07.07.2023 - 12:52
05.07.2023 - 15:00 Uhr | News | Quelle: dpa
DFB-Manager: Frauen sollen «Fußballfans wach küssen»
Die deutschen Fußballer - ob bei Hansi Flick oder in der U21 - stecken in der Krise. Jetzt hofft der DFB, dass es die Frauen in Australien besser machen.
Nach den Pleiten der Männer bei der WM in Katar und der U21 bei der EM in Rumänien und Georgien setzt DFB-Manager Joti Chatzialexiou auf die deutschen Fußballerinnen bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft. «Natürlich würde ich mich auch freuen, wenn unsere Frauen die deutschen Fußballfans in dem Sommer noch mal wach küssen könnten», sagte der Leiter Nationalmannschaften bei einer Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bundes am Mittwoch in Herzogenaurach.
Chatzialexiou verwies auf die früheren Anstoßzeiten hierzulande durch die Zeitverschiebung: «Da kann man mit tollen Spielen in den Tag starten.» Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg fliegt am 11. Juli nach Australien. Das erste Gruppenspiel steht am 24. Juli (10.30 Uhr MESZ/ZDF) in Melbourne gegen Marokko an, ehe es dann gegen Kolumbien und Südkorea geht.
Chatzialexiou war direkt nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Junioren bei der EM, den er als «Super-Gau» beschrieben hatte, zu den DFB-Frauen nach Herzogenaurach gereist. «In meiner Aufgabe liegt es nahe, dass ich mir natürlich wünsche, dass alle unsere Mannschaften erfolgreich sind», sagte der 47-Jährige. Es sei aber «nicht richtig», Vergleiche innerhalb der DFB-Auswahl-Teams zu ziehen, da immer verschiedene Voraussetzungen herrschen würden.
«Ich persönlich gehe sehr demütig auch in diese WM. Weil ich einfach sehe, wie die Entwicklung im Frauenfußball in den letzten Jahren war. Auch die Europameisterschaft war sensationell. Das wird noch getoppt, weil nun anderen Kontinentalverbände dazukommen», sagte Chatzialexiou. Dennoch: «Es ist gar keine Frage, dass wir um den Titel mitspielen wollen.» Die deutschen Frauen hatten 2003 und 2007 den WM-Pokal gewonnen.
Derzeit bereitet sich der 28-köpfige Kader für das Turnier vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland vor. Am Wochenende werden nach dem letzten Testspiel der Vize-Europameisterinnen am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Fürth gegen Sambia die 23 WM-Teilnehmerinnen bekannt gegeben.
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06.07.2023 - 11:00 Uhr | News | Quelle: dpa
DFB-Kapitänin Popp fordert: Bei Vermarktung dranbleiben
©VfL Wolfsburg
DFB-Kapitänin Alexandra Popp möchte sich mit dem derzeitigen Aufschwung des Frauenfußballs nicht zufriedengeben. «Es hat mittlerweile den Anschein, dass wir ernst genommen und wahrgenommen werden; dass das, was wir tun, anerkannt wird. Ich hoffe, dass man da dranbleibt», sagte die 32-Jährige vom VfL Wolfsburg «Sports Illustrated».
Im Ausland sei man allerdings weiter. «In anderen Ländern geht man die Schritte in Sachen Professionalisierung und Vermarktung noch konsequenter, sodass wir aufpassen müssen, dass wir nicht überholt werden», warnte Popp. «Denn Deutschland möchte mit seinem Fußball dabei sein an der Weltspitze, und dazu gehört eben mehr, als einfach nur guten Fußball zu spielen.»
Das deutsche Team trifft im letzten Testspiel vor der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Fürth auf Sambia. Dabei sollen die Anhänger der DFB-Frauen auf die WM eingestimmt werden. «Die Nähe zu den Fans, dass wir nahbarer sind als die Männer, macht den Frauenfußball unter anderem aus. Wir sind sehr authentisch unterwegs, und ich hoffe, dass das so bleibt», sagte Popp.
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06.07.2023 - 12:20 Uhr | News | Quelle: dpa
Voss-Tecklenburg: «Möchten diesen Vergleich mit den Männern nicht»
Die deutschen Fußballerinnen wollen bei der WM nur auf sich schauen. Vergleiche mit den kriselnden DFB-Männern lehnt die Bundestrainerin ab.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sieht die deutschen Fußballerinnen nicht in der Pflicht, bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft für die kriselnden DFB-Männer in die Bresche zu springen. Schlagzeilen, dass die Frauen nach den Pleiten der deutschen Männer bei der WM und der U21 bei der EM jetzt die Ehre der Fußball-Nation retten sollen, habe sie «nicht gelesen». Das sagte die 55-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Wir wollen unsere Leistung bringen - unabhängig davon, was im direkten Umfeld passiert.»
Voss-Tecklenburg sieht die Vize-Europameisterinnen «nicht in dieser Rolle, sondern wir haben einen eigenen Anspruch. Wir wollen eine tolle WM spielen und möchten diesen Vergleich mit den Männern nicht», erklärte sie. «Wir schauen und konzentrieren uns nur auf uns.» Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften beim DFB, hatte zuletzt gesagt: «Natürlich würde ich mich auch freuen, wenn unsere Frauen die deutschen Fußballfans in dem Sommer noch mal wach küssen könnten.»
Das deutsche Team trifft beim WM-Turnier vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland in der Vorrunde auf Marokko, Kolumbien und Südkorea. Im Achtelfinale könnten die Mitfavoritinnen aus Frankreich oder Brasilien der deutsche Gegner sein.
«Wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass wir das Potenzial und die Qualität haben, um diesen Titel mitzuspielen, dann würden wir das Ziel auch nicht ausrufen», sagte die Bundestrainerin. Die deutschen Frauen haben bisher 2003 und 2007 den WM-Pokal gewonnen.
«Uns ist klar, dass am Ende viele Dinge zusammenkommen müssen», betonte Voss-Tecklenburg, die mit ihrer Auswahl 2019 bei der WM in Frankreich im Viertelfinale an Schweden gescheitert war. Am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Fürth gegen Sambia steht der letzte Test vor dem Abflug nach Australien am Dienstag an. Am Wochenende will der DFB den 23-köpfigen Kader bekannt geben. Derzeit trainieren noch 28 Spielerinnen in der Vorbereitung in Herzogenaurach.
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06.07.2023 - 12:22 Uhr | News | Quelle: dpa
Kader-Casting: DFB-Frauen verabschieden sich gegen Sambia zur WM
Aus 28 mach 23: So lautet die Aufgabe für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg für das letzte Test-Länderspiel vor dem Abflug nach Australien. Für die WM nominiert wird am Wochenende.
Eine Nicht-Nominierung sei ja «noch immer kein Weltuntergang», sagt Stürmerin Laura Freigang. Aber es wird sich für die Nationalspielerinnen, die nicht mit zur Weltmeisterschaft nach Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) fliegen dürfen, im ersten Moment vielleicht so anfühlen. Beim letzten Casting um die Kaderplätze wollen die deutschen Fußballerinnen gegen Sambia schon mal eine WM-Euphorie entfachen. Das Team von Martina Voss-Tecklenburg fordert beim Länderspiel am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Fürth den afrikanischen Turnier-Außenseiter.
Danach wird die Bundestrainerin ihr derzeit 28-köpfiges Aufgebot auf 23 Spielerinnen reduzieren, ehe die DFB-Frauen am Dienstag ans andere Ende der Welt fliegen. «Man merkt schon, dass wir in der Nominierungsphase stecken. Da sind einige vielleicht nicht ganz so locker. Das gehört auch dazu», sagt Voss-Tecklenburg.
So viele lachende Gesichter der DFB dieser Tage aus dem Trainingslager in Herzogenaurach in den sozialen Medien verbreitet und so einhellig alle beteuern, dass die Stimmung «sehr gut» sei - die Nervosität ist nicht wegzureden. Fünf WM-Kandidatinnen werden nicht im endgültigen Kader stehen. Auch, wenn Voss-Tecklenburg erwägt, wegen der langen Anreise eine oder zwei Spielerinnen als Backup mitzunehmen, falls kurz vor Turnierbeginn noch jemand ausfällt.
«Grundsätzlich ist die Anspannung spürbar, tatsächlich aber nur auf dem Trainingsplatz. Über den einen oder anderen Fehlpass ärgert man sich mehr als sonst. Man hat im Hinterkopf, dass alles bewertet wird», erklärt Abwehrchefin Marina Hegering vom VfL Wolfsburg. Bayern-Außenverteidigerin Carolin Simon sagt: «Es ist ein absoluter Konkurrenzkampf da. Auf jeder Position gibt es zwei, drei, manchmal vier Spielerinnen.»
Von Verletzungen sind die Bundestrainerin und ihre Assistentin Britta Carlson - bis auf die schon länger fehlenden Bayern-Asse Giulia Gwinn nach Kreuzbandriss und Linda Dallmann nach Syndesmosebandriss - in der Vorbereitung verschont geblieben. Aus dem Team schon rausgefallen ist Paulina Krumbiegel: Die Hoffenheimerin galt ohnehin als Wackelkandidatin und litt zudem unter muskulären Problemen.
Einige andere WM-Kandidatinnen müssen noch zittern. So ist zum Beispiel das Gedränge im Mittelfeld besonders groß: Lena Oberdorf (Wolfsburg) und Sara Däbritz (Olympique Lyon) gelten als gesetzt, Sydney Lohmann vom FC Bayern hat gute Chancen. Es drängen aber auch Vize-Europameisterin Lena Lattwein (Wolfsburg), Olympiasiegerin Melanie Leupolz vom FC Chelsea, die nach der Geburt ihres Sohnes im vergangenen Jahr auf die WM-Teilnahme hofft, Chantal Hagel (TSG 1899 Hoffenheim) und Janina Minge (SC Freiburg) ins WM-Aufgebot. «Ganz sicher sein kann sich in dem Kader niemand. Jedem ist bewusst, dass er um seinen Platz kämpfen muss», sagt Lattwein.
Als Angriffsspitzen sind Kapitänin Alexandra Popp und die Münchnerin Lea Schüller erste Wahl. Neben Frankfurts Laura Freigang muss auch Popps Wolfsburger Clubkollegin Tabea Sellner (früher Waßmuth) noch bangen. Entschieden wird auch über die dritte Torhüterin hinter Stammkeeperin Merle Frohms und England-Profi Ann-Katrin Berger: Stina Johannes von Eintracht Frankfurt und Ena Mahmutovic vom MSV Duisburg stehen zur Auswahl.
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06.07.2023 - 21:50 Uhr | News | Quelle: dpa
DFB-Frauen: Keine Verbote bei WM für Instagram und Co.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg lässt ihren Nationalspielerinnen bei ihren Social-Media-Aktivitäten während der Weltmeisterschaft freie Hand. «Thematisiert haben wir das nicht, weil wir vollstes Vertrauen in unsere Spielerinnen haben», sagte die 55-Jährige zu Medienberichten, wonach die Fußballerinnen von Europameister England auf ihren Kanälen lediglich offizielle Posts des Verbands teilen dürfen.
«Ich guck` da eh nicht rein - oder nicht so oft. Ich weiß, dass unsere Spielerinnen da tolle Sachen für die Fans machen. Bei allem, was Fokus bedeutet, bedeutet es eben auch: Fokus mal wegzunehmen nur vom Fußball», sagte Voss-Tecklenburg bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Herzogenaurach und räumte ein: «Ab und zu gucke ich halt doch rein, wenn etwas Besonders ist.»
Damit meinte die Bundestrainerin auch einen Clip, wo Spielerinnen Szenen aus dem Film-Klassiker «Dirty Dancing» nachahmen: «Das zeigt mir: Okay, die Mädels sind cool, die Mädels sind toll. Die haben Kreativität, die sie dann hoffentlich mit in den Fußball nehmen.» Abgesehen davon gebe es beim DFB Verantwortliche, die ein Auge auf diese ganz Thematik haben würden. Das deutsche Team fliegt am Dienstag zur WM, die vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland stattfindet.
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06.07.2023 - 22:01 Uhr | News | Quelle: dpa
Voss-Tecklenburg: Hohe Ziele sind absolut richtig
©IMAGO
Martina Voss-Tecklenburg spricht über Tipps von Hansi Flick und den Umgang mit Star Alexandra Popp. Und sie sagt, was mit dem Boom im Frauenfußball passiert, wenn ihr Team bei der WM früh rausfliegt.
Auch wenn es vor und bei Turnieren stressig wird, behält Martina Voss-Tecklenburg ihr Ritual bei: Sie geht in den Pool, bevor der Tag richtig anbricht. «So früh, wie ich schwimme, ist noch keiner auf.» Meistens steht die Bundestrainerin der deutschen Fußballerinen um 6.15 Uhr auf und ist dann um 6.30 Uhr im Wasser. Die Tage im Trainingslager in Herzogenaurach sind sonnig und lang. Vor dem Abflug der deutschen Fußballerinnen zur Weltmeisterschaft nach Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) spricht die 55-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur über die WM-Aussichten, ihre Spielerinnen und die Krise bei den deutschen Männern.
Ulrike John: Sie haben die Schlagzeilen sicher gelesen: Nach den Debakeln der deutschen Männer bei der WM und der U21 bei der EM müssen jetzt die Frauen die Ehre der Fußball-Nation retten. Können sie das?
Martina Voss-Tecklenburg: Erst mal habe ich das nicht gelesen. Zweitens sehen wir uns auch nicht in dieser Rolle, sondern wir haben einen eigenen Anspruch. Wir wollen eine tolle WM spielen und möchten diesen Vergleich mit den Männern nicht. Wir schauen und konzentrieren uns nur auf uns. Natürlich wäre es auch für mich als DFB-Mitarbeiterin viel, viel schöner, wenn wir gemeinschaftlich auf vielen Ebenen Erfolg haben. Sie wissen auch: Ich bin keine Schwarz-Weiß-Denkerin. Die U17-Jungs sind Europameister geworden, das wird mir im Verhältnis viel zu wenig diskutiert. Ich bin immer zuversichtlich. Wir wollen unsere Leistung bringen - unabhängig davon, was im direkten Umfeld passiert.
Ulrike John: Welche Tipps haben Sie von Hansi Flick bekommen? Oder haben Sie gleich dankend abgelehnt?
Martina Voss-Tecklenburg: Wir sind immer im fachlichen Austausch, das wird sich auch nicht ändern. Im Gegenteil: Wir versuchen, voneinander und miteinander zu lernen und zu wachsen. Das ist unabhängig von bestimmten Ergebnissen. Gerade wenn es mal nicht läuft, ist es hilfreich, nachzufragen, wie man mit bestimmten Dingen umgehen kann. Aber das geschieht gegenseitig.
Ulrike John: Zuletzt gegen Vietnam, aber auch davor zum Beispiel gegen Brasilien knirschte es noch mächtig. Trotzdem ist der WM-Titel das Ziel - was macht Sie so optimistisch?
Martina Voss-Tecklenburg: Ich würde es etwas anders formulieren. Dass wir uns hohe Ziele setzen, ist absolut richtig und nur das macht für uns Sinn. Wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass wir das Potenzial und die Qualität haben, um diesen Titel mitzuspielen, dann würden wir das Ziel auch nicht ausrufen. Ich finde es toll, dass die Spielerinnen diesen Glauben in sich tragen. Es hat auch mal geknirscht und gehakt. Wir können das jedoch ganz gut einordnen und es hat alles gute Gründe. Die muss ich auch nicht wiederholen. Wir wissen aber auch, was wir können, was wir wollen, wo unser Weg hingehen kann. Uns ist klar, dass am Ende viele Dinge zusammenkommen müssen.
Ulrike John: Was passiert mit dem Boom im deutschen Frauenfußball, wenn ihr Team im Achtelfinale gegen Brasilien oder Frankreich aus dem Turnier fliegt?
Martina Voss-Tecklenburg: Wenn wir - egal in welchem Spiel - am Ende vom Platz gehen und sagen können: Wir haben alles aus uns herausgeholt, dann muss man das Gesamte bewerten. Von daher würde ich diese ganze Entwicklung nicht von einem bestimmten Moment abhängig machen. Wir haben ja das Finale bei der EM auch nicht gewonnen. Trotzdem sind uns die Herzen zugeflogen und man hat den Gesamtkontext dieser Leistung gesehen. Deshalb bin ich da erst mal entspannt.
Ulrike John: Gleich acht Spielerinnen aus der Startelf vom 1:2 im WM-Viertelfinale 2019 gegen Schweden könnten Sie in Australien wieder von Anfang an einsetzen. Ihr WM-Gerüst ist zudem fast deckungsgleich mit dem der EM in England im vergangenen Jahr. Kommt da zu wenig nach?
Martina Voss-Tecklenburg: Nein, gar nicht. Das heißt nur, dass wir eine gute Achse haben, eine gewisse Kontinuität und dass Spielerinnen weiter gewachsen sind in ihrer Persönlichkeit. Nehmen wir mal eine Lena Oberdorf, eine Klara Bühl, eine Giulia Gwinn, die heute ein anderes Standing haben. Wir sehen Entwicklungspotenziale, wir haben uns für bestimmte Spielerinnen entschieden, um genau das voranzutreiben. Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland sagen müssen, wir haben Nachwuchsprobleme, weil wir in den letzten Jahren viele junge Spielerinnen etabliert haben. Jule Brand kann ich da noch nennen, Nicole Anyomi. Ich würde es auch gar nicht abhängig machen vom Alter. Man sieht, wie sich eine Merle Frohms entwickelt hat. Ich freue mich, wenn sich auch 28-, 29- oder 30-Jährige weiterentwickeln. Das ist bei uns permanent so. Auch ältere Spielerinnen wie Marina Hegering und Svenja Huth lernen immer noch dazu. Das ist das Coole an dieser Mannschaft, dass niemand sagt: Ich weiß es schon, ich kann es schon, ich habe schon alles gesehen.
Ulrike John: Was muss die Nationalspielerin der Zukunft mitbringen in diesem Sport, der sich rasant weiterentwickelt?
Martina Voss-Tecklenburg: Das ist eine spannende Frage, die ich jetzt noch gar nicht beantworten kann. Ich bin schon so lange dabei, aber selbst ich war ein Stück weit überrascht von dieser Entwicklung - im positiven Sinne. Man ist ja bei einer WM immer überrascht, was bei anderen Teams möglich ist. Das ist ein tolles Zeichen. Es ist vor allem das Zukunftsthema mentale Gesundheit, weil über die größere Sichtbarkeit mehr im Umfeld passiert. Du hast mehr Druck, mehr Mediendruck, aber du darfst nicht in die Situation kommen, dass du dich da überfordert fühlst. Zum Beispiel wird das Thema Soziale Medien immer größer. Viele Nationalspielerinnen haben das bisher selbst gemacht. Jetzt brauchen sie da Unterstützung von ihren Beratern, weil es sonst ein Overload ist.
Ulrike John: Alexandra Popp ist seit ihren EM-Auftritten der große Star im Team. Wie gehen die anderen Spielerinnen damit um?
Martina Voss-Tecklenburg: Das wird bei uns gar nicht thematisiert. Wir empfinden das gar nicht so, weil viele andere sich auch weiterentwickelt haben. Es gibt keinen Neid, sondern jedem ist klar, dass Stürmerinnen oft etwa mehr im Fokus stehen. Defensivspielerinnen werden auch selten Weltfußballerinnen. Wir freuen uns einfach über die gesamte Entwicklung, die wir gerade anschieben. Darüber Vorbilder zu sein für viele Mädchen und Jungs, die den Weg zum Fußball finden.
Zur Person: Martina Voss-Tecklenburg ist in Duisburg geboren und lebt mit ihrem Ehemann, dem Unternehmer Hermann Tecklenburg, in Straelen. Aus einer früheren Beziehung hat sie die erwachsene Tochter Dina, die im vergangenen Jahr Töchterchen Lima zur Welt brachte und die Fußball-Bundestrainerin damit zur Oma machte. Für die DFB-Frauen bestritt Voss-Tecklenburg 125 Länderspiele und war viermal Europameisterin und einmal Vize-Weltmeisterin. Sie spielte einst für den TSV Siegen und den FCR 2001 Duisburg. Seit 2018 ist sie Trainerin des deutschen Nationalteams, betreute zuvor die Auswahl der Schweiz. Ihr Vertrag beim DFB läuft bis 2025.
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06.07.2023 - 21:52 Uhr | News | Quelle: dpa
WM-Kader der DFB-Frauen wird am Samstag bekannt gegeben
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wird am Samstag den deutschen Kader für die Fußball-Weltmeisterschaften bekannt geben. Am Vormittag werde sie Einzelgespräche mit Spielerinnen führen, sagte die 55-Jährige am Donnerstag bei der Pressekonferenz in Herzogenaurach. Die Vize-Europameisterinnen treffen im letzten Testspiel vor dem Turnier in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) am Freitagabend (20.30 Uhr/ARD) in Fürth auf WM-Außenseiter Sambia.
Derzeit umfasst das deutsche Aufgebot 28 WM-Kandidatinnen. Im offiziellen Kader dürfen 23 Spielerinnen stehen. Offen ließ Voss-Tecklenburg, ob sie wegen der weiten Anreise - wie schon erwogen - ein, zwei Akteurinnen als Backup für mögliche kurzfristige Nachnominierungen bei Ausfällen mit nach Australien nimmt. Am Dienstag fliegen die DFB-Frauen nach Sydney.
«Es sind noch nicht alle Entscheidungen getroffen, was die Nominierung angeht», betonte die Bundestrainerin am Ende des zweiten Trainingslagers. Sie freut sich «auf einen stimmungsvollen Rahmen» in Fürth. Man wolle die Fans «noch mal mitnehmen bei unserem letzten Spiel vor der WM». Nach DFB-Angaben waren am Donnerstag 10 300 Tickets verkauft.
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DFB-Manager: Frauen sollen «Fußballfans wach küssen»
Die deutschen Fußballer - ob bei Hansi Flick oder in der U21 - stecken in der Krise. Jetzt hofft der DFB, dass es die Frauen in Australien besser machen.
Nach den Pleiten der Männer bei der WM in Katar und der U21 bei der EM in Rumänien und Georgien setzt DFB-Manager Joti Chatzialexiou auf die deutschen Fußballerinnen bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft. «Natürlich würde ich mich auch freuen, wenn unsere Frauen die deutschen Fußballfans in dem Sommer noch mal wach küssen könnten», sagte der Leiter Nationalmannschaften bei einer Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bundes am Mittwoch in Herzogenaurach.
Chatzialexiou verwies auf die früheren Anstoßzeiten hierzulande durch die Zeitverschiebung: «Da kann man mit tollen Spielen in den Tag starten.» Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg fliegt am 11. Juli nach Australien. Das erste Gruppenspiel steht am 24. Juli (10.30 Uhr MESZ/ZDF) in Melbourne gegen Marokko an, ehe es dann gegen Kolumbien und Südkorea geht.
Chatzialexiou war direkt nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Junioren bei der EM, den er als «Super-Gau» beschrieben hatte, zu den DFB-Frauen nach Herzogenaurach gereist. «In meiner Aufgabe liegt es nahe, dass ich mir natürlich wünsche, dass alle unsere Mannschaften erfolgreich sind», sagte der 47-Jährige. Es sei aber «nicht richtig», Vergleiche innerhalb der DFB-Auswahl-Teams zu ziehen, da immer verschiedene Voraussetzungen herrschen würden.
«Ich persönlich gehe sehr demütig auch in diese WM. Weil ich einfach sehe, wie die Entwicklung im Frauenfußball in den letzten Jahren war. Auch die Europameisterschaft war sensationell. Das wird noch getoppt, weil nun anderen Kontinentalverbände dazukommen», sagte Chatzialexiou. Dennoch: «Es ist gar keine Frage, dass wir um den Titel mitspielen wollen.» Die deutschen Frauen hatten 2003 und 2007 den WM-Pokal gewonnen.
Derzeit bereitet sich der 28-köpfige Kader für das Turnier vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland vor. Am Wochenende werden nach dem letzten Testspiel der Vize-Europameisterinnen am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Fürth gegen Sambia die 23 WM-Teilnehmerinnen bekannt gegeben.
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06.07.2023 - 11:00 Uhr | News | Quelle: dpa
DFB-Kapitänin Popp fordert: Bei Vermarktung dranbleiben
©VfL Wolfsburg
DFB-Kapitänin Alexandra Popp möchte sich mit dem derzeitigen Aufschwung des Frauenfußballs nicht zufriedengeben. «Es hat mittlerweile den Anschein, dass wir ernst genommen und wahrgenommen werden; dass das, was wir tun, anerkannt wird. Ich hoffe, dass man da dranbleibt», sagte die 32-Jährige vom VfL Wolfsburg «Sports Illustrated».
Im Ausland sei man allerdings weiter. «In anderen Ländern geht man die Schritte in Sachen Professionalisierung und Vermarktung noch konsequenter, sodass wir aufpassen müssen, dass wir nicht überholt werden», warnte Popp. «Denn Deutschland möchte mit seinem Fußball dabei sein an der Weltspitze, und dazu gehört eben mehr, als einfach nur guten Fußball zu spielen.»
Das deutsche Team trifft im letzten Testspiel vor der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Fürth auf Sambia. Dabei sollen die Anhänger der DFB-Frauen auf die WM eingestimmt werden. «Die Nähe zu den Fans, dass wir nahbarer sind als die Männer, macht den Frauenfußball unter anderem aus. Wir sind sehr authentisch unterwegs, und ich hoffe, dass das so bleibt», sagte Popp.
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06.07.2023 - 12:20 Uhr | News | Quelle: dpa
Voss-Tecklenburg: «Möchten diesen Vergleich mit den Männern nicht»
Die deutschen Fußballerinnen wollen bei der WM nur auf sich schauen. Vergleiche mit den kriselnden DFB-Männern lehnt die Bundestrainerin ab.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sieht die deutschen Fußballerinnen nicht in der Pflicht, bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft für die kriselnden DFB-Männer in die Bresche zu springen. Schlagzeilen, dass die Frauen nach den Pleiten der deutschen Männer bei der WM und der U21 bei der EM jetzt die Ehre der Fußball-Nation retten sollen, habe sie «nicht gelesen». Das sagte die 55-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Wir wollen unsere Leistung bringen - unabhängig davon, was im direkten Umfeld passiert.»
Voss-Tecklenburg sieht die Vize-Europameisterinnen «nicht in dieser Rolle, sondern wir haben einen eigenen Anspruch. Wir wollen eine tolle WM spielen und möchten diesen Vergleich mit den Männern nicht», erklärte sie. «Wir schauen und konzentrieren uns nur auf uns.» Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften beim DFB, hatte zuletzt gesagt: «Natürlich würde ich mich auch freuen, wenn unsere Frauen die deutschen Fußballfans in dem Sommer noch mal wach küssen könnten.»
Das deutsche Team trifft beim WM-Turnier vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland in der Vorrunde auf Marokko, Kolumbien und Südkorea. Im Achtelfinale könnten die Mitfavoritinnen aus Frankreich oder Brasilien der deutsche Gegner sein.
«Wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass wir das Potenzial und die Qualität haben, um diesen Titel mitzuspielen, dann würden wir das Ziel auch nicht ausrufen», sagte die Bundestrainerin. Die deutschen Frauen haben bisher 2003 und 2007 den WM-Pokal gewonnen.
«Uns ist klar, dass am Ende viele Dinge zusammenkommen müssen», betonte Voss-Tecklenburg, die mit ihrer Auswahl 2019 bei der WM in Frankreich im Viertelfinale an Schweden gescheitert war. Am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Fürth gegen Sambia steht der letzte Test vor dem Abflug nach Australien am Dienstag an. Am Wochenende will der DFB den 23-köpfigen Kader bekannt geben. Derzeit trainieren noch 28 Spielerinnen in der Vorbereitung in Herzogenaurach.
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06.07.2023 - 12:22 Uhr | News | Quelle: dpa
Kader-Casting: DFB-Frauen verabschieden sich gegen Sambia zur WM
Aus 28 mach 23: So lautet die Aufgabe für Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg für das letzte Test-Länderspiel vor dem Abflug nach Australien. Für die WM nominiert wird am Wochenende.
Eine Nicht-Nominierung sei ja «noch immer kein Weltuntergang», sagt Stürmerin Laura Freigang. Aber es wird sich für die Nationalspielerinnen, die nicht mit zur Weltmeisterschaft nach Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) fliegen dürfen, im ersten Moment vielleicht so anfühlen. Beim letzten Casting um die Kaderplätze wollen die deutschen Fußballerinnen gegen Sambia schon mal eine WM-Euphorie entfachen. Das Team von Martina Voss-Tecklenburg fordert beim Länderspiel am Freitag (20.30 Uhr/ARD) in Fürth den afrikanischen Turnier-Außenseiter.
Danach wird die Bundestrainerin ihr derzeit 28-köpfiges Aufgebot auf 23 Spielerinnen reduzieren, ehe die DFB-Frauen am Dienstag ans andere Ende der Welt fliegen. «Man merkt schon, dass wir in der Nominierungsphase stecken. Da sind einige vielleicht nicht ganz so locker. Das gehört auch dazu», sagt Voss-Tecklenburg.
So viele lachende Gesichter der DFB dieser Tage aus dem Trainingslager in Herzogenaurach in den sozialen Medien verbreitet und so einhellig alle beteuern, dass die Stimmung «sehr gut» sei - die Nervosität ist nicht wegzureden. Fünf WM-Kandidatinnen werden nicht im endgültigen Kader stehen. Auch, wenn Voss-Tecklenburg erwägt, wegen der langen Anreise eine oder zwei Spielerinnen als Backup mitzunehmen, falls kurz vor Turnierbeginn noch jemand ausfällt.
«Grundsätzlich ist die Anspannung spürbar, tatsächlich aber nur auf dem Trainingsplatz. Über den einen oder anderen Fehlpass ärgert man sich mehr als sonst. Man hat im Hinterkopf, dass alles bewertet wird», erklärt Abwehrchefin Marina Hegering vom VfL Wolfsburg. Bayern-Außenverteidigerin Carolin Simon sagt: «Es ist ein absoluter Konkurrenzkampf da. Auf jeder Position gibt es zwei, drei, manchmal vier Spielerinnen.»
Von Verletzungen sind die Bundestrainerin und ihre Assistentin Britta Carlson - bis auf die schon länger fehlenden Bayern-Asse Giulia Gwinn nach Kreuzbandriss und Linda Dallmann nach Syndesmosebandriss - in der Vorbereitung verschont geblieben. Aus dem Team schon rausgefallen ist Paulina Krumbiegel: Die Hoffenheimerin galt ohnehin als Wackelkandidatin und litt zudem unter muskulären Problemen.
Einige andere WM-Kandidatinnen müssen noch zittern. So ist zum Beispiel das Gedränge im Mittelfeld besonders groß: Lena Oberdorf (Wolfsburg) und Sara Däbritz (Olympique Lyon) gelten als gesetzt, Sydney Lohmann vom FC Bayern hat gute Chancen. Es drängen aber auch Vize-Europameisterin Lena Lattwein (Wolfsburg), Olympiasiegerin Melanie Leupolz vom FC Chelsea, die nach der Geburt ihres Sohnes im vergangenen Jahr auf die WM-Teilnahme hofft, Chantal Hagel (TSG 1899 Hoffenheim) und Janina Minge (SC Freiburg) ins WM-Aufgebot. «Ganz sicher sein kann sich in dem Kader niemand. Jedem ist bewusst, dass er um seinen Platz kämpfen muss», sagt Lattwein.
Als Angriffsspitzen sind Kapitänin Alexandra Popp und die Münchnerin Lea Schüller erste Wahl. Neben Frankfurts Laura Freigang muss auch Popps Wolfsburger Clubkollegin Tabea Sellner (früher Waßmuth) noch bangen. Entschieden wird auch über die dritte Torhüterin hinter Stammkeeperin Merle Frohms und England-Profi Ann-Katrin Berger: Stina Johannes von Eintracht Frankfurt und Ena Mahmutovic vom MSV Duisburg stehen zur Auswahl.
Quelle
06.07.2023 - 21:50 Uhr | News | Quelle: dpa
DFB-Frauen: Keine Verbote bei WM für Instagram und Co.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg lässt ihren Nationalspielerinnen bei ihren Social-Media-Aktivitäten während der Weltmeisterschaft freie Hand. «Thematisiert haben wir das nicht, weil wir vollstes Vertrauen in unsere Spielerinnen haben», sagte die 55-Jährige zu Medienberichten, wonach die Fußballerinnen von Europameister England auf ihren Kanälen lediglich offizielle Posts des Verbands teilen dürfen.
«Ich guck` da eh nicht rein - oder nicht so oft. Ich weiß, dass unsere Spielerinnen da tolle Sachen für die Fans machen. Bei allem, was Fokus bedeutet, bedeutet es eben auch: Fokus mal wegzunehmen nur vom Fußball», sagte Voss-Tecklenburg bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Herzogenaurach und räumte ein: «Ab und zu gucke ich halt doch rein, wenn etwas Besonders ist.»
Damit meinte die Bundestrainerin auch einen Clip, wo Spielerinnen Szenen aus dem Film-Klassiker «Dirty Dancing» nachahmen: «Das zeigt mir: Okay, die Mädels sind cool, die Mädels sind toll. Die haben Kreativität, die sie dann hoffentlich mit in den Fußball nehmen.» Abgesehen davon gebe es beim DFB Verantwortliche, die ein Auge auf diese ganz Thematik haben würden. Das deutsche Team fliegt am Dienstag zur WM, die vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland stattfindet.
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06.07.2023 - 22:01 Uhr | News | Quelle: dpa
Voss-Tecklenburg: Hohe Ziele sind absolut richtig
©IMAGO
Martina Voss-Tecklenburg spricht über Tipps von Hansi Flick und den Umgang mit Star Alexandra Popp. Und sie sagt, was mit dem Boom im Frauenfußball passiert, wenn ihr Team bei der WM früh rausfliegt.
Auch wenn es vor und bei Turnieren stressig wird, behält Martina Voss-Tecklenburg ihr Ritual bei: Sie geht in den Pool, bevor der Tag richtig anbricht. «So früh, wie ich schwimme, ist noch keiner auf.» Meistens steht die Bundestrainerin der deutschen Fußballerinen um 6.15 Uhr auf und ist dann um 6.30 Uhr im Wasser. Die Tage im Trainingslager in Herzogenaurach sind sonnig und lang. Vor dem Abflug der deutschen Fußballerinnen zur Weltmeisterschaft nach Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) spricht die 55-Jährige im Interview der Deutschen Presse-Agentur über die WM-Aussichten, ihre Spielerinnen und die Krise bei den deutschen Männern.
Ulrike John: Sie haben die Schlagzeilen sicher gelesen: Nach den Debakeln der deutschen Männer bei der WM und der U21 bei der EM müssen jetzt die Frauen die Ehre der Fußball-Nation retten. Können sie das?
Martina Voss-Tecklenburg: Erst mal habe ich das nicht gelesen. Zweitens sehen wir uns auch nicht in dieser Rolle, sondern wir haben einen eigenen Anspruch. Wir wollen eine tolle WM spielen und möchten diesen Vergleich mit den Männern nicht. Wir schauen und konzentrieren uns nur auf uns. Natürlich wäre es auch für mich als DFB-Mitarbeiterin viel, viel schöner, wenn wir gemeinschaftlich auf vielen Ebenen Erfolg haben. Sie wissen auch: Ich bin keine Schwarz-Weiß-Denkerin. Die U17-Jungs sind Europameister geworden, das wird mir im Verhältnis viel zu wenig diskutiert. Ich bin immer zuversichtlich. Wir wollen unsere Leistung bringen - unabhängig davon, was im direkten Umfeld passiert.
Ulrike John: Welche Tipps haben Sie von Hansi Flick bekommen? Oder haben Sie gleich dankend abgelehnt?
Martina Voss-Tecklenburg: Wir sind immer im fachlichen Austausch, das wird sich auch nicht ändern. Im Gegenteil: Wir versuchen, voneinander und miteinander zu lernen und zu wachsen. Das ist unabhängig von bestimmten Ergebnissen. Gerade wenn es mal nicht läuft, ist es hilfreich, nachzufragen, wie man mit bestimmten Dingen umgehen kann. Aber das geschieht gegenseitig.
Ulrike John: Zuletzt gegen Vietnam, aber auch davor zum Beispiel gegen Brasilien knirschte es noch mächtig. Trotzdem ist der WM-Titel das Ziel - was macht Sie so optimistisch?
Martina Voss-Tecklenburg: Ich würde es etwas anders formulieren. Dass wir uns hohe Ziele setzen, ist absolut richtig und nur das macht für uns Sinn. Wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass wir das Potenzial und die Qualität haben, um diesen Titel mitzuspielen, dann würden wir das Ziel auch nicht ausrufen. Ich finde es toll, dass die Spielerinnen diesen Glauben in sich tragen. Es hat auch mal geknirscht und gehakt. Wir können das jedoch ganz gut einordnen und es hat alles gute Gründe. Die muss ich auch nicht wiederholen. Wir wissen aber auch, was wir können, was wir wollen, wo unser Weg hingehen kann. Uns ist klar, dass am Ende viele Dinge zusammenkommen müssen.
Ulrike John: Was passiert mit dem Boom im deutschen Frauenfußball, wenn ihr Team im Achtelfinale gegen Brasilien oder Frankreich aus dem Turnier fliegt?
Martina Voss-Tecklenburg: Wenn wir - egal in welchem Spiel - am Ende vom Platz gehen und sagen können: Wir haben alles aus uns herausgeholt, dann muss man das Gesamte bewerten. Von daher würde ich diese ganze Entwicklung nicht von einem bestimmten Moment abhängig machen. Wir haben ja das Finale bei der EM auch nicht gewonnen. Trotzdem sind uns die Herzen zugeflogen und man hat den Gesamtkontext dieser Leistung gesehen. Deshalb bin ich da erst mal entspannt.
Ulrike John: Gleich acht Spielerinnen aus der Startelf vom 1:2 im WM-Viertelfinale 2019 gegen Schweden könnten Sie in Australien wieder von Anfang an einsetzen. Ihr WM-Gerüst ist zudem fast deckungsgleich mit dem der EM in England im vergangenen Jahr. Kommt da zu wenig nach?
Martina Voss-Tecklenburg: Nein, gar nicht. Das heißt nur, dass wir eine gute Achse haben, eine gewisse Kontinuität und dass Spielerinnen weiter gewachsen sind in ihrer Persönlichkeit. Nehmen wir mal eine Lena Oberdorf, eine Klara Bühl, eine Giulia Gwinn, die heute ein anderes Standing haben. Wir sehen Entwicklungspotenziale, wir haben uns für bestimmte Spielerinnen entschieden, um genau das voranzutreiben. Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland sagen müssen, wir haben Nachwuchsprobleme, weil wir in den letzten Jahren viele junge Spielerinnen etabliert haben. Jule Brand kann ich da noch nennen, Nicole Anyomi. Ich würde es auch gar nicht abhängig machen vom Alter. Man sieht, wie sich eine Merle Frohms entwickelt hat. Ich freue mich, wenn sich auch 28-, 29- oder 30-Jährige weiterentwickeln. Das ist bei uns permanent so. Auch ältere Spielerinnen wie Marina Hegering und Svenja Huth lernen immer noch dazu. Das ist das Coole an dieser Mannschaft, dass niemand sagt: Ich weiß es schon, ich kann es schon, ich habe schon alles gesehen.
Ulrike John: Was muss die Nationalspielerin der Zukunft mitbringen in diesem Sport, der sich rasant weiterentwickelt?
Martina Voss-Tecklenburg: Das ist eine spannende Frage, die ich jetzt noch gar nicht beantworten kann. Ich bin schon so lange dabei, aber selbst ich war ein Stück weit überrascht von dieser Entwicklung - im positiven Sinne. Man ist ja bei einer WM immer überrascht, was bei anderen Teams möglich ist. Das ist ein tolles Zeichen. Es ist vor allem das Zukunftsthema mentale Gesundheit, weil über die größere Sichtbarkeit mehr im Umfeld passiert. Du hast mehr Druck, mehr Mediendruck, aber du darfst nicht in die Situation kommen, dass du dich da überfordert fühlst. Zum Beispiel wird das Thema Soziale Medien immer größer. Viele Nationalspielerinnen haben das bisher selbst gemacht. Jetzt brauchen sie da Unterstützung von ihren Beratern, weil es sonst ein Overload ist.
Ulrike John: Alexandra Popp ist seit ihren EM-Auftritten der große Star im Team. Wie gehen die anderen Spielerinnen damit um?
Martina Voss-Tecklenburg: Das wird bei uns gar nicht thematisiert. Wir empfinden das gar nicht so, weil viele andere sich auch weiterentwickelt haben. Es gibt keinen Neid, sondern jedem ist klar, dass Stürmerinnen oft etwa mehr im Fokus stehen. Defensivspielerinnen werden auch selten Weltfußballerinnen. Wir freuen uns einfach über die gesamte Entwicklung, die wir gerade anschieben. Darüber Vorbilder zu sein für viele Mädchen und Jungs, die den Weg zum Fußball finden.
Zur Person: Martina Voss-Tecklenburg ist in Duisburg geboren und lebt mit ihrem Ehemann, dem Unternehmer Hermann Tecklenburg, in Straelen. Aus einer früheren Beziehung hat sie die erwachsene Tochter Dina, die im vergangenen Jahr Töchterchen Lima zur Welt brachte und die Fußball-Bundestrainerin damit zur Oma machte. Für die DFB-Frauen bestritt Voss-Tecklenburg 125 Länderspiele und war viermal Europameisterin und einmal Vize-Weltmeisterin. Sie spielte einst für den TSV Siegen und den FCR 2001 Duisburg. Seit 2018 ist sie Trainerin des deutschen Nationalteams, betreute zuvor die Auswahl der Schweiz. Ihr Vertrag beim DFB läuft bis 2025.
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06.07.2023 - 21:52 Uhr | News | Quelle: dpa
WM-Kader der DFB-Frauen wird am Samstag bekannt gegeben
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wird am Samstag den deutschen Kader für die Fußball-Weltmeisterschaften bekannt geben. Am Vormittag werde sie Einzelgespräche mit Spielerinnen führen, sagte die 55-Jährige am Donnerstag bei der Pressekonferenz in Herzogenaurach. Die Vize-Europameisterinnen treffen im letzten Testspiel vor dem Turnier in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) am Freitagabend (20.30 Uhr/ARD) in Fürth auf WM-Außenseiter Sambia.
Derzeit umfasst das deutsche Aufgebot 28 WM-Kandidatinnen. Im offiziellen Kader dürfen 23 Spielerinnen stehen. Offen ließ Voss-Tecklenburg, ob sie wegen der weiten Anreise - wie schon erwogen - ein, zwei Akteurinnen als Backup für mögliche kurzfristige Nachnominierungen bei Ausfällen mit nach Australien nimmt. Am Dienstag fliegen die DFB-Frauen nach Sydney.
«Es sind noch nicht alle Entscheidungen getroffen, was die Nominierung angeht», betonte die Bundestrainerin am Ende des zweiten Trainingslagers. Sie freut sich «auf einen stimmungsvollen Rahmen» in Fürth. Man wolle die Fans «noch mal mitnehmen bei unserem letzten Spiel vor der WM». Nach DFB-Angaben waren am Donnerstag 10 300 Tickets verkauft.
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Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
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