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13.09.2023 - 13:29 Uhr | News | Quelle: dpa
Bundesliga startet mit WM-Bürde: «Man spürt halt keinen Schub»
©FC Bayern München
Welche Auswirkungen hat das Desaster von Australien auf die Fußball-Bundesliga der Frauen? Der Meistertrainer glaubt: keine. Aber es gibt auch kritische Stimmen.
Die Frage nach einem Rückschlag nach der verkorksten Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland beschäftigt die gesamte Frauen-Bundesliga. Mit vielen Fragezeichen starten die Fußballerinnen um Titelverteidiger FC Bayern München und Champions-League-Finalist VfL Wolfsburg am Wochenende in die neue Saison. «Ich glaube nicht, dass so etwas passiert wie nach der WM 2011 in Deutschland, auch weil die Mannschaft bis zum letzten Moment ihren Willen gezeigt hat. Aber es könnte passieren, dass die Euphorie etwas gebremst wird, die seit der Europameisterschaft im letzten Jahr in Gang gekommen ist», urteilte Ex-Nationaltorhüterin und TV-Expertin Almuth Schult im «11 Freunde»-Interview.
Der Boom nach der erfolgreichen EM in England könnte erst mal gestoppt werden. Die Frauen des FC Bayern haben an diesem Freitag jedenfalls ein Problem - den FC Bayern. Während das Meisterteam von Trainer Alexander Straus um 18.15 Uhr (ZDF/DAZN und MagentaSport) die Bundesliga-Saison vor etwa 10 000 Fans beim SC Freiburg eröffnet, empfangen die Männer aus München knapp zwei Stunden später Tabellenführer Leverkusen zum Spitzenspiel. Das branchenübliche Getöse rund um die Männerpartie droht den Saisonauftakt der Fußballerinnen in der öffentlichen Wahrnehmung völlig zu verschlingen.
Eine Sorge, die auch mit dem Vorrunden-Aus des deutschen Teams bei der WM zu tun hat. 2011 bei der Heim-WM hatte es mit dem Viertelfinal-K.o. gegen den späteren Weltmeister Japan ebenfalls eine herbe Enttäuschung gegeben.
«Natürlich hätte eine deutlich erfolgreichere WM sicherlich nicht geschadet, was die Euphorie im Frauenfußball-Umfeld angeht, auch im Hinblick auf den ersten Spieltag», sagte Ralf Zwanziger, Leiter des Mädchen- und Frauenfußballförderzentrums der TSG 1899 Hoffenheim: «Man spürt halt keinen Schub.»
Kein WM-Titel, kein Boom, keine Aufmerksamkeit? Vielleicht eine zu einfache Rechnung. Denn die Liga wächst, mancherorts moderat, andernorts deutlich. So verweist der Deutsche Fußball-Bund (DFB) auf die massiv gestiegenen Zuschauerzahlen in der vergangenen Saison - von nicht einmal 1000 Fans im Schnitt auf über 2700. «Wir glauben daran, dass es eine absolute nachhaltige Entwicklung ist», sagte Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb beim DFB. Viel erhoffen sich alle Verantwortlichen vom neuen Titelsponsor der Liga (Google Pixel) und vom neuen, bis 2027 laufenden Fernsehvertrag mit gleich drei Anbietern (Sport1, DAZN, MagentaSport). Auch ARD und ZDF übertragen öfter als bisher. Erstmals gibt es dabei Montagabendspiele.
Vizemeister VfL Wolfsburg mit DFB-Kapitänin Alexandra Popp hat die Zahl der verkauften Dauerkarten aus dem Vorjahr fast verdoppelt - von 1000 auf 1800. Eintracht Frankfurt, im Vorjahr Dritter, weiß nun mindestens 658 Dauerkarten-Inhaber hinter sich. In der vergangenen Saison waren es 500. Und der Dorfclub Hoffenheim, zuletzt Vierter? Verkündete zumindest eine gewisse Stabilität. 103 verkaufte Dauerkarten habe man abgesetzt.
«Ich glaube, das hat gar keine Auswirkungen», sagte Bayern-Trainer Straus zum WM-Desaster. Die Nachfragen nach Tickets seien viel höher gewesen als im vergangenen Jahr. «Dieser Zug hat den Bahnhof verlassen und Fahrt aufgenommen. Ich bin stark davon überzeugt, dass ein Schlagloch, wie es jetzt Deutschland und auch andere Länder bei der WM erlebt haben, die Bewegung nicht stoppen wird», erklärte der Coach aus Norwegen.
Glücklich machen soll die Vereinsbosse erneut das Konzept der sogenannten Highlight-Spiele: Für ausgewählte Bundesliga-Partien ziehen die Clubs von ihren kleinen in große Stadien der Männer. Damit das auch alle mitbekommen, wird vorab fleißig Werbung gemacht. In der vergangenen Saison klappte das hervorragend: 38 365 Fans stellten beim Spiel 1. FC Köln - Eintracht Frankfurt einen Liga-Rekord auf. Tobias Trittel vom VfL Wolfsburg, Vorsitzender des DFB-Ausschusses Frauen-Bundesligen, schaut «unheimlich positiv» auf die neue Runde und glaubt, «dass die WM erst mal keine großen Einschnitte auf unsere Liga haben wird.»
Aber es gibt auch skeptische Stimmen. «Mir wäre es wichtiger, dass man irgendwann mal dahinkommt, dass Frauenfußball so angenommen und angesehen wird, dass zum Beispiel zu einem Heimspiel wie jetzt gegen Duisburg 1500 bis 2000 Zuschauer kommen - ohne, dass man dafür besondere Dinge tun muss», sagte Zwanziger, der sich mehr Nachhaltigkeit wünscht: «Da wäre ich glücklicher drüber als über ein Highlight-Spiel mit 10 000 Fans, die dann beim nächsten Mal nicht mehr kommen.»
Die DFB-Verantwortlichen hatten schon unmittelbar nach dem WM-Aus der Auswahl von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg geahnt, dass dies für die Liga ein Rückschlag sein könnte. «Wir haben eine große Chance verpasst, für die neuen Generationen Vorbilder zu schaffen durch einen Erfolg hier bei diesem Turnier», sagte Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften, damals in Australien.
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14.09.2023 - 18:39 Uhr | News | Quelle: dpa
Fußballerinnen des FC Bayern heißester Titelkandidat
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©FC Bayern München
Vor dem Start in die Fußball-Bundesliga gilt Meister FC Bayern unter den Trainerinnen und Trainern als Titelkandidat Nummer eins. Knapp dahinter folgt der VfL Wolfsburg.
Die Fußballerinnen des deutschen Meisters FC Bayern gehen als Favorit in die neue Bundesliga-Saison. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Fußball-Bundes unter den Cheftrainerinnen und -trainern der zwölf Erstligisten. Sechsmal wurden die Münchnerinnen als Team mit den größten Titelchancen genannt, als härtester Rivale wird demnach Vizemeister VfL Wolfsburg erwartet. Die FCB-Spielerinnen eröffnen die Saison am Freitag um 18.15 Uhr (ZDF/DAZN und MagentaSport) beim SC Freiburg.
«Wir werden alles dafür tun, um unseren Erfolg der vorherigen Saison zu wiederholen», kündigte Bayerns Coach Alexander Straus (47) an, der neben seiner Elf auch Wolfsburg und Eintracht Frankfurt weit vorn in der Tabelle erwartet. «Aber auch Mannschaften wie die TSG Hoffenheim, Bayer 04 Leverkusen oder der SC Freiburg werden versuchen, hier anzugreifen, denn sie haben das Zeug dazu.»
Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot, dessen Team in der vergangenen Runde den DFB-Pokal gewann und das Champions-League-Finale erreichte, gab sich selbstbewusst: «Wir gehen mit der klaren Zielsetzung in die Saison, Deutscher Meister zu werden», sagte der 34-Jährige. «Unser Hauptkonkurrent wird sicherlich wieder der FC Bayern München sein.»
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15.09.2023 - 09:54 Uhr | News | Quelle: soccerdonna | von: Thomas Deterding / Kay Ole Schönemann
Rann: Wollen alle, dass dieser Sport nach vorne kommt
©Kai Heuser
Am Freitag startet die Frauen-Bundesliga in die Saison 2023/24. Soccerdonna sprach im Vorfeld ausführlich mit Christina Rann über ihre Erwartungen an die neue Spielzeit und die Sommertransfers der Bundesligisten. Die SPORT1-Kommentatorin wünscht sich eine finanzielle Grundversorgung im Profi-Bereich, erklärt, warum der Frauen-Fußball im Vergleich toleranter ist, blickt zurück auf die WM und bezieht deutlich Stellung zum Fall Rubiales.
Soccerdonna: Bundesliga, 3. Liga, WM, Champions League – Du moderierst und kommentierst momentan mehrgleisig – nun kommt auch die Frauen-Bundesliga für SPORT1 neu dazu. Wie groß ist die Vorfreude auf den Saisonstart?
Christina Rann: Der Fokus liegt momentan tatsächlich voll auf der Frauen-Bundesliga und die Vorfreude ist groß, wenn es jetzt richtig losgeht und die Mädels endlich starten. Da die WM ja aus deutscher Sicht leider ein bisschen früher vorbei war, fühlte sich diese Pause dazwischen noch etwas länger an. Aber ich freue mich jetzt echt auf den Saisonstart und insbesondere auf unseren Auftakt mit SPORT1 am Sonntag, wenn die Wolfsburgerinnen Bayer Leverkusen empfangen.
Soccerdonna: Und ansonsten darf man sich als Fan ab sofort auf den Montagabend freuen …
Christina Rann: Absolut. insgesamt werden es 22 Spiele auf SPORT1 sein – alle Montagsspiele, alle Top-Spiele. Ein, zwei Sonntagspartien sind dann auch dabei, wie jetzt am ersten Spieltag. Ich freue mich vor allem auch auf das Zusammenspiel im Team mit Maik Franz und Lili Engels.
Soccerdonna: Da grätschen wir einmal direkt – im wahrsten Sinne des Wortes – dazwischen: Was verbindet eigentlich den beinharten Ex-Verteidiger Maik Franz mit der Frauen-Bundesliga?
Christina Rann: Ich glaube, er ist ein perfektes Bindeglied zwischen denen, die viel Männerfußball schauen und denen, die sich für den Frauenfußball interessieren. Maik arbeitet mit der Fußball-Akademie „11Teamsports“ zusammen und trainiert in diesem Rahmen auch viele Mädchen. Er hat deswegen auch einen engen Bezug und viel Erfahrung. Ich glaube, dass wir als Duo sehr gut funktionieren und finde auch die Kombi aus Kommentatorin und Experte spannend – andersherum ist man das ja vielleicht schon mal gewöhnt, in dieser Konstellation weniger. Ich persönlich halte Maik inhaltlich für die perfekte Besetzung – und seine „Berliner Schnauze“ wird uns allen guttun. (lacht)
Soccerdonna: Kurzer Rückblick: Deine Zeit als Stadionsprecherin beim Hamburger SV endete im Sommer – wie kam es eigentlich dazu?
Christina Rann: Letztlich war das eine Entscheidung vom Verein, die wir dann auch gemeinsam so kommuniziert haben.
Soccerdonna: Im Rahmen der SPORT1-Pressemitteilung sprachst Du von Vorfreude, „den Fußball wieder neu zu denken und zu erleben“. War es für Dich persönlich auch wieder Zeit für eine Veränderung?
Christina Rann: Darauf zielte die Wortwahl gar nicht ab. Der Perspektivwechsel zur Stadionsprecherin war ja schon spannend und neu für mich. Die nun kommende Aufgabe ist wieder ein bisschen was anderes, nicht zuletzt aufgrund des starken Fokus’ auf den Live-Kommentar. Ich habe natürlich sehr viel als Field-Reporterin und als Moderatorin gemacht. Jetzt kommt wieder eine neue Sichtweise für mich hinzu und zudem hat der Frauenfußball einige Eigenschaften, die ich total spannend finde und die sich gerade entwickeln. Es ist ein wesentlich toleranterer Sport, es gibt taktisch sehr viel zu sehen und zu entdecken – und natürlich der Punkt, der breiten Masse erstmal zu erklären: Wer spielt denn da eigentlich, wer sind die denn da eigentlich? So vieles, was lange eher versteckt stattgefunden hat, jetzt auf die große Bühne zu bringen, das reizt mich total und darauf freue ich mich.
Soccerdonna: Wo siehst Du im Zuge dieser allgemeinen Entwicklung zu mehr Sichtbarkeit aktuell die größten Herausforderungen für die Liga, aber auch für Deine persönliche Arbeit?
Christina Rann: Es entwickelt sich ja gerade so viel. Wir müssen z.B. darüber diskutieren, wie das mit so vielen Fans im Stadion läuft? Also wir freuen uns natürlich erstmal darüber, das bringt aber natürlich auch für die Spielerinnen eine andere Aufmerksamkeit und auf Sicht eine neue Form des Alltags mit sich. Das heißt, wir haben andere Themen, die in diesem Bereich dazu kommen und die man beispielsweise im professionellen Herrenbereich schon lange beackert. Die Entwicklung nimmt jetzt Fahrt auf, ich finde aber, dass sie eine gute Geschwindigkeit hat. Deswegen macht es mir auch Spaß dort persönlich mehr reinzugeben – ich habe sehr, sehr lange über Männerfußball berichtet und habe immer darum gekämpft, natürlich auch da gleichberechtigt zu sein und bin so meinen Weg gegangen. Irgendwann habe ich mich dann bewusster damit auseinandergesetzt, was eigentlich mit den Frauen ist, die diesen Sport betreiben, über den man so lange berichtet und den man so gerne macht. Und deswegen finde ich es unheimlich toll, in dieser Phase mit dabei sein zu dürfen.
Soccerdonna: Du hast den Vergleich zur Situation im Männerfußball gerade angerissen – ganz plakativ gefragt: Wo sind die größten Unterschiede, auch was Deine Arbeit angeht?
Christina Rann: Das Kulturelle ist etwas, was mir positiv auffällt. Bei den Frauen geht es momentan wirklich noch toleranter zu. Mich interessiert es persönlich als Kommentatorin nicht, wen man liebt. Ich vergleiche das gerne mit meinen Erfahrungen aus der Männer- Handball-Berichterstattung, denn da habe ich so ähnlich empfunden: Dieses „Auf-dem-Platz“, diese absolute Wettkampfhärte auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite dann im ganzen Umfeld eben auch ein unterstützendes System, in dem tolerant und respektvoll miteinander umgegangen wird, der Sport im Fokus steht und alle das gleiche Ziel haben.
Ich finde das so spannend, weil sich das in meiner Wahrnehmung auch auf die Sender überträgt. Jetzt haben wir eine Situation, in der viele Sender immer mehr berichten und wir haben alle das gleiche Ziel: Wir wollen, dass dieser Sport nach vorne kommt. Wir wollen, dass darüber berichtet wird, weil wir es spannend finden, weil wir es toll finden, dabei zu sein. Und das ist etwas, was so wenig mit Konkurrenzdenken zu tun hat, sondern wirklich ein unterstützendes System schafft. Das halte ich momentan für den größten Unterschied.
Soccerdonna: Und sportlich betrachtet?
Christina Rann: Sportlich betrachtet diskutiere ich auch immer viel und sage: Für mich gibt es keinen Unterschied, weil ich das Spiel genauso spannend finde. Die Wettkampfhärte ist da, da ist in den letzten Jahren sehr viel passiert, auch in Sachen Körperlichkeit. Von daher komme ich bei dieser Debatte langsam an einen Punkt, an dem ich sage: „Kommt Leute, wo wollt ihr denn jetzt wirklich sportlich oder taktisch noch einen großen, elementaren Unterschied sehen?“ Aber diese Diskussion bleibt manchmal natürlich nach wie vor schwierig.
Soccerdonna: Du hast als Frau Deinen Weg in der Männer-Domäne Fußball erfolgreich gemacht. Vor dem Hintergrund der angerissenen Diskussionen: Gab es in Deinem Werdegang Situationen, in denen Du Dich ungleich behandelt fühltest? Bzw. anders gefragt: Was hat sich im Laufe der Zeit ggf. verändert?
Christina Rann: Ich habe 2008 angefangen als Video-Journalistin, damals bei kicker TV. Und da war es noch ungewöhnlich, dass auch eine Frau mit Kamera und Mikrofon an den Trainingsplätzen der Männervereine aufgetaucht ist. Allein dahingehend hat sich sehr, sehr viel getan, insbesondere, wenn man auf den Posten der Moderatorinnen schaut. Was das Thema Kommentatorinnen angeht, bin ich, wie einige andere auch, nun mit dabei, die vorherrschende Situation ein Stück weit mehr aufzubrechen. Ich hatte zwischendurch das Gefühl, dass das noch die letzte Bastion ist, die aus Männer-Sicht manchmal noch hart verteidigt wird. Gerade wenn es um Diskussionen über die Stimme geht usw. …
Soccerdonna: Wie kommen letztere bei Dir an?
Christina Rann: Für mich persönlich ist es mittlerweile zur Gewohnheit geworden, auch mal eine Frauenstimme zu hören – das ist aktuell ja eher Gang und Gebe. Trotzdem bin ich immer wieder erstaunt, wenn diese unsichtbaren Barrieren in den Fokus rücken oder ein Feedback á la „das ist nicht normal, dass Du das machst“ kommt. Regelmäßig wird mir auch noch die Frage gestellt: „Du interessierst Dich auch wirklich für Fußball?“ Ich glaube, das würde man einen Mann, der in diesem Bereich arbeitet, niemals fragen. Das sind die kleinen Unterschiede, aber es gibt auch viele Situationen, wo ich eben diese im Vergleich zu vor 15 Jahren nicht mehr bemerke und das freut mich dann um so mehr – gerade auch für die jüngeren Kolleginnen, die nachkommen und sich in einer ganz anderen „Welt“ entwickeln können. Das klinge ich jetzt wahrscheinlich wie eine sehr alte Frau! (lacht)
Soccerdonna: SPORT1 oder auch DAZN setzen bewusst auf ein verstärktes Engagement im Frauen-Fußball – wie erklärst Du Dir die Tatsache, dass es vor der WM so ein langes Hin- und Her zu den Übertragungsrechten gab?
Christina Rann: Ich war bei den Verhandlungen natürlich nicht dabei, deswegen finde ich es schwierig, das zu bewerten. Von außen kann ich nur sagen, dass wir sehr lange alle gemeinsam gehofft haben, dass die Übertragung zustande kommt. In den einzelnen Faktoren, die da zum Tragen kommen, stecke ich nicht tief genug drin – wer verlangt mehr, wer kann mehr zahlen, wer kann mehr geben etc. Letztlich kann man den Sendern nur von außen sagen: „Gut, dass ihr das gemacht habt.“ Und die Quoten haben auch gezeigt, dass da sehr, sehr viel passiert und großes Interesse vorhanden ist.
Soccerdonna: Oft hört man von Kritikern, das mediale „Pushen“ des Frauen-Fußballs sei eben gerade „woke“, einen großen Markt dafür gebe es in der Realität aber nach wie vor nicht – was entgegnest Du solchen Stimmen?
Christina Rann: Ich halte das für Quatsch. Ich glaube, dass der in diesem Zusammenhang auch oftmals genutzte Begriff „Hype“ gar nicht mehr zur Realität passt, die wir erleben. Vielmehr besteht ein grundsätzliches gesellschaftliches Interesse daran, dass Frauen Sport treiben und wir dem natürlich auch zugucken. Und vielleicht hätten ein paar Prozent mehr noch einen Zugang gefunden, wenn das Turnier auch für Deutschland länger angedauert hätte. Eine vielleicht auch fußballferne Masse, die man erreicht und die dann auch im nächsten Schritt sagt: „Ach Mensch, die Spielerin kenne ich, da schaue ich vielleicht mal im ersten Ligaspiel vorbei.“
Ich glaube, dass eine breite Masse an interessierten Menschen da ist. Und dass dieses frühe sportliche Aus bei der WM so viele Leute und auch die Medien im Nachgang so beschäftigt hat, ist ein gutes Zeichen. Das wäre vor einigen Jahren noch weniger intensiv ausgefallen. Öffentliche Kritik, Lob, Analyse der sportlichen Leistungen – das ist es, was dieser Sport braucht und was auch die Spielerinnen sich wünschen. Und darum geht es auch für uns im Rahmen der Bundesliga-Berichterstattung.
Soccerdonna: Du engagierst Dich aktuell auch im Rahmen einer Medienkampagne des Hamburger Sportbunds zum Thema „Mehr Frauen in Sportvereinen“ – was kannst Du uns darüber erzählen?
Christina Rann: Das ist eine tolle neue Initiative vom Hamburger Sportbund und der Stadt Hamburg, die „Active City“, und der Hamburger Senat unterstützt das Ganze mit 500.000 Euro an Fördergeld. Es geht darum, dass tatsächlich auch in der Basis in Hamburg die Vereine ganz speziell schauen, wie sie mehr Mädchen und Frauen in die Sportvereine bekommen. Und da ist im Vergleich die Kluft zwischen Männern und Frauen tatsächlich sehr groß und dass nicht nur im Fußballbereich. Ich durfte letztes Jahr den Gleichstellungsbericht präsentieren hier beim Hamburger Sportbund und habe mit den Ohren geschlackert, als ich die Zahlen gesehen habe. Es geht im Zuge der Kampagne nicht nur darum, mehr Frauen und Mädchen zum Sport treiben zu bewegen, sondern auch darüber hinaus eine Teilnahme im Vereinsleben zu fördern und zu unterstützen, beispielsweise in den Positionen der Übungsleiterinnen, Schatzmeisterinnen oder Präsidentinnen. Wenn man da in die Führungsebenen in den Hamburger Vereinen im Breitensport schaut, ist auch da noch sehr viel Luft nach oben. Ich freue mich sehr über diese Initiative und dass ich ein Teil davon sein und die Message #mehrvonuns nach außen tragen darf.
Soccerdonna: Ein aktuelles Thema, auf das wir später noch eingehen ist der Fall Rubiales – an dieser Stelle schonmal eingeschoben: Ist es ein Problem für die Entwicklung des Frauen-Fußballs, dass auf Führungsebene bei Vereinen und Verbänden nach wie vor meist Männer das Sagen haben?
Christina Rann: Definitiv muss da noch mehr passieren. Es ist gut, dass es mittlerweile auffällt und man genauer hinschaut, wo eigentlich Frauen in Verantwortung sind. Auch beim DFB tut sich dahingehend ja etwas, Generalsekretärin Heike Ullrich ist ein sehr positives Beispiel. Auch sie hat aber die Erfahrung machen müssen, dass man sie sehr lange nicht in ihrer Funktion respektiert, sondern sie immer mit dem Frauenfußball verbunden hat, obwohl sie für den gesamten Spielbetrieb verantwortlich ist. Deswegen finde ich auch, dass noch mehr Frauen in Führungspositionen gehören, weil dadurch Entscheidungsprozesse einfach heterogener werden, der Blickwinkel oft auch nochmal ein anderer ist. Und das tut der Sache ja immer gut.
Soccerdonna: Wie bewertest Du die Debatten um die Bezahlung im Frauen-Fußball?
Christina Rann: Eine in diesem Zuge oft thematisierte „Angleichung“ empfinde ich allein deshalb als extrem schwierig, wenn man sich anschaut, welche Gehälter in der Männer-Bundesliga gezahlt werden. Die Basis ist ja erstmal ein Grundgehalt – es gibt ein paar Vereine, Nürnberg zum Beispiel, die zahlen das erste Mal überhaupt dem kompletten Kader ein Grundgehalt. Das muss man sich mal vorstellen. Ich wünsche mir für alle Spielerinnen, dass eine Grundversorgung gesichert ist. Dafür, dass sie so viele Menschen mitnehmen – was ich ja so an der Fußballkultur im Allgemeinen schätze – und ihre Knochen hinhalten, haben sie das mehr als verdient.
Soccerdonna: Auch beim Thema Sponsoring scheint im Frauen-Fußball noch viel Luft nach oben.
Christina Rann: Absolut. Aber auch viele Unternehmen verstehen langsam, dass der Frauen-Fußball auch ein Business Case ist. Das soll jetzt keine Werbung sein, aber mit „Google Pixel“ kommt in der Bundesliga wieder ein starker Partner dazu. Der Sport ist professionell und auch die Finanzierung sollte professionell sein. Und trotzdem muss man schauen, dass Vereine ihre Abteilungen in Ruhe wachsen lassen können. Ich hoffe, dass immer mehr Klubs ihre Frauenabteilungen auf Sicht professionalisieren und auf sichere Füße stellen können.
Soccerdonna: Klubs wie der FC Bayern haben im Sommer einige hochkarätige Transfers getätigt …
Christina Rann: … und ich weiß auch noch genau, als die Push-Mitteilung der Transfers von Magdalena Eriksson und Pernille Harder bei mir aufschlug – und die hatte den Effekt, dass ich mich so gefreut habe, wie bei anderen großen Transfers im Männerbereich, „Ruud van Nistelrooy zum HSV“ oder sowas. (lacht) Es war auch total spannend zu hören, dass mir viele Spielerinnen bei den Media Days kürzlich gesagt haben, dass die beiden sich so schnell in diesem Team zurechtgefunden haben. Die Mischung beim Meister ist gut, du hast zum Beispiel mit Eriksson so eine erfahrene Spielerin an Bord geholt und auf der anderen Seite beispielsweise eine 22-jährige Maria Luisa Grohs im Tor, die noch so viel lernen kann. Ich bin total gespannt auf die Abwehr der Bayern.
Soccerdonna: Trotzdem ist die Kluft zwischen den Münchnerinnen, Wolfsburg und Co. auf der einen und finanziell schwächer gestellten Klubs auf der anderen Seite nach wie vor groß.
Christina Rann: Und umso respektabler ist es, wie insgesamt in der Liga alles probiert wird, um die Strukturen zu verbessern und für alle zum Beispiel einen guten Trainingsstandard zu haben. Es gibt natürlich diese Spitzengruppe, aber das ist in allen anderen Sportarten auch so. Dennoch, wie eben schon erwähnt: Dass manche vielleicht noch immer kein Grundgehalt bieten können, nicht auf den Trainingsplatz können, weil es da kein Flutlicht gibt – überspitzt gesagt –, das sind diese Verrücktheiten und Dinge, die missständig sind.
Soccerdonna: Teams wie Turbine Potsdam, SC Sand oder SGS Essen dürften auf Sicht auch aufgrund der neuen Regel aus der Bundesliga verdrängt werden, wonach Männervereine entweder eine Kooperation mit einer Frauenmannschaft eingehen oder selbst eine solche stellen müssen. Wie stehst Du dazu?
Christina Rann: Grundsätzlich ist die Idee dahinter keine verkehrte und ich hoffe, dass man in diesem Prozess auch Rücksicht darauf nimmt: Was sind wirklich die Bedingungen vor Ort für einen Verein? Es sollte ein ernsthaftes Engagement nach sich ziehen und nicht zu einer Denke wie „Oh, jetzt müssen wir das mit dieser Frauen-Mannschaft auch noch umsetzen“ führen. Man sollte der Idee eine Chance geben und dann im nächsten Schritt in erster Linie das Feedback der Vereine hören.
Soccerdonna: Dein Einlauftipp für die Frauen-Bundesliga-Saison 2023/24?
Christina Rann: Mit Tipps bin ich immer ganz schlecht. (lacht) Ich denke, es wird sich am Ende wieder zwischen Wolfsburg und Bayern entscheiden. Ich finde Frankfurt aber auch total spannend: Wie kommen die damit klar, dass sie jetzt in der Champions League unterwegs sind? Vielleicht ist im oberen Tabellendrittel noch ein bisschen mehr Musik drin, als im letzten Jahr, ich bin sehr gespannt, wie sich die Spitzengruppe erweitert. Wie viel Anschluss bspw. eine Mannschaft wie Hoffenheim wirklich halten kann. Wird es eine Mannschaft geben, die am Anfang überraschend wirbelt und die man im Vorfeld vielleicht noch nicht auf dem Zettel hatte? Und was ist mit den Aufsteigerinnen? Ich bin sehr gespannt auf Leipzig, die auch ganz erfahrene Spielerinnen dabeihaben. Aber mit einem endgültigen Tipp tue ich mich schwer.
Soccerdonna: Kommen wir noch zu Deiner persönlichen WM-Bilanz: Was hat das Turnier im Sommer bewirkt und was waren Deine sportlichen Highlights?
Christina Rann: Es hat bewirkt – und das ist immer erstmal genau so normal wie wichtig –, dass sich die Leute mit Frauenfußball auseinandergesetzt haben. Dass sie geguckt haben. Und zwar nicht nur die deutschen Spiele. Das finde ich total positiv. Man hat gesehen, welches gute Niveau es auf internationalem Level gibt. Das Finale war total spannend und ist eine meiner Highlight-Erinnerungen. Für mich persönlich war es auch eine tolle Erfahrung, als Teil einer weltweiten Gruppe von Frauen für den kanadischen Sender TSN zu kommentieren. Wir waren alle in einer WhatsApp-Gruppe vernetzt und haben uns dort auch fachlich immer ausgetauscht. So konnte ich über die ganze Welt verteilt Kolleginnen und deren Arbeitsweisen kennenlernen. Das bleibt bei mir – und von anderen Dingen, die zuletzt in den Schlagzeilen waren, hätte ich lieber, dass sie nicht bleiben …
Soccerdonna: Du spielst auf Rubiales an, der nach wochenlangem und zähem Hin- und Her zu Beginn der Woche endlich seinen Rücktritt verkündete. Wie blickst Du speziell auf dieses Thema, dass den sportlichen Triumph der Spanierinnen gefühlt komplett überschattete?
Christina Rann: Das Verhalten von Herrn Rubiales war der Versuch, eine ganz alte patriarchalische Struktur zu verteidigen. Dass er sich so in die Ecke gedrängt fühlte, anstatt einfach zuzugeben: „Ich habe da wirklich einen Fehler gemacht“, ist auch für mich völlig unverständlich. Den Ansatz, die Geschehnisse ein Stück weit über das Euphorie-Gefühl erklären zu wollen, verstehe ich. Aber es geht in dieser Sache um die Spielerin und nicht um ihn. Er war übergriffig. Und für mich ist das ein sexueller Übergriff, wenn dich jemand ungefragt auf den Mund küsst. Es wurde danach viel darüber gestritten, ob und wie Jenni Hermoso vielleicht anders hätte reagieren sollen – diese Frau hat gerade ein Weltmeisterschaftsfinale gespielt, sie hat gerade einen riesigen, wenn nicht den größten Erfolg ihrer Karriere gemeinsam mit ihrem Team erzielt und in dieser Sekunde ist es ihr sicherlich nicht möglich, diese Tragweite zu bewerten und entsprechend zu reagieren. Spielerinnen müssen vor solchen Situationen vielmehr von vornherein geschützt werden.
Soccerdonna: Die Szenen werden neben dem sportlichen Teil eines jeden WM- oder Jahresrückblicks sein. Wie sollte man damit auch in der öffentlichen Debatte weiter umgehen?
Christina Rann: Das Ganze hat im Nachklapp, eine absurde Dramatik angenommen, wenn ich beispielsweise an die vom Verband gefälschten Zitate Hermosos denke … Dabei müssen wir auf den Kern zurück. Die öffentliche Diskussion darüber ist gut, aber sie darf eben nicht in diese falsche Richtung á la „Man darf ja gar nichts mehr machen und sagen“ gehen. Dieses Verhalten ist übergriffig und wir können auch ganz in Ruhe und sachlich attestieren: Das macht man nicht. Punkt. Ende.
Soccerdonna: Abschließend: Welchen Stellenwert hat Soccerdonna für Dich und was würdest Du uns für die Zukunft mit auf den Weg geben, wenn Du Dir etwas wünschen könntest?
Christina Rann: Für mich ist Soccerdonna absolute Pflichtlektüre vor einem Spiel. Und damit bin unter Kolleginnen und Kollegen nicht alleine. Es ist ganz lustig, weil ich manchmal auch in Gesprächen kritisiere, dass Informationen über die Spielerinnen noch etwas rar gesät sind und ich dann immer als Antwort bekommen: „Ja, aber guck doch auf Soccerdonna.“ Ich sage dann „ja, das weiß ich doch.“ (lacht) Manchmal ärgere ich mich aber auch, wenn in einem Profil mal eine Größenangabe fehlt oder sowas, das gebe ich zu. Da habt auch ihr noch Luft nach oben! (lacht) Aber insgesamt ist die Seite für mich eine Basis, weil ich weiß, dass das, was ich bei euch finde, valide Informationen sind. Es geht um den Sport, es geht um die Fakten. Und die brauchst du.
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16.09.2023 - 10:38 Uhr | News | Quelle: dpa
Bundesliga: Nicht auf guter Entwicklung ausruhen
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Die Spitzenfunktionäre der Frauen-Bundesliga warnen davor, dass sich der deutsche Fußball auf der zuletzt guten Entwicklung der Liga ausruht. «Das ist ein Triathlon. Gefühlt sind wir gerade aus dem Wasser gestiegen, müssen noch aufs Fahrrad und auf die Rennstrecke», sagte Katharina Kiel, Technische Direktor bei Eintracht Frankfurt, am Freitag bei einer vom DFB organisierten Gesprächsrunde in Kirchzarten bei Freiburg.
In der vergangenen Saison war der Zuschauerschnitt von zuvor nicht einmal 1000 auf über 2700 gestiegen. Der neue Namenssponsor der Liga (Google Pixel) sowie der lukrativere TV-Vertrag sorgen ebenfalls für Zuversicht bei den Clubs. Der nächste wichtige Schritt sei «mehr Sichtbarkeit», sagte Jochen Saier, Sportvorstand des SC Freiburg.
Als Beispiel nannte Saier die Besetzung von Cheftrainer-Posten, da sei der Frauenfußball «noch zu männerlastig». Außer SC-Trainerin Theresa Merk, die mit ihrem Team am Freitag dem Meister FC Bayern ein 2:2 abtrotzte, sind nur Männer für die weiteren elf Bundesligisten als Chefcoach verantwortlich. Grundsätzlich sei es «eine große Aufgabe», den Aufwärtstrend in der Breite «nachhaltig zu gestalten».
DFB-Marketing-Chef Holger Blask sprach die weltweite Entwicklung im Frauenfußball an, «das ist nicht nur ein Hype oder Trend». Er forderte aber auch: «Da müssen wir jetzt schon noch ein paar Schritte gehen.» Vor allem im Mädchenfußball müsse noch einiges getan werden und bei der Verbesserung der Clubstrukturen.
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16.09.2023 - 11:41 Uhr | News | Quelle: dpa
1,63 Millionen sehen Auftakt der Bundesliga im ZDF
Die Fußball-Bundesliga der Frauen ist mit einer ordentlichen TV-Quote in die neue Saison gestartet. 1,63 Millionen Menschen sahen am Freitag das 2:2 des SC Freiburg gegen den FC Bayern München im ZDF. Das ergab nach Angaben des Senders einen Marktanteil von 10 Prozent.
Die Partie wurde zudem vom Telekom-Sender MagentaSport und dem ebenfalls kostenpflichtigen Sport-Streamingdienst DAZN übertragen. Beide veröffentlichen keine Zuschauerzahlen. Mit dem Start der neuen Saison gelten in der Fußball-Bundesliga der Frauen die neuen TV-Verträge, die bis zur Spielzeit 2026/2027 gültig sind. Es gibt insgesamt 32 Partien im Free-TV.
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Eher Ausland als Bundesliga
Nach drittem Kind: Schult kann sich Comeback "grundsätzlich" vorstellen
Nationaltorhüterin Almuth Schult (32) hegt einen Monat nach der Geburt ihres dritten Kindes vorsichtige Pläne einer Rückkehr auf den Platz. Allerdings eher nicht in der Bundesliga.
Sieht der Zukunft entspannt entgegen: Almuth Schult. IMAGO/Eibner
"Es kribbelt auf jeden Fall noch. Ich muss mal sehen, wann und wie ich wieder fit bin, ob das auch alles mit drei Kindern im Haus und dem Job meines Mannes funktionieren könnte", sagte Almuth Schult dem NDR: "Da steht noch ein Fragezeichen, aber grundsätzlich kann ich mir ein Comeback vorstellen."
Mitte August war die 32-Jährige zum dritten Mal Mutter geworden, im April 2020 hatte sie schon Zwillinge zur Welt gebracht. Die langjährige Wolfsburgerin und Nationalkeeperin ist nach ihrem Kurzengagement beim Angel City FC in den USA vereinslos, strebt aber im Idealfall eine weitere Station im Ausland an. Schon in der Vergangenheit hatte sie angedeutet, dass die Bundesliga für sie tendenziell weniger in Frage kommen würde.
Das WM-Aus? "Warten wir mal die offizielle Analyse des DFB ab"
Am Mittwoch war die Schwangerschaft der Wolfsburger Nationalspielerin Tabea Sellner bekanntgeworden, in deren Zuge ihr Klub ankündigte, "bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen, um nach der Geburt die Rückkehr auf den Platz zu realisieren". Auch Schults langjährige Teamkollegin Svenja Huth war zuletzt Mutter geworden, doch ihre Ehefrau trug das Kind aus.
Angesprochen auf die schwache WM, konnte oder wollte Schult keine klaren Gründe benennen. Die Torhüterin war trotz ihrer Absenz als Teil des Mannschaftsrates in die interne Aufarbeitung des Scheiterns eingebunden. "Es gibt viele Ansätze, vielleicht waren es Kleinigkeiten, die sich summiert haben, weshalb es nicht so gelaufen ist", lautete ihr Fazit: "Warten wir mal die offizielle Analyse des DFB ab."
pab
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Drei Partien in großen Arenen
53.609 Zuschauer: Sechsfacher Rekord-Spieltag in der Frauen-Bundesliga
Ungeachtet des WM-Fiaskos bricht das Interesse an der Frauen-Bundesliga offensichtlich nicht ab - im Gegenteil. Am 4. Spieltag fielen nun gleich mehrere Zuschauer-Bestmarken.
Suchbild: 10.269 Besucherinnen und Besucher sorgten für einen neuen Top-Wert von RB Leipzig. IMAGO/foto2press
Schon vor dem Wochenende waren sie optimistisch beim DFB. "Wir werden voraussichtlich gleich zwei Rekorde brechen können", schrieb eine Sprecherin am Freitag. Am Ende sollten es gleich sechs werden:
1. Meiste Zuschauer an einem Bundesliga-Spieltag
43.687 Fans waren am 18. Spieltag der Vorsaison in die sechs Stadien gekommen, der beste Wert der Geschichte - bis zum vergangenen Wochenende. Um fast 10.000 oder um 22,7 Prozent wurde der Wert gesteigert, insgesamt 53.609 Zuschauerinnen und Zuschauer erlebten den 4. Spieltag vor Ort.
2. Meiste Zuschauer nach vier Bundesliga-Spieltagen
In der vorigen Saison stand der Zähler bei 66.546 Besucherinnen und Besuchern nach vier Spieltagen, nun hat er mit 111.601 eine andere Dimension erreicht. Im Schnitt macht das 4650 statt 2773 Zuschauern je Begegnung.
3. Meiste Spiele an einem Spieltag in den großen Arenen
Sowohl in Bremen als auch in München und Leipzig entschied man sich für den 4. Spieltag dazu, ins Stadion der Männermannschaft umzuziehen. Nachdem in Duisburg und Nürnberg immer in den Arenen der Männer gespielt wird, fanden somit fünf der sechs Partien in den großen Stadien statt. Diese Häufung gab es zuvor noch nie.
4. Erstmals drei fünfstellige Kulissen
Zurückzuführen auf den vorigen Rekord erreichten Bremen (21.508), München (19.000) und Leipzig (10.269) allesamt fünfstellige Zuschauerzahlen an diesem Wochenende. Drei Zahlen in dieser Dimension hatte zuvor noch kein Spieltag der Geschichte zu bieten.
5. Meiste Zuschauer in Bremen
Ebenjene 21.508 Besucherinnen und Besucher beim 3:0-Sieg über Köln übertrafen die bisherige Frauenfußball-Bestmarke an der Weser. Bisher lag diese bei 20.417, datierend aus dem November 2022 (1:2 gegen den SC Freiburg).
6. Meiste Zuschauer in Leipzig
10.269 Fans kamen zur Leipziger 0:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg - ebenfalls ein klarer Rekord.
Welcher Rekord nicht fiel
Das bestbesuchte Spiel der Bundesliga-Geschichte stammt allerdings nicht vom vergangenen Wochenende. Weiterhin hält die Partie zwischen dem 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt (0:2) aus der Vorsaison den Rekord - mit unangetasteten 38.365 Zuschauerinnen und Zuschauern im RheinEnergie-Stadion.
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22.11.2023 - 09:28 Uhr | News | Quelle: dpa
Ex-Frauen-Trainer sieht keine Gleichberechtigung im Profifußball
©1. FFC Turbine Potsdam
Marie-Louise Eta ist die erste Co-Trainerin in der Fußball-Bundesliga. Gesprochen wird vor allem über ihr Geschlecht. Ihr ehemaliger Trainer Bernd Schröder sieht darin ein gesellschaftliches Problem.
Bernd Schröder, langjähriger Coach von Marie-Louise Eta bei Turbine Potsdam, findet es «ein bisschen lächerlich», dass bei Union Berlins neuer Co-Trainerin so viel über das Geschlecht gesprochen wird. «Das ist ein gesellschaftliches Problem, nicht nur ein sportliches. Wir sind noch lange nicht bei Gleichberechtigung angekommen. Im Fußball schon gar nicht», sagte der 81-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Schröder trainierte die Frauenmannschaft von Turbine Potsdam mehrere Jahrzehnte. Mit Eta arbeitete er von 2008 bis 2011 zusammen. Gemeinsam gewannen sie drei deutsche Meistertitel und einmal die Champions League. Etas rasanter Aufstieg überrascht den Norddeutschen nicht.
«Sie war schon damals ein typisches Mädel, das von Anfang an gewusst hat, in welche Richtung sie gehen wird. Sie war bereit, alles auf sich zu nehmen und war sehr ehrgeizig. Bei ihr hat man schon immer in den Genen gemerkt, dass sie richtig Potenzial hat», äußerte Schröder.
Schröder traut seiner ehemaligen Spielerin auch die Cheftrainerposition zu, empfiehlt ihr aber, noch «mit einem Mann aufzutreten». Schließlich würden Frauen im Fußball noch oft belächelt. An der Seite eines Mannes sei der Druck geringer. «Die Schwierigkeit ist unfassbar groß, alleine aufzutreten und als Frau muss man im Fußball unheimlich stark sein», befand Schröder.
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21.12.2023 - 23:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 21.12.2023 - 23:03 von KLAUS.)
Bald 16 Teams? SGS Essen-Geschäftsführer für Vergrößerung der Frauen-Bundesliga
Von Helene Altgelt | Dec 20, 2023
Der Geschäftsführer der SGS Essen, Florian Zeutschler, würde gerne mehr Vereine in der Frauen-Bundesliga sehen / Vera Loitzsch/GettyImages
Mit zwölf Vereinen ist die Frauen-Bundesliga relativ klein. Der Geschäftsführer der SGS Essen,
, hat sich nun für eine Vergrößerung der Liga von zwölf auf 16 Teams ausgesprochen.
Zeutschler sagte der dpa gegenüber, man könne für ein weiteres Wachstum der Liga über eine Erweiterung von zwölf auf 16 Teams nachdenken: "Mein Wunsch ist eine größere Liga, um einfach sportlich mit der Frauen-Bundesliga mehr Sichtbarkeit zu schaffen", erklärte er.
Für den SGS-Geschäftsführer sollte das Wachstum aber weiterhin nachhaltig bleiben. Zeuschtler sprach sich für eine Regelung aus "dass wir im Frauenfußball - wenn wir ihn weiter mit gewissen Werten wachsen lassen möchten - nicht die gleichen Fehler machen, die es im Herrenbereich gibt". Die SGS mit ihrer wirtschaftlich soliden Arbeit könne da Vorbild sein.
Zeutschler steht damit nicht alleine da: Letztes Jahr hatte auch schon Frankfurts Ex-Manager Siegfried Dietrich sich für eine "schrittweise Vergrößerung der Liga zunächst auf 14 und später auf 16 oder sogar 18 Vereine" ausgesprochen. Es müsse wie bei den Männern eine Dauerpräsenz geben, denn nur dann "sind wir ständig im Fokus der Wahrnehmung, sind attraktiv für wirklich große Sponsoren und Partner..."
Auch in anderen Ligen wie England wird über eine Erweiterung diskutiert. Zwölf Teams sind aktuell der Standard. Es gibt aber auch Gründe gegen eine Erweiterung. Zum einen ist die Lücke zwischen erster und zweiter Frauen-Bundesliga bereits jetzt groß, viele Aufsteiger tun sich schwer. Eine Liga mit 16 Teams würde zudem mehr Spiele und eine weiter steigende Belastung bedeuten.
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Frauen-Bundesliga: Die Gewinner & Verlierer der ersten 10 Spiele der Saison
Von Helene Altgelt | Dec 20, 2023
Zwischenfazit zur Winterpause /
10 Spiele sind in der Frauen-Bundesliga absolviert, damit geht es in die Winterpause. Wer waren die Überraschungsteams der ersten Hälfte der Saison, wer hat enttäuscht? Gewinner und Verlierer der ersten 10 Partien.
Gewinner: SGS Essen
Verlierer: Leipzig
Gewinner: Werder Bremen
Verlierer: SC Freiburg
Gewinner: SGS Essen
Die SGS Essen ist eines der Überraschungsteams der Saison, konnte sowohl Frankfurt als auch Hoffenheim besiegen. Aber ist es noch eine Überraschung, wenn sie ihren Erfolg Jahr für Jahr wiederholen können? Die SGS, der einzige reine Frauenverein in der Liga, macht jede Saison das Beste aus ihren Ressourcen. Dabei hat sich auch diese Saison gezeigt: Die Säule des Essener Erfolgs ist die starke Talentförderung.
Spielerinnen wie Lena Oberdorf, Linda Dallmann, Nicole Anyomi oder Lea Schüller haben in Essen wichtige Schritte ihrer Karriere gemacht. In dieser Saison heißen die Essener Leistungsträgerinnen Natasha Kowalski, Lilli Purtscheller, Beke Sterner, Laureta Elmazi und Katharina Piljic. Sie alle sind 20 Jahre jung, haben aber viel Erfahrung. Piljic lief etwa schon 63 Mal für die SGS auf, Sterner sogar 75 Mal.
Der Erfolg von Essen basiert auf einem guten Auge für diese Talente und auf der individuellen Förderung. Was die SGS an finanziellen Ressourcen nicht hat, macht sie mit Detailverliebtheit, Konstanz und starker Taktik wieder wett. Essen überlässt nichts dem Zufall, sondern arbeitet mit einem Drei-Jahresplan, wie Trainer Markus Högner im 90min-Gespräch erklärte.
Högner macht schon seit Jahren sehr gute Arbeit und stellt sein Team immer wieder gut auf den Gegner ein. Essen boxt über seiner Gewichtsklasse und steht trotzdem auf Rang fünf der Tabelle, in Schlagdistanz zu den Champions-League-Plätzen. Im Ruhrgebiet gab es schon leise Träume vom internationalen Wettbewerb. "Wir können natürlich, wenn wir so weiterspielen, auf jeden Fall Dritter werden", sagte etwa 90min-Spielerin des Monats November Natasha Kowalski im Interview.
Das ist eher unwahrscheinlich - denn trotz der guten Leistungen gegen die direkte Konkurrenz aus Hoffenheim und Frankfurt ließ Essen gegen Teams wie Bremen, Leipzig und Freiburg dafür zu viele Punkte liegen. Manchmal fehlt doch noch die Abgezocktheit, aber auch ein Platz im oberen Mittelfeld ist für die SGS ein Erfolg und eine Bestätigung der guten Arbeit.
Verlierer: Leipzig
Von Leipzig hatte man sich vor dieser Saison viel erwartet. In vier bis acht Jahren wolle man um die internationalen Plätze mitspielen, sagte die Leiterin Frauenfußball, Viola Odebrecht. Sie betonte allerdings auch: Zuerst würde es für Leipzig um den Klassenerhalt gehen, nicht mehr und nicht weniger.
Diese Einschätzung erweist sich nach zehn Spielen als richtig. Mit sechs Punkten steht Rasenballsport auf Platz zehn der Tabelle, eine gefährliche Region. Fehltritte verboten, denn Duisburg und Nürnberg lauern mit nur wenig Abstand. Die erste Saison ist immer schwierig, dennoch überrascht es, dass Leipzig so tief im Abstiegskampf ist - und vor allem, dass sie spielerisch auch verdient dort stehen.
Letzte Saison hatte Leipzig im DFB-Pokal noch Frankfurt und Essen geschlagen, nur denkbar knapp verpasste man den Einzug ins Finale gegen Freiburg. In dieser Saison gelang bisher nur ein Sieg, wieder gegen Essen, die ein diametral entgegengesetztes Modell verfolgen. Das Spiel ging an Leipzig, die restliche Hinrunde aber nicht.
Leipzig spielt wie jeder andere Aufsteiger, lässt ein wirkliches Konzept vermissen. Vorne sind die "Bullen" zu harmlos, hinten nicht immer sattelfest. Das individuelle Können blitzt immer wieder auf, wird aber nicht ideal zusammengeführt. Gut möglich, dass Odebrecht und Co. auf dem Transfermarkt zuschlagen, um den Klassenerhalt zu sichern. Aktuell wirkt der alles andere als selbstverständlich.
Gewinner: Werder Bremen
Der Klassenerhalt war das erklärte Ziel bei Werder Bremen. Kein überaus pessimistischer Gedanke, denn in der letzten Saison begleitete das Gespenst der Abstiegsangst die Bremerinnen durchaus. Damals wurde die Hinrunde ziemlich verpatzt, den ersten Sieg der Saison konnte Werder erst im Februar einfahren.
Dann konnte Bremen doch noch recht überzeugend den Klassenerhalt einfahren, und die Formsteigerung geht weiter. Viermal ging die Elf von Thomas Horsch schon als Sieger vom Platz, das reicht für einen Platz im bequemen Mittelfeld. Abstiegsängste muss Werder mit 13 Punkten erstmal nicht haben, noch zwei Siege sollten bereits für den Klassenerhalt reichen.
Die Steigerung im Vergleich zur Vorsaison ist kein Zufall: Vielmehr zahlen sich die Investitionen des Sommers aus. Auf dem Transfermarkt agierte Werder ambitioniert und geschickt, die Neuen sind maßgeblich am Erfolg beteiligt. Mit Livia Peng und Catalina Perez kam ein starkes Tor-Duo, das sich um den Stammplatz im Kasten streitet. Und Stürmerin Sophie Weidauer hat voll eingeschlagen, mit sechs Toren führt sie die Torjägerinnenliste an.
Gegen die Aufsteiger war Werder extrem souverän, erzielte je fünf Treffer gegen Leipzig und Nürnberg. Aber auch die Leistungen gegen die großen Teams der Frauen-Bundesliga können sich sehen lassen. Mit 0:1 zog Bremen gegen Frankfurt und Wolfsburg den Kürzeren, dabei hätten sie ein Unentschieden gegen den VfL durchaus verdient gehabt. Priorität hat weiterhin die stabile Defensive, Thomas Horsch organisiert sein Team gut. Dazu gute Neuzugänge, eine bessere Infrastruktur und Spiele im großen Stadion - läuft beim SVW.
Verlierer: SC Freiburg
Werder und Freiburg trennt in der Tabelle nur ein Punkt. Aber die Gefühlslagen und der Stil der beiden Teams könnten nicht weiter auseinanderliegen. Werder: Starke Defensive, sicherer Rückhalt im Tor, souverän gegen die kleinen Teams. Freiburg: Wackler hinten, dafür vorne immer wieder Geistesblitze, zu viele Fehler im Tor, gegen die Außenseiter schwach und gegen die Favoriten stark.
Einen Platz im Mittelfeld, bei dem wohl in beide Richtungen wenig geht, haben beide. Beim SC hat man aber eigentlich größere Ambitionen. "Im Moment sind wir ein gutes Stück davon entfernt. Aber mittelfristig ist das auf jeden Fall möglich. Die Qualität dafür haben wir im Kader", sagte Stürmerin Lisa Kolb etwa. Auch Freiburgs Abteilungsleiterin Birgit Bauer-Schick meinte im 90min-Interview, idealerweise wolle man wieder oben anklopfen.
Zumindest in der aktuellen Saison wird daraus wohl nichts. Stattdessen meinte Kapitänin Hasret Kayikci nach dem Spiel gegen Wolfsburg sogar, man stecke im Abstiegskampf. Das ist für den SC wohl ein unrealistisches Szenario, aber dass man weder gegen Nürnberg noch gegen Duisburg gewinnen konnte, gibt trotzdem Anlass zur Sorge.
Der SC konnte stattdessen da punkten, wo es die wenigsten erwartet hätten: Gegen Bayern und Hoffenheim. Streckenweise spielte Freiburg sehr gut, dann wieder unterirdisch. Das sagt auch Kolb: "Aktuell sind wir eher eine Wundertüte. Teilweise ist es wirklich gut. Aber dann kommen auch wieder Phasen, in denen es mir vorkommt, als hätte uns jemand den Stecker gezogen."
Vor allem die Defensive stimmt nicht, Freiburg hat die drittmeisten Gegentore der Liga kassiert. Keine der drei eingesetzten Torhüterinnen konnte so richtig überzeugen. Nach vorne war es ein wenig nach dem Motto "Hit or miss", oder bei schwachen Torschüssen eher "Hit and miss". Der Lichtblick für die SC-Fans: In der Winterpause hat sich Freiburg in der Offensive stark verstärkt, unter anderem mit Eileen Campbell und Leela Egli.
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Frauenfußball: Wann öffnet und schließt das Winter-Transferfenster?
Von Daniel Holfelder | 6:10 PM GMT+1
Bianca Rech (links; Managerin FC Bayern) und Birgit Bauer-Schick (Managerin SC Freiburg) können im Januar neue Spielerinnen verpflichten / Alex Grimm/GettyImages
Im Frauenfußball geht es auf dem Transfermarkt zwar nicht ganz so hoch her wie bei den Männern. Trotzdem gibt es auch bei den Fußballerinnen einige Klubs, die in der Winterpause neue Spielerinnen verpflichten wollen. Hier alle Infos zum Winter-Transferfenster im Frauenfußball.
In der deutschen Frauen-Bundesliga öffnet das Winter-Transferfenster am 1. Januar und endet am 31. Januar. Derselbe Zeitraum gilt auch in England, Frankreich und Spanien.
In der italienischen Serie A und der niederländischen Eredivisie startet die Transferperiode im Winter einen Tag später am 2. Januar. Dadurch verschiebt sich auch das Ende des Transferfensters um einen Tag auf den 1. Februar.
In Österreich sind Transfers vom 7. Januar bis zum 6. Februar möglich, in der Schweiz vom 16. Januar bis zum 15. Februar. Deutlich länger ist das Transferfenster in der norwegischen Toppserien (8. Januar bis 31. März) und der schwedischen Damallsvenskan (9. Januar bis 31. März) geöffnet.
Das bekannte Frauenfußball-Portal Soccerdonna hat Anfang und Ende der Winter-Transferperiode für alle großen Frauenfußball-Ligen in einer übersichtlichen Grafik aufgelistet:
Das Winter-Transferfenster im Frauenfußball:
Bildquelle: Instagram soccerdonna.de
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Mit Bayern-Hoffenheim und Wolfsburg-Frankfurt
Vier Bundesliga-Spieltage terminiert: Flutlichtverzicht für Top-Spiele
Nachdem sich die Bundesliga der Frauen schon in die Winterpause verabschiedet hat, hat der DFB die Terminierungen der Spieltage 11 bis 14 veröffentlicht. Die prominentesten Spiele fielen nicht auf Freitag oder Montag.
Heißer Tanz: Pia-Sophie Wolter (li.) von Eintracht Frankfurt und Wolfsburgs Ewa Pajor duellieren sich am 13. Spieltag. Getty Images for DFB
Am frühen Freitagnachmittag durften die Fans der Frauen-Bundesliga ihre Kalender zücken und die vier kommenden Spieltage dort fest verankern. Bei den Terminierungen des DFB fiel auf, dass die öffentlichkeitswirksamen Freitags- und Montagstermine unter Flutlicht diesmal ohne die großen Topspiele auskommen werden.
So fiel Werder Bremen und Bayer Leverkusen die Ehre zu, das Jahr 2024 am 26. Januar (18.30 Uhr) zu eröffnen. Die Partie des FC Bayern gegen den Tabellenvierten Hoffenheim fällt auf den nachfolgenden Samstag (27. Januar, 14 Uhr) und "konkurriert" damit mit den drei Profiligen der Männer. Den Montagabend (29. Januar, 19.30 Uhr) haben Überraschungsteam SGS Essen und der neue Tabellenführer VfL Wolfsburg bekommen - fraglos ebenfalls eine attraktive Partie.
Keine Montagspartie am 14. Spieltag
Den 12. Spieltag Anfang Februar eröffnen Duisburg und Hoffenheim freitagabends, während Meister München und der SC Freiburg ihn am Montag abschließen. Einen Kracher liefert der 13. Spieltag: Spitzenreiter Wolfsburg hat dann Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt zu Gast.
Auch hier wurde auf ein Flutlichtspiel verzichtet: Sonntag, 11. Februar, 14 Uhr lautet der Termin, also etwa parallel zu den Zweitligapartien der Männer von Schalke 04 und Hertha BSC. Hier erhielten mit Essen-Leipzig (Freitag) und Nürnberg-Leverkusen (Montag) zwei Aufsteiger die etwas exklusiveren Anstoßzeiten.
Der 14. Spieltag hat wegen der darauffolgenden Abstellungsperiode für Nationalmannschaften kein Montagsspiel zu bieten. Ehe das DFB-Team am 23. Februar zum Nations-League-Halbfinale in Frankreich antritt, kann die Bundesliga am Sonntag, 18. Februar, mit zwei - nach jetzigem Stand - Top-sechs-Partien aufwarten: Leverkusen-Hoffenheim (14 Uhr) und Bayern-Essen (16 Uhr).
pab
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Über ihre Karrieren, ihre Ziele und ihre prominenten Brüder
Anna-Lena Füllkrug und Juliane Wirtz im Interview: "Da bin ich meinem Bruder ähnlich"
Während Anna-Lena Füllkrug mit Hannover 96 den Zweitliga-Aufstieg anpeilt, geht es für Juliane Wirtz und Werder Bremen in der Bundesliga zuallererst um den Klassenerhalt. Im Interview sprechen sie über ihre Karrieren, die aktuelle Saison und ihre prominenten Brüder.
Sprechen über ihre Karrieren und die aktuelle Saison: Anna-Lena Füllkrug (re.) und Juliane Wirtz (li.). imago images (2)
Frau Wirtz, Frau Füllkrug, welche Rolle spielt der Sport, der Fußball rund um die Weihnachtstage, wenn die Familie zusammenkommt?
Anna-Lena Füllkrug: Wir sind eine ganz normale Familie, wir haben ganz normale Themen, wir reden nicht nur über Fußball. Ob man's glaubt oder nicht (lacht).
Juliane Wirtz: Der Fußball gehört bei uns dazu, ist natürlich auch mal Thema, wird aber nicht größer gemacht, als er ist. Durch die vielen Geschwister, Nichten und Neffen haben wir viele andere Themen zu besprechen. Und es ist sehr angenehm, Spiele zu spielen, die Zeit miteinander zu genießen, ohne andauernd über den Sport zu philosophieren.
Sie kommen aus sehr sportbegeisterten Familien.
Wirtz: Mein Vater hat Fußball gespielt, meine Mutter hat vielseitig Sport getrieben. Mit ihr haben Flori und ich anfangs noch Handball gespielt, über unsere Geschwister sind wir später zum Fußball gekommen. Von uns zehn Kindern spielen mittlerweile nur noch Flori und ich, die anderen schauen gerne zu (lächelt). Früher haben wir andauernd zusammengespielt, ob im Wohnzimmer oder auf dem Bolzplatz - unser Vater hat uns teilweise trainiert.
Füllkrug: Bei uns stand sportlich tatsächlich von Anfang an der Fußball im Vordergrund. Ich war dauernd mit meinem Bruder auf dem Platz, er war mein Vorbild, ich wollte so sein wie er. Meine Eltern haben zwar versucht, mich zum Tanzen und Turnen zu bewegen - das hat allerdings nicht geklappt... (lacht)
Sie sind stattdessen zur Mittelstürmerin geworden, trafen 2023/24 schon elfmal in fünf Ligapartien.
Füllkrug: Da bin ich meinem Bruder durchaus ähnlich - auch wenn er auf einem ganz anderen Level spielt. Meine Stärken sind sicherlich das Toreschießen, ich kann Bälle festmachen, Zweikämpfe führen und bin keine zarte Spielerin, die einfach mal so umfällt, sondern robust.
Und kopfballstark?
Füllkrug: Tatsächlich ja, ich mache viele Treffer aus der Luft.
Sie, Frau Wirtz, sind auf dem Platz derweil etwas tiefer als Ihr Bruder positioniert.
Wirtz: Das stimmt. Ich mag es gerne, das Spiel vor mir zu haben und von hinten heraus zu gestalten. Flori bringt die Aktionen zu Ende, schießt selbst, gibt den entscheidenden Pass. Ich kümmere mich um die Aktionen davor.
War Ihnen früh klar, dass Sie ein besonderes Talent besitzen?
Wirtz: Zumindest wurde ich früher immer akzeptiert unter all den Jungs - das ist ja nicht immer selbstverständlich. In der Grundschule und mit Flori im Verein habe ich häufig gegen und mit Jungs gespielt. Und die haben wohl gesehen, dass ich ordentlich kicken kann. Ich habe mir jedenfalls nichts gefallen lassen.
Füllkrug: Das erging mir ähnlich. Es gab kein Akzeptanzproblem. Gegen die Jungs habe ich mich durchgesetzt. Es war zu sehen, dass ich am Ball etwas kann.
Genauso wie Ihre Brüder. Frau Wirtz, Florian hat sich in den vergangenen Jahren bei Bayer 04 zu einem Topstar entwickelt. Wie blicken Sie auf seine Entwicklung? Und hat sein sich wandelnder Status irgendetwas verändert?
Wirtz: Er hat sich in jedem Fall extrem entwickelt. Der Kreuzbandriss 2022 war ein Schock für uns, menschlich ist er dadurch aber noch mehr gereift. Und wenn man seinen Körperbau sieht, hat er in dieser Zeit einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Flori liebt es, sich den Herausforderungen zu stellen. Und die konnte er zuletzt sehr gut meistern. Unser Verhältnis hat sich nur positiv entwickelt. Durch meinen Wechsel zu Werder sind wir jetzt zwar weiter voneinander entfernt, sprechen aber sehr oft miteinander. Es ist ein vertrautes Verhältnis. Wenn wir zusammen sind, merken wir nichts von dem Trubel. Er hat ihn auch nie in die Familie getragen.
Wie ist es in der Familie Füllkrug? In den vergangenen Jahren ging es für Ihren Bruder Niclas steil bergauf - von Werder zur Nationalmannschaft und zum BVB.
Füllkrug: Keine Frage, wir sind alle sehr stolz auf ihn. Dass er Talent hat, wussten alle. Durch seine zig Verletzungen wurde Niclas aber oft zurückgeworfen. Jetzt belohnt er sich dafür, dass er nie aufgegeben hat. Dass er oft im Mittelpunkt steht, hat sicher auch mit seiner Position zu tun. Als Stürmer stehst du noch mal anders im Fokus, wirst an den Zahlen gemessen. Dass er so oft trifft, freut mich unheimlich.
Nervt es, dauernd mit dem berühmten Bruder in Verbindung gebracht zu werden?
Wirtz: Nein, das nicht. Er ist sehr bekannt - von daher ist es ein Stück weit menschlich, dass es für viele Leute besonders ist, Flori als Bruder zu haben. Für mich ist er aber einfach mein kleiner Bruder, auf den ich früher aufgepasst habe. Trotzdem gibt es natürlich durchaus auch mal Momente, in denen man denkt: Das muss jetzt gerade nicht sein, dass mein Bruder wieder zum Thema wird.
Sie müssen beide an die Karriere nach der Sportkarriere denken, während bei den Herren Millionengehälter und riesige Transfersummen gezahlt werden. Sorgt das für Unverständnis?
Wirtz: Nein, ehrlich gesagt beschäftige ich mich kaum damit. Ich habe keinen Einfluss darauf. Wenn ein Spieler so viel wert sein soll, dann ist das so. Der Männerfußball ist nun mal ein sehr großer Markt. Manchmal denke ich mir, dass das Geld auch besser verteilt werden könnte - an Menschen, die es eher brauchen.
Der Unterschied zum Fußball der Frauen ist riesig. Im vergangenen Jahr sagten Sie: "Ich muss keine Millionen verdienen. Ich würde mir aber wünschen, dass ich mir, während ich Fußball spiele, keine Sorgen darum machen muss, wie ich meine Ausbildung machen und mein Studium finanzieren kann."
Wirtz: Absolut, und das sehe ich nach wie vor so. Wir Fußballerinnen sollten mehr verdienen. Auch wir spielen professionell Fußball, investieren viel. Wir haben noch nicht diese riesige Aufmerksamkeit, aber man sieht, dass es in den letzten Jahren stark nach oben gegangen ist und die Entwicklung weiter voranschreitet. Die Vereine verstehen inzwischen, dass der Frauenfußball einen hohen Stellenwert haben kann. Es wird weiter investiert. Und das haben wir uns verdient.
In Bremen ist der Platz 11 regelmäßig gut besucht. 2023 fand die inzwischen zweite Partie im Weserstadion statt, beim 1. FC Köln wird Werder 2024 am nächsten Highlight-Spiel beteiligt sein. Wie sieht es in Hannover aus, Frau Füllkrug?
Füllkrug: Darüber brauchen wir eigentlich gar nicht zu reden (lacht). Bei uns in der Regionalliga schauen vielleicht 50 Leute zu, ich finde es aber auch nicht schlimm. Ich durfte schon ein paar Spiele vor einer größeren Kulisse machen und spiele in einer ganz anderen Liga als Juliane, die die laute Unterstützung in der Bundesliga noch mal mehr gebrauchen kann. Da kann man den letzten Sprint oder den letzten Zweikampf noch mal mit einer anderen Energie bestreiten.
Aber das Ziel in Hannover ist der Zweitligaaufstieg, richtig?
Füllkrug: Absolut. Und fußballerisch sehe ich uns dort auch. Vielleicht haben wir nicht das Zeug, um in der 2. Liga oben mitzuspielen. Doch sportlich könnten wir in jedem Fall bestehen. Was das Drumherum betrifft: Hannover braucht bestimmt noch ein bisschen Zeit, um die Gegebenheiten zu verbessern. Wobei ich ganz klar sage: Für mich ist das nicht schlimm. Ich selbst habe noch nie mit dem Fußballspielen Geld verdient, und das werde ich wohl auch nie. Früher habe ich mal darüber nachgedacht. Wolfsburg ist nicht allzu weit weg, spielt aber auf einem ganz anderen Level. Und Bremen hatte zwar mal ein wenig Interesse, damit habe ich mich kurzzeitig beschäftigt. Letztlich fiel allerdings die Entscheidung: Ich werde Lehrerin und spiele leistungsbezogenen Hobbyfußball.
Aktuell steht Hannover auf Platz 2 der Regionalliga Nord, hat den Aufstieg in Reichweite. Allerdings wird die Saison erst Mitte März fortgesetzt. Kann das Ihr Team aus dem Tritt bringen?
Füllkrug: Es ist schon eine ziemlich lange Pause. Unser letztes Spiel hatten wir Mitte November. Zum Glück trainieren wir durch, machen keine große Pause. Wir haben in den nächsten Monaten außerdem einige Freundschaftsspiele - so sollten wir in der Lage sein, den Rhythmus beizubehalten und im Flow zu bleiben.
Sie, Frau Wirtz, sind im Sommer von Bayer 04 zu Werder gewechselt. Ihr Bruder Florian sagte kürzlich, er freue sich für Sie, dass Sie "wieder glücklicher" seien, "wieder Spaß am Fußballspielen" hätten. Würden Sie das so unterschreiben?
Wirtz: Das kann man schon so sagen. Ich bin jetzt wieder glücklicher. Bei Bayer hatte ich kein einfaches letztes Jahr. Wenn man den Fußball liebt, möchte man immer spielen. Und wenn man das nicht kann aufgrund verschiedener Faktoren, dann ist man nun mal unzufriedener. Deshalb bin ich froh, dass ich bei Werder wieder spielen darf, wieder mehr Selbstbewusstsein bekomme. Im Verein, im Team und in der Stadt habe ich mich sehr schnell wohlgefühlt.
Sie sind sofort in die Stammelf gerückt.
Wirtz: Und ich war sehr froh, dass es so gekommen ist. Die Trainer schenken mir viel Vertrauen. Allerdings würde ich nicht sagen, dass ich mit meinen Leistungen zufrieden bin. Das geht noch besser. Aber dass nicht alles von heute auf morgen klappt, sondern Zeit braucht, ist auch klar.
Woran denken Sie konkret?
Wirtz: Es sind verschiedene Aspekte. Ich spiele allein auf der Sechs, das ist noch mal etwas anderes. Ich muss meine Mitspielerinnen kennenlernen, muss wissen, wen ich wie anspielen kann, wann mich meine Innenverteidigerinnen anspielen. Das ist ein Prozess. Und individuell kann ich an vielen Dingen arbeiten: Mit Ball möchte ich noch besser werden, gegen den Ball konsequenter in den Zweikämpfen sein.
Bislang sammelte Werder 13 Punkte. Was führt zu dieser bislang stabilen Saison?
Wirtz: Der Kern des Teams ist geblieben. Das tut einer Mannschaft sehr gut. Im Training arbeiten wir hart und haben für jedes Spiel einen klaren Plan. Gegen Teams, die weiter unten stehen, haben wir das Gefühl, dass wir bestehen können. Siege wie gegen Leipzig (5:0, d. Red.) stärken dieses Gefühl. Wir haben das Selbstvertrauen. Und wenn wir gegen Essen nicht noch in der letzten Minute das 1:1 bekommen hätten, stünden wir sogar noch besser da. Klar ist aber auch: Wir brauchen noch einige Punkte, um unsere Ziele zu erreichen.
Apropos: Wofür reicht es mit Ihren Klubs im neuen Jahr?
Füllkrug: Unser Ziel ist der Aufstieg. Den können wir sicherlich schaffen, ob es letztlich reicht und der Verein mitziehen kann, ist eine andere Frage. Das kann ich nicht garantieren. Anders als in den vergangenen fünf Jahren ist mein Gefühl allerdings sehr positiv.
Wirtz: Für uns zählt erst mal der frühzeitige Klassenerhalt. Alles, was darüber hinaus möglich ist, ist ein Bonus.
Und wo landen Ihre Brüder in der Bundesliga?
Füllkrug: Ich sehe Niclas nicht als Meister aus der Saison gehen. Ich denke aber, dass der BVB oben mitspielen wird und hoffe natürlich, dass Niclas weiterhin trifft.
Wirtz: Natürlich würde ich Flori die Meisterschaft gönnen. Leverkusen darf diesen Lauf gerne fortsetzen. Ich weiß aber auch, dass das nicht so einfach laufen wird. Über allem steht für mich, dass er gesund bleibt. Und dass Bayer am Ende mit der Saison zufrieden ist.
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