27.01.2023 - 12:41 Uhr | News | Quelle: Soccerdonna
Rackow und Herzog: Priorität hat die Liga und der angepeilte Aufstieg
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Soccerdonna: Frau Rackow, die Hinrunde ist nun vorbei und RB Leipzig steht an der Spitze der 2. Bundesliga mit 31 von 36 möglichen Punkten. Welche Note würden Sie der Hinrunde der Mannschaft geben?
Gianna Rackow: Ich würde der Mannschaft eine 1- geben. Nein, ich glaube, dass wir mit der Hinrunde sehr zufrieden sein können. Trotz alledem wollen wir in der Rückrunde da weiter anknüpfen und erfolgreichen Fußball spielen.
Soccerdonna: Mit nur 11 Gegentoren stellt Leipzig die beste Defensive der Liga. Sind sie mit der Defensivleistung zufrieden, Frau Herzog? Und wo gilt es sich noch zu verbessern?
Elvira Herzog: Im Vergleich zu den anderen Teams haben wir die beste Defensive, das stimmt. Aber ich vergleiche mich ungern mit Anderen. Wenn wir bei uns bleiben und die Anzahl der Gegentreffer in Relation zu den gegnerischen Schüssen setzen, ist die Anzahl noch zu hoch. Dies ist einer von vielen Bereichen, den wir im nächsten halben Jahr noch optimieren möchten. Klingt vielleicht etwas sehr kritisch, wenn man mit der besten Offensive und Defensive an der Spitze steht, aber wir haben große Ziele, also müssen wir auch bereit sein, uns aufs Detail zu fokussieren.
Soccerdonna: Im Sommer kam mit Saban Uzun ein neuer Cheftrainer an Board, nachdem Katja Greulich den Verein verlassen hat. Was hat der Cheftrainer verändert?
Gianna Rackow: Grundsätzlich bringt ein Trainer ja immer seine eigene Spielidee bzw. seine Philosophie mit, das hat er gemacht und ins Team integriert.
Soccerdonna: Frau Herzog, auch Sie sind erst im Sommer zu RB Leipzig gewechselt. Sie sind Nationalspielerin der Schweiz. Was hat sie dazu bewogen, in die 2. Bundesliga zu wechseln? Das Label der 2. Bundesliga ist bei RB Leipzig relativ zu sehen. Klar, spielen wir noch in der 2. Liga, aber was die Professionalität, die Qualität im Team und die Bedingungen betrifft, können wir bereits mit der ersten Liga mithalten. Die Gespräche mit den Verantwortlichen und dem Torwarttrainer haben mir schnell gezeigt, wie groß die Pläne dieses Vereins sind und davon wollte ich unbedingt ein Teil sein.
Soccerdonna: Wie sehen Sie Ihre Chancen mit in den WM-Kader zu rücken?
Elvira Herzog: Eine neue Trainerin bedeutet auch neue Chancen und selbstverständlich ist es mein Wunsch, an dieser WM mein Land vertreten zu dürfen. Aber mein Fokus liegt zurzeit auf der täglichen Arbeit und der Zielerreichung bei RB. Dies ist die Voraussetzung für alles weitere.
Soccerdonna: Sie haben gleich bis 2024 unterschrieben, weil sie langfristig an das Projekt RB Leipzig glauben?
Elvira Herzog: Auf jeden Fall. Ich glaube sowohl an die Pläne von RB Leipzig als auch daran, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann.
Soccerdonna: 2021/22 stellte RB Leipzig die stärkste Offensive der Liga. Dennoch reichte es nicht zum Aufstieg in die Bundesliga. Wie ist die Analyse zur letzten Saison ausgefallen, Frau Rackow?
Gianna Rackow: Die Analyse ist so ausgefallen, dass wir zu viele Gegentore bekommen haben. Das haben wir analysiert und wollten es in der neuen Saison als Team besser machen.
Soccerdonna: Die einzige Saisonniederlage 2022/23 haben sie gegen den direkten Verfolger SG 99 Andernach erlitten. Was hat das Spiel mit dem Team gemacht?
Elvira Herzog: Es hat uns aufgezeigt, dass uns nichts geschenkt wird. Ich denke nicht, dass wir nachlässig geworden sind, aber vielleicht war es genau zum richtigen Zeitpunkt ein Reminder, dass wir in jedem Spiel alles geben müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Gianna Rackow: Ich glaube, dass wir nach der Begegnung sehr enttäuscht waren, weil wir schon den Anspruch haben, jedes Spiel zu gewinnen. Wir haben die Partie analysiert, uns aber danach schon auf die nächste Aufgabe konzentriert.
Soccerdonna: Wie sehen Sie die Entscheidung von Andernach, nicht in die Bundesliga aufsteigen zu wollen?
Elvira Herzog: Steht das schon fest? Das wusste ich nicht. Ich weiß, dass wir in die Bundesliga aufsteigen wollen. Welche anderen Teams aufsteigen möchten, darf für uns keine Rolle spielen. Unser Ziel ist es, Meister zu werden und keinen Platz für Diskussionen zu lassen, dass wir in die erste Liga gehören. Gianna Rackow: Ich muss dazu sagen, dass ich mich damit nicht so auseinandergesetzt habe, weil ich mich auf uns konzentriere. Ich finde es aber schade, dass die Rahmenbedingungen nicht erfüllt werden können und ein Verein wie Andernach trotz der guten Leistungen dann nicht aufsteigen könnte bzw. möchte.
Soccerdonna: Im März steht das Viertelfinale im DFB-Pokal an. Gegner ist die SGS Essen, die bisher eine eher unzufrieden stellende Saison gespielt haben. Rechnen sie sich Chancen auf das Halbfinale aus?
Elvira Herzog: Es wird sicher ein interessantes Spiel. Wir werden mit genau derselben Einstellung, demselben Kampfgeist und demselben Siegeswillen in diese Partie gehen, wie wir es gegen Frankfurt getan haben. Wenn wir es schaffen, unsere Qualität auf den Platz zu bringen, bin ich überzeugt davon, dass wir eine Chance haben, eine Runde weiterzukommen. Gianna Rackow: Essen ist eine junge Mannschaft mit viel Potential. Wir werden es sehr schwer haben, trotzdem wollen wir alles geben, um ins Halbfinale zu kommen.
Soccerdonna: Wenn man so weit gekommen ist, will man dann auch ins Finale nach Köln?
Elvira Herzog: Natürlich ist es ein Traum, den man anfängt zu träumen, wenn man eine Runde weiterkommt. Trotzdem, es sind noch zwei Runden bis dahin, und nur noch Spitzenmannschaften im Rennen. Wichtig ist jetzt, den Fokus auf den nächsten Schritt zu legen und das Spiel bei uns am Cottaweg zu genießen. Die Stimmung ist immer der Wahnsinn. Wer weiß, wohin uns dieses Gefühl noch tragen kann. Gianna Rackow: Es ist, glaube ich, von jeder Spielerin der Traum mal im Pokalfinale in Köln zu spielen. Trotzdem konzentrieren wir uns erstmal auf die Aufgabe gegen Essen. Priorität hat aber ganz klar die Liga und der angepeilte Aufstieg.
Soccerdonna: Letzte Saison konnten die Herren den DFB-Pokal bereits nach Leipzig bringen, wird es jetzt auch Zeit, dass die Frauen nachziehen?
Elvira Herzog: Ich würde sagen, das wäre dann ein Grund, mich in den WM-Kader zu nehmen. (lacht)
Soccerdonna: Frau Rackow, Sie haben nun kürzlich ihren auslaufenden Vertrag bis 2025 verlängert. Erstmal Glückwunsch dazu. Wie leicht oder schwer fiel ihnen die Entscheidung so lange zu verlängern?
Gianna Rackow: Meine Entscheidung, den Vertrag zu verlängern, fiel mir sehr leicht. Ich fühle mich sehr wohl im Team und in der Stadt. Ich freu mich riesig auf die nächste Zeit und glaube, dass hier in Leipzig noch viel passieren wird.
Soccerdonna: Und wo sehen Sie beide sich in 5 Jahren?
Elvira Herzog: Fünf Jahre ist gerade im Fußball eine lange Zeit, bis dahin kann sich noch sehr vieles ändern. Ich konzentriere mich auf das hier und jetzt und versuche gar nicht so weit in die Zukunft zu blicken. Gianna Rackow: Ich hoffe, dass ich gesund und verletzungsfrei auf dem Fußballplatz bin.
Soccerdonna: Haben Sie eine lustige Anekdote aus Ihrer Zeit als Fußballerin?
Elvira Herzog: Im letzten Sommer habe ich mein Auto für den Service in die Werkstatt gebracht. Irgendwie sind wir darauf gekommen, dass ich Fußball spiele. Gratis zum Service hat er mir noch ein paar Tipps für meine fußballerische Tätigkeit mitgegeben; ganz wichtig ist tatsächlich das Passspiel, insbesondere die Beidfüßigkeit. Ich habe mich bei ihm bedankt, schließlich hat er mal in der 4. Schweizer Liga gespielt. Was mir an der ganzen Geschichte am besten gefiel, war sein Gesichtsausdruck, als ich eine Woche später als Ehrengast bei unserem gemeinsamen Stammverein auf die Bühne gerufen wurde. Im Anschluss ist er zu mir gekommen und meinte, er hätte ja nicht gewusst… gerne habe ich ihm die gewünschten Autogrammkarten unterschrieben. Rabatt auf meinen Service habe ich dafür leider nicht gekriegt. (lacht)
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