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19.06.2023 - 20:12
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.12.2023 - 13:12 von KLAUS.)
19.06.2023 - 15:20 Uhr | News | Quelle: dpa
DFB will Thema Menstruation enttabuisieren [Quelle]
Der Deutsche Fußball-Bund will stärker auf das Thema Menstruation im Frauen-Leistungssport hinweisen und sich für eine Enttabuisierung einsetzen. Als neuen Sponsoringpartner präsentierte der DFB in diesem Zusammenhang am Montag die Tampon-Marke o.b. Die Partnerschaft konzentriere sich auf die Frauen-Nationalmannschaft, wobei die Spielerinnen eine zentrale Rolle bei der Förderung offener Gespräche über die Menstruation und den Abbau von Vorurteilen und Tabus einnehmen sollen, hieß es in einer DFB-Mitteilung.
«Der weibliche Zyklus ist selbstverständlich ein spezielles, noch weiter zu erforschendes Thema im Leistungssport, mit dem auch wir uns bei der Nationalmannschaft sowie in der DFB-Akademie befassen. Leider wird ein offener Umgang mit dem Thema noch oft gehemmt. Wir hoffen daher, mit dieser Partnerschaft ebenfalls zur Enttabuisierung der weiblichen Periode beizutragen», sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.
In der jüngeren Vergangenheit hatten einige Leistungssportlerinnen wie die Tennis-Profis Alicia Barnett (Großbritannien) und Zheng Qinwen (China) öffentlich über ihre Periode und deren Einfluss auf ihre Leistungen gesprochen.
Unter anderem starke Unterleibschmerzen, Wassereinlagerungen oder Schwindel können Symptome während des Menstruationszyklus von Frauen sein, zudem verändern sich die Hormonwerte. So rückt das Thema zyklusbasiertes Training immer mehr in den Fokus. Beim VfL Wolfsburg arbeitet die medizinische Abteilung des Vereins schon länger mit einer App, in der die Fußballerinnen ihren Zyklus erfassen. Daraus können wichtige Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit gezogen werden.
Tabu im Leistungssport
Immer mehr brechen ihr Schweigen
Von
Melanie Muschong
19.06.2023 - 15:25 UhrLesedauer: 7 Min.
Lange war die Menstruation im Leistungssport ein Tabuthema. Doch inzwischen melden sich immer mehr Sportlerinnen zu Wort. Verändert sich da gerade etwas in der Branche?
Sie üben unterschiedliche Sportarten aus und sind doch in einer Sache vereint. Sowohl die erfolgreiche Skirennfahrerin Mikaela Shiffrin, die weltbeste Tennisspielerin Iga Świątek und die sechsfache Bahnradweltmeisterin Emma Hinze haben zuletzt offen über die Menstruation gesprochen. Ein Thema, das jede Frau weltweit betrifft und dennoch und vor allem im Leistungssport selten angesprochen wird.
Als t-online vor zwei Jahren erstmals eine große Recherche darüber veröffentlichte (Sie können diese hier nachlesen), war es Emma Hinze, die erzählte: "Manche Trainer tun so, als wäre das ein Thema, worüber man nicht offen reden kann. Wenn man das Gefühl bekommt, ist das schade. Es hängt so viel vom Körper ab." Tatsächlich war das Thema Menstruation im Leistungssport weitgehend tabuisiert.
Seitdem haben mehrere Sportlerinnen ihre persönlichen Erfahrungen öffentlich gemacht und auch über die Beeinflussung durch den Zyklus in Wettkampfphasen gesprochen. Ändert sich also gerade etwas in der Branche?
Den Eindruck könnte man gewinnen. Kurz vor der startenden Fußballweltmeisterschaft der Frauen im Juli hat gerade das Team von Martina Voss-Tecklenburg die Tampon-Marke "o.b." als Sponsor gewonnen. Die Bundestrainerin hofft, "mit dieser Partnerschaft" zur Enttabuisierung der weiblichen Periode im Leistungssport beizutragen, heißt es in einer Pressemitteilung. In den sozialen Medien gibt es dafür sogar einen Hashtag: #LetsTalkPeriods.
Es wirkt fast wie eine Bewegung. Sportlerinnen sprechen inzwischen schon beiläufig im Gespräch über ihre Leistung von ihrer Periode, so etwa Rennfahrerin Shiffrin nach einem Sieg im Riesenslalom im Januar im ORF: "Nach gestern war ich ziemlich müde, ich habe gerade nicht den besten Moment in meinem monatlichen Zyklus."
"Es wird nun mehr und offener darüber gesprochen"
Und die Tennisspielerin Świątek kommentierte bei den French Open im vergangenen Jahr verständnisvoll eine Äußerung ihrer 19-jährigen Konkurrentin Zheng Qinwen zu Menstruationsbeschwerden: "Zu Beginn der Laufbahn ist es manchmal sehr schwierig, das richtig zu managen."
Auch Emma Hinze hat inzwischen eine Veränderung festgestellt: "Es wird mehr und auch offener darüber gesprochen, sowohl unter den Sportlerinnen als auch mit den Trainern", sagt sie t-online. Die 25-jährige Bahnradsportlerin, die im Februar Europameisterin im Zeitfahren wurde, erzählt zudem: "Bei der Deutschen Meisterschaft im letzten Jahr gab es zum Beispiel Tampons und Binden auf den Toiletten, die für alle zur Verfügung standen, was ich super cool fand." Inzwischen gebe es sogar Vorträge in ihrem Verband über die Periode im Sport, berichtet Hinze: "Es wird also mehr thematisiert."
Dennoch ist das Thema längst nicht in jeder Sportart gleich präsent. Während es im Bahnradsport laut Hinze positive Veränderungen gibt, fängt die Auseinandersetzung im Deutschen Handballbund erst an. Frauen-Bundestrainer Markus Gaugisch erklärt im Gespräch mit t-online: "Es ist eine Sache, die in der Entwicklung ist." Im Trainerteam hätten sie bereits darüber gesprochen und hielten es grundsätzlich im Bereich Athletiktraining für "unkompliziert umsetzbar."
Doch noch sei die enge Termintaktung im Handball ähnlich wie im Fußball oft ein Problem: "Man hat den Druck des Spielplans und wenn man international unterwegs ist, vielleicht zwei Trainingseinheiten, in denen bestimmte Dinge einfach gemacht werden müssen." Daher lasse sich das Thema nur Stück für Stück integrieren. "Es ist alles im Aufbau", sagt Gaugisch.
Die Uefa hat sich der Thematik angenommen
Ähnliches ist von der DFB-Akademie zu hören, die sich um die Weiterentwicklung des Fußballs kümmert. Schon vor zwei Jahren erzählte Kommunikationsleiter Peter Scheffler t-online, dass der weibliche Zyklus in der Trainerausbildung fest in den neuen Ausbildungsinhalten eingeplant und zukünftig in allen relevanten Ausbildungsmaßnahmen berücksichtigt werde.
Doch allzu viel hat sich in der Zwischenzeit offenbar nicht getan, wie Scheffler nun auf Nachfrage von t-online zugibt: "Die Uefa hat sich als übergeordnete Instanz der Thematik angenommen und den Nationalverbänden für alle Ebenen der Trainerausbildung entsprechende Inhalte zur Verfügung gestellt." Erst in diesem April hätten sie die Lehrpläne von der Uefa erhalten. "Aktuell läuft der Einarbeitungsprozess in die verschiedenen Trainerausbildungen."
Ein Problem ist dabei auch, dass vielfach noch Wissen fehlt. Patrick Diel, Professor für Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln, forscht seit 20 Jahren zu dem Einfluss der Menstruation auf den Leistungssport und sagt: "Es ist nicht so, dass wir eine Flut von wissenschaftlichen Erkenntnissen hätten." Allerdings rücke das Thema zunehmend in den Fokus, etwa bei der Forschungsförderung beim Bundesinstitut für Sportwissenschaften.
"Frauen sind keine kleinen Männer"
Tatsächlich hat das Bundesinstitut hierzu einen Forschungsschwerpunkt ausgelobt. Für Jana Strahler, Professorin für Sportpsychologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, ist jedoch klar, dass das erst der Anfang sein kann: "Es geht noch viel mehr. Frauen sind keine kleinen Männer. Wir müssen zusätzlich und frauenspezifisch forschen", so Strahler.
Forschungsergebnisse, die eigentlich in das Training einfließen müssten, fehlen auch deshalb noch, weil es schwer ist, diese überhaupt zu erheben. Es scheitere oft schon daran, Studien mit den Trainingsplänen in Einklang zu bringen, erklärt Professor Diel. "Das haben wir in einer Studie zum Einfluss des Menstruationszyklus zur individuellen Verletzungsgefahr im Vorfeld der Olympischen Spiele von Rio feststellen können." Diel glaubt daher: "Bis zum menstruationsgesteuerten Training ist es aus meiner Sicht noch ein weiter Weg."
Davon ist auch die deutsche Handball-Meisterin und Nationalspielerin Xenia Smits überzeugt. Sie sagt: "Im Mannschaftssport ist es unglaublich schwierig, für alle 16 (Spielerinnen, Anm. d. Red.) gute Lösungen zu finden, sich dann trotzdem taktisch und technisch optimal vorzubereiten." Doch sie habe bereits Trainerinnen und Trainer erlebt, die sich bei auftauchenden Verletzungen von Spielerinnen mit deren Zyklusphase beschäftigt hätten.
"Wir können uns nicht einfach krankschreiben lassen"
Als sie noch in Frankreich gespielt habe, sei der Einfluss des Zyklus auf Kreuzbandrisse ein großes Thema gewesen. In Deutschland liefen die Gespräche dagegen anders: "Eher so: 'Ich habe meine Periode und Menstruation, mir geht's nicht gut.' Man bespricht das, aber in engerem Rahmen und nicht vor dem Spiel mit 16 Spielerinnen in der Kabine."
Dennoch sieht auch Smits eine Veränderung in der Branche: "Es ist kein Tabuthema mehr. Es ist so, dass man offener mit dem Thema umgeht. In der Sportwelt vielleicht noch mehr, weil unser Körper unser Kapital ist. Wir können uns nicht einfach krankschreiben lassen und für einen Tag zu Hause bleiben."
Wettkampfbild mit Periode? "Zeigen, dass ich mich nicht schäme"
Bestes Beispiel für einen offenen Umgang mit dem Thema ist die Triathletin Emma Pallant-Browne. Die Britin teilte Ende Mai ein Foto auf Instagram, das sie in einem hellen Badeanzug zeigt. Was erst auf den zweiten Blick auffällt: Im Schritt ist ein Blutfleck zu sehen. Das Foto entstand während eines Wettkampfes. Pallant-Browne postete das Foto allerdings erst, nachdem es eine andere Person bereits getan hatte und sie daraufhin negative Kommentare bekommen hatte.
"Ich hatte das Gefühl, dass ich das Bild posten musste, um zu zeigen, dass ich mich nicht schäme oder verlegen bin. Taten sagen mehr als Worte", sagt Emma Pallant-Browne heute, vier Wochen später, t-online. Sie erhielt viel Zuspruch für ihren Post. "Meine Lieblingsnachrichten kamen von Vätern, die sagten, dass sie es an ihre jungen Mädchen weitergeben würden, die Sport treiben, und dass sie sie ermutigen wollten, es weiterzumachen, wenn sie erwachsen sind."
Die amtierende Duathlon-Weltmeisterin sieht auch andere Sportlerinnen in der Pflicht, das Thema öffentlich anzusprechen. Allerdings betont Pallant-Browne auch den Zwiespalt, in dem sich Athletinnen befänden: Manchmal sei es schwierig zu sagen, man habe seine Menstruation, wenn es als Entschuldigung für eine Leistung angesehen werden könnte. Trotzdem hält sie einen offenen Umgang damit für unerlässlich: "Ehrliche Gespräche bedeuten auch, dass Sportlerinnen sich Tipps weitergeben, dass das Thema normalisiert wird und dass sich hoffentlich die Beteiligung von Frauen im Sport erhöht."
"Müssen persönliche Erfahrungen geteilt werden"
Ihr selbst hätten auch Gespräche mit ihrer Mutter, einer Ärztin, geholfen, sagt Pallant-Browne. Zudem habe sie ihre Periode eine Zeit lang nicht bekommen. "Als ich sie wieder bekam, habe ich sie wirklich geschätzt und als ein Zeichen für gute Gesundheit gesehen", so die 18-fache Ironman-Siegerin.
Sportpsychologin Jana Strahler glaubt, dass es bekannte Gesichter aus der Sportwelt wie Pallant-Browne braucht, um anderen Frauen Mut zu machen. "Es müssen persönliche Erfahrungen geteilt werden. Es braucht prominente Sportlerinnen, die sich öffnen, und zum Beispiel der Effekt entsteht: 'Ach, der geht es genauso.'"
Zumal es Daten aus der Forschung gibt, die zeigen, dass der weibliche Körper in bestimmten Phasen aufgrund der hormonellen Situation durch Östrogene und Progesteron leistungsfähiger ist als in anderen. Für den Kraftausdauerbereich scheinen es die Phasen zu sein, die mit einem erhöhten Östrogenspiegel im Zusammenhang stehen, also die Mitte der Follikelphase bis zum Eisprung. Das ist die erste Zyklushälfte.
Bei der Ausdauer ist der Kenntnisstand weniger eindeutig. Kurz vor dem Eisprung soll es eine Risikophase in Bezug auf Knie- und Kreuzbandverletzungen geben. "Aus persönlichen Gesprächen mit Athletinnen aus dem Leistungssport scheint aber auch die Phase der Menstruation hier wichtig", erklärt Strahler.
"Habt keine Angst und fühlt euch wohl"
Und auch die Psyche spielt eine Rolle. Da erwiesen ist, dass sich die Stimmung während des Zyklus ändern kann. So sollen Frauen kurz vor der Menstruation, in der sogenannten späten Lutealphase eher gedämpfter Stimmung sein. "Die Vermutung liegt nahe, dass diese labilere Stimmungslage auch Auswirkungen auf das Training, die Motivation und Schmerzempfindlichkeit hat", sagt Strahler. Dennoch sollten junge Frauen und Athletinnen sich nicht davon abhalten lassen, Sport zu treiben, wenn sie sich danach fühlen – selbst, wenn sie ihre Periode haben.
Triathletin Emma Pallant-Browne rät jungen Sportlerinnen zu Beginn ihrer Karriere: "Habt keine Angst und fühlt euch wohl, wenn ihr während eurer Periode an einem Wettkampf teilnehmt." Sie sollten stolz darauf sein, eine Frau im Sport zu sein.
Verwendete Quellen
Eigener Kontakt zu Emma Hinze
Eigener Kontakt zu Emma Pallant-Browne
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30.06.2023 - 09:01 Uhr | News | Quelle: dpa
Volle Unterstützung der Politik für WM-Bewerbung 2027
©IMAGO
Deutschland, die Niederlande und Belgien bewerben sich gemeinsam um die WM 2027. Unterstützung gibt es dafür von höchster Stelle.
Die Regierungschefs aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden haben ihre volle Unterstützung für die gemeinsame Bewerbung zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2027 zugesagt. Man werde sich verpflichten, den nationalen Fußballverbänden alle erforderlichen Mittel zur Unterstützung bereitzustellen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung anlässlich der Sitzung des Europäischen Rates am Donnerstag in Brüssel.
Bundeskanzler Olaf Scholz, der niederländische Regierungschef Mark Rutte und dessen belgischer Amtskollege Alexander De Croo hoben die große Bedeutung des Fußballs in ihren jeweiligen Ländern, die positive Entwicklung speziell des Frauenfußballs und die umfangreiche Erfahrung in der Ausrichtung großer Sportereignisse hervor.
«Es ist Zeit, die (Fußball-)Welt in Europas Mitte zu vereinen und die FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft zu einem nachhaltigen Fest des Fußballs, des Friedens, der Freiheit und der Fröhlichkeit werden zu lassen», sagten sie in der Erklärung.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf freute sich über die Bekundungen und den Rückenwind aus der Politik. «Das ist ein starkes Signal an die FIFA. Unsere drei Länder stehen gemeinsam hinter der Bewerbung, bis hin zur Regierungsspitze», sagte Neuendorf. Das Vorhaben erfahre höchste Priorität in allen drei Nationen.
Die Mitbewerber bei der WM-Vergabe kommen aus Brasilien, Südafrika sowie aus den USA zusammen mit Mexiko. Geplant ist, den FIFA-Kongress im Mai 2024 über den Ausrichter der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2027 abstimmen zu lassen.
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12.07.2023 - 14:13 Uhr | News | Quelle: dpa | von: Ulrike John und David Joram
«Es war ein Tabuthema»: Fußballerinnen sprechen über Menstruation
©IMAGO
Der Einfluss des weiblichen Zyklus auf die Leistungsfähigkeit von Sportlerinnen wurde lange ignoriert - vor der Fußball-WM in Australien und Neuseeland hat sich das grundlegend geändert.
Martina Voss-Tecklenburg weiß, dass früher nicht alles besser war. «Es war ein Tabuthema, das ist einfach Fakt», sagt die 55 Jahre alte Fußball-Bundestrainerin. «Mit mir als Spielerin hat sich niemand darüber unterhalten. Ich musste selbst schauen, wie ich klarkomme», erzählt sie über ihre Erfahrungen mit der Menstruation. Kurz vor Beginn der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) ist das anders. Der Deutsche Fußball-Bund wirbt mit dem Slogan «Let`s talk Periods» (lasst uns über die Periode sprechen), die Spielerinnen tun es, und Voss-Tecklenburg stellt fest: «Wir wachsen bei dem Thema mit, weil es immer noch viel Potenzial birgt in der Wissenschaft - obwohl es eigentlich schon immer ein Thema im Leistungssport hätte sein müssen.»
Leistungssport, das bedeutet vor allem Leistungsoptimierung. Jeder noch so kleine Prozentpunkt soll herausgekitzelt werden. Auch deshalb rückt das einstige Tabuthema Menstruation immer stärker in den Fokus. Es geht um Belastungs- und Trainingssteuerung, Verletzungsvorsorge und ein maximales Energielevel. Von zahlreichen Olympia-Teilnehmerinnen wisse man um den Einfluss des Zyklus auf die sportliche Leistung, sagt Mandy Mangler, Chefärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und Klinikum Neukölln in Berlin. «Heutzutage kann man eigentlich nicht Leistungssportlerin sein, ohne Zyklus-basiertes Training zu machen.»
Beim Zyklus, der je nach Frau 24 bis 38 Tage dauert, wird grob unterschieden zwischen erster und zweiter Zyklushälfte. «In der ersten Zyklusphase haben manche zum Beispiel ein höheres Energielevel», sagt Mangler, während die zweite anfälliger für Unterzuckerung und Schlafmangel sei. Und bei Fußballerinnen möglicherweise auch für Kreuzbandrisse. «Durch das in dieser Phase stärker ausgeschüttete Geschlechtshormon Progesteron wird mehr Wasser in den Körper eingelagert, also auch in die Gelenke. Das heißt, die Gelenke sind dann etwas lockerer und könnten anfälliger für Verletzungen sein», erklärt Mangler.
DFB-Innenverteidigerin Sara Doorsoun nutzt eine App, in die sie monatlich einträgt, wann ihre Menstruation, auch Periode oder Regelblutung genannt, startet und endet. «Die App gibt mir auch eine Info, wann ich meine nächste Periode bekomme; da gibt es dann eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit», sagt Doorsoun. Die Defensivspezialistin von Eintracht Frankfurt geht offensiv mit dem Thema um. «Ich merke bei mir persönlich: am ersten Tag (Periode) geht's mir einfach nicht gut. Da würde ich am liebsten in Embryostellung den ganzen Tag zu Hause liegen.» In ihrem Club gebe es wie beim DFB vor den Trainingseinheiten deshalb eine Abfrage. «Ich habe bisher gar kein Problem damit gehabt, offen sagen zu können: Hey, ich fühle mich heute echt ein bisschen schwächer. Nur damit ihr Bescheid wisst.»
Bundestrainerin Voss-Tecklenburg ist froh um die Offenheit. «Die Spielerinnen machen das sehr transparent, da ist schon viel Wissen vorhanden. Wir nehmen da natürlich Rücksicht. Für die einen ist das eine größere Einschränkung als für die anderen. Das wird offen und vertrauensvoll besprochen.» Rund ein Drittel aller Frauen haben während der Menstruation etwas stärkere Probleme, schätzt Mangler. «Es gibt Sportlerinnen, die Endometriose haben, also extrem starke Regelschmerzen. Das ist für diese Personen an manchen Zyklustagen dann natürlich extrem schwierig, sportliche Leistung abzurufen. Es gibt aber auch viele Sportlerinnen, die sagen: Das macht mir gar nichts. Die nutzen dann Menstruationstasse oder Tampon - kein Problem.»
Und wieder andere setzen auf die Antibabypille. Wer das Verhütungsmittel durchgehend nimmt, hat keine Menstruation, möglicherweise aber andere Sorgen: «Die Pille wird zunehmend kritischer betrachtet. Sie ist ein Medikament mit zahlreichen Nebenwirkungen wie Libido-Veränderung, depressive Verstimmung oder Thrombose», erklärt Mangler. In der Gesamtgesellschaft nehme die Verschreibung von Pillen-Rezepten daher deutlich ab.
Die Berliner Chefärztin sieht noch viel Aufklärungsbedarf. Sie habe sich schon mit bekannten Sportmedizinern besprochen und gefragt, wie oft diese das Thema Zyklus mit ihren Patientinnen besprochen hätten. Antwort: «Noch nie.» Die Lehrmeinung sei in der Vergangenheit eben eine andere gewesen als heute. «Früher hat man, überspitzt formuliert, Frauen wie kleine Männer behandelt und hat sich um den Zyklus nicht gekümmert, ihn ausgeblendet», sagt Mangler, «das macht man heute nicht mehr.»
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12.07.2023 - 17:21 Uhr | News | Quelle: dpa
Kleinherne wirbt für bessere Rahmenbedingungen im Frauenfußball
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Nationalspielerin Sophia Kleinherne hat kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft für eine flächendeckende Verbesserung der Rahmenbedingungen im Frauenfußball geworben. «Ich finde es sehr schade, dass man es nicht schafft, mehr Frauen zu ermöglichen, dass sie sich auf den Beruf als Fußballerin fokussieren können», sagte die 23 Jahre alte Abwehrspielerin vom Bundesligisten Eintracht Frankfurt dem «Playboy».
Derzeit gebe es in der Bundesliga ein großes Gefälle zwischen den Topteams Bayern München, VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt und TSG 1899 Hoffenheim, die den Großteil der Nationalspielerinnen stellen, und den anderen Mannschaften. Sie wolle sich mit ihren Auswahlkolleginnen daher dafür einsetzen, «dass Gehälter in der Frauen-Bundesliga angepasst werden und dass es möglichst zeitnah eine Art Grundgehalt gibt. Denn hier ist die Kluft zwischen den Vereinen einfach enorm.»
Kleinherne selbst ist froh, bei der Eintracht professionelle Strukturen vorzufinden. «Wenn ich mir vorstelle, dass ich nach acht Stunden Arbeit ins Training hetzen müsste, weil ich zwei Jobs gleichzeitig habe, um finanziell über die Runden zu kommen, wüsste ich auch nicht, wie ich meine Leistung jeden Tag abrufen soll», sagte sie.
Die DFB-Auswahl trifft bei der am 20. Juli beginnenden WM in Australien und Neuseeland in der Vorrunde auf Marokko, Kolumbien und Südkorea. Nach dem zweiten Platz bei der Europameisterschaft im Vorjahr möchte das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg um den Titel mitspielen. «Wenn man zu den Top-Mannschaften in Europa zählt, hat man auch die Chance, ganz oben bei einer Weltmeisterschaft mitzumischen. Es wird aber auf keinen Fall ein Selbstläufer», sagte Kleinherne.
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03.08.2023 - 19:31 Uhr | News | Quelle: dpa
DFB-Frauen auch nach WM-Debakel mit allen Chancen auf Olympia
Nur gut anderthalb Monate nach dem WM-Aus geht es für die deutschen Fußballerinnen schon weiter. Die Nations League steht an - mit einem großen Ziel.
Das frühe WM-Scheitern hat für die deutschen Fußballerinnen zumindest mit Blick auf Olympia 2024 keine negativen Konsequenzen. Bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland werden keine Tickets für Paris vergeben, die europäischen Teams können sich die für sie vorgesehenen zwei Plätze nur über die UEFA Nations League sichern.
Die beiden besten Teams des Wettbewerbs abgesehen von Frankreich, das als Gastgeber gesetzt ist, qualifizieren sich für Olympia. Die Nations League der Frauen feiert im September ihre Premiere. Deutschland wurden in der Gruppe 3 der Liga A die Gegner Dänemark, Island und Wales zugelost.
Im ersten Spiel nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM in Australien und Neuseeland treten die Vize-Europameisterinnen am 22. September in Dänemark an. Vier Tage später steht das Heimspiel gegen Island an. Nach einer kurzen Pause reist am 27. Oktober der dritte Gruppengegner Wales nach Deutschland. Danach kommt es zu den Rückspielen in Island (31. Oktober), gegen Dänemark (1. Dezember) und in Wales (5. Dezember).
Das olympische Fußballturnier in Paris beginnt zwei Tage vor der Eröffnungsfeier am 24. Juli. Bei den Frauen werden zwölf Teams antreten.
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06.08.2023 - 08:30 Uhr | News | Quelle: dpa
Alexandra Popp nach WM-Aus: Stehen wieder auf
©VfL Wolfsburg
Fußballerin Alexandra Popp gibt den Fans nach dem frühen WM-Aus der Frauen ein Versprechen.
DFB-Kapitänin Alexandra Popp hat sich nach dem frühen WM-Aus bei den Fußball-Fans bedankt, sich aber nicht über ihre weitere Zukunft in der Nationalmannschaft geäußert. In den Sozialen Netzwerken schrieb die 32-Jährige am Sonntag: «Vielen Dank an alle Fans, die uns hinterher gereist und unterstützt haben. Ebenso Danke an alle, die zu Hause vor dem Fernseher die Daumen gedrückt und mit uns gefiebert haben.» Die Spielführerin versprach: «Wir werden aufstehen und wiederkommen!»
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg dagegen hatte zwei Tage nach dem historischen Vorrunden-Aus der deutschen Fußballerinnen bei der WM in Australien angekündigt, nicht zurücktreten. «Ich bin noch nie weggelaufen, wenn es schwierig wird», sagte die 55-Jährige.
Ihre Kapitänin hatte schon nach der Finalniederlage bei der EM im Vorjahr längere Zeit offen gelassen, ob sie ihre Karriere im Nationalteam fortsetzt. Bei der WM in Australien und Neuseeland hatte Popp vier Tore in drei Gruppenspiele erzielt. Die Stürmerin des VfL Wolfsburg konnte das Aus aber auch nicht abwenden.
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06.08.2023 - 11:35 Uhr | News | Quelle: dpa
Kein «Weiter so» - aber weiter mit Voss-Tecklenburg
©IMAGO
Die bei der WM gescheiterte DFB-Auswahl ist mit etlichen offenen Fragen nach Hause geflogen. Die Bundestrainerin will aber weitermachen.
Alexandra Popp war eine der Ersten, die sich zurückmeldete. Die Kapitänin der kläglich gescheiterten DFB-Auswahl bedankte sich am Sonntag in den sozialen Medien für die Unterstützung - und gab ein Versprechen. «Wir werden aufstehen und wiederkommen», schrieb die 32-Jährige unter das Bild eines gebrochenen Herzens. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hatte noch im Teamquartier in Wyong in Teilen ähnlich geklungen und weit vor der internen Analyse angekündigt, trotz des historischen Vorrunden-Aus bei der Fußball-WM im Amt bleiben zu wollen.
Irgendwann in den kommenden zwei Wochen wird sich das Krisenzentrum wieder an den Campus des Deutschen Fußball-Bundes in Frankfurt/Main verlagern. «Wir sind weit weg davon zu sagen: weiter so», sagte Voss-Tecklenburg während der fast einstündigen Abschlusspressekonferenz in Australien mit Joti Chatzialexiou, dem Leiter Nationalmannschaften beim krisengebeutelten DFB. Die Turnieranalyse werde «leidenschaftlich» und «intensiv».
Welche Schlüsse oder gar Konsequenzen aus dem erstmaligen WM-Aus vor der K.-o.-Runde gezogen werden, scheint offen. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat der Bundestrainerin bereits das Vertrauen ausgesprochen («Ich bin von ihr überzeugt»), Voss-Tecklenburg selbst gab sich kämpferisch und sagte: «Ich bin noch nie weggelaufen, wenn es schwierig wird. Deshalb habe ich weiter den festen Willen, mit allen Beteiligten die nächsten Schritte im deutschen Frauenfußball zu gehen.»
In ihren ersten Erklärungsversuchen wehrten sich Voss-Tecklenburg und Chatzialexiou gegen das Bild eines zerrissenen Nationalteams. «Wir haben das in den letzten zwei, zweieinhalb Jahren nicht so erlebt», sagte die Bundestrainerin und erklärte ausführlich, wie gerade Führungsspielerinnen ihre Überlegungen eingebunden würden. «Wenn wir Risse vorher erlebt hätten (...), dann hätte man sich dem gestellt.»
Die «Bild»-Zeitung hatte berichtet, dass große Teile des WM-Kaders mit Voss-Tecklenburg und ihren Co-Trainern nicht zufrieden seien. Chatzialexiou äußerte, deshalb sei «direkt» der Spielerinnenrat zusammengerufen worden. «Ich sehe eine sehr gefestigte Mannschaft», sagte der 47-Jährige, dessen Rolle beim WM-Aus in Frankfurt ebenso untersucht werden dürfte. Für die Männer-Auswahl von Bundestrainer Hansi Flick, der bleiben durfte, wurde nach dem WM-Aus Rudi Völler als Sportdirektor installiert. Wie bei den Männern wurde am Samstag (Ortszeit) die Quartierwahl im Nirgendwo kritisch hinterfragt.
Noch deutlich stärker als vor fast genau acht Monaten bei den Männern drängt bei Voss-Tecklenburgs Auswahl die Zeit. Bereits in wenigen Wochen geht es um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Am 22. September steht das erste Nations-League-Spiel in Dänemark an, am 26. September treffen die Vize-Europameisterinnen in Bochum auf Island. Weiterer Gegner ist Wales. Nur zwei europäische Teams erhalten das Ticket für die Sommerspiele.
«Es ist wichtig, den Blick wieder nach vorne zu richten und zu zeigen, dass wir diese Schmach wettmachen können», sagte Chatzialexiou. 2016 in Rio de Janeiro hatten die deutschen Frauen mit Trainerin Silvia Neid Gold geholt, mit dem Viertelfinal-Aus 2019 bei der WM in Frankreich unter Voss-Tecklenburg aber die Spiele in Tokio verpasst.
«Paris is calling you!» (in etwa: Paris ruft!), kommentierte der TV-Moderator Elton, der die DFB-Auswahl in Australien besucht hatte, Popps Worte am Sonntag bei Instagram. Ihr Versprechen dürfte bei ihren Fans die Hoffnung ausgelöst haben, dass auch sie im Nationalteam weitermacht. Der zweite Platz bei der EM im vergangenen Jahr hatte große Begeisterung rund um das Team um Kapitänin Popp ausgelöst.
«Ich spüre es zumindest so, dass die Fans, und die sind die, die das tragen und leben, eher das Gefühl haben: jetzt erst recht», antwortete Voss-Tecklenburg auf die Frage nach möglichen negativen Auswirkungen auf die Entwicklung des Frauenfußballs. Die Bundesliga startet Mitte September, und auch da gibt es noch Redebedarf.
«Ein vertrautes Miteinander ist sehr, sehr entscheidend. Wir müssen in Zukunft Hand in Hand arbeiten, weil es sonst keinen Erfolg für die Nationalmannschaft gibt», sagte Chatzialexiou. Der FC Bayern hatte seine Fußballerinnen fünf Tage später zur ersten WM-Vorbereitung nach Herzogenaurach gelassen als die anderen Spielerinnen, was beim Verband für Riesenärger gesorgt hatte. Chatzialexiou sprach damals sogar von einem «Wortbruch», am Samstag sagte er: «Natürlich hat es auch Einfluss gehabt auf unsere Vorbereitung.»
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08.08.2023 - 10:06 Uhr | News | Quelle: dpa
WM-Aus der DFB-Frauen: Matthäus zieht Parallelen zu Männern
Beim frühen Scheitern der DFB-Auswahl bei der Frauen-WM sieht Lothar Matthäus ähnliche Fehler wie zuvor bei den Männern. Bei der Wahl des Quartiers rechnet er mit Änderungen.
Das erstmalige Aus der deutschen Fußballerinnen in der Vorrunde einer Weltmeisterschaft hat Lothar Matthäus an die jüngsten Auftritte der deutschen Männer erinnert. «Ich sehe gewisse Parallelen zu den Männern. Beide Nationalmannschaften sind auf ähnliche Art und Weise aus dem Turnier geflogen», schrieb der Rekordnationalspieler in seiner jüngsten Kolumne für den TV-Sender Sky.
Das Ausscheiden der DFB-Frauen in Australien und Neuseeland durch das abschließende 1:1 gegen Südkorea sei verdient gewesen. Das Team habe genau wie zuletzt die Männer aus den Chancen nicht die nötigen Tore zum Sieg gemacht, zudem habe dann das Ergebnis im Parallelspiel nicht gestimmt. Womöglich habe man sich vom klaren 6:0-Auftaktsieg über Marokko etwas blenden lassen, ergänzte Matthäus.
Das Quartier sei ähnlich weit weg vom Schuss gewesen wie die Unterkünfte der Männer 2018 in Russland und im vergangenen Herbst in Katar. «Ich denke, es wird bei den nächsten Turnieren nicht mehr so sein, dass man irgendwo abgeschottet in der Prärie ist. Auch bei einer WM willst du mal raus aus deinem Hotel», erklärte Matthäus. Der 62-Jährige betonte: «Man muss nicht alle Wünsche der Mannschaft erfüllen, aber man will als Spieler nicht irgendwo sein, wo man wochenlang nur aufeinander herumhängt.» Auch bei den Reiseplanungen sei viel falsch gelaufen
Zumindest habe die DFB-Auswahl daheim Rückhalt gehabt und habe sich auf das Sportliche konzentrieren können. «Für die Männer war es schwieriger, weil sie schon vor, aber auch während und nach der WM mit anderen Dingen konfrontiert waren», schrieb Matthäus und erinnerte damit an die Diskussionen um WM-Gastgeber Katar.
Quelle
08.08.2023 - 10:07 Uhr | News | Quelle: dpa
Frauenfeindliche Kommentare gegen DFB-Team schockieren Geisenberger
Rodel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger hat sich «schockiert» über frauenfeindliche Kommentare gegen die deutschen Fußballerinnen nach dem frühen WM-Aus des Nationalteams geäußert. «Jetzt Kritik zu üben, ist natürlich okay. Damit muss jeder Leistungssportler klarkommen, Kritik gehört dazu und ist richtig und wichtig. Aber das, was in den sozialen Netzwerken alles geschrieben wird: das schockiert mich wirklich!», schrieb die 35-Jährige in den sozialen Netzwerken.
Neben ihrem Kommentar teilte die Rennrodlerin bei Instagram einen Ausschnitt frauenfeindlicher Sprüche und fragte: «Was ist mit Menschlichkeit? Was ist mit Anstand? Was ist mit Respekt?» An das DFB-Team gerichtet, schrieb Geisenberger: «Kopf hoch, Krone richten und lasst euch nicht ärgern.» Die Auswahl war bei der WM in Australien und Neuseeland bereits in der Vorrunde und damit so früh wie nie zuvor ausgeschieden.
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09.08.2023 - 13:45 Uhr | News | Quelle: dpa
Sasic: Frauenfußball darf nicht «so mitgemacht werden»
©SC 07 Bad Neuenahr
DFB-Vizepräsidentin Celia Sasic sieht nach dem WM-Aus Handlungsbedarf beim DFB. An die Bundestrainerin und an den Bundestrainer hat die Ex-Nationalspielerin hohe Erwartungen.
DFB-Vizepräsidentin Celia Sasic hat sich für strukturelle Veränderungen beim Deutschen Fußball-Bund im Bereich des Frauen-Nationalteams ausgesprochen. «Einen Sportdirektor sollte es auch für die Frauen geben, das ist mein Wunsch», sagte die 35-Jährige in einem «Zeit»-Interview. «Er oder sie sollte die Trainerin unterstützen, die Ausbildung neuer Trainer gestalten, die Schnittstelle zu den Vereinen sein. Da hängen wir im Frauenfußball noch hinterher. Der Frauenfußball darf nicht länger einfach so mitgemacht werden.»
Die DFB-Auswahl von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg war bei der WM in Australien und Neuseeland erstmals in der Vorrunde ausgeschieden. Die Männer-Auswahl war zuvor Ende 2022 in Katar schon zum zweiten Mal nacheinander nicht in die K.o.-Phase gekommen. Für die Männer war im Anschluss Rudi Völler (63) als Sportdirektor installiert worden.
«Ein Ausscheiden in der Vorrunde ist zu wenig für uns als Fußballnation mit dem größten Sportverband der Welt. Der deutsche Fußball hat enormes Potenzial, bei den Männern noch mehr als bei den Frauen, weil die Infrastruktur im Frauenfußball schwächer ist», sagte Sasic, die auch die Ausbildung der Trainerinnen und Trainer im Frauen-Bereich bemängelte. «Hier müssen wir dringend ansetzen und besser ausbilden. Ich glaube, am diesjährigen Profitrainer-Lehrgang nimmt keine Frau teil.»
Eine besondere Verantwortung trage dabei die Bundestrainerin, wie auch Bundestrainer Hansi Flick bei den Männern. «Für die Zukunft wünsche ich mir ein neues Rollenverständnis für A-Nationaltrainer. Sie sollten etwas anderes verkörpern als Startrainer in den Vereinen. Als oberste Fußballlehrer Deutschlands sollten sie Vordenker sein, die sich ums große Ganze kümmern und für das Gemeinwohl arbeiten», sagte die frühere Nationalspielerin.
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11.08.2023 - 11:56 Uhr | News | Quelle: dpa
Ex-Nationaltorhüterin Angerer: «Nicht jede Kritik ist ein Skandal»
©picture-alliance
Die frühere Nationaltorhüterin Nadine Angerer hält die Kritik nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Fußballerinnen bei der WM für wichtig und zugleich das Schweigen von Topvereinen wie dem VfL Wolfsburg für akzeptabel. «Erst mal muss man das respektieren, aber was ist denn so schlimm, auch mal etwas Kritisches gegenüber dem Verband zu äußern?», sagte die 44-Jährige im Interview der «Frankfurter Rundschau» (Freitag). «Nicht jede Kritik ist gleich ein Skandal oder ein Angriff. Kritik kann vielmehr zur Lösungsfindung beitragen.»
Auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg müsse sich hinterfragen. «Wenn man in der Vorrunde ausscheidet, müssen sich die Spielerinnen, der Verband und die Trainerin hinterfragen», meinte Angerer. «Das wird Martina auch tun. Das ist auch nichts Schlimmes und ein ganz normaler Prozess.»
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Ex-Nationalspielerin rechnet mit DFB ab
Ich war eine Marionette des Systems
Meinung
Eine Kolumne von Tabea Kemme
Martina Voss-Tecklenburg: Die Bundestrainerin war nach dem historischen WM-Aus tief enttäuscht. (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler)
Zehn Tage ist das historische Scheitern der DFB-Frauen schon her. Folgt nun die große Analyse des Turniers? Die Probleme liegen tiefer.
G’Day aus Australien,
so langsam biegt die WM auf die Zielgerade ein – und die Euphorie hier im Land ist grenzenlos, so erlebe ich es hier vor Ort. Dass die "Matildas" nach wie vor im Turnier sind, spielt eine wichtige Rolle. Die Australierinnen und Australier sind durch und durch von der Fußballbegeisterung gepackt. Wer weiß, wo sich das noch hinentwickelt, sollte der Gastgeber am kommenden Mittwoch gar ins Finale einzieht?
Während also Schweden, Spanien, England und Australien noch im Turnier sind, musste das DFB-Team bereits vor mehr als einer Woche die Heimreise antreten. Jede Spielerin wird ihren eigenen Umgang mit der Enttäuschung finden, viel Zeit bleibt nicht, das Geschehene zu verarbeiten. Durchatmen, alles sacken zu lassen, ist nicht gegeben. Die Spielerinnen von Eintracht Frankfurt beispielsweise starten bereits am 18. August in die Saisonvorbereitung, der Fokus liegt dann wieder auf der kommenden Spielzeit sowie der Qualifikation für die Champions League.
Ich erinnere mich an 2016, als wir mit der Nationalmannschaft die Goldmedaille in Rio gewannen und ich zehn Tage danach wieder ins Mannschaftstraining bei Turbine Potsdam einsteigen sollte. Nach Rücksprache mit dem Coach bat ich um mindestens 14 Tage frei für die Nationalspielerinnen. Es ist wichtig, dass wir die Vorgaben nicht über uns und vor allem nicht auf Kosten unserer Gesundheit ergehen lassen, sondern hier in den Austausch mit den Verantwortlichen gehen.
Während den Spielerinnen also nur noch ein paar Tage der Verarbeitung und Regeneration bleiben, soll beim DFB nun die große Aufarbeitung stattfinden. Aber seien wir doch mal ehrlich: Du brauchst dieses Turnier jetzt nicht mehr analysieren, sondern musst tiefer gehen. Fakt ist: Wir hängen in Deutschland komplett hinterher, insbesondere was die Ausbildung angeht. Wir verschlafen zum wiederholten Male die Momente, in denen wir grundlegend was im Verband für die Professionalisierung der Liga verändern müssen.
Wo ist der Präsident, der die Defizite aufzeigt und transparent macht, welche Missstände aufgearbeitet werden müssen? Ich habe nichts in diese Richtung vernommen. Dass der DFB beim Thema Kommunikation, oder besser Krisenkommunikation enorm viel liegen lässt, das wissen wir nicht erst seit der WM in Katar. Als ich vor der WM im t-online-Interview die mangelnde Professionalisierung der deutschen Liga kritisiert hatte, bekam ich unmittelbar danach einen Anruf vom DFB. Ich habe nicht das Gefühl, dass der Verband von innen etwas ändern möchte. Und Vorschläge von außen werden abgeblockt.
Wir reden von einem hoch verschuldeten Verband, der nun mit dem Debakel der Frauenmannschaft den nächsten sportlichen Rückschlag einstecken musste. Das zeigt doch umso mehr, dass der DFB einen Impuls von außen braucht. Die Angst vor einem Machtverlust ist bei den Verantwortlichen zu groß. Dabei würde gerade auch internationale Expertise Deutschland extrem guttun.
Gerade was den Fußball der Frauen angeht, sehe ich eine große Gefahr, dass das Team innerhalb des Verbands parallel mitläuft – ohne dass etwas passiert. Angeblich suchen die Verantwortlichen nach einer Person, die sich explizit um den Fußball der Frauen kümmern soll. Und es gibt eine Reihe an hochrangigen Ex-Spielerinnen, die eine große Karriere und Expertise vorzuweisen haben. Doch wo sind diese Menschen? Nadine Angerer arbeitet seit zehn Jahren in den USA, Babett Peter verdient in Chicago ihr Geld. Es besteht kaum Interesse, zum deutschen Verband zurückzukehren.
Zuletzt wurde auch der Name Almuth Schult diskutiert, die ihre Karriere allerdings noch nicht beendet hat. Almuth ist eine Spielerin mit enormer Kompetenz, die den DFB weiterbringen würde. Sie war immer eine Spielerin, die den Mund aufgemacht hat. Jemand, der Missstände klar und deutlich anspricht und artikuliert, hat bei dieser WM gefehlt.
Die Verhandlungen des Mannschaftsrats rund um das Thema der Prämien und die zukünftige Aufstellung der Nationalmannschaft waren nicht zufriedenstellend für das Team. Vonseiten des DFB heißt es seit zig Monaten gebetsmühlenartig, dass Equal Play wichtiger sei als Equal Pay – und die Spielerinnen genervt seien von dem Thema. Das ist ein Kommunikationsplan, der den Spielerinnen weitergegeben wird. Es gibt Spielerinnen, die würden etwas sagen, werden aber von der DFB-internen Presseabteilung angehalten, es nicht zu tun. Es ist nicht gewünscht, dass ich als Spielerin mitgestalte, Missstände aufzeige und für gesellschaftliche Werte wie Gleichberechtigung einstehe.
Derzeit ist es schwer zu sagen, wo wir genau im deutschen Fußball stehen. Es sind die großen Fragen, die mich umtreiben: Wem beim DFB soll ich eigentlich was noch glauben? Wo ist die absolute Transparenz? Wie stellt sich der hoch verschuldete, größte Weltverband zukünftig auf? Während der WM kam ich mir rund um den DFB teilweise vor wie im falschen Film. Der Druck, dem du beim Verband ausgesetzt bist, ist enorm.
Dieser DFB-Komplex macht etwas mit dir. Und ich bin froh, dass mir irgendwann klar geworden ist, dass ich eine Marionette des Systems war.
Hintergrund zum Beitrag
Tabea Kemme spielte von 2013 bis 2018 für die deutsche Nationalmannschaft, wurde 2016 in Rio Olympiasiegerin. Bei der WM 2023 arbeitet sie vor Ort unter anderem für t-online als Kolumnistin. Ab der kommenden Spielzeit ist sie neben ihrem Experten-Job in der Männer-Bundesliga bei Sky auch für MagentaSport als TV-Expertin der Frauen-Bundesliga aktiv.
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Krise rund um den DFB
An Absurdität nicht zu überbieten
Von
Noah Platschko
17.08.2023 - 10:42 UhrLesedauer: 6 Min.
Dzsenifer Marozsán: Sie beendete im April ihre Laufbahn in der Nationalmannschaft. (Quelle: IMAGO)
Zwei Wochen ist das Aus der DFB-Frauen schon her, in gut einem Monat beginnt die Bundesliga-Saison. Der Verband schweigt. Und vieles liegt im Argen.
Aus Sydney berichtet Noah Platschko
Lina Magull hatte Glück. Als die deutsche Nationalspielerin Anfang der Woche zur Wal-Beobachtung aufs offene Meer fuhr, tat ihr das tonnenschwere Säugetier den Gefallen, sich gut sichtbar aus dem Wasser zu erheben und zur Begeisterung der Schaulustigen – inklusive Magull – ein kleines Kunststück zu vollführen.
Die 29-Jährige befand sich auch gut zehn Tage nach dem blamablen deutschen WM-Aus "Down Under", gemeinsam mit ihrem Bruder verbrachte sie ihren kurzen Urlaub am anderen Ende der Welt. Damit war sie nicht die Einzige. Auch Torhüterin Ann-Kathrin Berger weilte bis zuletzt in Australien, unterstützte ihre Freundin Jess Carter bei der WM, die mit England um den WM-Titel kämpft. Wieder andere wie Lena Oberdorf oder Sara Doorsoun sind wieder in Deutschland oder bereiten sich wie Sjoeke Nüsken (wechselte vor der WM zu Chelsea nach London) auf ihre erste Station im Ausland vor.
Finalerfolg 2022 kaschierte die Probleme
Nach der WM heißt vor der Bundesliga-Saison – dabei sind die Scherben des historischen Scheiterns noch gar nicht zusammengekehrt. In gut fünf Wochen steht das nächste Länderspiel der DFB-Frauen in der neu geschaffenen Nations League gegen Dänemark an. Was ist das Konzept, mit dem Deutschland zurück an die Weltspitze kehren möchte? Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wird und will weitermachen, obwohl das Turnier ihr eigentlich keine Argumente liefert. Im Gegenteil.
Das enttäuschende wie blamable Ausscheiden der DFB-Frauen hat offengelegt, welche Probleme rund um das Team existieren. Beziehungsweise wurde nun, da man sich sportlich an den Männern zu orientieren scheint, stärker hinterfragt, was möglicherweise im Argen liegen könnte. Der EM-Finalerfolg 2022 kaschierte so manche Baustellen und Probleme, die jetzt peu à peu zutage treten.
So ist das Thema der fehlenden Kommunikation eines, welches in der Mannschaft für Unstimmigkeiten sorgt. Nicht nur, dass mit dem abgeschiedenen Hotel in Wyong eine Turnierunterkunft gewählt wurde, die bei einigen Spielerinnen für Unverständnis sorgte. Auch der Dialog mit der Bundestrainerin hielt sich in Grenzen. Nach t-online-Informationen gab es Spielerinnen, mit denen Voss-Tecklenburg während des Turniers kein Wort wechselte. Die DFB-Spielerinnen waren angehalten, sich von sich aus bei der Trainerin zu melden, wollten aber nicht zu sehr aufbegehren aus Angst, als schwierig oder anstrengend abgestempelt zu werden.
Doch auch auf taktischer Ebene wachsen die Zweifel, ob Voss-Tecklenburg der großen Aufgabe als Bundestrainerin gewachsen ist. Etliche Spielerinnen beklagten nach dem Aus, nicht gewusst zu haben, wie sie spielen sollten. Ein klarer taktischer Plan war von außen nicht erkennbar. Das Spiel der Deutschen war komplett auf Alexandra Popp zugeschnitten. Eine Spielerin, die zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen dieses Teams gehörte und eine gute WM gespielt hat. Doch daneben war kein Plan B erkennbar. Die erfolgreiche EM, bei der man nur mit viel Glück das Viertelfinale gegen Österreich gewinnen konnte, täuschte über die gegebene spielerische Eindimensionalität hinweg.
Streit mit dem FC Bayern – welche Rolle spielte Giulia Gwinn?
Hinzu kommen atmosphärische Störungen, die Verband und Spielerinnen bereits vor Turnierbeginn heimsuchten. Der Streit mit dem FC Bayern überschattete die Vorbereitung so sehr, dass die Bundestrainerin persönlich Ende Juni die Journalistinnen und Journalisten bat, keine Fragen mehr zu diesem Thema zu stellen. Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter beim DFB, hatte zuvor von "Wortbruch" vonseiten der Münchner gesprochen. Der FC Bayern hatte trotz angeblicher Zusage seine Spielerinnen erst drei Tage später als vereinbart zum DFB geschickt. Ein Vorgehen, das den Verantwortlichen im Verband übel aufgestoßen war.
Dabei könnte beim Streit zwischen Verband und Verein besonders eine Spielerin eine Rolle gespielt haben, die bei der WM gar nicht im Kader stand: Giulia Gwinn. Die Rechtsverteidigerin hatte sich im Oktober 2022 einen erneuten Kreuzbandriss zugezogen, eine Nominierung der 24-Jährigen für die WM geriet zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Während man von DFB-Seite aus angeblich auf einen Einsatz Gwinns bei der WM gehofft hatte, soll von Vereinsseite das Veto gekommen sein. Sie sei noch nicht fit genug gewesen, um die WM zu spielen. Von t-online auf die Personalie Gwinn angesprochen, hatte sich Voss-Tecklenburg bereits bei einem Sponsorentermin Ende Mai schmallippig gezeigt. "Zu Giulia beantworte ich keine Frage", so ihre kurze Antwort.
Farce bei Marozsans letztem Spiel
Neben Gwinn gab es allerdings noch eine weitere Personalie, die bei Beobachtern in der Szene für Kopfschütteln sorgte. Im April bestritt Dszenifer Marozsán, mehrfache Fußballerin des Jahres, Europameisterin und Olympiasiegerin, ihr Abschiedsspiel für den DFB. Die Veranstaltung geriet zur Farce. Nicht nur, dass Deutschland die Partie gegen Brasilien mit 1:2 verlor. Von einer festlichen, angemessenen Verabschiedung für eine der größten deutschen Spielerinnen des vergangenen Jahrzehnts war im Nürnberger Max-Morlock-Stadion wenig zu spüren. Blumen, ein wenig Applaus, mehr nicht.
Dzsenifer Marozsán wurde vor ihrem letzten Länderspiel offiziell aus der Nationalmannschaft verabschiedet. (Quelle: Daniel Karmann/dpa/dpa-bilder)
Dabei hätte sich Marozsán nach t-online-Informationen sogar vorstellen können, ihre Karriere im DFB-Dress fortzusetzen. Die Bundestrainerin habe aber "nicht um sie gekämpft", wie ein Insider berichtet. Marozsáns Wunsch, bei ihrem allerletzten Spiel mit der Nationalmannschaft gemeinsam mit ihrem Neffen aufzulaufen, konnte ebenfalls nicht stattgegeben werden, da sie nicht in der Startelf stand.
Die 31-Jährige kam erst in der 64. Minute für Lina Magull in die Partie. Und als wäre das groteske Schauspiel in Nürnberg nicht schon absurd genug, musste die 112-fache Nationalspielerin auch noch die Loge für ihre Freunde und Verwandten aus eigener Tasche bezahlen.
Dass der DFB auf den Umgang mit verdienten Spielerinnen im Nationaldress wohl keinen allzu besonderen Wert legt, spiegelte sich auch bei dieser WM wider. Gegen Südkorea absolvierte Mittelfeldspielerin Sara Däbritz ihr 100. Länderspiel. Eine entsprechende öffentlichkeitswirksame Würdigung blieb aus. "Das hat auch keiner mitbekommen", schüttelt jemand, der dem Team sehr nahe steht, den Kopf.
Sara Däbritz (l.) und Merle Frohms: Das WM-Aus war nicht nur für die DFB-Stars eine Enttäuschung. (Quelle: IMAGO/DARREN ENGLAND)
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All diese Beispiele offenbaren die sportlichen, kommunikativen sowie menschlichen Baustellen rund um den DFB. Es bräuchte einen Impuls von außen, wie ihn t-online-Kolumnistin Tabea Kemme unlängst einforderte. Doch der Verband ziert sich, auch wenn eine Einigung mit einer neuen Geschäftsführerin kurz vor dem Abschluss stehen soll.
Neuer Medienvertrag tritt in Kraft
In gut einem Monat beginnt zudem schon die neue Bundesliga-Saison – dann in neuem Gewand. Mit Google Pixel konnte der DFB bereits im Mai einen neuen Sponsor an Land ziehen. Zahlen gab der Verband keine bekannt, aber bereits bei der Präsentation war den Verantwortlichen anzumerken, welchen Schub sie sich für den Fußball der Frauen erhoffen.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und Google-CEO Sundar Pichai beschließen die neue Partnerschaft. (Quelle: Christoph Soeder/dpa)
Im Oktober vergangenen Jahres hatte der Verband stolz verkündet, dass sich im Rahmen des neuen TV-Zyklus die Lizenzeinnahmen aus den nationalen audiovisuellen Medienrechten ab Sommer 2023 um das 16-fache erhöhen würden. Neben Magenta Sport wird ab September auch Streamingsender DAZN alle Partien der Frauen-Bundesliga übertragen, zudem werden 32 Partien live im Free-TV zu sehen sein. 22 neu geschaffene Montagsspiele zeigt dann der neue Partner Sport1, die anderen zehn Partien laufen bei den Öffentlich-Rechtlichen.
Nun bleibt abzuwarten, wie attraktiv die Partien zu Wochenbeginn ausfallen werden. Topteams wie Wolfsburg, Bayern oder (möglicherweise) Frankfurt spielen an bestimmten Spieltagen unter der Woche in der Champions League, sodass für sie die Anstoßzeit am Montag nicht infrage kommt. Und auch sonst muss abgewartet werden, inwieweit der Zuschauerinnen-Boost aus der vergangenen Saison aufrechterhalten werden kann.
Denn nach dem enttäuschenden WM-Aus kann nicht davon ausgegangen werden, dass Sponsoren den Vereinen die Türen einrennen. Die Nationalmannschaft ist schon immer das Zugpferd für die Liga gewesen. Doch zumindest in der Bundesliga steht der deutsche Fußball 2023 an einem Punkt, an dem kaum mehr eine Spielerin neben ihrem Alltag als Fußballprofi arbeiten muss.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Dezember 2022 bei einem Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen den FC Barcelona. (Quelle: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl)
Dennoch sind die Spielerinnen nach wie vor weit entfernt vom Luxusleben der Männer. Das Gehalt einer durchschnittlichen Bundesliga-Spielerin liegt zwischen 1.500 und 3.000 Euro brutto – ein Betrag, der ohne zusätzliche Einnahmen aus Werbedeals oder andere Geldflüsse kaum zum Leben reicht. Kein Wunder, dass die Spielerinnen teilweise noch in Wohngemeinschaften wohnen müssen, auch wenn ihre Popularität mittlerweile so weit reicht, dass sie von Passanten zugeparkt werden, um ein Autogramm geben zu müssen.
Ausflüge ins Stadion der Männer sind finanzielle Nullsummenspiele
Frauenfußball ist, zumindest in Deutschland, oft noch ein Geschäft, das sich in vielen Bereichen nicht rechnet. Von Vereinsverantwortlichen war während der Weltmeisterschaft zu hören, dass ein etwaiges Ausweichen in Stadien der Männer bei Klubspielen ein finanzielles Nullsummenspiel sei und kaum Gewinn abwerfe. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Unbestreitbar bleibt jedoch das große Potenzial einer Branche, die trotz des historischen Scheiterns der DFB-Frauen einen Schritt nach vorne gemacht hat. Die sensationellen Quoten am Vormittag unter der Woche in Deutschland unterstreichen das gewachsene öffentliche Interesse an einem Sport, der allerdings weiterhin in Vorleistung gehen muss, um die Lorbeeren harter Arbeit einzukassieren. Auch das ist 2023.
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