17.08.2022 - 11:10
17.08.2022 Frauen
„Die Komfortzone verlassen“
VfL-Neuzugang Jule Brand über ihren Wechsel von Hoffenheim zu den VfL-Frauen.
Das größte deutsche Talent im Frauenfußball – vor einigen Jahren galt dieses Superlativ Lena Oberdorf. Ein Versprechen, das sich mehr als erfüllt hat: Mit ihren immer noch erst 20 Jahren ist „Obi“ längst dem Talentstatus entwachsen und in der Weltklasse angekommen. Wenn in diesen Tagen vom größten deutschen Talent die Rede ist, fällt in den meisten Fällen der Name Jule Brand. Auch die 19-jährige Pfälzerin hat sich – wie Oberdorf – dem VfL Wolfsburg angeschlossen. Weitere Parallelen sind zumindest nicht ausgeschlossen. Ihr unbekümmerter Auftritt im EM-Halbfinale gegen Frankreich, als sie für Klara Bühl in die Startelf rückte und eine starke Leistung zeigte, lässt erahnen, wohin ihr Weg noch führen könnte. Seit knapp einer Woche ist die ehemalige Hoffenheimerin bei ihrem neuen Team – und erstmals allein fernab der Heimat. Im Interview spricht Brand über ihre neue Karrierestation sowie ihre Erwartungen an die Premieren-Saison im grün-weißen Trikot.
Jule Brand, wie groß ist der Schritt, von der TSG 1899 Hoffenheim zum VfL Wolfsburg zu wechseln?
Jule Brand: Dadurch, dass ich ja mit vielen Teamkolleginnen erst vor kurzem die EM gespielt habe, nicht ganz so groß. Zumindest hilft das, sich hier menschlich einzufinden. Aber klar, Wolfsburg bewegt sich schon auf einem ganz anderen Niveau. Es war auf alle Fälle der richtige Schritt, von zu Hause auszuziehen und die Komfortzone zu verlassen. Ich freue mich darauf, mich allein zurechtzufinden und in einen Alltag reinzukommen. Einfach tun und lassen zu können, was ich will – das ist schon cool.
Wann ist die Wechselentscheidung denn gereift?
Jule: Die Frage, ob ich bereit bin für den nächsten Schritt, hat mich schon länger beschäftigt. Als die Gespräche mit den VfL-Verantwortlichen begonnen haben, war es schnell klar, dass es der VfL wird.
In der letzten Saison kamen mit Lena Lattwein und Tabea Waßmuth auch schon zwei Spielerinnen von der TSG zum VfL. Hast du dich mit ihnen über deinen Wechsel ausgetauscht?
Jule: Ja, wir haben häufiger darüber gesprochen und ich habe ihnen auch einige Fragen gestellt. Vielleicht waren sie auch schon etwas genervt. Aber sie haben sehr gut über den VfL Wolfsburg gesprochen.
War es auch ein Punkt, dass sich Lena und Tabea hier so positiv entwickelt haben?
Jule: Absolut. Beide haben einen Riesenschritt gemacht in der letzten Saison. Tabea ist gerade in der Champions League richtig abgegangen, hat fast die meisten Tore im Wettbewerb erzielt und darüber hinaus viele gute Spiele gemacht. Lena hat sich ebenso super entwickelt, ist sehr wichtig im Zentrum. Das hat natürlich auch für Wolfsburg gesprochen.
Du hast mit der TSG 1899 Hoffenheim über einige Wochen in drei Wettbewerben gespielt, also Erfahrung gesammelt mit hoher Belastung. Beim VfL ist solch ein Pensum eher die Regel. Hast du Respekt vor dieser Umstellung?
Jule: Wir sind hier sehr gut aufgestellt im physiotherapeutischen und athletischen Bereich, sodass ich immer ein Feedback darüber bekomme, ob man gerade etwas zurückfahren muss oder auch mal mehr machen kann. Das ist alles top abgestimmt und ich habe volles Vertrauen in den kompletten Stab.
Du bist sehr flexibel einsetzbar, hast in deiner noch jungen Karriere bereits auf vielen Positionen gespielt. Wo siehst du dich selbst?
Jule: Da ich in letzter Zeit meist auf dem Flügel gespielt habe, würde ich sagen, dass ich mich genau da sehe. Tendenziell links, wobei ich es auch mag, während des Spiels zu wechseln.
Blicken wir noch einmal kurz zurück. Wie hast du die EM mit dem im Verlauf des Turniers immer größer werdenden Hype erlebt und deine gestiegene Popularität wahrgenommen?
Jule: Mein Handy ist fast explodiert, das war schlimmer als an Geburtstagen. In den Tagen nach dem Turnier war ich zu Hause bei meiner Familie und habe meistens im Garten gechillt. Zweimal war ich in Speyer unterwegs und da wurde ich nicht deutlich häufiger als früher angesprochen. Aber ich habe schon wahrgenommen, dass hier und da die Blicke auf mich gerichtet waren. Nicht auf unangenehme Art und Weise, also alles gut.
Kannst du etwas aus der erfolgreichen EM mit in den Verein nehmen?
Jule: Es war einfach eine große Erfahrung für mich, vor so vielen Zuschauern zu spielen. Es hilft einfach, die Nervosität in den Griff zu bekommen. Je mehr Erfahrungen dieser Art man sammelt, desto entspannter agiert man auf dem Platz. Das hilft schon sehr.
Was denkst du darüber, wenn du als größtes Talent Deutschlands bezeichnet wirst?
Jule: Anfangs hat mich das ein bisschen unter Druck gesetzt, weil ich das Gefühl hatte, die Erwartungshaltung an mich ist unglaublich hoch. Es freut mich zwar, wenn ich so etwas lese oder höre, aber mittlerweile will ich mir gar keinen Stress mehr damit machen. Ich will mein Spiel spielen und Leichtigkeit ausstrahlen.
Was sind deine Ziele mit dem VfL Wolfsburg?
Jule: Titel gewinnen – aber das wollen wir alle in dieser Mannschaft. Am liebsten so viele wie möglich. Natürlich will ich persönlich möglichst viel spielen, aber was das betrifft, habe ich mir kein konkretes Ziel gesetzt.
Quelle
„Die Komfortzone verlassen“
VfL-Neuzugang Jule Brand über ihren Wechsel von Hoffenheim zu den VfL-Frauen.
Das größte deutsche Talent im Frauenfußball – vor einigen Jahren galt dieses Superlativ Lena Oberdorf. Ein Versprechen, das sich mehr als erfüllt hat: Mit ihren immer noch erst 20 Jahren ist „Obi“ längst dem Talentstatus entwachsen und in der Weltklasse angekommen. Wenn in diesen Tagen vom größten deutschen Talent die Rede ist, fällt in den meisten Fällen der Name Jule Brand. Auch die 19-jährige Pfälzerin hat sich – wie Oberdorf – dem VfL Wolfsburg angeschlossen. Weitere Parallelen sind zumindest nicht ausgeschlossen. Ihr unbekümmerter Auftritt im EM-Halbfinale gegen Frankreich, als sie für Klara Bühl in die Startelf rückte und eine starke Leistung zeigte, lässt erahnen, wohin ihr Weg noch führen könnte. Seit knapp einer Woche ist die ehemalige Hoffenheimerin bei ihrem neuen Team – und erstmals allein fernab der Heimat. Im Interview spricht Brand über ihre neue Karrierestation sowie ihre Erwartungen an die Premieren-Saison im grün-weißen Trikot.
Jule Brand, wie groß ist der Schritt, von der TSG 1899 Hoffenheim zum VfL Wolfsburg zu wechseln?
Jule Brand: Dadurch, dass ich ja mit vielen Teamkolleginnen erst vor kurzem die EM gespielt habe, nicht ganz so groß. Zumindest hilft das, sich hier menschlich einzufinden. Aber klar, Wolfsburg bewegt sich schon auf einem ganz anderen Niveau. Es war auf alle Fälle der richtige Schritt, von zu Hause auszuziehen und die Komfortzone zu verlassen. Ich freue mich darauf, mich allein zurechtzufinden und in einen Alltag reinzukommen. Einfach tun und lassen zu können, was ich will – das ist schon cool.
Wann ist die Wechselentscheidung denn gereift?
Jule: Die Frage, ob ich bereit bin für den nächsten Schritt, hat mich schon länger beschäftigt. Als die Gespräche mit den VfL-Verantwortlichen begonnen haben, war es schnell klar, dass es der VfL wird.
In der letzten Saison kamen mit Lena Lattwein und Tabea Waßmuth auch schon zwei Spielerinnen von der TSG zum VfL. Hast du dich mit ihnen über deinen Wechsel ausgetauscht?
Jule: Ja, wir haben häufiger darüber gesprochen und ich habe ihnen auch einige Fragen gestellt. Vielleicht waren sie auch schon etwas genervt. Aber sie haben sehr gut über den VfL Wolfsburg gesprochen.
War es auch ein Punkt, dass sich Lena und Tabea hier so positiv entwickelt haben?
Jule: Absolut. Beide haben einen Riesenschritt gemacht in der letzten Saison. Tabea ist gerade in der Champions League richtig abgegangen, hat fast die meisten Tore im Wettbewerb erzielt und darüber hinaus viele gute Spiele gemacht. Lena hat sich ebenso super entwickelt, ist sehr wichtig im Zentrum. Das hat natürlich auch für Wolfsburg gesprochen.
Du hast mit der TSG 1899 Hoffenheim über einige Wochen in drei Wettbewerben gespielt, also Erfahrung gesammelt mit hoher Belastung. Beim VfL ist solch ein Pensum eher die Regel. Hast du Respekt vor dieser Umstellung?
Jule: Wir sind hier sehr gut aufgestellt im physiotherapeutischen und athletischen Bereich, sodass ich immer ein Feedback darüber bekomme, ob man gerade etwas zurückfahren muss oder auch mal mehr machen kann. Das ist alles top abgestimmt und ich habe volles Vertrauen in den kompletten Stab.
Du bist sehr flexibel einsetzbar, hast in deiner noch jungen Karriere bereits auf vielen Positionen gespielt. Wo siehst du dich selbst?
Jule: Da ich in letzter Zeit meist auf dem Flügel gespielt habe, würde ich sagen, dass ich mich genau da sehe. Tendenziell links, wobei ich es auch mag, während des Spiels zu wechseln.
Blicken wir noch einmal kurz zurück. Wie hast du die EM mit dem im Verlauf des Turniers immer größer werdenden Hype erlebt und deine gestiegene Popularität wahrgenommen?
Jule: Mein Handy ist fast explodiert, das war schlimmer als an Geburtstagen. In den Tagen nach dem Turnier war ich zu Hause bei meiner Familie und habe meistens im Garten gechillt. Zweimal war ich in Speyer unterwegs und da wurde ich nicht deutlich häufiger als früher angesprochen. Aber ich habe schon wahrgenommen, dass hier und da die Blicke auf mich gerichtet waren. Nicht auf unangenehme Art und Weise, also alles gut.
Kannst du etwas aus der erfolgreichen EM mit in den Verein nehmen?
Jule: Es war einfach eine große Erfahrung für mich, vor so vielen Zuschauern zu spielen. Es hilft einfach, die Nervosität in den Griff zu bekommen. Je mehr Erfahrungen dieser Art man sammelt, desto entspannter agiert man auf dem Platz. Das hilft schon sehr.
Was denkst du darüber, wenn du als größtes Talent Deutschlands bezeichnet wirst?
Jule: Anfangs hat mich das ein bisschen unter Druck gesetzt, weil ich das Gefühl hatte, die Erwartungshaltung an mich ist unglaublich hoch. Es freut mich zwar, wenn ich so etwas lese oder höre, aber mittlerweile will ich mir gar keinen Stress mehr damit machen. Ich will mein Spiel spielen und Leichtigkeit ausstrahlen.
Was sind deine Ziele mit dem VfL Wolfsburg?
Jule: Titel gewinnen – aber das wollen wir alle in dieser Mannschaft. Am liebsten so viele wie möglich. Natürlich will ich persönlich möglichst viel spielen, aber was das betrifft, habe ich mir kein konkretes Ziel gesetzt.
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Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
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