch wenn er sich später nicht mehr daran erinnern wird." Viele Spielerinnen, sagte Melanie Leupolz, hätten sich bislang "eigentlich immer auf Kinderkriegen oder Fußball" festlegen müssen. Viele wählten deshalb den Weg, vorzeitig ihre Karriere zu beenden "und zwar nicht aus sportlichen Beweggründen, sondern weil das Drumherum nicht gepasst hat", sagte sie der "Sports Illustrated". Leupolz äußerte sehr deutlich, "dass es viele Vereine ziemlich persönlich nehmen, wenn eine Spielerin sich für ein Kind entscheidet und mit dem Fußball pausiert".
Das scheint eines der größten Probleme im Profifrauenfußball zu sein, wie der Fall von Gunnarsdóttir und ihrem ehemaligen Verein Lyon zeigt. Vereine sehen ihre Spielerinnen nicht als Menschen, sondern ihren Wert nur in ihrer Funktion und Leistung. Wie in anderen Unternehmen auch müssten im Fußball, darauf weist Melanie Leupolz hin, verlässliche Strukturen geschaffen werden, die es Frauen ermöglichen, Karriere und Familie zu vereinbaren.
Melanie Leupolz / Matt McNulty/GettyImages
Leupolz machte gute Erfahrungen beim FC Chelsea
Leupolz hat gute Erfahrungen bei ihrem Club gemacht. In einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte sie: "Ich habe das Glück, dass hier gute Menschen an den wichtigen Positionen sitzen." Besonders die Trainerin der "Blues" aus London, Emma Hayes , die selbst Mutter ist, wird von Leupolz gelobt. Hayes habe immer an sie geglaubt und ihr Rückhalt versichert.
Hayes selbst äußerte sich sehr klar: "Wenn sich eine Spielerin das Kreuzband reißt, tut man alles, um sie in neun bis zwölf Monaten wieder auf den Platz zu bringen. Wir sollten mit einer Frau, die ein Baby bekommt, genau dasselbe tun, aber das tun wir nicht. Ich denke, wir müssen uns ernsthaft fragen, warum das so ist." Leupolz ist ihrem Verein sehr dankbar. "Chelsea hat viel mehr getan, als sie tun mussten", so die ehemalige Nationalspielerin. Außerdem hofft sie, dass sie eine Vorreiterrolle einnehmen kann: "Wenn ich positive Erfahrungen mache und sie mit anderen teile, hilft das den Vereinen zu sehen, was möglich ist.“
Melanie Leupolz und Emma Hayes / Catherine Ivill/GettyImages
Verantwortung bei den Verbänden, den Vereinen und der FIFA
Allein dass es ein großes Thema ist, wenn Spielerinnen versuchen, Kind und Sportkarriere miteinander zu verbinden, und intensiv diskutiert wird, dass eine Schwangerschaft nicht zwangsläufig das Ende der Karriere bedeutet, zeigt: von Normalität ist das noch weit entfernt. Es braucht mehr Vereine, die die richtigen Bedingungen für ihre Spielerinnen schaffen, die sie während und nach einer Schwangerschaft schützen, unterstützen und ihnen eine Rückkehr - auf "altem" Niveau - ermöglichen.
Dass immer mehr Spielerinnen für ihre Rechte kämpfen, ist bemerkenswert und wichtig. Nur nötig sollte dieser Kampf nicht mehr sein. Ob kinderlos oder Mutter: Jede Spielerin verdient es, unter den bestmöglichen Bedingungen trainieren und spielen zu können.
Amanda Ilestedt verkündete vor wenigen Tagen ihre Schwangerschaft. Immer mehr Fußballerinnen bekommen während ihrer aktiven Karriere ein Kind, doch immer noch müssen Spielerinnen für ihre Rechte als Mütter im Profisport kämpfen.
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Frauen-Bundesliga: Entscheidung über Ausgliederung vom DFB könnte schnell fallen
Über eine mögliche Ausgliederung der Frauen-Bundesliga wird schon länger diskutiert. DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch sagte nun, dass das schneller gehen könnte als erwartet. Wie das aussehen könnte, bleibt fraglich.
Von Helene Altgelt | Mar 20, 2024
Laut Sabine Mammitzsch könnte eine Ausgliederung schneller kommen als erwartet / Christian Kaspar-Bartke/GettyImages
- Ausgliederung: Entscheidung im nächsten halben Jahr
- Verschiedene Möglichkeiten für eine Ausgliederung
- DFB hat zuletzt Plan zur Professionalisierung vorgestellt
- Axel Hellmann, Zwanziger und Rummenigge für Ausgliederung
Ausgliederung: Entscheidung im nächsten halben Jahr
Die Frauen-Bundesliga ist aktuell unter dem Dach des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) organisiert. Anders als die erste und zweite Bundesliga der Männer, die sich in der Deutschen Fußball Liga (DFL) organisiert haben. Angesichts des Ausscheidens aller deutschen Vereine in der Champions-League -Gruppenphase, zum ersten Mal überhaupt, gab es zuletzt verstärkte Diskussionen über eine mögliche Ausgliederung.
Die DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch sagte nun in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk , dass das schneller gehen könnte als erwartet: "Wir sind gerade an einem Scheidepunkt", sagte sie: "Wir sind eigentlich genau an der Stelle, an der damals die Bundesliga der Männer entschieden hat: Wir gehen jetzt einen eigenen Weg. Uns fehlt nur, dass wir nicht genug Erträge haben.“ Die zukünftige Organisation der Frauen-Bundesliga sei schon länger ein Thema.
"In unserem Wachstums- und Professionalisierungsplan ist ja vorgesehen, dass wir natürlich einen anderen Fokus setzen müssen. Aber wie diese Strukturen genau aussehen, das entscheidet sich ja erst, wenn wir sagen, wir gehen diesen Plan. Da müssen die Vereine zustimmen", so die Vizepräsidentin. Mammitzsch glaubt aber, dass diese Umstrukturierung, die auch eine Ausgliederung bedeuten könnte, bald erfolgen könnte: "Diese Zustimmung erwarte ich in diesem Halbjahr noch", sagte sie.
Verschiedene Möglichkeiten für eine Ausgliederung
Wie die Liga zukünftig aussehen könnte, bleibt weiterhin aber unklar. Eine Möglichkeit wäre es, dass die höchste Spielklasse des deutschen Frauenfußballs sich der DFL anschließt. Andererseits könnte die Frauen-Bundesliga auch einen eigenen Verband gründen. Ähnliches ist zuletzt in England passiert: Der neue Verband NewCo wird ab der nächsten Saison die ersten beiden Ligen organisieren, anstatt des englischen Fußballverbandes FA. Ziel ist es, vor allem den Umsatz zu steigern: Die englische Liga soll die erste werden, die eine Milliarde oder mehr generiert.
Ein Verbleib beim DFB ist dabei sicherlich nicht ausgeschlossen. Mammitzsch selbst nahm das Wort "Ausgliederung" nicht in den Mund. Der DFB hatte zuletzt den von Mammitzsch erwähnten Wachstums- und Professionalisierungsplan vorgestellt . Damit will der Verband die Liga wettbewerbsfähiger und wirtschaftlich stärker aufstellen.
DFB hat zuletzt Plan zur Professionalisierung vorgestellt
Mit dem Plan soll unter anderem ein Mindestgehalt in der Liga eingeführt werden, außerdem ist von strengeren Auflagen für die Klubs bei Infrastruktur und Personal die Rede. Die Frauen-Bundesliga könnte demnach auch aufgestockt werden , zunächst auf 14, dann auf 16 Teams - dafür hatten sich unter anderem Kölns Trainer und Essens Geschäftsführer ausgesprochen. Mammitzsch sagte, die 14 Teams seien eine "realistische Zahl."
Durch diese Maßnahmen will sich der DFB gegebenenfalls auch als geeignetes Dach für die Frauen-Bundesliga zeigen, um die Vereine zum Verbleib zu bewegen. Der Plan ist aber noch nicht angenommen und auch unter den Vereinen der Liga umstritten. Holger Blask, DFB-Vizepräsident, sagte: "Eine Ausgliederung ist per se kein Allheilmittel."
Holger Blask hält den DFB für die richtige Adresse für den deutschen Frauenfußball / Boris Streubel/GettyImages
Axel Hellmann, Zwanziger und Rummenigge für Ausgliederung
Verschiedene Seiten hatten diese Ausgliederung allerdings gefordert, etwa die Initiative "Fußball kann mehr" um Katja Kraus und Axel Hellmann. "Es gibt nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen Profiklubs ein Grummeln, eine Unzufriedenheit, wie die Klubs eingebunden sind", sagte Eintracht -Vorstandsprecher Hellmann dazu. Man dürfe sich keinen "Sand in die Augen streuen", obwohl man nicht gut dabei sei.
2021 hatte es bereits einen Antrag des Fußballverbandes Rheinland gegeben, der die Ausgliederung forderte. Auch der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger befürwortete dies. Bayern -Präsident Herbert Hainer und Karl-Heinz Rummenigge äußerten sich ähnlich, Letzterer sprach sich für eine "Art Frauen-DFL" aus. Damals wurde die Ausgliederung aber abgewendet, die Vereine einigten sich mit dem DFB auf eine "nachhaltige Professionalisierung."
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Trainerkarussell Frauen-Bundesliga: Diese Vereine wechseln zum Saisonende den Coach
Mehrere Vereine haben bereits angekündigt, zum Saisonende den Trainer zu wechseln - unter anderem steht bei Hoffenheim, Leverkusen und Leipzig nächste Saison ein neues Gesicht an der Seitenlinie. Ein Überblick.
Von Helene Altgelt | Apr 6, 2024
Stephan Lerch wird in der nächsten Saison nicht mehr Hoffenheim trainieren / Simon Hofmann/GettyImages
TSG Hoffenheim
Die TSG-Frauen gaben im Februar bekannt , dass in der neuen Saison nicht mehr Stephan Lerch an der Seitenlinie stehen wird. Aktuell ist Stephan Lerch bei den TSG-Frauen in Doppelfunktion als Trainer und Sportlicher Leiter aktiv.
Zur kommenden Saison werden die beiden Rollen auf vier Schultern verteilt - Lerch wird ab dann nur noch als Manager arbeiten. Hier hat sich die TSG also nicht vom Trainer getrennt, sondern sich gemeinsam für eine Umverteilung der Aufgaben entschieden. Sportlich läuft die Saison gut, Hoffenheim ist noch im Rennen um den dritten Platz und damit um die Champions League.
Die Trainerposition übernimmt im Kraichgau dann Theodoros Dedes . Dedes ist im Frauenfußball kein Unbekannter: Von 2019 bis 2022 hatte er die SV Meppen trainiert, ehe er als Co-Trainer bei Männer-Drittligist Waldhof Mannheim übernahm. "Er hat in Meppen sehr erfolgreich gearbeitet und kennt die Liga. Auch seine Zeit im Männerfußball hat ihn geprägt. All das wird uns zugutekommen", sagte Lerch über seinen Nachfolger, mit dem er weiter eng zusammenarbeiten wird.
Neuer TSG-Coach: Theodoros Dedes / Vera Loitzsch/GettyImages
Bayer Leverkusen
Als Lerch-Nachfolger wurde zwischenzeitlich über Leverkusen-Coach Robert de Pauw spekuliert . Nach der Vorstellung von Dedes ist klar, dass diese Option aus dem Spiel ist. Trotzdem muss sich de Pauw zum Saisonende einen neuen Job suchen. Leverkusen teilte mit , man habe sich "einvernehmlich" dazu entschieden, den im Sommer auslaufenden Vertrag des Niederländers nicht zu verlängern.
Die Trennung kam durchaus überraschend. Leverkusen spielt eine ähnliche Saison wie in den Jahren zuvor und bewegt sich im oberen Mittelfeld. Die Werkself will dennoch in der nächsten Saison einen "neuen Weg beschreiten", wie Leverkusens Direktor Frauenfußball, Thomas Eichin, erklärte. Die Trennung könnte daher als Zeichen verstanden werden, dass Leverkusen in den nächsten Jahren höhere Ziele verfolgen wird und die Lücke zu Frankfurt und Hoffenheim schließen will.
Leipzig
Leipzig trennte sich aus einem ähnlichen Grund von seinem Trainer: Auch der auslaufende Vertrag von Saban Uzun wurde nicht verlängert . Der Aufsteiger will mittelfristig bei den oberen Plätzen anklopfen, steckt aktuell aber noch im Abstiegskampf. In der ersten Bundesliga-Saison war auch nur der Klassenerhalt als Ziel ausgegeben worden.
Das wird voraussichtlich erreicht - dennoch will Leipzig den weiteren Weg nicht gemeinsam mit Uzun gehen. Eine souveräne Saison war es nicht: Trotz einiger Ausnahmespielerinnen im Kader muss Leipzig weiter zittern, spielerisch haben sie sich wenig weiterentwickelt.
"Über die zukünftige Ausrichtung und Weiterentwicklung der Mannschaft hatten wir unterschiedliche Vorstellungen", erklärte die Leiterin Frauen- und Mädchenfußball, Viola Odebrecht, dazu. Uzun hatte im Juli 2022 in Leipzig begonnen und das Team prompt zum Aufstieg in die Frauen-Bundesliga geführt.
Saban Uzun wird Leipzig am Saisonende verlassen / Mark Wieland/GettyImages
In seiner ersten Saison besiegte Leipzig im DFB-Pokal die Bundesligisten Essen und Frankfurt und erreichte das Halbfinale. Ein Nachfolger von Uzun wurde bisher nicht präsentiert: "Gespräche mit möglichen Kandidatinnen und Kandidaten werden zeitnah aufgenommen", schreibt der Klub.
MSV Duisburg
Beim MSV Duisburg war die Trennung zum Saisonende dagegen die Entscheidung des Trainers. "Am 1. Juli liege ich entweder am Strand oder habe eine neue Aufgabe", verkündete Thomas Gerstner. Intern sei bereits länger klar gewesen, dass der 57-Jährige seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern würde.
Gerstner hatte in der letzten Saison den MSV Duisburg in hoher Not übernommen und die Zebras noch zum Klassenerhalt geführt. Diese Saison wartet Duisburg allerdings noch auf den ersten Sieg und steht mit vier Punkten abgeschlagen am Tabellenende. Für den Neuanfang in der zweiten Bundesliga wird sich Duisburg jemanden Neuen suchen müssen.
Sonderfall: SC Freiburg
Theresa Merk: Die SC-Trainerin erwartet ihr erstes Kind / Alex Grimm/GettyImages
Beim SC Freiburg gibt es keine Trennung, nur eine Pause: Trainerin Theresa Merk erwartet im Sommer ihr erstes Kind, wie der Verein mitteilte . Für die Zeit ihrer Abwesenheit soll eine Vertretung gefunden werden - laut Sky könnte der frühere Duisburg-Trainer Nico Schneck übernehmen.
"Wir werden Theresa wie gewohnt auch in den kommenden Wochen und Monaten unterstützen", sagte die SC-Abteilungsleiterin Birgit Bauer-Schick. Merk sagte in einem Interview, sie befinde sich in Verhandlungen mit Freiburg über einen neuen Vertrag. Wie lange ihr aktueller Kontrakt läuft, ist nicht bekannt.
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