Mit eisernem Willen bis nach ganz oben - Die Zukunftspläne von Union Berlin
In der neuen Saison versucht der 1. FC Union Berlin erneut sein Glück in der 2. Frauen-Bundesliga. Der Verein, der die Professionalisierung seiner Frauen-Mannschaft stetig vorantreibt, hat sich große Ziele für die Zukunft gesetzt.
Von Adriana Wehrens | Jul 9, 2024, 9:57 AM GMT+2
Gegen den SV Henstedt-Ulzburg schoss sich Union Berlin zum Aufstieg in die zweite Frauen-Bundesliga / Markus Hibbeler/GettyImages
Mit überzeugenden Leistungen in der vergangenen Saison hat sich der 1. FC Union Berlin den insgesamt vierten Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga erkämpft. Doch statt wie beim letzten Mal direkt in der nächsten Spielzeit wieder abzusteigen, ist die Messlatte nun höher gelegt. Ein Jahr nach der Entscheidung für eine Professionalisierung der Frauenabteilung soll es für den Berliner Verein weiter hoch hinaus gehen.
Nachdem die Eisernen bereits von 1969 bis 1971 als einer der ersten Vereine in der DDR eine Frauenfußballabteilung besaßen, die anschließend aufgrund der Ausgliederung des Frauenfußballs aus dem Volkssport-Bereich des DDR-Fußballverbands eingestellt werden musste, folgte der zweite Anlauf ab dem Jahr 1990. Seitdem lief die erste Mannschaft vorwiegend in der Regionalliga Ost bzw. später Nordost auf.
In der Vergangenheit gelang insgesamt drei Mal der Aufstieg zur Zweitklassigkeit. Zum ersten Mal gelang das Kunststück in der Saison 2006/07, drei Jahre nachdem die 2. Frauen-Bundesliga eingeführt worden war. Damals kam die Entscheidung am letzten Spieltag, als Union den Sieg im direkten Duell gegen den Magdeburger FFC holen konnte. Nach dem Abstieg zwei Jahre später gelangen in den Folgejahren zwei weitere Anläufe in Liga zwei, doch beide Male hielten sich die Köpenicker nur für eine Saison im Rennen.
Schon in der vergangenen Saison spielte die Frauenmannschaft erstmals Duelle im Stadion an der Alten Försterei aus / Maja Hitij/GettyImages
Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Vereins ereignete sich im Sommer 2023, als der Verein die Professonalisierung seiner Frauen-Mannschaft bekannt gab. Dies beinhaltet unter anderem Gehaltszahlungen, sodass die Beteiligten sich ihren Lebensunterhalt durch den Fußball leisten können, und die Vergrößerung des Trainerteams sowie der medizinischen Abteilung.
Weiter sorgte auch die Entscheidung, einige Highlight-Spiele im Stadion an der Alten Försterei zu spielen, für Aufmerksamkeit und vor allem mehr Sichtbarkeit für die Mannschaft. So ging es unter anderem für das Derby gegen Hertha BSC im April in die 22.000 Zuschauer fassende Spielstätte. Beim Spiel um den Aufstieg verfolgten zuletzt sogar 18.045 Zuschauer:innen die Partie vor Ort. Für die kommende Spielzeit wurde bereits angekündigt, dass alle Spiele im großen Stadion stattfinden sollen .
Hinzu kommt, dass die Führungsstrukturen der Männer- und Frauenabteilungen ab dem 1. Juli 2024 synchronisiert wurden und zukünftig gemeinsam zum Geschäftsbereich Fußball gehören. Dies beinhaltete auch die Ernennung von Jennifer Zietz zur Geschäftsführerin der Union-Frauen. Die 40-jährige Ex-Profispielerin von Turbine Potsdam sprach bei ihrem Amtsantritt von dem großen Potenzial, das sie im Verein sehe. "Dieses Stadion nun auch unsere sportliche Heimat nennen zu dürfen, ist ein weiterer ganz wichtiger Schritt dahin, dass der Profifußball der Frauen zum sportlichen Selbstverständnis des 1. FC Union Berlin gehört", so Zietz.
Sarah Abbu Sabbah wurde in der letzten Saison mit 42 Treffern Torschützenkönigin in der Regionalliga Nordost / Markus Hibbeler/GettyImages
Vierter Anlauf: So soll der Klassenerhalt klappen
In der vergangenen Saison belegte Union Berlin nach dem letzten Spieltag den ersten Platz der Regionalliga Nordost mit 66 Punkten - mit neun Punkten Vorsprung auf Rivale FC Viktoria Berlin. Zugleich verzeichnete das Team eine Tordifferenz von unglaublichen 140 (!) Treffern. Am meisten dazu beisteuern konnte Knipserin Sarah Abbu Sabbah, die ganze 42 Tore erzielte. Somit stand die Meisterschaft bereits zwei Spieltage vor dem Saisonende fest.
Durch diese Leistungen ging es für die Mannschaft von Cheftrainerin Ailien Poese in die Qualifikationsrunde zum Aufstieg in die zweite Liga. Hier bekam es Union mit dem SV Henstedt-Ulzburg aus der Regionalliga Nord zutun. Bereits im Hinspiel gab es die Vorentscheidung mit einem klaren 8:0-Kantersieg, bei dem Sarah Abu Sabbah einen Dreierpack schnürte. Das Rückspiel, das mit 2:0 endete, war dann nur noch Formsache - die Träume vom Aufstieg sind zur Wirklichkeit geworden.
Die Union-Spielerinnen feiern den erfolgreichen Aufstieg in die 2. Bundesliga / Markus Hibbeler/GettyImages
Das übergeordnete Ziel für die nächste Saison ist klar, der Klassenerhalt soll gelingen. Denn erst wenn sich das Team erfolgreich in der zweiten Riege des Frauenfußballs integriert hat, können noch höher gesteckte Pläne in Angriff genommen werden. Gelingen soll das mit einer Mischung aus Alt und Neu, also Leistungsträgerinnen, die bereits bei Union unter Vertrag stehen, plus Neuzugänge, die durch die jüngsten Leistungen und Entwicklungen nach Berlin gelockt werden können.
Wohin geht's in der Zukunft?
Bereits jetzt fest, dass Union alle Zweitliga-Heimspiele in der kommenden Saison im Stadion An der Alten Försterei austragen wird. Das sendet ein deutliches Signal, dass der Verein hinter den positiven Entwicklung seines Frauenteams steht und auch mehr Zuschauer:innen einlädt, um das Team zu unterstützen beziehungsweise überhaupt erst Gefallen an ihm zu finden.
Zusätzlich hat es vor Saisonbeginn nach der Bekanntgabe von insgesamt fünf Abgängen bereits eine erste Transfer-Offensive gegeben, angefangen mit dem Coup um Antonia Halverkamps . Die 23-jährige Mittelfeldspielerin wechselt von Erstliga-Absteiger MSV Duisburg in die Hauptstadt. Mit insgesamt 92 Einsätzen in der höchsten deutschen Spielklasse bringt Halverkamps viel Erfahrung in die Aufsteigermannschaft und soll Fähigkeiten wie ihre Beidfüßigkeit, Schusskraft und Bissigkeit in das Spiel der Köpenicker einbringen.
Cara Bösl wird in der kommenden Saison das Tor der Köpenicker hüten / Sebastian Widmann/GettyImages
Hinzu kommt noch mehr Bundesliga-Erfahrung mit Abwehrspielerin Judith Steinert vom SC Freiburg, Torhüterin Cara Bösl, die aus Frankfurt kommt, und Fatma Sakar, die Union bereit zu Beginn des Jahres 2024 von RB Leipzig verpflichtet hat. Die 25-jährige türkische Nationalspielerin hatte sich gleich erfolgreich eingefügt und steuerte in der Rückrunde bei neun Einsätzen zwei Tore hinzu. Unterdessen sollen Steinert und Bösl zu Hauptakteurinnen in der Defensive der Köpenicker werden.
Die zweite Liga soll allerdings nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum ganz großen Ziel werden. Der Verein geht mit der klaren Einstellung voraus, in den Folgejahren den Sprung zur Erstklassigkeit zu schaffen. Erleichtert werden könnte dieser Schritt unter anderem auch durch die erst kürzlich bekannt gemachte Aufstockung der Frauen-Bundesliga , die sich ebenso auf die unteren Spielklassen auswirken wird. "Wir sind gerade ungeschlagen in die 2. Liga aufgestiegen. Die 1. Liga ist unser Ziel. Und dem sind wir durch die Aufstockung noch etwas näher gerückt", kommt die klare Ansage von Geschäftsführerin Zietz.
Bevor die neue Spielzeit der 2. Frauen-Bundesliga am 24. August beginnt, hat Union Berlin noch etwas Zeit, um sich auf das neue Abenteuer einzustimmen. In der Vorbereitung stehen unter anderem Duelle gegen die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg sowie gegen die beiden Erstligisten Werder Bremen und SGS Essen an. Kurze Zeit später wird sich zeigen, ob es den Eisernen gelingen wird, sich in Liga zwei durchzusetzen und im Anschluss vielleicht sogar nach noch höheren Zielen greifen zu wollen.
Quelle
In der neuen Saison versucht der 1. FC Union Berlin erneut sein Glück in der 2. Frauen-Bundesliga. Der Verein, der die Professionalisierung seiner Frauen-Mannschaft stetig vorantreibt, hat sich große Ziele für die Zukunft gesetzt.
Von Adriana Wehrens | Jul 9, 2024, 9:57 AM GMT+2
Gegen den SV Henstedt-Ulzburg schoss sich Union Berlin zum Aufstieg in die zweite Frauen-Bundesliga / Markus Hibbeler/GettyImages
Mit überzeugenden Leistungen in der vergangenen Saison hat sich der 1. FC Union Berlin den insgesamt vierten Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga erkämpft. Doch statt wie beim letzten Mal direkt in der nächsten Spielzeit wieder abzusteigen, ist die Messlatte nun höher gelegt. Ein Jahr nach der Entscheidung für eine Professionalisierung der Frauenabteilung soll es für den Berliner Verein weiter hoch hinaus gehen.
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- Vierter Anlauf: So soll der Klassenerhalt klappen
- Wohin geht's in der Zukunft?
Nachdem die Eisernen bereits von 1969 bis 1971 als einer der ersten Vereine in der DDR eine Frauenfußballabteilung besaßen, die anschließend aufgrund der Ausgliederung des Frauenfußballs aus dem Volkssport-Bereich des DDR-Fußballverbands eingestellt werden musste, folgte der zweite Anlauf ab dem Jahr 1990. Seitdem lief die erste Mannschaft vorwiegend in der Regionalliga Ost bzw. später Nordost auf.
In der Vergangenheit gelang insgesamt drei Mal der Aufstieg zur Zweitklassigkeit. Zum ersten Mal gelang das Kunststück in der Saison 2006/07, drei Jahre nachdem die 2. Frauen-Bundesliga eingeführt worden war. Damals kam die Entscheidung am letzten Spieltag, als Union den Sieg im direkten Duell gegen den Magdeburger FFC holen konnte. Nach dem Abstieg zwei Jahre später gelangen in den Folgejahren zwei weitere Anläufe in Liga zwei, doch beide Male hielten sich die Köpenicker nur für eine Saison im Rennen.
Schon in der vergangenen Saison spielte die Frauenmannschaft erstmals Duelle im Stadion an der Alten Försterei aus / Maja Hitij/GettyImages
Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des Vereins ereignete sich im Sommer 2023, als der Verein die Professonalisierung seiner Frauen-Mannschaft bekannt gab. Dies beinhaltet unter anderem Gehaltszahlungen, sodass die Beteiligten sich ihren Lebensunterhalt durch den Fußball leisten können, und die Vergrößerung des Trainerteams sowie der medizinischen Abteilung.
Weiter sorgte auch die Entscheidung, einige Highlight-Spiele im Stadion an der Alten Försterei zu spielen, für Aufmerksamkeit und vor allem mehr Sichtbarkeit für die Mannschaft. So ging es unter anderem für das Derby gegen Hertha BSC im April in die 22.000 Zuschauer fassende Spielstätte. Beim Spiel um den Aufstieg verfolgten zuletzt sogar 18.045 Zuschauer:innen die Partie vor Ort. Für die kommende Spielzeit wurde bereits angekündigt, dass alle Spiele im großen Stadion stattfinden sollen .
Hinzu kommt, dass die Führungsstrukturen der Männer- und Frauenabteilungen ab dem 1. Juli 2024 synchronisiert wurden und zukünftig gemeinsam zum Geschäftsbereich Fußball gehören. Dies beinhaltete auch die Ernennung von Jennifer Zietz zur Geschäftsführerin der Union-Frauen. Die 40-jährige Ex-Profispielerin von Turbine Potsdam sprach bei ihrem Amtsantritt von dem großen Potenzial, das sie im Verein sehe. "Dieses Stadion nun auch unsere sportliche Heimat nennen zu dürfen, ist ein weiterer ganz wichtiger Schritt dahin, dass der Profifußball der Frauen zum sportlichen Selbstverständnis des 1. FC Union Berlin gehört", so Zietz.
Sarah Abbu Sabbah wurde in der letzten Saison mit 42 Treffern Torschützenkönigin in der Regionalliga Nordost / Markus Hibbeler/GettyImages
Vierter Anlauf: So soll der Klassenerhalt klappen
In der vergangenen Saison belegte Union Berlin nach dem letzten Spieltag den ersten Platz der Regionalliga Nordost mit 66 Punkten - mit neun Punkten Vorsprung auf Rivale FC Viktoria Berlin. Zugleich verzeichnete das Team eine Tordifferenz von unglaublichen 140 (!) Treffern. Am meisten dazu beisteuern konnte Knipserin Sarah Abbu Sabbah, die ganze 42 Tore erzielte. Somit stand die Meisterschaft bereits zwei Spieltage vor dem Saisonende fest.
Durch diese Leistungen ging es für die Mannschaft von Cheftrainerin Ailien Poese in die Qualifikationsrunde zum Aufstieg in die zweite Liga. Hier bekam es Union mit dem SV Henstedt-Ulzburg aus der Regionalliga Nord zutun. Bereits im Hinspiel gab es die Vorentscheidung mit einem klaren 8:0-Kantersieg, bei dem Sarah Abu Sabbah einen Dreierpack schnürte. Das Rückspiel, das mit 2:0 endete, war dann nur noch Formsache - die Träume vom Aufstieg sind zur Wirklichkeit geworden.
Die Union-Spielerinnen feiern den erfolgreichen Aufstieg in die 2. Bundesliga / Markus Hibbeler/GettyImages
Das übergeordnete Ziel für die nächste Saison ist klar, der Klassenerhalt soll gelingen. Denn erst wenn sich das Team erfolgreich in der zweiten Riege des Frauenfußballs integriert hat, können noch höher gesteckte Pläne in Angriff genommen werden. Gelingen soll das mit einer Mischung aus Alt und Neu, also Leistungsträgerinnen, die bereits bei Union unter Vertrag stehen, plus Neuzugänge, die durch die jüngsten Leistungen und Entwicklungen nach Berlin gelockt werden können.
Wohin geht's in der Zukunft?
Bereits jetzt fest, dass Union alle Zweitliga-Heimspiele in der kommenden Saison im Stadion An der Alten Försterei austragen wird. Das sendet ein deutliches Signal, dass der Verein hinter den positiven Entwicklung seines Frauenteams steht und auch mehr Zuschauer:innen einlädt, um das Team zu unterstützen beziehungsweise überhaupt erst Gefallen an ihm zu finden.
Zusätzlich hat es vor Saisonbeginn nach der Bekanntgabe von insgesamt fünf Abgängen bereits eine erste Transfer-Offensive gegeben, angefangen mit dem Coup um Antonia Halverkamps . Die 23-jährige Mittelfeldspielerin wechselt von Erstliga-Absteiger MSV Duisburg in die Hauptstadt. Mit insgesamt 92 Einsätzen in der höchsten deutschen Spielklasse bringt Halverkamps viel Erfahrung in die Aufsteigermannschaft und soll Fähigkeiten wie ihre Beidfüßigkeit, Schusskraft und Bissigkeit in das Spiel der Köpenicker einbringen.
Cara Bösl wird in der kommenden Saison das Tor der Köpenicker hüten / Sebastian Widmann/GettyImages
Hinzu kommt noch mehr Bundesliga-Erfahrung mit Abwehrspielerin Judith Steinert vom SC Freiburg, Torhüterin Cara Bösl, die aus Frankfurt kommt, und Fatma Sakar, die Union bereit zu Beginn des Jahres 2024 von RB Leipzig verpflichtet hat. Die 25-jährige türkische Nationalspielerin hatte sich gleich erfolgreich eingefügt und steuerte in der Rückrunde bei neun Einsätzen zwei Tore hinzu. Unterdessen sollen Steinert und Bösl zu Hauptakteurinnen in der Defensive der Köpenicker werden.
Die zweite Liga soll allerdings nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum ganz großen Ziel werden. Der Verein geht mit der klaren Einstellung voraus, in den Folgejahren den Sprung zur Erstklassigkeit zu schaffen. Erleichtert werden könnte dieser Schritt unter anderem auch durch die erst kürzlich bekannt gemachte Aufstockung der Frauen-Bundesliga , die sich ebenso auf die unteren Spielklassen auswirken wird. "Wir sind gerade ungeschlagen in die 2. Liga aufgestiegen. Die 1. Liga ist unser Ziel. Und dem sind wir durch die Aufstockung noch etwas näher gerückt", kommt die klare Ansage von Geschäftsführerin Zietz.
Bevor die neue Spielzeit der 2. Frauen-Bundesliga am 24. August beginnt, hat Union Berlin noch etwas Zeit, um sich auf das neue Abenteuer einzustimmen. In der Vorbereitung stehen unter anderem Duelle gegen die zweite Mannschaft des VfL Wolfsburg sowie gegen die beiden Erstligisten Werder Bremen und SGS Essen an. Kurze Zeit später wird sich zeigen, ob es den Eisernen gelingen wird, sich in Liga zwei durchzusetzen und im Anschluss vielleicht sogar nach noch höheren Zielen greifen zu wollen.
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Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
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