08.01.2024 - 21:02
Deutsche Fußball-Legende wurde 78 Jahre alt
Franz Beckenbauer ist tot
Deutschland trauert um Franz Beckenbauer. Die deutsche Fußball-Ikone verstarb am Sonntag im Alter von 78 Jahren. Das bestätigte seine Familie der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Verstarb im Alter von 78 Jahren: Franz Beckenbauer. IMAGO/Sven Simon
"In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist", teilte die Familie mit. "Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen."
Als Spieler und Trainer prägte kaum jemand den deutschen Fußball so sehr wie Franz Beckenbauer. Als Spieler wurde er Welt- und Europameister (1972 und 1974), als Trainer führte er Deutschland bei der WM 1990 in Italien zum Titel - und auf Klubebene feierte er mit dem FC Bayern große Erfolge.
Zum Rekordmeister kam er als Junioren-Spieler, gemeinsam folgte dann der Aufstieg zur Weltklasse. Mit den Münchnern feierte er unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.
Spielerisch überzeugte Beckenbauer mit "Eleganz und Leichtigkeit" - und er definierte die Rolle des Liberos im Grunde neu. In puncto Ballfertigkeit und Spielintelligenz hatte Deutschland wohl nie einen Besseren als den Begründer der Libero-Position in ihrer besonders offensiven Auslegung.
Zum Ende seiner Profi-Karriere spielte er in den USA bei Cosmos New York - unter anderem mit dem inzwischen ebenfalls bereits verstorbenen Pelé. In der Bundesliga beendete er seine Laufbahn beim Hamburger SV - und das stilsicher mit der Meisterschaft 1981/82. Insgesamt bestritt Beckenbauer 424 Bundesliga- und 103 Länderspiele. Den Ballon-d’Or gewann er 1972 und 1976.
Große Erfolge auch als Trainer
Die deutsche Nationalmannschaft übernahm er nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 - weil er keinen Trainerschein besaß - als Teamchef. Das hinderte ihn nicht daran, die DFB-Elf zwei Jahre später ins WM-Finale und noch einmal vier Jahre danach zum WM-Titel zu führen.
Nach seinem großen Triumph überließ Beckenbauer das Ruder seinem Nachfolger Berti Vogts. Zu den Bayern kehrte er Mitte der 1990er-Jahre zurück, 1994 wurde er deutscher Meister und 1996 UEFA-Cup-Sieger. Neben dem Brasilianer Mario Zagallo und dem Franzosen Didier Deschamps ist Franz Beckenbauer nur einer von drei Männern, die sowohl als Spieler als auch als Teamchef Weltmeister wurden.
WM 2006: Glanzstück mit Beigeschmack
Abseits des Rasens nutzte er sein Charisma und seinen polyglotten Glanz, um die WM 2006 nach Deutschland zu holen. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär - und zugleich für ihn persönlich schwierig, weil im Nachhinein dubiose Zahlungen publik wurden.
Es folgten Anschuldigungen und staatsanwaltschaftliche Entwicklungen, die unbestritten einen dunklen Schatten auf Beckenbauers imposantes Lebenswerk warfen. 2019 trennte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs gegen ihn von dem der Mitbeschuldigten ab. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchen-Zeit.
Gesundheitliche Rückschläge häuften sich
In den vergangenen Jahren hatte Beckenbauer immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Augeninfarkt, Herz-Operationen, Parkinson mit einhergehender Demenz - auch deshalb hatte sich "der Kaiser" aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen.
Dass es Beckenbauer, der seinen Lebensabend in Salzburg verbrachte, nicht gut ging, war schon länger bekannt. Zum 33-jährigen Jubiläum des WM-Titels von 1990 hatte er nicht mehr anreisen können, Lothar Matthäus, Rudi Völler und andere ehemalige Schützlinge schickten zahlreiche Genesungswünsche. Das Ende hatte sich angebahnt. In Franz Beckenbauer trauert Deutschland um seine größte Fußball-Persönlichkeit, er war die vielzitierte "Lichtgestalt" einer sportbegeisterten Nation.
drm
Quelle
Zum Tod von Franz Beckenbauer
Lasst den Kaiser lächeln
Franz Beckenbauer ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Er wird als eine Lichtgestalt mit einer unwiderstehlichen Aura in Erinnerung bleiben. Ein Nachruf von Thiemo Müller.
Ein Leben für den Fußball: Franz Beckenbauer. imago images (3)
Die kollektive Erinnerung an große Persönlichkeiten manifestiert sich oft in ikonischen Bildern. Vor dem geistigen Auge taucht da der knapp 25-jährige Franz Beckenbauer auf, der sich im WM-Halbfinale 1970 in Mexiko die Schulter ausgekugelt hat und das Jahrhundertspiel gegen Italien (3:4 nach Verlängerung) im Aztekenstadion dennoch bis zum Ende durchsteht. Den rechten Arm trägt er dabei so formvollendet elegant in einer Schlinge vor dem Körper, dass seine aufrechte Haltung alle Anstrengung überstrahlt.
Wo andere sich quälen würden, scheint Beckenbauer fast zu schweben. Selbst unter größten Schmerzen. Dieser Eindruck bestimmte das Bild vom "Kaiser Franz" ganz generell. Jedenfalls in jenen vier Jahrzehnten, in denen Beckenbauer den deutschen Fußball maßgeblich prägte: von seiner ersten WM-Teilnahme 1966 in England, bei der er als bester junger Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde, bis zum strahlenden Heimturnier 2006, das er als Bewerbungs- und Organisationschef maßgeblich verantwortete.
"Es gab vorher keinen besseren Fußballspieler als Franz Beckenbauer, und es wird künftig keinen besseren geben", urteilte sein langjähriger Weggefährte Günter Netzer. Viermal wurde Beckenbauer in Deutschland zum Fußballer des Jahres gekürt, zweimal europaweit, schließlich gar zum Fußballer des Jahrhunderts im eigenen Land. Doch war und bleibt er weitaus mehr als der womöglich für alle Zeiten beste Deutsche, der je einen Rasen in kurzen Hosen betreten hat.
Bei der WM 1974 führte er selbst Bundestrainer Schön
Zwei Jahre nach dem Jahrhundertspiel in Mexiko ist er Europameister, als Kapitän der als "Wunderteam" bestaunten DFB-Elf. "Ramba-Zamba", das Wechselspiel des Liberos Beckenbauer mit Mittelfeldregisseur Netzer, wird zum international anerkannten Gütesiegel. 1974 folgt der WM-Titel dank eines 2:1 gegen die Niederlande und den Rivalen Johan Cruyff im "Finale dahoam", das damals niemand so nennt. Beckenbauer im Münchner Olympiastadion, mit dem hochgereckten Weltpokal in beiden Händen, die klassisch grün-weiß gehaltenen "Spielführer"-Binde am linken Arm und dem selig lächelnden Bundespräsidenten Walter Scheel im Hintergrund - auch dieses Bild ist Teil eines kollektiven Gedächtnisses.
Und gibt zumindest eine Ahnung davon, wie unschuldig die Verbindung von Sport und Politik damals noch gewesen sein mag. Intern ist Beckenbauer längst der Leader, der auch Bundestrainer Helmut Schön bei dessen Umgang mit der Mannschaft führt. Diverse Konflikte, etwa rund um die zähen Prämien-Verhandlungen oder die Personalwechsel nach der 0:1-Blamage gegen die DDR, trägt hauptverantwortlich Beckenbauer aus. Auch hinter den Kulissen wird er so zur Schlüsselfigur.
Spaziergang nach dem Triumph von Rom und ein Trugschluss
Der Kaiser in Rom: Franz Beckenbauer beim WM-finale 1990.
1990 folgt die nächste Krönung. Wie 1974 als Kapitän führt Beckenbauer Deutschland nun als Teamchef zum WM-Titel. Weltmeister als Spieler und als Trainer, das gelang neben ihm bis heute nur dem Brasilianer Mario Zagallo und Frankreichs "General" Didier Deschamps. Unmittelbar nach dem Triumph spaziert Beckenbauer ganz allein über den römischen Rasen, die Goldmedaille um den Hals, Hände in den Hosentaschen und offensichtlich tief in der eigenen Gedankenwelt versunken. Unvergessliche Momente der inneren Einkehr, die vor den Augen der Welt signalisierten: Dieser Mann hat, schon im Alter von damals 44 Jahren, nun alles erreicht. Freilich ein Trugschluss.
Der Gründervater eines neuen, liebenswerten Deutschlands
Denn was er für sich selbst als "größte Leistung und größten Erfolg" definierte, sollte noch folgen. Im Dienst der deutschen Bewerbung um die Ausrichtung der WM 2006 jettet Beckenbauer in den Jahren 1999 und 2000 mehrmals um den Globus, um die Mitgliedsverbände der FIFA zu überzeugen. Natürlich mit Erfolg - zu dem dann auch das Turnier selbst gerät. Nicht zuletzt dank Beckenbauers "Welcome-Tour", in deren Rahmen er 2005/06 sämtlichen 31 Teilnehmerländern seine persönliche Aufwartung gemacht hat.
Auf dieser Strecke von Teheran bis Sydney absolviert er insgesamt 168 Flugstunden. "Das kostete Zeit und Kraft, war aber eine unserer besten Ideen", stellt er hinterher fest, "die Resonanz war überwältigend." Von vielen Beobachtern werden diese viereinhalb Wochen gar als identitätsstiftend definiert für ein neues, liebenswertes Deutschland passend zum Motto "die Welt zu Gast bei Freunden". Beckenbauer, gleichsam der Vater dieser nun so wahrgenommenen Nation, verströmt bei allem Dauerstress weiter die gewohnte Leichtigkeit des Seins. Zu 46 von insgesamt 64 WM-Partien schwebt er per Helikopter ein - noch so eine symbolträchtige Szenerie, die mit ihm verbunden bleibt. Ebenso wie der durchgehend strahlend blaue Himmel während dieser unbeschwerten Wochen. Kaiserwetter zur Vollendung von Beckenbauers Lebenswerk - was auch sonst?!
Zahllose sportliche Triumphe - und die Watsch'n, mit der alles begann
Der 1945 in München als Sohn des Post-Angestellten Franz senior und der Hausfrau Antonie zur Welt Gekommene ist endgültig aufgestiegen zu einem Giganten des Gelingens. Neben den Erfolgen mit der Nationalmannschaft triumphiert er auch als Galionsfigur des FC Bayern auf breiter Front: vier Deutsche Meisterschaften als Spieler in den 70er Jahren - sowie eine fünfte 1982 mit dem HSV nach der Bundesliga-Rückkehr von Cosmos New York, wo er zwischen 1977 und 1980 auch noch drei US-Meisterschaften einheimst. Je vier DFB-Pokal- und Europacupsiege stehen mit dem FCB zu Buche, darunter zwischen 1974 und 1976 der Hattrick im Landesmeister-Cup. Und, als i-Tüpfelchen, der Weltpokal 1976.
Als Trainer holt er 1991 den Titel in Frankreich mit Olympique Marseille, später mit Bayern jeweils in der Funktion als Interimscoach 1994 die Meisterschale sowie 1996 den UEFA-Cup. Hauptsächlich fungiert Beckenbauer zwischen 1991 und 2009 nacheinander als Vizepräsident, Präsident und Aufsichtsratschef des deutschen Branchenprimus. Zu den genannten Trophäen coacht er die Mannschaft nebenbei. Und spitzelt am Abend der Meisterfeier 1994 auch noch einen Ball vom Rand eines Weizenbierglases in die ZDF-Torwand.
Der Franz, der kann's - immer und überall. Dass dies alles so und nicht vielleicht ganz anders kam, ist einer Kuriosität zu verdanken, deren Geschichtsträchtigkeit zunächst keiner absehen kann: Als Spieler des SC 1906 München fängt sich der zwölfjährige Franz bei einem Turnier vom zwei Jahre älteren 1860-Akteur Gerhard König eine Ohrfeige ein. Eigentlich hatte Beckenbauers Wechsel zu den Löwen da schon festgestanden. Nach der inzwischen berühmten "Watsch'n" aber entscheidet er sich dann doch für den FC Bayern …
Ein Menschenfreund mit einer unwiderstehlichen Aura
Es ist eine einzigartige Mischung aus Ehrgeiz und Nonchalance, die Beckenbauer so unwiderstehlich und lange Zeit schier unbesiegbar macht. Selbst seine Fehltritte haben Hand und Fuß. Als neun Monate nach der Vereinsweihnachtsfeier 1999, in deren Nachgang der Klubboss einer Sekretärin nähergekommen ist, Söhnchen Johann das Licht der Welt erblickt, kommentiert der anderweitig verheiratete Beckenbauer legendär-lässig: "Der liebe Gott freut sich über jedes Kind." Das nimmt selbst erzkatholischsten Kritikern allen Wind aus den Segeln.
Langjährige Weggefährten: Franz Beckenbauer und Wolfgang Overath. imago/WEREK
Beckenbauer ist eben die Lichtgestalt, der jeder alles verzeiht. Oder wie es Wolfgang Overath, sein Zimmerkollege während der Mexiko-WM 1970, einmal formulierte: "Franz hat eine Aura, die es ihm erlaubt, heute das eine zu sagen und morgen das Gegenteil davon - er hat immer recht." Beckenbauers überwältigender persönlicher Charme speiste sich auch daraus, dass er trotz seiner sagenhaften Erfolge nie als Mensch die Bodenhaftung verlor. Das berichteten nicht nur ehemalige Mitspieler immer wieder voller Hochachtung. Wie verbindlich und zugewandt er bei zufälligen Alltagsbegegnungen mit Wildfremden umging, seien es Hotelangestellte, Hausmeister, Fans oder einfach nur Passanten, zeichnete Beckenbauer als Menschenfreund und wahrhaft großen Charakter aus. Und machte ihn auf ganz authentische Art zu Everybody’s Darling.
Die Sommermärchen-Affäre von 2006 ramponierte den Ruf
Das war die Rolle seines Lebens - aus der er jedoch vorzeitig vertrieben wurde. Tragischerweise ausgerechnet infolge jener Affäre, die sich im Nachhinein wie ein düsterer Schleier auf das Sommermärchen 2006 legte. Vier Jahre vor dem Turnier waren zehn Millionen Schweizer Franken an einen katarischen Funktionär geflossen, zudem gab es einen mysteriösen Vertrag mit einem FIFA-Wahlmann über zehn Millionen Euro und einige Geheimnisse mehr.
Warum, weshalb, wieso? Das blieb großteils ungeklärt, weil Beckenbauer schwieg und die beauftragten Gerichte letztlich nicht weiterkamen. Beckenbauers Ruf indes war - auch vor dem Hintergrund eines sich rasant ändernden deutschen Zeitgeistes - irreparabel ramponiert. Weitaus mehr als angemessen, wie Wohlmeinende beschwören. Andere, etwa der Spiegel, machten den einstigen Liebling der Nation flugs zur "Zwielichtgestalt".
Der schlimmste Schicksalsschlag: Tod des eigenen Sohnes
Das moralische Urteil über Franz Beckenbauer mag letztlich Ansichtssache bleiben. Über alle Zweifel erhebt sich das sportliche Lebenswerk eines Mannes, der nicht nur Titel und Triumphe sammelte, sondern sogar eine neue taktische Figur auf dem Spielfeld erfand und fortan zu deren Inbegriff wurde: Der Libero blieb bis zur Jahrtausendwende und dem Siegeszug der Viererkette eine Königsposition im weltweiten Spitzenfußball. An das Original Beckenbauer reichte aber keine Kopie heran. Der "freie Mann", wie die lateinische Verbform Libero (wörtlich: "ich befreie") gerne übersetzt wird - auch dieses Attribut war Beckenbauer in jeder Beziehung auf den Leib geschneidert.
Ob er am Ende seines Lebens trotzdem auch ein gebrochener Mann war? Das bleibt sein Geheimnis. Klar und nur allzu verständlich, dass ihm die heftigen öffentlichen Vorwürfe rund ums Sommermärchen persönlich zusetzten. Dazu kamen über die Jahre zunehmende gravierende gesundheitliche Probleme. Und, 2015, der mit Abstand schwerste aller Schicksalsschläge: der Tod seines Sohnes Stephan, der im Alter von nur 46 Jahren einem Hirntumor erlag.
Der akribische Workaholic - und "Gelegenheitsarbeiter"
Zeitlebens betonte Franz Beckenbauer gerne, um keine seiner vielfältigen Aufgaben habe er sich je beworben. Das berühmte "Schau’n mer mal" pflegte er nach außen hin als Grundeinstellung zum Leben. Die Ämter seien stets zu ihm gekommen, nicht umgekehrt. Dennoch verschrieb er sich ihnen regelmäßig mit einem bedingungslosen Einsatz, den sein engeres Umfeld durchaus als "anstrengend" empfand, wie Klaus Augenthaler einmal festhielt. "Ihm ist beileibe nicht alles zugeflogen, Franz war sehr akribisch, hartnäckig und ausdauernd. Als sein Co-Trainer bei Bayern verbrachte ich die vermeintliche Mittagspause oft mit ihm. Da haben wir vom nächsten Gegner Videos angeschaut, Videos angeschaut, Videos angeschaut."
Meister mit dem FC Bayern: Franz Beckenbauer und sein Co-Trainer Klaus Augenthaler. imago images/Fred Joch
Die allermeisten Außenstehenden empfanden diesen Workaholic derweil als einen Franz im Glück, dem ohne große Anstrengung alles in den Schoß fiel. Das Geheimnis liegt vermutlich schlicht darin: Beckenbauer, der sich selbstironisch als "Gelegenheitsarbeiter" bezeichnete, liebte, was er tat. Und verstand, das Schwierige einfach aussehen zu lassen - auch für seine Spieler. "Wir waren extrem akribisch geimpft", erinnert sich Rudi Völler an die Teamsitzungen während der WM 1990, "alles, was die damalige Zeit an Videotechnik hergab, wurde genutzt." Bevor es wirklich ernst wurde, machte Beckenbauer aber klar, was das Wichtigste ist: "Geht’s raus und spielt’s Fußball!"
Ein Pädagoge, der immer mal wieder erfolgreich provozierte
So glänzte Beckenbauer schließlich auch als Pädagoge, der unter seiner Regie andere stark zu machen verstand. Und sei es, indem er sie auf provokante Art schlechtredete. Als "Uwe-Seeler-Traditionself" beschimpfte er als Präsident die Bayern-Profis um Oliver Kahn und Stefan Effenberg im März 2001 nach einer 0:3-Niederlage in der Champions-
League-Zwischenrunde bei Olympique Lyon. Gut zwei Monate nach dieser Bankettrede grüßten die "Altherrenfußballer" mit dem Henkelpott. Und nach dem 1:3 gegen den VfB Stuttgart bei seinem Einstand als Interimscoach 1994 hatte Beckenbauer seine Schützlinge in der Kabine ganz einfühlsam getröstet: "Ihr könnt es halt nicht besser." Die so Geschmähten wurden unter Beckenbauers Ägide prompt Deutscher Meister. "Franz konnte schon auch wütend werden", berichtete der damals beteiligte Mehmet Scholl. "Aber er hat alle Probleme mit einem Lächeln gelöst."
Vielleicht führt das ja auch zu einer Form des Gedenkens, der sich bei allen Kontroversen um Beckenbauers Lebenswerk alle anschließen können. Egal, wie und in welchem Zusammenhang man sich an ihn erinnern mag: Lasst den Kaiser dabei lächeln.
Quelle
Scholz, Matthäus, Müller und Co. würdigen Fußball-Legende
Reaktionen zum Tod von Beckenbauer: "Man kann sich wirklich nur verneigen"
Der Tod von Franz Beckenbauer hat den deutschen Fußball in tiefe Trauer versetzt. Weggefährten und Vereinsverantwortliche würdigen in den ersten Reaktionen den "größten deutschen Fußballer aller Zeiten".
Verstarb am Sonntag im Alter von 78 Jahren: Franz Beckenbauer. Bongarts/Getty Images
Am Montagabend teilte die Familie des "Kaisers" mit, dass Beckenbauer bereits am Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorben ist. Zu Lebzeiten prägte er den deutschen Fußball wie kaum ein zweiter, gewann als Spieler die Weltmeisterschaft 1974 und den Europameistertitel 1972. Als Trainer führte er die deutsche Nationalmannschaft 1990 in Italien zu ihrem insgesamt dritten von vier Weltmeistertiteln. Auf Vereinsebene wurde er zudem mit dem FC Bayern München viermal deutscher Meister, auch mit dem HSV holte er die Meisterschale.
Der kicker sammelt die Reaktionen aus der Fußball-Welt auf den Tod der deutschen Fußball-Legende.
Lothar Matthäus (Deutschlands Rekordnationalspieler in der "Bild"): "Der Schock sitzt tief, obwohl ich wusste, dass es Franz nicht gut ging. Sein Tod ist ein Verlust für den Fußball und für ganz Deutschland. Er war einer der Größten als Spieler und Trainer, aber auch außerhalb des Platzes. Franz war eine herausragende Persönlichkeit nicht nur im Fußball, und er genoss weltweite Anerkennung. Alle, die ihn gekannt haben, wissen, welch ein großartiger und großherziger Mensch Franz war. Ein guter Freund hat uns verlassen. Er wird mir fehlen - er wird uns allen fehlen!"
Rudi Völler (DFB-Sportdirektor): "Ich bin unendlich traurig, die Nachricht seines Todes nimmt mich sehr mit. Ich betrachte es als eines der großen Privilegien meines Lebens, Franz Beckenbauer gekannt und erlebt zu haben. Unsere gemeinsame Zeit bei der Nationalmannschaft wurden gekrönt mit dem WM-Titel 1990 in Rom, ein Titel, der ohne seine herausragende Trainerleistung nie möglich gewesen wäre. Der 'Kaiser' war eine Inspiration für mehr als eine Generation, er wird für immer die Lichtgestalt des deutschen Fußballs bleiben. Mit Franz Beckenbauer verliert der deutsche Fußball seine größte Persönlichkeit, ich verliere einen guten Freund."
Bernd Neuendorf (DFB-Präsident): "Der Tod Franz Beckenbauers ist eine echte Zäsur. Mit Hochachtung und großer Dankbarkeit blicken wir auf sein Lebenswerk. Mit ihm verlieren wir einen einzigartigen Fußballer und einen liebenswerten Menschen. Franz Beckenbauer hinterlässt ein großes Vermächtnis für den DFB und den Fußball insgesamt."
Hans-Joachim Watzke (Vorsitzender der Geschäftsführung, Borussia Dortmund): "Franz Beckenbauer war definitiv der größte deutsche Fußballer aller Zeiten und obendrein einer der tollsten Menschen, die ich je kennengelernt habe. Jedes einzelne Erlebnis, das ich persönlich mit Franz hatte, war wunderbar. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich eine Ganzkörper-Gänsehaut hatte, als er mir nach unserer Deutschen Meisterschaft 2010/2011 das Du angeboten hat. Man kann sich wirklich nur verneigen vor dem, was Franz Beckenbauer für Deutschland und den deutschen Fußball geleistet hat."
Julian Nagelsmann (Bundestrainer): "Wenn Franz Beckenbauer einen Raum betrat, hat der Raum geleuchtet, den Titel 'Lichtgestalt des deutschen Fußballs' trug er zurecht. Bis zuletzt umgab ihn eine Aura, an der auch die gesundheitlichen Probleme und Schicksalsschläge, die er zu verkraften hatte, nicht rütteln konnten. Ich bin dankbar und stolz, dass ich ihn kennenlernen durfte, und werde ihn in liebevoller Erinnerung behalten."
Thomas Müller (Profi des FC Bayern München): "Einer der großartigsten Fußballer der Vereinsgeschichte des FC Bayern hat uns leider verlassen. Ruhe in Frieden, Kaiser Franz. Wir werden nie vergessen, was du für den Fußball in Deutschland geleistet hast."
Olaf Scholz (Bundeskanzler): "Weltmeister als Spieler und Trainer: Franz Beckenbauer war einer der größten Fußballer in Deutschland und für viele 'der Kaiser' - auch, weil er über Generationen für den deutschen Fußball begeistert hat. Er wird uns fehlen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden."
Frank-Walter Steinmeier (Bundespräsident): "Wohl niemand hat den deutschen Fußball so stark geprägt wie Franz Beckenbauer. Als Spieler, Teamchef und Trainer hat er Fußballgeschichte geschrieben. Er war eine Ausnahmeerscheinung, das Wort Libero in seiner ganzen Bedeutung scheint für ihn erfunden zu sein."
"Franz war und ist mein großes Idol"
Gary Lineker (englische Fußball-Legende): "Es tut mir sehr leid zu hören, dass Franz Beckenbauer gestorben ist. Er war einer der ganz Großen unseres Sports. Der Kaiser war der schönste aller Fußballer, der mit Anmut und Charme alles gewonnen hat. Ruhe in Frieden."
Matthias Sammer (aktuell Berater beim BVB): "Franz war und ist mein großes Idol. Bei uns zu Hause hängt ein übergroßes Porträt von ihm mit dem Champions-League-Pokal in der Hand. Wir hatten wunderbare Begegnungen, Zeit mit ihm zu verbringen war großartig. Deutschland hat am Sonntag seine wichtigste und größte Fußballpersönlichkeit verloren. Ein sehr, sehr trauriger Tag."
Gianni Infantino (FIFA-Präsident): "Franz Beckenbauer: eine Legende des deutschen Fußballs und des Weltfußballs. Der Kaiser war ein großartiger Mensch, ein Freund des Fußballs, ein Champion und eine wahre Legende. Wir werden Dich niemals vergessen, lieber Franz, Danke für alles."
Aleksander Ceferin (UEFA-Präsident): "Seine unvergleichliche Vielseitigkeit, seine eleganten Übergänge zwischen Abwehr und Mittelfeld, seine tadellose Ballkontrolle und sein visionärer Stil haben die Art und Weise, wie Fußball in seiner Ära gespielt wurde, neu geprägt. Beckenbauers Vermächtnis als einer der ganz Großen des Fußballs ist unbestritten. Wir verabschieden uns von einer wahren Legende."
Thomas Bach (IOC-Präsident): "Mit großer Bestürzung habe ich vom Tod Franz Beckenbauers erfahren. Er war eine Legende des Sports weit über den Fußball hinaus. Für mich persönlich ist er über mehr als vier Jahrzehnte hinweg ein guter und treuer Freund gewesen, auf den man sich immer verlassen konnte. Seine Nahbarkeit und seine Bescheidenheit im Umgang mit allen Menschen sowie sein von Herzen kommendes, großes karitatives Engagement zeugten von seiner herausragenden Persönlichkeit."
Thomas Weikert (DOSB-Chef): "Franz Beckenbauer hat als Spieler, Trainer und Persönlichkeit die Fans rund um den Globus begeistert und beeindruckt. Der deutsche Sport verneigt sich zum Abschied vor dem Kaiser. Wir übermitteln seiner Familie unser herzliches Beileid und gedenken ihm mit maximalem Respekt und höchster Anerkennung."
"Ruhe in Frieden, Franz Beckenbauer"
Wolfgang Overath (Weltmeister 1974): "Das macht mich fertig. Das ist nicht vorstellbar, dass er nicht mehr da ist. Er war nicht nur der Größte, den wir in Deutschland hatten und fußballerisch jemals haben werden, sondern er war auch ein feiner Kerl. Er hat alle überragt, er war so groß - und doch so am Boden geblieben. Zu meinem Geburtstag hat er mich vor drei Monaten mit aller Kraft angerufen, die er noch hatte."
Berti Vogts (Weltmeister 1974): "Deutschland verliert den besten Fußballer, den Deutschland je gehabt hat, und den besten der Welt neben Pelé. Das stimmt mich sehr traurig, dass man sich so früh schon trennen muss. Wir haben zusammen in der U18 gespielt, in der Nationalmannschaft, waren zusammen bei den Weltmeisterschaften. Ich war immer in Kontakt mit seiner Familie. Mir fehlen die Worte."
Andreas Brehme (Weltmeister 1990): "Wir sind damals dank Franz Weltmeister geworden. Er hatte den Kader im Griff und wir hatten einen Riesen-Respekt vor ihm, vor dem, was er schon als Spieler alles geleistet hatte. Wir alle haben ihm sehr, sehr viel zu verdanken. Der ganze deutsche Fußball hat ihm sehr, sehr viel zu verdanken. Nicht nur zwei WM-Titel, sondern auch die WM 2006."
Christian Heidel (Sportvorstand Mainz 05): "Wir verneigen uns vor dem Menschen Franz Beckenbauer und seinem Lebenswerk. Sein Tod macht uns sehr traurig, das ist ein unglaublich großer Verlust für den Fußball, nicht nur in Deutschland. Er war einer der besten Spieler, den unser Planet jemals gesehen hat, und die prägende Persönlichkeit des deutschen Fußballs, der ihm so viel verdankt. Ich werde ihn aus meinen Kontakten mit ihm als großartige Persönlichkeit in Erinnerung behalten. Meine und unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freunden und Weggefährten."
pja, dpa, sid
Quelle
Internationale Pressestimmen zum Tod von Beckenbauer
"Der Fußball hat seinen Kaiser verloren"
Franz Beckenbauer verstarb am Sonntag im Alter von 78 Jahren. Der Kaiser war national wie international geschätzt - folglich nahm auch die internationale Presse Abschied von der deutschen Fußball-Ikone.
Er machte sich auch international einen Namen: Franz Beckenbauer, hier als Spieler von Cosmos New York. IMAGO/Sven Simon
England
Sun: "R.I.P Der Kaiser. Eine Legende für immer. Der Deutsche gilt weithin als einer der größten Spieler aller Zeiten."
Schweiz
NZZ: "Der Kaiser ist tot: Sein Glanz provozierte die Landsleute. Doch Franz Beckenbauer wird immer der größte deutsche Fußballer bleiben."
Österreich
Kurier: "Der Fußball hat seinen Kaiser verloren. Mit Franz Beckenbauer verliert die Fußball-Welt einen Teil ihrer Geschichte."
Der Standard: "Franz Beckenbauer war die Lichtgestalt des deutschen Fußballs, die aber auch ihre Schattenseiten hatte. Er war der Kaiser des Fußballs."
Italien
Zum thema
Franz Beckenbauer ist tot
Reaktionen zum Tod von Franz Beckenbauer
Lasst den Kaiser lächeln
"Niemand wird ihn jemals erreichen"
Gazzetta dello Sport: "Die Welt verliert ihren Fußball-Kaiser. Um seinen legendären Status zu erklären, pflegte man in Deutschland zu sagen, dass Beckenbauer unter Gott, aber über dem Kanzler stand. Der Charme des Kaisers war so grenzenlos wie seinen Einfluss auf den deutschen Fußball und die Gesellschaft."
Corriere della Sera: "Die Fußballgötter hatten Kaiser Beckenbauer eine ungeheure Klasse verliehen. Er schien über den Rasen zu gleiten, und jede Geste zeigte ausgefeilte Technik. Als Sohn des vom Krieg zerstörten Deutschlands hatte er im Fußball das Instrument seines Aufstiegs gefunden."
Corriere dello Sport: "Der Weltfußball trauert um den größten Abwehrspieler aller Zeiten. Beckenbauer war ein Revolutionär auf dem Spielfeld und ein talentierter Trainer."
La Repubblica: "Franz Beckenbauer war mit seinen Mannschaften wie ein Orchesterdirigent, der aus seinen Musikern das Beste hervorbringt."
Tuttosport: "Mit Franz Beckenbauer verliert die Welt einen der größten Spieler der Fußballgeschichte. Eine Ikone und ein deutscher Held."
HAMBURG, GERMANY - DECEMBER 09: Fussball: WM 2006, Hamburg; FIFA Countdown / Postervorstellung; Franz BECKENBAUER, Rudi VOELLER / ab heute offizieller WM-Botschafter 09.12.04. (Photo by Nadine Rupp/Bongarts/Getty Images)
Völler über Beckenbauer: "Eine absolute Fußball-Legende"
Spanien
Marca: "Mit Beckenbauers Tod verliert Deutschland nicht nur seinen größten Fußballer, sondern eine seiner herausragendsten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte."
AS: "Der deutsche Fußball weint nach dem Tod seines besten Fußballers der Geschichte. Der 'Kaiser' ist eines der Symbole des deutschen Fußballs. Ein Mythos ist von uns gegangen."
Sport: "Deutschland verabschiedet sich von seinem größten Idol. Beckenbauer war und ist weiterhin das Vorbild von vielen Fußballspielern weltweit."
El Mundo Deportivo: "Franz Beckenbauer hinterlässt eine große Leere in Deutschland und im Weltfußball."
ABC: "'Der Kaiser' war einer der wenigen Fußballer mit einem Stern auf der Brust sowohl als Spieler als auch als Trainer. Heute ist ein ganz trauriger Tag nicht nur für den deutschen, sondern für den gesamten Weltfußball."
Serbien
Mozzartsport: "Deutschland in Trauer. Die größte Legende der vielleicht größten Fußball-Nation Europas ist gestorben und hinterlässt eine große Leere im Herzen eines jeden wahrhaften Fußball-Fanatikers."
drm, sid
Quelle
Franz Beckenbauer ist tot
Deutschland trauert um Franz Beckenbauer. Die deutsche Fußball-Ikone verstarb am Sonntag im Alter von 78 Jahren. Das bestätigte seine Familie der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Verstarb im Alter von 78 Jahren: Franz Beckenbauer. IMAGO/Sven Simon
"In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist", teilte die Familie mit. "Wir bitten, in Stille trauern zu können und von allen Fragen abzusehen."
Als Spieler und Trainer prägte kaum jemand den deutschen Fußball so sehr wie Franz Beckenbauer. Als Spieler wurde er Welt- und Europameister (1972 und 1974), als Trainer führte er Deutschland bei der WM 1990 in Italien zum Titel - und auf Klubebene feierte er mit dem FC Bayern große Erfolge.
Zum Rekordmeister kam er als Junioren-Spieler, gemeinsam folgte dann der Aufstieg zur Weltklasse. Mit den Münchnern feierte er unter anderem vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.
Spielerisch überzeugte Beckenbauer mit "Eleganz und Leichtigkeit" - und er definierte die Rolle des Liberos im Grunde neu. In puncto Ballfertigkeit und Spielintelligenz hatte Deutschland wohl nie einen Besseren als den Begründer der Libero-Position in ihrer besonders offensiven Auslegung.
Zum Ende seiner Profi-Karriere spielte er in den USA bei Cosmos New York - unter anderem mit dem inzwischen ebenfalls bereits verstorbenen Pelé. In der Bundesliga beendete er seine Laufbahn beim Hamburger SV - und das stilsicher mit der Meisterschaft 1981/82. Insgesamt bestritt Beckenbauer 424 Bundesliga- und 103 Länderspiele. Den Ballon-d’Or gewann er 1972 und 1976.
Große Erfolge auch als Trainer
Die deutsche Nationalmannschaft übernahm er nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 - weil er keinen Trainerschein besaß - als Teamchef. Das hinderte ihn nicht daran, die DFB-Elf zwei Jahre später ins WM-Finale und noch einmal vier Jahre danach zum WM-Titel zu führen.
Nach seinem großen Triumph überließ Beckenbauer das Ruder seinem Nachfolger Berti Vogts. Zu den Bayern kehrte er Mitte der 1990er-Jahre zurück, 1994 wurde er deutscher Meister und 1996 UEFA-Cup-Sieger. Neben dem Brasilianer Mario Zagallo und dem Franzosen Didier Deschamps ist Franz Beckenbauer nur einer von drei Männern, die sowohl als Spieler als auch als Teamchef Weltmeister wurden.
WM 2006: Glanzstück mit Beigeschmack
Abseits des Rasens nutzte er sein Charisma und seinen polyglotten Glanz, um die WM 2006 nach Deutschland zu holen. Das Sommermärchen wurde Beckenbauers Glanzstück als Funktionär - und zugleich für ihn persönlich schwierig, weil im Nachhinein dubiose Zahlungen publik wurden.
Es folgten Anschuldigungen und staatsanwaltschaftliche Entwicklungen, die unbestritten einen dunklen Schatten auf Beckenbauers imposantes Lebenswerk warfen. 2019 trennte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs gegen ihn von dem der Mitbeschuldigten ab. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der Sommermärchen-Zeit.
Gesundheitliche Rückschläge häuften sich
In den vergangenen Jahren hatte Beckenbauer immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Augeninfarkt, Herz-Operationen, Parkinson mit einhergehender Demenz - auch deshalb hatte sich "der Kaiser" aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen.
Dass es Beckenbauer, der seinen Lebensabend in Salzburg verbrachte, nicht gut ging, war schon länger bekannt. Zum 33-jährigen Jubiläum des WM-Titels von 1990 hatte er nicht mehr anreisen können, Lothar Matthäus, Rudi Völler und andere ehemalige Schützlinge schickten zahlreiche Genesungswünsche. Das Ende hatte sich angebahnt. In Franz Beckenbauer trauert Deutschland um seine größte Fußball-Persönlichkeit, er war die vielzitierte "Lichtgestalt" einer sportbegeisterten Nation.
drm
Quelle
Zum Tod von Franz Beckenbauer
Lasst den Kaiser lächeln
Franz Beckenbauer ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Er wird als eine Lichtgestalt mit einer unwiderstehlichen Aura in Erinnerung bleiben. Ein Nachruf von Thiemo Müller.
Ein Leben für den Fußball: Franz Beckenbauer. imago images (3)
Die kollektive Erinnerung an große Persönlichkeiten manifestiert sich oft in ikonischen Bildern. Vor dem geistigen Auge taucht da der knapp 25-jährige Franz Beckenbauer auf, der sich im WM-Halbfinale 1970 in Mexiko die Schulter ausgekugelt hat und das Jahrhundertspiel gegen Italien (3:4 nach Verlängerung) im Aztekenstadion dennoch bis zum Ende durchsteht. Den rechten Arm trägt er dabei so formvollendet elegant in einer Schlinge vor dem Körper, dass seine aufrechte Haltung alle Anstrengung überstrahlt.
Wo andere sich quälen würden, scheint Beckenbauer fast zu schweben. Selbst unter größten Schmerzen. Dieser Eindruck bestimmte das Bild vom "Kaiser Franz" ganz generell. Jedenfalls in jenen vier Jahrzehnten, in denen Beckenbauer den deutschen Fußball maßgeblich prägte: von seiner ersten WM-Teilnahme 1966 in England, bei der er als bester junger Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde, bis zum strahlenden Heimturnier 2006, das er als Bewerbungs- und Organisationschef maßgeblich verantwortete.
"Es gab vorher keinen besseren Fußballspieler als Franz Beckenbauer, und es wird künftig keinen besseren geben", urteilte sein langjähriger Weggefährte Günter Netzer. Viermal wurde Beckenbauer in Deutschland zum Fußballer des Jahres gekürt, zweimal europaweit, schließlich gar zum Fußballer des Jahrhunderts im eigenen Land. Doch war und bleibt er weitaus mehr als der womöglich für alle Zeiten beste Deutsche, der je einen Rasen in kurzen Hosen betreten hat.
Bei der WM 1974 führte er selbst Bundestrainer Schön
Zwei Jahre nach dem Jahrhundertspiel in Mexiko ist er Europameister, als Kapitän der als "Wunderteam" bestaunten DFB-Elf. "Ramba-Zamba", das Wechselspiel des Liberos Beckenbauer mit Mittelfeldregisseur Netzer, wird zum international anerkannten Gütesiegel. 1974 folgt der WM-Titel dank eines 2:1 gegen die Niederlande und den Rivalen Johan Cruyff im "Finale dahoam", das damals niemand so nennt. Beckenbauer im Münchner Olympiastadion, mit dem hochgereckten Weltpokal in beiden Händen, die klassisch grün-weiß gehaltenen "Spielführer"-Binde am linken Arm und dem selig lächelnden Bundespräsidenten Walter Scheel im Hintergrund - auch dieses Bild ist Teil eines kollektiven Gedächtnisses.
Und gibt zumindest eine Ahnung davon, wie unschuldig die Verbindung von Sport und Politik damals noch gewesen sein mag. Intern ist Beckenbauer längst der Leader, der auch Bundestrainer Helmut Schön bei dessen Umgang mit der Mannschaft führt. Diverse Konflikte, etwa rund um die zähen Prämien-Verhandlungen oder die Personalwechsel nach der 0:1-Blamage gegen die DDR, trägt hauptverantwortlich Beckenbauer aus. Auch hinter den Kulissen wird er so zur Schlüsselfigur.
Spaziergang nach dem Triumph von Rom und ein Trugschluss
Der Kaiser in Rom: Franz Beckenbauer beim WM-finale 1990.
1990 folgt die nächste Krönung. Wie 1974 als Kapitän führt Beckenbauer Deutschland nun als Teamchef zum WM-Titel. Weltmeister als Spieler und als Trainer, das gelang neben ihm bis heute nur dem Brasilianer Mario Zagallo und Frankreichs "General" Didier Deschamps. Unmittelbar nach dem Triumph spaziert Beckenbauer ganz allein über den römischen Rasen, die Goldmedaille um den Hals, Hände in den Hosentaschen und offensichtlich tief in der eigenen Gedankenwelt versunken. Unvergessliche Momente der inneren Einkehr, die vor den Augen der Welt signalisierten: Dieser Mann hat, schon im Alter von damals 44 Jahren, nun alles erreicht. Freilich ein Trugschluss.
Der Gründervater eines neuen, liebenswerten Deutschlands
Denn was er für sich selbst als "größte Leistung und größten Erfolg" definierte, sollte noch folgen. Im Dienst der deutschen Bewerbung um die Ausrichtung der WM 2006 jettet Beckenbauer in den Jahren 1999 und 2000 mehrmals um den Globus, um die Mitgliedsverbände der FIFA zu überzeugen. Natürlich mit Erfolg - zu dem dann auch das Turnier selbst gerät. Nicht zuletzt dank Beckenbauers "Welcome-Tour", in deren Rahmen er 2005/06 sämtlichen 31 Teilnehmerländern seine persönliche Aufwartung gemacht hat.
Auf dieser Strecke von Teheran bis Sydney absolviert er insgesamt 168 Flugstunden. "Das kostete Zeit und Kraft, war aber eine unserer besten Ideen", stellt er hinterher fest, "die Resonanz war überwältigend." Von vielen Beobachtern werden diese viereinhalb Wochen gar als identitätsstiftend definiert für ein neues, liebenswertes Deutschland passend zum Motto "die Welt zu Gast bei Freunden". Beckenbauer, gleichsam der Vater dieser nun so wahrgenommenen Nation, verströmt bei allem Dauerstress weiter die gewohnte Leichtigkeit des Seins. Zu 46 von insgesamt 64 WM-Partien schwebt er per Helikopter ein - noch so eine symbolträchtige Szenerie, die mit ihm verbunden bleibt. Ebenso wie der durchgehend strahlend blaue Himmel während dieser unbeschwerten Wochen. Kaiserwetter zur Vollendung von Beckenbauers Lebenswerk - was auch sonst?!
Zahllose sportliche Triumphe - und die Watsch'n, mit der alles begann
Der 1945 in München als Sohn des Post-Angestellten Franz senior und der Hausfrau Antonie zur Welt Gekommene ist endgültig aufgestiegen zu einem Giganten des Gelingens. Neben den Erfolgen mit der Nationalmannschaft triumphiert er auch als Galionsfigur des FC Bayern auf breiter Front: vier Deutsche Meisterschaften als Spieler in den 70er Jahren - sowie eine fünfte 1982 mit dem HSV nach der Bundesliga-Rückkehr von Cosmos New York, wo er zwischen 1977 und 1980 auch noch drei US-Meisterschaften einheimst. Je vier DFB-Pokal- und Europacupsiege stehen mit dem FCB zu Buche, darunter zwischen 1974 und 1976 der Hattrick im Landesmeister-Cup. Und, als i-Tüpfelchen, der Weltpokal 1976.
Als Trainer holt er 1991 den Titel in Frankreich mit Olympique Marseille, später mit Bayern jeweils in der Funktion als Interimscoach 1994 die Meisterschale sowie 1996 den UEFA-Cup. Hauptsächlich fungiert Beckenbauer zwischen 1991 und 2009 nacheinander als Vizepräsident, Präsident und Aufsichtsratschef des deutschen Branchenprimus. Zu den genannten Trophäen coacht er die Mannschaft nebenbei. Und spitzelt am Abend der Meisterfeier 1994 auch noch einen Ball vom Rand eines Weizenbierglases in die ZDF-Torwand.
Der Franz, der kann's - immer und überall. Dass dies alles so und nicht vielleicht ganz anders kam, ist einer Kuriosität zu verdanken, deren Geschichtsträchtigkeit zunächst keiner absehen kann: Als Spieler des SC 1906 München fängt sich der zwölfjährige Franz bei einem Turnier vom zwei Jahre älteren 1860-Akteur Gerhard König eine Ohrfeige ein. Eigentlich hatte Beckenbauers Wechsel zu den Löwen da schon festgestanden. Nach der inzwischen berühmten "Watsch'n" aber entscheidet er sich dann doch für den FC Bayern …
Ein Menschenfreund mit einer unwiderstehlichen Aura
Es ist eine einzigartige Mischung aus Ehrgeiz und Nonchalance, die Beckenbauer so unwiderstehlich und lange Zeit schier unbesiegbar macht. Selbst seine Fehltritte haben Hand und Fuß. Als neun Monate nach der Vereinsweihnachtsfeier 1999, in deren Nachgang der Klubboss einer Sekretärin nähergekommen ist, Söhnchen Johann das Licht der Welt erblickt, kommentiert der anderweitig verheiratete Beckenbauer legendär-lässig: "Der liebe Gott freut sich über jedes Kind." Das nimmt selbst erzkatholischsten Kritikern allen Wind aus den Segeln.
Langjährige Weggefährten: Franz Beckenbauer und Wolfgang Overath. imago/WEREK
Beckenbauer ist eben die Lichtgestalt, der jeder alles verzeiht. Oder wie es Wolfgang Overath, sein Zimmerkollege während der Mexiko-WM 1970, einmal formulierte: "Franz hat eine Aura, die es ihm erlaubt, heute das eine zu sagen und morgen das Gegenteil davon - er hat immer recht." Beckenbauers überwältigender persönlicher Charme speiste sich auch daraus, dass er trotz seiner sagenhaften Erfolge nie als Mensch die Bodenhaftung verlor. Das berichteten nicht nur ehemalige Mitspieler immer wieder voller Hochachtung. Wie verbindlich und zugewandt er bei zufälligen Alltagsbegegnungen mit Wildfremden umging, seien es Hotelangestellte, Hausmeister, Fans oder einfach nur Passanten, zeichnete Beckenbauer als Menschenfreund und wahrhaft großen Charakter aus. Und machte ihn auf ganz authentische Art zu Everybody’s Darling.
Die Sommermärchen-Affäre von 2006 ramponierte den Ruf
Das war die Rolle seines Lebens - aus der er jedoch vorzeitig vertrieben wurde. Tragischerweise ausgerechnet infolge jener Affäre, die sich im Nachhinein wie ein düsterer Schleier auf das Sommermärchen 2006 legte. Vier Jahre vor dem Turnier waren zehn Millionen Schweizer Franken an einen katarischen Funktionär geflossen, zudem gab es einen mysteriösen Vertrag mit einem FIFA-Wahlmann über zehn Millionen Euro und einige Geheimnisse mehr.
Warum, weshalb, wieso? Das blieb großteils ungeklärt, weil Beckenbauer schwieg und die beauftragten Gerichte letztlich nicht weiterkamen. Beckenbauers Ruf indes war - auch vor dem Hintergrund eines sich rasant ändernden deutschen Zeitgeistes - irreparabel ramponiert. Weitaus mehr als angemessen, wie Wohlmeinende beschwören. Andere, etwa der Spiegel, machten den einstigen Liebling der Nation flugs zur "Zwielichtgestalt".
Der schlimmste Schicksalsschlag: Tod des eigenen Sohnes
Das moralische Urteil über Franz Beckenbauer mag letztlich Ansichtssache bleiben. Über alle Zweifel erhebt sich das sportliche Lebenswerk eines Mannes, der nicht nur Titel und Triumphe sammelte, sondern sogar eine neue taktische Figur auf dem Spielfeld erfand und fortan zu deren Inbegriff wurde: Der Libero blieb bis zur Jahrtausendwende und dem Siegeszug der Viererkette eine Königsposition im weltweiten Spitzenfußball. An das Original Beckenbauer reichte aber keine Kopie heran. Der "freie Mann", wie die lateinische Verbform Libero (wörtlich: "ich befreie") gerne übersetzt wird - auch dieses Attribut war Beckenbauer in jeder Beziehung auf den Leib geschneidert.
Ob er am Ende seines Lebens trotzdem auch ein gebrochener Mann war? Das bleibt sein Geheimnis. Klar und nur allzu verständlich, dass ihm die heftigen öffentlichen Vorwürfe rund ums Sommermärchen persönlich zusetzten. Dazu kamen über die Jahre zunehmende gravierende gesundheitliche Probleme. Und, 2015, der mit Abstand schwerste aller Schicksalsschläge: der Tod seines Sohnes Stephan, der im Alter von nur 46 Jahren einem Hirntumor erlag.
Der akribische Workaholic - und "Gelegenheitsarbeiter"
Zeitlebens betonte Franz Beckenbauer gerne, um keine seiner vielfältigen Aufgaben habe er sich je beworben. Das berühmte "Schau’n mer mal" pflegte er nach außen hin als Grundeinstellung zum Leben. Die Ämter seien stets zu ihm gekommen, nicht umgekehrt. Dennoch verschrieb er sich ihnen regelmäßig mit einem bedingungslosen Einsatz, den sein engeres Umfeld durchaus als "anstrengend" empfand, wie Klaus Augenthaler einmal festhielt. "Ihm ist beileibe nicht alles zugeflogen, Franz war sehr akribisch, hartnäckig und ausdauernd. Als sein Co-Trainer bei Bayern verbrachte ich die vermeintliche Mittagspause oft mit ihm. Da haben wir vom nächsten Gegner Videos angeschaut, Videos angeschaut, Videos angeschaut."
Meister mit dem FC Bayern: Franz Beckenbauer und sein Co-Trainer Klaus Augenthaler. imago images/Fred Joch
Die allermeisten Außenstehenden empfanden diesen Workaholic derweil als einen Franz im Glück, dem ohne große Anstrengung alles in den Schoß fiel. Das Geheimnis liegt vermutlich schlicht darin: Beckenbauer, der sich selbstironisch als "Gelegenheitsarbeiter" bezeichnete, liebte, was er tat. Und verstand, das Schwierige einfach aussehen zu lassen - auch für seine Spieler. "Wir waren extrem akribisch geimpft", erinnert sich Rudi Völler an die Teamsitzungen während der WM 1990, "alles, was die damalige Zeit an Videotechnik hergab, wurde genutzt." Bevor es wirklich ernst wurde, machte Beckenbauer aber klar, was das Wichtigste ist: "Geht’s raus und spielt’s Fußball!"
Ein Pädagoge, der immer mal wieder erfolgreich provozierte
So glänzte Beckenbauer schließlich auch als Pädagoge, der unter seiner Regie andere stark zu machen verstand. Und sei es, indem er sie auf provokante Art schlechtredete. Als "Uwe-Seeler-Traditionself" beschimpfte er als Präsident die Bayern-Profis um Oliver Kahn und Stefan Effenberg im März 2001 nach einer 0:3-Niederlage in der Champions-
League-Zwischenrunde bei Olympique Lyon. Gut zwei Monate nach dieser Bankettrede grüßten die "Altherrenfußballer" mit dem Henkelpott. Und nach dem 1:3 gegen den VfB Stuttgart bei seinem Einstand als Interimscoach 1994 hatte Beckenbauer seine Schützlinge in der Kabine ganz einfühlsam getröstet: "Ihr könnt es halt nicht besser." Die so Geschmähten wurden unter Beckenbauers Ägide prompt Deutscher Meister. "Franz konnte schon auch wütend werden", berichtete der damals beteiligte Mehmet Scholl. "Aber er hat alle Probleme mit einem Lächeln gelöst."
Vielleicht führt das ja auch zu einer Form des Gedenkens, der sich bei allen Kontroversen um Beckenbauers Lebenswerk alle anschließen können. Egal, wie und in welchem Zusammenhang man sich an ihn erinnern mag: Lasst den Kaiser dabei lächeln.
Quelle
Scholz, Matthäus, Müller und Co. würdigen Fußball-Legende
Reaktionen zum Tod von Beckenbauer: "Man kann sich wirklich nur verneigen"
Der Tod von Franz Beckenbauer hat den deutschen Fußball in tiefe Trauer versetzt. Weggefährten und Vereinsverantwortliche würdigen in den ersten Reaktionen den "größten deutschen Fußballer aller Zeiten".
Verstarb am Sonntag im Alter von 78 Jahren: Franz Beckenbauer. Bongarts/Getty Images
Am Montagabend teilte die Familie des "Kaisers" mit, dass Beckenbauer bereits am Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorben ist. Zu Lebzeiten prägte er den deutschen Fußball wie kaum ein zweiter, gewann als Spieler die Weltmeisterschaft 1974 und den Europameistertitel 1972. Als Trainer führte er die deutsche Nationalmannschaft 1990 in Italien zu ihrem insgesamt dritten von vier Weltmeistertiteln. Auf Vereinsebene wurde er zudem mit dem FC Bayern München viermal deutscher Meister, auch mit dem HSV holte er die Meisterschale.
Der kicker sammelt die Reaktionen aus der Fußball-Welt auf den Tod der deutschen Fußball-Legende.
Lothar Matthäus (Deutschlands Rekordnationalspieler in der "Bild"): "Der Schock sitzt tief, obwohl ich wusste, dass es Franz nicht gut ging. Sein Tod ist ein Verlust für den Fußball und für ganz Deutschland. Er war einer der Größten als Spieler und Trainer, aber auch außerhalb des Platzes. Franz war eine herausragende Persönlichkeit nicht nur im Fußball, und er genoss weltweite Anerkennung. Alle, die ihn gekannt haben, wissen, welch ein großartiger und großherziger Mensch Franz war. Ein guter Freund hat uns verlassen. Er wird mir fehlen - er wird uns allen fehlen!"
Rudi Völler (DFB-Sportdirektor): "Ich bin unendlich traurig, die Nachricht seines Todes nimmt mich sehr mit. Ich betrachte es als eines der großen Privilegien meines Lebens, Franz Beckenbauer gekannt und erlebt zu haben. Unsere gemeinsame Zeit bei der Nationalmannschaft wurden gekrönt mit dem WM-Titel 1990 in Rom, ein Titel, der ohne seine herausragende Trainerleistung nie möglich gewesen wäre. Der 'Kaiser' war eine Inspiration für mehr als eine Generation, er wird für immer die Lichtgestalt des deutschen Fußballs bleiben. Mit Franz Beckenbauer verliert der deutsche Fußball seine größte Persönlichkeit, ich verliere einen guten Freund."
Bernd Neuendorf (DFB-Präsident): "Der Tod Franz Beckenbauers ist eine echte Zäsur. Mit Hochachtung und großer Dankbarkeit blicken wir auf sein Lebenswerk. Mit ihm verlieren wir einen einzigartigen Fußballer und einen liebenswerten Menschen. Franz Beckenbauer hinterlässt ein großes Vermächtnis für den DFB und den Fußball insgesamt."
Hans-Joachim Watzke (Vorsitzender der Geschäftsführung, Borussia Dortmund): "Franz Beckenbauer war definitiv der größte deutsche Fußballer aller Zeiten und obendrein einer der tollsten Menschen, die ich je kennengelernt habe. Jedes einzelne Erlebnis, das ich persönlich mit Franz hatte, war wunderbar. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich eine Ganzkörper-Gänsehaut hatte, als er mir nach unserer Deutschen Meisterschaft 2010/2011 das Du angeboten hat. Man kann sich wirklich nur verneigen vor dem, was Franz Beckenbauer für Deutschland und den deutschen Fußball geleistet hat."
Wenn Franz Beckenbauer einen Raum betrat, hat der Raum geleuchtet.
Julian Nagelsmann
Julian Nagelsmann
Julian Nagelsmann (Bundestrainer): "Wenn Franz Beckenbauer einen Raum betrat, hat der Raum geleuchtet, den Titel 'Lichtgestalt des deutschen Fußballs' trug er zurecht. Bis zuletzt umgab ihn eine Aura, an der auch die gesundheitlichen Probleme und Schicksalsschläge, die er zu verkraften hatte, nicht rütteln konnten. Ich bin dankbar und stolz, dass ich ihn kennenlernen durfte, und werde ihn in liebevoller Erinnerung behalten."
Thomas Müller (Profi des FC Bayern München): "Einer der großartigsten Fußballer der Vereinsgeschichte des FC Bayern hat uns leider verlassen. Ruhe in Frieden, Kaiser Franz. Wir werden nie vergessen, was du für den Fußball in Deutschland geleistet hast."
Olaf Scholz (Bundeskanzler): "Weltmeister als Spieler und Trainer: Franz Beckenbauer war einer der größten Fußballer in Deutschland und für viele 'der Kaiser' - auch, weil er über Generationen für den deutschen Fußball begeistert hat. Er wird uns fehlen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und Freunden."
Frank-Walter Steinmeier (Bundespräsident): "Wohl niemand hat den deutschen Fußball so stark geprägt wie Franz Beckenbauer. Als Spieler, Teamchef und Trainer hat er Fußballgeschichte geschrieben. Er war eine Ausnahmeerscheinung, das Wort Libero in seiner ganzen Bedeutung scheint für ihn erfunden zu sein."
"Franz war und ist mein großes Idol"
Gary Lineker (englische Fußball-Legende): "Es tut mir sehr leid zu hören, dass Franz Beckenbauer gestorben ist. Er war einer der ganz Großen unseres Sports. Der Kaiser war der schönste aller Fußballer, der mit Anmut und Charme alles gewonnen hat. Ruhe in Frieden."
Matthias Sammer (aktuell Berater beim BVB): "Franz war und ist mein großes Idol. Bei uns zu Hause hängt ein übergroßes Porträt von ihm mit dem Champions-League-Pokal in der Hand. Wir hatten wunderbare Begegnungen, Zeit mit ihm zu verbringen war großartig. Deutschland hat am Sonntag seine wichtigste und größte Fußballpersönlichkeit verloren. Ein sehr, sehr trauriger Tag."
Gianni Infantino (FIFA-Präsident): "Franz Beckenbauer: eine Legende des deutschen Fußballs und des Weltfußballs. Der Kaiser war ein großartiger Mensch, ein Freund des Fußballs, ein Champion und eine wahre Legende. Wir werden Dich niemals vergessen, lieber Franz, Danke für alles."
Aleksander Ceferin (UEFA-Präsident): "Seine unvergleichliche Vielseitigkeit, seine eleganten Übergänge zwischen Abwehr und Mittelfeld, seine tadellose Ballkontrolle und sein visionärer Stil haben die Art und Weise, wie Fußball in seiner Ära gespielt wurde, neu geprägt. Beckenbauers Vermächtnis als einer der ganz Großen des Fußballs ist unbestritten. Wir verabschieden uns von einer wahren Legende."
Thomas Bach (IOC-Präsident): "Mit großer Bestürzung habe ich vom Tod Franz Beckenbauers erfahren. Er war eine Legende des Sports weit über den Fußball hinaus. Für mich persönlich ist er über mehr als vier Jahrzehnte hinweg ein guter und treuer Freund gewesen, auf den man sich immer verlassen konnte. Seine Nahbarkeit und seine Bescheidenheit im Umgang mit allen Menschen sowie sein von Herzen kommendes, großes karitatives Engagement zeugten von seiner herausragenden Persönlichkeit."
Thomas Weikert (DOSB-Chef): "Franz Beckenbauer hat als Spieler, Trainer und Persönlichkeit die Fans rund um den Globus begeistert und beeindruckt. Der deutsche Sport verneigt sich zum Abschied vor dem Kaiser. Wir übermitteln seiner Familie unser herzliches Beileid und gedenken ihm mit maximalem Respekt und höchster Anerkennung."
"Ruhe in Frieden, Franz Beckenbauer"
Wolfgang Overath (Weltmeister 1974): "Das macht mich fertig. Das ist nicht vorstellbar, dass er nicht mehr da ist. Er war nicht nur der Größte, den wir in Deutschland hatten und fußballerisch jemals haben werden, sondern er war auch ein feiner Kerl. Er hat alle überragt, er war so groß - und doch so am Boden geblieben. Zu meinem Geburtstag hat er mich vor drei Monaten mit aller Kraft angerufen, die er noch hatte."
Berti Vogts (Weltmeister 1974): "Deutschland verliert den besten Fußballer, den Deutschland je gehabt hat, und den besten der Welt neben Pelé. Das stimmt mich sehr traurig, dass man sich so früh schon trennen muss. Wir haben zusammen in der U18 gespielt, in der Nationalmannschaft, waren zusammen bei den Weltmeisterschaften. Ich war immer in Kontakt mit seiner Familie. Mir fehlen die Worte."
Andreas Brehme (Weltmeister 1990): "Wir sind damals dank Franz Weltmeister geworden. Er hatte den Kader im Griff und wir hatten einen Riesen-Respekt vor ihm, vor dem, was er schon als Spieler alles geleistet hatte. Wir alle haben ihm sehr, sehr viel zu verdanken. Der ganze deutsche Fußball hat ihm sehr, sehr viel zu verdanken. Nicht nur zwei WM-Titel, sondern auch die WM 2006."
Christian Heidel (Sportvorstand Mainz 05): "Wir verneigen uns vor dem Menschen Franz Beckenbauer und seinem Lebenswerk. Sein Tod macht uns sehr traurig, das ist ein unglaublich großer Verlust für den Fußball, nicht nur in Deutschland. Er war einer der besten Spieler, den unser Planet jemals gesehen hat, und die prägende Persönlichkeit des deutschen Fußballs, der ihm so viel verdankt. Ich werde ihn aus meinen Kontakten mit ihm als großartige Persönlichkeit in Erinnerung behalten. Meine und unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freunden und Weggefährten."
pja, dpa, sid
Quelle
Internationale Pressestimmen zum Tod von Beckenbauer
"Der Fußball hat seinen Kaiser verloren"
Franz Beckenbauer verstarb am Sonntag im Alter von 78 Jahren. Der Kaiser war national wie international geschätzt - folglich nahm auch die internationale Presse Abschied von der deutschen Fußball-Ikone.
Er machte sich auch international einen Namen: Franz Beckenbauer, hier als Spieler von Cosmos New York. IMAGO/Sven Simon
England
Sun: "R.I.P Der Kaiser. Eine Legende für immer. Der Deutsche gilt weithin als einer der größten Spieler aller Zeiten."
Schweiz
NZZ: "Der Kaiser ist tot: Sein Glanz provozierte die Landsleute. Doch Franz Beckenbauer wird immer der größte deutsche Fußballer bleiben."
Österreich
Kurier: "Der Fußball hat seinen Kaiser verloren. Mit Franz Beckenbauer verliert die Fußball-Welt einen Teil ihrer Geschichte."
Der Standard: "Franz Beckenbauer war die Lichtgestalt des deutschen Fußballs, die aber auch ihre Schattenseiten hatte. Er war der Kaiser des Fußballs."
Italien
Zum thema
Franz Beckenbauer ist tot
Reaktionen zum Tod von Franz Beckenbauer
Lasst den Kaiser lächeln
"Niemand wird ihn jemals erreichen"
Gazzetta dello Sport: "Die Welt verliert ihren Fußball-Kaiser. Um seinen legendären Status zu erklären, pflegte man in Deutschland zu sagen, dass Beckenbauer unter Gott, aber über dem Kanzler stand. Der Charme des Kaisers war so grenzenlos wie seinen Einfluss auf den deutschen Fußball und die Gesellschaft."
Corriere della Sera: "Die Fußballgötter hatten Kaiser Beckenbauer eine ungeheure Klasse verliehen. Er schien über den Rasen zu gleiten, und jede Geste zeigte ausgefeilte Technik. Als Sohn des vom Krieg zerstörten Deutschlands hatte er im Fußball das Instrument seines Aufstiegs gefunden."
Corriere dello Sport: "Der Weltfußball trauert um den größten Abwehrspieler aller Zeiten. Beckenbauer war ein Revolutionär auf dem Spielfeld und ein talentierter Trainer."
La Repubblica: "Franz Beckenbauer war mit seinen Mannschaften wie ein Orchesterdirigent, der aus seinen Musikern das Beste hervorbringt."
Tuttosport: "Mit Franz Beckenbauer verliert die Welt einen der größten Spieler der Fußballgeschichte. Eine Ikone und ein deutscher Held."
HAMBURG, GERMANY - DECEMBER 09: Fussball: WM 2006, Hamburg; FIFA Countdown / Postervorstellung; Franz BECKENBAUER, Rudi VOELLER / ab heute offizieller WM-Botschafter 09.12.04. (Photo by Nadine Rupp/Bongarts/Getty Images)
Völler über Beckenbauer: "Eine absolute Fußball-Legende"
Spanien
Marca: "Mit Beckenbauers Tod verliert Deutschland nicht nur seinen größten Fußballer, sondern eine seiner herausragendsten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte."
AS: "Der deutsche Fußball weint nach dem Tod seines besten Fußballers der Geschichte. Der 'Kaiser' ist eines der Symbole des deutschen Fußballs. Ein Mythos ist von uns gegangen."
Sport: "Deutschland verabschiedet sich von seinem größten Idol. Beckenbauer war und ist weiterhin das Vorbild von vielen Fußballspielern weltweit."
El Mundo Deportivo: "Franz Beckenbauer hinterlässt eine große Leere in Deutschland und im Weltfußball."
ABC: "'Der Kaiser' war einer der wenigen Fußballer mit einem Stern auf der Brust sowohl als Spieler als auch als Trainer. Heute ist ein ganz trauriger Tag nicht nur für den deutschen, sondern für den gesamten Weltfußball."
Serbien
Mozzartsport: "Deutschland in Trauer. Die größte Legende der vielleicht größten Fußball-Nation Europas ist gestorben und hinterlässt eine große Leere im Herzen eines jeden wahrhaften Fußball-Fanatikers."
drm, sid
Quelle
Ich glaub ich bin eine Signatur
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!
Denken ist die schwerste Aufgabe ...deshalb befassen sich so wenige damit!