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Der Weg nach Australien und Neuseeland

#14
Nicht nur die WM wird durch sie sportlich abgewertet
Die meistgefürchteten drei Buchstaben im Frauenfußball

Die WM im Juli und August wird ein Highlight in der Geschichte des Frauenfußballs. Noch lieber wäre es allen Beteiligten, wenn da nicht eine bestimmte Verletzung unaufhörlich Träume zerplatzen ließe.

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Auch ohne diese drei Top-Spielerinnen findet die WM statt: Delphine Cascarino, Leah Williamson und Giulia Gwinn (v. li.). imago images

"Wenigstens sind wir dann alle im Fitnessraum zusammen", schrieb Vivianne Miedema Anfang Mai auf Twitter. Was verhalten positiv gemeint klang, war alles andere als das. Die Stürmerin des FC Arsenal postete nämlich dazu ein Bild. Darauf zu sehen: sie und und drei Teamkolleginnen.

Laura Wienroither, Beth Mead und Leah Williamson saßen mit ihr offenbar in einem Krankenhauszimmer. "P. S.: Die ACL-Gruppe ist jetzt voll. Bitte nicht noch mehr", schrieb die Niederländerin Miedema weiter.

ACL ist die Abkürzung für das, was schon im Männerfußball allseits gefürchtet ist, im Frauenfußball aber noch mehr Schaden anrichtet: Anterior Cruciate Ligament, also auf deutsch das vordere Kreuzband. Dieses Teil des Knies wird eigentlich nur zum Thema, wenn es reißt. Und das tut es auf dem Top-Level des Frauenfußballs ganz schön häufig. Viel zu häufig.

Mehr als 100 Verletzungen dieser Art seit Beginn 2022

Die prominentesten Fälle in den großen europäischen Nationen machen Schlagzeilen. Giulia Gwinn wird bei der WM in Australien und Neuseeland nicht mit dem deutschen Team auflaufen, Frankreich bricht mit Delphine Cascarino und Marie-Antoinette Katoto das spektakuläre Sturmduo weg. Bei England fehlen mit Kapitänin Leah Williamson und EM-Torschützenkönigin Beth Mead zwei wichtige Stützen.

Die Liste lässt sich, sucht man etwas genauer, fast unendlich fortsetzen: Ludmila (Brasilien), Stine Larsen (Dänemark), Janine Beckie (Kanada), Catarina Macario (USA), Katie Rood (Neuseeland), Martina Rosucci (Italien, "nur" mit einem Teilriss). Sie werden in "Down Under" nicht auf dem Feld stehen, wenn eigentlich die Elite des Weltfußballs zusammenkommen soll. Und noch viele mehr - siehe den Kader am Ende des Artikels. Dass das sportliche Niveau des Turniers darunter leiden wird, steht außer Frage.

Mehr als 100 Verletzungen dieser Art zählen die höchsten Frauen-Ligen seit Jahresbeginn 2022. Kathrin Hendrich vom VfL Wolfsburg sagte nach dem verlorenen Champions-League-Finale in der Mixed Zone von Eindhoven: "Ich weiß, dass so viele Spielerinnen gerade auf dem Zahnfleisch laufen." Zu viele Spiele in zu kurzer Zeit, zu wenig Regeneration, zu wenig Prävention - beste Voraussetzungen für schwere Verletzungen.

Mit Blick auf die Kreuzbandriss-Flut beim FC Arsenal ergriff die ja ebenfalls verletzte Beckie, eine der Star-Spielerinnen Kanadas, das Wort. "Wenn das gleiche mit den drei wahrscheinlich besten Arsenal-Männern passieren würde", sagte sie zu "Reuters", "wäre das Grund genug, um zu sagen: Was ist da los? Das schauen wir uns genauer an." Bei den Frauen werde das aber als gegeben hingenommen.

Die Liste der möglichen körperlichen Ursachen ist lang: Auch die Rolle des Hormons Östrogen wird beäugt, der Menstruationszyklus könnte eine Rolle spielen, zudem die "X-Form" des weiblichen Körpers im Vergleich zum männlichen.

Fünf bis sieben Mal so viele Kreuzbandrisse wie bei Männern

Kommen neue Forschungsergebnisse ans Tageslicht, die Aufschluss und Besserung versprechen, werden sie nach einiger Zeit oft wieder von neueren überholt. Warum Frauen fünf bis sieben Mal so häufig Kreuzbandrisse erleiden wie Männer? Es gibt noch keine eindeutige Erklärung dafür. Fakt ist zudem: Spielerinnen benötigen im Schnitt deutlich mehr Regenerationszeit als die Männer, die teils schon nach sechs Monaten ihr Comeback geben. Unter neun Monaten klappt das im Frauenfußball fast nie.

Nicht umsonst hatten die beiden Champions-League-Finaltrainer Tommy Stroot (Wolfsburg) und Jonatan Giraldez (FC Barcelona) in den Ligaspielen im Vorfeld des Endspiels um die europäische Krone viel rotieren lassen. Auf den ersten Blick wunderte sich mancher Betrachter womöglich. Doch auch die Pausen im Terminkalender der Frauen werden weniger, während die Kader oftmals längst nicht breit genug aufgestellt sind.

Letzteres Problem kommt auch auf die Nationaltrainer bei der WM zu, sollten einige der Kreuzbandriss-Rekonvaleszentinnen nicht rechtzeitig fit genug werden. Denn zusätzlich zu den am Artikelende aufgeführten Profis gibt es ja noch jene, die im Herbst 2022 die drei gefürchteten Buchstaben auf ihrem Attest lesen mussten und damit im Moment ein Wettrennen gegen die Zeit laufen.

Brasiliens Shootingstar schafft es wohl, Brazil eher nicht

Frankreichs Griedge Mbock zählte zu den besten Innenverteidigerinnen der EM 2022, ehe ihr im September das Kreuzband riss. Gisela Robledo von Deutschlands Gruppengegner Kolumbien hatte sich innerlich schon von der WM verabschiedet, bevor sie im Frühjahr nach gut anlaufender Reha wieder Mut schöpfte.

Ob Hanna Glas für Schweden aufläuft, Kyah Simon für Australien oder Annalie Longo für Neuseeland, ist ebenso unklar wie bei Nadia Nadim (Dänemark). Brasiliens Shootingstar Angelina könnte es rechtzeitig schaffen, für Ellie Brazil, die wieder auf dem Platz arbeitet, dürfte es dagegen schwierig werden, ohne Wettkampfrhythmus in Englands Kader einen Platz zu finden. Stephannie (Costa Rica) hat mangels Konkurrenz bessere Karten.

Was sich allerdings alle Akteurinnen auf und neben dem Feld wünschen: dass sich die Schlagzeilen künftig weniger um dieses Thema drehen und mehr um das Sportliche.

pab

Quelle 
Big Grin Ich glaub ich bin eine Signatur Tongue
Cs10 Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit! Cs10
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RE: Der Weg nach Australien und Neuseeland - von KLAUS - 11.06.2023 - 10:23
RE: FIFA Frauenfußball in Kürze - von KLAUS - 20.03.2023 - 19:08

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