Showdown in der zweiten Liga: Wer schafft den Aufstieg in die Bundesliga?
Sieben Spieltage vor Ende der Saison haben noch sechs Teams der zweiten Frauen-Bundesliga die Chance auf den direkten Aufstieg in Deutschlands höchste Spielklasse. Die Aufstiegskandidaten im Überblick.
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Carmen Stadelmann | Apr 13, 2024
Das Aufstiegesrennen in der 2. Bundesliga bleibt spannend. / Morris MacMatzen/GettyImages
Während in der Bundesliga der
FC Bayern München das Rennen um die Meisterschaft voraussichtlich schon für sich entscheiden konnte, kämpfen in der zweithöchsten Spielklasse Deutschlands noch sechs Vereine um den Aufstieg in die Bundesliga.
Platz
Verein
Punkte1.
SG 99 Andernach
38
2.
Turbine Potsdam
38
3.
SV Meppen
37
4.
Hamburger SV
37
5.
Carl Zeiss Jena
35
6.
SC Sand
34
7.
FSV Gütersloh
29
Die Bäckermädchen in der Pole-Position
Vom obersten Punkt der Tabelle grüßt die SG 99 Andernach mit 38 Punkten, punktgleich mit dem direkten Verfolger Turbine Potsdam. Die sogenannten Bäckermädchen haben aktuell einen Lauf: 15 Spiele ungeschlagen, davon konnten sie zuletzt sieben mal in Folge drei Punkte holen. Eine Serie, mit der Anfang der Saison so wohl niemand gerechnet hätte. Nach den ersten fünf Spieltagen bekleideten die Damen aus Rheinland-Pfalz den zwölften Platz. Dann startete Andernach eine Aufholjagd, die seinesgleichen suchte und konnte durch elf Siege, fünf Unentschieden und drei Niederlagen den ersten Rang erobern.
Den Bäckermädchen stehen allerdings noch zwei Härtetests bevor: Am 24. Spieltag empfangen sie zu Hause den direkten Verfolger aus Potsdam und nur eine Woche später sind sie gegen den HSV gefragt, all ihre Qualitäten auf den Rasen zu bringen. Vorteil für Andernach dürfte sein, dass beide Spiele Heimspiele sind.
Doch was passiert, wenn die SG 99 einen der ersten beiden Plätze belegen sollte? Hier herrscht noch ein großes Fragezeichen. Zumal, da die Bäckermädchen vergangene Saison darauf verzichteten, die nötige Lizenz für die Frauen-Bundesliga zu beantragen. Grund hierfür war ein "infrastruktureller und personeller Nachbesserungsbedarf", wodurch die finanziellen Mittel für die Bundesliga nicht ausreichen würden. Damals hieß es in einer Pressemitteilung: "Die SG 99 stellt sich zur Saison 2023/24 in Teilen neu und vor allem breiter auf, um vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft den Erfordernissen in der ersten Bundesliga vollauf gerecht zu werden". Ob Andernach den Erfordernissen schon zum Ende dieser Saison gerecht werden kann, bleibt noch offen. Erstmals gilt es aber, die Saison sportlich erfolgreich zu Ende zu bringen.
Turbine Potsdam auf Kurs Wiederaufstieg
Der ehemalige Frauenfußball-Gigant
Turbine Potsdam könnte den direkten Wiederaufstieg in Deutschlands höchste Spielklasse schaffen. Die Turbine erlebte eine 180 Grad-Wendung im Vergleich zur vergangenen letzten Saison in der Bundesliga. Abgeschlagen mit acht Punkten und einer Tordifferenz von -55 verabschiedeten sie sich damals in Liga zwei. Eine schwere Zeit auch abseits des Platzes: Viele Leistungsträgerinnen wie Sophie Weidauer, Anna Gerhardt oder Martyna Wiankowska verließen das sinkende Schiff. Durch den Wegfall des Hauptsponsors musste Potsdam eine Crowdfunding-Aktion ins Leben rufen, um ihre Kosten zu denken - ein Armutszeugnis für den Traditionsklub.
Jetzt sieht es deutlich rosiger aus. Mit dem HSV und Andernach warten zwar noch zwei hochkarätige Gegner auf das Team von Marco Gebhardt und Dirk Heinrichs, letztere erhielt vor einigen Tagen seine A-Lizenz. Allerdings sind die restlichen vier Spiele hauptsächlich gegen Vereine aus dem letzten Tabellendrittel. "Unsere Stärke liegt darin, dass wir eine gute Mischung aus den jungen wilden und älteren erfahrenen Spielerinnen haben", sagt Heinrichs. Die Mannschaft sei umgeben von einem guten Team-Spirit.
Viktoria Schwalm will wieder in die Bundesliga. / Mark Wieland/GettyImages
Für Viktoria Schwalm, Stürmerin der Turbine, gibt es nur ein Saisonziel: "Es ist unser klares Ziel, in die 1. Liga zurückzukehren. Man spürt es im Team, jede Einzelne will das. Klar, wir sind auf dem zweiten Platz, aber ich bin ganz ehrlich: Ich will noch den ersten Platz erreichen, um am Ende die Meisterschale nach oben zu halten", erklärt sie gegenüber dem
RBB. Fakt ist, dass Turbine Potsdam das Erreichen ihres großen Ziels noch in der eigenen Hand hat.
Der SV Meppen: Von Zuschauerrekord bis Wiederaufstieg
Nur einen Zähler hinter Potsdam und Andernach liegt der SV Meppen. Genau wie Potsdam musste Meppen vergangenen Saison die Bundesliga als zweiter Absteiger verlassen. Mit 37 Punkten hat das Team von Cheftrainerin Carin Bakhuis den Wiederaufstieg auch noch in der eigenen Hand. Gemessen an den Duellen der Konkurrenten hat Meppen das einfachste Restprogramm vor der Brust: Sie werden auf keins der aktuellen Top fünf Teams der Liga treffen, lediglich mit dem SC Sand wartet ein Mitstreiter auf Meppen. Demnach dürften die Blau-Weißen große Chancen auf das Sammeln wichtiger Punkte haben und gleichzeitig darauf hoffen, dass sich ihre Konkurrenten gegenseitig Punkte abnehmen werden.
Von allen Teams stellt der SV Meppen die beste Tordifferenz und das liegt vor allem an einer Frau: Laura Sieger, die Torfrau des Bundesliga-Absteigers, konnte in 18 Spielen insgesamt elf Mal eine
weiße Weste wahren. Die Tordifferenz ist aktuell auch der Grund, weswegen der punktgleiche HSV noch hinter den Meppenerinnen zu finden ist.
Einen großen Erfolg konnte Meppen vergangenen Monat bereits feiern: Neben wichtigen drei Punkten beim 4:0 Heimsieg über den Hamburger SV knackte der Verein mit rund 5000 Zuschauenden den damaligen Zuschauerrekord der 2. Frauen Bundesliga.
Ob Aufstieg oder nicht, einen großen Umbruch zum Ende der Saison wird es auf jeden Fall geben. Cheftrainerin Carin Bakhuis, die 2022 zum SV Meppen kam, wird den Verein gen Wolfsburg verlassen. Die 34-Jährige wird dort das Trainerteam von Tommy Stroot als Co-Trainerin komplimentieren. Bereits 2021 arbeitete Bakhuis an der Seite von Stroot und konnte mit Twente Enschede die niederländische Meisterschaft feiern. Carin Bakhuis wird alles daran setzten, ihre letzte Saision bei Meppen so erfolgreich wie möglich zu Ende zu bringen.
Der Durchmarsch des HSV?
Die Damen des Hamburger SV sind in der Lage, die Sensation perfekt zu machen und den direkten Durchmarsch von der Regionalliga in die Bundesliga zu schaffen. Mit einer beeindruckenden Bilanz von 25 Siegen und nur einer Niederlage in der Regionalliga stellte sich der HSV in der 2. Frauen Bundesliga vor und zeigte, dass sie sich auch in der höheren Spielklasse nicht verstecken brauchen. Aktuell bekleiden die Nordlichter Rang vier, nur ein Punkt hinter dem direkten Aufstiegsplatz.
Der Blick auf die Statistik verrät das Herzstück des Vereins: die Offensive. Mit 42 erzielten Toren in 19 Partien haben sie die torgefährlichste Offensive der ganzen Liga. Da ist es nicht verwunderlich, dass mit Larissa Mühlhaus auch die aktuelle Toptorjägerin das Trikot des HSV trägt. In 19 Spielen konnte die 21-Jährige insgesamt 15 Mal das Leder über die Linie befördern. Ein Spitzenwert, der in der Liga seinesgleichen sucht. Sechs Tore trennen Mühlhaus von Julia Matuschewski.
Der HSV hofft darauf, auch in den letzten Spielen von diesen Toren profitieren zu können. Im Vergleich zu den anderen Teams wartet auf die Hamburgerinnen das mit Abstand schwerste Restprogramm: Carl Zeiss Jena, SC Sand, Turbine Potsdam und SG 99 Andernach sind alles noch Gegner der Mannschaft von Marwin Bolz.
Doch um nicht nur mit der Offensive, sondern auch der Defensive einen Grundstein für den Aufstieg zu legen, verpflichteten die Rothosen eine absolute Legende. Almuth Schult wird das junge Team bis zum Ende der faufenden Saison verstärken. Ein Transfer, der für viele überraschend kam, dem HSV aber den nötigen Punch für die erste Liga geben könnte - auf und neben dem Platz.
Die Wundertüte aus Jena
Einen Zwei-Punkte-Abstand auf den HSV hat Carl Zeiss Jena. Auch Jena durfte in der Saison 2021/22 bereits Erstliga-Luft schnuppern, stieg aber mit nur fünf Punkten abgeschlagen sofort wieder ab. Carl Zeiss etablierte sich zu einem soliden Team der 2. Frauen-Bundesliga und schloss vergangene Saison auf dem achten Platz ab - weit weg von jeglicher Aufstiegschance.
In den Statistiken überragt der Verein aus Thüringen nicht die anderen Vereine, fällt aber auch nirgends sonderlich negativ auf. Allerdings trifft das Team von Trainer Florian Kästner noch auf die direkten Konkurrenten HSV und SC Sand. Die Mannschaft aus Hamburg dürfte eine Art Angstgegner sein, kassierte Jena doch im Hinspiel gegen die Rothosen eine 5:0 Klatsche - gleichzeitig auch die höchste Niederlage der Saison.
Carl Zeiss Jena gilt nicht unbedingt als einer der Favoriten um den Aufstieg, darf sich aber dennoch berechtigte Hoffnungen machen.
SC Sand: Langjähriger Bundesligist auf dem Weg zurück?
Den vermeintlich größten Abstand auf den Aufstiegsrang hat der SC Sand -ganze drei Punkte trennen das Team von Alexander Fischinger von Turbine Potsdam. Nach 15 Spieltagen winkte der SC Sand noch von ganz oben, dann folgten sowohl gegen Potsdam und Andernach zwei Niederlagen in Folge. Und so schnell kann dann man dann in der 2. Bundesliga auch wieder Plätze verlieren. Für Sand gilt es jetzt wieder Punkte zu sammeln und vor allem die Duelle gegen Carl Zeiss Jena und den SV Meppen für sich zu entscheiden. Helfen dabei soll Julia Matuschewski, die aktuell zweit-platzierte der Torschützinnen-Liste.
Der SC Sand ist für Kenner des deutschen Frauenfußballs kein Unbekannter: Von der Saison 2014/15 bis zur Spielzeit 2021/22 gehörte der Verein zum festen Bestandteil der höchsten deutschen Spielklasse. 2017 feierten die Damen aus Sand mit dem Sieg im DFB-Pokalhalbfinale über Bayer04 Leverkusen ihren bisher größten Erfolg: das Erreichen des DFB-Pokalfinales in Köln. Letzten Endes musste sich der Sportclub dort mit 2:1 gegen die damalige Übermacht aus Wolfsburg geschlagen geben.
Der SC Sand stand 2017 im DFB Pokalfinale. / Oliver Kremer at Pixolli Studios/GettyImages
Das Aufstiegsrennen in der 2. Bundesliga wird noch lange spannend bleiben. Die Spiele der zweithöchsten Spielklasse der Frauen können live und kostenfrei auf
fussball.de verfolgt werden.