England verliert nach gutem Beginn den Faden
Kroatien im Finale! Mandzukic macht die Sensation perfekt
Dank eines 2:1-Erfolgs im Halbfinale im Luschniki-Stadion in Moskau steht Kroatien als Überraschungsfinalist der WM in Russland fest. England erwischte den besseren Start und ging früh in Führung, doch mit zunehmender Spieldauer kam Kroatien besser in die Partie und in der Verlängerung letztlich zum Sieg.
Zlatko Dalic stellte seine Startelf nach dem Elfmeterkrimi gegen Gastgeber Russland (4:3) auf einer Position um: Mit Brozovic entschied sich der kroatische Coach - wie bereits beim 3:0 gegen Argentinien in der Gruppenphase und im Achtelfinale gegen Dänemark (3:2 im Elfmeterschießen) zu einer etwas defensiveren Aufstellung. Kramaric nahm daher auf der Bank Platz.
Englands Coach Gareth Southgate verzichtete nach dem 2:0-Sieg über Schweden im Viertelfinale auf Wechsel und vertraute damit zum dritten Mal in Serie der gleichen Startelf.
Trippier gelingt der Traumstart
Nach abwartenden ersten Minuten bot sich England nach einem Rempler von Modric an Alli in zentraler Position früh eine gute Freistoßchance, die die "Three Lions" prompt nutzten: Trippier trat an und schlenzte den Ball über die hochspringende kroatische Mauer ins rechte obere Toreck, Subasic flog vergeblich (5.). England hatte danach Oberwasser, Maguire köpfte nach einem Eckball per Aufsetzer knapp vorbei (14.). Erst nach einer Viertelstunde kam Kroatien etwas besser ins Spiel, Perisic gab in der 19. Minute aus der Distanz einen nicht ungefährlichen Schuss ab.
Insgesamt allerdings fehlte es den Feurigen ins der Offensive an zündenden Ideen, was allerdings auch daran lag, dass die englische Defensive insbesondere im Zentrum äußerst stabil stand. Selbst blieben die Three Lions durchaus gefährlich: Kane scheiterte links im Fünfmeterraum aus äußerst spitzem Winkel am Pfosten, ehe die Fahne des Linienrichters wegen vermeintlicher Abseitsstellung hochging (30.). Der Stürmer hatte sich beim Zuspiel von Alli indes auf gleicher Höhe befunden.
In der 36. Minute wurde Alli diesmal von Kane am Strafraum in Szene gesetzt, vergab unbedrängt jedoch recht deutlich. So blieb es zur Halbzeit bei der knappen, aber verdienten Führung für England.
Perisic bricht den Bann - und trifft Alu
Nach der Pause übernahmen die Kroaten mehr Spielanteile, was allerdings nichts daran änderte, dass es Modric & Co. an Tempo und Durchschlagskraft fehlte, um die englische Defensive ernsthaft in die Bredouille zu bringen. Doch dies sollte sich ändern. Zunächst wurde Perisic mit der bis dahin besten Schusschance der zweite Hälfte vom Strafraumrand noch geblockt (65.). Doch wenige Minuten später stand es 1:1: Nach einer Flanke von Vrsaljko kam Perisic im Duell mit Walker mit halbhohem Bein artistisch zum Abschluss und bugsierte den Ball gekonnt an Pickford vorbei ins linke Toreck (68.).
Der Ausgleich verlieh den Feurigen sichtlich an Selbstvertrauen. In der 72. Minute gelang Perisic mit einem Schuss an den rechten Pfosten beinahe der Doppelschlag, den Abpraller platzierte Rebic schließlich genau Pickfords Arme. Die englische Abwehr zeigte plötzlich Nerven und bescherte den Kroaten so weitere Gelegenheiten (Manzukic 83., Perisic 84.). Nachdem England lediglich noch bei einer Standardsituation in der Nachspielzeit durch einen Kane-Kopfball ein wenig Gefahr ausstrahlte (90.+1), ging es in die Verlängerung.
Mandzukic entscheidet abgebrüht
Besonderheit: Bis zum Ende der regulären Spielzeit hatte es auf beiden Seiten nur einen einzigen Wechsel (Rashford für Sterling, 74.) im Spiel gegeben. Seit der Einführung der Spielerwechsel hatte es dies zuvor nur in einem einzigen WM-Halbfinale gegeben, 1970 bei der Partie Brasilien gegen Uruguay.
In der Verlängerung wirkten die Three Lions wieder etwas erholt und erarbeiten sich mehr Spielanteile. Zudem hatte Stones mit einem wuchtigen Kopfball nach einer Ecke, den Vrsaljko auf der Linie entschärfte, die erste hochkarätige Chance in der Verlängerung (99.). Kurz vor dem erneuten Seitenwechsel scheiterte dann der im Fünfmeterraum freigespielte Mandzukic aus kurzer Distanz am mit letztem Einsatz reagierenden Pickford (105.+2).
Nach der Halbzeit in der Verlängerung waren plötzlich die Feurigen wieder oben auf - und wie! Brozovic verzog nach einem Eckball direkt nur knapp (108.), doch kurz darauf gelang dem von Perisic freigespielten Mandzukic aus halblinker Position im Strafraum das 2:1 (109.). Danach fanden die Engländer, die ab der 116. Minute zudem zu zehnt ausgekommen mussten, weil Southgate bereits viermal gewechselt hatte und Trippier verletzt nicht weitermachen konnte, keine passende Antwort mehr. Und so stand nach vier Minuten Nachspielzeit der sensationelle Finaleinzug Kroatiens fest.
Wer stößt Deutschland vom Thron und wird Weltmeister? Am Sonntag (17 Uhr) fällt in Moskau die Entscheidung zwischen Frankreich und Kroatien. Einen Tag vorher (16 Uhr) kämpfen Belgien und England in Sankt Petersburg um den dritten Platz.
Quelle:
http://www.kicker.de/news/fussball/weltm...gland.html