11.10.2023 - 14:50
"Hänge für immer an dem Verein"
Köln-Spielerin Manjou Wilde im Interview
Manjou Wilde ist gebürtige Bremerin (Foto: WERDER.DE).
Interview
Dienstag, 10.10.2023 / 17:00 Uhr
Das Interview führte Fiona John
Wenn am Samstagmittag (14.10.2023, 14 Uhr) im wohninvest WESERSTADION der Anpfiff zum Duell zwischen dem SV Werder Bremen und dem 1. FC Köln ertönt, ist es nicht nur für die Spielerinnen unten auf dem Rasen der Beginn eines ganz besonderen Spiels, sondern auch für Manjou Wilde. Zum ersten Mal spielen ihre beiden Herzensvereine vor vielen tausend Fans gegeneinander in dem Stadion, wo sie als Kind in ihren Träumen selbst einmal auflaufen wollte. Aufgrund einer Verletzung bleibt der Wunsch am kommenden Wochenende jedoch unerfüllt. Die ehemalige Werderanerin, die heute das FC-Trikot trägt, ist zum Zuschauen verdammt. "Da sind ein paar Tränen gekullert", gibt die 28-Jährige im Interview mit WERDER.DE vor dem Aufeinandertreffen zu.
WERDER.DE: Du bist mit 14 zu Werder gewechselt, hast im Internat gelebt, deine ersten Erfahrungen im Profibereich mit dem SVW in der zweiten Liga gesammelt. Wie hast du die Zeit damals in Erinnerung?
Manjou Wilde: "Ich habe sie in sehr schöner Erinnerung. Das war damals als Bremer Mädchen, ich bin ja dort geboren und aufgewachsen, der Traum für den großen Verein Werder Bremen zu spielen. Dieser Traum ist dann auch in Erfüllung gegangen. Es war damals ein bisschen schade, dass die Frauen noch in der zweiten Liga gespielt haben. Ich hätte sehr gerne meine ersten Schritte in der Bundesliga mit Werder gemacht. Aber für meine Entwicklung war es perfekt erstmal in der zweiten Liga zu spielen. Ich habe das Gefühl, ich bin mit Werder aufgewachsen, auch durch die Internatszeit. Deshalb hänge ich emotional wahrscheinlich für immer an dem Verein."
WERDER.DE: War es für dich damals als Kind und als Spielerin ein Traum, einmal im wohninvest WESERSTADION aufzulaufen?
Manjou Wilde: "Auf jeden Fall. Ich habe neulich noch ein Foto in einem Album gesehen: Das wohninvest WESERSTADION war das erste Stadion, was ich je besucht habe. Damals noch im Kinderwagen (lacht). Man wird mit dem Traum groß im Stadion zu spielen und dann merkst du relativ schnell, das ist eigentlich gar nicht realistisch als Frau. Fast zehn Jahre später jetzt zu sehen, wie das Realität wird, ist ein bisschen surreal aber auch extrem schön. Das löst echt etwas in mir aus, besonders, weil es das wohninvest WESERSTADION ist, in dem am Wochenende gespielt wird. Das ist etwas richtig Großes – schöner geht es nicht."
WERDER.DE: Wie ist es für dich zu sehen, dass der Frauenfußball allgemein und auch beim SV Werder eine solche Entwicklung genommen hat und Spiele vor vielen tausend Fans ausgetragen werden?
Manjou Wilde: "In letzter Zeit habe ich es oft betont: Es wird immer von diesem Boom geredet und der ist natürlich auch da. Aber ich glaube, diese ganze Entwicklung innerhalb der Vereine steht und fällt auch mit den Personalien, die seit Jahren dafür kämpfen und immer die Ellenbogen ausfahren. Genauso wie die Spielerinnen. Es ist schön zu sehen, dass es in meiner aktiven Zeit Früchte trägt."
WERDER.DE: Du hast es selber erlebt in Köln vor 38.365 Zuschauer:innen aufzulaufen. Wie fühlt sich das an?
Manjou Wilde: "Es ist wirklich surreal. Irgendwie ist es extrem laut, aber irgendwie auch nicht, weil man so für sich ist und alles aufsaugt. Ich glaube, egal wie oft wir vor so vielen Fans spielen, es wird nie normal werden. Wir sind die Generation, die beides kennt und deshalb so dankbar ist, über so viele Fans."
"Moment, wo ein paar Tränen gekullert sind"
WERDER.DE: Durch deine Verletzung verpasst du nun die Möglichkeit, dir den Traum zu erfüllen, im wohninvest WESERSTADION aufzulaufen. Wie sehr schmerzt es zum Zuschauen verdammt zu sein?
Manjou Wilde: "Als ich mich verletzt habe und es klar war, dass es eine schwerere Verletzung ist, bin ich recht abgeklärt damit umgegangen. Ich bin kein Mensch, der da in ein Loch fällt. Als ich zuhause saß, ist mir dann aber eingefallen, dass es das Stadionspiel betrifft. Das war tatsächlich der einzige Moment während meiner ganzen Verletzung, wo ein paar Tränen gekullert sind. Ich dachte, das darf nicht wahr sein, das Timing darf doch nicht wahr sein. Ich bin dann nochmal einen Schritt zurückgegangen, habe mein Ego zurückgestellt und dann genossen, wie weit der Frauenfußball gekommen ist. Auch wenn es jetzt weh tut und auch sicherlich am Samstag wehtun wird, das Spiel zu schauen, werde ich es genießen zu sehen, wie weit wir alle gekommen sind. Deshalb freue ich mich trotz alledem sehr auf das Spiel."
WERDER.DE: Wie geht es dir denn aktuell?
Manjou Wilde: "Ich bin noch in der Rehaphase, es ist schwer da Prognosen zu geben hinsichtlich meines Comebacks, weil es eine Fußverletzung war, die ihre Zeit benötigt. Aber es läuft bisher alles nach Plan."
WERDER.DE: Du hast zu Anfang betont, dass du immer an Werder hängen wirst. Wie verfolgst du das Team aktuell?
Manjou Wilde: "Ich kenne noch viele Spielerinnen und habe mit vielen selber zusammengespielt. Der Verein hat für immer einen Platz in meinem Herzen. Es gibt während der ganzen Saison nur 180 Minuten, in denen ich Werder nicht die Daumen drücke – und das ist, wenn wir gegen Werder spielen. Werder Bremen und der 1. FC Köln koexistieren in meinem Herzen. Es sind zwei Vereine, die sich von ihren Werten sehr ähneln und für die ich unfassbar gern gespielt habe und spiele."
WERDER.DE: Wie hast du den SVW denn in dieser Saison nach vier Spielen bisher wahrgenommen?
Manjou Wilde: "Es ist wie immer eine sehr kämpferische Mannschaft, dass zeichnet sie auch aus. Kein Gegner in der Liga sagt, ‚Ach gegen Werder machen wir das schon‘. Die Spiele sind einfach immer super schwer und super ekelig. Das ist ein schönes Attribut. Das hat sich in den Spielen in dieser Saison bisher auch wieder abgezeichnet. Ich habe nie Zweifel gehabt, dass Werder nicht genug Punkte einfährt, um die Liga zu halten und ich denke, das wird auch in diesem Jahr wieder so sein."
WERDER.DE: Was erwartest du für ein Spiel am Samstag?
Manjou Wilde: "Das wird auf jeden Fall ein Fight. Ich habe ja jetzt schon öfter das Vergnügen gehabt gegen Werder und in Bremen zu spielen. Da haben wir uns immer die Zähne ausgebissen. Es wird sicher ein sehr kampfbetontes Spiel. Dazu spielen wir gegen die ganze Kulisse im Stadion, das ist uns bewusst. Ich bin sehr gespannt."
Quelle
Köln-Spielerin Manjou Wilde im Interview
Manjou Wilde ist gebürtige Bremerin (Foto: WERDER.DE).
Interview
Dienstag, 10.10.2023 / 17:00 Uhr
Das Interview führte Fiona John
Wenn am Samstagmittag (14.10.2023, 14 Uhr) im wohninvest WESERSTADION der Anpfiff zum Duell zwischen dem SV Werder Bremen und dem 1. FC Köln ertönt, ist es nicht nur für die Spielerinnen unten auf dem Rasen der Beginn eines ganz besonderen Spiels, sondern auch für Manjou Wilde. Zum ersten Mal spielen ihre beiden Herzensvereine vor vielen tausend Fans gegeneinander in dem Stadion, wo sie als Kind in ihren Träumen selbst einmal auflaufen wollte. Aufgrund einer Verletzung bleibt der Wunsch am kommenden Wochenende jedoch unerfüllt. Die ehemalige Werderanerin, die heute das FC-Trikot trägt, ist zum Zuschauen verdammt. "Da sind ein paar Tränen gekullert", gibt die 28-Jährige im Interview mit WERDER.DE vor dem Aufeinandertreffen zu.
WERDER.DE: Du bist mit 14 zu Werder gewechselt, hast im Internat gelebt, deine ersten Erfahrungen im Profibereich mit dem SVW in der zweiten Liga gesammelt. Wie hast du die Zeit damals in Erinnerung?
Manjou Wilde: "Ich habe sie in sehr schöner Erinnerung. Das war damals als Bremer Mädchen, ich bin ja dort geboren und aufgewachsen, der Traum für den großen Verein Werder Bremen zu spielen. Dieser Traum ist dann auch in Erfüllung gegangen. Es war damals ein bisschen schade, dass die Frauen noch in der zweiten Liga gespielt haben. Ich hätte sehr gerne meine ersten Schritte in der Bundesliga mit Werder gemacht. Aber für meine Entwicklung war es perfekt erstmal in der zweiten Liga zu spielen. Ich habe das Gefühl, ich bin mit Werder aufgewachsen, auch durch die Internatszeit. Deshalb hänge ich emotional wahrscheinlich für immer an dem Verein."
WERDER.DE: War es für dich damals als Kind und als Spielerin ein Traum, einmal im wohninvest WESERSTADION aufzulaufen?
Manjou Wilde: "Auf jeden Fall. Ich habe neulich noch ein Foto in einem Album gesehen: Das wohninvest WESERSTADION war das erste Stadion, was ich je besucht habe. Damals noch im Kinderwagen (lacht). Man wird mit dem Traum groß im Stadion zu spielen und dann merkst du relativ schnell, das ist eigentlich gar nicht realistisch als Frau. Fast zehn Jahre später jetzt zu sehen, wie das Realität wird, ist ein bisschen surreal aber auch extrem schön. Das löst echt etwas in mir aus, besonders, weil es das wohninvest WESERSTADION ist, in dem am Wochenende gespielt wird. Das ist etwas richtig Großes – schöner geht es nicht."
WERDER.DE: Wie ist es für dich zu sehen, dass der Frauenfußball allgemein und auch beim SV Werder eine solche Entwicklung genommen hat und Spiele vor vielen tausend Fans ausgetragen werden?
Manjou Wilde: "In letzter Zeit habe ich es oft betont: Es wird immer von diesem Boom geredet und der ist natürlich auch da. Aber ich glaube, diese ganze Entwicklung innerhalb der Vereine steht und fällt auch mit den Personalien, die seit Jahren dafür kämpfen und immer die Ellenbogen ausfahren. Genauso wie die Spielerinnen. Es ist schön zu sehen, dass es in meiner aktiven Zeit Früchte trägt."
WERDER.DE: Du hast es selber erlebt in Köln vor 38.365 Zuschauer:innen aufzulaufen. Wie fühlt sich das an?
Manjou Wilde: "Es ist wirklich surreal. Irgendwie ist es extrem laut, aber irgendwie auch nicht, weil man so für sich ist und alles aufsaugt. Ich glaube, egal wie oft wir vor so vielen Fans spielen, es wird nie normal werden. Wir sind die Generation, die beides kennt und deshalb so dankbar ist, über so viele Fans."
"Moment, wo ein paar Tränen gekullert sind"
WERDER.DE: Durch deine Verletzung verpasst du nun die Möglichkeit, dir den Traum zu erfüllen, im wohninvest WESERSTADION aufzulaufen. Wie sehr schmerzt es zum Zuschauen verdammt zu sein?
Manjou Wilde: "Als ich mich verletzt habe und es klar war, dass es eine schwerere Verletzung ist, bin ich recht abgeklärt damit umgegangen. Ich bin kein Mensch, der da in ein Loch fällt. Als ich zuhause saß, ist mir dann aber eingefallen, dass es das Stadionspiel betrifft. Das war tatsächlich der einzige Moment während meiner ganzen Verletzung, wo ein paar Tränen gekullert sind. Ich dachte, das darf nicht wahr sein, das Timing darf doch nicht wahr sein. Ich bin dann nochmal einen Schritt zurückgegangen, habe mein Ego zurückgestellt und dann genossen, wie weit der Frauenfußball gekommen ist. Auch wenn es jetzt weh tut und auch sicherlich am Samstag wehtun wird, das Spiel zu schauen, werde ich es genießen zu sehen, wie weit wir alle gekommen sind. Deshalb freue ich mich trotz alledem sehr auf das Spiel."
WERDER.DE: Wie geht es dir denn aktuell?
Manjou Wilde: "Ich bin noch in der Rehaphase, es ist schwer da Prognosen zu geben hinsichtlich meines Comebacks, weil es eine Fußverletzung war, die ihre Zeit benötigt. Aber es läuft bisher alles nach Plan."
WERDER.DE: Du hast zu Anfang betont, dass du immer an Werder hängen wirst. Wie verfolgst du das Team aktuell?
Manjou Wilde: "Ich kenne noch viele Spielerinnen und habe mit vielen selber zusammengespielt. Der Verein hat für immer einen Platz in meinem Herzen. Es gibt während der ganzen Saison nur 180 Minuten, in denen ich Werder nicht die Daumen drücke – und das ist, wenn wir gegen Werder spielen. Werder Bremen und der 1. FC Köln koexistieren in meinem Herzen. Es sind zwei Vereine, die sich von ihren Werten sehr ähneln und für die ich unfassbar gern gespielt habe und spiele."
WERDER.DE: Wie hast du den SVW denn in dieser Saison nach vier Spielen bisher wahrgenommen?
Manjou Wilde: "Es ist wie immer eine sehr kämpferische Mannschaft, dass zeichnet sie auch aus. Kein Gegner in der Liga sagt, ‚Ach gegen Werder machen wir das schon‘. Die Spiele sind einfach immer super schwer und super ekelig. Das ist ein schönes Attribut. Das hat sich in den Spielen in dieser Saison bisher auch wieder abgezeichnet. Ich habe nie Zweifel gehabt, dass Werder nicht genug Punkte einfährt, um die Liga zu halten und ich denke, das wird auch in diesem Jahr wieder so sein."
WERDER.DE: Was erwartest du für ein Spiel am Samstag?
Manjou Wilde: "Das wird auf jeden Fall ein Fight. Ich habe ja jetzt schon öfter das Vergnügen gehabt gegen Werder und in Bremen zu spielen. Da haben wir uns immer die Zähne ausgebissen. Es wird sicher ein sehr kampfbetontes Spiel. Dazu spielen wir gegen die ganze Kulisse im Stadion, das ist uns bewusst. Ich bin sehr gespannt."
Quelle
Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
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