10.08.2022 - 14:45
Frohms, van Domselaar und Co. überzeugen bei der EM
Rasante Entwicklung der Torhüterinnen - aber zwei Probleme bleiben
Bei der EM traten gleich mehrere Keeperinnen ins Rampenlicht und zeigten: Die Schwäche des Frauenfußballs auf dieser Position ist passé. Verbesserungsbedarf bleibt aber.
Ist Merle Frohms schon Weltklasse - oder noch nicht? "Absolut", sagt Silke Rottenberg mit Nachdruck. "Sie ist in der Lage, vermeintlich unhaltbare Bälle zu halten. Ich sehe sie auf jeden Fall in der obersten Kategorie der internationalen Spitze."
Rottenberg muss es wissen, war sie doch selbst über Jahre die Nummer 1 im deutschen Tor. Heute trainiert die 50-Jährige die U-15- bis U-20-Nationaltorhüterinnen. In ihrer aktiven Zeit galt das Tor - außer bei den Top-Keeperinnen - häufig noch als eine, vielleicht als die Schwachstelle, die mit kuriosen Fehlern das Bild des gesamten Frauenfußballs mitprägte.
Bei der EM in England zählte der kicker nun acht Torhüterinnen-Patzer, die unmittelbar zu Gegentoren führten: kein hoher Wert. Dafür schrieben Akteurinnen wie Nicky Evrard (Belgien), Daphne van Domselaar (Niederlande), Mary Earps (England) und eben Frohms mit starken Leistungen positive Schlagzeilen.
Das internationale Keeperinnenspiel ist spätestens seit der EM auf einem neuen Niveau angekommen. "Die logische Konsequenz einer früher startenden Ausbildung", sagt Ralf Kellermann im kicker (Montagsausgabe). Der Sportliche Leiter des VfL Wolfsburg stand selbst einst in der 2. Liga zwischen den Pfosten. "Die Torwarttechniken sind viel besser und früher ausgeprägt, Fangtechniken, aber auch das Spiel mit dem Fuß."
In zwei Bereichen gibt es noch viel Luft nach oben
Dass am Ende vielleicht dennoch die beiden krassen Fehler von Sandra Panos (Spanien) und Manuela Zinsberger (Österreich) im Gedächtnis bleiben, von denen jeweils das DFB-Team profitierte, gehört zum Los einer jeden Keeperin und eines jeden Keepers. Beim Fauxpas Zinsbergers, deren Befreiungsschlag im Viertelfinale an Alexandra Popps Körper abprallte und ins Gehäuse flog, hatte Michael Fuchs seinen Beitrag geleistet.
Der DFB-Torwarttrainer hatte in der Spielvorbereitung auf genau diese Schwäche hingewiesen. Generell treten inzwischen aber fast alle Top-Torhüterinnen beidfüßig auf, was das Anlaufen für die Stürmerinnen schwieriger macht.
Trotz der rasanten Entwicklung im Tor machen Rottenberg, Kellermann und Fuchs aber allesamt zwei Bereiche aus, in denen noch viel Luft nach oben bleibt. Zum einen die Strafraum- und speziell die Fünfmeterraumbeherrschung bei hohen Bällen. "Mit kaum Anlauf auf kleiner Fläche hochzuspringen ist für Frauen von Natur aus schwieriger als für Männer", erklärt Fuchs.
Die nächste Generation: noch besser ausgebildet
Zum anderen die Quote an hohen Schüssen, die den Weg ins Netz finden. "Fernschüsse ins obere Drittel sind besonders häufig erfolgreich", sagt Fuchs - und riet den deutschen Stürmerinnen bei der EM, es gern hoch zu probieren.
Die Entwicklungskurve der Keeperinnen scheint also nicht an Steile einzubüßen - ganz im Gegenteil. Die Protagonistinnen und Protagonisten im Frauenfußball erwarten in den kommenden Jahren noch einmal deutliche Verbesserungen. Sowohl bei der aktuellen Generation als auch dann, wenn die nächste, besser ausgebildete ins Profi-Geschehen eingreift.
Im aktuellen kicker (Montagsausgabe oder hier im eMagazine) stellt Silke Rottenberg Forderungen an die Vereine und sagt, was diese im Torhüterinnentraining konkret ändern müssen. Ralf Kellermann erklärt zudem, welche Keeperin ihn bei der EM besonders beeindruckt hat.
Paul Bartmuß
Quelle
Rasante Entwicklung der Torhüterinnen - aber zwei Probleme bleiben
Bei der EM traten gleich mehrere Keeperinnen ins Rampenlicht und zeigten: Die Schwäche des Frauenfußballs auf dieser Position ist passé. Verbesserungsbedarf bleibt aber.
Ist Merle Frohms schon Weltklasse - oder noch nicht? "Absolut", sagt Silke Rottenberg mit Nachdruck. "Sie ist in der Lage, vermeintlich unhaltbare Bälle zu halten. Ich sehe sie auf jeden Fall in der obersten Kategorie der internationalen Spitze."
Rottenberg muss es wissen, war sie doch selbst über Jahre die Nummer 1 im deutschen Tor. Heute trainiert die 50-Jährige die U-15- bis U-20-Nationaltorhüterinnen. In ihrer aktiven Zeit galt das Tor - außer bei den Top-Keeperinnen - häufig noch als eine, vielleicht als die Schwachstelle, die mit kuriosen Fehlern das Bild des gesamten Frauenfußballs mitprägte.
Bei der EM in England zählte der kicker nun acht Torhüterinnen-Patzer, die unmittelbar zu Gegentoren führten: kein hoher Wert. Dafür schrieben Akteurinnen wie Nicky Evrard (Belgien), Daphne van Domselaar (Niederlande), Mary Earps (England) und eben Frohms mit starken Leistungen positive Schlagzeilen.
Das internationale Keeperinnenspiel ist spätestens seit der EM auf einem neuen Niveau angekommen. "Die logische Konsequenz einer früher startenden Ausbildung", sagt Ralf Kellermann im kicker (Montagsausgabe). Der Sportliche Leiter des VfL Wolfsburg stand selbst einst in der 2. Liga zwischen den Pfosten. "Die Torwarttechniken sind viel besser und früher ausgeprägt, Fangtechniken, aber auch das Spiel mit dem Fuß."
In zwei Bereichen gibt es noch viel Luft nach oben
Dass am Ende vielleicht dennoch die beiden krassen Fehler von Sandra Panos (Spanien) und Manuela Zinsberger (Österreich) im Gedächtnis bleiben, von denen jeweils das DFB-Team profitierte, gehört zum Los einer jeden Keeperin und eines jeden Keepers. Beim Fauxpas Zinsbergers, deren Befreiungsschlag im Viertelfinale an Alexandra Popps Körper abprallte und ins Gehäuse flog, hatte Michael Fuchs seinen Beitrag geleistet.
Der DFB-Torwarttrainer hatte in der Spielvorbereitung auf genau diese Schwäche hingewiesen. Generell treten inzwischen aber fast alle Top-Torhüterinnen beidfüßig auf, was das Anlaufen für die Stürmerinnen schwieriger macht.
Trotz der rasanten Entwicklung im Tor machen Rottenberg, Kellermann und Fuchs aber allesamt zwei Bereiche aus, in denen noch viel Luft nach oben bleibt. Zum einen die Strafraum- und speziell die Fünfmeterraumbeherrschung bei hohen Bällen. "Mit kaum Anlauf auf kleiner Fläche hochzuspringen ist für Frauen von Natur aus schwieriger als für Männer", erklärt Fuchs.
Die nächste Generation: noch besser ausgebildet
Zum anderen die Quote an hohen Schüssen, die den Weg ins Netz finden. "Fernschüsse ins obere Drittel sind besonders häufig erfolgreich", sagt Fuchs - und riet den deutschen Stürmerinnen bei der EM, es gern hoch zu probieren.
Die Entwicklungskurve der Keeperinnen scheint also nicht an Steile einzubüßen - ganz im Gegenteil. Die Protagonistinnen und Protagonisten im Frauenfußball erwarten in den kommenden Jahren noch einmal deutliche Verbesserungen. Sowohl bei der aktuellen Generation als auch dann, wenn die nächste, besser ausgebildete ins Profi-Geschehen eingreift.
Im aktuellen kicker (Montagsausgabe oder hier im eMagazine) stellt Silke Rottenberg Forderungen an die Vereine und sagt, was diese im Torhüterinnentraining konkret ändern müssen. Ralf Kellermann erklärt zudem, welche Keeperin ihn bei der EM besonders beeindruckt hat.
Paul Bartmuß
Quelle
Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
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