Streich-Nachfolger Schuster bringt U-23-Coach zum Umdenken
"Das Maximale herausgeholt": Stamm verlässt Freiburg II am Saisonende
Thomas Stamm schien der logische Nachfolger von Christian Streich beim SC Freiburg zu sein. Der Bundesligist hat sich bekanntermaßen anders entschieden. Seit Donnerstag steht nun fest, der Trainer des SC Freiburg II wird den Verein zum Saisonende verlassen.
Thomas Stamm verlässt im Sommer nach neun Jahren Freiburg. IMAGO/Steinsiek.ch
Die Karrieretreppe von
Thomas Stamm besteht aus hochwertigem und stabilem Holz. Die Stufen sind nicht allzu weit voneinander entfernt - die nächste Ebene ist stets in Reichweite und doch geht der 41-Jährige den Weg dorthin mit großer Sorgfalt.
Als im Sommer 2023 nach der großartigen Saison des SC Freiburg II in der dritten Fußballliga sein Name immer wieder mit Vereinen aus der 2. Bundesliga oder Spitzenteams aus der Schweiz in Verbindung gebracht wurde, beschäftigte sich Stamm nur mit einem Thema: Wie kann ich den enormen personellen Umbruch der U 23 des Sport-Clubs mit meinem Trainerteam am besten bewerkstelligen?
An einem Verbleib im Breisgau ließ er zumindest nach außen nie Zweifel aufkommen. Der Reiz, wieder eine neue, junge und hungrige Mannschaft aufzubauen, war für den Schweizer größer, als die Versuchung, auf dem Weg nach oben zwei, drei Stufen auf einmal zu gehen.
Zitat:Es hebt dich im Verein keiner auf den Thron, wenn es gut läuft. Es reißt dir aber auch keiner den Kopf ab, wenn nicht.
Thomas Stamm
Nun ein knappes Jahr später, ist die Situation eine andere. Spätestens, dass
Julian Schuster beim Sport-Club das Streich-Erbe antreten wird , dürfte Stamm zum Umdenken gebracht haben. "Es hebt dich im Verein keiner auf den Thron, wenn es gut läuft. Es reißt dir aber auch keiner den Kopf ab, wenn nicht", drückte Stamm unlängst noch seine Wertschätzung für den Klub aus, bei dem er vor knapp neun Jahren die U 19 übernommen hatte.
Dass das Gefühl der Wertschätzung und Verbundenheit nicht einseitig ist, das signalisierte der SC Freiburg, als die Ergebnisse in der laufenden Saison bei der U 23 nicht stimmten. Beim abgeschlagenen Tabellenschlusslicht kam nie eine Trainerdiskussion auf. "Er macht die Dinge immer noch genau gleich, wie er es im vergangenen Jahr gemacht hat. Diese Ruhe zeichnet ihn aus", sagte Felix Roth, der Verbindungstrainer zwischen der Freiburger Fußballschule und der Zweitvertretung.
Lob von Ex-Spieler Kehl: "Hat mich auf anderes Level gehoben"
Stamm, der Sohn eines Schweizers und einer Deutschen ist ein moderner Trainer, der eine klare Spielidee hat. Offensivorientiert lässt er spielen, auch als Tabellenletzter hat seine Mannschaft derzeit mit den höchsten Ballbesitzanteil in der dritten Liga. In der Systematik ist Stamm sehr flexibel. Oft verändert er seine taktische Ausrichtung auch während der 90 Minuten.
Zu seinen Spielern prägt der ehemalige Außenbahnspieler, der unter anderem für den FC Schaffhausen und den FC Winterthur aktiv war, ein gutes und doch auch autoritäres Verhältnis. "Herr Stamm hat mich und die Mannschaft auf ein anderes Level gebracht", sagte
Lars Kehl , der mittlerweile für den VfL Osnabrück in der 2. Bundesliga spielt, zum Ende der vergangenen Saison.
Der er in seiner aktiven Laufbahn von schwerwiegenden Verletzungen ausgebremste SC-Coach fordert viel von seinen Spielern. So war es in den drei Drittligajahren stets der Fall, dass seine Mannschaften etwas Zeit benötigten, um die Ideen ihres Fußballlehrers zu verstehen und umzusetzen. Anschließend war der Stamm-Fußball aber stets erkennbar und über weite Teile der Zusammenarbeit auch sehr erfolgreich.
Zitat:Thomas hat in den zurückliegenden Jahren das Maximale aus seinen Mannschaften herausgeholt.
Klemens Hartenbach
Zu den größten Erfolgen des Fußballtrainers zählt neben der Vizemeisterschaft in der Saison 2022/23 in der 3. Liga zweifelsohne der Triumph mit den A-Junioren des Sportclubs im DFB-Pokalfinale 2018. "Thomas leistet seit Jahren mit seinen Trainerteams hervorragende Arbeit", würdigte Martin Schweizer, der sportliche Leiter der Freiburger Fußballschule Stamm unlängst.
Auch Klemens Hartenbach zeigte sich voll des Lobes: "Thomas hat in den zurückliegenden Jahren das Maximale aus seinen Mannschaften herausgeholt. Es ist nicht immer einfach an den Schnittstellen U 19 oder U 23 zu arbeiten, da man oft von der Personalsituation der anderen Mannschaften abhängig ist", wird der Sportdirektor in der Pressemitteilung zitiert.
Stamm genießt bei seinen Trainerkollegen ein exzellentes Standing
Der Gang in die Bundesliga als Streich-Nachfolger blieb dem hochgelobten Stamm, der auch bei seinen Trainerkollegen ein exzellentes Standing genießt, allerdings verwehrt. Der Schritt in die 2. Bundesliga oder die Beletage des deutschen Fußballs ist dem Schweizer dennoch weiter zuzutrauen.
Es wäre auf seinem bisher mit so viel Weitsicht und Bodenhaftung absolvierten Weg zweifelsohne der größte Schritt. Dass Stamm ihn zumindest noch nicht beim SC Freiburg, der für ihn ein Herzensverein geworden ist, geht, bedeutet auch für interessierte Vereine, dass der Markt um einen interessanten Trainer reicher geworden ist.
U-19-Coach Weis als Nachfolger?
Dabei dürfte imponieren, dass Stamm bisher seine Karriereschritte mit großer Sorgfalt gegangen ist. Auch seine Fähigkeit eine Mannschaft zu entwickeln und auch in schwierigen Phasen bei Laune zu halten, hat sich herumgesprochen. Wie groß der nächste Schritt beim Schweizer nun ausfällt, das hängt von den Angeboten ab und final muss es der 41-Jährige nun alleine entscheiden.
Einen Nachfolger für Stamm kommunizierte der SC Freiburg noch nicht. Durchaus möglich ist, dass Bernhard Weis, der mit den A-Junioren im DFB-Pokalfinale steht und mit seiner Mannschaft die U-19-Oberliga Baden-Württemberg verlustpunktfrei anführt, zur nächsten Saison aufrückt.
Lukas Karrer
Quelle