12.10.2022 - 17:23
Werders Hausicke: "Meine zweite Heimat"
Lina Hausicke, Kapitänin beim SV Werder Bremen, kickt bereits seit 2014 in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Dabei ist die Mittelfeldspielerin erst 24 Jahre. Auch in dieser Saison will Hausicke ihr Team zum Klassenverbleib führen. Am Sonntag (ab 16.01 Uhr, live bei MagentaSport) geht es gegen Aufsteiger MSV Duisburg. Im DFB.de-Interview spricht Hausicke mit Mitarbeiter Ralf Debat über ihre Rolle.
DFB.de: In der FLYERALARM Frauen-Bundesliga steht erst der 4. Spieltag an. Muss man beim Duell zwischen dem SV Werder und dem MSV Duisburg dennoch schon von Abstiegskampf sprechen, Frau Hausicke?
Lina Hausicke: Puh, schwierige Frage. Grundsätzlich ist jedes Spiel für uns extrem wichtig. Klar, gerade in den engen Partien gegen unsere direkten Konkurrenten wollen wir möglichst erfolgreich sein und Punkte sammeln. Dafür werden wir gegen den MSV alles reinwerfen.
DFB.de: Ihre Mannschaft hat nach drei Partien einen Punkt auf dem Konto, musste sich nach dem 1:1 zum Saisonstart gegen den 1. FFC Turbine Potsdam zuletzt beim FC Bayern München und bei Eintracht Frankfurt trotz guter Phasen jeweils geschlagen geben. Wir fällt Ihr Zwischenfazit aus?
Hausicke: Vor dem Auftaktspiel gegen Potsdam wussten beide Mannschaften nicht so recht, wo sie stehen. Es folgten zwei sehr schwere Auswärtspartien bei Teams, die in der Champions League spielen oder - im Fall von Frankfurt - zumindest die Qualifikation zur "Königsklasse" bestritten haben. Unsere Leistungen waren nicht schlecht, aber auch nicht gut genug, um etwas mitzunehmen.
DFB.de: Was hat gefehlt, um auch gegen die Spitzenmannschaften zu punkten?
Hausicke: Zunächst einmal ist die individuelle Qualität bei Bayern und Frankfurt enorm. Nicht von ungefähr sind beide Teams mit Nationalspielerinnen gespickt. Da ist es für uns schwierig, konstant über 90 Minuten dagegenzuhalten. Jeder kleine Fehler wird von diesen Gegnern sofort bestraft. Das haben wir zu spüren bekommen.
DFB.de: Wie schätzen Sie insgesamt die Qualität in der Liga in dieser Saison ein?
Hausicke: Die Entwicklung ist sehr spannend zu beobachten. Auch wenn der VfL Wolfsburg und der FC Bayern sicherlich noch eine Ausnahmestellung einnehmen, hat man sonst wirklich das Gefühl, das nahezu jeder jeden besiegen kann. Das sportliche Niveau ist aus meiner Sicht von Jahr zu Jahr gestiegen. Viele Partien sehr offen und spannend.
DFB.de: Macht sich das vor allem seit der EM in England deutlich gestiegene Interesse am Fußball der Frauen auch im Bremer Bundesligaalltag bemerkbar?
Hausicke: Ja, definitiv. Schon bei unserem ersten Heimspiel waren deutlich mehr Zuschauer*innen im Stadion, als es zuvor oft der Fall war. Darüber freuen wir uns sehr.
DFB.de: Das Heimspiel gegen den SC Freiburg soll Ende November im großen wohninvest WESERSTADION stattfinden. Sehen Sie diese Möglichkeit als besondere Wertschätzung durch den Verein an?
Hausicke: Auf jeden Fall. Wir alle können es kaum erwarten, diese Atmosphäre zu genießen. Ich bin auch sehr zuversichtlich, dass wir uns auf eine große Kulisse freuen dürfen. Dafür wird der Verein einige Werbeaktionen starten.
DFB.de: Am Ende der abgelaufenen Spielzeit trennten den SV Werder fünf Punkte von den Abstiegsplätzen. Wie stellen Sie sich die nächsten Schritte in der Entwicklung vor?
Hausicke: Unser Ziel ist es, uns auf Dauer in der Liga zu etablieren und zu stabilisieren. Erste Voraussetzung dafür es ist, den Klassenverbleib zu sichern. Je früher uns das gelingt, umso besser.
DFB.de: Wie konnten Sie die Länderspielpause nutzen, um sich gut auf das Duell mit dem MSV Duisburg vorzubereiten?
Hausicke: Wir haben zwei Testspiele gegen männliche Juniorenmannschaften bestritten, sind dadurch im Wettkampfrhythmus geblieben und wurden dabei vor allem physisch gefordert. Ich denke, das war eine gute Einstimmung.
DFB.de: Wie schätzen Sie den Gegner ein?
Hausicke: Der MSV ist ein guter Aufsteiger und kann in der Liga bestehen. Dafür spricht ja auch der Auswärtssieg in Potsdam. Wir werden auf jeden Fall nicht den Fehler machen, den Gegner zu unterschätzen.
DFB.de: Worauf wird es ankommen, um den ersten Saisonsieg einzufahren?
Hausicke: Wir müssen auf jeden Fall von der ersten Minute an bereit sein und körperlich voll dagegenhalten. Dann haben wir auch gute Chancen, die drei wichtigen Punkte zu holen.
DFB.de: Obwohl Sie gerade einmal 24 Jahre sind, liegt Ihr erstes Bundesligaspiel bereits achteinhalb Jahre zurück. Wie blicken Sie auf Ihre Anfänge in Jena und Ihre bisherige Karriere zurück?
Hausicke: Ich habe in der Tat schon viel erlebt. Die positiven Erlebnisse überwiegen, aber es waren auch schon einige Misserfolge dabei. Ich würde mich deshalb auch schon als "alter Hase" bezeichnen, will meine Erfahrungen an die jüngeren Mitspielerinnen weitergeben.
DFB.de: Sie spielen mittlerweile schon Ihre sechste Saison bei Werder. Wie sehr ist Ihnen der Verein ans Herz gewachsen?
Hausicke: Ich habe diesen Schritt nie bereut, Bremen ist längst meine zweite Heimat geworden. Mit der Stadt und dem Verein bin ich schon so fest verwurzelt, dass ich mein Engagement beim SV Werder als echte Herzensangelegenheit bezeichnen kann.
DFB.de: Was bedeutet es Ihnen, Kapitänin des Teams zu sein?
Hausicke: Diese Wertschätzung durch das Trainerteam ist etwas ganz Besonderes für mich. Es macht mich stolz, das Team auf den Platz zu führen. Diesem Vertrauen möchte ich gerecht werden und vorangehen.
DFB.de: Sehen Sie sich in der aktuellen Situation nach dem nicht optimalen Saisonstart besonders gefordert?
Hausicke: Es ist jetzt schon meine dritte Saison als Spielführerin. Aber auch ohne die Binde würde ich alles versuchen, um meinen Mitspielerinnen zu helfen und alles für das Team zu geben. Es entspricht einfach meinem Naturell, gerne mit anzupacken.
DFB.de: Würden Sie gerne auch einmal andere sportliche Ziele verfolgen, als "nur" um den Klassenverbleib zu kämpfen?
Hausicke: Es ist kein Geheimnis, dass sich wohl jede Fußballerin, wünscht, um Titel mitzuspielen oder in der Champions League aufzulaufen. Da bilde ich sicherlich keine Ausnahme. Es hat aber auch seinen Reiz, sich mit seinem Team immer wieder in der Bundesliga zu behaupten oder nach einem Abstieg sofort wieder zurückzukehren, wie wir es mit Werder geschafft haben.
DFB.de: Ist es denn auch mit dem SV Werder Bremen möglich, eines Tages ganz oben anzugreifen?
Hausicke: Das hoffe ich doch. Ich weiß aber auch, dass wir dafür noch einige Schritte gehen müssen. Ich bin selbst auf die Entwicklung in den nächsten Jahren sehr gespannt.
[mspw]
Quelle
Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
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