1860 München vor einer ungewissen Zukunft
Tabula rasa bei 1860: Ayre weg, Cassalette auch
Nach dem Abstieg in die 3. Liga steht der TSV München 1860 vor einem Scherbenhaufen. Geschäftsführer Ian Ayre trat bereits am Morgen vor der Partie zurück, Präsident Peter Cassalette ebenfalls, und Trainer Vitor Pereira verabschiedete sich nach Schlusspfiff. Von den Spielern wird ohnehin kaum jemand bleiben.
Der Mannschaftsbus war aus Sicherheitsgründen schon von der Allianz Arena im Münchner Norden weggefahren worden, als 1860-Coach Vitor Pereira mit seinen Co-Trainern im Privatwagen von dannen fuhr. Zuvor hatte sich der portugiesische Coach auf der Pressekonferenz und später auch in der Mixed Zone von Mitarbeitern, Fans und Journalisten verabschiedet. Klar verkündete Pereira seinen Abschied zwar nicht, sicher ist er dennoch.
Der Trainer ist nicht der Einzige, der sich an diesem denkwürdigen Abend verabschiedete. Wie der kicker erfuhr, war Geschäftsführer Ian Ayre bereits am Morgenzurückgetreten. Am Abend bestätigten die Löwen die Meldung und gaben zudem bekannt, dass auch Präsident Peter Cassalette sein Amt niederlegt.
Der Engländer Ayre war erst im April angetreten. Ein Grund für den schnellen Abschied des mit vielen Vorschuss-Lorbeeren angetretenen früheren Liverpool-CEO war ein Disput mit Peter Cassalette, in dem es unter anderem um ein nicht autorisiertes Interview des Präsidenten mit einer Münchener Zeitung ging.
Cassalette stand nach Spielschluss nicht für ein Statement zur Verfügung, Investor Hasan Ismaik war nicht im Stadion, seine beiden im Aufsichtsrat vertretenen Brüder Yahya und Abdelrahman hatten die Arena bei Schlusspfiff schon verlassen. Es blieb die tapfere Pressesprecherin Lil Zercher, die den wartenden Journalisten mitteilen musste, dass sich kein eigentlich Verantwortlicher seiner Verantwortung stellte.
Während die Spieler nach und nach das Stadion verließen, außer Michael Liendl (31) und Leihspieler Levent Aycicek (23), formulierte Coach Pereira im Medienraum der Arena seine Abschiedsworte. "Das ist schwer zu verkraften, das ist ein harter Moment", sagte der 48-Jährige nach der Niederlage auf der Pressekonferenz: "Ich habe ein gutes Gewissen, dass ich alles gemacht habe, was ich machen konnte." Rückfragen ließ der Coach nicht zu. Als ein Pressevertreter nachhaken wollte, wurde die Medienrunde kurzerhand beendet, der Trainer stand auf.
Auch von den Spielern werden nur wenige bleiben, für die 3. Liga hat kaum einer der Profis einen gültigen Vertrag. Als die meisten Schuldigen dieser katastrophalen Saison bei 1860 München das Stadion in Fröttmaning bereits verlassen hatten, tobte über München ein heftiges Gewitter. Die symbolische Reinigung im Klub war da bereits im vollen Gange.
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