06.12.2020 - 23:42
Bauarbeiten auf der Zielgeraden – doch wann wird im neuen SC-Stadion gekickt?
Die Tribünen stehen, der Rasen ist verlegt: Die neue Freiburger Fußball-Arena ist bald fertig. Dennoch meldet der SC Freiburg das Schwarzwaldstadion zur Saison 2021/2022 als zweite Spielstätte an. Warum?
Nicht nur die Tribünen der künftigen Heimspielstätte des SC Freiburg ragen bereits weithin sichtbar in die Höhe, auch der Rasen wurde bereits verlegt. Zeit für einen Umzug in den Westen? Das Coronavirus sorgt dafür, dass Verein und Stadt sich zu dieser Frage sehr zurückhaltend geben – es gibt schlicht noch zu viele Unbekannte.
"Wir sind in der heißen Phase", sagt Jochen Tuschter, Leiter der Projektgruppe Neues Fußballstadion und einer von drei Geschäftsführern der von Verein und Stadt Freiburg gegründeten Stadiongesellschaft. Mit großen Schritten gehe man auf die Fertigstellung der Arena zu. "Wir sehen Tag für Tag, wie das Stadion ein Stück mehr zu dem wird, was wir uns seit den Visualisierungen erhofft haben", freut er sich. "Es gab kein böses Erwachen, kein ’hoppla, wie sieht denn das jetzt aus!’ Die Architektur, die Anmutung von außen, mit all dem bin ich sehr zufrieden."
Die Kosten blieben konstant
Auch die Kosten seien nicht aus dem Ruder gelaufen, wie das bei solchen Großbauten ja nicht selten passiere. Der Kostenrahmen für den Stadionkörper samt Trainingsplätzen und 900 "baurechtlich relevanten" Parkplätzen wurde schon 2014 mit 76,5 Millionen Euro veranschlagt und kann nach Stand der Dinge eingehalten werden. Die von der Stadt getragenen Infrastrukturmaßnahmen, die im Sommer abgeschlossen wurden, betragen hochgerechnet etwa 35 Millionen Euro und damit 5,5 Millionen weniger als zuletzt veranschlagt wurde.
Derzeit werden Verblendungen an der Fassade befestigt, der Rasen wurde innerhalb nur eines Tages verlegt, am Dach, wo bereits LED-Fluchtlichtanlage und Lautsprecher hängen, laufen die letzten Arbeiten. Die größte Baustelle sind noch die Innenräume, von der Spielerkabine bis zum Businessbereich, und die Gebäudetechnik. Auf fünf Geschosse verteilt, handelt es sich hier um gesamt mehr als 20.000 Quadratmeter Geschossfläche.
Wann erteilt Tuschter von Bauseite her grünes Licht für einen Einzug? "Wir versuchen das so bald wie möglich im neuen Jahr hinbekommen", sagt der Projektgruppenleiter. Präziser möchte er sich ungern festlegen. "Auch bei den letzten Arbeiten existieren noch viele Abhängigkeiten und Unwägbarkeiten", sagt er. Zu sehr hatte das Coronavirus schon in der Vergangenheit auch die Bauarbeiten beeinträchtigt, nachdem der "allerdings extrem sportliche" Zeitplan ursprünglich einmal die Sommerpause 2020 als Bezugstermin angestrebt hatte. "Wir hatten das ganze Corona-Programm, der Universalunternehmer hat ein Maßnahmen-Konzept erstellt, das vom Land abgesegnet wurde, wir mussten uns an Abstandsgebote halten, Mitarbeiter von Bauunternehmen erkrankten, ihre Kollegen mussten in Quarantäne, Zulieferfirmen hatten Lieferengpässe."
Es hört sich so an, als ob das Stadion irgendwann im Frühjahr bezugsfertig sein wird. Aber will der Verein, der seine Spiele in der laufenden Saison im alten Stadion an der Dreisam derzeit ohne Zuschauer absolvieren muss, dann überhaupt schon in den Westen? Und das erste Pflichtspiel in der Arena, auf die man so lange hingearbeitet hatte, als "Geisterspiel" bestreiten? Ist ein Eröffnungsspiel vor – möglichst – vollem Haus wichtiger oder will man ein bezugsfertiges Stadion nicht allzu lange leer stehen lassen?
fudder.de: 11 Ideen, wie das neue SC-Stadion heißen könnte
Umgekehrt wird man es auf Seiten des Bundesligisten nicht allzu gerne sehen, endlich eine neue Spielstätte zu besitzen, sie aber erst einmal längere Zeit leer stehen zu lassen. "Das sind Fragestellungen, mit denen wir uns aktuell beschäftigen", heißt es von Seiten des Vereines. Mit welchem Ergebnis? "In Abhängigkeit von der baulichen Fertigstellung sowie der Entwicklung der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Zulassung von Zuschauern ist ein Umzug im Laufe der Rückrunde der aktuellen Saison grundsätzlich denkbar", lautet das SC-Statement. Einen genauen Umzugstermin könne man aktuell noch nicht nennen. "Wir müssen hier momentan auf Sicht fahren und werden die Öffentlichkeit weiter auf dem Laufenden halten."
Nicht zwingend ist es aus Sicht des Vereines, die Länderspielpause Ende März für den Umzug zu nutzen oder die Sommerpause als Termin zu nutzen. "Es würde die Planung und den Vollzug eines Einzugs aber erleichtern." Ein Testlauf mit einer begrenzten Zahl von Zuschauern wäre bei einem Stadion dieser Größenordnung üblich. Weil derzeit niemand sagen kann, wann wieder unter Vollauslastung in der Bundesliga gespielt werden kann, könnte es so sein, dass das erste Spiel im neuen SC-Stadion ein Bundesligaspiel mit einer Teilzulassung sein wird.
2021/2022 noch Spiele im alten Stadion?
Interessant ist, dass der SC auch das Schwarzwaldstadion im Freiburger Osten zur Saison 2021/2022 als zweite Spielstätte anmelden wird. Auf den zweiten Blick ist dies nur folgerichtig, zumal der Verein angesichts des derzeitigen Tabellenstands des Teams von Trainer Christian Streich auch mit einem Abstieg in die zweite Liga rechnen muss. Und dort würden – nicht nur als "besondere Ereignisse" wie in der Europa League oder der Champions League – sondern regelmäßig im Punktspielbetrieb Abend- und Sonntagsspiele auf die Mannschaft warten.
"Aufgrund des Beschlusses des Verwaltungsgerichtshofes, der solche Abend- und Sonntagnachmittagsspiele im neuen Stadion vorerst verbietet, muss der SC Freiburg das Schwarzwaldstadion ohnehin als zweite Spielstätte anmelden", betont der Verein daher. Das Schwarzwald-Stadion als dauerhafte Heimspielstätte in der Saison 2021/22 zu nutzen, dürfte aktuell eher unrealistisch sein. Die Entwicklung der Pandemie hat aber gezeigt, dass es nicht schadet, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und man Stand heute nichts ausschließen sollte.
Auch auf Seiten der Freiburger Stadtverwaltung sieht man dem Ende der Bauarbeiten mit zwiespältigen Gefühlen entgegen: "Das wird ein großartiges Stadion und es ist schön, schon jetzt zu sehen, wie es sich wunderbar in die Landschaft einfügt", urteilt Baubürgermeister Martin Haag. "Aber nachdem das bis hin zum Bürgerentscheid so ein toller Entscheidungsfindungsprozess war, hat uns Corona doch einiges durcheinandergewirbelt", räumt Haag ein. "Wir möchten dieses Projekt natürlich so schnell wie möglich fertigstellen", fährt er fort. Aber in diesen schwierigen Zeiten, in denen man sich auf Seiten der Stadt schon von so vielem habe verabschieden müssen, will der Baubürgermeister keine Prognose zum Einzug abgeben.
So trifft es Projektleiter Joachim Tuschter wohl ganz passend mit seinem persönlichen Fazit in Sachen neues SC-Stadion: "Mit der Optik bin ich mehr als zufrieden, bei den Kosten bin ich sehr zuversichtlich. Aber ich beneide den SC nicht um die Entscheidung, wann ein Einzug für den Verein Sinn macht."
Bauarbeiten auf der Zielgeraden
Die Tribünen stehen, der Rasen ist verlegt: Die neue Freiburger Fußball-Arena ist bald fertig. Dennoch meldet der SC Freiburg das Schwarzwaldstadion zur Saison 2021/2022 als zweite Spielstätte an. Warum?
Nicht nur die Tribünen der künftigen Heimspielstätte des SC Freiburg ragen bereits weithin sichtbar in die Höhe, auch der Rasen wurde bereits verlegt. Zeit für einen Umzug in den Westen? Das Coronavirus sorgt dafür, dass Verein und Stadt sich zu dieser Frage sehr zurückhaltend geben – es gibt schlicht noch zu viele Unbekannte.
"Wir sind in der heißen Phase", sagt Jochen Tuschter, Leiter der Projektgruppe Neues Fußballstadion und einer von drei Geschäftsführern der von Verein und Stadt Freiburg gegründeten Stadiongesellschaft. Mit großen Schritten gehe man auf die Fertigstellung der Arena zu. "Wir sehen Tag für Tag, wie das Stadion ein Stück mehr zu dem wird, was wir uns seit den Visualisierungen erhofft haben", freut er sich. "Es gab kein böses Erwachen, kein ’hoppla, wie sieht denn das jetzt aus!’ Die Architektur, die Anmutung von außen, mit all dem bin ich sehr zufrieden."
Die Kosten blieben konstant
Auch die Kosten seien nicht aus dem Ruder gelaufen, wie das bei solchen Großbauten ja nicht selten passiere. Der Kostenrahmen für den Stadionkörper samt Trainingsplätzen und 900 "baurechtlich relevanten" Parkplätzen wurde schon 2014 mit 76,5 Millionen Euro veranschlagt und kann nach Stand der Dinge eingehalten werden. Die von der Stadt getragenen Infrastrukturmaßnahmen, die im Sommer abgeschlossen wurden, betragen hochgerechnet etwa 35 Millionen Euro und damit 5,5 Millionen weniger als zuletzt veranschlagt wurde.
Derzeit werden Verblendungen an der Fassade befestigt, der Rasen wurde innerhalb nur eines Tages verlegt, am Dach, wo bereits LED-Fluchtlichtanlage und Lautsprecher hängen, laufen die letzten Arbeiten. Die größte Baustelle sind noch die Innenräume, von der Spielerkabine bis zum Businessbereich, und die Gebäudetechnik. Auf fünf Geschosse verteilt, handelt es sich hier um gesamt mehr als 20.000 Quadratmeter Geschossfläche.
Wann erteilt Tuschter von Bauseite her grünes Licht für einen Einzug? "Wir versuchen das so bald wie möglich im neuen Jahr hinbekommen", sagt der Projektgruppenleiter. Präziser möchte er sich ungern festlegen. "Auch bei den letzten Arbeiten existieren noch viele Abhängigkeiten und Unwägbarkeiten", sagt er. Zu sehr hatte das Coronavirus schon in der Vergangenheit auch die Bauarbeiten beeinträchtigt, nachdem der "allerdings extrem sportliche" Zeitplan ursprünglich einmal die Sommerpause 2020 als Bezugstermin angestrebt hatte. "Wir hatten das ganze Corona-Programm, der Universalunternehmer hat ein Maßnahmen-Konzept erstellt, das vom Land abgesegnet wurde, wir mussten uns an Abstandsgebote halten, Mitarbeiter von Bauunternehmen erkrankten, ihre Kollegen mussten in Quarantäne, Zulieferfirmen hatten Lieferengpässe."
Es hört sich so an, als ob das Stadion irgendwann im Frühjahr bezugsfertig sein wird. Aber will der Verein, der seine Spiele in der laufenden Saison im alten Stadion an der Dreisam derzeit ohne Zuschauer absolvieren muss, dann überhaupt schon in den Westen? Und das erste Pflichtspiel in der Arena, auf die man so lange hingearbeitet hatte, als "Geisterspiel" bestreiten? Ist ein Eröffnungsspiel vor – möglichst – vollem Haus wichtiger oder will man ein bezugsfertiges Stadion nicht allzu lange leer stehen lassen?
fudder.de: 11 Ideen, wie das neue SC-Stadion heißen könnte
Umgekehrt wird man es auf Seiten des Bundesligisten nicht allzu gerne sehen, endlich eine neue Spielstätte zu besitzen, sie aber erst einmal längere Zeit leer stehen zu lassen. "Das sind Fragestellungen, mit denen wir uns aktuell beschäftigen", heißt es von Seiten des Vereines. Mit welchem Ergebnis? "In Abhängigkeit von der baulichen Fertigstellung sowie der Entwicklung der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Zulassung von Zuschauern ist ein Umzug im Laufe der Rückrunde der aktuellen Saison grundsätzlich denkbar", lautet das SC-Statement. Einen genauen Umzugstermin könne man aktuell noch nicht nennen. "Wir müssen hier momentan auf Sicht fahren und werden die Öffentlichkeit weiter auf dem Laufenden halten."
Nicht zwingend ist es aus Sicht des Vereines, die Länderspielpause Ende März für den Umzug zu nutzen oder die Sommerpause als Termin zu nutzen. "Es würde die Planung und den Vollzug eines Einzugs aber erleichtern." Ein Testlauf mit einer begrenzten Zahl von Zuschauern wäre bei einem Stadion dieser Größenordnung üblich. Weil derzeit niemand sagen kann, wann wieder unter Vollauslastung in der Bundesliga gespielt werden kann, könnte es so sein, dass das erste Spiel im neuen SC-Stadion ein Bundesligaspiel mit einer Teilzulassung sein wird.
2021/2022 noch Spiele im alten Stadion?
Interessant ist, dass der SC auch das Schwarzwaldstadion im Freiburger Osten zur Saison 2021/2022 als zweite Spielstätte anmelden wird. Auf den zweiten Blick ist dies nur folgerichtig, zumal der Verein angesichts des derzeitigen Tabellenstands des Teams von Trainer Christian Streich auch mit einem Abstieg in die zweite Liga rechnen muss. Und dort würden – nicht nur als "besondere Ereignisse" wie in der Europa League oder der Champions League – sondern regelmäßig im Punktspielbetrieb Abend- und Sonntagsspiele auf die Mannschaft warten.
"Aufgrund des Beschlusses des Verwaltungsgerichtshofes, der solche Abend- und Sonntagnachmittagsspiele im neuen Stadion vorerst verbietet, muss der SC Freiburg das Schwarzwaldstadion ohnehin als zweite Spielstätte anmelden", betont der Verein daher. Das Schwarzwald-Stadion als dauerhafte Heimspielstätte in der Saison 2021/22 zu nutzen, dürfte aktuell eher unrealistisch sein. Die Entwicklung der Pandemie hat aber gezeigt, dass es nicht schadet, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und man Stand heute nichts ausschließen sollte.
Auch auf Seiten der Freiburger Stadtverwaltung sieht man dem Ende der Bauarbeiten mit zwiespältigen Gefühlen entgegen: "Das wird ein großartiges Stadion und es ist schön, schon jetzt zu sehen, wie es sich wunderbar in die Landschaft einfügt", urteilt Baubürgermeister Martin Haag. "Aber nachdem das bis hin zum Bürgerentscheid so ein toller Entscheidungsfindungsprozess war, hat uns Corona doch einiges durcheinandergewirbelt", räumt Haag ein. "Wir möchten dieses Projekt natürlich so schnell wie möglich fertigstellen", fährt er fort. Aber in diesen schwierigen Zeiten, in denen man sich auf Seiten der Stadt schon von so vielem habe verabschieden müssen, will der Baubürgermeister keine Prognose zum Einzug abgeben.
So trifft es Projektleiter Joachim Tuschter wohl ganz passend mit seinem persönlichen Fazit in Sachen neues SC-Stadion: "Mit der Optik bin ich mehr als zufrieden, bei den Kosten bin ich sehr zuversichtlich. Aber ich beneide den SC nicht um die Entscheidung, wann ein Einzug für den Verein Sinn macht."
Bauarbeiten auf der Zielgeraden
Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!