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DFB Frauen bei den olympischen Spielen in Paris

#11
Der 73-Jährige vor seinem letzten Spiel als Bundestrainer
Hrubesch: "Die Mädels haben noch keine Medaille. Ich schon"
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Das Spiel um Platz 3 am Freitag in Lyon gegen Weltmeister Spanien ist das Abschiedsspiel von Horst Hrubesch als Bundestrainer. Der 73-Jährige kehrt nach den Olympischen Spielen zum Hamburger SV zurück.

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Horst Hrubesch feiert mit dem Spiel um Rang drei bei den Olympischen Spielen seinen Abschied von der Frauen-Nationalelf. IMAGO/Sports Press Photo
 
Am Freitagnachmittag endet seine zweite Mission. Horst Hrubesch  steht zum letzten Mal als Trainer der Frauen-Nationalmannschaft an der Seitenlinie. Er selbst geht damit relativ cool um - zumindest äußerlich. "Das ist nun mal so. Es gibt auch Leute, die gehen am letzten Tag arbeiten und dann in Rente. Das ist bei mir nichts anderes", sagt der 73-Jährige, schränkt dann aber selbst ein. "Ich werde gar nicht in Rente gehen. Es ist ein nahtloser Übergang."

Schließlich hat Hrubesch noch einen bis Sommer 2025 laufenden Vertrag als Nachwuchschef beim Hamburger SV. Und diesen Vertrag gedenkt er auch zu erfüllen. Das hat er vor den Olympischen Spielen schon erklärt. Die Hamburger hatten den Europameister von 1980 im Oktober 2023 für seine Interims-Aufgabe beim DFB freigestellt.

Und so lag im Herbst vergangenen Jahres, als sich immer mehr herauskristallisierte, dass Martina Voss-Tecklenburg nach ihrer Krankheit nicht auf die Trainerbank beim DFB zurückkehren kann, die Lösung nahe, mal bei Hrubesch anzufragen, ob er interimsweise für eine zweite Amtszeit zur Verfügung stehen würde. Schließlich stand nach der missratenen WM in Australien und Neuseeland mit dem blamablen Vorrunden-Aus nun auch noch die Qualifikation für die Olympischen Spiele auf der Kippe.

Hrubesch musste nicht lange überlegen. Klar: Er fühlte sich auch gebauchpinselt, schließlich war er der Wunschtrainer der Nationalspielerinnen. Der HSV als Hrubeschs Arbeitgeber stimmte schnell zu - und so nahm die "Mission Nationalmannschaft, Teil 2" schnell Fahrt auf. Hrubesch startete mit einem 5:1-Erfolg im Nations-League-Spiel gegen Wales in Sinsheim Ende Oktober in seine zweite Amtszeit. Danach folgte ein 2:0 auf Island und ein 3:0 gegen Dänemark.

Hrubeschs altes Motto: "Bei unserer Qualität macht es keinen Sinn, Spiele zu verlieren", wurde wieder aufpoliert und mit Leben gefüllt. Und obwohl die Nationalelf am 23. Februar im Nations-League-Halbfinale in Frankreich mit 1:2 unterlag, und damit erste Niederlage unter Hrubeschs Regie kassierte, erreichten die deutschen Fußballerinnen mit dem 2:0-Erfolg in den Niederlanden fünf Tage später das große Ziel: die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris.
 
Nicht nur für die Spielerinnen ging ein Traum in Erfüllung. Der Bundestrainer hatte ihnen immer vorgeschwärmt von seinen Erlebnissen als Trainer des männlichen Olympia-Fußballteams, das 2016 in Rio de Janeiro die Silbermedaille gewann. Hrubesch wollte wieder ins Olympische Dorf einziehen, das war sein erklärtes Ziel. Die Atmosphäre unter den Sportlern aus aller Welt hatte ihn 2016 besonders beeindruckt.

Hrubesch will den "zweiten Matchball" verwandeln

Diesen Traum konnte sich der Bundestrainer indes nicht erfüllen. Das steht seit Dienstagabend und der 0:1-Niederlage im Halbfinale gegen die USA  fest. Alle deutschen Olympia-Auftritte spielten sich weit entfernt von Paris ab: in Marseille, St. Etienne und in Lyon. In der Heimatstadt des französischen Rekordmeisters wird auch am Freitag das Spiel um Platz 3 gegen Weltmeister Spanien ausgetragen. "Vor einem Jahr hätte es der Mannschaft niemand zugetraut, dass wir hier stehen. Jetzt haben wir die Chance auf Bronze. Wir haben den zweiten Matchball", erzählt Hrubesch. Und diesen Matchball will der Bundestrainer verwandeln. Er sagt: "Für mich ist es wichtig, dass die Mädels eine Medaille gewinnen. Sie haben noch keine. Ich schon."

Gunnar Meggers

Quelle 

Coach will mit seinem Team Bronze
Hrubesch: "Warum soll ich im Mittelpunkt stehen? Ich spiele doch nicht"
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Im Oktober 2023 hat Horst Hrubesch zum zweiten Mal nach 2018 interimsweise den Trainerjob bei der Frauen-Nationalmannschaft übernommen. Am Freitag (15 Uhr) wird er im Spiel um Platz 3 zum letzten Mal das DFB-Team coachen. Nach Olympia übernimmt Christian Wück.

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Wird die DFB-Frauen zum letzten Mal coachen: Horst Hrubesch. IMAGO/ActionPictures

Vor seinem Abschied von der Nationalmannschaft spricht Horst Hrubesch über…

die Marschroute gegen Spanien: Wir werden nichts verändern und genau alles so machen wie bisher in diesem Turnier. Wir wollen ihnen unser Spiel aufdrücken, ihnen sagen, was sie dürfen und was sie nicht dürfen. Wenn wir sie laufen und spielen lassen, dann haben wir ein Problem. Wir wollen sie von Anfang an unter Druck setzen. So sattelfest sind die Spanierinnen hinten auch nicht. Sie haben sich auch vorgestellt, dass sie ins Finale einziehen. Die Spanierinnen haben auch ihre Schwächen und einige Tore kassiert. Mal gucken, wer morgen am besten zurechtkommt.

die Zielsetzung für das Spiel um Platz 3: Die Mädels wollen diesen 3. Platz. Da gibt es gar keine Diskussionen. Wir werden noch mal alle Kräfte bündeln. Und wenn wir Vierter werden, kann ich mich hinterher hinstellen und sagen. "Ich habe es einfach nicht geschafft, sie auf die ersten 3 Plätze zu hieven". Das war ja unser Ziel - oder zumindest meine Vorstellung. Und wenn ich jetzt schon mal Bilanz ziehe, kann ich sagen: Wir hätten auch im Finale stehen können. Also habe ich auch nicht so verkehrt gelegen.

Wehmut vor dem letzten Spiel: Fehlen wird mir etwas, aber Wehmut würde ich nicht sagen. Dafür war die Zeit einfach zu schön und ich habe den Kontakt zu den Mädels ja auch immer behalten und mit ihnen telefoniert oder mal hier oder da getroffen. Im nächsten Jahr fahre ich auch zur Europameisterschaft in die Schweiz. Das wird nicht abreißen. Dafür haben sie mir viel zu viel gegeben. Ich liebe ja den Frauenfußball und er prägt mich auch. Ich habe ja nie Frauen und Männer verglichen. Das, was ich bei den Männern für gut befunden habe, das habe ich zu den Frauen mitgenommen und einen anderen Touch reingebracht.

die Zeit dem Bundestrainer-Job: Ich werde es schon vermissen, gemeinsam Ziele zu erreichen. Das fällt demnächst weg. Dann gucke ich mir wieder Fußball von außen an. Für mich war es immer schön, Ziele zu haben, etwas zu entwickeln und Wege zu gehen.
…sein letztes Spiel als Bundestrainer: Warum soll ich morgen im Mittelpunkt stehen? Ich spiele doch nicht. Ich bin nur ein Teil von dem, was die Mannschaft morgen leisten muss. Wir wollen das gemeinsam lösen. Wir gewinnen zusammen oder wir verlieren zusammen. Am Ende des Tages müssen wir gucken, dass wir unseren Spaß nicht verlieren.
 
Gunnar Meggers

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#12
Kommentar: Enttäuschende Zuschauerzahlen beim olympischen Fußballturnier

Die Kulissen beim Frauenfußball-Turnier bei Olympia waren enttäuschend. Haben sich die Veranstalter mit den großen Stadien verschätzt oder beim Marketing versagt? Oder ist Fußball bei Olympia schlicht nicht die Hauptattraktion und muss sich damit zurechtfinden?

Von Helene Altgelt  | Aug 7, 2024

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Die USA posieren vor einem fast leeren Stadion in Nizza / Marc Atkins/GettyImages

Die USA sind normalerweise ein sehr effektiver Zuschauermagnet. Das erfolgreichste Team in der Geschichte des Frauenfußballs , sehr viele Stars (und einige Stripes), bei jedem Turnier zumindest in der Mitfavoritenrolle . Aber als die USA am 25. Juli zu ihrem ersten Gruppenspiel einliefen, blickten sie nicht in gespannte Gesichter. Sondern vielmehr auf viele leere Ränge.

Das Stadion "Allianz Riviera", üblicherweise von dem Klub OGC Nizza genutzt, bietet Platz für 35.000 Zuschauer. Für das US-Spiel gegen Sambia fanden sich in der südfranzösischen Hafenstadt aber kaum mehr als 5.000 ein, um die Amerikanerinnen um Trinity Rodman und Sophia Smith spielen zu sehen. In Nice, wie die Stadt auf französisch genannt wird, war der Zuschauerandrang gar nicht nice.

Geringe Zuschauerzahlen in Nizza oder Nantes

Angesichts der traurigen Kulisse konnte man schon erahnen, dass es bei den anderen Spielen nicht viel besser laufen würde. Immerhin, die Frankreich-Spiele zogen den Schnitt hoch. Les Bleus zogen im Schnitt mehr als 20.000 Fans an. Die Franzosen wollten ihr eigenes Nationalteam sehen. Aber sonst war das Interesse bescheiden.

Wegen oder trotz der quer über das Land verstreuten Spielorte? Die Partien wurden in Nizza, in Marseille, Nantes oder auch in Saint-Etienne ausgetragen. Nicht da also, wo das Herz dieser Olympischen Spiele schlägt, wo sich die Athletinnen und Athleten aus aller Welt versammeln, in Paris. Wegen fehlender Kapazitäten bei den Stadien wurden die Fußballspiele aus Paris weggeschoben. Das ist kein neues Verfahren, bei den meisten Olympischen Spielen  wurde es so gehandhabt.

Die Idee ist eigentlich charmant: Olympia sollte schließlich ein Turnier für das ganze Land sein, nicht nur für eine einzige Stadt, und so können auch Leute aus anderen Ecken einen Hauch des Olympia-Feelings mitbekommen. Bloß, dieses Feeling ist in Lyon, Marseille und Bordeaux nicht ganz angekommen. Dass dort überhaupt Fußballspiele stattfanden, wussten viele Franzosen nicht mal.

Les Bleues und Paris beliebt - der Rest weniger

Die Spiele der französischen Männer und Frauen waren beliebt, weil sie eine Bühne boten, um Frankreich zu feiern. Für den Gastgeber sind es sportlich erfolgreiche Spiele, das Land jubelt über die Erfolge von Schwimm-Shootingstar Leon Marchand, über Judoka Teddy Riner oder über Tischtennis-Sensation Felix Lebrun. Die Fußballspiele waren ein Ort, um etwas von dieser nationalen, patriotischen Energie mitzubekommen, um die Marseillaise mitzusingen, vive la France. Um den Fußball ging es da weniger, vor allem bei den Frauen.

Bei einem Spiel der Französinnen schallten "Leon, Leon"-Rufe durch das Stadion, weil der Schwimmer gerade einen Goldmedaille errungen hatte. Ein schöner, spontaner Moment. Aber auch einer, der zeigte: Mit dem Herz waren viele Fans dann doch anderswo. Die Spiele fanden vielleicht doch zu weit weg von Paris statt, zu weit von den Millionen Touristen und Sportbegeisterten.

Die Partien im Pariser Parc des Princes waren bei den Zuschauern ein krasser Ausreißer nach oben. Beim Viertelfinale  USA gegen Japan in Paris kamen 43.000 Zuschauer, während in Lyon und Marseille nur 12.000 Fans die Partien sehen wollten. Trotz verzweifelter Last-Minute-Sales, bei denen Tickets schon ab 15 Euro erstanden werden konnten.

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In Paris waren die Spiele gut besucht - hier US-Fußballerin Rose Lavelle vor den Rängen / Andrea Vilchez/ISI/GettyImages

Frauenfußball bei Olympia oft mit hohen Zuschauerzahlen

Nun könnte man einwenden: Ja gut, es sind nun mal die Olympischen Spiele. Ein Mal, ein einziges Mal, steht König Fußball nicht im Vordergrund. Fußball läuft halt immer, und bei Olympia wollen die Leute lieber rasante Ballwechsel beim Tischtennis sehen, unglaubliche Sprünge beim Bodenturnen und blitzschnelle Sprints, die kein Auge wirklich erfassen kann.

Bei Olympia geht es gerade nicht um Fußball, sondern um alle anderen Sportarten. Beim Bogenschießen oder Kanu-Slalom wären sie von den Zuschauerzahlen des Frauenfußballs überwältigt gewesen. Und trotzdem wird hier schon wieder gemeckert. Kann es der Fußball nicht einmal ertragen, nur eine Nebenrolle zu spielen?

All das sind richtige Punkte. Und doch zeigen die bisherigen Olympia-Ausgaben, dass da eigentlich mehr drin wäre. Bei der ersten Ausgabe, in Atlanta 1996, kamen im Schnitt 34.199 Fans. Das lag wohl auch an der Faszination für die neue Sportart, aber auch in den Jahren 2000, 2008, 2012 und 2016 kamen durchschnittlich mehr als 19.000 Zuschauer.

Die olympischen Turniere sind für den Frauenfußball historisch enorm wichtig gewesen, als eine Bühne, die sich alle vier Jahre öffnete. Sie zogen teils mehr Zuschauer an als die Weltmeisterschaften, sorgten für neue Fans und neue Nachwuchsspielerinnen. Und das, obwohl im Jahr 1996 zu den Spielen der Frauenfußball-Ligen höchstens ein paar neugierige Zaungäste kamen. Heute hat der Sport eine zuvor unvorstellbare Popularität erreicht, die Grenze der 20.000 Fans wird immer öfter von "Highlight-Spielen" geknackt.

Große Stadien - leere Ränge

Da wäre doch eigentlich zu erwarten gewesen, dass auch bei Olympia die Zahlen weiter steigen. Oder zumindest nicht zurückgehen. Gleichzeitig war es wohl etwas größenwahnsinnig von den Veranstaltern, die größten Stadien des Landes auszuwählen.

Die Entscheidung ist nachvollziehbar, denn bei den Männerspielen werden diese Arenen genutzt. Und eine weitere Aufsplittung von Olympia auf noch mehr Städte wäre logistisch wohl schwierig gewesen. Im Endeffekt wäre der Vorwurf, zu kleine Stadien bereitgestellt zu haben, immer schwerwiegender als der, sich zu hohe Ziele gesteckt zu haben.

Trotzdem war zu erwarten, dass die Stadien von Lyon und Marseille leer wirken würden - Stimmung kommt da nicht wirklich auf. Gerade in Frankreich hätte der Frauenfußball gut einen Boost gebrauchen können. In der heimischen Liga wird mancherorts immer noch auf Matschwiesen gekickt, das Zuschauerinteresse hält sich in Grenzen.

Nächste Olympische Spiele in den USA - wohl wieder mit besseren Kulissen

Es ist paradox, dass gerade zu dem Zeitpunkt, an dem Frauenfußball beliebter ist denn je, die Zuschauerzahlen bei Olympia schwach sind. Bei den nächsten Spielen in Los Angeles sind wohl wieder ganz andere Kulissen zu erwarten, in den USA ist die Begeisterung für den Sport weitaus größer.
Trotzdem sollten die Flop-Kulissen wie in Nizza zu denken geben. Ob die Stadien oder das Marketing, bei einem ansonsten sehr gelungenen Turnier fällt der Fußball negativ heraus. Den olympischen Geist auch fern von Paris und fern des französischen Teams einzufangen, das ist dieses Jahr nicht gelungen.

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#13
Popp hebt "Elfmeter-Maschine" Berger heraus
"Das ist das Schöne am Ende": Hrubesch verabschiedet sich mit Olympia-Medaille
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In seinem letzten Spiel als Bundestrainer durfte Horst Hrubesch nochmals eine Olympia-Medaille feiern. Welche Spuren der 73-Jährige bei den DFB-Frauen hinterlassen hat, zeigte sich vor allem bei Elfmeter-Heldin Ann-Katrin Berger.

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Elfmeter-Heldin Ann-Katrin Berger mit nun Ex-Bundestrainer Horst Hrubesch. IMAGO/ActionPictures

Als eine "Achterbahn der Gefühle" hatte Giulia Gwinn  das Spiel um Platz 3 erlebt, auch Kapitänin Alexandra Popp  meinte: "Mehr Krimi geht nicht." Nach aufopferungsvollem Kampf hatten sich die DFB-Frauen gegen Weltmeister Spanien die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Paris gesichert. "Wir haben nochmal alle Körner rausgehauen, die noch in uns waren. Da sind die Tränen geflossen", so die glückliche Gwinn.

Und die Spielerinnen wussten, bei wem sie ich zu bedanken hatten: bei Torhüterin Ann-Katrin Berger . Bereits im Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Kanada  hatte die deutsche Schlussfrau zwei Elfmeter gehalten, dazu noch den finalen selbst verwandelt. Doch im kleinen Finale wurde es noch dramatischer: In der allerletzten Sekunde der Nachspielzeit hatte Schiedsrichterin Katia Garcia nach einer Berührung von Janina Minge  an Lucia Garcia auf den Punkt gezeigt; die ehemalige Weltfußballerin Alexia Putellas stand bereit, um für ihre Farben die Verlängerung zu sichern.

"Ich habe so gehofft, dass der VAR noch irgendwas sieht. Wir wussten, dass die Spanierinnen sichere Schützen haben. Als der Elfmeter dann bestätigt wurde, dachte ich nur: 'Hoffentlich hat Anne einen guten Tag'", schilderte Popp ihre Gedankenwelt in den Schlusssekunden. Und Berger hatte diesen guten Tag, hielt mit einer Flugparade den Strafstoß in ihrem linken Eck - und so den 1:0-Vorsprung, den zuvor Gwinn ebenfalls vom Punkt besorgt hatte, fest. "Sie ist so eine Elfmeter-Maschine, das ist einfach nur unfassbar", war Popp auch im Nachgang noch fassungslos.

Berger: "Ist ein Dank für die Mannschaft"

Anders sah es in der Heldin des Spiels selbst aus. Berger gab im Interview mit der ARD nach Abpfiff zu, "total leer zu sein" und nicht zu wissen, was sie gerade fühle, die Emotionen würden wohl erst bei der Medaillenübergabe am Samstag in Paris hochkommen. "Was die Mannschaft für eine Arbeit abgeliefert hat, davor habe ich höchsten Respekt", meinte Berger, "der Elfmeter ist dann einfach nur ein Dank für die Mannschaft, die mir die Arbeit so leicht gemacht hat".
 
Zitat:Ihm habe ich alles zu verdanken. Er war der einzige, der nach langer Zeit noch an mich geglaubt hat.
Ann-Katrin Berger über Horst Hrubesch

Bergers Dank richtete sich dann auch an den zweiten Hauptprotagonisten des Abends, an Horst Hrubesch . Für den 73-Jährigen war das Bronze-Match gegen Spanien das letzte Spiel als Bundestrainer, nachdem er im vergangenen September zum zweiten Mal interimsweise für die zurückgetretene Marina Voss-Tecklenburg übernommen hatte - mit dem klaren Ziel Olympia-Medaille, auch wenn die Qualifikation für Paris da noch in weiter Ferne lag.
"Ihm (Hrubesch, Anm. d. Red.) habe ich alles zu verdanken. Er war der einzige, der nach langer Zeit noch an mich geglaubt hat", wurde Berger, die in der Vergangenheit zweimal mit einer Krebserkrankung zu kämpfen hatte, doch noch emotional. "Es ist ein wunderschönes Gefühl, dass ein Trainer so an dich glaubt. Ich hoffe, dass ich ihn heute stolz gemacht habe."

Hrubesch freut sich über die Medaille - "für die Mädels"

Und stolz, das war der Bundestrainer auch: "Ich habe der Mannschaft immer vertraut. Wir haben von Anfang an gesagt, wir wollen sechs Spiele, und wir haben sie gemacht", lobte Hrubesch nach Abpfiff sein Team: "Wir haben den noch amtierenden Olympiasieger Kanada rausgenommen und jetzt gegen den Weltmeister gewonnen. Was wollen wir mehr?"

Er freue sich vor allem für seine Spielerinnen, dass sie sich eine Olympia-Medaille überstreifen dürfen. Er selbst habe ja schon eine, Silber 2016 mit der U 23 der Männer in Rio de Janeiro. "Für mich ging es vor allem darum, wenn man solche Ziele hat, dass man dann auch versucht, sie zu erreichen", so der Bundestrainer weiter: "Und wenn man sieht, was die Mädels investiert haben, dann ist das überragend."

Gwinn: "Größtes Geschenk haben wir uns selbst gemacht"

Schließlich wurde es Zeit für ein Fazit, unter sein Amt als Bundestrainer, aber auch unter seine Trainerkarriere insgesamt. Nach EM-Titeln mit der U 19 (2008) und der U 23 (2009) sowie den zwei Olympia-Medaillen geht es für Hrubesch an der Seitenlinie nicht mehr weiter. Der 73-Jährige kehrt für ein Jahr als Nachwuchsdirektor zum HSV zurück, ehe es vermutlich doch noch in die Rente geht.
 
Zitat:Ich habe den Mädels das gegeben, was ich kann, und sie haben mir gegeben, was sie können. Das hat funktioniert, das ist das Schöne am Ende.
Horst Hrubesch über seine zweite Amtszeit bei den DFB-Frauen

"Ich habe den Mädels das gegeben, was ich kann, und sie haben mir gegeben, was sie können. Das hat funktioniert, das ist das Schöne am Ende", wurde auch Hrubesch rührselig. Auch lobte er seine Mitarbeiter und alle Begleiter auf seinem Karriereweg: "Es gibt immer wieder Leute, die dich weiterbringen. Da musst du auch offen sein für Kritik. Aber du musst auch wissen: Was kann ich und was kann ich nicht?"
 
Die Bronzemedaille wollten die Spielerinnen auch für ihren höchst beliebten Trainer gewinnen, wie schließlich Gwinn zugab: "Wir freuen uns riesig für den Trainer, das rundet die Sache ab. Er bekommt ein Abschiedsgeschenk. Aber das größte Geschenk haben wir uns selbst gemacht." Nach einem Spiel, das wie seine komplette zweite Amtszeit bei den DFB-Frauen eben einer "Gefühlsachterbahn" glich.

vfa

Quelle 


Kommentar zum olympischen Turnier der Fußballerinnen
Ob im Tor oder im Mittelfeld: Hrubeschs Mut zahlt sich aus
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Zur erfolgreichen Geschichte der deutschen Mannschaft in Frankreich zählt auch der Mut von Horst Hrubesch, Entscheidungen zu treffen, die nicht jeder nachvollziehen kann. Ein Kommentar von kicker-Reporter Gunnar Meggers.

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So sehen Medaillengewinnerinnen aus: das Team D nach dem Spiel um Platz 3. IMAGO/ActionPictures

Nach dem Schlusspfiff flossen viele Tränen in Lyon. Bei den Spanierinnen aus Enttäuschung und bei den deutschen Spielerinnen aus Freude und vor allem Erleichterung über den von Ann-Katrin Berger gehaltenen Elfmeter in der siebten (!) Minute der Nachspielzeit . Was für eine Dramatik am Ende eines Turniers, das den Spielerinnen alles abverlangt hat.

Sechs Spiele in 15 Tagen in der südfranzösischen Hitze, zweimal gab es noch eine Verlängerung als Zugabe. Das sind Strapazen, die auch für austrainierte Profi-Sportlerinnen nur schwer zu meistern sind.

Wie viele Eistonnen waren hinterher nötig?

Aber die deutschen Spielerinnen haben die Herausforderung in jedem einzelnen Spiel angenommen. Der Wille und der Kampf standen dabei mehr im Vordergrund als der spielerische Glanz, den die deutsche Mannschaft eher dosiert versprühte. Aber das war in diesem besonderen Turnier sekundär. Wer gesehen hat, welche enormen Laufleistungen die Spielerinnen erbracht haben, der mag sich nicht vorstellen, wieviele Eistonnen hinterher nötig gewesen sein mögen, um die Regenerationszeiten zwischen den Spielen zu beschleunigen.

Der Sieg von Lyon war aber auch ein Sieg des Trainers. Horst Hrubeschs Ziel war es eigentlich, ins Olympische Dorf einzuziehen und sein letztes Spiel als Bundestrainer in Paris zu begehen, aber um diesen Traum wahr werden zu lassen, hätte seine Mannschaft das Finale erreichen müssen. Dafür hat es nicht ganz gereicht.

Dennoch: Wer gegen Rekord-Olympiasieger USA nur denkbar knapp  in der Verlängerung verliert und gegen Weltmeister Spanien gewinnt, der kann mit einem sehr guten Gefühl, der Bronzemedaille und ganz viel Stolz im Gepäck die Heimreise antreten.

Hrubesch wird seinen Anteil am Medaillengewinn nicht zu hoch hängen

Zur Geschichte der deutschen Mannschaft in Frankreich zählt auch der Mut von Horst Hrubesch, Entscheidungen zu treffen, die nicht jeder nachvollziehen kann. Kurz vor dem olympischen Turnier die Torhüterin zu wechseln, das hätte sich nicht jeder Trainer getraut. Ann-Katrin Berger konnte zwar nicht durchgehend überzeugen, aber wenn es wichtig war, dann hatte sie Nerven wie Drahtseile.

Den fulminanten Schlussakkord setzte die 33-Jährige in der Nachspielzeit gegen Spanien. Mutig war es auch, eine Spielerin wie die Wolfsburgerin Janina Minge , die zunächst nur auf Abruf nominiert war, zur Stammkraft im defensiven Mittelfeld zu befördern. Auch das hat sich ausgezahlt.

Hrubesch wird seinen Anteil am Medaillengewinn nicht zu hoch hängen. Dafür ist er nicht der Typ. "Warum soll ich im Mittelpunkt stehen? Ich spiele doch nicht ", sagte er am Tag vor seinem letzten Spiel als Bundestrainer. Für ihn war es immer wichtig, die Spielerinnen starkzureden, ihnen nach der blamablen Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr mit dem Aus in der Vorrunde wieder Selbstvertrauen zu geben.

Das hat er geschafft - mit seinem unerschütterlichen Glauben an die Mannschaft, die er auch während des olympischen Turniers immer starkredete. Die Spielerinnen haben es ihm gedankt - nicht nur mit der Medaille, sondern auch mit ihrem riesigen Willen und ihrer unglaublichen Einsatzbereitschaft.

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#14
10.08.2024 - 22:03 Uhr | News | Quelle: dpa
Bronze-Heldin Berger beim Elfmeter «komplett leer» 
 
[Bild: s_2369_87_2012_2.jpg]
©IMAGO

Ann-Katrin Berger wirkte so konzentriert und fokussiert - doch das genaue Gegenteil war der Fall. Beim gehaltenen Elfmeter im Spiel um Olympia-Bronze hilft der deutschen Torhüterin aber ihr Instinkt.

Elfmeter-Heldin Ann-Katrin Berger hat den deutschen Fußballerinnen gegen Spanien quasi im Standby-Modus die Olympia-Bronzemedaille gerettet. «Ich habe absolut keine Ahnung, was ich da gemacht habe in den zwei Minuten, bis sie den Elfmeter geschossen hat. Mein Kopf hat sich einfach ausgeschaltet. Meine Emotion waren auf einmal nicht mehr da», sagte die Torhüter nach dem in der Endphase hochdramatischen 1:0 (0:0) im Spiel um Platz drei in Lyon gegen die Weltmeisterinnen.

Die 33-Jährige hielt in der neunten Minute der Nachspielzeit einen Foulelfmeter von Spaniens Kapitänin Alexia Putellas. Sie habe sich auf dieses Duell nicht wirklich fokussieren können, gab Berger unumwunden zu: «Wie gesagt: Ich war einfach komplett leer.» Sie parierte den halbhoch geschossenen Elfmeter dennoch famos - und das ohne Tipps von Torwarttrainer Michael Fuchs.

Berger über gehaltenen Elfmeter: «Unfassbar schönes Gefühl»

«Der wollte mir eigentlich zeigen, wo sie meistens hinschießt. Ich habe ihn leider nicht gesehen, er ist zwei Meter groß, ich habe ihn trotzdem nicht gesehen», berichtete Berger: «Es war einfach Instinkt.» Als dann ihre Mitspielerinnen auf sie zugestürmt kamen, sei das schon «angsteinflößend», aber auch ein «unfassbar schönes Gefühl» gewesen.

Den gehaltenen Elfmeter widmete sie Horst Hrubesch, der sie vor dem Olympiaturnier zur Nummer 1 ernannt hatte und gegen Spanien sein letztes Spiel als Frauen-Bundestrainer bestritt. «Ich habe Horst gesagt: Der Elfmeter war einfach für ihn, dass er an mich geglaubt hat und mir das Vertrauen gegeben hat, obwohl ich die letzten paar Jahre sehr unter meinen Trainern gelitten habe und die aus mir nicht das Beste rausholen konnten», sagte die Torhüterin vom US-Club NJ/NY Gotham FC.

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