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Die Wölfinnen im Umbruch > Saison 24/25

#55
[Bild: csm_241115-popp-frauen-vfl-wolfsburg_515dbca207.webp]

Frauen 15.11.2024
Spitzenreiterinnen gegen Schlusslicht

Die VfL-Frauen empfangen am Samstag den 1. FFC Turbine Potsdam im AOK Stadion.

Nur drei Tage nach dem 5:0-Sieg bei Galatasaray Istanbul erwartet die VfL-Frauen die nächste Aufgabe in der Google Pixel Frauen-Bundesliga: Die Aufsteigerinnen vom 1. FFC Turbine Potsdam reisen zum Duell ins AOK Stadion. Anpfiff ist am morgigen Samstag, 16. November, um 14 Uhr (live auf Magenta Sport und DAZN). Die Ausbeute des Tabellenschlusslichts ist bislang mager: Das Team holte aus neun Spielen nur einen Punkt und wartet noch immer auf den ersten Torerfolg der Saison.

Potsdam mit Problemen

Ihren bislang einzigen Punkt holten die Potsdamer Frauen vor rund zwei Wochen im Duell der Aufsteigerinnen: Vom FC Carl Zeiss Jena trennten sie sich mit einem 0:0-Unentschieden. Aufgrund des schwachen Saisonstarts haben die Brandenburgerinnen Anfang Oktober bereits einen Trainerwechsel vollzogen: Der Österreicher Kurt Russ folgte auf Marco Gebhardt und Dirk Heinrichs. Russ war zuletzt als Coach beim österreichischen Drittligisten ASKÖ Oedt tätig. Trotz des Wechsels an der Seitenlinie tun sich die Potsdamerinnen nach wie vor schwer in der Liga. Am vergangenen Wochenende unterlagen sie Bayer 04 Leverkusen mit 0:3. Russ sagte im Anschluss der Partie gegenüber der Vereinswebsite: „Es gab Phasen, in denen wir selbst Treffer hätten erzielen können, doch blieb die Belohnung für die intensive Arbeit der letzten Wochen im Training aus.“ Zwei Standardsituationen und ein individueller Fehler hätten den Punktgewinn gekostet: „Derzeit gelingt es uns durch eigene Fehler nicht, unsere Anstrengungen auf dem Platz in zählbare Ergebnisse umzusetzen“, erklärt Russ weiter.

Souveräne VfL-Frauen

Ganz anders stellt sich die Situation bei den Wölfinnen dar: Durch den 3:0-Erfolg bei der TSG 1899 Hoffenheim am vergangenen Wochenende sind die VfL-Frauen an die Tabellenspitze geklettert. Unter der Woche feierten die Grün-Weißen in der Türkei einen 5:0-Sieg gegen Galatasaray Istanbul. Aufgrund der engen Taktung sowie krankheits- sowie verletzungsbedingter Ausfälle rotierte Cheftrainer Tommy Stroot auf einigen Positionen. Trotzdem präsentierte sich sein Team auch am Bosporus dominant und souverän. Gegen Potsdam haben die Wölfinnen zuletzt im September des vergangenen Jahres gespielt: In der zweiten Pokalrunde gewannen sie auswärts mit 2:0, es war damals die erste Partie der Saison.

Vor dem Spiel gegen Turbine Potsdam sprach Cheftrainer Stroot mit den Medien über…

…die Personallage: Neben den langzeitverletzten Kristin Demann, Caitlin Dijkstra und Camilla Küver fällt auch Marina Hegering weiterhin aus. Sie wird Anfang nächster Woche wieder ins Training einsteigen und dann schauen wir, ob es für das Champions-League-Rückspiel gegen Galatasaray reicht. Luca Papp klagt über muskuläre Probleme und steht deshalb morgen nicht im Kader. Bei Rebecka Blomqvist wollen wir nach ihrem langen verletzungsbedingten Ausfall die Belastung nicht zu hoch werden lassen. Vor dem Hintergrund der eng getakteten Spiele und der anstehenden Länderspielreise bekommt sie eine kleine Pause. Alexandra Popp und Lena Lattwein haben sich von ihrer Erkältung gut erholt und sind wieder mit dabei.

…die hohe Belastung: Wir haben einen sehr kurzen Abstand zwischen den zwei Spielen. Dazu kommt die Zeitumstellung, der Wechsel von Abend- auf Mittagsspiel und die Reiserei. Wenn man weiß, dass wir gestern Abend erst zurückgekommen sind aus Istanbul und heute unser Abschlusstraining hatten, dann sieht man, wie wenig Zeit uns zur Vorbereitung bleibt. Das ist eine Herausforderung, die es anzunehmen gilt. Und dann wollen wir trotzdem gegen Potsdam von Minute eins an auf dem Platz sein und zeigen, dass wir bereit sind.

…das Duell gegen den Tabellenletzten: Für mich geht es nicht so sehr um die Tabellensituation. Es geht darum, von Beginn an die nötige Schärfe und Konzentration an den Tag zu legen. Wir wissen, dass es gegen einen sehr kompakten Gegner geht, der versucht, durch Umschaltsituationen gefährlich zu werden. Dafür brauchen wir ein gewisses Spieltempo, Präzision und den unbedingten Willen, Tore zu erzielen.

…den Gegner Turbine Potsdam: Es hat mich gefreut, dass Turbine Potsdam nach dem Abstiegsjahr direkt wieder aufgestiegen ist. Das war sicherlich nicht einfach bei der Konkurrenz und vor dem Hintergrund, dass sie viele Spielerinnen verloren haben. Aktuell tun sie sich noch schwer in der Bundesliga, aber es gibt dieses Jahr nur einen Abstiegsplatz. Mit dem einen oder anderen guten Ergebnis kann man ganz schnell wieder über dem Strich stehen. Deswegen ist grundsätzlich noch alles möglich für die Turbine, nur nicht am Samstag hier im AOK Stadion.

Quelle 


[Bild: csm_241119-uwcl-martina-mueller-vfl-wolf...2a40d.webp]

Frauen 19.11.2024
„Es war ein großes Abenteuer“

Zum 100. Champions-League-Duell der VfL-Frauen spricht Martina Müller über die Anfänge.

Gegen Galatasaray Istanbul bestreiten die Wölfinnen ihr insgesamt 100. Spiel in der UEFA Women’s Champions League. Zu diesem Jubiläum blicken wir mit Martina Müller, die von 2005 bis 2015 für die Grün-Weißen auf dem Platz stand, auf die Wolfsburger Anfänge in der Königinnenklasse zurück. Die ehemalige Stürmerin hatte entscheidenden Anteil daran, dass die VfL-Frauen sich 2012 nicht nur erstmals für die Champions League qualifizierten, sondern sie in den beiden darauffolgenden Jahren auch gewannen. Müller lebt heute immer noch in Wolfsburg, arbeitet für Volkswagen und steht ab und an noch mit der Traditionsmannschaft des VfL auf dem Platz. Die Stadt, in der sie mittlerweile seit fast 20 Jahren wohnt, ist für sie ihre Heimat geworden.

Martina Müller, du bist 2005 zum VfL gekommen. Damals seid ihr zum Saisonende abgestiegen. Mit dem direkten Wiederaufstieg ging es für euch bergauf. Gab es für dich einen Moment, in dem du gedacht hast, dass das mal in Richtung Champions League gehen könnte?

Martina Müller: Am Anfang sicherlich nicht. Da ging es eigentlich nur darum, dass wir irgendwie die Kurve kriegen und nicht absteigen. Das hat leider nicht geklappt. Aber auch zu dem Zeitpunkt hatte ich immer das Gefühl, dass der VfL etwas aufbauen möchte und das Ziel hat, sofort wieder aufzusteigen. Danach hat sich das Stück für Stück gesteigert. Am Anfang wurde ich ein bisschen dafür belächelt, dass ich so an den VfL geglaubt habe. Deshalb hatte ich später immer ein kleines Lächeln auf den Lippen, wenn ich Spielerinnen gesehen habe, die früher über mich gelacht haben und die dann irgendwann doch in Wolfsburg gelandet sind.

Kannst du dich an euer erstes Champions-League-Spiel erinnern, in dem du sogar das erste VfL-Tor geschossen hast?

Martina: Das muss in Polen gegen Unia Raciborz gewesen sein. Wir sind da damals mit dem Bus hingefahren. Zwischenzeitig gab es Probleme, weil der Busfahrer keine Vignette gekauft hatte. Wir standen dann irgendwo, und es war ein großes Durcheinander. Es war halt alles neu für Wolfsburg und noch nicht so organisiert. Heute würde die Mannschaft dort sicherlich nicht mehr mit dem Bus hinfahren, sondern von Braunschweig aus fliegen. Das habe ich später auch noch miterleben dürfen. Für uns waren diese ersten Fahrten damals aber große Abenteuer.

In einem anderen Interview hast du gesagt, dass euch in der Saison ausgezeichnet hat, dass ihr im Team eine Einheit wart. War dieses Gefühl in dem Jahr tatsächlich stärker als sonst?

Martina: Ja, das war schon etwas Besonderes. Ich sage immer, viele gute Spielerinnen und Nationalspielerinnen im Team zu haben, ist das eine. Noch wichtiger ist aber, dass die Einzelspielerinnen zusammenpassen. Bei uns hat das damals gepasst. Wir hatten Nationalspielerinnen. Wir hatten zum Beispiel mit einer Jana Burmeister oder Stephanie Bunte aber auch Spielerinnen, die von außen nach innen transportiert haben, dass wir ein Team sind. Auch wenn sie wussten, dass sie 90 Minuten auf der Bank sitzen. Und genau das brauchten wir, das Gefühl, dass wir die Unterstützung von außen haben. Gleichzeitig war es so, dass man wusste, wenn diese Leute jetzt ins Spiel geworfen werden, dann sind sie da. Das hat uns unglaublich stark gemacht. Dieses Wir-Gefühl, das wir zusammen mit dem Staff hatten. Die letzten zehn Prozent, die hat man auch für die Leute draußen gegeben.

Zitat:  Das hat uns unglaublich stark gemacht. Dieses Wir-Gefühl, das wir zusammen mit dem Staff hatten. Die letzten zehn Prozent, die hat man auch für die Leute draußen gegeben.

Martina Müller über den damaligen Teamgeist

Etwas überraschend seid ihr gleich in der ersten Saison ins Finale eingezogen. Kannst du dich an deine Gefühlslage davor erinnern?

Martina: Die war gut, locker. Sicherlich waren wir alle aufgeregt. Wir kamen in unseren Trainingsanzügen ins Stadion, und die Spielerinnen von Lyon hatten weiße Anzüge an und waren alle ganz schick. Die haben uns gefühlt schon ein bisschen schräg von der Seite angeguckt. Dann war Anpfiff, und es ging nur noch darum, zu kämpfen und zu laufen, bis man nicht mehr kann. Dieses Finale und die Saison waren für mich natürlich mit das Schönste, was ich im Vereinsfußball erlebt habe. Weil es für mich die ersten Titel waren, wir gleich das Triple geholt haben, mit einer Mannschaft, von der das keiner erwartet hätte.

Was hat es dir bedeutet, mit dem Elfmeter zum 1:0 auch noch das Siegtor zu schießen?

Martina: Das war ja gar nicht so geplant. Eigentlich schieße ich keine Elfmeter. Kessi hatte aber Fußprobleme und hat mich gefragt: „Metti, würdest du dir das zutrauen?“ Und ich habe gedacht: Alles klar – es gibt eh keinen Elfmeter! Und dann passiert das. Meine Schwester war im Stadion und hat mir hinterher erzählt, dass sie nur dachte: „Oh nein, das kann nicht wahr sein. Sie nimmt jetzt nicht wirklich den Ball und will diesen Elfmeter schießen.“ Sie konnte gar nicht hingucken. Wir reden da heute noch oft drüber. Der Ball hätte irgendwo in der Londoner City landen können. Ich glaube, ich habe alles reingehauen. Ich hatte diesen Tunnelblick. Ich wusste nicht, in welche Ecke ich schießen soll, ich habe nie eine gehabt. Und dann habe ich gedacht: Vollspann und einfach in die Mitte. Der Jubel danach hat gezeigt, was durch das Tor von mir und auch von den anderen abgefallen ist.

Inwiefern haben sich dieser Titel und eure Champions-League-Teilnahme darauf ausgewirkt, wie ihr in Wolfsburg und in Europa wahrgenommen wurdet?

Martina: Ich werde heute immer noch oft in der Stadt erkannt. Auch am Telefon kommt es regelmäßig vor, dass Leute sagen: Sie sind doch die Fußballerin, oder? Das ist unglaublich schön, weil ich seit fast zehn Jahren nicht mehr beim VfL spiele, aber trotzdem irgendwo im Gedächtnis geblieben bin. International waren wir plötzlich nicht mehr die Jägerinnen, sondern selbst die Gejagten. Ich bin der Meinung, dass es immer einfacher ist, einen Titel zu gewinnen, als ihn zu verteidigen.

2014 standet ihr aber trotzdem schon wieder im Finale. In einem sehr engen, in dem ihr gegen Tyresö FF erst mit 0:2 zurücklagt und später auch Dank zwei Toren von dir noch mit 4:3 gewonnen habt.

Martina: Das war in Lissabon. In der Halbzeitpause war es erst mucksmäuschenstill in der Kabine. Dann haben die Führungsspielerinnen so wie Kessi und ich das Wort ergriffen und an die Mannschaft appelliert, dass wir das drehen können und es noch 45 Minuten plus vielleicht eine Verlängerung und ein Elfmeterschießen sind. Wir haben uns absolut eingeschworen, und diese Stimmung aus der Kabine, die haben wir dann von der ersten Minute an auf das Spielfeld gebracht. Wir waren wie ausgewechselt und haben uns in einen Rausch gespielt. Es war unglaublich, wenn man gesehen hat, wie die Tore gefallen sind. Wie eine Kessi zum Beispiel an der Seite durchgegangen ist, gefühlt drei Spielerinnen stehen lässt und ich im Fallen den Ball mit der Hacke ins Tor lenke. Da war ein absoluter Wille da.

Gibt es für dich einen Champions-League-Titel, bei dem du sagen würdest, dass er für dich etwas Besonderer ist als der andere?

Martina: Der 2013, gerade durch das Tripple. Das ist das, worauf ich mit meinem VfL Wolfsburg immer gehofft habe, dass wir überhaupt mal Titel holen. Dass es in dem Jahr dann gleich drei waren, wird mich für immer mit dem VfL verbinden, und das wird für immer irgendwo in den Geschichtsbüchern des VfL Wolfsburg stehen.

Du hast anschließend deine letzte Saison bei den Wölfinnen gespielt, in der ihr im Halbfinale ausgeschieden seid. Wie war das für dich dann vom Abschluss her?

Martina: Das Endspiel wäre damals sogar in Deutschland gewesen, in Berlin. Da dabei zu sein, wäre natürlich grandios gewesen. Ich habe es mir dann im Fernsehen angeguckt. Klar, im ersten Moment tut es weh. Ich glaube aber trotzdem, dass ich total glücklich und stolz sein kann, mit zwei Champions-League-Titeln meine Karriere beendet zu haben. Vor allen Dingen, da ich sie selbst beendet habe und mich nicht irgendeine Verletzung oder etwas anderes dazu gezwungen hat.

Wie hat sich die Champions League fast zehn Jahre später aus deiner Sicht verändert?

Martina: Sie ist enger geworden. Man sieht, dass man heute schon für kleine Fehler bestraft wird. Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, den Titel zu gewinnen. Die Konkurrenz wird größer, Spielerinnen wechseln häufiger mal den Klub. Wolfsburg muss da am Ball bleiben, um international den Anschluss nicht zu verlieren. Man hat jetzt ja auch innerhalb der Liga stärkere Teams und es wird dadurch schwerer, sich überhaupt für die Champions League zu qualifizieren. Früher war es außerdem sicherlich einfacher als heute, in der Liga mal die eine oder andere Spielerin zu schonen.

Schaust du manchmal neidisch auf die Bedingungen, die die Spielerinnen heute haben? Oder sagst du im Rückblick, es war gut so, wie es zu dem Zeitpunkt war?

Martina: Ich habe ja die Anfangszeiten in Wendschott noch miterlebt. Da haben wir auf einem kleinen Platz trainiert und hatten keine feste Kabine. Wir hatten eine angeranzte Massagebank, eine Physiotherapeutin und eine Zugsalbe, die quasi für alles verwendet wurde. Wenn man von da bis 2015 guckt, gab es in der Zeit eine enorme Steigerung. Wenn man dann sieht, was es heute gibt, ist das schon toll. Es macht einen aber auch stolz, weil wir ja irgendwo die Pionierinnen sind, die für das gekämpft haben, was jetzt geerntet wird. Und so ist es jetzt auch. Die, die jetzt da sind, kämpfen für Sachen, die es vielleicht in fünf bis zehn Jahren gibt. So wird sich das immer weiterentwickeln. Wichtig ist, dass man am Ball bleibt und dass es Menschen und Spielerinnen gibt, die vorangehen und den Frauenfußball nach vorne bringen.

Quelle 
Big Grin Ich glaub ich bin eine Signatur Tongue
Cs10 Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit! Cs10
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RE: Die Wölfinnen im Umbruch > Saison 24/25 - von KLAUS - 19.11.2024 - 13:12

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