24.12.2023 - 10:43
Verträge, Verletzungsglück, Verteidigung: Die Weihnachtswunschliste der Bayern-Frauen
Von Helene Altgelt | Dec 21, 2023
Soll auch nächstes Jahr noch oft vorkommen: Jubel über ein Tor bei den Bayern-Frauen / Christof Koepsel/GettyImages
Trotz zweier kleiner Dämpfer am Ende des Jahres war 2023 insgesamt sehr erfolgreich für Bayerns Frauen: Meisterschaft, starke Transfers und eine bockstarke Defensive. Was muss passieren, damit 2024 noch besser wird? Die Weihnachtswunschliste.
Verträge mit Lohmann und Magull verlängern
Vom Verletzungspech verschont bleiben
Defensive Stabilität beibehalten
Chancenwucher abstellen
Mindestens das UWCL-Halbfinale erreichen
Verträge mit Lohmann und Magull verlängern
2019 hatte der FC Bayern um die Sportliche Leiterin Bianca Rech einen Vierjahresplan ins Leben gerufen. Das Ziel: 2023 wollte Bayern zur europäischen Spitze im Frauenfußball gehören. 2019 schien das noch nicht selbstverständlich, da dominierte Wolfsburg noch recht eindeutig die Frauen-Bundesliga und international hatte Bayern noch keine großen Erfolge gefeiert.
Jetzt sieht das anders aus. Bayern ist ein internationaler Topklub geworden. Topspielerinnen wechseln inzwischen auch von England nach München, früher war das vor allem andersherum (Miedema und Leupolz zog es etwa nach London). Bayern ist attraktiver geworden für Spitzenspielerinnen, ob aus Deutschland oder international, dank eines klaren Projekts und guter Strukturen.
Ebenso wichtig wie starke Spielerinnen zu holen, ist es aber, sie zu halten. Das gelingt bisher gut, die meisten Leistungsträgerinnen haben ein Arbeitspapier bis 2025 oder sogar 2026. Trotzdem laufen 2024 einige Verträge aus - allen voran der von Sydney Lohmann und von Lina Magull. Für den Klub wäre es sehr wichtig, die beiden Mittelfeldspielerinnen zu halten.
Dass das Duo noch keine neuen Verträge unterschrieben hat, zeigt wohl, dass die Verhandlungen nicht ganz einfach sind. Beide hätten durchaus Motive für einen Wechsel: Magull ist unter Straus nicht mehr klar als Nummer 10 gesetzt, Lohmann hat bisher nur bei Bayern gespielt und könnte einen Wechsel ins Ausland attraktiv finden.
Beide gleichzeitig im Sommer zu verlieren, wäre für Bayern ein herber Schlag. Lohmann und Magull wären schwer zu ersetzen - als Spielerinnen, aber auch als zwei Identifikationsfiguren, die den Aufstieg von Bayern in den letzten Jahren geprägt haben.
Dazu ist im offensiven Mittelfeld die Nachfrage nach Topspielerinnen groß. Rech sagte zu der Konkurrenz auf dem Transfermarkt einmal: "Wenn man jemanden für eine Position haben will, gibt es nicht wie bei den Männern fünf bis zehn Kandidaten, sondern nur eine Spielerin, zwei, allerhöchstens drei. Dann wollen fünf Klubs diese eine Spielerin haben."
Vom Verletzungspech verschont bleiben
2023 hat Bayern auf dem Transfermarkt richtig zugeschlagen: Die Wechsel der Chelsea-Topstars Pernille Harder und Magdalena Eriksson, aber auch von Katharina Naschenweng oder Jill Baijings, haben den Kader nochmal deutlich aufgewertet. Auch in der Breite ist der FCB nun auf allen Positionen top aufgestellt.
Wäre da nur nicht das Problem, das in München schon seit Jahren für Sorgenfalten verantwortlich ist: Das Verletzungspech will Bayern einfach nicht loslassen. Mit Carolin Simon hat sich vor der Saison erneut eine Leistungsträgerin einen Kreuzbandriss zugezogen. Zuvor erwischte es schon Giulia Gwinn und Jovana Damnjanovic, auch Linda Dallmann fiel letzte Saison lange aus.
Dazu kommen kleinere Verletzungen: Harder, die schon bei Chelsea von einigen Blessuren geplagt war, fiel im Herbst für einige Wochen aus, auch Magdalena Eriksson muss nach ihrem Mittelfußbruch vorerst pausieren. Für eine erfolgreiche Saison ist es unerlässlich, dass diese kleinen Verletzungen zur wichtigsten Zeit, im Frühling, ausbleiben. In den letzten Jahren erwischte es Bayern oft zur Unzeit, etwa mit der Krankheitswelle vor dem UWCL-Viertelfinale gegen Paris.
Zum Verletzungspech gehört auch die große Belastung der Spielerinnen, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Vielleicht muss Bayern hier aktiver entgegensteuern. Coach Alexander Straus setzt trotz der besseren Kaderbreite gerne auf seine Lieblings-Startelf - ein bisschen mehr Rotation würde aber nicht schaden, mit dem zusätzlichen Vorteil, unberechenbarer als aktuell zu werden.
Defensive Stabilität beibehalten
Der Trumpf der Bayern-Frauen ist die Defensive. Nach einem beliebten Motto müssten sie demnach diese Saison einige Titel gewinnen - noch ist es wohl zu früh, darüber zu urteilen. Aber sicher ist, dass wenige andere europäische Teams hinten so sicher stehen wie Bayern. Teams wie Chelsea oder PSG wirken bisher weniger stabil. Diese Stärke wird auch 2024 wichtig sein.
Die Innenverteidigung mit Viggósdóttir und Eriksson funktioniert sehr gut. Aber auch nach der Verletzung von Eriksson ist Bayern mit dem Edel-Backup Tainara solide aufgestellt. Nicht ohne Grund fing sich Bayern im kompletten Kalendarjahr 2023 nur neun Gegentore in der Frauen-Bundesliga - das ist eine extrem gute Statistik.
Nicht nur innen stimmt die Qualität. Auch auf den Außenbahnen ist Bayern mit Katharina Naschenweng, die als Sommer-Neuzugang prompt überzeugte, und der zurückgekehrten Giulia Gwinn, sehr gut besetzt. Und natürlich ackern Sarah Zadrazil und Georgia Stanway im Mittelfeld viel - ihr Beitrag an den vielen Spielen ohne Gegentor ist nicht zu unterschätzen.
Chancenwucher abstellen
So stark die Defensive auch war, vorne ist bei Bayern noch Luft nach oben. Das betrifft nicht mal in allen Spielen die Chancenkreation. Gegen Nürnberg tat sich die Straus-Elf wirklich schwer, Möglichkeiten herauszuspielen, aber das war, auf die Saison gesehen, eher eine Ausnahme als die Regel. In den letzten Spielen der Hinrunde, als bei Bayern sichtlich die Luft ausging, war es sogar eine Kombination von beidem.
In vielen Spielen hatte Bayern die Chancen, nutzte sie aber nicht. Gegen Ajax zuhause etwa starteten die Münchnerinnen sehr gut in das Spiel und hätten schon früh den Sack zumachen können - aber durch den Chancenwucher konnten die Niederländerinnen nochmal rankommen. Am Ende stand nur ein Unentschieden in einem Spiel, das Bayern spielerisch dominiert hatte.
Das lag teils an Pech, Fehlentscheidungen und Aluminiumtreffern - aber nicht nur. Der Chancenwucher verfolgt Bayern wie ein Gespenst durch die Saison und sorgt dafür, dass sie sich das Leben selbst schwer machen. Viele Schüsse aus bester Position geraten zu zentral oder harmlos.
Bezeichnend ist, dass unter den besten Torschützinnen der Frauen-Bundesliga keine Münchnerin ist. Eigentlich torgefährliche Spielerinnen wie Stanway, Damnjanovic oder Schüller kommen oft nicht in die richtigen Situationen. In den wichtigen Spielen muss Bayern das ändern und seine Killer-Seite zeigen - auch im Topspiel gegen Wolfsburg ließen sie beste Chancen liegen und ließen so den VfL wieder rankommen.
Mindestens das UWCL-Halbfinale erreichen
Die spielerische Weiterentwicklung ist wichtig, aber Bayern ist inzwischen auch an einem Punkt, wo international einiges möglich wäre. Wenn der Klub nach den vielen starken Transfers im Sommer nicht das Halbfinale der UWCL erreichen würde, wäre das doch ein Rückschlag in der steilen Lernkurve.
Die letzten Jahre in der Champions League liefen unglücklich: Bayern hielt 2021 gegen Chelsea lange gut mit, war 2022 gegen Paris von Verletzungen geplagt. Letztes Jahr war das Ausscheiden gegen Arsenal im Viertelfinale aber durchaus verdient - gegen einen Gegner, der individuell nicht wirklich besser besetzt war.
Klar, das Losglück muss auch auf der Seite der Münchnerinnen sein. Bei einem Ausscheiden gegen Barcelona würde man ihnen wohl keinen Vorwurf machen können. Aber gegen alle anderen Teams wäre ein Sieg im Viertelfinale möglich. Wenn mit den Verletzungen alles gut läuft und sie vor dem Tor effizienter werden, dann könnte 2024 das Jahr sein, in dem Bayern in der Champions League angreift.
Quelle
Tuva Hansen, Endometriose und die Unterstützung durch den FC Bayern
Bayern-Verteidigerin Tuva Hansen leidet unter Endometriose
Jahrelange Krankheitsgeschichte
Professionelle Betreuung beim FC Bayern
Von Daniel Holfelder | Dec 23, 2023
Tuva Hansen / JUSTIN TALLIS/GettyImages
Tuva Hansen vom FC Bayern München leidet unter Endometriose. In einem Interview mit der norwegischen Tageszeitung Verdens Gang (VG) schildert die 26 Jahre alte Verteidigerin ausführlich ihre Krankheitsgeschichte.
Hansen berichtet gegenüberVG davon, dass sie seit Beginn ihrer Periode mit 13 Jahren unter extremen Schmerzen leidet. Die Beschwerden sind so stark, dass die Norwegerin erbrechen muss und weder am Schulunterricht noch am Fußballtraining teilnehmen kann. Hansen muss Schmerzmittel zu sich nehmen, verliert das Gefühl in ihren Beinen.
Trotzdem schafft die junge Fußballerin den Sprung in die norwegische Juniorinnen-Nationalmannschaft - und muss hoffen, dass sich wichtige Spiele nicht mir ihrer Periode überschneiden. Die Beschwerden begleiten sie jahrelang, verschiedene Behandlungen (Hormontherapie, andere Verhütungsmittel, höhere Dosis an Schmerzmitteln) bringen nicht den erhofften Erfolg.
Als Hansen 22 Jahre alt ist, schafft eine Schlüsselloch-Operation Gewissheit. Wie geschätzt zehn Prozent aller Frauen leidet die heutige Bayern-Spielerin an Endometriose, medizinisch definiert als "krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle im
Beckenbereich, aber auch an verschiedenen anderen Stellen des gesamten Bauchraums".
Bei der Operation wird das krankhafte Gewebe entfernt. Im ersten Monat nach dem Eingriff leidet Hansen weiter an starken Schmerzen, doch dann tritt eine deutliche Besserung ein. Sie muss keine Schmerzmittel mehr einnehmen - mit drastischen Folgen für ihre Fußballkarriere.
"Ich habe viele Hormone genommen, um die Schmerzen auszugleichen. Und das bedeutete, dass mein Stoffwechsel ganz anders war als heute. Ich habe innerhalb von ein paar Monaten 13 Kilo abgenommen, aus heiterem Himmel. Ohne zu wissen, warum. Ich habe genauso viel Sport getrieben und genauso viel gegessen", erzählt die Verteidigerin. "Ich wurde schneller, mein Körperbau und meine Ausdauer veränderten sich. Es hat unglaublich viel für den Fußball getan."
Von Professionalität beim FC Bayern überrascht
Ohne die Operation hätte Hansen wohl nie das Niveau erreicht, um beim FC Bayern spielen zu können. Im Januar 2023 wechselte sie aus Norwegen vom SK Brann nach München. Von der Professionalität an der Isar ist Hansen überrascht und begeistert zugleich.
Bei den Bayern verfolgen die Physiotherapeuten den Menstruationszyklus jeder Spielerin genau und passen das Training entsprechend an. Im Bereich Endometriose arbeitet der Verein mit einem Spezialisten zusammen, der sich um Hansen und zwei ebenfalls betroffene Spielerinnen kümmert.
"Ich war ein bisschen überrascht, wie professionell der Klub ist und dass er sich so sehr darauf konzentriert. Aber das zeigt, wie wichtig das Thema ist", sagt die Norwegerin.
Im September dieses Jahres ergibt eine weitere Untersuchung, dass sich seit der Operation kein neues krankhaftes Gewebe gebildet hat. "Ich war einfach sehr, sehr erleichtert. Es war eine absolut fantastische Nachricht", erzählt Hansen.
Vor dem Hintergrund ihrer langen Krankheitsgeschichte sind die Leistungen der jungen Sportlerin zweifellos noch höher einzustufen als ohnehin schon. Dass Hansen offen mit ihrer Erkrankung umgeht, sorgt womöglich (und hoffentlich) auch dafür, dass andere betroffene Frauen mehr Verständnis und Unterstützung erfahren.
Quelle
Von Helene Altgelt | Dec 21, 2023
Soll auch nächstes Jahr noch oft vorkommen: Jubel über ein Tor bei den Bayern-Frauen / Christof Koepsel/GettyImages
Trotz zweier kleiner Dämpfer am Ende des Jahres war 2023 insgesamt sehr erfolgreich für Bayerns Frauen: Meisterschaft, starke Transfers und eine bockstarke Defensive. Was muss passieren, damit 2024 noch besser wird? Die Weihnachtswunschliste.
Verträge mit Lohmann und Magull verlängern
Vom Verletzungspech verschont bleiben
Defensive Stabilität beibehalten
Chancenwucher abstellen
Mindestens das UWCL-Halbfinale erreichen
Verträge mit Lohmann und Magull verlängern
2019 hatte der FC Bayern um die Sportliche Leiterin Bianca Rech einen Vierjahresplan ins Leben gerufen. Das Ziel: 2023 wollte Bayern zur europäischen Spitze im Frauenfußball gehören. 2019 schien das noch nicht selbstverständlich, da dominierte Wolfsburg noch recht eindeutig die Frauen-Bundesliga und international hatte Bayern noch keine großen Erfolge gefeiert.
Jetzt sieht das anders aus. Bayern ist ein internationaler Topklub geworden. Topspielerinnen wechseln inzwischen auch von England nach München, früher war das vor allem andersherum (Miedema und Leupolz zog es etwa nach London). Bayern ist attraktiver geworden für Spitzenspielerinnen, ob aus Deutschland oder international, dank eines klaren Projekts und guter Strukturen.
Ebenso wichtig wie starke Spielerinnen zu holen, ist es aber, sie zu halten. Das gelingt bisher gut, die meisten Leistungsträgerinnen haben ein Arbeitspapier bis 2025 oder sogar 2026. Trotzdem laufen 2024 einige Verträge aus - allen voran der von Sydney Lohmann und von Lina Magull. Für den Klub wäre es sehr wichtig, die beiden Mittelfeldspielerinnen zu halten.
Dass das Duo noch keine neuen Verträge unterschrieben hat, zeigt wohl, dass die Verhandlungen nicht ganz einfach sind. Beide hätten durchaus Motive für einen Wechsel: Magull ist unter Straus nicht mehr klar als Nummer 10 gesetzt, Lohmann hat bisher nur bei Bayern gespielt und könnte einen Wechsel ins Ausland attraktiv finden.
Beide gleichzeitig im Sommer zu verlieren, wäre für Bayern ein herber Schlag. Lohmann und Magull wären schwer zu ersetzen - als Spielerinnen, aber auch als zwei Identifikationsfiguren, die den Aufstieg von Bayern in den letzten Jahren geprägt haben.
Dazu ist im offensiven Mittelfeld die Nachfrage nach Topspielerinnen groß. Rech sagte zu der Konkurrenz auf dem Transfermarkt einmal: "Wenn man jemanden für eine Position haben will, gibt es nicht wie bei den Männern fünf bis zehn Kandidaten, sondern nur eine Spielerin, zwei, allerhöchstens drei. Dann wollen fünf Klubs diese eine Spielerin haben."
Vom Verletzungspech verschont bleiben
2023 hat Bayern auf dem Transfermarkt richtig zugeschlagen: Die Wechsel der Chelsea-Topstars Pernille Harder und Magdalena Eriksson, aber auch von Katharina Naschenweng oder Jill Baijings, haben den Kader nochmal deutlich aufgewertet. Auch in der Breite ist der FCB nun auf allen Positionen top aufgestellt.
Wäre da nur nicht das Problem, das in München schon seit Jahren für Sorgenfalten verantwortlich ist: Das Verletzungspech will Bayern einfach nicht loslassen. Mit Carolin Simon hat sich vor der Saison erneut eine Leistungsträgerin einen Kreuzbandriss zugezogen. Zuvor erwischte es schon Giulia Gwinn und Jovana Damnjanovic, auch Linda Dallmann fiel letzte Saison lange aus.
Dazu kommen kleinere Verletzungen: Harder, die schon bei Chelsea von einigen Blessuren geplagt war, fiel im Herbst für einige Wochen aus, auch Magdalena Eriksson muss nach ihrem Mittelfußbruch vorerst pausieren. Für eine erfolgreiche Saison ist es unerlässlich, dass diese kleinen Verletzungen zur wichtigsten Zeit, im Frühling, ausbleiben. In den letzten Jahren erwischte es Bayern oft zur Unzeit, etwa mit der Krankheitswelle vor dem UWCL-Viertelfinale gegen Paris.
Zum Verletzungspech gehört auch die große Belastung der Spielerinnen, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Vielleicht muss Bayern hier aktiver entgegensteuern. Coach Alexander Straus setzt trotz der besseren Kaderbreite gerne auf seine Lieblings-Startelf - ein bisschen mehr Rotation würde aber nicht schaden, mit dem zusätzlichen Vorteil, unberechenbarer als aktuell zu werden.
Defensive Stabilität beibehalten
Der Trumpf der Bayern-Frauen ist die Defensive. Nach einem beliebten Motto müssten sie demnach diese Saison einige Titel gewinnen - noch ist es wohl zu früh, darüber zu urteilen. Aber sicher ist, dass wenige andere europäische Teams hinten so sicher stehen wie Bayern. Teams wie Chelsea oder PSG wirken bisher weniger stabil. Diese Stärke wird auch 2024 wichtig sein.
Die Innenverteidigung mit Viggósdóttir und Eriksson funktioniert sehr gut. Aber auch nach der Verletzung von Eriksson ist Bayern mit dem Edel-Backup Tainara solide aufgestellt. Nicht ohne Grund fing sich Bayern im kompletten Kalendarjahr 2023 nur neun Gegentore in der Frauen-Bundesliga - das ist eine extrem gute Statistik.
Nicht nur innen stimmt die Qualität. Auch auf den Außenbahnen ist Bayern mit Katharina Naschenweng, die als Sommer-Neuzugang prompt überzeugte, und der zurückgekehrten Giulia Gwinn, sehr gut besetzt. Und natürlich ackern Sarah Zadrazil und Georgia Stanway im Mittelfeld viel - ihr Beitrag an den vielen Spielen ohne Gegentor ist nicht zu unterschätzen.
Chancenwucher abstellen
So stark die Defensive auch war, vorne ist bei Bayern noch Luft nach oben. Das betrifft nicht mal in allen Spielen die Chancenkreation. Gegen Nürnberg tat sich die Straus-Elf wirklich schwer, Möglichkeiten herauszuspielen, aber das war, auf die Saison gesehen, eher eine Ausnahme als die Regel. In den letzten Spielen der Hinrunde, als bei Bayern sichtlich die Luft ausging, war es sogar eine Kombination von beidem.
In vielen Spielen hatte Bayern die Chancen, nutzte sie aber nicht. Gegen Ajax zuhause etwa starteten die Münchnerinnen sehr gut in das Spiel und hätten schon früh den Sack zumachen können - aber durch den Chancenwucher konnten die Niederländerinnen nochmal rankommen. Am Ende stand nur ein Unentschieden in einem Spiel, das Bayern spielerisch dominiert hatte.
Das lag teils an Pech, Fehlentscheidungen und Aluminiumtreffern - aber nicht nur. Der Chancenwucher verfolgt Bayern wie ein Gespenst durch die Saison und sorgt dafür, dass sie sich das Leben selbst schwer machen. Viele Schüsse aus bester Position geraten zu zentral oder harmlos.
Bezeichnend ist, dass unter den besten Torschützinnen der Frauen-Bundesliga keine Münchnerin ist. Eigentlich torgefährliche Spielerinnen wie Stanway, Damnjanovic oder Schüller kommen oft nicht in die richtigen Situationen. In den wichtigen Spielen muss Bayern das ändern und seine Killer-Seite zeigen - auch im Topspiel gegen Wolfsburg ließen sie beste Chancen liegen und ließen so den VfL wieder rankommen.
Mindestens das UWCL-Halbfinale erreichen
Die spielerische Weiterentwicklung ist wichtig, aber Bayern ist inzwischen auch an einem Punkt, wo international einiges möglich wäre. Wenn der Klub nach den vielen starken Transfers im Sommer nicht das Halbfinale der UWCL erreichen würde, wäre das doch ein Rückschlag in der steilen Lernkurve.
Die letzten Jahre in der Champions League liefen unglücklich: Bayern hielt 2021 gegen Chelsea lange gut mit, war 2022 gegen Paris von Verletzungen geplagt. Letztes Jahr war das Ausscheiden gegen Arsenal im Viertelfinale aber durchaus verdient - gegen einen Gegner, der individuell nicht wirklich besser besetzt war.
Klar, das Losglück muss auch auf der Seite der Münchnerinnen sein. Bei einem Ausscheiden gegen Barcelona würde man ihnen wohl keinen Vorwurf machen können. Aber gegen alle anderen Teams wäre ein Sieg im Viertelfinale möglich. Wenn mit den Verletzungen alles gut läuft und sie vor dem Tor effizienter werden, dann könnte 2024 das Jahr sein, in dem Bayern in der Champions League angreift.
Quelle
Tuva Hansen, Endometriose und die Unterstützung durch den FC Bayern
Bayern-Verteidigerin Tuva Hansen leidet unter Endometriose
Jahrelange Krankheitsgeschichte
Professionelle Betreuung beim FC Bayern
Von Daniel Holfelder | Dec 23, 2023
Tuva Hansen / JUSTIN TALLIS/GettyImages
Tuva Hansen vom FC Bayern München leidet unter Endometriose. In einem Interview mit der norwegischen Tageszeitung Verdens Gang (VG) schildert die 26 Jahre alte Verteidigerin ausführlich ihre Krankheitsgeschichte.
Hansen berichtet gegenüberVG davon, dass sie seit Beginn ihrer Periode mit 13 Jahren unter extremen Schmerzen leidet. Die Beschwerden sind so stark, dass die Norwegerin erbrechen muss und weder am Schulunterricht noch am Fußballtraining teilnehmen kann. Hansen muss Schmerzmittel zu sich nehmen, verliert das Gefühl in ihren Beinen.
Trotzdem schafft die junge Fußballerin den Sprung in die norwegische Juniorinnen-Nationalmannschaft - und muss hoffen, dass sich wichtige Spiele nicht mir ihrer Periode überschneiden. Die Beschwerden begleiten sie jahrelang, verschiedene Behandlungen (Hormontherapie, andere Verhütungsmittel, höhere Dosis an Schmerzmitteln) bringen nicht den erhofften Erfolg.
"Ich habe innerhalb von ein paar Monaten 13 Kilo abgenommen, aus heiterem Himmel."
- Tuva Hansen
- Tuva Hansen
Als Hansen 22 Jahre alt ist, schafft eine Schlüsselloch-Operation Gewissheit. Wie geschätzt zehn Prozent aller Frauen leidet die heutige Bayern-Spielerin an Endometriose, medizinisch definiert als "krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle im
Beckenbereich, aber auch an verschiedenen anderen Stellen des gesamten Bauchraums".
Bei der Operation wird das krankhafte Gewebe entfernt. Im ersten Monat nach dem Eingriff leidet Hansen weiter an starken Schmerzen, doch dann tritt eine deutliche Besserung ein. Sie muss keine Schmerzmittel mehr einnehmen - mit drastischen Folgen für ihre Fußballkarriere.
"Ich habe viele Hormone genommen, um die Schmerzen auszugleichen. Und das bedeutete, dass mein Stoffwechsel ganz anders war als heute. Ich habe innerhalb von ein paar Monaten 13 Kilo abgenommen, aus heiterem Himmel. Ohne zu wissen, warum. Ich habe genauso viel Sport getrieben und genauso viel gegessen", erzählt die Verteidigerin. "Ich wurde schneller, mein Körperbau und meine Ausdauer veränderten sich. Es hat unglaublich viel für den Fußball getan."
Von Professionalität beim FC Bayern überrascht
Ohne die Operation hätte Hansen wohl nie das Niveau erreicht, um beim FC Bayern spielen zu können. Im Januar 2023 wechselte sie aus Norwegen vom SK Brann nach München. Von der Professionalität an der Isar ist Hansen überrascht und begeistert zugleich.
Bei den Bayern verfolgen die Physiotherapeuten den Menstruationszyklus jeder Spielerin genau und passen das Training entsprechend an. Im Bereich Endometriose arbeitet der Verein mit einem Spezialisten zusammen, der sich um Hansen und zwei ebenfalls betroffene Spielerinnen kümmert.
"Ich war ein bisschen überrascht, wie professionell der Klub ist und dass er sich so sehr darauf konzentriert. Aber das zeigt, wie wichtig das Thema ist", sagt die Norwegerin.
Im September dieses Jahres ergibt eine weitere Untersuchung, dass sich seit der Operation kein neues krankhaftes Gewebe gebildet hat. "Ich war einfach sehr, sehr erleichtert. Es war eine absolut fantastische Nachricht", erzählt Hansen.
Vor dem Hintergrund ihrer langen Krankheitsgeschichte sind die Leistungen der jungen Sportlerin zweifellos noch höher einzustufen als ohnehin schon. Dass Hansen offen mit ihrer Erkrankung umgeht, sorgt womöglich (und hoffentlich) auch dafür, dass andere betroffene Frauen mehr Verständnis und Unterstützung erfahren.
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Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
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