15.01.2019 - 08:52
Today is the day. Heute entscheiden 650 Menschen über Wohl und Wehe von 66 Millionen Menschen. So ist das in der repräsentativen Demokratie. Die 66 Millionen hatten ja schon die Wahl, und sie haben sich mit einer Mini-Mehrheit entschieden: Raus aus der EU! Jetzt sind die Abgeordneten des ehrwürdigen House of Commons dran. Nach monatelangen Verhandlungen, wilden Debatten und absurden Querelen zwischen Tories und Labour-Leuten, zwischen Brexit-Anhängern und -Gegnern, zwischen London und Brüssel stimmen sie heute Abend über das entscheidende Abkommen ab. Premierministerin Theresa May hat es den verbleibenden 27 EU-Ländern abgerungen, und bei aller Kritik (auch von mir): Es ist vermutlich der beste unter allen schlechten Deals, den die EU-Partner ihr zugestehen konnten, ohne Absetzbewegungen weiterer Länder zu riskieren.
Wenn nicht im letzten Moment noch ein Wunder geschieht, wird May heute Abend trotzdem eine krachende Niederlage erleiden. Weil die mit tonnenschwerer Symbolik aufgeladene Nordirland-Frage ungelöst bleibt. Weil die Unterhändler diese und weitere Knackpunkte ausgeklammert und auf später vertagt haben. Weil harte Brexit-Fans im dann drohenden Backstop den Beelzebub höchstpersönlich sehen. Weil Boris Johnson und andere Krachmacher offenbar nur eines noch lieber sehen wollen als den Vollzug des Brexits: dass Frau May krachend scheitert und aufgeben muss. Der Brexit ist auch eine Geschichte der politischen Eitelkeiten und Winkelzüge, der Rache und der Niedertracht.
Und was geschieht, wenn sich der Rauch heute Abend verzogen hat? Ich habe Carsten Volkery gefragt, der für das "Handelsblatt" aus London berichtet und die Abgründe der britischen Politik seit Jahren analysiert. "Niemand zweifelt an Mays Niederlage; die einzige Frage ist, wie hoch sie ausfällt", schreibt er mir. "Zu normalen Zeiten würde eine Premierministerin dann zurücktreten, doch das wird nicht passieren. Der Brexit hat eine neue Normalität geschaffen, und May wird weitermachen, als sei nichts geschehen. Das Spiel wird in die nächste Runde gehen: Man guckt, ob bei den Europäern noch was zu holen ist. Und dann stimmt man eben noch mal ab. Der Druck im Kessel ist noch nicht groß genug. Für die Unternehmen und die Bevölkerung ist diese Hängepartie eine Zumutung. Sie lesen jeden Tag No-Deal-Horrorgeschichten und verzweifeln angesichts des kollektiven Versagens in Westminster. Das Empörende ist: Alle Beteiligten wissen, dass sie am Ende einem Kompromiss zustimmen müssen, um einen ungeordneten Brexit zu verhindern. Trotzdem verfolgen sie alle noch ihre Maximalziele."
Quelle:
https://www.t-online.de/nachrichten/id_8...knall.html
Wenn nicht im letzten Moment noch ein Wunder geschieht, wird May heute Abend trotzdem eine krachende Niederlage erleiden. Weil die mit tonnenschwerer Symbolik aufgeladene Nordirland-Frage ungelöst bleibt. Weil die Unterhändler diese und weitere Knackpunkte ausgeklammert und auf später vertagt haben. Weil harte Brexit-Fans im dann drohenden Backstop den Beelzebub höchstpersönlich sehen. Weil Boris Johnson und andere Krachmacher offenbar nur eines noch lieber sehen wollen als den Vollzug des Brexits: dass Frau May krachend scheitert und aufgeben muss. Der Brexit ist auch eine Geschichte der politischen Eitelkeiten und Winkelzüge, der Rache und der Niedertracht.
Und was geschieht, wenn sich der Rauch heute Abend verzogen hat? Ich habe Carsten Volkery gefragt, der für das "Handelsblatt" aus London berichtet und die Abgründe der britischen Politik seit Jahren analysiert. "Niemand zweifelt an Mays Niederlage; die einzige Frage ist, wie hoch sie ausfällt", schreibt er mir. "Zu normalen Zeiten würde eine Premierministerin dann zurücktreten, doch das wird nicht passieren. Der Brexit hat eine neue Normalität geschaffen, und May wird weitermachen, als sei nichts geschehen. Das Spiel wird in die nächste Runde gehen: Man guckt, ob bei den Europäern noch was zu holen ist. Und dann stimmt man eben noch mal ab. Der Druck im Kessel ist noch nicht groß genug. Für die Unternehmen und die Bevölkerung ist diese Hängepartie eine Zumutung. Sie lesen jeden Tag No-Deal-Horrorgeschichten und verzweifeln angesichts des kollektiven Versagens in Westminster. Das Empörende ist: Alle Beteiligten wissen, dass sie am Ende einem Kompromiss zustimmen müssen, um einen ungeordneten Brexit zu verhindern. Trotzdem verfolgen sie alle noch ihre Maximalziele."
Quelle:
https://www.t-online.de/nachrichten/id_8...knall.html
Mit freundlichen Grüßen von Ritchie
Der Klügere gibt solange nach, bis er merkt, dass er der Dümmere ist.
Der Klügere gibt solange nach, bis er merkt, dass er der Dümmere ist.