2:1-Sieg n.V. über Wales
Humm bringt den späten Sieg: Die Nati sichert sich das WM-Ticket
Die Schweizer Frauen-Nati gewinnt das Playoff-Spiel gegen Wales mit 2:1 nach Verlängerung und sichert sich die WM-Qualifikation.
Das entscheidende Tor erzielt Einwechselspielerin Fabienne Humm in der 121. Minute.
Den walisischen Führungstreffer durch Rhiannon Roberts (19.) glich Ramona Bachmann in der 45. Minute aus.
In der regulären Spielzeit verschiesst Ana-Maria Crnogorcevic einen Penalty, zudem wird ein Tor von Bachmann wegen Offsides aberkannt.
Eine letzte Hereingabe von Géraldine Reuteler, in der Mitte stand Fabienne Humm goldrichtig und lenkte den Ball zum 2:1 ins Netz: In der 121. Minute entschied die Schweizer Frauen-Nati ein zähes Playoff-Spiel gegen Wales doch noch. Der Sieg der Schweizerinnen war verdient, sie waren über 120 Minuten das klar spielerisch bessere und aktivere Team. Die Waliserinnen konzentrierten sich aufs Verteidigen und taten dies bis in die Nachspielzeit der Verlängerung beinnahe makellos.
Humm, die erst zur 2. Hälfte der Verlängerung eingewechselt worden war, krönte sich zur späten Heldin. Dank der erfahrenen FCZ-Stürmerin darf die Schweiz für die WM 2023 in Australien und Neuseeland planen. Zuvor hatten diverse andere Spielerinnen – Ramona Bachmann, Ana-Maria Crnogorcevic und Rachel Rinast – in der Verlängerung die Entscheidung vergeben.
Schweiz mit doppeltem Pech
Dabei hätte es die Schweiz bereits in der regulären Spielzeit klarmachen können. Crnogorcevic durfte nach 57 Minuten zu einem Penalty antreten, nachdem Abwehrspielerin Rachel Rowe einen Kopfball von der Barcelona-Legionärin mit der Hand abwehrt hatte. Crnogorcevic trat an – und setzte den Ball an den Pfosten. Die 32-Jährige blieb dran und verwertete den Nachschuss. Der Jubel im Letzigrund verstummte jedoch schnell wieder. Weil zwischen Penalty und Nachschuss keine Gegenspielerin am Ball gewesen war, zählte der Treffer zurecht nicht.
Und auch in der 84. Minute war die Nati im Pech. Bachmann, im Strafraum von Svenja Fölmli angespielt, setzte sich mit einer Drehung in Szene und hämmerte den Ball aus wenigen Metern ins Netz. Erneut brandete Jubel durch den Letzigrund, der Minuten später jäh verstummte. Der VAR hatte in der Entstehung eine hauchdünne Abseitsposition von Riola Xhemaili erkannt.
Unglücklicher Rückstand
Zuvor war die Schweiz nach knapp 20 Minuten mit 0:1 in Rückstand geraten. Bei einem Eckball zeigten sich die Schweizerinnen in der Verteidigung zu inkonsequent und davon profitierte Rhiannon Roberts, die aus kurzer Distanz ins Tor traf.
Kurz vor der Pause gelang der Nati dann der Ausgleich. Beim ersten wirklich zielstrebig vorgetragenen Angriff landete der Ball nach einer Kombination von Lia Wälti und Noelle Maritz bei Bachmann, die direkt abschloss und ihren 57. Nati-Treffer markierte.
Nielsen gibt Abschied
Dank dem späten Humm-Treffer spielten am Ende weder der verschossene Penalty, noch der aberkannte Treffer oder die mangelnde Chancenverwertung eine Rolle. Die Schweizer Nati qualifiziert sich dramatisch für die WM 2023 und ist zum 4. Mal an einer grossen Endrunde dabei.
Nicht mehr mit dabei sein wird dann Trainer Nils Nielsen. Der Däne, der auf Ende Jahr zurücktreten wird, durfte zum Abschluss mit seinem Team nochmals richtig feiern.
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WM-Fahrplan
Neun Monate WM-Vorbereitungszeit für Nati
Vorfreude auf 2023 Auch an der WM-Endrunde wird die Schweizer Nationalhymne erklingen. Keystone/Salvatore Di Nolfi
Zum 2. Mal nach 2015 hat sich die Schweizer Frauen-Nati für eine WM-Endrunde qualifiziert. Das Turnier geht im Juli/August 2023 in Australien und Neuseeland über die Bühne.
Auslosung
Bereits am 22. Oktober werden im neuseeländischen Auckland die 8 Vierergruppen ausgelost, obwohl noch nicht alle Teilnehmer bekannt sind. Qualifiziert haben sich bislang: Australien, Neuseeland (Co-Organisatoren), Schweiz, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Schweden, Spanien (alle UEFA), Argentinien, Brasilien, Kolumbien (Südamerika), Costa Rica, Jamaika, Kanada, USA (Concacaf), Marokko, Nigeria, Sambia, Südafrika (Afrika), China, Japan, Philippinen, Südkorea, Vietnam (Asien). Die Auslosungstöpfe werden gemäss dem Fifa-Ranking vom 13. Oktober erstellt werden.
Nächster Nati-Termin
Der nächste Nati-Zusammenzug erfolgt noch dieses Jahr. Vom 7. bis 15. November versammeln sich die Spielerinnen zu Trainings, zwei Testspielen – und zur Verabschiedung des scheidenden Coaches Nils Nielsen.
Trainersuche
Nielsens Nachfolgerin oder Nachfolger wird vom SFV-Zentralvorstand auf Vorschlag einer Findungskommission ernannt werden. Laut der abtretenden Direktorin Frauenfussball, Tatjana Haenni, stehen 5 bis 8 Namen auf der Shortlist, «sowohl aus dem Frauen- wie aus dem Männerfussball». Als eine der Favoritinnen ist in mehreren Medien die aktuelle Trainerin des FC Zürich, Inka Grings, genannt worden. Haenni sagte, der Amtsantritt erfolge voraussichtlich erst 2023. Ziel sei es, zunächst ihre eigene Nachfolge zu regeln.
Wie geht es nach der erfolgreichen WM-Qualifikation weiter für die Schweizer Frauen-Nati? Daten und Fakten im Überblick.
Interkontinentale Playoffs
Sollte die Schweiz in eine Gruppe gelost werden, in der erst zwei Gegner bekannt sind, bringen die interkontinentalen Playoffs vom 18. bis 23. Februar in Neuseeland zusätzliche Spannung. Dort geht es in drei Mini-Turnieren um die letzten 3 Plätze an der Endrunde. Teilnehmer sind Taiwan, Thailand, Kamerun, Senegal, Haiti, Panama, Paraguay, Chile, Papua-Neuguinea sowie Portugal. Die Auslosung der Mini-Turniere findet am 14. Oktober in Zürich statt.
Nati-Pausen 2023
Das Zeitfenster der Interkonti-Playoffs ist auch die erste von drei Gelegenheiten für die Schweizer Nati, sich in WM-Form zu bringen. Die weiteren Termine sind 3. – 11. April sowie die unmittelbare WM-Vorbereitung vom 10. - 18. Juli.
WM-Endrunde
Das Eröffnungsspiel zwischen den Neuseeländerinnen und ihren ersten Gruppengegnerinnen steigt am 20. Juli 2023 in Auckland. Je vier Gruppen spielen in Neuseeland (vier Stadien) und Australien (sechs Stadien). In der K.o-Phase finden 11 Partien in Australien und 5 in Neuseeland statt. Der Final im Stadium Australia in Sydney ist auf den 20. August angesetzt.
SRF zwei, sportlive, 11.10.2022, 18.40 Uhr; srf/boe
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Stimmen zur WM-Quali
Comeback-Nati beschenkt «Löwen» Nielsen zum Abschied
Nicht mit Hemd und Krawatte, sondern in einem «Lion King»-T-Shirt stand Nati-Coach Nils Nielsen im entscheidenden Playoff-Spiel an der Seitenlinie – Symbol für die Kämpferinnen-Qualitäten seiner Schützlinge. Und so lobte der Däne, der Ende Jahr als Auswahlchef aufhört, vor allem Einsatz und Kampfgeist seiner Spielerinnen.
Nils Nielsen (Trainer): «Ich bin sehr stolz darauf, dass dieses Team immer wieder zurückkommt, egal was geschieht. Sie geben alles für die Schweiz. Wir lagen in der EM-Barrage gegen Tschechien zurück, wir lagen heute zurück. Auch wenn du Fehler machst: Es geht darum, wie du reagierst. Wir haben heute fokussiert gespielt und an den Sieg gegen ein Wales geglaubt, das sich mit allen Mitteln verteidigte.»
Wie sehr sich Nielsen dem Team verbunden fühlt, zeigt seine Aussage, wonach er erwäge, mit seiner Familie zu den Schweizer Spielen an der Endrunde nach Australien bzw. Neuseeland zu reisen: «Meine Frau hat den Spielerinnen sogar gesagt, sie fühle sich als Teil des Teams», so Nielsen.
Lia Wälti (Captain): «Die Fans haben uns heute super unterstützt. Endlich konnten wir uns vor eigenem Publikum qualifizieren. Die Emotionen beim Siegtor kann man gar nicht beschreiben. Zunächst habe ich gar nicht geglaubt, dass es zählt, weil heute ja alles aberkannt wurde. Ein bisschen habe ich schon ans Penaltyschiessen gedacht. Die Quali freut mich vor allem auch für die jungen Spielerinnen, die 2015 noch nicht dabei waren. Ausserdem ist sie unheimlich wichtig für den Schweizer Frauenfussball.»
Fabienne Humm (Siegtorschützin): «Eigentlich wollten wir den Sieg in 90 Minuten. Nach den zwei aberkannten Treffen ist es umso schöner, dass mir das Tor gelungen ist. In diesem Stadion schiesse ich am liebsten Tore. Ich hatte gehofft, er (Nielsen, Anm. d. Red.) bringe mich etwas früher. Ich hatte die ganze Woche schon gespürt, dass dieses Tor kommt. Mein 75. Länderspiel, das entscheidende Tor – was willst du mehr? Jetzt feiern wir hoffentlich ein bisschen, auch wenn ich morgen arbeiten muss.»
Ramona Bachmann (Schützin zum 1:1): «Wir hätten das Spiel früher entscheiden müssen, haben es aber – leider – mega-spannend gemacht. Die Aberkennung meines Tores durch den VAR ergab ein rechtes Gefühlschaos. Aber das macht den Fussball auch aus. Jetzt sind wir einfach glücklich, dass wir es geschafft haben. Wir werden ein bisschen feiern, aber nicht zu lange und für mich ohne Alkohol.»
Quelle
Die Reaktionen von Spielerinnen und Staff nach dem verdienten Schweizer 2:1-Sieg im Playoff gegen Wales.