21.05.2024 - 19:49
Mit einer klaren Vision in die neue Runde
Lerch verspricht: "Es wird sichtbare Veränderungen geben"
Die Doppelfunktion als Trainer und Sportlicher Leiter bei der TSG Hoffenheim wird Stephan Lerch im Sommer aufgeben, arbeitsreiche Monate hat er dennoch vor sich. Im kicker-Interview blickt der 39-Jährige in die Zukunft und äußert sich zu den anstehenden Veränderungen bei der TSG.
Blickt im kicker-Interview auf den anstehenden Umbruch bei der TSG: Hoffenheims Trainer und Sportlicher Leiter Stephan Lerch. Getty Images for DFB
Bis Mitte März schien es die Rückrunde der TSG Hoffenheim zu werden. Von sieben Spielen verlor die Mannschaft von Trainer Stephan Lerch gerade mal eines, machte dabei sechs Punkte auf Eintracht Frankfurt und den begehrten 3. Tabellenplatz gut. Doch als die Aufholjagd endlich gelungen und Platz 3 eingenommen war, folgte der Bruch. In den letzten fünf Saisonspielen gelang kein Sieg mehr, am Ende belegte die TSG nur Rang 5. Trainer Stephan Lerch blickt im Interview bereits auf die neue Saison und den wieder einmal anstehenden Umbruch bei der TSG.
Wie fällt Ihr Fazit zu dieser Saison aus, Herr Lerch?
Ich würde die Saison als Achterbahnfahrt beschreiben. Wir hatten gute Phasen, gerade zu Beginn, dann ein Zwischentief, und waren in der Rückrunde bis nach dem Spiel gegen Freiburg auch gut unterwegs. Gegen Köln und Essen haben die Ergebnisse dann nicht mehr gestimmt. Das müssen wir uns vorwerfen, dass wir diese Spiele nicht für uns entschieden haben, obwohl wir das hätten tun können. In den Spielen gegen Frankfurt und Leipzig haben sowohl unsere Leistung als auch das Ergebnis nicht mehr gestimmt. Das ist bitter. Wir haben uns mehr erhofft, deshalb sind wir auch ein Stück weit enttäuscht. Zum einen hat die Konstanz gefehlt, zum anderen war die Effektivität ein Faktor. Aber es war auch nicht alles schlecht. Wir haben zum Beispiel gezeigt, dass wir auch mit den großen Mannschaften mithalten und sie besiegen können.
Haben Sie eine Erklärung für diesen Einbruch in den letzten Wochen?
Für mich war einer von mehreren Knackpunkten, dass wir es nicht geschafft haben, das Spiel gegen Köln zu gewinnen. In Essen war es ähnlich. Wir haben bei der Mannschaft der Saison ein gutes Spiel gemacht, hatten die Chance auf das 2:0, verlieren am Ende aber 1:2. Durch diese beiden Spiele, die wir im Kampf um Platz drei hätten gewinnen müssen, ist viel Druck entstanden, den man nicht wegdiskutieren kann. Das macht etwas mit einer Mannschaft. Deswegen haben wir in den Spielen gegen Frankfurt und Leipzig nicht mehr unsere Leistung gebracht. Das ist sehr schade, weil die Mannschaft viele positive Momente hatte in dieser Saison.
Man hatte immer den Eindruck, dass es für die Eintracht die größere Katastrophe gewesen wäre, den 3. Platz zu verpassen. Stimmen Sie dem zu?
Wir sind letztes Jahr als Vierter ins Ziel eingelaufen und so sind wir auch in diese Saison gegangen: Wir sind die Herausforderer. Ich habe immer betont, dass wir in der Lage sind, auch die Mannschaften zu ärgern und zu schlagen, die letzte Saison vor uns standen. Bei Frankfurt war die Möglichkeit da, sie zu attackieren, aber wir haben nicht die nötige Konstanz an den Tag gelegt. Diesen Vorwurf müssen wir uns jetzt gefallen lassen. Letztlich war es enttäuschend, wie es gelaufen ist, aber für uns geht auch keine Welt unter. Der Prozess ist gut gewesen. Ich glaube, dass Frankfurt da schon ein Stück weiter ist und auch eine andere Zielsetzung vor der Saison ausgegeben hat.
Einige Abgänge stehen bereits fest, darunter mit Nicole Billa und Paulina Krumbiegel zwei echte Urgesteine. Ist das noch mal was anderes, Spielerinnen wie sie zu verlieren?
Mit den Beiden gehen große Namen, die schon lange im Verein sind. Nici Billa hat große Verdienste für Hoffenheim erzielt und ist mit dem Verein gewachsen. Ich finde das sehr bemerkenswert, wenn Spielerinnen einem Verein so lange die Treue halten. Pauli ist auch eine Spielerin, die lange im Verein war, und durch die TSG dahingekommen ist, wo sie jetzt ist. Qualität ist das eine, aber diese Persönlichkeit, die diese Spielerinnen dem Verein geben - da wird eine Lücke gerissen. Gleiches gilt für Michaela Specht oder Vanessa Leimenstoll . Man kann es aber auch ein Stück weit nachvollziehen. Ich sehe das mit einem weinenden Auge, weil solche Spielerinnen dem Verein viel gegeben haben, aber auch mit einem lachenden, weil sie die Chance bekommen, etwas Neues zu schaffen, ihre Entwicklung fortzusetzen.
Drei Neuzugänge stehen auch bereits fest. Was hat Sie überzeugt, dass diese drei künftig für die TSG auflaufen sollen?
Selina Cerci kann eine Bereicherung für jede Mannschaft sein, wenn sie fit ist. Ihr Potential ist unbestritten. Wir sind von ihren Fähigkeiten absolut überzeugt. Uns erwartet eine tolle Stürmerin mit einer guten Dynamik, einem guten Torinstinkt und Abschlussstärke. Chiara Hahn ist eine sehr spannende Spielerin, die sich in der Bundesliga etabliert hat, aber auch noch Entwicklungspotenzial mitbringt. Sie will den nächsten Schritt gehen, ist sehr willensstark und kann im Mittelfeld viele Positionen spielen. Da erhoffen wir uns von ihrer guten Körperlichkeit einiges. Feli Delacauw ist auch eine junge Spielerin, hat in der Nationalmannschaft aber schon internationale Erfahrung sammeln können. Sie ist eine Box-to-Box Spielerin, kann auf der Sechser- oder Achter-Position spielen und ist sehr laufstark. Sie ist auch eine Spielerin, die strategisch agiert. Wir wollen ihr Zeit geben, sich hier zu etablieren und freuen uns, dass wir in ihr eine Spielerin haben, die diese Erfahrung mitbringt. Das ist für das allgemeine Niveau sicher förderlich.
Darf man noch weitere Neuzugänge erwarten?
Insgesamt sind wir aktuell schon gut aufgestellt, was die Planung für die nächste Saison angeht. Wir haben drei Neuzugänge verkündet, haben aber schon die eine oder andere mehr. Spielerinnen, die ein richtig gutes Entwicklungspotenzial mitbringen und in einem guten Fußballeralter sind, aber auch Spielerinnen, die international Erfahrung sammeln konnten. Eine gute Mischung eben. Wir befinden uns gerade in einer Umbruchphase, haben eine klare Vision. Es wird eine sichtbare Veränderung geben. Wir müssen diesen Spagat jetzt intensiver meistern: jungen Spielerinnen die Entwicklungsmöglichkeit geben, aber zugleich den Fokus auf Erfolg in Form von bestimmten Platzierungen richten.
Was für ein Hoffenheimer Team können wir nächste Saison unter dem neuen Trainer Theodoros Dedes erwarten?
Da bin ich auch mal gespannt, wie Theo das machen wird als Trainer (lacht). Von der Spielweise her sehen wir uns als eine Mannschaft, die aktiv das Spiel gestalten will. Das heißt: Ballbesitzfußball, eine gute Aktivität und Aggressivität gegen den Ball. Da bringt Theo viele eigene Ideen mit, auch das eine oder andere aus dem Männerbereich, wo er jetzt Erfahrung gesammelt hat. Wir sind sehr optimistisch und zuversichtlich, dass wir wieder attraktiven Fußball zeigen können und dann hoffentlich auch ein Stück weit konstanter und effektiver sind.
Interview: Susanne Müller
Quelle
Lerch verspricht: "Es wird sichtbare Veränderungen geben"
Die Doppelfunktion als Trainer und Sportlicher Leiter bei der TSG Hoffenheim wird Stephan Lerch im Sommer aufgeben, arbeitsreiche Monate hat er dennoch vor sich. Im kicker-Interview blickt der 39-Jährige in die Zukunft und äußert sich zu den anstehenden Veränderungen bei der TSG.
Blickt im kicker-Interview auf den anstehenden Umbruch bei der TSG: Hoffenheims Trainer und Sportlicher Leiter Stephan Lerch. Getty Images for DFB
Bis Mitte März schien es die Rückrunde der TSG Hoffenheim zu werden. Von sieben Spielen verlor die Mannschaft von Trainer Stephan Lerch gerade mal eines, machte dabei sechs Punkte auf Eintracht Frankfurt und den begehrten 3. Tabellenplatz gut. Doch als die Aufholjagd endlich gelungen und Platz 3 eingenommen war, folgte der Bruch. In den letzten fünf Saisonspielen gelang kein Sieg mehr, am Ende belegte die TSG nur Rang 5. Trainer Stephan Lerch blickt im Interview bereits auf die neue Saison und den wieder einmal anstehenden Umbruch bei der TSG.
Wie fällt Ihr Fazit zu dieser Saison aus, Herr Lerch?
Ich würde die Saison als Achterbahnfahrt beschreiben. Wir hatten gute Phasen, gerade zu Beginn, dann ein Zwischentief, und waren in der Rückrunde bis nach dem Spiel gegen Freiburg auch gut unterwegs. Gegen Köln und Essen haben die Ergebnisse dann nicht mehr gestimmt. Das müssen wir uns vorwerfen, dass wir diese Spiele nicht für uns entschieden haben, obwohl wir das hätten tun können. In den Spielen gegen Frankfurt und Leipzig haben sowohl unsere Leistung als auch das Ergebnis nicht mehr gestimmt. Das ist bitter. Wir haben uns mehr erhofft, deshalb sind wir auch ein Stück weit enttäuscht. Zum einen hat die Konstanz gefehlt, zum anderen war die Effektivität ein Faktor. Aber es war auch nicht alles schlecht. Wir haben zum Beispiel gezeigt, dass wir auch mit den großen Mannschaften mithalten und sie besiegen können.
Haben Sie eine Erklärung für diesen Einbruch in den letzten Wochen?
Für mich war einer von mehreren Knackpunkten, dass wir es nicht geschafft haben, das Spiel gegen Köln zu gewinnen. In Essen war es ähnlich. Wir haben bei der Mannschaft der Saison ein gutes Spiel gemacht, hatten die Chance auf das 2:0, verlieren am Ende aber 1:2. Durch diese beiden Spiele, die wir im Kampf um Platz drei hätten gewinnen müssen, ist viel Druck entstanden, den man nicht wegdiskutieren kann. Das macht etwas mit einer Mannschaft. Deswegen haben wir in den Spielen gegen Frankfurt und Leipzig nicht mehr unsere Leistung gebracht. Das ist sehr schade, weil die Mannschaft viele positive Momente hatte in dieser Saison.
Man hatte immer den Eindruck, dass es für die Eintracht die größere Katastrophe gewesen wäre, den 3. Platz zu verpassen. Stimmen Sie dem zu?
Wir sind letztes Jahr als Vierter ins Ziel eingelaufen und so sind wir auch in diese Saison gegangen: Wir sind die Herausforderer. Ich habe immer betont, dass wir in der Lage sind, auch die Mannschaften zu ärgern und zu schlagen, die letzte Saison vor uns standen. Bei Frankfurt war die Möglichkeit da, sie zu attackieren, aber wir haben nicht die nötige Konstanz an den Tag gelegt. Diesen Vorwurf müssen wir uns jetzt gefallen lassen. Letztlich war es enttäuschend, wie es gelaufen ist, aber für uns geht auch keine Welt unter. Der Prozess ist gut gewesen. Ich glaube, dass Frankfurt da schon ein Stück weiter ist und auch eine andere Zielsetzung vor der Saison ausgegeben hat.
Einige Abgänge stehen bereits fest, darunter mit Nicole Billa und Paulina Krumbiegel zwei echte Urgesteine. Ist das noch mal was anderes, Spielerinnen wie sie zu verlieren?
Mit den Beiden gehen große Namen, die schon lange im Verein sind. Nici Billa hat große Verdienste für Hoffenheim erzielt und ist mit dem Verein gewachsen. Ich finde das sehr bemerkenswert, wenn Spielerinnen einem Verein so lange die Treue halten. Pauli ist auch eine Spielerin, die lange im Verein war, und durch die TSG dahingekommen ist, wo sie jetzt ist. Qualität ist das eine, aber diese Persönlichkeit, die diese Spielerinnen dem Verein geben - da wird eine Lücke gerissen. Gleiches gilt für Michaela Specht oder Vanessa Leimenstoll . Man kann es aber auch ein Stück weit nachvollziehen. Ich sehe das mit einem weinenden Auge, weil solche Spielerinnen dem Verein viel gegeben haben, aber auch mit einem lachenden, weil sie die Chance bekommen, etwas Neues zu schaffen, ihre Entwicklung fortzusetzen.
Drei Neuzugänge stehen auch bereits fest. Was hat Sie überzeugt, dass diese drei künftig für die TSG auflaufen sollen?
Selina Cerci kann eine Bereicherung für jede Mannschaft sein, wenn sie fit ist. Ihr Potential ist unbestritten. Wir sind von ihren Fähigkeiten absolut überzeugt. Uns erwartet eine tolle Stürmerin mit einer guten Dynamik, einem guten Torinstinkt und Abschlussstärke. Chiara Hahn ist eine sehr spannende Spielerin, die sich in der Bundesliga etabliert hat, aber auch noch Entwicklungspotenzial mitbringt. Sie will den nächsten Schritt gehen, ist sehr willensstark und kann im Mittelfeld viele Positionen spielen. Da erhoffen wir uns von ihrer guten Körperlichkeit einiges. Feli Delacauw ist auch eine junge Spielerin, hat in der Nationalmannschaft aber schon internationale Erfahrung sammeln können. Sie ist eine Box-to-Box Spielerin, kann auf der Sechser- oder Achter-Position spielen und ist sehr laufstark. Sie ist auch eine Spielerin, die strategisch agiert. Wir wollen ihr Zeit geben, sich hier zu etablieren und freuen uns, dass wir in ihr eine Spielerin haben, die diese Erfahrung mitbringt. Das ist für das allgemeine Niveau sicher förderlich.
Darf man noch weitere Neuzugänge erwarten?
Insgesamt sind wir aktuell schon gut aufgestellt, was die Planung für die nächste Saison angeht. Wir haben drei Neuzugänge verkündet, haben aber schon die eine oder andere mehr. Spielerinnen, die ein richtig gutes Entwicklungspotenzial mitbringen und in einem guten Fußballeralter sind, aber auch Spielerinnen, die international Erfahrung sammeln konnten. Eine gute Mischung eben. Wir befinden uns gerade in einer Umbruchphase, haben eine klare Vision. Es wird eine sichtbare Veränderung geben. Wir müssen diesen Spagat jetzt intensiver meistern: jungen Spielerinnen die Entwicklungsmöglichkeit geben, aber zugleich den Fokus auf Erfolg in Form von bestimmten Platzierungen richten.
Was für ein Hoffenheimer Team können wir nächste Saison unter dem neuen Trainer Theodoros Dedes erwarten?
Da bin ich auch mal gespannt, wie Theo das machen wird als Trainer (lacht). Von der Spielweise her sehen wir uns als eine Mannschaft, die aktiv das Spiel gestalten will. Das heißt: Ballbesitzfußball, eine gute Aktivität und Aggressivität gegen den Ball. Da bringt Theo viele eigene Ideen mit, auch das eine oder andere aus dem Männerbereich, wo er jetzt Erfahrung gesammelt hat. Wir sind sehr optimistisch und zuversichtlich, dass wir wieder attraktiven Fußball zeigen können und dann hoffentlich auch ein Stück weit konstanter und effektiver sind.
Interview: Susanne Müller
Quelle
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Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
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