08.08.2024 - 20:24
Der 73-Jährige vor seinem letzten Spiel als Bundestrainer
Hrubesch: "Die Mädels haben noch keine Medaille. Ich schon"
Das Spiel um Platz 3 am Freitag in Lyon gegen Weltmeister Spanien ist das Abschiedsspiel von Horst Hrubesch als Bundestrainer. Der 73-Jährige kehrt nach den Olympischen Spielen zum Hamburger SV zurück.
Horst Hrubesch feiert mit dem Spiel um Rang drei bei den Olympischen Spielen seinen Abschied von der Frauen-Nationalelf. IMAGO/Sports Press Photo
Am Freitagnachmittag endet seine zweite Mission. Horst Hrubesch steht zum letzten Mal als Trainer der Frauen-Nationalmannschaft an der Seitenlinie. Er selbst geht damit relativ cool um - zumindest äußerlich. "Das ist nun mal so. Es gibt auch Leute, die gehen am letzten Tag arbeiten und dann in Rente. Das ist bei mir nichts anderes", sagt der 73-Jährige, schränkt dann aber selbst ein. "Ich werde gar nicht in Rente gehen. Es ist ein nahtloser Übergang."
Schließlich hat Hrubesch noch einen bis Sommer 2025 laufenden Vertrag als Nachwuchschef beim Hamburger SV. Und diesen Vertrag gedenkt er auch zu erfüllen. Das hat er vor den Olympischen Spielen schon erklärt. Die Hamburger hatten den Europameister von 1980 im Oktober 2023 für seine Interims-Aufgabe beim DFB freigestellt.
Und so lag im Herbst vergangenen Jahres, als sich immer mehr herauskristallisierte, dass Martina Voss-Tecklenburg nach ihrer Krankheit nicht auf die Trainerbank beim DFB zurückkehren kann, die Lösung nahe, mal bei Hrubesch anzufragen, ob er interimsweise für eine zweite Amtszeit zur Verfügung stehen würde. Schließlich stand nach der missratenen WM in Australien und Neuseeland mit dem blamablen Vorrunden-Aus nun auch noch die Qualifikation für die Olympischen Spiele auf der Kippe.
Hrubesch musste nicht lange überlegen. Klar: Er fühlte sich auch gebauchpinselt, schließlich war er der Wunschtrainer der Nationalspielerinnen. Der HSV als Hrubeschs Arbeitgeber stimmte schnell zu - und so nahm die "Mission Nationalmannschaft, Teil 2" schnell Fahrt auf. Hrubesch startete mit einem 5:1-Erfolg im Nations-League-Spiel gegen Wales in Sinsheim Ende Oktober in seine zweite Amtszeit. Danach folgte ein 2:0 auf Island und ein 3:0 gegen Dänemark.
Hrubeschs altes Motto: "Bei unserer Qualität macht es keinen Sinn, Spiele zu verlieren", wurde wieder aufpoliert und mit Leben gefüllt. Und obwohl die Nationalelf am 23. Februar im Nations-League-Halbfinale in Frankreich mit 1:2 unterlag, und damit erste Niederlage unter Hrubeschs Regie kassierte, erreichten die deutschen Fußballerinnen mit dem 2:0-Erfolg in den Niederlanden fünf Tage später das große Ziel: die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris.
Nicht nur für die Spielerinnen ging ein Traum in Erfüllung. Der Bundestrainer hatte ihnen immer vorgeschwärmt von seinen Erlebnissen als Trainer des männlichen Olympia-Fußballteams, das 2016 in Rio de Janeiro die Silbermedaille gewann. Hrubesch wollte wieder ins Olympische Dorf einziehen, das war sein erklärtes Ziel. Die Atmosphäre unter den Sportlern aus aller Welt hatte ihn 2016 besonders beeindruckt.
Hrubesch will den "zweiten Matchball" verwandeln
Diesen Traum konnte sich der Bundestrainer indes nicht erfüllen. Das steht seit Dienstagabend und der 0:1-Niederlage im Halbfinale gegen die USA fest. Alle deutschen Olympia-Auftritte spielten sich weit entfernt von Paris ab: in Marseille, St. Etienne und in Lyon. In der Heimatstadt des französischen Rekordmeisters wird auch am Freitag das Spiel um Platz 3 gegen Weltmeister Spanien ausgetragen. "Vor einem Jahr hätte es der Mannschaft niemand zugetraut, dass wir hier stehen. Jetzt haben wir die Chance auf Bronze. Wir haben den zweiten Matchball", erzählt Hrubesch. Und diesen Matchball will der Bundestrainer verwandeln. Er sagt: "Für mich ist es wichtig, dass die Mädels eine Medaille gewinnen. Sie haben noch keine. Ich schon."
Gunnar Meggers
Quelle
Coach will mit seinem Team Bronze
Hrubesch: "Warum soll ich im Mittelpunkt stehen? Ich spiele doch nicht"
Im Oktober 2023 hat Horst Hrubesch zum zweiten Mal nach 2018 interimsweise den Trainerjob bei der Frauen-Nationalmannschaft übernommen. Am Freitag (15 Uhr) wird er im Spiel um Platz 3 zum letzten Mal das DFB-Team coachen. Nach Olympia übernimmt Christian Wück.
Wird die DFB-Frauen zum letzten Mal coachen: Horst Hrubesch. IMAGO/ActionPictures
Vor seinem Abschied von der Nationalmannschaft spricht Horst Hrubesch über…
… die Marschroute gegen Spanien: Wir werden nichts verändern und genau alles so machen wie bisher in diesem Turnier. Wir wollen ihnen unser Spiel aufdrücken, ihnen sagen, was sie dürfen und was sie nicht dürfen. Wenn wir sie laufen und spielen lassen, dann haben wir ein Problem. Wir wollen sie von Anfang an unter Druck setzen. So sattelfest sind die Spanierinnen hinten auch nicht. Sie haben sich auch vorgestellt, dass sie ins Finale einziehen. Die Spanierinnen haben auch ihre Schwächen und einige Tore kassiert. Mal gucken, wer morgen am besten zurechtkommt.
…die Zielsetzung für das Spiel um Platz 3: Die Mädels wollen diesen 3. Platz. Da gibt es gar keine Diskussionen. Wir werden noch mal alle Kräfte bündeln. Und wenn wir Vierter werden, kann ich mich hinterher hinstellen und sagen. "Ich habe es einfach nicht geschafft, sie auf die ersten 3 Plätze zu hieven". Das war ja unser Ziel - oder zumindest meine Vorstellung. Und wenn ich jetzt schon mal Bilanz ziehe, kann ich sagen: Wir hätten auch im Finale stehen können. Also habe ich auch nicht so verkehrt gelegen.
…Wehmut vor dem letzten Spiel: Fehlen wird mir etwas, aber Wehmut würde ich nicht sagen. Dafür war die Zeit einfach zu schön und ich habe den Kontakt zu den Mädels ja auch immer behalten und mit ihnen telefoniert oder mal hier oder da getroffen. Im nächsten Jahr fahre ich auch zur Europameisterschaft in die Schweiz. Das wird nicht abreißen. Dafür haben sie mir viel zu viel gegeben. Ich liebe ja den Frauenfußball und er prägt mich auch. Ich habe ja nie Frauen und Männer verglichen. Das, was ich bei den Männern für gut befunden habe, das habe ich zu den Frauen mitgenommen und einen anderen Touch reingebracht.
… die Zeit dem Bundestrainer-Job: Ich werde es schon vermissen, gemeinsam Ziele zu erreichen. Das fällt demnächst weg. Dann gucke ich mir wieder Fußball von außen an. Für mich war es immer schön, Ziele zu haben, etwas zu entwickeln und Wege zu gehen.
…sein letztes Spiel als Bundestrainer: Warum soll ich morgen im Mittelpunkt stehen? Ich spiele doch nicht. Ich bin nur ein Teil von dem, was die Mannschaft morgen leisten muss. Wir wollen das gemeinsam lösen. Wir gewinnen zusammen oder wir verlieren zusammen. Am Ende des Tages müssen wir gucken, dass wir unseren Spaß nicht verlieren.
Gunnar Meggers
Quelle
Hrubesch: "Die Mädels haben noch keine Medaille. Ich schon"
Das Spiel um Platz 3 am Freitag in Lyon gegen Weltmeister Spanien ist das Abschiedsspiel von Horst Hrubesch als Bundestrainer. Der 73-Jährige kehrt nach den Olympischen Spielen zum Hamburger SV zurück.
Horst Hrubesch feiert mit dem Spiel um Rang drei bei den Olympischen Spielen seinen Abschied von der Frauen-Nationalelf. IMAGO/Sports Press Photo
Am Freitagnachmittag endet seine zweite Mission. Horst Hrubesch steht zum letzten Mal als Trainer der Frauen-Nationalmannschaft an der Seitenlinie. Er selbst geht damit relativ cool um - zumindest äußerlich. "Das ist nun mal so. Es gibt auch Leute, die gehen am letzten Tag arbeiten und dann in Rente. Das ist bei mir nichts anderes", sagt der 73-Jährige, schränkt dann aber selbst ein. "Ich werde gar nicht in Rente gehen. Es ist ein nahtloser Übergang."
Schließlich hat Hrubesch noch einen bis Sommer 2025 laufenden Vertrag als Nachwuchschef beim Hamburger SV. Und diesen Vertrag gedenkt er auch zu erfüllen. Das hat er vor den Olympischen Spielen schon erklärt. Die Hamburger hatten den Europameister von 1980 im Oktober 2023 für seine Interims-Aufgabe beim DFB freigestellt.
Und so lag im Herbst vergangenen Jahres, als sich immer mehr herauskristallisierte, dass Martina Voss-Tecklenburg nach ihrer Krankheit nicht auf die Trainerbank beim DFB zurückkehren kann, die Lösung nahe, mal bei Hrubesch anzufragen, ob er interimsweise für eine zweite Amtszeit zur Verfügung stehen würde. Schließlich stand nach der missratenen WM in Australien und Neuseeland mit dem blamablen Vorrunden-Aus nun auch noch die Qualifikation für die Olympischen Spiele auf der Kippe.
Hrubesch musste nicht lange überlegen. Klar: Er fühlte sich auch gebauchpinselt, schließlich war er der Wunschtrainer der Nationalspielerinnen. Der HSV als Hrubeschs Arbeitgeber stimmte schnell zu - und so nahm die "Mission Nationalmannschaft, Teil 2" schnell Fahrt auf. Hrubesch startete mit einem 5:1-Erfolg im Nations-League-Spiel gegen Wales in Sinsheim Ende Oktober in seine zweite Amtszeit. Danach folgte ein 2:0 auf Island und ein 3:0 gegen Dänemark.
Hrubeschs altes Motto: "Bei unserer Qualität macht es keinen Sinn, Spiele zu verlieren", wurde wieder aufpoliert und mit Leben gefüllt. Und obwohl die Nationalelf am 23. Februar im Nations-League-Halbfinale in Frankreich mit 1:2 unterlag, und damit erste Niederlage unter Hrubeschs Regie kassierte, erreichten die deutschen Fußballerinnen mit dem 2:0-Erfolg in den Niederlanden fünf Tage später das große Ziel: die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris.
Nicht nur für die Spielerinnen ging ein Traum in Erfüllung. Der Bundestrainer hatte ihnen immer vorgeschwärmt von seinen Erlebnissen als Trainer des männlichen Olympia-Fußballteams, das 2016 in Rio de Janeiro die Silbermedaille gewann. Hrubesch wollte wieder ins Olympische Dorf einziehen, das war sein erklärtes Ziel. Die Atmosphäre unter den Sportlern aus aller Welt hatte ihn 2016 besonders beeindruckt.
Hrubesch will den "zweiten Matchball" verwandeln
Diesen Traum konnte sich der Bundestrainer indes nicht erfüllen. Das steht seit Dienstagabend und der 0:1-Niederlage im Halbfinale gegen die USA fest. Alle deutschen Olympia-Auftritte spielten sich weit entfernt von Paris ab: in Marseille, St. Etienne und in Lyon. In der Heimatstadt des französischen Rekordmeisters wird auch am Freitag das Spiel um Platz 3 gegen Weltmeister Spanien ausgetragen. "Vor einem Jahr hätte es der Mannschaft niemand zugetraut, dass wir hier stehen. Jetzt haben wir die Chance auf Bronze. Wir haben den zweiten Matchball", erzählt Hrubesch. Und diesen Matchball will der Bundestrainer verwandeln. Er sagt: "Für mich ist es wichtig, dass die Mädels eine Medaille gewinnen. Sie haben noch keine. Ich schon."
Gunnar Meggers
Quelle
Coach will mit seinem Team Bronze
Hrubesch: "Warum soll ich im Mittelpunkt stehen? Ich spiele doch nicht"
Im Oktober 2023 hat Horst Hrubesch zum zweiten Mal nach 2018 interimsweise den Trainerjob bei der Frauen-Nationalmannschaft übernommen. Am Freitag (15 Uhr) wird er im Spiel um Platz 3 zum letzten Mal das DFB-Team coachen. Nach Olympia übernimmt Christian Wück.
Wird die DFB-Frauen zum letzten Mal coachen: Horst Hrubesch. IMAGO/ActionPictures
Vor seinem Abschied von der Nationalmannschaft spricht Horst Hrubesch über…
… die Marschroute gegen Spanien: Wir werden nichts verändern und genau alles so machen wie bisher in diesem Turnier. Wir wollen ihnen unser Spiel aufdrücken, ihnen sagen, was sie dürfen und was sie nicht dürfen. Wenn wir sie laufen und spielen lassen, dann haben wir ein Problem. Wir wollen sie von Anfang an unter Druck setzen. So sattelfest sind die Spanierinnen hinten auch nicht. Sie haben sich auch vorgestellt, dass sie ins Finale einziehen. Die Spanierinnen haben auch ihre Schwächen und einige Tore kassiert. Mal gucken, wer morgen am besten zurechtkommt.
…die Zielsetzung für das Spiel um Platz 3: Die Mädels wollen diesen 3. Platz. Da gibt es gar keine Diskussionen. Wir werden noch mal alle Kräfte bündeln. Und wenn wir Vierter werden, kann ich mich hinterher hinstellen und sagen. "Ich habe es einfach nicht geschafft, sie auf die ersten 3 Plätze zu hieven". Das war ja unser Ziel - oder zumindest meine Vorstellung. Und wenn ich jetzt schon mal Bilanz ziehe, kann ich sagen: Wir hätten auch im Finale stehen können. Also habe ich auch nicht so verkehrt gelegen.
…Wehmut vor dem letzten Spiel: Fehlen wird mir etwas, aber Wehmut würde ich nicht sagen. Dafür war die Zeit einfach zu schön und ich habe den Kontakt zu den Mädels ja auch immer behalten und mit ihnen telefoniert oder mal hier oder da getroffen. Im nächsten Jahr fahre ich auch zur Europameisterschaft in die Schweiz. Das wird nicht abreißen. Dafür haben sie mir viel zu viel gegeben. Ich liebe ja den Frauenfußball und er prägt mich auch. Ich habe ja nie Frauen und Männer verglichen. Das, was ich bei den Männern für gut befunden habe, das habe ich zu den Frauen mitgenommen und einen anderen Touch reingebracht.
… die Zeit dem Bundestrainer-Job: Ich werde es schon vermissen, gemeinsam Ziele zu erreichen. Das fällt demnächst weg. Dann gucke ich mir wieder Fußball von außen an. Für mich war es immer schön, Ziele zu haben, etwas zu entwickeln und Wege zu gehen.
…sein letztes Spiel als Bundestrainer: Warum soll ich morgen im Mittelpunkt stehen? Ich spiele doch nicht. Ich bin nur ein Teil von dem, was die Mannschaft morgen leisten muss. Wir wollen das gemeinsam lösen. Wir gewinnen zusammen oder wir verlieren zusammen. Am Ende des Tages müssen wir gucken, dass wir unseren Spaß nicht verlieren.
Gunnar Meggers
Quelle
Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!