26.12.2023 - 22:46
Deutscher Fußball in der Krise
Damit steht und fällt die Zukunft
Meinung
Von
Tabea Kemme
Aktualisiert am 26.12.2023 - 18:01 Uhr Lesedauer: 4 Min
![[Bild: nia-kuenzer-sie-ist-die-neue-direktorin-...im-dfb.jpg]](https://images.t-online.de/2023/12/rk6b5ZSSNJKo/755x136:2985x1679/fit-in/995x0/nia-kuenzer-sie-ist-die-neue-direktorin-frauen-beim-dfb.jpg)
Nia Künzer: Sie ist die neue Sportdirektorin für Frauenfußball beim DFB. (Quelle: IMAGO)
Es sind stürmische Zeiten beim DFB. Trotz der gegebenen Chance auf Olympia blicken die Spielerinnen in eine ungewisse Zukunft. Eine Kolumne von Tabea Kemme.
Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu und die Nationalmannschaft der Frauen blickt auf ein turbulentes Jahr zurück. Auf die Vertragsverlängerung mit der Bundestrainerin im Frühjahr folgte im Sommer das Vorrunden-Aus bei der WM in Australien und Neuseeland, das schließlich auch zur Trennung von Martina Voss-Tecklenburg führte.
Das historische WM-Aus bleibt eine große, klaffende Wunde. Dem Team fehlte in Australien das notwendige Vertrauen. Die Vorbereitung auf das Turnier war geprägt von Ungewissheit, viele Spielerinnen wussten nicht, woran sie waren. Ein Neustart war für diese Mannschaft zwingend notwendig.
Mit Interimstrainer Horst Hrubesch qualifizierten sich die DFB-Frauen nun für die Olympia-Playoffs im Februar, hatten mit den bereits für Paris qualifizierten Französinnen Losglück. Frankreich liegt uns, doch die jüngsten Partien haben gezeigt, dass die Mannschaft aktuell nicht konstant performt. Auf den beschwingten und überzeugenden 3:0-Sieg gegen Dänemark folgte das trostlose 0:0 in Wales, wo es nur deshalb für Platz eins in der Nations-League-Gruppe reichte, weil wiederum Dänemark seine Pflichtaufgabe gegen Island verpatzte. Auf furiose Hochpunkte folgten immer wieder Tiefschläge, es war ein Jahr der Ups und Downs. Es sind stürmische Zeiten beim DFB.
![[Bild: tabea-kemme-sie-blickt-kritisch-auf-die-...im-dfb.jpg]](https://images.t-online.de/2023/12/AmFeAwotK1TR/272x361:3455x1944/fit-in/550x0/tabea-kemme-sie-blickt-kritisch-auf-die-entwicklung-beim-dfb.jpg)
Tabea Kemme: Sie blickt kritisch auf die Entwicklung beim DFB. (Quelle: IMAGO/Dennis Ewert/RHR-FOTO)
Auch wenn die Stelle der Sportdirektorin für Frauenfußball mit Nia Künzer endlich besetzt wurde, blicken viele Nationalspielerinnen in eine ungewisse Zukunft. Die Position des Bundestrainers ist langfristig nicht besetzt. Der DFB muss frühere Angestellte wie Oliver Bierhoff, Hansi Flick oder Martina Voss-Tecklenburg mit einem hohen finanziellen Aufwand entschädigen.
Mit welchem Coach und mit welcher Strategie geht der DFB in ein Jahr, in dem nicht nur die Olympischen Spiele, sondern auch die wichtige Qualifikation für die EM 2025 in der Schweiz ansteht? Ich kann hier nur wiederholen, was ich bereits in einer früheren Kolumne artikuliert habe: Das Pflichtbewusstsein des DFB gegenüber seinen Spielerinnen ist nicht überzeugend.
Der DFB ist langsam unterwegs – und hat in meinen Augen auch schon verschlafen, sich auf dem internationalen Trainer- und Trainerinnenmarkt umzuschauen. Emma Hayes verlässt Chelsea und geht in die USA, Jonatan Giráldez vom FC Barcelona hat ein Angebot aus der NWSL. Auch ein Trainer wie Joe Montemurro, aktuell bei Juventus Turin unter Vertrag, ist eine hoch spannende Personalie. Das sind alles Topleute aus dem Ausland, beim DFB sehe ich immer die gleichen Leute, die zudem das eigene System durchlaufen haben.
![[Bild: uebernimmt-die-us-frauen-emma-hayes.jpg]](https://images.t-online.de/2023/11/DBIZ51zUPDE6/0x111:2048x1152/fit-in/550x0/uebernimmt-die-us-frauen-emma-hayes.jpg)
Emma Hayes: Sie wird Nationaltrainerin der USA. (Quelle: John Walton/PA Wire/dpa/dpa-bilder)
Es wäre wichtig, dass man beim DFB den Mut zeigt, sich auf jemanden einzulassen, der eine neue, frische Perspektive aus dem Ausland einbringt. Damit steht und fällt die Zukunft. Leider hat die Vergangenheit gezeigt, dass man immer wieder auf die alten, gleichen Kandidaten zurückgreift. Ich habe das Gefühl, dass der DFB zu wenig über den Tellerrand schaut.
Ich schätze Nia Künzer und weiß, dass sie die nötige Führungskompetenz mitbringt. Diese enorm wichtige Position im Frauenfußball bekommt mit ihr endlich ein Gesicht. Es ist ihr zu wünschen, dass sie auch die Unterstützung bekommt, um die dicken Bretter zu bohren, die sie bohren wird müssen. Klar ist, dass die männlichen Führungspersönlichkeiten beim DFB nach wie vor veraltete Bilder skizzieren und einer Frau in hochrangiger Funktion weniger offen gegenüberstehen.
Der deutsche Frauenfußball wird nur dann Chancen auf Erfolg haben, wenn man mit einer konkreten, langfristigen Vision in die Zukunft geht. Mit einer konkreten Strategie, die man gemeinsam in den kommenden fünf, sieben oder zehn Jahren verfolgen will. Hier braucht es volle Überzeugung und Transparenz der Herangehensweise.
Und auch sportlich wird langsam ein Generationswechsel eingeleitet werden müssen. Stand heute kann niemand sagen, ob Spielerinnen wie Marina Hegering, Svenja Huth oder Kapitänin Alex Popp bei der Europameisterschaft 2025 noch dabei sind. Es ist an der Zeit, dass junge Spielerinnen wie Jule Brand, Klara Bühl oder auch Lena Oberdorf, die ja bereits im Mannschaftsrat ist, in Führungsrollen hineinwachsen. Von der mittleren Generation erwarte ich, dass sie die Lücke füllt, die eine Akteurin wie Popp nach ihrem Abtritt hinterlässt.
![[Bild: alexandra-popp-deutschland-11-aergert-si...s-sout.jpg]](https://images.t-online.de/2023/12/fyovZo3rBbuP/970x588:2339x1316/fit-in/550x0/alexandra-popp-deutschland-11-aergert-sich-ueber-eine-vergebene-torchance-aus-suedkorea-vs-deutschland-fifa-frauen-fussball-weltmeisterschaft-australien-2023-3-spieltag-gruppe-h-03-082023-aus-suedkorea-vs-deutschland-fifa-frauen-fussball-weltmeisterschaft-australien-2023-3-spieltag-gruppe-h-03-082023-brisbane-alexandra-popp-germany-11-aergert-sich-ueber-eine-vergebene-torschance-aus-south-korea-vs-germany-fifa-womens-world-cup-australia-2023-matchday-3-group-h-03-08-2023-aus-sout.jpg)
Alexandra Popp: Sie schied mit Deutschland bei der WM in der Vorrunde aus. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler/imago)
Dabei geht es um die sportliche Führung auf dem Platz, aber auch um die Kommunikation innerhalb des DFB. Ich wünsche mir, dass sich ein Kreis bildet, der die Interessen der Spielerinnen gegenüber dem Verband vertritt und der sich mit der nötigen Hartnäckigkeit für das Team einsetzt. Das Potenzial dafür ist auf jeden Fall gegeben.
Blickt man nun auf das Jahr 2023 zurück, sind einem neben den vielen Themen rund um den DFB natürlich auch die Leistungen der Spanierinnen bei der WM im Gedächtnis geblieben – und die Umstände, unter denen sie vollbracht wurden.
Der revolutionäre Kampf der Spanierinnen gegen ihren Verband und dessen Chef hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass das Thema im öffentlichen Diskurs stattfindet. Die Spielerinnen sind im Lichte der weltweiten Aufmerksamkeit für ihre Rechte eingetreten und waren erfolgreich. Gleichzeitig haben sie damit ein Signal an alle anderen Frauenteams gesendet, dass es sich lohnt, hartnäckig zu bleiben und für seine Forderungen zu kämpfen.
Diese Energie, diese Power, die dadurch entfacht wurde, die war atemberaubend und hat mir persönlich gezeigt, dass der Frauenfußball weiter den Weg in die breite Öffentlichkeit suchen und die große Bühne bestrahlen muss. Denn dort gehört er hin.
Quelle
Rückblick auf 2023: Das Krisen-Jahr der DFB-Frauen in 5 Spielen und Phasen
Von Helene Altgelt | Dec 25, 2023
![[Bild: images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_...jhsjpx.jpg]](https://images2.minutemediacdn.com/image/upload/c_crop,w_4640,h_2610,x_0,y_0/c_fill,w_1080,ar_16:9,f_auto,q_auto,g_auto/images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_site_de_international_web%2F01hj15f5nak7rkjhsjpx.jpg)
Die deutsche Startelf im entscheidenden Spiel gegen Südkorea / Visionhaus/GettyImages
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2023 war ein kompliziertes Jahr für die DFB-Frauen. Auf EM-Euphorie folgte WM-Blues, und nach dem Debakel in Australien wurde es kaum besser. Das waren die fünf prägenden Spiele von Deutschland im Jahr 2023.
Deutschland - Niederlande 1:0
Deutschland - Sambia 2:3
Deutschland - Marokko 6:0
Deutschland - Südkorea 1:1
Deutschland - Wales 0:0
1. Deutschland - Niederlande 1:0
![[Bild: images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_...xks8sq.jpg]](https://images2.minutemediacdn.com/image/upload/c_crop,w_1024,h_576,x_0,y_0/c_fill,w_720,ar_16:9,f_auto,q_auto,g_auto/images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_site_de_international_web%2F01hj363j6vhhv9xks8sq.jpg)
Jubel bei den DFB-Frauen nach dem schmeichelhaften 1:0 gegen die Niederlande / BSR Agency/GettyImages
Phase 1: Ergebnisse stimmen, Leistungen nicht
Vor der WM wollte sich Deutschland bewusst mit einigen Top-Teams messen: Den Startschuss in das wichtige Jahr 2023 gab es beim 0:0 gegen Schweden, dann folgten Partien gegen die Niederlande und Brasilien. Gegen Schweden und die Niederlande gab es keine Niederlage, was zunächst zu einer vorsichtigen Zuversicht führte.
Die Ergebnisse stimmten - und im vorherigen November hatte das DFB-Team auch noch gegen den damaligen Weltmeister USA gewonnen. Mit den Leistungen sah es etwas anders aus. Das 1:0 gegen die Niederlande war mindestens schmeichelhaft.
Die DFB-Frauen waren offensiv harmlos, der Siegtreffer durch Sydney Lohmann kam aus dem Nichts. Nur dank der beiden überragenden Torhüterinnen Merle Frohms und Ann-Katrin Berger konnte Deutschland den Sieg irgendwie über die Zeit bringen.
Voss-Tecklenburg lobte ihre "Chancentöterinnen", erkannte aber auch selbst, dass noch viel fehlte. Unter Druck müsse ihr Team souveräner werden, sagte die damalige Bundestrainerin. Die Diagnose war richtig, aber eine Lösung wurde nicht gefunden - sodass auch bald die Ergebnisse nicht mehr stimmten.
2. Deutschland - Sambia 2:3
Phase 2: Bad Omens
Die WM-Vorbereitung hatte schon fast gruselige Parallelen zu den letzten Spielen vor der EM. Damals hatte die Elf von Voss-Tecklenburg überraschend mit 2:3 gegen Serbien verloren. Jetzt war es ein 2:3 gegen einen anderen Underdog: Sambia.
Wie auch gegen Serbien waren es vor allem lange Bälle hinter die eigene Abwehrkette, die den DFB-Frauen zu schaffen machten. Nach vorne herrschte noch schlimmere Ideenlosigkeit, als es der Spielstand zeigen mag. Das letzte Spiel vor der WM - ein kompletter Reinfall.
2022 beendete das DFB-Team die Vorbereitung immerhin mit einem versöhnlichen 7:0 gegen die Schweiz. In diesem Sommer nahm Deutschland die schmachhafte Niederlage gefühlt im Gepäck mit nach Australien. Und sie kam nicht mal überraschend. Schon die vorherigen Spiele gegen Brasilien und gegen Vietnam waren wenig überzeugend.
Immer wieder zeigte sich, dass die DFB-Elf mit intensivem Pressing im Mittelfeld größte Probleme hatte. Trotzdem, selbst nach dem 2:3 gegen Sambia herrschte vorsichtiger Optimismus. Der Titel blieb das erklärte Ziel von Voss-Tecklenburg, ein Ausscheiden im Viertelfinale wurde allgemein als Worst-Case-Szenario angesehen.
3. Deutschland - Marokko 6:0
![[Bild: images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_...14gqe9.jpg]](https://images2.minutemediacdn.com/image/upload/c_crop,w_1024,h_576,x_0,y_75/c_fill,w_720,ar_16:9,f_auto,q_auto,g_auto/images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_site_de_international_web%2F01hj17e0a5agtk14gqe9.jpg)
Starker Auftakt in die WM: Das 6:0 gegen Marokko / SOPA Images/GettyImages
Phase 3: Trügerische Euphorie
Die Optimisten sahen sich nach dem 6:0 gegen Marokko bestätigt. WM-Auftaktsieg, und was für einer. Die DFB-Frauen erledigten ihren Job mindestens souverän, in Teilen fast schon entfesselt. Die Sorgen der Vorbereitung schienen wie weggeblasen. Fußball kann so einfach sein!
So schien es zumindest an dem Tag, für ein paar Minuten. Und wieder waren da die EM-Parallelen: Miese Vorbereitung, glänzender Auftaktsieg - damals war es ein 4:0 gegen Dänemark gewesen. Niemand gewann am ersten Spieltag höher als Deutschland. "Wir wollten ein Statement setzen", sagte Stürmerin Laura Freigang.
Die Flügelzange mit Bühl und Brand funktionierte hervorragend, fütterte Alexandra Popp am laufenden Band mit Flanken. Die tat, was sie am besten kann - einköpfen. Gegen überforderte WM-Debütantinnen reichte das für einen lockeren Sieg.
Selbst beim 6:0 waren aber Risse im Fundament zu erkennen. Dass das Experiment mit Huth als Rechtsverteidigerin nicht funktionieren würde, war da abzusehen, der offensive Schwung ging zulasten der defensiven Stabilität. Und im Mittelfeld gab es zu viele Ungenauigkeiten.
4. Deutschland - Südkorea 1:1
![[Bild: images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_...q5mvt0.jpg]](https://images2.minutemediacdn.com/image/upload/c_crop,w_1024,h_576,x_0,y_82/c_fill,w_720,ar_16:9,f_auto,q_auto,g_auto/images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_site_de_international_web%2F01hj17gw0dwr02q5mvt0.jpg)
Enttäuschung nach dem WM-Aus gegen Südkorea / Visionhaus/GettyImages
Phase 4: Desillusionierung
Der Schock folgte schon mit dem zweiten WM-Spiel gegen Kolumbien. Die erste Niederlage in einer Gruppenphase seit 1995, die anfängliche Euphorie war schnell verflogen. Aber so wirklich kam der Ernst der Situation nicht an, weder in der Öffentlichkeit noch beim Team.
Schließlich gab es genug bequeme Erklärungen für die Pleite. Ein später Treffer und ein Traumtor von einem Wunderkind - kann passieren, oder? Kolumbien machte sehr viel aus den wenigen Chancen, aber mehr Sorgen machten das fahrige Aufbauspiel und die eigene Unkreativität.
Trotzdem schien das Weiterkommen in der Gruppe durchaus möglich. Selbst eine Niederlage konnte sich die DFB-Elf leisten, solange Marokko keinen Punkt gegen Kolumbien holen würde. Jenes Marokko, das zu Beginn mit 0:6 gegen Deutschland verloren hatte - das würden sie doch nicht, oder?
Taten sie doch, und so war Deutschland nach einem schrecklichen Auftritt beim 1:1 gegen Südkorea ausgeschieden. Die Probleme: fast identisch zu denen gegen Kolumbien, das Lernen aus den Fehlern: überhaupt nicht zu sehen. Wieder war Deutschland lethargisch, schon früh überfordert gegen clevere Südkoreanerinnen.
Gerade die Schlussphase war erschreckend: Der absolute Drang auf das Tor, der nötige Ansturm, war nicht zu sehen. Warum, das wurde später in der Doku "Born for this" aufgedeckt: Die Spielerinnen wurden vom Trainerteam nicht über den Stand im Parallelspiel aufgeklärt. Eine Anekdote, die die miserable Kommunikation bei der WM perfekt aufzeigt. Das Trauma von Brisbane würde die DFB-Frauen noch länger verfolgen, das war sofort klar.
5. Deutschland - Wales 0:0
![[Bild: images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_...xrr1r7.jpg]](https://images2.minutemediacdn.com/image/upload/c_crop,w_1024,h_576,x_0,y_0/c_fill,w_720,ar_16:9,f_auto,q_auto,g_auto/images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_site_de_international_web%2F01hj17p1f8yvrgxrr1r7.jpg)
Das 0:0 gegen Wales war ein zäher Abschluss des Fußballjahres / Michael Steele/GettyImages
Phase 5: Mühsamer Wiederaufbau
Nach der verpatzten WM hätte es eine klare Analyse der spielerischen Probleme gebraucht. Die fand zunächst nicht statt, was auch an der Krankheit von Martina Voss-Tecklenburg lag. So gingen die DFB-Frauen mit einer doppelten Unsicherheit in die Nations League: Unsicherheit auf der Trainerposition, Unsicherheit beim Konzept.
Mit dem 0:2 gegen Dänemark zum Auftakt schien sich die Abwärtsspirale nur noch weiter zu drehen. Die unklare Kommunikation und fehlende Perspektive für die kommende Monate belastete auch die Spielerinnen sichtlich, die weiterhin weit unter ihrem Niveau spielten. Plötzlich war das "Zahnarzt-Gate" in aller Munde - eine weitere kuriose Anekdote aus dem verkorksten Jahr.
Zunächst unter Britta Carlsson, dann unter Horst Hrubesch konnten einige wichtige Arbeitssiege eingefahren werden, die Olympia-Chance wurde am Leben gehalten. Es schien wieder bergauf zu gehen - mühsam bergauf, aber immer noch bergauf, besonders nach dem starken Sieg gegen Dänemark.
Dann zum Abschluss der Dämpfer: Beim 0:0 gegen Wales verfiel die Nationalelf in altbekannte Muster. Spielerischer Fortschritt seit dem WM-Debakel? Kaum zu sehen, stattdessen müde Angriffe im entscheidenden Spiel.
Eine Ironie des Schicksals: Wieder spielte Deutschland im letzten Spiel nur Unentschieden, wieder waren sie auf Schützenhilfe angewiesen, und dieses Mal leistete Island sie. Für das nächste Jahr haben die DFB-Frauen eine Chance auf Olympia und auf eine Wiedergutmachung - sie haben aber auch noch viele schwere Aufgaben im Rucksack.
Quelle
Damit steht und fällt die Zukunft
Meinung
Von
Tabea Kemme
Aktualisiert am 26.12.2023 - 18:01 Uhr Lesedauer: 4 Min
![[Bild: nia-kuenzer-sie-ist-die-neue-direktorin-...im-dfb.jpg]](https://images.t-online.de/2023/12/rk6b5ZSSNJKo/755x136:2985x1679/fit-in/995x0/nia-kuenzer-sie-ist-die-neue-direktorin-frauen-beim-dfb.jpg)
Nia Künzer: Sie ist die neue Sportdirektorin für Frauenfußball beim DFB. (Quelle: IMAGO)
Es sind stürmische Zeiten beim DFB. Trotz der gegebenen Chance auf Olympia blicken die Spielerinnen in eine ungewisse Zukunft. Eine Kolumne von Tabea Kemme.
Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu und die Nationalmannschaft der Frauen blickt auf ein turbulentes Jahr zurück. Auf die Vertragsverlängerung mit der Bundestrainerin im Frühjahr folgte im Sommer das Vorrunden-Aus bei der WM in Australien und Neuseeland, das schließlich auch zur Trennung von Martina Voss-Tecklenburg führte.
Das historische WM-Aus bleibt eine große, klaffende Wunde. Dem Team fehlte in Australien das notwendige Vertrauen. Die Vorbereitung auf das Turnier war geprägt von Ungewissheit, viele Spielerinnen wussten nicht, woran sie waren. Ein Neustart war für diese Mannschaft zwingend notwendig.
Mit Interimstrainer Horst Hrubesch qualifizierten sich die DFB-Frauen nun für die Olympia-Playoffs im Februar, hatten mit den bereits für Paris qualifizierten Französinnen Losglück. Frankreich liegt uns, doch die jüngsten Partien haben gezeigt, dass die Mannschaft aktuell nicht konstant performt. Auf den beschwingten und überzeugenden 3:0-Sieg gegen Dänemark folgte das trostlose 0:0 in Wales, wo es nur deshalb für Platz eins in der Nations-League-Gruppe reichte, weil wiederum Dänemark seine Pflichtaufgabe gegen Island verpatzte. Auf furiose Hochpunkte folgten immer wieder Tiefschläge, es war ein Jahr der Ups und Downs. Es sind stürmische Zeiten beim DFB.
![[Bild: tabea-kemme-sie-blickt-kritisch-auf-die-...im-dfb.jpg]](https://images.t-online.de/2023/12/AmFeAwotK1TR/272x361:3455x1944/fit-in/550x0/tabea-kemme-sie-blickt-kritisch-auf-die-entwicklung-beim-dfb.jpg)
Tabea Kemme: Sie blickt kritisch auf die Entwicklung beim DFB. (Quelle: IMAGO/Dennis Ewert/RHR-FOTO)
Auch wenn die Stelle der Sportdirektorin für Frauenfußball mit Nia Künzer endlich besetzt wurde, blicken viele Nationalspielerinnen in eine ungewisse Zukunft. Die Position des Bundestrainers ist langfristig nicht besetzt. Der DFB muss frühere Angestellte wie Oliver Bierhoff, Hansi Flick oder Martina Voss-Tecklenburg mit einem hohen finanziellen Aufwand entschädigen.
Mit welchem Coach und mit welcher Strategie geht der DFB in ein Jahr, in dem nicht nur die Olympischen Spiele, sondern auch die wichtige Qualifikation für die EM 2025 in der Schweiz ansteht? Ich kann hier nur wiederholen, was ich bereits in einer früheren Kolumne artikuliert habe: Das Pflichtbewusstsein des DFB gegenüber seinen Spielerinnen ist nicht überzeugend.
Der DFB ist langsam unterwegs – und hat in meinen Augen auch schon verschlafen, sich auf dem internationalen Trainer- und Trainerinnenmarkt umzuschauen. Emma Hayes verlässt Chelsea und geht in die USA, Jonatan Giráldez vom FC Barcelona hat ein Angebot aus der NWSL. Auch ein Trainer wie Joe Montemurro, aktuell bei Juventus Turin unter Vertrag, ist eine hoch spannende Personalie. Das sind alles Topleute aus dem Ausland, beim DFB sehe ich immer die gleichen Leute, die zudem das eigene System durchlaufen haben.
![[Bild: uebernimmt-die-us-frauen-emma-hayes.jpg]](https://images.t-online.de/2023/11/DBIZ51zUPDE6/0x111:2048x1152/fit-in/550x0/uebernimmt-die-us-frauen-emma-hayes.jpg)
Emma Hayes: Sie wird Nationaltrainerin der USA. (Quelle: John Walton/PA Wire/dpa/dpa-bilder)
Es wäre wichtig, dass man beim DFB den Mut zeigt, sich auf jemanden einzulassen, der eine neue, frische Perspektive aus dem Ausland einbringt. Damit steht und fällt die Zukunft. Leider hat die Vergangenheit gezeigt, dass man immer wieder auf die alten, gleichen Kandidaten zurückgreift. Ich habe das Gefühl, dass der DFB zu wenig über den Tellerrand schaut.
Ich schätze Nia Künzer und weiß, dass sie die nötige Führungskompetenz mitbringt. Diese enorm wichtige Position im Frauenfußball bekommt mit ihr endlich ein Gesicht. Es ist ihr zu wünschen, dass sie auch die Unterstützung bekommt, um die dicken Bretter zu bohren, die sie bohren wird müssen. Klar ist, dass die männlichen Führungspersönlichkeiten beim DFB nach wie vor veraltete Bilder skizzieren und einer Frau in hochrangiger Funktion weniger offen gegenüberstehen.
Der deutsche Frauenfußball wird nur dann Chancen auf Erfolg haben, wenn man mit einer konkreten, langfristigen Vision in die Zukunft geht. Mit einer konkreten Strategie, die man gemeinsam in den kommenden fünf, sieben oder zehn Jahren verfolgen will. Hier braucht es volle Überzeugung und Transparenz der Herangehensweise.
Und auch sportlich wird langsam ein Generationswechsel eingeleitet werden müssen. Stand heute kann niemand sagen, ob Spielerinnen wie Marina Hegering, Svenja Huth oder Kapitänin Alex Popp bei der Europameisterschaft 2025 noch dabei sind. Es ist an der Zeit, dass junge Spielerinnen wie Jule Brand, Klara Bühl oder auch Lena Oberdorf, die ja bereits im Mannschaftsrat ist, in Führungsrollen hineinwachsen. Von der mittleren Generation erwarte ich, dass sie die Lücke füllt, die eine Akteurin wie Popp nach ihrem Abtritt hinterlässt.
![[Bild: alexandra-popp-deutschland-11-aergert-si...s-sout.jpg]](https://images.t-online.de/2023/12/fyovZo3rBbuP/970x588:2339x1316/fit-in/550x0/alexandra-popp-deutschland-11-aergert-sich-ueber-eine-vergebene-torchance-aus-suedkorea-vs-deutschland-fifa-frauen-fussball-weltmeisterschaft-australien-2023-3-spieltag-gruppe-h-03-082023-aus-suedkorea-vs-deutschland-fifa-frauen-fussball-weltmeisterschaft-australien-2023-3-spieltag-gruppe-h-03-082023-brisbane-alexandra-popp-germany-11-aergert-sich-ueber-eine-vergebene-torschance-aus-south-korea-vs-germany-fifa-womens-world-cup-australia-2023-matchday-3-group-h-03-08-2023-aus-sout.jpg)
Alexandra Popp: Sie schied mit Deutschland bei der WM in der Vorrunde aus. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler/imago)
Dabei geht es um die sportliche Führung auf dem Platz, aber auch um die Kommunikation innerhalb des DFB. Ich wünsche mir, dass sich ein Kreis bildet, der die Interessen der Spielerinnen gegenüber dem Verband vertritt und der sich mit der nötigen Hartnäckigkeit für das Team einsetzt. Das Potenzial dafür ist auf jeden Fall gegeben.
Blickt man nun auf das Jahr 2023 zurück, sind einem neben den vielen Themen rund um den DFB natürlich auch die Leistungen der Spanierinnen bei der WM im Gedächtnis geblieben – und die Umstände, unter denen sie vollbracht wurden.
Der revolutionäre Kampf der Spanierinnen gegen ihren Verband und dessen Chef hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass das Thema im öffentlichen Diskurs stattfindet. Die Spielerinnen sind im Lichte der weltweiten Aufmerksamkeit für ihre Rechte eingetreten und waren erfolgreich. Gleichzeitig haben sie damit ein Signal an alle anderen Frauenteams gesendet, dass es sich lohnt, hartnäckig zu bleiben und für seine Forderungen zu kämpfen.
Diese Energie, diese Power, die dadurch entfacht wurde, die war atemberaubend und hat mir persönlich gezeigt, dass der Frauenfußball weiter den Weg in die breite Öffentlichkeit suchen und die große Bühne bestrahlen muss. Denn dort gehört er hin.
Quelle
Rückblick auf 2023: Das Krisen-Jahr der DFB-Frauen in 5 Spielen und Phasen
Von Helene Altgelt | Dec 25, 2023
![[Bild: images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_...jhsjpx.jpg]](https://images2.minutemediacdn.com/image/upload/c_crop,w_4640,h_2610,x_0,y_0/c_fill,w_1080,ar_16:9,f_auto,q_auto,g_auto/images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_site_de_international_web%2F01hj15f5nak7rkjhsjpx.jpg)
Die deutsche Startelf im entscheidenden Spiel gegen Südkorea / Visionhaus/GettyImages
2023 war ein kompliziertes Jahr für die DFB-Frauen. Auf EM-Euphorie folgte WM-Blues, und nach dem Debakel in Australien wurde es kaum besser. Das waren die fünf prägenden Spiele von Deutschland im Jahr 2023.
Deutschland - Niederlande 1:0
Deutschland - Sambia 2:3
Deutschland - Marokko 6:0
Deutschland - Südkorea 1:1
Deutschland - Wales 0:0
1. Deutschland - Niederlande 1:0
![[Bild: images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_...xks8sq.jpg]](https://images2.minutemediacdn.com/image/upload/c_crop,w_1024,h_576,x_0,y_0/c_fill,w_720,ar_16:9,f_auto,q_auto,g_auto/images%2FGettyImages%2Fmmsport%2Fgerman_site_de_international_web%2F01hj363j6vhhv9xks8sq.jpg)
Jubel bei den DFB-Frauen nach dem schmeichelhaften 1:0 gegen die Niederlande / BSR Agency/GettyImages
Phase 1: Ergebnisse stimmen, Leistungen nicht
Vor der WM wollte sich Deutschland bewusst mit einigen Top-Teams messen: Den Startschuss in das wichtige Jahr 2023 gab es beim 0:0 gegen Schweden, dann folgten Partien gegen die Niederlande und Brasilien. Gegen Schweden und die Niederlande gab es keine Niederlage, was zunächst zu einer vorsichtigen Zuversicht führte.
Die Ergebnisse stimmten - und im vorherigen November hatte das DFB-Team auch noch gegen den damaligen Weltmeister USA gewonnen. Mit den Leistungen sah es etwas anders aus. Das 1:0 gegen die Niederlande war mindestens schmeichelhaft.
Die DFB-Frauen waren offensiv harmlos, der Siegtreffer durch Sydney Lohmann kam aus dem Nichts. Nur dank der beiden überragenden Torhüterinnen Merle Frohms und Ann-Katrin Berger konnte Deutschland den Sieg irgendwie über die Zeit bringen.
Voss-Tecklenburg lobte ihre "Chancentöterinnen", erkannte aber auch selbst, dass noch viel fehlte. Unter Druck müsse ihr Team souveräner werden, sagte die damalige Bundestrainerin. Die Diagnose war richtig, aber eine Lösung wurde nicht gefunden - sodass auch bald die Ergebnisse nicht mehr stimmten.
2. Deutschland - Sambia 2:3
Phase 2: Bad Omens
Die WM-Vorbereitung hatte schon fast gruselige Parallelen zu den letzten Spielen vor der EM. Damals hatte die Elf von Voss-Tecklenburg überraschend mit 2:3 gegen Serbien verloren. Jetzt war es ein 2:3 gegen einen anderen Underdog: Sambia.
Wie auch gegen Serbien waren es vor allem lange Bälle hinter die eigene Abwehrkette, die den DFB-Frauen zu schaffen machten. Nach vorne herrschte noch schlimmere Ideenlosigkeit, als es der Spielstand zeigen mag. Das letzte Spiel vor der WM - ein kompletter Reinfall.
2022 beendete das DFB-Team die Vorbereitung immerhin mit einem versöhnlichen 7:0 gegen die Schweiz. In diesem Sommer nahm Deutschland die schmachhafte Niederlage gefühlt im Gepäck mit nach Australien. Und sie kam nicht mal überraschend. Schon die vorherigen Spiele gegen Brasilien und gegen Vietnam waren wenig überzeugend.
Immer wieder zeigte sich, dass die DFB-Elf mit intensivem Pressing im Mittelfeld größte Probleme hatte. Trotzdem, selbst nach dem 2:3 gegen Sambia herrschte vorsichtiger Optimismus. Der Titel blieb das erklärte Ziel von Voss-Tecklenburg, ein Ausscheiden im Viertelfinale wurde allgemein als Worst-Case-Szenario angesehen.
3. Deutschland - Marokko 6:0
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Starker Auftakt in die WM: Das 6:0 gegen Marokko / SOPA Images/GettyImages
Phase 3: Trügerische Euphorie
Die Optimisten sahen sich nach dem 6:0 gegen Marokko bestätigt. WM-Auftaktsieg, und was für einer. Die DFB-Frauen erledigten ihren Job mindestens souverän, in Teilen fast schon entfesselt. Die Sorgen der Vorbereitung schienen wie weggeblasen. Fußball kann so einfach sein!
So schien es zumindest an dem Tag, für ein paar Minuten. Und wieder waren da die EM-Parallelen: Miese Vorbereitung, glänzender Auftaktsieg - damals war es ein 4:0 gegen Dänemark gewesen. Niemand gewann am ersten Spieltag höher als Deutschland. "Wir wollten ein Statement setzen", sagte Stürmerin Laura Freigang.
Die Flügelzange mit Bühl und Brand funktionierte hervorragend, fütterte Alexandra Popp am laufenden Band mit Flanken. Die tat, was sie am besten kann - einköpfen. Gegen überforderte WM-Debütantinnen reichte das für einen lockeren Sieg.
Selbst beim 6:0 waren aber Risse im Fundament zu erkennen. Dass das Experiment mit Huth als Rechtsverteidigerin nicht funktionieren würde, war da abzusehen, der offensive Schwung ging zulasten der defensiven Stabilität. Und im Mittelfeld gab es zu viele Ungenauigkeiten.
4. Deutschland - Südkorea 1:1
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Enttäuschung nach dem WM-Aus gegen Südkorea / Visionhaus/GettyImages
Phase 4: Desillusionierung
Der Schock folgte schon mit dem zweiten WM-Spiel gegen Kolumbien. Die erste Niederlage in einer Gruppenphase seit 1995, die anfängliche Euphorie war schnell verflogen. Aber so wirklich kam der Ernst der Situation nicht an, weder in der Öffentlichkeit noch beim Team.
Schließlich gab es genug bequeme Erklärungen für die Pleite. Ein später Treffer und ein Traumtor von einem Wunderkind - kann passieren, oder? Kolumbien machte sehr viel aus den wenigen Chancen, aber mehr Sorgen machten das fahrige Aufbauspiel und die eigene Unkreativität.
Trotzdem schien das Weiterkommen in der Gruppe durchaus möglich. Selbst eine Niederlage konnte sich die DFB-Elf leisten, solange Marokko keinen Punkt gegen Kolumbien holen würde. Jenes Marokko, das zu Beginn mit 0:6 gegen Deutschland verloren hatte - das würden sie doch nicht, oder?
Taten sie doch, und so war Deutschland nach einem schrecklichen Auftritt beim 1:1 gegen Südkorea ausgeschieden. Die Probleme: fast identisch zu denen gegen Kolumbien, das Lernen aus den Fehlern: überhaupt nicht zu sehen. Wieder war Deutschland lethargisch, schon früh überfordert gegen clevere Südkoreanerinnen.
Gerade die Schlussphase war erschreckend: Der absolute Drang auf das Tor, der nötige Ansturm, war nicht zu sehen. Warum, das wurde später in der Doku "Born for this" aufgedeckt: Die Spielerinnen wurden vom Trainerteam nicht über den Stand im Parallelspiel aufgeklärt. Eine Anekdote, die die miserable Kommunikation bei der WM perfekt aufzeigt. Das Trauma von Brisbane würde die DFB-Frauen noch länger verfolgen, das war sofort klar.
5. Deutschland - Wales 0:0
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Das 0:0 gegen Wales war ein zäher Abschluss des Fußballjahres / Michael Steele/GettyImages
Phase 5: Mühsamer Wiederaufbau
Nach der verpatzten WM hätte es eine klare Analyse der spielerischen Probleme gebraucht. Die fand zunächst nicht statt, was auch an der Krankheit von Martina Voss-Tecklenburg lag. So gingen die DFB-Frauen mit einer doppelten Unsicherheit in die Nations League: Unsicherheit auf der Trainerposition, Unsicherheit beim Konzept.
Mit dem 0:2 gegen Dänemark zum Auftakt schien sich die Abwärtsspirale nur noch weiter zu drehen. Die unklare Kommunikation und fehlende Perspektive für die kommende Monate belastete auch die Spielerinnen sichtlich, die weiterhin weit unter ihrem Niveau spielten. Plötzlich war das "Zahnarzt-Gate" in aller Munde - eine weitere kuriose Anekdote aus dem verkorksten Jahr.
Zunächst unter Britta Carlsson, dann unter Horst Hrubesch konnten einige wichtige Arbeitssiege eingefahren werden, die Olympia-Chance wurde am Leben gehalten. Es schien wieder bergauf zu gehen - mühsam bergauf, aber immer noch bergauf, besonders nach dem starken Sieg gegen Dänemark.
Dann zum Abschluss der Dämpfer: Beim 0:0 gegen Wales verfiel die Nationalelf in altbekannte Muster. Spielerischer Fortschritt seit dem WM-Debakel? Kaum zu sehen, stattdessen müde Angriffe im entscheidenden Spiel.
Eine Ironie des Schicksals: Wieder spielte Deutschland im letzten Spiel nur Unentschieden, wieder waren sie auf Schützenhilfe angewiesen, und dieses Mal leistete Island sie. Für das nächste Jahr haben die DFB-Frauen eine Chance auf Olympia und auf eine Wiedergutmachung - sie haben aber auch noch viele schwere Aufgaben im Rucksack.
Quelle
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